8. S«tte - Nr. 12«

Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter

Freitag, den 2. Zuni 1933

wird die Nacht. Kaum sind die roten Flieger zur Ruhe gegangen, so erscheinen schwereJu 52" über ihren Flugplätzen entlang den drei Straßen, die von der Küste nach Madrid führen. Bombe auf Bombe jagt herunter. Einschläge und Flammen leuchten aus dem Dunkel der Tiefe. Hier und da wird das MAndungsfeuer eines schweren MGs. oder einer Batterie sichtbar. Scheinwerfer greifen mit weißem Finger in die Nacht. Für Augenblicke wer­de« Ziele sichtbar, im gleichen Augenblick verschwinden sie wie­der; aber die Bomber erlahmen nicht. Erst später erfahren sie, was sie geleistet haben. Erst nach dem Siege weiß die Madrider Bevölkerung von den Leiden zn erzählen, welche die Hauptstadt des roten Spanien Nacht für Nacht durchschüttelten. Der gesamte Nachschub, die Lebensmittel und Munitionstransporte, die Ver­schiebung der Truppen und der Abtransport von Material ge­riet durch die stänmgen nächtlichen Angriffe in Verwirrung. Ma­drid war am Erliegen. Es schrie, telefonierte und telegrafierte jede Nacht verzweifelt um Hilfe. Es hätte nicht viel gefehlt, und der spanische Bürgerkrieg wäre schon damals beendet worden.

(Fortsetzung folgt.)

Die i«ö Kilometer-Grenze

Die Auswirkung der HSchstgeschwindigkeitsbegrenzung Erhöhte Sicherheit, gesenkter Verbrauch Ein Fachmann beurteilt die Praxis Don Direktor Jakob Werlin.

Zur Geschwindigkeitsbegrenzung der Kraftfahrzeuge ver­öffentlicht Direktor Jakob Werlin von der Daimler-Venz AG. imVölkischen Beobachter" einen Artikel. Wir geben einen Teil seiner Ausführungen wider.

NSK. Welche Nachteile erwachsen dem Kraftfahrer aus der Eeschwindigkeitsbegrenzung? Sagen wir es rund her­aus gar keine. Die 60 Kilometer-Grenze im Stadtver­kehr wird das dürfte wohl kaum in Zweifel gestellt wer­den können eine Herabsetzung sämtlicher Un­fall a r t e n, verursacht durch übermäßige Geschwindigkeit (27 500 im Jahre 1938), Vorfahren (50 700), falsches Ein- j biegen (21 000), falsches Ueberholen (27 000) nach sich zie­hen, da Lei geringerer Geschwindigkeit die Bremswege kür- : zer und selbstverständlich auch die Wucht der Zusammenstöße ! geringer find. Schon die erste Woche seit der Geschwindig- - keitsbeschränkung hat eine erfreuliche Abnahme der Unfälle ^ gebracht. !

Man wird nicht fehlgehen in der Annahme, daß die mei- ? sten Kraftfahrer für die 60 Kilometer-Grenze volles Ver- ^ ftändnis haben. Was ihnen mehr weh tut, ist die Be- ! schränkung der Maximalgeschwindigkeit s auf 100 Kilometer im Fernstraßenverkehr. Die ! Freude am Schnellfahren ist nun einmal bei vielen Kraft- s fahrern vorhanden und besonders die Autobahnen geben ! hierzu den Anreiz. Betrachten wir nun einmal die Dinge : wie sie sind. -

Auf den Fernstraßen und Autobahnen konnte man in den letzten Jahren aus dem unmittelbaren Verkehrsleben her­aus die Beobachtung machen, daß man mit einem Tempo ^ von 100 Kilometer rund 90 v. H. aller Kraftfahrer über- « holte. Auch aus der Zusammensetzung der in Deutschland zugelasfenen Kraftfahrzeuge nach ihren verschiedenen Kate- : gorien und Größenklassen geht das hervor. Nehmen wir die ^ Motorräder, so ergibt sich, daß eigentlich nur die Maschinen - über 350 ccm das sind vom Eesamtbestand 18 v. H. ^ ein höheres Dauertempo als 100 Kilometer fahren können, s Bei den Kraftwagen liegt die Situation so, daß über 80 ^ v. H. aller laufenden Wagen unter 2-l-Motorgröße haben. Die Fahrleistung aller dieser Fahrzeuge übersteigt kaum die 100-Kilometer-Erenze. Weitere 15 - v. H. der Wagen zwischen 2- und 3-l-Motorgröße sind zwar / in der Lage, ein höheres Dauertempo zu fahren, jedoch un- ! ter Aufwendung erheblicher Mehrkosten für Treibstoff und : Bereifung. Selbst mit stärkeren Wagen waren aber Durch- ! schnitte von über 120 Kilometer aus Verkehrsrücksichten > nur selten erreichbar Der Zeitunterschied zwischen dem vor- geschriebeneu Maximaltempo von 100 Kilometer und dem höchstmöglichen Durchschnittstempo eines Wagens von 3,4-l- s Motorgröße betrug auf einer Autobahnstrecke wie etwa MünchenStuttgart kaum mehr als eine Viertelstunde. z

Von dem gesamten Personenkraftwagenbestand (rund 1.5 ! Millionen Fahrzeuge) entfallen praktisch nur etwa 135 000 Wagen unter die Beschränkung. Bei einer Durchschnittslei- ! stung dieser 135 000 Fahrzeuge von 25 000 Kilometer pro s Jahr ergibt sich schon bei geringer Einschränkung eine Er- > sparnisvonrund67MillionenLiterTreib- >

Roman von Klara Haidhausen.

vrhek>«rrecht<sch«tz durch Verlagsanstalt Manz, Regensburg. SS. Fortsetzung. Nachdruck verboten.

Dann traten sie beide hinaus auf den offenen Rund­gang, der terrassenförmig die Kapelle umzog. Sinnend ging der Blick in die Weite, hin über dies herrliche Stück bayeri­scher Heimat. Wie in Gedanken begann Franz zu summen:

Das schönste Land in Deutschlands Eaun bist du mein Bayerland!" Um dann laut hinzuzufügen:Ja, wenn sich die Deutschen in Nord und Süd über alle Dinge so einig wären wie über die Schönheiten unserer bayerischen Vergwelt. And doch wird einmal der Tag anbrechen, wo das Volk über allen Bruderzwist hinweg wieder zu Volk finden wird."

Vorläufig scheint der Fall noch hoffnungslos!"

Doch, Lore, der Tag ist nicht mehr fern, ich glaube fest daran!"

Mit leuchtenden Augen sah Franz über das stille, fried­liche Tal hinweg. Wie er so dastand in der kurzen Leder­hose und dem kleidsamen grauen Lodenjanker, ein echter Sohn seiner altbayerischen Heimat da ging soviel starke, zukunftsfrohe Zuversicht von ihm aus, daß alle Zweifel Dithas verstummten und sie sich bezwungen seinem großen Glauben beugte. Nein, ein Volk, das solche Söhne, soviel Kraft und soviel Glauben an sich selbst sein eigen nannte, konnte nicht untergehen! Das würde auch diesmal wieder, wie schon öfter in seiner geschichtlichen Vergangenheit aus sich selbst heraus die Kraft zu neuer Erhebung und neuem Aufstieg finden.

Wer weiß, wie lange sie so, Seite an Seite an der Balu­strade des Rundgangs lehnend, stehengeblieben wären, eins ins andere versunken, jedes gefesselt und beglückt von dem reichen Innenleben des andern, wenn nicht ein langsam näberkommeudes Geräusch ihre Aufmerksamkeit auf sich ge-

stoss. Wenn darüber hinaus auch die Fahrer schwächerer Wagen ihre Maschinen nicht voll ausfahren würden, ergäbe dies eine Einsparung, die für unsere Treibstoffwirtschaft ge­radezu von ausschlaggebender Bedeutung ist.

Bei der zunehmenden Motorisierung und dem vermehrten Bedarf des Heeres, der Luftwaffe und Marine könnte sich nämlich die Notwendigkeit ergeben, entweder Luxusfahrten einzuschrünken oder sich diese kleine Einengung aufzuerlegen. Es ist wohl anzunehmen, daß jedem Kraftfahrer die letztere Lösung lieber ist.

Es kommt noch dazu der V e r b r a u ch a n R e i f e n, der bei Geschwindigkeiten von Uber 100 Kilometer bis zur sie­benfachen Höhe zunimmt. Gummi und Gewebe, die beiden Hauptbnustoffe der Reifen, haben einen gemeinsamen Feind: die Erhitzung. Auch der müßig erwärmte Reifen nützt sich schon um ein Vielfaches schneller ab. Man kann sich eine Borstellung von dem Einfluß der hohen Fahrge­schwindigkeit machen, wenn man bedenkt, daß ein Reifen schon bei 100 Kilometer zwölsmal pro Sekunde am Boden zusammengepreßt und dann wieder entspannt wird. Ueber- dies wirkt die Straße' bei zu scharfem Bremsen und Be­schleunigen wie ein Reibeisen auf den Gummi.

Mit der Frage des Treibstofsverbrauches haben sich so­wohl Generalinspektor Dr. Todt als auch einzelne Fabriken befaßt. Es ist heute erwiesen, daß der Treibstoffverbrauch mit der Zunahme der Geschwindigkeit bis zu 50 v. H. und mehr ansteigt. Hierfür einige Vergleichszahlen: Ein Wagen von 3,4-l-Motorgröße hat einen Verbrauch bei einer Ge­schwindigkeit von 60 Kilometer 11,5 Liter, 80 Kilometer 12,5 Liter, 100 Kilometer 14,5 Liter, 120 Kilometer 18,0 Li­ter. Außer den 3000 Kilometer Reichsautobahnen besteht der größte Teil des übrigen Straßennetzes, das sind 283 000 Kilometer, aus normalen Landstraßen, auf welchen erfah­rungsgemäß die Maximalgeschwindigkeit bei vernünftigen Fahrern zwischen 60 und 80 Kilometer liegt. Es kann also die vorgeschriebene Maximalgeschwindigkeitgar nichtausgenutztwerden und der Sinn der Verord­nung ist auch nicht der, daß nun etwa auf diesen Straßen gesäubert" werden soll. Ebenso wie es nicht der Stolz der Kraftfahrer sein soll, im dichten Verkehrsnetz der Stadt die Geschwindigkeit von 60 Kilometer unter allen Umständen zu erreichen. Der Kraftfahrer muß sich dessen eingedenk sein, daß die übrigen gesetzlichen Vorschriften nicht außer Kraft gesetzt find.

Hier sei angeführt, daß der Führer, wovon ich mich oft selbst überzeugen konnte, auch auf den Autobahnen keine größere Geschwindigkeit fährt als 80 Kilometer-Stunden... und niemand dürfte es eiliger haben als er. Das sollten sich zuerst alle Kraftfahrer merken, die glauben, daß ihnen die 100 Kilometer-Grenze nicht genügt.

Die künftigen Käufer von großen Wagen werden trotz­dem von ihren Fahrzeugen wesentliche Vorteile in bezug auf Fahrleistung haben, denn nicht die Spitzengeschwindigkeit allein ist entscheidend für die Qualität eines Fahrzeuges, sondern die Elastizität, Beschleunigung, Kurvenlage, Berg- steigefühigkeit, Bremsfähigkeit, räumliche Bequemlichkeit und der Vorteil der leisen Schnellfahrt. Es ergibt sich für alle Wagen mit höherer Spitzengeschwindigkeit als 100 Ki-

lometer somit eine Leistungsreferve und Senkung des Ver­schleißes, welche die Lebensdauer aller Teile wesentlich stei­gert.

Daß mit der Verordnug über die Geschwindigkeitsbegren­zung keine drakonischen Maßnahmen gebracht werden, bestä­tigen die in hochmotorisierten Ländern (z. V. England und Amerika) seit vielen Jahren bestehenden Geschwindigkeits­begrenzungen. In England z. V. beträgt die Höchstgeschwin­digkeit innerhalb geschlossener Ortsteile 30 Meilen, also 48 Kilometer. In USA. haben die meisten Staaten Ee- schwindigkeitsbegrenzungen, die weit unter de« jetzt in Deutschland festgesetzten liegen.

Es ist zu hoffen, daß durch die neue Verordnung eine er­hebliche Verminderung der Unfallziffern eintritt. Hierzu beizutragen sind allerdings nicht nur die Kraftfahrer, son­dern in gleicher Weise auch Fußgänger und Radfahrer ver­pflichtet.

Die Zahl der Todesfälle von 8000 und 180 000 Verletzte jährlich ist einfach für die Zukunft unhaltbar, abgesehen von dem enormen Sachschaden, den die Versicherungsgesell­schaften allein mit 300 Millionen RM. im vergangenen Jahr angeben, wobei zu berücksichtigen ist, daß infolge der hohen Prämien nur etwa 75 v. H. der Kraftwagen und 21 v. H. der Krafträder versichert sind. Die Unsummen, die jährlich von den Versicherungen für Verkehrsunfälle erlegt werden, sind vergeudet, sie dienen am allerwenigsten dem Aufbau. Jeder Fachmann weiß, in welchem Umfang die Reparaturwerkstätten mit Unfallreparaturen, die zum Teil zu den kostspieligsten und zeitraubendsten gehören, überlastet sind. Selbst wenn im günstigsten Falle nur ein Sachschaden entstand, so ist das, ganz besonders im Hinblick auf unsere Rohstofflage ein Verlust, der am Volksvermögen zehrt. Die zu erwartende Verminderung der llnfallziffern mutz der Frage der Prämiensenkung und vielleicht auch der Beseiti­gung des vor 40 Jahren zum Schutze gegen das Auto ge­schaffenen Haftpflichtgesetzes (Gesährdungshaftung) die Tore öffnen.

Zur Eröffnung der Automobilausstellung 1939 prägte der Führer den Satz:Deutschland muß nicht nur zum Land des dichtesten, sondern auch des sichersten Verkehrs werden." Für alle Kraftfahrer muß deshalb in Zukunft der Grundsatz gel: ten:In der Beschränkung zeigt sich erst der Meister."

Schwäbische Bauern-KrankenLasie

Die Jahreshauptversammlung

Stuttgart 31. Mai. Am Pfingstmontag trafen sich die Mit­glieder der Schwäbischen Bauern-Krankenkasse (früher Kranken­hilfe der Landesbauernschaft Württemberg) im Festsaal der Lie­derhalle zur Jahreshauptversammlung. Aus allen Teilen Würt­tembergs und Hohenzollerns waren mehr denn 1VM Angehörige dieser berussständischen Selbsthilfeeinrichtung erschienen. Nach der Begrüßung und einem sachlichen Ueberblick durch den Vor­sitzenden des Aufsichtsrates, Vezirksbauernführer Eekeler, gab das geschäftsführende Vorstandsmitglied Druffner den Be­richt über das Geschäftsjahr 1938. Die schon seit Jahren anhal­tende Aufwärtsentwicklung hat sich im vergangenen Geschäfts­jahr in erhöhtem Maße fortgesetzt, was auch der Rechnungs­prüfer, Bürgermeister Kurr, bestätigte. Der Vorsitzende des Vor­standes, Abteilungsleiter des Reichsnährstandes v. Wrangell, sprach der Eeschäftsleitung Dank und Anerkennung aus und be­tonte, daß man die Sorgen und Wünsche der Bauern und Land­wirte wohl kenne und bemüht sei, diese nach Kräften abzunehmen oder zu erfüllen. Eine besondere Aufgabe falle der Schwäb. Bauern-Krankenkasse zu, da die Betreuung des bäuerlichen Men­schen heute besonders wichtig sei. v. Wrangell schilderte aus eige­ner Erfahrung als Vorsitzender der Krankenkasse, wie viele durch Krankheit und Unfälle bedingte Notlagen behoben wurden, in­dem über die tariflichen Leistungen hinaus Sonderzuwendungen gemacht werden konnten. Der Vorsitzende Gekeler legte die Beschlußfassung über die Gewinnbeteiligung vor. Neben den seit Jahren üblichen Veitragsgutschriften von zwei und sechs Monats­beiträgen konnte dieses Jahr erstmals auch im Familientarif den im verflossenen Geschäftsjahr nicht erkrankten Mitgliedern zwei Monatsbeiträge gutgeschrieben werden, was von allen Anwesen­den freudig bestätigt wurde. Bei der Aussprache brachten alle Redner die Zufriedenheit der Mitglieder zum Ausdruck. Die Schwäb. Bauern-Krankenkasse habe gezeigt, daß alles, was ge­schaffen werde, dem Wähle der Mitglieder gelte. Bei der derzei­tigen Lage der Landwirtschaft sei es aber nicht möglich, weitere Verbesserungen durchzuführen, da selbst die kleinste weitere Ver­pflichtung untragbar ist. An die Aerzteschaft wird die Bitte gerichtet, auf die überaus angespannten Verhältnisse der Land­wirtschaft gebührende Rücksicht zu nehmen. Mit einem Besuch der Reichsgartenschau fand die schön verlaufene Tagung ihren Ab­schluß. . , _

zogen hätte. Ditha sah zuerst um und faßte erblassend nach oer Hand ihres Gefährten.Mein Gott, Franz, sehen Sie doch! Was ist das?"

Langsam, auf den Knien rutschend, die Gestalt fast ganz zu Boden gedrückt.mnter der Last eines großen, schweren Holzkreuzes, näherte sich die Frau, die vorher in der Kapelle drinnen gebetet hatte, ihrem Standort. Unter dem weißen Kopftuch, das Stirn und Augen völlig beschattete, hervor quoll der Schweiß in großen Tropfen über das gerötete Ge­sicht herab, die Brust keuchte in schweren Stößen und trotz­dem murmelten die bläulichen Lippen unaufhörlich zu den Perlen des Rosenkranzes, die in kurzen Abständen durch die arbeitsharten Finger rannen.

Mit sanftem Griff hielt Franz die Gefährtin zurück, die von heißem Mitleid vorwärtsgetrieben auf die kniende Frau zueilen wollte, und führte sie die Treppe von dem erhöhten Kapellenbau hinunter.Kommen Sie, Lore!" jagte er leise. Solche Andacht darf man nicht stören."

Ditha nickte.Das wohl! Und doch . . ." heiß wallte von neuem ihr Mitleid aufsie kam mir so grenzenlos arm und verlassen vor!"

Da blieb Franz Hormann stehen und sah sie ernst an. Arm, Lore? Oh nein! Wer so fest glauben und auf Gottes Hilfe vertrauen kann, der ist nicht verlassen. Und ganz arm ist nur der Mensch, der keinen Gott mehr hat."

In Dithas Augen schimmerten Tränen, als sie Franz mit überströmendem Herzen die Hand entgegenstreckte.Wie schön das ist, wenn ein Mann so spricht! Sie wissen wohl gar nicht, wieviel Sie mir heute schon gegeben haben."

Er schüttelte lächelnd den Kopf.Nicht mehr als Sie mir! Sie gaben mir Ihre Freundschaft!"

Und Franz Hormann tat etwas, was er nicht mehr ge­tan hatte, seit er von seinem blonden Schweizer Lieb ge­gangen war, er bückte sich nieder und küßte die schlanke, weiße Frauenhand, die sich so warm und vertrauend in die seine schmiegte.

Dann aber, wie man das öfters tut, wenn einem eine Situation über den Kopf wachsen will, rettete er sich mtt

einem kühnen Sprung auf den Boden fester, ja fast banaler Wirklichkeit zurück.Wollen wir nun essen gehen? Der Kramerwirt hat eine gute Küche und ich habe Hunger."

Ditha lachte belustigt.Es ist nur gut, daß Sie mir eben soviel Beweise vom Gegenteil gegeben haben ich müßte Sie sonst für einen schrecklich materialistischen Menschen halten. Wie kann man Hunger haben bei so viel Schönem ringsum!"

Franz machte ein drollig zerknirschtes Gesicht.Ja, es ist sehr schlimm, wenn man neben der schönheitsdurstigen Seele auch noch mit so etwas wie einem hungrigen Magen belastet ist. Aber ich fürchte, wenn Sie nur von der Schönheit satt sind, werden Sie kaum Kraft genug haben, den dicken Herrn da droben zu bewältigen. Es wird deshalb schon besser sein, wenn Sie sich mit mir nun auch etwas realen Genüssen zuwenden."-

In dem schönen, von Lreitästigen Kastanien beschatteten Garten luden freundlich gedeckte, runde Tische zum Ver­weilen ein, und bald saßen die zwei bei einem einfachen, aber gut zubereiteten und durch ihre frohe Stimmung treff­lich gewürzten Mahl. Zwölf Helle, goldene Schläge verkün­deten vom Kapellentürmchen herüber die Mittagsstunde.

Wo ist nur der Vormittag so schnell hingekommen?" sagte Ditha verwundert.Und wie ist denn nun das Pro­gramm für den heutigen Nachmittag?"

Nicht sehr groß," erwiderte der Doktor.Ich denke, wir steigen bald nach dem Essen ein bißchen zur Höhe und halten dort an einem schattigen Plätzerl im Bergwald ein wenig Mittagsruhe. Und dann . . ."

Dann koche ich Kaffee!" lachte Ditha.

Wieso?" Nun war das Verwundern auf seiner Seite. Sie haben doch nicht . . . ?"

Freilich habe ich! Spiritus, Kaffee, Sturzmaschine, Zucker, Büchsenmilch, Keks"

Das haben Sie wirklich prachtvoll gemacht."

(Fortsetzung folgt.)