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Nr. 124

Mittwoch, äen 31. Mai 1939

113. Jahrgang

Störung deutscher Gottesdienste in Kattowitz

Kattowitz, 30. Mai. Am ersten und zweiten Pfingstfeiertag kam es in der Kathedral-Kirche in Kattowitz zu Vorfällen, wie ste sich bisher nur in den kleineren Gemeinden Ostoberschlestens zugetragen haben. Organisierter Pöbel hatte nach dem berüch­tigten Muster von Antonienhütte die deutschen Gottesdienste an Leiden Pfingsttagen planmäßig in widerlichster Weise gestört. Am ersten Feiertag hatte ein großer Teil der Polen nach dem polnischen Gottesdienst offensichtlich auf bestimmte Weisung die Kirche nicht verlassen und empfing die zum deutschen Haupt­gottesdienst erscheinenden deutschen Kirchenbesucher mit lautem Gebrüll. Als der amtierende Pfarrer den Versuch unternahm, die Störung zu verhindern, vollführte die verhetzte Masse einen ohrenbetäubenden Lärm, so daß sich die deutschen Kirchenbesucher gezwungen sahen, das Gotteshaus zu verlassen. Viele von ihnen wurden buchstäblich von dem Pöbel aus der Kirche hinaus­gedrängt. Am zweiten Feiertag wurde eine Fensterscheibe ein­geschlagen. Eine Menge verhetzter polnischer Elemente verschaffte sich Eintritt ins Pfarrhaus und wandte sich gegen den Geist­lichen, der es noch gewagt hat, deutsche Gottesdienste anzusetzen. Unter Drohungen wurde der Pfarrer daran gehindert, den an­gesetzten deutschen Hauptgottesdienst abzuhalten. Mehrere

Deutsche, die sich darüber empört äußerten, wurden tätlich an­gegriffen und mißhandelt. Bemerkenswert ist, daß an­wesende Polizeibeamte nicht gegen die polnischen Störenfriede eingeschritten sind, sondern sich gegen die ihrer Empörung Aus­druck verleihenden Deutschen wandten (!).

Auch aus vielen anderen Orten Ostoberschlesiens kommen Mel­dungen über Störungen deutscher Gottesdienste während der Pfingstfeiertage. Daß derartige Vorfälle, die auf die Kultur­höhe gewisser polnischer Kreise ein bezeichnendes Licht werfen, überhaupt möglich sind, erklärt sich aus der recht merkwür- digenHaltungderbischöflichenKurieinKatto- w itz. Als am ersten Pfingstfeiertag eine Abordnung der deut­schen katholischen Gemeinde nach den skandalösen Ausschreitungen der Polen in der Kathedral-Kirche Maßnahmen der Kurie er­bitten wollte, die den Schutz der deutschen Gottesdienste für die Zukunft gewährleisten sollten, wurde der Empfang der Abord­nung abgelehnt (!).

Wahlsieg der ungarischen Regierung

Budapest, 30. Mai. Die Parlamentswahle« an Pfingsten haben, soweit die bisherigen Teilergebnisse erkennen lassen, keine nennenswerten lleberraschunge« gäracht.

In 176 von 260 Wahlbezirken ergibt sich folgende Verteilung:

1. Partei Ungarisches Leben (Regierungspartei 113 Mandate.

2. Vereinigte Christliche Partei (mit der Regierung im Wahl­bündnis) 4.

3. Pfeilkreuzler (das sind alle rechtsradikalen Oppositionsgrup­pen zusammen) 32.

4. Kleinlandwirte-Partei (Tibor-Eckhardt) 8.

5. Bürgerliche Freiheitspartei (Karl Rassah) 5,

6. Sozialdemokraten 7.

7. Parteilos 1.

In Prozenten ergeben sich etwa kür die Regierung 6g, für die Pfeilkreuzler 20, während sich die restlichen 11 auf die übrigen Gruppen verteilen. Beachtlich ist der sehr erhebliche E e - winn der rechtsradikalen Opposition der Pfeil­kreuzler, die gegenüber dem letzten Parlament bisher schon das Fünffache an Mandatszuwachs aufzuweisen haben. Die Kleinlandwirte haben eine sehr schwere Schlappe erlitte«. Bis jetzt konnten sie weniger als ein Drittel ihres alten Bestandes zurückgewinnen. Völlig durchgefallen sind dis Parteien der so­genannten bürgerlichen Mitte.

Besonders deutlich wird der starke Ruck nach der radikalen Rechten in Budapest und Umgebung. In der Hauptstadt er­rangen die Regierungspartei 13, die Pfeilkreuzler insgesamt 11, die bürgerliche Freiheitspartei (Rassay) 5, die Sozialdemokra­ten 4. In Budapest-Umgebung führen sogar die Pfeilkreuzler vor der Regierungspartei mit 3:2 Mandaten, während die So­zialdemokraten sich dort nur einen Sitz sichern konnten.

In den deutschbesiedelten Bezirken Vonyhad und Baja kamen die Volksdeutschen Kandidaten der Regierung, Dr. Heinrich Mühl und Jakob Vrandz, überall durch. In Mohacs, dem dritten Volksdeutschen Bezirk, muß Dr. Konrad Mischung mit feinem pseilkreuzlerischen Gegner zur Nachwahl antreten. Alle Minister, die als Regierungskandidaten auftraten, sind bereits gewählt.

Endergebnis der Wahlen in Ungarn

Budapest, 30. Mai. Als vorläufiges Endergebnis der Wahlen ergibt sich folgende Mandatsverteilung:

Regierungspartei 180, Vereinigte Christliche Partei 3, Pfeil­kreuzler insgesamt 38, Kleinlandwirte-Partei (Tibor Eckhardt) 14, Bürgerliche Freiheitspartei 5, Sozialdemokraten 5, Partei­lose 6, Partei des Volkswillens 1.

Zur Nachwahl stehen 8 Mandate.

Zu den 180 Abgeordneten der Regierungspartei sind die 16 -oberungarischen Abgeordneten zu zählen, deren Mandat ver­längert wird. Somit zählt das neue Parlament 276 Abgeord­nete, von denen bei diesen Wahlen 260 gewählt wurden

Der Kaufpreis

Frankreich und England verletzen übernommene Verpflichtungen

Rom, 30. Mai. Die französische Politik in Syrien liefert euren lehrreichen Anschauungsunterricht über das wahre Gesicht der angeblich auf die Verteidigung der Freiheit und Unabhängigkeit der Völker gerichteten englisch-französischen Einkreisungs­politik. Die Berschacherung des Sandschak von Alexandrette sowie eines weiteren syrischen Gebietes mit der Hafenstadt La- takia (gegenüber Zypern) an die Türkei als Kaufpreis für de« Eintritt in die Einkreisungsfrout ist um so schwerer zu bewerten, als Frankreich damit nicht nur die Rechte der Syrier mit Füße« tritt, sondern sich des Bruches seiner feierlich übernommene»

Verpflichtungen als Mandatar schuldig macht, während Eng­land mit seiner Zustimmung i« flagranter Weise gegen Buch­staben und Geist des im englisch-italienischen Vertrag vom 24. April 1938 erneut bekräftigten Eentlemen-Agreements am 2. Januar 1937 verstößt.

Die italienische Presse, die ausführlich die Proteste der arabi­schen Bevölkerung verzeichnet, begnügt sich zunächst damit, die Tatsachen aufznzeigen, die Rechtsbrüche festzustellen und auf den Widerspruch der französischen Haltung gegenüber der Türkei hin- Wweisem

Ein französischer Ministerrat hat tn seiner Samstag-Sitzung den Entwurf zu dem englisch-französtsch-sowjetrussischeu MUitär- oertrag angenommen und stimmte der Abtretung des Sandschaks Alexandrette an die Türkei zu im Austausch gegen die türkische Zusicherung, daß im Kriegsfälle die Dardanellen für die Durch­fahrt englischer und französischer Kriegsschiffe geöffnet sind und ein französisch-türkischer Pakt auf der gleichen Basis wie die Triple-Entente abgeschlossen wird.

An der Grenze Mandschukuos

Mehrstündiger Kampf auf dem Uffnri

Hsinking, 30. Mai. Am Zusammenfluß des llssuri, der zwischen dem Amur und dem Chankasee dis Ostgrenze Mandschukuos gegen Las Sowjetgebiet bildet, und dem Nor-Fluß kam es in der Nähe der Stadt Tunganchen zwischen einem mandschurischen und einem fowjetrussischen Kanonenboot zu einem mehr« ständigen Gefecht. Im Verlaufe des Kampfes wurde das Mandschurische Kanonenboot schwer beschädigt. Das Außenamt Mandschukuos hat beim sowjetrufsischeu Generalkonsul in Char­din schärfsten Protest eingelegt.

Moskau hinter de» autzeummgolischen Angriffen

Tokio, 30. Mai. Die gesamte japanische Presse fragt nach den Hintergründen der schweren Kämpfe, die sich gegenwärtig an der mandschurisch-außenmongolischen Grenze abspielen, llebereinstim- mend schreiben die Zeitungen, daß das Vorgehen der Außen­mongolei einzig und allein unter dem Einfluß Sowjetrußlands stehe und von der Komintern diktiert worden sei.

Tokio Asahi Schimbun" bezeichnet den außenmongolischen Uebergiff als einenzweiten Schankufeng-Zwischenfall". Sie sieht darin einen Störungsversuch Moskaus, der China entlasten soll und gleichzeitig auf Japan im Zusammen­hang mit dem demonstrativ antijapanischen Verhalten der Demo­kratien im Falle von Kulangsu und Schanghai einen Druck aus- Lben soll.Tokio Nichi Nicht" kennzeichnet die Haltung Moskaus als eingefährliches Spiel mit dem Feuer", für dessen künftige Entwicklung die Außenmongolei, d. h. die hinter der Außen­mongolei stehende Sowjetunion die volle Verantwortung tragen müsse.

Fzideriftage in der Slowakei

Pres-burg, 30. Mai. Am Pfingstmontag wurde in Nizni Sebes (Oftslowakei) das erste Denkmal für den verstorbenen Führer des slowakischen Volkes, Andrej Hlinka, durch die Hlinka-Earde enthüllt. Bei der Feier ergriff auch der slowakische Justizmini­ster Frits das Wort, der sich in seinen Ausführungen u. a. auch mit der Judenfrage in der Slowakei beschäftigte. Der Aufbau des slowakischen Staates erfolge, so führte Justizminister Frits aus, im Geiste Hlinkas nach nationalen und christlichen Grund­sätzen und darum werde aus dem nationalen und politischen Leben der Slowakei das jüdische Element aus­geschaltet. Das slowakische Volk habe keine Ursache, diesen Zustand zu ändern, und darum werde auch das sogenannte Ju­dengesetz erlassen.

Legion Coudor

Die Spanienkämpfer wieder daheim

Deutschlands Spanienfreiwillige betreten in diesen Stun­den wieder den Heimatboden. Die gesamte Nation schickt sich an, sie jubelnd und stolz zu empfangen. Die alte Hansestadt Hamburg prangt in festlichem Schmuck, und die Reichshaupt­stadt Berlin erwartet gespannt den feierlichen Einmarsch, die gewaltige Parade, durch die sich die ersten aktiven Kampfverbände der neuen nationalsozialistischen Wehr­macht beim Führer als ihrem obersten Befehlshaber wieder zurückmelden. Welch ein Weltenwandel, welch ein Unter­schied gegenüber den Tagen und Wochen der Abreise, als Anfang August 1936 in aller Stille ein Transport von 8S ausgesuchten Freiwilligen unter der Führung von Oberst­leutnant von Scheele die Heimat verließ. Aus dem ersten Freiwilligen-Kommando, einem in aller Stille organisier­ten Transportunternehmen, entwickelte sich im Laufe der Wochen und Jahre jene LegionCondor", die gegen­wärtig in aller Leute Munde ist. 85 Mann begannen das große Werk. Tausende halfen es vollenden und kehren jetzt ruhmbedeckt zurück, nachdem sie der Geschichte tapferer deut­schen Waffentaten ein neues und ehrenvolles Kapitel hinzu­gefügt haben.

Dieses Kapitel trägt ein für alle Mal den NamenLe­gion Eondor". Mit diesem Namen verknüpfen sich un­endlich viele hoch bedeutsame und mannigfaltige Ereignisse. Er enthält den deutschen Anteil an der Befreiung eines ur­alten Kulturlandes von den Kräften bolschewistischer Zer­setzung und Zerstörung. Er ist sinnbildlich für die Tausende von Bombenangriffen und Erkundungsslügen, von Flak- und Tankgefechten, von Schulungen und Kursen, durch die deutsche Ausbilder und Ingenieure ihre spanischen Mit­kämpfer im Gebrauch der Waffen deutscher Herkunft unter­richteten. DieLegionEondorwarderSchrecken derbolschewiftischenVerteidigungstinien. Wenn die deutschen Flugzeuge über dem Luftraum der Front erschienen und den Vormarsch der spanischen und ita­lienischen Soldaten durch das oft unwegsame Gelände der Pyrenäenhalbinsel wirkungsvoll unterstützten, dann ver­loren die roten Soldaten jedes Mal viel von dem Gefühl der Sicherheit und Siegesgewißheit, ohne das ein erfolgrei­cher Widerstand niemals leicht geleistet werden kann.

Die Legionäre, die im August 1936 abreisten und im Juni 1939 zurückkehren, können am besten ermessen, welcher Wan­del in der Welt, in Europa und in Deutschland sich wäh­rend den Jahren ihres Kampfes vollzogen hat. Das Deutsch­land von heute steht anders da als das von 1936. Es ist mächtiger, gefürchteter und gefestigter geworden. Es hat sich vergrößert und in der Welt zahlreiche neue Freunde und Bundesgenossen erworben. Aber auch Europa hat sich ver­wandelt. An dem Wandel beider, der Veränderung Deutsch­lands und der Veränderung Europas, haben die Condor- Legionäre mitgeholfen. Wir denken in erster Linie auch an das Band der Waffenbrüderschaft, das sich seit den Kämpfen der drei letzten Jahre um drei angesehene Kulturnationen unseres Kontinents, um Spanien, Italien und Deutschland geschlungen hat. In dem gemeinsam ver­gossenen Blut, in den gemeinsam verbrachten bangen Stun­den und erst recht in den gemeinsamen Siegen und Vormär­schen entwickelte sich jene unverbrüchliche deutsch-spanisch-ita­lienische Soldaten-Kameradschaft, die oft fester miteinander verbindet als die sogenannten außenpolitischen Interessen. Jene Kameradschaft der Condor-Legionäre mit den spani­schen und italienischen Soldaten ist zweifellos eines jener unzerreißbaren Fundamente, auf denen der gemeinsame Zu­kunftsweg der drei Staaten basiert.

lieber der politischen Bedeutung des Einsatzes der Legion Eondor in Spanien darf man aber auch nicht die gewaltigen Rückwirkungen auf die Entwicklung der deutschen Kriegs­technik übersehen. Auf dem spanischen Kriegsschauplatz ha­ben Menschen und Material eine gewaltige Feuerprobeaushaltenmüssen. Man kann heute ohne lleberheblichkeit sagen, diese Feuerprobe ist bestanden worden. Eine in der Geschichte nur selten sich bietende Gele­genheit konnte durch den Einsatz der Legion Eondor und durch die Verwendung deutscher Waffen im praktischen Kriege ausgenutzt werden. Es bot sich die große und ein­malige Gelegenheit, praktische Erfahrung mit den n e u e n t w i ck e l t e n Waffen der deutschen Wehrmacht, mit Flugzeugen und Tanks, mit Flug^ng- abwehr- und Tankabwehr-Eeschützen, zu sammeln. Es war weiter möglich, eine kampferprobte und waffenvertraute sol­datische Gemeinschaft heranzuziehen, die besser als jeder Verband im Manöver über den Wert neuer Kampfmittel, über Engen und Weiten des Einsatzes einen lleberblick Zu gewinnen.

lieber die Kriegserfahrungen in Spanien ist bereits viel geschrieben worden. Aber wir dürfen sicher sein, das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Erst jetzt nach der Rückkehr der aktiven Kämpfer dürfte die Öffentlichkeit in Wort und Bild, in Zeitungsartikeln und Büchern zusammenhängend erfahren, welche Folgerung Deutschland und natürlich auch die übrige Welt aus den Erfahrungen des Spanienkrieges zieht. Es entbehrt in diesem Zusammenhang auch nicht des tieseren Sinnes, wenn die Legion Eondor drei verschiedene Befehlshaber gekannt hat. Drei Flieger-Generale, Hugo Sperrte, Helmut Volkmann und Freiherr von Richthofen erhielten nacheinander Gelegenheit, in ei­nem modernen Krieg unseres Jahrzehnts verantwortliche