3. Seite — Nr. 123
Ranolder Tagbl«tt .Der Gesellschafter"
Dienstag, den 30. Mai 183S
Meeisvevbands - Llmtage 1,2 Millionen NM.
Beratung des ^veisvevbands-Hausbaltsvlanes 1VS8
Zur Beratung des Haushaltsplans des Kreisverbandes Calw für 1938 fand am 26. Mai 1939 im Rathaus in Calw eine Kreisratssitzung statt. Neben Kreisleiter Wurster nahmen sämtliche Kreisratsmitglieder, der Kreispfleger und der Kreiskrankenhausverwalter an der Sitzung teil.
Den Ausführungen des Landrats war folgendes zu entnehmen: Das Rechnungsjahr 1938 stand im Zeichen der Neuregelung des Finanzausgleichs in den Ländern. Dadurch, das; das Land seine Einnahmen aus der Gewerbesteuer und der Eebäude- steuer verloren hat und diese Steuern reine Gemeindesteuern geworden sind, sind Verschiebungen im finanziellen Verhältnis zwischen dem Land und den Gemeinden entstanden, für die durch eine andere Verteilung der Einnahmen und Ausgaben ein Ausgleich gesucht werden mutzte. Zwar lätzt das angekündigte Finanzausgleichsgesetz noch immer auf sich warten, ein Erlaß des Jnnen-Min. u. Finanz-Min. vom 31.12.38 betr. Finanz- u. Lastenausgleich zwischen dem Lande und den Gemeinden (Gemeindeverbänden) hat aber die Möglichkeit gegeben, die Haushaltspläne sowohl der Gemeinden als auch der Kreisverbände aufzustellen.
Umlagematzstab für die Kreisverbandsumla- g e sind jetzt nicht mehr die Steuerkataster, die Rechnungsanteile an der Einkommen- und Körperschaftssteuer und die Bevölkerungszahl sondern die S t e u e r kr a f t s u m m e n. Sie bauen sich auf den Metzbeträgen der Realsteuern und der Bürgersteuer auf.
Die gesamte Steuerkraftsumme des Kreises Calw beträgt 3 691 147. RM. Davon entfallen auf die Gemeinden mit nicht mehr als 2000
Einwohnern 2 177 612.- RM.
auf Gemeinden mit 2001—5000 Einwohnern 1171388.— RM. auf die Stadt Calw 342 147.- - RM.
Der von Kreispfleger Rauser vorgetragene Haushaltsplan schlietzt ab mit
Gesamteinnahmen 948 177.— RM.
Gesamtausgaben 2175 55g.— RM.
und einem Haushaltsfehlbctrag 1230 382.— RM.
Der Haushaltsfehlbedarf 1938 beträgt also rund 1.2 Millionen Reichsmark.zu seiner Deckung mutz eine Kreisverbandsumlage von 33^1 RM. auf 100 RM. Steuerkraftsumme erhoben werden. Die verfügbaren Reitmittel des Vorjahres sind dabei schon ganz zum Haushaltsausgleich herangezogen.
Der Teilhaushaltsplan der Kreiskrankenhausverwaltung Calw ist mit 243 000 RM. in Einnahme und Ausgabe ausgeglichen, derjenige des Kreiskrankenhauses Nagold weist mir 170 000 RM. Ausgaben und 101000.— RM. Einnahmen einen Abmangel von 69 300.— RM. und derjenige des Kreiskrankenhauses Neuenbürg mit 289 635.— RM. Ausgaben und 196 635.— Reichsmark Einnahmen einen Abmangel von 93 000.— RM. auf.
> Der Kreisverband hat sich an der Land es Umlage für j den Stratzenbau (Landstratze I. Ordnung) mit 276850.— i Reichsmark, an der Umlage des Landesfürsorgeverbandes mit
> 190100.— RM. und an den allgemeinen Kosten der Gesundheits- ! ämter mit 19 125.— RM. zu beteiligen. Der Aufwand für die l vom Kreisverband zu unterhaltenden Landstraßen II. Ordnung ! beträgt 297 480.— RM.
i Zum Schluß wurde der erste Kreistag des neuen Landkreises s Calw auf Dienstag, den 13. Juni 1939 festgelegt. Dazu werden ^ alle Bürgermeister, der Kreisrat und die leitenden Kreisverbandsbeamten in Calw zusammentreffen, um den Verwaltungsbericht des Landrats und den Haushaltsplan für 1938 engegen- zunehmen.
Spiel durch die Stadt. — So feierten sie alle Pfingsten auf ihre Art, und sie werden alle Gewinn davon haben, ob es nun zu Futz, mit Rad. Eisenbahn. Omnibus, als „Sattelgast" des Motorradlers oder auf dem Paddelboot - auch Paddler waren in Nagold ein Ziel zu erreichen galt. Heute erinnern die „Reiseandenken": zerbrochene Flaschen. Bananenschalen. Papierreste, zerknüllte Zigaretrenschachteln u. a. m. daran, datz das Fest vorüber ist. - Im Tonfilmtheater lief ein galanter Film aus galanter Zeit: „Nanon". Auch die Tanzlustigen kamen gestern auf ihre Rechnung. Zu erwähnen bliebe noch der Pfingst- urlaub unserer Soldaten und Arbeitsmänner. Es ist das Recht unserer jungen Männer, nach hartem Dienst einmal ganz fröhlich zu sein. Im Elternhause gabs während der Feiertage ein Lieblingsgericht nach dem andern, und die Mädchen hatten farbenfrohe Pfingstkleider an und so wie ihre Gesichter lachten ihre Herzen. Die Alten aber, sie dachten an ihre eigene Militärzeit und tauschten Erinnerungen aus. — Alles in allem: Auch ohne blendenden Sonnenschein war Pfingsten ein Fest der Freude, der Erholung und der Stärkung für den Alltag, das erfreulicherweise ohne jeden Verkehrsunfall verlief.
Mit Pfingsten ist es nun vorbei mit den Festen. Nun beginnt die sogenannte „festlose Hälfte" des Jahres — ein halbes Jahr . vergeht, ehe Weihnachten auftaucht. Aber daran wollen wir j auch noch gar nicht denken. Der Frühling hat es mit dem Wetter wirklich nicht besonders gut gemeint, und wir haben bestimmt Anspruch darauf, datz nun der Sommer das Versäumte nachholt, -und uns viele Wochen voll echter Sommerwärme schenkt. Der letzte Frühlingssonntag des Mai ist vorüber. Dafür aber beginnt Der Sommer bald und hoffen wir auch mit viel Sonne. Und ! darauf freuen wir uns. i
Der Pfing st verkehr. Trotz des unfreundlichen j Wetters war der diesjährige Pfingstverkehr im Bereich der . Reichsbahndirektion Stuttgart ziemlich lebhaft. Der Fern- s verkehr erreichte etwa den starken letztjährigen Umfang, : während der Nahverkehr gegenüber dem Vorjahr etwas zu- .> rückblieb. Neben den zahlreichen fahrplanmäßigen Zügen. I ves Sommersahrplans sind in den Tagen vom 25. bis- 29. Mai 235 Sonderzüge gefahren worden, und zwar 88 s D-Züge, 16 Eilzüge, 121 Personenzüge und 10 Wehrmachts- ? Urlauberzüge. Hiervon haben im Stuttgarter Hauptbahn- l Hof 149 Sonderzllge verkehrt. Aus dem Bodensee wurden ' 11 Sonderschiffe eingesetzt. Der Verkehr hat sich reibungslos abgewickelt. Auf der Reichsgarteuschau waren in drei Tagen 200 000 Besucher. j
Sondevfilrnvevanstaltung dev Gaufilnrftelle ! Stuttgart
„Deutsches Land in Afrika" !
Am Donnerstag, den 1. Juni 1939. abends 20.15 Uhr findet / im Löwensaal eine Sonderfilmveranstaltung statt: „Deut- > sches Land inAfrik a". Dieser Afrika-Expeditionsfilm zeigt - an Hand höchst anschaulicher Bilder den Aufbau und die Kolo- s nisationsarbeit unserer deutschen Pioniere, die draußen ihr schweres Tagewerk verrichten und für ihr deutsches Volkstum > kämpfen. Der Film ist ein Erlebnis, das allen Volksgenossen zu- j gänglich gemacht werden soll. Für die Parteigenossenschaft ist : der Besuch dieser Veranstaltung Pflicht. Alle übrigen Volks- I genossen ersuche ich. ebenfalls die Veranstaltung zu besuchen. ' Vorverkauf bei Pg. Letsche. Drogerie und bei den Zellen- und Blockleitern. Einheitspreis 60 Rpfg.. an der Abendkasse 80 Rpfg. Der Ortsgruppenleiter.
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— Zählung der Schweine, Schafe, Färsen und Milchkühe. Am ! 3. Juni findet in allen Gemeinden mit Ausnahme der Groß- ? städte über 100 000 Einwohnern eine Zählung der Schweine, s Schafe, Färsen und Milchkühe statt. Damit verbunden ist eine s Ermittlung der nicht beschaupflichtigen Schlachtungen bis zu- ^ 1-rei Monate alter Schaf- und Ziegenlämmer in den Monaten i März, April und Mai und der in dieser Zeit geborenen Kälber. -
— Oberamtstierärzte werden Regierungsveterinärräte. Nach !
einer Bekanntmachung des württ. Innenministers heißen die Dienststellen der Oberamtstierärzte künftig: „Der Regierungsveterinärrat". Die Inhaber der Dienststellen führen die Amtsbe- § Zeichnung: „Regierungsveterinärrat". i
Bauernfragen im Neichssender Stuttgart
Fehler und Erfolge im Luzernebau
Der Anbau von Luzerne bildet in vielen Vauernbetrieben einen wesentlichen Bestandteil der Fruchtfolge. Er stärkt die Futtergrundlage. Mißerfolge kommen immer dann, wenn im Anbau Fehler gemacht werden, d. h. wenn die Vorbereitung des Ackers, die Düngung, die Fruchtfolge nicht zweckentsprechend sind. Solche Fehler behandelt ein Vortrag „Fehler und Erfolge im Luzernebau", den der Reichssender Stuttgart am Mittwoch, 31. Mai, um 11.30 Uhr in seinem Bauernkalender sendet.
Schwäbische Züchter stellen in Leipzig aus
Die 5. Reichsnährstandsschau in Leipzig steht vor der Tür. Sie wird am 4. Juni ihren Anfang nehmen. Zu den Tierschauen stellt auch eine Anzahl württembergischer Züchter aus, und zwar 'IO Pferde, 12 Rinder, 25 Schweine und 8 Ziegen. In 2 Zllchter- betrieben bat der Reichssender Stuttgart Hörberichte ausgenom
men. Diese Hörberichte kommen in dieser Woche zur Eenvung, und zwar der erste am 30. Mai um 11.30 Uhr in der Sendung „Volksmusik und Bauernkalender", der von Zuchtpferden handelt und der zweite am 1. Juni um 11.30 Uhr ebenfalls in der Sendung „Volksmusik und Bauernkalender".
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7V. Geburtstag
Rohrdorf. Dem Eefolgschaftssenior der Schwarzwälder Tuchfabrik Josef Störzer wurde am Pfingssamstag von seiner Arbeitskameradschaft zum 70. Geburtstag eine besondere Freude bereitet. Sein Arbeitsplatz war festlich geschmückt und allerlei Geschenke. — worunter die von den Eefolgschaftsjllngsten hervorgehoben zu werden verdienen, — waren unter Blumen hübsch gruppiert. Am Abend brachte der Kirchenchor und der Liederkranz dem Geburtstagfeiernden ein verdientes Ständchen dar. Wir wir der Beglückwünschungsansprache, die im Namen beider Sangesgruppen gehalten wurde, entnehmen, gehört Josef Störzer mehr als 40 Jahre dem Kathol. Kirchenchor an und ebenso lange dem Liederkranz, bei beiden als pflichtgetreuer Sänger beliebt und geschätzt. Die Freude des alten Bassisten über die Ehrungen war groß, und sein Dank dafür ein herzlicher.
Königsbach b. Pforzheim, 29. Mai. (Seinen Verletzungen erlegen.) Seinen Verletzungen erlegen ist der eins der beiden Königsbacher, die in Zuffenhausen mit "vem Motorrad schwer verunglückt sind. Es ist Hermann Lamprecht, während der andere, Christian Schwegler, immer noch bedenklich daniederkiegt.
IVIsIcluNgeli
Ursache des Kattegatt-llnglücks ungewöhnliche Stromverhältnisse Weitere Unfallmeldungcn dänischer Sportler
Kopenhagen. Das schwere Unglück, das sich am Nachmittag des ersten Pfingstfeiertages aus Själlands Odde ereignete, hat alle Deutschen des Königseiches in tiefe Trauer versetzt. Die Hitler-Jugend hat ihre Psingstlager abgebrochen. Von den fünf Opfern des Ungliicksfalls ist bisher erst eines geborgen worden, Aus den Darstellung von Augenzeugen geht hervor, daß sich an dem seit Jahren benutzten und nie als gefährlich befundenen Ladeplatz plötzlich eine reißende Strömung zeigte. Sie ist umso rätselhafter-als der Wind den ganzen Tag nordwestlich, aus das Land zu. stand, und es schon darum ausgeschlossen schien, daß die jungen Schwimmer ins Kattegatt hinausgezogen werden kann ten. Daß das Unglück sich nicht noch verheerender auswirkte, ist der treuer Kameradschaft der Jungen zu verdanken: Aeltere Hitler-Jungen retteten unter Aufwand der letzten Kraft ihre bereits ermatteten Kameraden.
Die ungewöhnlichen Stromoerhältnisse haben an der dänische« Küste am gleichen Tag noch weitere Opfer unter Kajakfahrern und Badenden gefordert.
Der Reichsjustizminister in Rom
Rom. Reichsjustizminister Dr. Gürtner ist am Montag abend in Rom eingetrosfen, wo sich der italienische Justizminister Solmi mit zahlreichen führenden italienischen und deutschen Persönlichkeiten zur Begrüßung eingefunden hatten. Der Reichsjustizminister wird heute in italienischer Sprache einen Vortrag über das neue deutsche Strafrecht halten.
78 888 Jungen und Mädel begrüßen das jugoslawische Regentenpaar
Berlin. Am Empfang des Prinzregenten Paul und der Prinzessin Olga von Jugoslawien werden sich 78 888 Jungen and Mädel der Berliner Hitlerjugend beteiligen.
Bomben regnen weiter auf England
London. In einem Kino in Liverpool wurden vier Gasbomben — vermutlich von irischen Nationalisten — geworfen. Etwa 12 Personen mußten mit Anzeichen der Gasvergiftung ins nächste Krankenhaus geschasst werden.
„Holland muß den Weg zur germanischen Art zurücksinden" Kritik an Hollands Innen- und Außenpolitik.
Mussert sprach aus dem Landtag der NSV. in Lunteren
Amsterdam. Am Pfingstmontag fand in Lunteren der Landtag der NSB. (Mussertbewegung) statt. Auf dem weiten mit blauen Fahnen geschmückten Heidegelände hatten sich Zehntausende von Anhängern dieser Bewegung eingefunden.
Nach dem seierlichen Einläuten des Landtages und der Flaggenparade sprach der Vauernsiihrer der NSB. Roskam. Mit aller Entschiedenheit wandte sich der Redner gegen den verderblichen Einfluß des Weltjudentums. Den Abschluß bildete eine etwa ein- stündige Rede Musserts, in der er sich mit allem Nachdruck gegen die judenfreundliche Politik der niederländischen Regierung und der verschiedenen Parteien Hollands wandte. Er kennzeichnetc die Auseinandersetzung zwischen jüdischem Marxismus aus der einen Seite und der Macht der erwachten and erwachenden Völker auf der anderen Seite und übte dann scharfe Kritik an der holländischen Innen- und Außenpolitik und forderte den Austritt Hollands aus der Genfer Liga.
Schwor;« vrel'I
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Die Deutsche Arbeitsfront. Rechtsberatungsstelle
Heute Dienstag in der Zeit von 16—18 Uhr findet auf der Dienststelle der DAF. Nagold. Altes Postamt, die Rechtsberatungsstunde für Gefolgschaftsleute statt.
Die Deutsche Arbeitsfront, Fachgruppe Hausgehilseu
Morgen 20 Uhr Heimabend.
SA.-Sturm 7/414 Trupp 1
Mittwoch, 31. 5. 1939. Truppdienst. Antreten 20 Uhr Gewerbeschule. Großen Dienstanzug. (Sport mitbringen).
SA.-Sturm 7/414
Morgen Mittwoch 20 Uhr Truppdienst.
HJ.-Gef. 24/481 Nagold
Heute treten sämtliche Scharen mit Sport um 20 Uhr am Heim an. 21 Uhr Führerbesprechung.
Fähnlein 24/481 Nagold
Morgen tritt das Fähnlein (einschl. Iselshausen) in tadellosem Dienstanzug um 17 Uhr am Heim an. Der Jungbannführer kommt. Alles Nähere in den Eilbefehlen.
Monopolisierung der Oelgesellschaften in Chile? Die chilenische Regierung hat mit Standard Oil und Shell Verhandlungen wegen Monopolisierung der Betriebe eingeleilet. Durch die Verstaatlichung der Verteilerstellen des ganzen Landes würden der Regierung erhebliche Beträge zu- flietzen, die sie angesichts der Unkosten für den Wiederaufbau der Erdbebenzone dringend benötigt.
Goethe-Medaille für Professor Jansen. Der Führer hak Städtebauer Professor Dr. Ing. h. c. Herbemann Jam » fen in Berlin-Grunewald aus Anlaß der Vollendung sei-/ nes 70. Lebensjahres die Goethe-Medaille für Kunst und^ Wissenschaft verliehen.
ViirUömbers
Familienkundliche Sucharbeit
Stuttgart, 28. Mai. Eines Tages erschien im Deutschen Ausland-Institut ein Herr Kern aus Kanada, Wilhelm mit. Vornamen, um sich nach der Herkunft seiner Familie zu erkundigen, die nach der lleberlieferung aus Württemberg stammte. Der Urgroßvater Johann Kern sei, so berichtete der Besucher vor etwa 125 Jahren nach Vessarabien ausgewandert, auf dem elterlichen Handkarren verstaut bis nach Ulm, dann auf einem der bekannten Donauschiffe, einer Ulmer Schachtel, stromabwärts ins Gebiet des Schwarzen Meeres. Als später die russische Regierung die Versprechungen nicht hielt, die den Einwanderern gemacht worden waren, griff ein Enkel des Johann wiederum zum Wanderstab und zog in die Neue Welt nach Kanada. Nun war es ein- leichtes, dem Besucher aus dem reichen Material nachzuweisen, daß seine Vorfahren aus einem schmucken Weinbaudörfchen des schwäbischen Remstales ausgezogen waren. Rasch entschlossen machte sich Wilhelm Kern auf zum Besuch des Heimatdorfes und bald hatte er dort einen Namensvetter Karl Kern entdeckt, der von einem in Kanada lebenden Onkel Gottlob berichten konnte. Erst vor einigen Wochen hatte ihm dieser Onkel geschrieben, in feiner nächsten Nähe habe sich auch ein Rutzlanddeutscher namens Kern niedergelaffen, der aus dem Kaukasus gekommen sei. Nun suchte Wilhelm Kern das Pfarrhaus des Heimatdorfes auf, und siehe da. das Familienregister ergab die Verwandtschaft aller dieser Namensträger: Ein um 1770 geborener Weingartner Martin Kern hatte, neben anderen Kindern drei Söhne, Johann, Georg und Martin den Jüngeren. Johann zog 1818 nach Vessarabien, Georg zwei Jahre darauf nach Kaukafien. Der Sohn Martin blieb im Lande seiner Väter, aber dessen Enkel Gottlob wanderte nach Kanada aus. Johanns Urenkel war der Besucher des DAJ., Georgs Urenkel war der erst kürzlich in Kanada zugewanderte Kern und der im Heimatdorf ermittelte Karl Kern ist des jüngeren Martin Urenkel. So hat das Institut dazu beitragen dürfen, daß sich um vier Vettern in der weiten Welt ein neues Familienband geschloffen hat.
Pfingsten auf der Reichsgartenscha«
Stuttgart» 29. Mai. Der Pfingstsonntag nachmittag brachte für die nach vielen Tausenden zählenden Besucher der Reichsgartenschau eine ganz besondere lleberraschung. Während im Ehrenhof die 100 Tänzerinnen der Münchener „Bildungsstätte für den deutschen Tanz" erstmals von den begeisterten Vesuchermasse« umjubelt ihre Tänze vorführten, kam in etwa 100 Meter Höhe ein Segelflugzeug über das Gelände der Reichsgartenschau. Man konnte schon vom Ehrenhof aus vermuten, daß es allem Anschein nach hinter dem Akazienwald gelandet war. Tatsächlich handelte es sich um ei» Segelflugzeug Muster Mü 13 d, das von dem Darmstädter NSFK.-Obertruppführer Joachim Kühn (Stabsstandarte 77) gesteuert wurde. Es ging dabei um einen Flug, der im Rahmen eines regionalen Segelflugwettbewerbs der NSFK.-Eruppe 11 in Darmstadt durchgeführt wurde. Das Flugzeug war etwa 11.30 llhr in Darmstadt gestartet und traf um 15.35 llhr auf dem Reichsgartenschaugelände ein, so daß es für die 130 Kilometer lange Strecke genau vier Stunden fünf Minuten benötigte.
Ueber die Landung äußerte sich Segelflieger Kühn außerordentlich befriedigt. Vor allem habe das Reichsgartenschaugelände schon von oben einen ausgezeichneten Eindruck gemacht. Daß es sich hier um die Reichsgartenschau handeln müsse, verrieten ihm bereits die unzähligen Autos, die in der ganzen Umgebung geparkt hätten, die Wimpel und Fahnen und nicht zuletzt die im Sonnenlicht glitzernden Springfontänen und Wasserflächen der Seeterraffen. Als Kühn dann noch eine große Grasfläche innerhalb des Geländes beobachten konnte, stand sein Entschluß fest, nicht etwa auf dem Cannstatter Wasen, sondern mitte« auf dem Reichsgartenschaugelände zu landen. Es ist selbstverständlich, daß diese Landung hätte gefährlich werden können, wenn die Vesuchermaffeu nun plötzlich auf die Rasenfläche gestürzt wären. Sie blieben jedoch mit anerkennenswerter Disziplin auf den Wegen und beobachteten von dort aus die Landung. Selbst die Kronenkraniche und die eben am Landeplatz vorbeifahrende Kleinbahn ließen sich durch diese „lleberraschung von oben" nicht stören. So kam denn auch eine Landung zustande bei der nicht der geringste Schaden entstand.
Am 2. Juni wird sich die Ausstellungshalle auf der Reichsgartenschau wiederum in einem vollkommen veränderten Bild dem Ausstellungsbesucher darbieten. Diesmal sind es auserlesene Schnittblumen und Topfpflanzen, die die Halle füllen werden.