Der Gesellsckakter

Bezugspreise: In der Stadt und durch Boten monatlich RM. 1.5V, durch die Post monatlich RM. 1.40 einschließlich 18 Pfg. Beförderungs- «ebühr und zuzüglich SS Pfg. Zustellgebühr. Preis der Einzelnummer 10 Pfg. Bei höherer Gewalt besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Zurückzahlung des Bezugspreises.

Amtsblatt

des Ivettes Salw fmr Aasold und Anrsebrms

Nagoläer üagblatt / Segrünäet 1827

Fernsprecher: Nagold 420 / Anschrift:Der Gesellschafter" Nagold, Marktstraße 14. Postfach Sb Drahtanschrift:Gesellschafter" Nagold ^Postscheckkonto: Stuttgart 5113 / Bankkonto: Eewerbebank Nagold 856 / Girokonto: Kreissparkasse Calw Hauptzweigstelle Nagold 95 / Gerichtsstand Nagold

«u-eigeupreise: Die I spaltige mm-Zeile «der deren Raum 6 Pfg., Familien-, Vereins- und amtliche Anzeigen sowie Stellengesuche 5 Pf«., Text 24 Pfg. Für da» Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Ausgaben und an vorgeschriebener Stelle kann keine Gewähr übernommen werden. Lnzeigen-Lnnahmeschluß ist vormittag, 7 llhr.

Nr. 123

vienslag, äen 30. Mai 1939

113. Jahrgang

Reise Becks nach Moskau

Polen als Objekt von intrigierenden Großmächten

London, 28. Mai.News Chronicle" meldet aus Warschau, Außenminister Beck habe eine Einladung zum Besuch nach Mos­kau angenommen. Der Besuch würde schon in Kürze erfolgen und verfolge den Zweck, für die Lieferung bolschewisti- scher Munition nach Polen und den Bau strategi­scher Eisenbahnlinien zwischen den beiden Ländern zu verhandeln. Polen sei zwar nicht bereit, einem englisch-owjet- russisch-französischen Pakt beizutreten, beabsichtige aber, den pol­nisch-sowjetrussischen Nichtangriffspakt von 1933 und die polni­schen Bündnisse mit Frankreich und England mit dem geplanten Dreimächteabkommen in eine Linie zu bringen.

Times" meldet aus Warschau, daß Meldungen über Stabs­besprechungen mit Rumänien zwecks Anpassung des polnisch-ru­mänischen Bündnisses für den Fall eventueller Feindseligkeiten im Westen als unzutreffend erklärt werden. Der Warschauer Korrespondent desDaily Expreß" meldet, daß Berichten aus Moskau zufolge, die Sowjetregierung Polen in Kürze den Vor­schlag machen werde, den Nichtangriffsvertrag in ein gegensei­tiges Beistandsabkommen umzuwandeln.

Warschau Filiale des Londoner Oberkommandos

Paris, 28. Mai. Der Londoner Berichterstatter desFigaro" lenkt die Aufmerksamkeit auf die Anwesenheit einer englischen Militärabordnung in der polnischen Hauptstadt und bringt dies in Zusammenhang mit den erhofften Generalstabsbesprechungen, die zwischen englischen, französischen und sowjetrussischen Sachver­ständigen stattfinden sollen.

Eine risikovolle Sache und ein Abenteuer

Paris, 28. Mai. DieAction francaise" bemerkt zu dem Pakt mit den Bolschewiken, sogar die aufrichtigen und uninteressierten Befürworter dieser Allianz, ohne von den anderen Stimmen zu sprechen, seien zu dem Eingeständnis gezwungen, daß derPakt mit den Sowjets eine risikovoller Sache sei und sogar einem Abenteuer gleichkomme. Resigniert fügt das Blatt hinzu, sie ließgen sich lediglich von der Hoffnung und Vermutung leiten, daß die Sowjets gute Absichten an den Tag legten.

Verurteilungen Deutscher in Polen

Warschau. 29. Mai. Die Verurteilungen von Angehörigen der deutschen Volksgruppe in Polen wegen angeblicher Unloyalität dauern an. So verurteilte das Gericht in Dirschau den Deutschen Anton Schulz wegenherausfordernden Verhaltens" zu sechs Mo­naten Gefängnis. Für ein ähnlichesVergehen" erhielten Albert Erunenberg und sein Sohn aus einem Dorf bei Eraudenz je sechs Monate Gefängnis, während in Könitz der Deutsche Erwin Theile wegen versuchten Grenzübertritts nach Deutschland zu neun Monaten Gefängnis verurteilt wurde.

Polnischer Boykott-Beschluß

Deutsche Not in Polen

Warschau, 29. Mai. In Thorn fand eine Versammlung der polnischen Sokoln-Organisation statt. Es wurde beschlossen, alle deutschen Unternehmungen, Firmen und Waren zu boykottiere« undAktionspläne" gegen die Korridordeutschen aufzustellen. Der Führer der Jungdeutschen Partei für Polen und ehemalige Se­nator Ingenieur Wiesner - Vielitz hat sich erneut in zwei Ein­gaben an den polnischen Ministerpräsidenten Skladkowski ge­wandt, die die zahlreichen Deutschen-Verhaftungen so­wie die schweren Ausschreitungen von Konstantynow bei Lodz zum Gegenstand haben. Ohne Angabe von Gründen werden Deutsche festgenommen und tage-, ja sogar wochenlang in Ge­wahrsam gehalten. Tatsächlich steht die deutsche Bevölkerung Konstantynows seit Wochen unter dem Terror der Polen. Hun­derte von Flüchtlingen find bei dem Versuch, sich über die deutsche Grenze in Sicherheit zu bringen, auf polnischer Seite verhaftet worden. Unter diesem polnischen Terror haben auch die von Deutschen bewohnten Dörfer Alt-Ludikow und Neu-Ludikow bei Lodz stark zu leiden. Aus Furcht vor lleberfällen verbringen viele deutsche Bauern mit ihren Familien die Nächte im Freien. Unter den Polen ist die Parole verbreitet, man solle die Deut­schen verjagen, um sich in den Besitz ihres Eigentums setzen zu können.

Wie derTemps" die Wett sieht

Scheinheilige Betrachtungen zum Pakt mit Moskau

Paris, 29. Mai. Nun fühlt sich auch der vornehm konservative Temps" bemüßigt, seiner Weisheit letzten Schluß über den, wie das Blatt hoffen will, in den ersten Juniwochen bevorstehenden Abschluß der Verhandlungen der Demokratien mit dem anti­demokratischen, weltrevolutionären Sowjetrußland zu verzapfen. »Dem Beistandspakt mit Moskau entgegen", so betitelt das Blatt des französischen Kapitalismus' seine vor Scheinheiligkeit trie­fenden Ausführungen. DerTemps" versichert treuherzig, soweit man sich Klarheit verschaffen könne, werde wohl der Pakt, der jetzt erst noch ausgearbeitet werde, einen wesentlichen defen­siven Charakter haben. Er werdekeine Drohung" gegen irgend eine andere Macht einschließen, sonder« ganz allgemein gegen jeden nichtprovozierten Angriff abziele». Eine derartige

Formel erscheint demTemps" als Grundlage und Rahmen einesVerteidigungssystems" im Genfer Geist der kollektiven Sicherheit. Nach einem ausführlichen Rückblick auf die verschie­denen Vorstufen im Verlaufe der bisherigen komplizierten eng­lisch-sowjetrussischen Verhandlungen stellt das Blatt dann den englischen Freunden das Zeugnis aus, sie hätten größtes Ent­gegenkommen und vielVersöhnungsgeist" an den Tag legen müssen, um den Standpunkt der Sowjets und damit eine Formel anzunehmen, die von der ursprünglich ins Auge gefaßten be­trächtlich abweiche. Im Grunde übernehme England jetzt auf dem Festlande neue Verpflichtungen vonkapitaler Bedeutung". Daß alle dieseFeststellungen" Vorschußlorbeeren und zweckopti­mistische Betrachtungen sind, gibt derTemps" selbst zu; denn erst wenn der genaue Text des geplanten Paktes bekannt sein werde, will er mit der ganzen notwendigen Aufmerksamkeit die Vorteile und Nachteile diskutieren, die der Vertrag für das von den Demokratien angeblich gesteckte Ziel der Erhaltung des Frie­dens in sich schließe. Er gesteht ein, daß man sich auf dasSystem der Pakte und Bündnisse" festgelegt hat, auf das man zurück- kommen mußte, weil die Politik der ständigen Zusammenarbeit aller Nationen auf dem Fuße völliger Gleichberechtigung (?) im Rahmen der Genfer Liga endgültig gescheitert sei. Der Temps" gibt dann zu, daß Versailles an dem Durch­einander in Europa schuld ist, aber er versucht, Frank­reich vor der Mitverantwortung für die Zustände zu befreien, wenn er behauptet, daß man durch den Zwang der Dinge ver­anlaßt worden sei,zwei feindliche Blocks auf dem Festlande" zu schaffen. Daß das geschehen ist, wurde von den Wortführern der Einkreisung gegen Deutschland bisher überhaupt bestritten.

Vigo, 28. Mai. Die Abreise der deutschen Freiwilligen gestal­tete sich zu einem letzten Triumphzug auf spanischem Boden. Kurz vor der Abfahrt erschien im Hafen eine Abordnung des Armee­korps Galicien mit einer Kapelle und Dudelsackpfeifern, die dem Kommandeur der deutschen Freiwilligen, Generalmajor Freiherr von Richthofen, und den ebenfalls nach Deutschland reisenden spanischen Generälen Ehrenbezeugungen erwiesen. Als letzte gingen die spanischen Generäle und der spanische Konteradmiral Agacino sowie eine Gruppe von 40 spanischen Fliegern an Bord, die alle Gäste des Eroßdeutschen Reiches sind. Ihnen schlossen sich die zahlreichen deutschen und spanischen Journalisten au, die die Freiwilligen begleiten. Am frühen Nachmittag liefen die Schiffe aus, an der Spitze das spanische KanonenbootLanelajas", das den Deutschen das Ehrengeleit gab. Den Transportschiffen folg­ten zahlreiche private Fahrzeuge und Fischereiboote aus Vigo, die es sich nicht nehmen ließen, die scheidenden Deutschen mehrere Stunden lang zu begleiten, bis die hohe See erreicht war. Unter den Fahrzeugen befanden sich mehrere Schiffe mit Angehörigen der deutschen Kolonie und Mitgliedern der Ortsgruppe der NSDAP. Der Abschied gab Anlaß zu Szenen aufrichtiger Be­geisterung und tief empfundener Rührung. Deutsche und Spanier winkten mit Taschentüchern und Fähnchen unter ständigen Hoch­rufen auf Deutschland und Spanien, auf Hitler und Franco und dem ehrlichen WunschAuf Wiedersehen!". Von den deutschen Transportschiffen stiegen Raketen auf, die Hunderte deutscher und spanischer Fähnchen an Fallschirme« als letzten Gruß herab­schweben ließen.

Unser Sieg soll eurer sein!-

Spamen begleitet im Geiste die heimkehrenden Freiwilligen

Madrid, 29. Mai. Während sich die deutschen und italienischen Freiwilligen auf der Rückfahrt in die Heimat befinden, gedenkt die spanische Presse in ausführlichen Artikeln der Verdienste der scheidenden Freiwilligen. Kaum ein Blatt fehlt, das nicht in den Chor vom hohen Lied der Kameradschaft mit Deutschland und Italien einstimmt. Wie tief die freundschaftlichen Gefühle zwi­schen den Spaniern und den Freiwilligen gehen, zeigen zum Bei­spiel die folgenden Zeilen der ZeitungNoticiero Saragoza": Ziehet hin, stolz auf euer Verhalten, das Spanien niemals ver­gißt. Der Undank wächst nicht auf spanischem Boden. Unser Ziel war eures, unser Schmerz war eurer und auch unser Sieg soll eurer sein. Trauert nicht um die Gefallenen. Wir haben Zehntausende verloren und schätzen es als eine Ehre. Eure und unsere Toten genießen die gleiche Verehrung. Mit Trauer sehen wir euch scheiden, aber unsere Dankbarkeit und Zuneigung über­windet Raum und Zeit."

Die deutsche Legion auf der KdF.-Flotte

Berlin, 29. Mai. Der Befehlshaber der aus Spanien zurück- gekehrten deutschen Legion, Generalmajor von Richthofen, hat an Reichsleiter Dr. Ley nachstehendes Telegramm gerichtet: In Bewunderung der von Ihnen geschaffenenKraft-durch- Freude"-Flotte und vor allem Ihres Flaggschiffes hat die deutsche Legion stolz ihre Flagge für die Heimreise auf den prächtigen Schiffen gesetzt."

Dr. Ley hat mit folgendem Telegramm geantwortet:Für Ihr Telegramm vomKraft-durch-Freude"-FlaggschiffRobert Ley" danke ich Ihnen. Ich wünsche Ihnen und allen deutschen Kameraden eine glückliche Heimfahrt auf unseren schönenKraft- durch-Freude"-Schiffen. Diese Fahrt der deutschen Legion auf unserenKraft-durch-Freude"-Schiffen bestätigt aufs neue die

Nicht die demokratischen Nationen hätten diese Politik gewählt versucht derTemps" zu behaupten, sondern sie sei ihnen durch die autoritären Mächte aufgezwungen worden.

Molotorv nahm nur Vorschläge entgegen

Moskau, 29. Mai. Bei der Unterredung zwischen dem briti- tischen Botschafter und dem französischen Geschäftsträger einer­seits und dem sowjetrussischen Regierungschef Molotow anderer­seits am Samstag beschränkte sich der letztere, wie verlautet, darauf, die englisch-französischen Vorschläge zur Kenntnis zu nehmen und versprach nur, sie seiner Regie­rung sofort zu übermitteln. Die sowjetamtlichen Stellen hüllen sich nach wie vor über die Aufnahme dieser Vorschläge in Moskau in undurchdringliches Schweigen.

Englisch-sorvjetrufsische Freundlichkeiten

Wieder ein Moskauer Dementi

Moskau, 29. Mai. Sowjetamtliche Dementis allzu phantasie­voller englischer Pressestimmen sind im Laufe der britisch-sowjet­russischen Paktverhandlungen geradezu zur Gewohnheit gewor­den. Immerhin wird eine am Sonntag von der amtlichen Taß" verbreitete Mitteilung den Vogel abschießen, die sich plötz­lich veranlaßt hielt, eine ganze zehn Tage zurückliegende Mel­dung der englischen ZeitungNews Revue" vom 18. Mai über einen angeblichen Abschluß eines russisch-türkischen Mi­litärabkommens zu dementieren. DieTaß" erklärt, daß diese Meldung nicht den Taffachen entspreche, da zwischen der Türkei und der Sowjetunion keinerlei Abkommen bestanden habe, nochim gegenwärtigen Augenblick" bestehe.

enge Verbundenheit von Soldaten und Arbeitern im Deutschland Adolf Hitlers."

Deutsch-italienisches Wirtschaftsabkommen

Gemeinsames Wirtschaftsprogramm i« Vorbereitung

Berlin, 29. Mai. Der deutsche und der italienische Negierungs­ausschutz für die deutsch-italienischen Wirtschaftsbeziehungen haben vom 15. bis zum 26. Mai 1939 in Berlin eine gemeinsame Tagung abgehalten. Diese Tagung fand vor Pfingsten ihren Abschluß mit der Unterzeichnung einer Reihe von Abkommen und Vereinbarungen, die von dem Vor­sitzenden des italienischen Regierungsausschuffes, Botschafter Eiannini, und von dem Vorsitzende» des deutschen Regierungs- ausschusses vollzogen wurde.

Die beiden Regierungsausschüste haben alle mit einer noch engeren Verflechtung der beiden Volkswirtschaften zusammen- hängenden Fragen einer erneuten Nachprüfung unterzogen. Sie haben eine Reihe von Maßnahmen vereinbart, die dazu bestimmt Md, diesem Ziele zu dienen. Außerdem wurde die Durchführung eines gemeinsamen Wlrffchastsprogramms in Aussicht genommen, dessen weitere Einzelheiten in den nächsten Monaten in gemein­samen Beratungen festgelegt werden sollen. Die Regierungaus- schüsse haben ferner alle Fragen geregelt, die die Einbeziehung des Protektorats Böhmen und Mähren in die deutsch-italienische« Vereinbarungen über den Handels- und Zahlungsverkehr zwi­schen den beide» Staaten betreffen. Hierbei ist sichergestellt wor­den, daß der Handelsverkehr zwischen dem Protektorat und Jta- Len sich in Zukunft wesentlich enger gestalten wird als früher die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Italien und der tschechoslowaki­schen Republik,

FllWLNschmurü zu Ehren des jugoslawischen Gastes

Berlin, 29. Mai. Der Reichsminister des Innern und der Reichsminister für Volksausklärung und Propaganda geben fol­gendes bekannt:

Auf Anordnung des Führers flaggen aus Anlaß des Besuches des Prinzregenten Paul von Jugoslawien die öffentlichen Ge­bäude für die Dauer seines Aufenthaltes in denjenigen Städten, in denen sich der Prinzregent während seiner Deutschland-Reise befindet, außerdem flaggen die öffentlichen Gebäude in den Ortschaften, die an den von dem Prinzregenten befahrenen Eisen­bahnstrecken liegen, am Tage der Durchreise. Auf allen öffent­lichen Gebäuden und Plätzen, die Empfangs- oder Abschieds­zwecken dienen, kann neben den von Reichs wegen vorgesehenen Flaggen die jugoslawische Flagge gesetzt werden. Die Bevölke­rung der in Betracht kommenden Ortschaften wird gebeten, an dem Tage des Besuches oder der Durchreise die Reichs- und Na­tionalflagge zu zeigen. Durch die Presse wird Las Reisepro­gramm rechtzeitig bekanntgegeben werden."

Neichsarbeitsführer Hierl itt Rom

Rom, 29. Mai. Reichsarbeitsführer Hierl ist am Montag wK» mittag in Rom eingetroffen, wo er vom Staatssekretär im Land­wirtschaftsministerium, Tassinari, dem deutschen Botschafter und mehreren hohen Vertretern von Partei und Behörden begrüßt, wurde. Hier! wurden beim Verlassen des festlich geschmückte«' Bahnhofes von einer zahlreichen Menge herzliche Kundgebungen zuteil, die sich während seiner Fahrt ins Hotel wiederholten. Der j Neichsarbeitsführer leate am Grabmal des Anbekannten Sol-

Abfahrt der deutschen Freiwilligen aus Bigo