Der Gesellsckakter
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Nr. 123
vienslag, äen 30. Mai 1939
113. Jahrgang
Reise Becks nach Moskau
Polen als Objekt von intrigierenden Großmächten
London, 28. Mai. „News Chronicle" meldet aus Warschau, Außenminister Beck habe eine Einladung zum Besuch nach Moskau angenommen. Der Besuch würde schon in Kürze erfolgen und verfolge den Zweck, für die Lieferung bolschewisti- scher Munition nach Polen und den Bau strategischer Eisenbahnlinien zwischen den beiden Ländern zu verhandeln. Polen sei zwar nicht bereit, einem englisch-owjet- russisch-französischen Pakt beizutreten, beabsichtige aber, den polnisch-sowjetrussischen Nichtangriffspakt von 1933 und die polnischen Bündnisse mit Frankreich und England mit dem geplanten Dreimächteabkommen in eine Linie zu bringen.
„Times" meldet aus Warschau, daß Meldungen über Stabsbesprechungen mit Rumänien zwecks Anpassung des polnisch-rumänischen Bündnisses für den Fall eventueller Feindseligkeiten im Westen als unzutreffend erklärt werden. Der Warschauer Korrespondent des „Daily Expreß" meldet, daß Berichten aus Moskau zufolge, die Sowjetregierung Polen in Kürze den Vorschlag machen werde, den Nichtangriffsvertrag in ein gegenseitiges Beistandsabkommen umzuwandeln.
Warschau Filiale des Londoner Oberkommandos
Paris, 28. Mai. Der Londoner Berichterstatter des „Figaro" lenkt die Aufmerksamkeit auf die Anwesenheit einer englischen Militärabordnung in der polnischen Hauptstadt und bringt dies in Zusammenhang mit den erhofften Generalstabsbesprechungen, die zwischen englischen, französischen und sowjetrussischen Sachverständigen stattfinden sollen.
Eine risikovolle Sache und ein Abenteuer
Paris, 28. Mai. Die „Action francaise" bemerkt zu dem Pakt mit den Bolschewiken, sogar die aufrichtigen und uninteressierten Befürworter dieser Allianz, ohne von den anderen Stimmen zu sprechen, seien zu dem Eingeständnis gezwungen, daß derPakt mit den Sowjets eine risikovoller Sache sei und sogar einem Abenteuer gleichkomme. Resigniert fügt das Blatt hinzu, sie ließgen sich lediglich von der Hoffnung und Vermutung leiten, daß die Sowjets gute Absichten an den Tag legten.
Verurteilungen Deutscher in Polen
Warschau. 29. Mai. Die Verurteilungen von Angehörigen der deutschen Volksgruppe in Polen wegen angeblicher Unloyalität dauern an. So verurteilte das Gericht in Dirschau den Deutschen Anton Schulz wegen „herausfordernden Verhaltens" zu sechs Monaten Gefängnis. Für ein ähnliches „Vergehen" erhielten Albert Erunenberg und sein Sohn aus einem Dorf bei Eraudenz je sechs Monate Gefängnis, während in Könitz der Deutsche Erwin Theile wegen versuchten Grenzübertritts nach Deutschland zu neun Monaten Gefängnis verurteilt wurde.
Polnischer Boykott-Beschluß
Deutsche Not in Polen
Warschau, 29. Mai. In Thorn fand eine Versammlung der polnischen Sokoln-Organisation statt. Es wurde beschlossen, alle deutschen Unternehmungen, Firmen und Waren zu boykottiere« und „Aktionspläne" gegen die Korridordeutschen aufzustellen. Der Führer der Jungdeutschen Partei für Polen und ehemalige Senator Ingenieur Wiesner - Vielitz hat sich erneut in zwei Eingaben an den polnischen Ministerpräsidenten Skladkowski gewandt, die die zahlreichen Deutschen-Verhaftungen sowie die schweren Ausschreitungen von Konstantynow bei Lodz zum Gegenstand haben. Ohne Angabe von Gründen werden Deutsche festgenommen und tage-, ja sogar wochenlang in Gewahrsam gehalten. Tatsächlich steht die deutsche Bevölkerung Konstantynows seit Wochen unter dem Terror der Polen. Hunderte von Flüchtlingen find bei dem Versuch, sich über die deutsche Grenze in Sicherheit zu bringen, auf polnischer Seite verhaftet worden. Unter diesem polnischen Terror haben auch die von Deutschen bewohnten Dörfer Alt-Ludikow und Neu-Ludikow bei Lodz stark zu leiden. Aus Furcht vor lleberfällen verbringen viele deutsche Bauern mit ihren Familien die Nächte im Freien. Unter den Polen ist die Parole verbreitet, man solle die Deutschen verjagen, um sich in den Besitz ihres Eigentums setzen zu können.
Wie der „Temps" die Wett sieht
Scheinheilige Betrachtungen zum Pakt mit Moskau
Paris, 29. Mai. Nun fühlt sich auch der vornehm konservative „Temps" bemüßigt, seiner Weisheit letzten Schluß über den, wie das Blatt hoffen will, in den ersten Juniwochen bevorstehenden Abschluß der Verhandlungen der Demokratien mit dem antidemokratischen, weltrevolutionären Sowjetrußland zu verzapfen. »Dem Beistandspakt mit Moskau entgegen", so betitelt das Blatt des französischen Kapitalismus' seine vor Scheinheiligkeit triefenden Ausführungen. Der „Temps" versichert treuherzig, soweit man sich Klarheit verschaffen könne, werde wohl der Pakt, der jetzt erst noch ausgearbeitet werde, einen wesentlichen defensiven Charakter haben. Er werde „keine Drohung" gegen irgend eine andere Macht einschließen, sonder« ganz allgemein gegen jeden nichtprovozierten Angriff abziele». Eine derartige
Formel erscheint dem „Temps" als Grundlage und Rahmen eines „Verteidigungssystems" im Genfer Geist der kollektiven Sicherheit. Nach einem ausführlichen Rückblick auf die verschiedenen Vorstufen im Verlaufe der bisherigen komplizierten englisch-sowjetrussischen Verhandlungen stellt das Blatt dann den englischen Freunden das Zeugnis aus, sie hätten größtes Entgegenkommen und viel „Versöhnungsgeist" an den Tag legen müssen, um den Standpunkt der Sowjets und damit eine Formel anzunehmen, die von der ursprünglich ins Auge gefaßten beträchtlich abweiche. Im Grunde übernehme England jetzt auf dem Festlande neue Verpflichtungen von „kapitaler Bedeutung". Daß alle diese „Feststellungen" Vorschußlorbeeren und zweckoptimistische Betrachtungen sind, gibt der „Temps" selbst zu; denn erst wenn der genaue Text des geplanten Paktes bekannt sein werde, will er mit der ganzen notwendigen Aufmerksamkeit die Vorteile und Nachteile diskutieren, die der Vertrag für das von den Demokratien angeblich gesteckte Ziel der Erhaltung des Friedens in sich schließe. Er gesteht ein, daß man sich auf das „System der Pakte und Bündnisse" festgelegt hat, auf das man zurück- kommen mußte, weil die Politik der ständigen Zusammenarbeit aller Nationen auf dem Fuße völliger Gleichberechtigung (?) im Rahmen der Genfer Liga endgültig gescheitert sei. Der „Temps" gibt dann zu, daß Versailles an dem Durcheinander in Europa schuld ist, aber er versucht, Frankreich vor der Mitverantwortung für die Zustände zu befreien, wenn er behauptet, daß man durch den Zwang der Dinge veranlaßt worden sei, „zwei feindliche Blocks auf dem Festlande" zu schaffen. Daß das geschehen ist, wurde von den Wortführern der Einkreisung gegen Deutschland bisher überhaupt bestritten.
Vigo, 28. Mai. Die Abreise der deutschen Freiwilligen gestaltete sich zu einem letzten Triumphzug auf spanischem Boden. Kurz vor der Abfahrt erschien im Hafen eine Abordnung des Armeekorps Galicien mit einer Kapelle und Dudelsackpfeifern, die dem Kommandeur der deutschen Freiwilligen, Generalmajor Freiherr von Richthofen, und den ebenfalls nach Deutschland reisenden spanischen Generälen Ehrenbezeugungen erwiesen. Als letzte gingen die spanischen Generäle und der spanische Konteradmiral Agacino sowie eine Gruppe von 40 spanischen Fliegern an Bord, die alle Gäste des Eroßdeutschen Reiches sind. Ihnen schlossen sich die zahlreichen deutschen und spanischen Journalisten au, die die Freiwilligen begleiten. Am frühen Nachmittag liefen die Schiffe aus, an der Spitze das spanische Kanonenboot „Lanelajas", das den Deutschen das Ehrengeleit gab. Den Transportschiffen folgten zahlreiche private Fahrzeuge und Fischereiboote aus Vigo, die es sich nicht nehmen ließen, die scheidenden Deutschen mehrere Stunden lang zu begleiten, bis die hohe See erreicht war. Unter den Fahrzeugen befanden sich mehrere Schiffe mit Angehörigen der deutschen Kolonie und Mitgliedern der Ortsgruppe der NSDAP. Der Abschied gab Anlaß zu Szenen aufrichtiger Begeisterung und tief empfundener Rührung. Deutsche und Spanier winkten mit Taschentüchern und Fähnchen unter ständigen Hochrufen auf Deutschland und Spanien, auf Hitler und Franco und dem ehrlichen Wunsch „Auf Wiedersehen!". Von den deutschen Transportschiffen stiegen Raketen auf, die Hunderte deutscher und spanischer Fähnchen an Fallschirme« als letzten Gruß herabschweben ließen.
„Unser Sieg soll eurer sein!-
Spamen begleitet im Geiste die heimkehrenden Freiwilligen
Madrid, 29. Mai. Während sich die deutschen und italienischen Freiwilligen auf der Rückfahrt in die Heimat befinden, gedenkt die spanische Presse in ausführlichen Artikeln der Verdienste der scheidenden Freiwilligen. Kaum ein Blatt fehlt, das nicht in den Chor vom hohen Lied der Kameradschaft mit Deutschland und Italien einstimmt. Wie tief die freundschaftlichen Gefühle zwischen den Spaniern und den Freiwilligen gehen, zeigen zum Beispiel die folgenden Zeilen der Zeitung „Noticiero Saragoza": „Ziehet hin, stolz auf euer Verhalten, das Spanien niemals vergißt. Der Undank wächst nicht auf spanischem Boden. Unser Ziel war eures, unser Schmerz war eurer und auch unser Sieg soll eurer sein. Trauert nicht um die Gefallenen. Wir haben Zehntausende verloren und schätzen es als eine Ehre. Eure und unsere Toten genießen die gleiche Verehrung. Mit Trauer sehen wir euch scheiden, aber unsere Dankbarkeit und Zuneigung überwindet Raum und Zeit."
Die deutsche Legion auf der KdF.-Flotte
Berlin, 29. Mai. Der Befehlshaber der aus Spanien zurück- gekehrten deutschen Legion, Generalmajor von Richthofen, hat an Reichsleiter Dr. Ley nachstehendes Telegramm gerichtet: „In Bewunderung der von Ihnen geschaffenen „Kraft-durch- Freude"-Flotte und vor allem Ihres Flaggschiffes hat die deutsche Legion stolz ihre Flagge für die Heimreise auf den prächtigen Schiffen gesetzt."
Dr. Ley hat mit folgendem Telegramm geantwortet: „Für Ihr Telegramm vom „Kraft-durch-Freude"-Flaggschiff „Robert Ley" danke ich Ihnen. Ich wünsche Ihnen und allen deutschen Kameraden eine glückliche Heimfahrt auf unseren schönen „Kraft- durch-Freude"-Schiffen. Diese Fahrt der deutschen Legion auf unseren „Kraft-durch-Freude"-Schiffen bestätigt aufs neue die
Nicht die demokratischen Nationen hätten diese Politik gewählt — versucht der „Temps" zu behaupten —, sondern sie sei ihnen durch die autoritären Mächte aufgezwungen worden.
Molotorv nahm nur Vorschläge entgegen
Moskau, 29. Mai. Bei der Unterredung zwischen dem briti- tischen Botschafter und dem französischen Geschäftsträger einerseits und dem sowjetrussischen Regierungschef Molotow andererseits am Samstag beschränkte sich der letztere, wie verlautet, darauf, die englisch-französischen Vorschläge zur Kenntnis zu nehmen und versprach nur, sie seiner Regierung sofort zu übermitteln. Die sowjetamtlichen Stellen hüllen sich nach wie vor über die Aufnahme dieser Vorschläge in Moskau in undurchdringliches Schweigen.
Englisch-sorvjetrufsische Freundlichkeiten
Wieder ein Moskauer Dementi
Moskau, 29. Mai. Sowjetamtliche Dementis allzu phantasievoller englischer Pressestimmen sind im Laufe der britisch-sowjetrussischen Paktverhandlungen geradezu zur Gewohnheit geworden. Immerhin wird eine am Sonntag von der amtlichen „Taß" verbreitete Mitteilung den Vogel abschießen, die sich plötzlich veranlaßt hielt, eine ganze zehn Tage zurückliegende Meldung der englischen Zeitung „News Revue" vom 18. Mai über einen angeblichen Abschluß eines russisch-türkischen Militärabkommens zu dementieren. Die „Taß" erklärt, daß diese Meldung nicht den Taffachen entspreche, da zwischen der Türkei und der Sowjetunion keinerlei Abkommen bestanden habe, noch „im gegenwärtigen Augenblick" bestehe.
enge Verbundenheit von Soldaten und Arbeitern im Deutschland Adolf Hitlers."
Deutsch-italienisches Wirtschaftsabkommen
Gemeinsames Wirtschaftsprogramm i« Vorbereitung
Berlin, 29. Mai. Der deutsche und der italienische Negierungsausschutz für die deutsch-italienischen Wirtschaftsbeziehungen haben vom 15. bis zum 26. Mai 1939 in Berlin eine gemeinsame Tagung abgehalten. Diese Tagung fand vor Pfingsten ihren Abschluß mit der Unterzeichnung einer Reihe von Abkommen und Vereinbarungen, die von dem Vorsitzenden des italienischen Regierungsausschuffes, Botschafter Eiannini, und von dem Vorsitzende» des deutschen Regierungs- ausschusses vollzogen wurde.
Die beiden Regierungsausschüste haben alle mit einer noch engeren Verflechtung der beiden Volkswirtschaften zusammen- hängenden Fragen einer erneuten Nachprüfung unterzogen. Sie haben eine Reihe von Maßnahmen vereinbart, die dazu bestimmt Md, diesem Ziele zu dienen. Außerdem wurde die Durchführung eines gemeinsamen Wlrffchastsprogramms in Aussicht genommen, dessen weitere Einzelheiten in den nächsten Monaten in gemeinsamen Beratungen festgelegt werden sollen. Die Regierungaus- schüsse haben ferner alle Fragen geregelt, die die Einbeziehung des Protektorats Böhmen und Mähren in die deutsch-italienische« Vereinbarungen über den Handels- und Zahlungsverkehr zwischen den beide» Staaten betreffen. Hierbei ist sichergestellt worden, daß der Handelsverkehr zwischen dem Protektorat und Jta- Len sich in Zukunft wesentlich enger gestalten wird als früher die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Italien und der tschechoslowakischen Republik,
FllWLNschmurü zu Ehren des jugoslawischen Gastes
Berlin, 29. Mai. Der Reichsminister des Innern und der Reichsminister für Volksausklärung und Propaganda geben folgendes bekannt:
„Auf Anordnung des Führers flaggen aus Anlaß des Besuches des Prinzregenten Paul von Jugoslawien die öffentlichen Gebäude für die Dauer seines Aufenthaltes in denjenigen Städten, in denen sich der Prinzregent während seiner Deutschland-Reise befindet, außerdem flaggen die öffentlichen Gebäude in den Ortschaften, die an den von dem Prinzregenten befahrenen Eisenbahnstrecken liegen, am Tage der Durchreise. Auf allen öffentlichen Gebäuden und Plätzen, die Empfangs- oder Abschiedszwecken dienen, kann neben den von Reichs wegen vorgesehenen Flaggen die jugoslawische Flagge gesetzt werden. Die Bevölkerung der in Betracht kommenden Ortschaften wird gebeten, an dem Tage des Besuches oder der Durchreise die Reichs- und Nationalflagge zu zeigen. Durch die Presse wird Las Reiseprogramm rechtzeitig bekanntgegeben werden."
Neichsarbeitsführer Hierl itt Rom
Rom, 29. Mai. Reichsarbeitsführer Hierl ist am Montag wK» mittag in Rom eingetroffen, wo er vom Staatssekretär im Landwirtschaftsministerium, Tassinari, dem deutschen Botschafter und mehreren hohen Vertretern von Partei und Behörden begrüßt, wurde. Hier! wurden beim Verlassen des festlich geschmückte«' Bahnhofes von einer zahlreichen Menge herzliche Kundgebungen zuteil, die sich während seiner Fahrt ins Hotel wiederholten. Der j Neichsarbeitsführer leate am Grabmal des Anbekannten Sol-
Abfahrt der deutschen Freiwilligen aus Bigo