8. Seite - Nr. 122
Raaolder Tagblatt »Der Gesellschafter"
Samstag, den 27. Mai 1939
Pfingstreiten
Deutscher Kampfspielbrauch von Königsberg bis Eraz Von FranzjosefSchnurer.
Das Leben als Kampf liegt dem germanischen Brauchtum zugrunde. Wir stoßen auf ihn in den Zwölf Nächten, in der Fasenacht, im Sommer-Winterspiel, in den Eierspielen zur Osterzeit und ebenso auch im Pfingstreiten an der Wende zum Sommer.
Von Bedeutung ist nun dabei zu beobachten, wie gleiches Tun sich Jahrhunderte hindurch sowohl im Norden des Reiches als tausend Kilometer weiter südlich erhalten hat. In Pommern, auf der Insel Rügen, ist z. B. der Brauch zuhause, an einem Gestell oder Baumast eine hölzerne Tonne — Gesäß, Schafs usw. — aufzuhängen, als Ziel für die Pfingstreiter. Meist am Pfingstmontag kommen dann die Burschen aufgeputzt dahergeritten, mit einem kräftigen Prügel in der Rechten und die Zügel in der Linken. Nun wird drauflosgeritten; denn es gilt, die hölzerne „Bitsche" im Vorbeireiten zu zerschlagen. Dem einen gelingt es da, die Dauben einzuschlagen, dem anderen gehört der Boden, und einer schließlich wird mit der Tonne fertig. Heißt der eine der „Bodenkönig", so nennt man den anderen den „Stüben- könig" (Stübe — Daube), und der letzte ist der Tonnenkönig, der Mann „von dat Janze".
Im Süden des Reiches treffen wir am selben Pfingstmontag in Gailtal in Kärnten als altes Kampfspiel, das sogenannte „Kufenstechen". Auf ungesattelten Rosten reiten hier die Burschen gegen ein aufgehängtes Faß, dort Kufe genannt. Mit eisernen Lanzen stoßen sie im scharfen Galopp gegen das Faß, bis nichts mehr ist von der Kufe. Der Sieger empfängt schließlich aus der Hand eines Mädchens den Ehrenkranz. Hängt nur mehr der Faßreifen an dem Pflocken, dann geht gleich anschließend das „Ringstechen" auf, bei dem die Burschen mit ihren Lanzen versuchen, im Anreiten den Faßkranz zu gewinnen.
Dieses Ringstechen nun finden wir hinwiederum als alten Brauch unter den Pfingstkampfspielen im Kurhessischen und in Schleswig-Holstein. Zwischen zwei Stangen ist an einem Seil ein Ring aufgehängt, in Schleswig deren drei. Der Reiter kommt im scharfen Ritte heran und sticht mit einer Lanze nach dem Ring. Wenn man dieses Ningreiten im Ostmärkischen zuweilen auch als Kranzstechen bezeichnet (Faßkranz), so kennen wir im Reich überdies noch verschie- denenorts um die Pfingsten ein besonderes „Kranzreiten", z. B. im Braunschweigischen. Der Sieger bekommt von den Mädchen eine Fahne, ähnlich einer Wetterfahne, bemalt und mit geschnitzten Pferdchen versehen. Weil der Preis eine Fahne, heißt das Reiten auch oft Fahnenreiten, so wie z. B. in der Niederlausitz das übliche Pfingstreiten nach dem Siegerpreis „Stollenreiten" genannt wird.
Wie bei dem einen Reiten der Preis ein Stollen, bei einem anderen eine Fahne ist, so beim „Hutreitcn" in Thüringen ein Hut, den bunte Bänder zieren. Im Schlesischen lebt eine heitere Art des Neiterkampfspiels in dem sogenannten „Jungfernstechen". Dort wird, ähnlich wie im Altbayerischen der Wastervogel, aus Virkenreisern eine weibliche PuppeLeformt und aufgestellt. Reitende Burschen aber
flogen mit Stangen und Stecken gegen die Jungfer, bis der letzte Fetzen flötengeht. Dieses Jungfernstechen erinnert an ein in Holstein übliches Reiten gegen Figuren, die dort in der Fasenacht aufgestellt werden.
Im Altbayerifchen endlich war ein eigenartiges Pfingstreiten alter Brauch, das sogenannte „Eänsereiten". Die Reiter mußten im gestreckten Ritt eine Gans am Kragen erfassen, früher sogar kunstgerecht „häupten". Dieses Reiten wurde aber als Tierquälerei verboten. Das herkömmliche Pfingstochsenstoßen hat sich ebenfalls verloren; vielleicht nicht zuletzt darum, weil bei diesem Brauch der Kampfgedanke des Mannes und sein persönlicher Mut nicht ausschlaggebend waren.
Sport und Spiel
Europaturnier des Großdeutschen Schachvundes
Die Hängepartien im Europaturnier des Eroßdeutschen Schachbundes auf der Stuttgarter Reichsgartenschau brachten als wichtigstes Ereignis den unerwarteten Sieg Vogoljubows über den italienischen Meister Staldi. Auch Kieninger konnte nach 7^- stündigem Kampf seine Partie gegen den Stuttgarter Heß erfolgreich zu Ende führen. Die Hängepartie zwischen Kieninger und Grob aus der neunten Runde blieb weiterhin unentschieden. Der Schweizer Meister Grob konnte sich, wie erwartet, gegen den belgischen Meister O'Kelly erfolgreich durchsetzen.
Vor der letzten Runde lautet somit der Stand: Vogoljubow 7 Punkte; Richter 6^ Punkte; Eliskases, Engels, Kieninger und Dr. Vidmar je 6 Punkte; Foltys 5 Punkte; O'Kelly 4ZL Punkte; Staldi 4 Punkte; Grob und Hetz je 3^ Punkte; Szily 2 Punkte.
Schachmeisterschaft von Württemberg
Die Ergebnisse der am Mittwoch ausgetragenen fünften Runde lauten: Lutz machte seine vierte Partie gegen Klumpp unentschieden. Becker hängt gegen Kieninger in wahrscheinlich verlorener Stellung. Serick verlor gegen Dr. Rahn, ebenso Schmaus gegen Berner. Spielfrei war App. Gespielt wurde am Mittwoch nur eine Runde.
Der Stand vor der sechsten Runde lautet: Dr. Rahn 3^ P., Becker 3 Punkte eine Hängepartie, Berner 2^ Punkte, Kumpp 2>L Punkte, Kieninger 2 Punkte eine Hängepartie, Lutz 2 Punkte, Serick 2 Punkte, Schmaus 1 Punkt, App ^ Punkt,
Kleines Sportallerlei
Das vierte Spiel einer deutschen Auswahlmannschaft gegen die Fußballer von Böhmen und Mähren endete am Mittwoch abend vor 22 000 Zuschauern in Dortmund 2:2 unentschieden. Die Leistungen beider Mannschaften waren nicht sonderlich hoch.
Heusers Trainingslager wird aufgevaut. Max Schmeling und Europameister Adolf Heuser werden am 1. Juni ihr öffentliches Training für den Europameisterschaftskampf am 2. Juli in der Stuttgarter Adolf-Hitler-Kampfbahn aufnehmen. Schmeling hat sich für die Hermann-Eöring-Halle in Fellbach entschieden, während Heuser in der Nähe der Reichsgartenschau beim Schönblick trainieren wird. Zu diesem Zweck wird auf dem freien Gelände vor der Kunstgewerbeschule — in nächster Nähe der Weißenhof- fiedlung — ein Zeltbau erstellt, an dem zur Zeit eifrig gearbeitet wird. Alle Vorbereitungen sollen noch im Laufe dieser Woche zum Abschluß gebracht werden.
stundsunk
Programm des Reichssenders Stuttgart
Sonntag. 28. Mai: 6.00 Sonntag-Friihkonzert, 8.00 Wasser- standsmeldungeu, Wetterbericht, „Bauer hör' zu!", 8.1S Morgenmusik, 9.00 Nu» haltet Euch zum Tag bereit, ein fröhlich Herz, Beständigkeit und Treue!, 9.30 Frohe Weisen, 11.00 „Frisch gesungen", 11.30 Fantasien auf der Wurlitzer-Orgel, 12.00 Mittagskonzert, 13.00 Kleines Kapitel der Zeit, 13.15 Musik am Mittag, 14.00 Krach um Kasperle — im Hinterhaus, 14.30 „Musik zur Kaffeestunde", 16.00 Musik am Sonntagnachmittag, 18.00 Die faule Magd, 18.45 Die singende Geige: Barnabas von Geczy und sein Orchester, 19.00 Sport an Pfingsten, 20.00 Nachrichten des Drahtlosen Dienstes, 22.00 Nachrichten des Drahtlosen Dienstes, Wetter- und Sportbericht, 22.30 Tanzmusik, 24.00 Nachtmusik.
! Montag, 21. Mai: 6.00 Sonntag-Frühkonzert, 8.00 Wasserstandsmeldungen, Wetterbericht, „Bauer hör' zu!", 8.15 Morgenmusik, 9.00 Bunte Volksmusik, 9.30 Frohe Weisen, 11.00 Blasmusik, 11.30 Kleines Konzert, 12.00 Mittagskonzert, 13.00 Mit-
! tagskonzert, 14.00 „Die Glockenblume", 14.30 „Musik zur Kaffeestunde", 16.00 Nachmittagskonzert, 18.00 Erhard Bauschte spielt zum Tanz, 18.30 „Als ich wiederkam", 19.30 Sport an Pfingsten, 20.00 Nachrichten des Drahtlosen Dienstes, 20.15 „Stuttgart spielt auf!", 22.00 Nachrichten des Drahtlosen Dienstes, Wetter- und Sportbericht, 22.30 Tanz- und Unterhaltungsmusik, 24.00 Nachtkonzert.
Dienstag, 30. Mai: 5.45 Morgenlied, Zeitangabe, Wetterbericht, Wiederholung der 2. Abendnachrichten, Landwirtschaftliche Nachrichten, 6.00 Gymnastik, 6.30 Frühkonzert, Frühnachrichten, 8.00 Wasserstandsmeldungen, Wetterbericht, Marktberichte, 8.10 Gymnastik, 8.30 Froher Klang zur Arbeitspause, 9.20 Für Dich daheim, 11.30 Volksmusik und Bauernkalender mit Wetterbericht, 12.00 Mittagskonzert, 13.00 Nachrichten des Drahtlosen Dienstes, Wetterbericht, 13.15 Mittagskonzert. 14.00 Nachrichten des Drahtlosen Dienstes. 14.10 Musikalisches Allerlei, 16.00 Konzert, 18.00 Beliebte Tanzkapellen, 18.45 Aus Zeit und Leben, 19.00 Musikalisches Himmelreich, 19.45 Kurzberichte, 20.00 Nachrichten des Drahtlosen Dienstes, anschließend: Hier spricht die Reichsgartenschau, 20.15 Unterhaltungskonzert, 21.00 „Der Schwarzkünstler", 22.00 Nachrichten des Drahtlosen Dienstes, Wetter- und Sportbericht, 22.20 Politische Zeitungsschau des Drahtlosen Dienstes, 22.35 Musik zur Unterhaltung, 24.00 Nachtkonzert.
Mittwoch, 31. Mai: 5.45 Morgenlied, Zeitangabe, Wetterbericht, Wiederholung der 2. Abendnachrichten, Landwirtschaftliche Nachrichten, 6.00 Gymnastik, 6.30 Frühkonzert, Frühnachrichten, 8.00 Wasserstandsmeldungen, Wetterbericht, Marktberichte, 8.10 Gymnastik, 8.30 Morgenmusik, 9.20 Für Dich daheim, 11.30 Volksmusik und Bauernkalender mit Wetterbericht, 12.00 Mittagskonzert, 13.00 Nachrichten des Drahtlosen Dienstes. Wetterbericht, 13.15 Mittagskonzert, 14.00 Nachrichten des Drahtlosen Dienstes, 14.10 Musikalisches Allerlei, 15.00 Wiedersehensfeiern alter Frontsoldaten, 16.00 Musik am Nachmittag, 18.00 Urlaubspläne, 18.45 Aus Zeit und Leben. 19.00 Por dem Dämmerschein, 19.30 „Bremsklötze weg!", 20.00 Nachrichten des Drahtlosen Dienstes,, 20.15 Unverhofftes Begegnen, 22.00 Nachrichten des Drahtlosen Dienstes, Wetter- und Sportbericht, 22.30 Wir spielen auf, 24.00 Nachtmusik.
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