7. Seite - Nr. 122
Nagolder Tagblatt .Der Vesellschaster-
Samstag, den 27. Mai 1939
Dazu waren Abertausende von Lastkraftwagen — Lurch den Reichskraftwagenbetriebsverband aus dem ganzen Reich zusammengezogen — mit dem Transport des Materials von Bahn oder Schiff zur Baustelle beschäftigt!
Gerade die Kenntnis solcher gigantischer Organisationsleistungen läßt die Frage: „Wiewardasallesmöa-, lich ? " noch eindringlicher werden. Die Lösung des Rätsels liegt in einem beispiellosen Zusammenwirken aller überhaupt in Frage kommenden Faktoren. Es wurde schon von dem Einsatz der Organisationen der Partei bei der Betreuung der Arbeiter gesprochen. Damit ist dieser Einsatz noch nicht erschöpft. So haben z. V. die Kampsformationen der Partei sofort alle verfügbaren Männer und Einrichtungen zur Verfügung gestellt. Wenn die SA. Zeltbahnen und Feldküchen zur Verfügung stellte, so kamen von der Schutzstaffel die erforderlichen Verstärkungen für grenzpolizeiliche Aufgaben, vom NSKK. Hunderte von sachkundigen Kolonnenführern beim Lastkraftwageneinsatz und außerdem viele hundert Meldefahrer, deren Einsatz, insbesondere zu Beginn der Bauzeit, angesichts des Fehlens oft nötigster Fernsprechverbindungen von größter Wichtigkeit war.
Von ganz besonderer Bedeutung wurde der Einsatz des Reichsarbeitsdienstes. Schon in den ersten Monaten nach Baubeginn sind nicht weniger als 100 000 Männer des Spatens in den Westen beordert worden, um dort mitzuhelfen am großen Werk. Auch hier das gleiche Tempo der Auftragserfüllung: bereits Ende Juni 1938, also gleichzeitig mit dem Arbeitsbeginn der Baufirmen, standen mehrere hundert Abteilungen des Reichsarbeitsdienstes im Westen. Noch während des Aufbaues der Lager begann bereits der Arbeitseinsatz der Männer für die ihnen zugewiesenen Aufgaben!
Wenn das Wort von der „Kraftgewinnung durch Konzentration" (wie Dr. Dietrich einmal die Methode nationalsozialistischer Organisation kennzeichnete) erst noch in seiner Richtigkeit erwiesen zu werden brauchte — die wunderbare und in der Geschichte unseres Volkes einzigartig dastehende säkulare Leistung der Errichtung des deutschen Westwalls würde allein genügen, um dieser These bleibende Autorität für alle Zeiten zu verleihen.
Das Geheimnis der leuchtende« Augen
Ueber all der Bewunderung für diese großartigen organisatorischen Taten wollen wir aber nicht das dritte Geheimnis des Westwalles vergessen: die innere Einstel- lungallerdortSchaffenden und darüber hinaus des ganzen deutschen Volkes zu diesem nationalen Werk. Vergessen wir nicht, daß noch vor sieben oder acht Jahren keine deutsche Regierung es hätte wagen können, auch nur Len zehnten Teil dieser Arbeiterzahl zu einem Auftrag zu vereinigen: Durch die Giftsaat jüdischer Hetzer wäre daraus «ine Gefahr für den ganzen Staat erwachsen. Daß das nationalsozialistische Bekenntnis der deutschen Schaffenden kein Lippenbekenntnis ist, daß die ganze Nation von unseren Ideen und Idealen durchdrungen und bereit ist, für sie auch Opfer zu bringen, das hat dieses vergangene Jahr des großen Baues im Westen mit wunderbarer Ueberzeu- gungskraft bewiesen. Gerade die vielen Stunden, die wir bei der Vesichtigungsreise des Führers durch das Spalier der Arbeiter fuhren, die mit leuchtenden Augen den Führer grüßten, als wollten sie sagen: „Wir sind glücklich an einer so großen Ausgabe helfen zu dürfen", gerade diese Stunden gehörten zu den schönsten der Fahrt. Denken wir daran, wie viele von denen, die heute mit Begeisterung das harte Leben auf sich nehmen, noch vor sieben Jahren — von marxistischen Hetzern irregeführt — vielleicht die Fäuste ballten, wenn von der Nation gesprochen wurde, vielleicht Flüche auf den Lippen hatten, wenn von Soldatentum die Rede war, vielfach noch Steine warfen, wenn der Name Adolf Hitler fiel. Die nationalsozialistische Idee hat heute diese Menschen wirklich innerlich gewandelt und mit großen Idealen erfüllt — das bekundeten sie in der rührenden Liebe, mit der sie überall aus ihren großen Lagern herbeiströmten, um einen Blick, ein Wort ihres Führers zu erleben. Freilich — sie fühlen, daß sie hier nicht als „Arbeitnehmer" tätig sind, sondern daß das ganze Volk auf sie sieht, daß sie einen Ehrendienst leisten, auf den noch kommende Generationen mit Stolz blicken werden.
Wir warnen Neugierige
So ist aus dem Festungswerk im Westen nicht nur ein unüberwindlicher Schutzwall des Reiches, sondern auch ein moralisches Vermächtnis geworden: Es wurde ein Vermächtnis des nationalsozialistischen Arbeiters für den nationalsozialistischen Soldaten, das Vermächtnis einer entschlossenen Gegenwart für eine tapfere Zukunft. And ebenso, wie die gewaltige Stärke der Vieltausend Anlagen eine unerschütterliche Zuversicht unserer Soldaten begründet, so wird das Bewußtsein, eine Stellung zu besitzen, die der Stolz des ganzen Volkes und das Ergebnis einer einzigartigen nationalen Leistung ist, ihre Kampfkraft anspornen und ihrsn Mut beflügeln, wenn Wahnsinnige versuchen sollten, an die Freiheit unserer Nation, an den Frieden des europäischen Kontinents zu tasten.
Gerade das Beispiel der gigantischen Leistung des Aufbaues des Westwalles, die sich ohne Unterbrechung des friedlichen Lebens und ohne irgendeine Störung der normalen Funktionen des öffentlichen Lebens vollzog, wird dazu angetan sein, Neugierige davor zu warnen, eine volle Entfaltung aller Energien unserer Nation übermütig heraufzu- beschwören.
Vielleicht werden einmal spätere Geschichtsschreiber davon berichten können, daß die Stärke dieses Westwalles und die Ehre seiner wuchtigen Errichtung gewissen Staatsmännern gewisser Demokratien des 20. Jahrhunderts die Erlösung von gefährlichen Wahnvorstellungen beschieden habe, ihre Posaunen des Krieges verstummen und sie den verlorenen Weg der Ueberlegung wiederfinden ließ.
Barometer und Schuhpslege. Es ist falsch, sich mit der Schuhpflege nach dem Barometer zu richten. Schuhe müssen bei jedem Wetter regelmäßig mit Erdal gepflegt werden. Das Leder braucht Erdal. um weich und geschmeidig zu bleiben. Die Schuhe halten länger und bleiben länger schön.
Der Psirrgstarrsflug
Erzählung von Th. K. Franke.
Hoch oben in zwei Dachstübchen wohnten Kneppers. Ein altes Ehepaar war's, das still und bescheiden von einer kleinen Invalidenrente lebte. Lärm und Unrast der Welt draußen drangen kaum zu ihnen hinauf, aber sie vermißten deswegen nichts. Vater Knepper war oft von Asthma geplagt, und das Mütterlein litt arg an Rheuma. So kannte kaum jemand die beiden alten Leutchen. —
Anfang Mai hatte Fritz Borchert, der Hausherr, die hübsche Elli heimgeführt. Sein Geschäft gestattete ihm den Luxus einer Hochzeitsreise nicht. Aber dafür gedachte er, ihr eine andere Ueberraschung zu bereiten. In aller Heimlichkeit hatte er eine Fahrschule besucht und ein Auto gekauft. Kurz vor Pfingsten würde der Wagen geliefert werden; am ersten Feiertag sollte der erste Ausflug gemacht werden.
Karaus, die hochnäsigen Mieter im ersten Stockwerk, hatten zur Hochzeit ein billiges Elückwunschkärtchen geschickt. Und Kergers hatten ihm nur leichthin die Hand gedrückt. Vater Knepper aber war mit einem großen Strauß prachtvoller Blumen gekommen.
Das hatte Fritz gewaltig gefreut. Bei diesen Leuten, die nie im Ueberfluß schwammen, verdient solche Güte doppelte Anerkennung. Also bewaffnete sich Fritz mit einem großen Stück Kuchen, das er eigenhändig zu Kneppers herauf trug, s Und um die Freude voll zu machen, schenkte er einen gut j erhaltenen Radioapparat dazu. Der sollte ihnen die trübe Langeweile vertreiben helfen.
Am Tage vor Pfingsten traf er Vater Knepper wieder. Der hatte just einige kleine Einkäufe für die Festtage ge- , macht. !
„Nun, Herr Knepper, wie sind Sie mit dem Apparat zu- ! frieden?" fragte er.
„Gut, gut, Herr Borchert", jappste der Alte. „Vesten Dank nochmals. Es ist nur..."
„Was denn?"
„Ach, es war nur so ein Gedanke. Wenn man Heuer die vielen schönen Mai- und Lenzlieder im Radio hört, packt einem doch zuweilen die Wehmut und Sehnsucht. Einmal möchte man noch juna sein und wandern können. Die Welt
rst so groß uns grllN, so voller Lvaioer uno Berge, uno wir beiden müden Alten hocken wie zwei Vögel im Käfig aus unserm Dachstübchen." —
Die Ueberraschung gelang vollkommen. Elli war sehr erstaunt und erfreut über den schönen neuen Wagen. Mit Feuereifer ging sie an die Reisevorbersitungen. Das Wetter war herrlich; so würde es eine lustige wonnevolle Fahrt werden.
Beim Mittagessen kam Fritz plötzlich ein Einfall.
„Wir werden zwei Gäste mitnehmen", sagte er, „Kneppers von der Mansarde".
Elli schaute ihn ungläubig-überrascht an. Aber es war ihm ernst damit, und keine Einwände, kein Schmollen und Trotzen brachten ihn davon ab. Es gab die erste ernstliche Verstimmung in ihrer jungen Ehe. —
Kneppers Freude war grenzenlos. Ein Märchentraum sollte in Erfüllung gehen. Wie zwei glückliche Kinder saßen sie erwartungsvoll-strahlenden Gesichtes in dem eleganten Auto.
Die Fahrt ging durch Wälder und Wiesen, durch male- risch-schmucke Dörfchen, saftig-grüne Täler und romantische Klüfte und Berge. An einem idyllisch gelegenen Waldrestaurant machte Fritz endlich Halt. Bei Kaffee und Kuchen ließ man stch's wohl sein.
„Ei, die Gegend kommt mir bekannt vor", nahm Vater Knepper das Wort. „Hier muß ich schon 'mal gewesen sein vor langen Jahren. Sind wir hier nicht in..
„Walsdorf", warf Fritz ein.
„Ganz recht, Walsdorf", stimmte der Alte lebhaft z». „Dort hinten links geht's nach Enskirch und weiter recht» nach Roden und Schloß Weege."
„Was? Schloß Weege?" rief Elli überrascht. „Das müsse» wir sehen! Dort bin ich ja geboren!"
In sausender Fahrt ging's bald weiter. Nach einer guten halben Stunde hielt der Wagen vor der Brücke des alten Schlosses. Ein tiefer stiller Weiher schloß es ringsum ein.
„Sieh', dort links das kleine Häuschen mit dem Efeu und dem runden Balkon", rief Elli, „das ist mein Geburtshaus".
„Ach, da war Ihr Herr Vater Stallmeister?" warf Knepper ein.
„Ja", staunte Elli, „aber woher wissen Sie das?"
„O, ein wenig weiß ich auch hier Bescheid", schmunzelte der Alte. „Sehen Sie weiter rechts den Schuppen? Den habe ich gedeckt. War nämlich früher Dachdecker. Der Herr Stallmeister hatte drei Töchter. Die jüngste war dazumal etwa vier Jahre. Eines Tages fiel sie drüben in's Wasser. Ich sah es zufällig vom Dach aus..."
Elli hatte zitternd des Alten Arm gefaßt..
„Und retteten mich? Sie, Herr Knepper? Sie waren mein Lebensretter?"
Vater Knepper nickte.
„Mag wohl sein."
Nein, nun reute Elli Fritzens Einfall nicht mehr.
„Ich stehe tief in Ihrer Schuld, Herr Knepper", sagte si« herzlich. „Schade, daß das Schicksal uns nicht früher zusammengeführt. Aber fortan müssen Sie uns mit Ihrer lieben Frau jeden Sonntag begleiten, nicht wahr?"
Dem Alten tropften Tränen aus den Augen. —
Vier glückliche Menschen fuhren am Abend heimwärts. Die Wälder rauschten, die Nachtigallen sangen und in der Ferne rief ein Kuckuck. Aus den still-verträumten Dörfern klangen jubelnd und glückverheißend die Pfingstglocken.
Pfingsten
Von H. Holfert.
Blauer Himmel, zarte Schleier Weißer Wolken, Vogelfang,
Birken, Blumen, und zur Feier Frommes Lied und Elockenklang.
Selig Wandern in den Wäldern,
Stilles Schreiten über Höh'n,
Friedlich Rasten an den Feldern:
Das ist Pfingsten, das ist schön!
Schönheit, die ins Wunderbare Sich erhebt, erfüllt vom Geist Deutschen Glaubens. Auf! Ich fahre Durch mein Glück, das Heimat beißt!
Noman von Klara Laidhausen.
ÄrheberrechtSschutz durch Verlagsanstalt Manz, Regensburg. L5. Fortsetzung. Nachdruck verboten.
IX.
Dicker Frühnebel — schon der erste Bote des langsam nahenden Herbstes — lag noch über der Ferne, als Franz Hormann am anderen Morgen marschbereit die Altane vor feinem Zimmer betrat. Prüfend glitt fein Blick über den Horizont und er nickte befriedigt vor sich hin. Es würde schön werden. Wenn erst der Dunst sich aufgesogen hatte, dann kam der wolkenlose Himmel und die Sonne und es war wieder ein Tag, wie es schon so viele prachtvolle in diesem gottgesegneten Sommer gewesen waren.
Wie hätte es auch anders sein können! Verregnete Ausflüge — ja die gab's wohl öfters, hatte es auch für ihn schon gegeben. Aber wenn man mit solcher Feierstimmüng, mit soviel Eipfelsehnsucht und Vollbringenskraft auszog wie er heute — da mußte der Himmel schon dazu lachen und die liebe Gottesfonne ihr Helles Segenslicht auf den Weg werfen.
So leise die schweren Genagelten es erlaubten ging er erst ein paar Schritte nach links und trat unter die offene Türe der Mutter. Sie schlief wohl nicht mehr — sie war ja schon in den Jahren, wo der Tag nicht mehr allzuviel Kraft verbraucht und dafür auch der Schlaf der Nächte kürzer, dünner, hellhöriger wird.
Und richtig, da grüßte ihn schon die liebe Stimme: „Geht Ihr schon, Franz?"
> Er trat an das Bett und küßte sie: „Ja Mütterchen, bald. Fräulein Lore wird wohl schon auf mich warten. — Bleibe recht gesund und halte schön Haus, gelt, und wenn etwas Wichtiges sein sollte, so weißt Du ja, wo Du uns jeweils erreichen kannst."
„Ja mein Bub," gab die alte Dame herzlich zurück und streichelte zärtlich die Hand, die auf ihrer Bettdecke lag. „Leb wohl und grüß mir meine lieben Berge! Und" — das klang in seltsamer Inbrunst, fast wie ein Gebet — „alles, alles Glück mit auf den Weg!"
Sie war immer noch voll Hoffnung, die kleine Frau Forstrat, die ihren glücklichen Lebensoptimismus nicht nur ihrem Sohne vererbt, sondern auch für sich selbst ein redliches Teil davon über alle Stürme und Enttäuschungen des Lebens hinübergerettet hatte. Sie hatte Lore gestern in ihrer Freude über die bevorstehende Bergfahrt beobachtet und das Gefühl nicht losgebracht, daß diese Freude nicht so sehr dem Ausflug als dem Beisammensein mit Franz galt. Da war etwas in dem Blick der blauen Augen gewesen, wenn sie dem Sohne folgten — halb Seligkeit, halb dunkler Schmerz — ein Zwiespalt, auf den sich ein heißwünschendes Mutterherz so manchen Reim machen konnte.
Und der Reim, den Frau Hormann sich machte, der hieß ungefähr so: Was hatte Lore denn eigentlich gesagt, das Franz zu der Annahme berechtigte, daß sie für ihn verloren sei? Nur: Mein Herz ist nicht mehr frei. — Wie nun, wenn ihr Herz nur deshalb nicht mehr frei für Herrn von Friede! war, weil es schon — Franz gehörte? Freilich, der Gedanke war kühn, so kühn, daß Frau Hormann selbst ein bißchen erstaunt gewesen war über die Kühnheit, mit der sie in ihren alten Tagen noch zu kombinieren wagte, — aber unmöglich war er nicht.
Freilich, zu erraten, warum das Mädchen Franz eigentlich diese Antwort gegeben hatte, die notwendig zu einem Riegel für ihn werden mußte» dazu reichte auch Frau Hermanns Kombinationsgabe nicht mehr hin. Mochte der Kuckuck sich in so komplizierten Mädchenseelen zurechtfinden, wie Lore Berger offenbar eine besaß! übrigens war das ziemlich gleichgültig, wenn nur die Hauptsache stimmte und die beiden doch noch zueinanderfanden. —
Während sein vhantasiebegabtes Mütterchen so zufrieden und hoffnungsfroh in den Morgen hineinträumte, und ihr stilles liebes Lächeln in die weißen Kissen hineinlächelte, war Franz die Altane herum nach der anderen Seite hin
übergegangen, bis ihm die dichte Efeuwand Halt gebot, die Dithas Balkon für sich abgrenzte. Mit kräftiger Hand rüttelte er an dem grünen Eitterwerk. „Halloh, Fräulein Lore!"
„Herr Doktor?" wurde ihm sogleich aus der Tiefe des Zimmers geantwortet, und im nächsten Augenblick kam die Stimme schon dicht neben der grünen Mauer herüber, erfüllt von fröhlicher Erregung. „Ich bin schon fertig!"
„Das ist brav!" lobte er. Fast gleichzeitig tauchten die beiden Köpfe über die Brüstung der Altane, um sich gegenseitig zu erspähen — einer hüben — einer drüben, so dicht beisammen, daß sie sich fast berührten. Zwei Augenpaare sanken in frohem Grüßen ineinander. Dem Doktor zuckte es ordentlich in den Händen. Herrgott, warum durfte man diesen lieben, dunklen Mädchenkopf nicht einfach beim Schopf packen und nach Herzenslust abküssen! — Schade, daß auch schon der Gedanke daran so gar nicht in das Vorgesetzte Programm paßte!
Übrigens war der besagte Mädchenkopf sofort nach der ersten Verwirrung blutübergossen wieder in sichere Entfernung zurückgefahren und man mußte sich schon damit begnügen, ganz brav und sittsam die Hand hinüberzustrecken. „Guten Morgen, Bergkamerad! Sind Sie frisch beim Zeug?"
„Und ob!" nickte Ditha fröhlich zurück. „Ich freue mich ja schon so sehr! — Wollen wir gehen?"
„Ja, los!" kommandierte Franz und schwenkte zurück, um durch die Mitteltüre des Balkons das Treppenhaus zu erreichen.
Drinnen, gerade an der Treppe trafen sie zusammen. —- Unwillkürlich blieb der Doktor stehen und ließ seinen Blick mit unverhohlener Freude auf Ditha ruhen. Es schien ihm, als habe sie noch nie so reizend ausgefehen.
Sie trug ein blaukariertes Dirndlkleid — das mit schwarzen Samtbändern berandete Röckchen war ein gut Teil kürzer, als sie sonst ihre Kleider zu tragen pflegte und ließ die Figur kleiner, jungmädelhafter erscheinen als sonst. Die weiße llnterbluse hatte kurze Puffärmel und ließ Hals und Arme frei.
(Fortsetzung folgt.)