6. Seite - Nr. 119
Nagolder Tagblatt .Der Gesellschafter'
Mittwoch, den 21. Mai 1939
WiederholungMung muß mchgeholt werden
nsg. Einheitlich am 11. Mai wurden im ganzen Bereich der § SA.-Gruppe Siidwest die Wiederholungsiibungen für das SA.- i Wehrabzeichen durchgeführt. Zehntausende von Volksgenossen ^ Imben damit ihren Wehrwillen und ihre Wehrbereitschaft be- ' lundet und sich das Recht zum Weitertragen des SA.-Wehr- nbzeichens erworben. Wer aber am 11. Mai aus irgend welchen Gründen — seien es Krankheit, berufliche Inanspruchnahme oder dringende familiäre Angelegenheiten — nicht an den Wiedsr- bolungsübungen teilgenommen hat, ist verpflichtet, diese nachzuholen. Nach örtlichen Gegebenheiten werden an den kommenden Sonntagen neue Termine für die Wiederholungsübungen festgesetzt, so daß also auch für Nachzügler Gelegenheit gegeben ist, ihre mit dem Erwerb des SA.-Wehrabzeichens übernommene Verpflichtung einzuhalten. Wer an den Wiederholungsübungen i ohne Grund und stichhaltige Entschuldigung nicht teilnimmt, bat damit das Recht zum Tragen des SA.-Wehrabzeichens ver- ^ wirkt. Gerade im Hinblick auf die im Herbst beginnende Auf- ! stellung und Ausbildung der SN.-Wehrmannschaften kommt die- s ier Bestimmung besondere Bedeutung zu. Wer aus Nachlässig- ^ leit und Bequemlichkeit das SA.-Wehrabzeichen entzogen be- § kommt, mutz in der Wchrmannschaft mit der Ausbildung von : vorn ansangen und das Abzeichen nach den geltenden Bestim- > mungen neu erwerben. s
Erläuterungen zur Jugenddienstpflicht
Ausführliche Erläuterungen zu den Durchführungsverordnungen des Führers vom 25. März 1939 zum Gesetz über die Hitlerjugend veröffentlicht die Reichsjugendführung im amtlichen Organ des Jugendführers des Deutschen Reiches, „Das junge Deutschland". Besondere Beachtung werden die Ausführungen über das Verhältnis der allgemeinen HI. zur Stamm-HI. finden. In Zukunft wird bekanntlich die gesamte deutsche Jugend in der Hitlerjugend erfaßt und erzogen. Sie mutz deshalb in der allgemeinen HI. alle Jugendlichen erfassen, die im Rahmen der Nürnberger Gesetze Reichsbürger sein können und auch zum Arbeits- und Wehrdienst eingezogen werden. Für die Stamm- Hitlerjugend gelten nach wie vor die rassischen Voraussetzungen, die die NSDAP, an ihre Mitglieder stellt. Die Dienstleistung in der Stamm-HI. wird nach Beendigung des 18. Lebensjahres Voraussetzung sein für die Aufnahme und Zugehörigkeit zur NSDAP, und zu deren Gliederungen, während die ordnungsmäßige Zugehörigkeit und Dienstleistung in der allgemeinen HI. die Voraussetzung sür die spätere Einordnung in die Volksgemeinschaft und die Stellung in Staat, Wehrmacht und Wirtschaft sein wird. Die Angehörigen der allgemeinen HI. haben nach einjähriger Dienstzeit die Möglichkeit, auf Grund freiwilligen Entschlusses in die Auslesegemeinschaft der Stamm- HI. ausgenommen zu werden. Vom Jahrgang 1928/29 sind rund 972 090 Jungen und Mädel, das sind 90,7 v. H., auf Grund freiwilliger Meldung ausgenommen worden. Die Angehörigen der Stamm-HI. erhalten als besonderes Kennzeichen auf der rechten Brusttasche den gewebten Bannadler. Die Angehörigen der allgemeinen HI. erhalten nicht die HJ.-Armbinde. Das HJ.- Abzeichen wird allgemein am Dienstanzug der Hitlerjungen künftig wegsallen, kann als Zivilabzeichen jedoch weiter getragen werden. !
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— Freiwillige für das Infanterie-Regiment Erotzdeutschland. >
Das Oberkommando des Heeres teilt u. a. mit: Wie bereits bekanntgegeben, wird das bisherige Wachregiment Berlin im Herbst d. I. als vollmotorisiertes Infanterie-Regiment neu aufgestellt und trägt dann den Namen „Infanterie-Regiment Grotz- deutschland". Das Regiment wird sich nur aus Freiwilligen aus dem ganzen Erotzdeutschen Reich rekrutieren, die sich zu einer Dienstzeit von zwölf Jahren in der Wehrmacht verpflichten. Wer im Herbst d. I. in das Jnfanterie-Regrment Erotzdeursch- land eintreten will, mutz sich umgehend schriftlich beim Wachregiment Berlin. Berlin NW 10. Rathenower Straße 10, melden. Meldeschluß ist der 20. Juni 1939. Für die Freiwilligen des i Infanterie-Regiments Erotzdeutschland, die noch keinen Arbeitsdienst geleistet haben, hat der Führer die Ableistung von ver- > kiirztem Arbeitsdienst verfügt.
— nsg. Sonderzüge nach Leipzig voll besetzt. Die vier Sonderzüge aus dem Gebiet der Landesbauernschaft Württemberg, die zur Reichsnährstands-Ausstellung nach Leipzig fahren, sind bereits voll besetzt. Mit Viesen Sonderzügen werden 1000 Männer und Frauen des württembergischen Landvolks die große alljährliche Schulungsstätte der Landwirtschaft Großdeutschlands besuchen, die für alle in der Landwirtschaft Tätigen wieder äußerst lehr- und aufchlutzreich gestaltet wird..
Roman von Klara Äaidhausen.
llrheberrechtsschirtz durch Verlaasenstalt Manz, Regens-urg. 52. Fortsetzung. Nachdruck verboten.
„Nun, war's schön gestern abend? Haben die Bilder gefallen? Habt Ihr Euch recht gut unterhalten?"
Franz Hormann lachte. Gottlob, er konnte noch lachen, wenns auch nicht ganz so sieghaft klang wie sonst. — „Was bist Du für ein neugieriges Mütterchen! So viele Fragen auf einmal! Aber erst mutzt Du schon den Kaffee einschenken, dann will ich Dir gern und ausführlich von allem erzählen."
Von allem? äffte eine Stimme in seinem Herzen. Nein — von allem lange nicht!
Frau Hormann sah verwundert auf. „Wollen wir denn nicht auf Fräulein Lore warten?"
Franz schüttelte leicht den Kopf: „Nein, ich habe Fräulein Lore gebeten, heute länger zu ruhen. Martha soll ihr nachher das Frühstück auf ihr Zimmer bringen. — Sie hat gestern abend einen leichten Schwächeanfall erlitten."
Der Blick der alten Dame wurde immer verwunderter. „Einen Schwächeanfall? Das gesunde, blühende Geschöpf?"
Der Sohn hob die Achseln. „Sie ist doch etwas zart, Mama, und übersensibel. Achim hat ihr einen Heiratsantrag gemacht, den sie ableh-nte — darüber hat sie sich offenbar sehr aufgeregt. Wir find deshalb ja auch verhältnismäßig früh nach Hause gekommen."
„Warum hast Du nicht mich oder Martha geweckt, Franz?" fragte die Mutter vorwurfsvoll. „Wenn sie Hilfe gebraucht hätte — sie soll sich in unserm Haus nicht allein und verlassen fühlen!"
Franz Hormann wehrte energisch ab: „Mach' Dir keine unnötige Sorge, Mama, und vertrau meinem Wort als Arzt! Das Fräulein hat nur eins gebraucht, nämlich Ruhe."
— Mehreinkommensteuer. Nack, der Durchführungsverordnung zum Neuen Finanzplan können die Finanzämter auf Antrag außergewöhnliche Verhältnisse berücksichtigen, die eine besondere Berechnung des Mehreinkommens rechtfertigen. Es empfiehlt sich für die Steuerpflichtigen, derartige Anträge spätestens bis zum 30. Juni 1939 einzureichen.
Mirlsliiofl
Kraftfahrzeugindustrie im ersten Quartal 1939. Die deutsche Kraftsahrzeugindustrie erzielte im ersten Vierteljahr 1939 einen Absatz in Höhe von 315,8 Mill. RM. Auf die Werke des alten Reichsgebiets entfielen 329,2 Mill. RM. gleich 95,2 Prozent, ! womit das Ergebnis des ersten Vierteljahres 1938 um 15,3 Prozent, das des ganzen Jahres 1932 um nahezu Hälfte übertroffen wurde. Ins Ausland wurden Kraftfahrzeuge für 12,1 Mill. RM. gleich 12,5 Prozent des Eesamtabsatzes geliefert. Die Werke der Ostmark und des Sudetenlandes waren daran mit 2,2 Mill. NM. beteiligt. Von den 70 013 insgesamt im ersten Vierteljahr 1939 erzeugten Personenwagen wurden 67 635 Fahrzeuge im alten Reichsgebiet hergestellt. Hiervon wurden 16 200 im Ausland abgesetzt.
Albert Hirth AG., Stuttgart. In der HV. der Albert Hirth AG., Stuttgart-Zuffenhausen, wurde die Ausschüttung einer Dividende von 8 Prozent (i. V. 6) beschlossen. Im Geschäftsjahr 1938 konnte der Jahresumsatz gegenüber dem Vorjahr um etwa 20 Prozent gesteigert werden. Die HV. genehmigte den Abschluß und wählte an Stelle des verstorbenen Hellmuth Hirth Dipl.- Jng. Wolf Hirth neu in den AR. Außerdem wurde beschlossen, das AK. von 0,6 auf 1 Mill. RM. durch Ausgabe von 100 Inhaberaktien über je 1000 RM. zu erhöhen.
Wiirttembergische Feuerversicherung AE., Stuttgart. In der HV. der Wiirttembergische Feuerversicherung AG.. Stuttgart, die unter Vorsitz von Oberbürgermeister a. D. Dr. Lautenschlager s abgehalten wurde, fand der Abschluß für das Geschäftsjahr 1938 einstimmige Annahme. (3.10 RM. Dividende für die Aktie von 100 RM.) Der frühere. Generaldirektor der Gesellschaft, Dr. Carl Raiser, wurde von der HV. neu in den Aufsichtsrat gewählt. -
Mineralbrnnnen Ueberkingen — Wieder 15 Prozent Dividende. Bei der Mineralbrunnen Ueberkingen, Teinach, Ditzen- bach AE., Bad Ueberkingen, hat das abgeiaufene Geschäftsjahr 1938 nach dem Bericht der Verwaltung eine nicht unwesentliche Umsatzsteigerung zu verzeichnen, die sich besonders in einem erhöhten Konsum von süßen Getränken in Werksbetrieben bemerkbar machte. Nach 0,07 (0,13) Mill. RM. Abschreibungen wird einschließlich Vortrag ein Reingewinn von 62 659 (55 719) NM. ansgewiesen, aus dem wiederum eine Dividende von 15 Prozent verteilt wird, sodaß als Vortrag 27 322 (25 218) RM. verbleiben.
Stahlwerk Mannheim AG. Bei der Stahlwerk Mannheim AE. hat das Jahr 1938 eins starke Ausnutzung der Leistungsfähigkeit gebracht, die Rohstahlerzeugung ist leicht gestiegen. Der Gesamtumsatz konnte um 15 Prozent erhöht werden. Die Ausfuhr erlitt einen leichten Rückgang. Der Auftragsbestand liegt um 18 Prozent über dem des Vorjahres und sichert dem Werk eine volle Beschäftigung auf Monate hinaus. HV. beschloß wieder 6 Prozent Dividende zu verteilen.
verschiedene;
Eine neue Dollarprinzessin
Eine 37jährige Ballettänzerin und Schauspielerin namens Helene Wonthrope ist mit einem Schlage in ganz Amerika berühmt geworden, nicht etwa durch ihre künstlerischen Leistungen, sondern nur dadurch, daß sie ganz unerwartet viele Millionen von dem reichen Brauer Ruppert erbte. Als der Inhalt des Testaments bekannt wurde, stürzten die Journalisten nach der Wohnung der Tänzerin, die sie mit Mutter und Bruder zusammen bewohnt. Sie aber war so überwältigt von der Nachricht, daß sie zunächst niemanden empfing. Aber die Journalisten wankten und wichen nicht, und nach vielen Stunden endlich ließ sich die neugebackene Dollarprinzessin interviewen. Sie hatte sehr aufregende Stunden hinter sich, da das Telephon nicht einen Augenblick stillgestanden hatte und alle möglichen fremden Menschen mit ihr sprechen wollten. Sie erzählte, daß der verstorbene Nuvpert ein alter Freund ihrer Familie gewesen und daß sie oft mit ihm ausgegangen sei. Noch am Tage vor seinem Tode sei sie mit ihm zusammen gewesen, ohne daß er die geringste Andeutung gemacht hatte, daß sie ihn beerben solle. Es ist anzu- uehmen, daß nun die Heiratsanträge nur so Herzuströmen wcr- ! den, aber die reiche Erbin erklärt, daß sie nicht daran denke, irgend einen Elücksiäaer zu ehelicken.
Das Fräulein! Wie kühl das klang! Nun konnte Frau Hormann sich nicht mehr länger darüber hinwegtäuschen, datz da ein schmerzlicher Ritz klaffte, wo sie im Geist schon goldene Brücken gewandelt war. Aber sie wagte es nicht, die Hand auf des Sohnes Arm zu legen, ihn einfach zu fragen: Franz, was hat es zwischen Euch gegeben?
Nur ganz scheu und langsam tastete sie näher: „Weißt Du, warum sie Herrn von Friedels Werbung abgewiesen hat?"
„Ja," — zwei scharfe Linien gruben sich um Franz Hormanns Mund — „sie ist nicht mehr frei!"
Schweres Schweigen hing in dem morgenhellen Gemach. Vergebens suchte Frau Hormann nach dem rechten Wort — nach einem, das tröstete, ohne allzuviel Wissen um das ängstlich gehütete Leid des andern zu verraten. So begnügte sie sich damit, dem Sohne kosend durch das dichte, immer ein wenig widerspenstige Haar zu streichen. „Du siehst müde aus, mein Junge, solltest Dir einmal ein paar Tage Ruhe gönnen, jetzt, wo die Saison vorüber ist. Bist ja Heuer noch gar nicht in die Berge gekommen!"
Einen Augenblick lang ruh<n die zwei Augenpaare ineinander, dann blitzt in den jungen das dankbare Verstehen auf. Da sage einer etwas über die Frauen! Die ganze Nacht hat er sich mit dem Gedanken herumgeschlagen, was das nun für ein Weiterleben werden soll im Doktorhaus und hat keinen gangbaren Ausweg gefunden. Lore Berger fortzuschicken war ihm ebenso unmöglich erschienen als weiterhin neben ihr herzuleben. Und da kommen zwei so feine, zerbrechliche Altfrauenhände, greifen zu, so behutsam, datz man vom Zugriff überhaupt nichts spürt — und ehe Du's gedacht ist ein Ausweg frei.
Ja, die Mutter hatte recht, — fort mutzte er, hinauf auf seine geliebten Berge — dort würde er zur Ruhe und zur Klarheit kommen!
Fast ungestüm sprang er auf, trat hinter den Stuhl der Mutter und nahm, wie er es schon in Jungenstagen getan hatte — ihr Gesicht zwischen seine Hände. Ganz froh und beschwingt klang seine Stimme auf einmal: „Was bist Du doch sür ein prachtvoll kluges Mütterchen! Jetzt weiß
Apotheken-Museum kommt nach Frankfurt
In Anbetracht der räumlich beengten Museumsverhältnisse in München hat der Reichsapothekerführer ein großzügiges Angebot des Oberbürgermeisters der Stadt Frankfurt a. M., Staatsrat Dr. Krebs, angenommen, der der Deutschen Apotheken-Museums- Stiftung kostenlos und dauernd für Museums- und JnstituLs- zwecke ein Haus in Frankfurt am Main zur Verfügung stellt. Den: Museum wird ein Institut für Arzneimittelgeschichte angegliedert werden. Diese Einrichtung ist die neueste Schöpfung des Reichsapothekerführers und einmalig in der Welt, insbesondere da eine Professur für Arzneimittelgeschichte damit verbunden wird. Wahrscheinlich wird das Museum in seiner größeren und endgültigen Form im Anschluß an die Generalversammlung des „Internationalen Apothekerbundes" in Berlin Anfang September 1939 der Oefsentlichkeit übergeben werden können.
Einfache Menschen
Die Menschen in Ostfinnland sind einfach und ohne Scheu, sie sagen „Du" auch zu den höchststehenden Personen — wie die Da- lekarlier in Schweden selbst ihren König duzen. Als ein Gouverneur einmal in die Oedemark Kareliens kam und in einer Rauchstube sich niedergelassen hatte, kam ein alter Mann herein und ging auf ihn zu. Der Gouverneur fragte ihn, was er wünsche. „Nun", meinte der andere, „ich komme nur, um dich zu sehen, und ein stattlicher Kerl bist du."
Ciu seltsamer Millionärsprozetz
Der amerikanische Multimillionär Greenfield war angeklagt, seinem irrsinnigen 16jährigen Sohn den „Gnadenstoß" gegeben zu haben. In einer sensationsreichen Verhandlung, die kürzlich stattfand, konnte der Vater dank einer hervorragenden Verteidigung einen Freispruch erzielen. Sofort nach der Freisprechung kündigte er an, er wolle ein anderes Kind an Stelle seines toten Sohnes adoptieren, um sich von dem Verdacht des Eigennutzes zu reinigen. Dies hielt er schon deshalb für nötig, weil er einen Propagandaseldzug sür ein Gesetz eröffnet, wonach geistesgestörte Kinder bei der Geburt getötet werden können.
5ü Jahre lang als Mann gelebt
Großes Aufsehen erregt, wie aus London gemeldet wird, der Fall einer englischen Frau in Australien, die 50 Jahre lang unerkannt als Mann gelebt hat. Bei ihrer jetzigen Aufnahme in ein Altersheim mußte sie ihr so gut gewahrtes Geheimnis enthüllen, das sie über ein halbes Jahrhundert vor ihren Freunden wie vor der Oefsentlichkeit als Mann erscheinen ließ. Die Engländern war als 13-Jährige vor 55 Jahren nach Australien ausgewandert. Um einen Posten bei einer Firma in Sidney zu bekommen, verkleidete sie sich als Knabe und ist dann weiterhin in dieser männlichen Rolle geblieben. Als Mann hat sie auch unter anderem zehn Jahre hindurch ein wichtiges Amt in der Stadtverwaltung von Sidney inne, das sie offenbar zur Zufriedenheit erfüllte. Das Seltsamste aber, worüber sich jetzt alle Leute in Sidney den Kopf zerbrechen, ist, datz dieser Mann, der eine Frau war, sich mit 30 Jahren mit einer Australierin verheiratete. Die Frau starb erst vor wenigen Jahren und soll „sehr glücklich" mit ihm gelebt haben.
Kochtopf entfesselt Stratzenkampf
! Wie stark die religiösen Spannungen in Indien zwischen den ! Hindus und den Mohammedanern sind, geht aus einem Zwischenfall hervor, der sich dieser Tage in der Umgebung von ! Kalkutta ereignete. In seiner Wohnung machte ein Mohamme- ! daner seiner Frau heftige Vorwürfe über ihre schlechten Koch- i küuste. ,Sie versuchte sich zu verteidigen, rief aber dadurch nur ! den Jähzorn ihres Mannes wach. Dieser packte in höchster Wut ! den Kochtopf, der auf dem Herdfeuer stand und schleuderte ihn ! aus dem Fenster heraus. Draußen ging gerade eine junge Frau vorbei, die der Hindubewegung angehörte. Sie wurde von dem , Geschoß empfindlich getroffen und auf der Straße entstand ein Menschenauflauf. Sicherlich wäre dieser Zwischenfall ohne größere Folgen geblieben, wenn man auf der Straße nicht ein Stück Rinderbraten entdeckt hätte, der in dem Kochtopf gewesen war. Da das Rind den Hindus bekanntlich als ein heiliges Tier gilt, glaubte man in dem Jähzornausbruch des Mohammedaners eine antihinduistische Demonstration erblicken zu müssen. Die Erregung der Hindus wuchs. Man stürmte das Haus des Kochtopf- Schützen. Eine wüste Schlägerei entspann sich. Plötzlich fielen auch Schüsse, die Polizei eilte hinzu und löste durch ihr Eingreifen nur noch größere Verwirrung aus. lieber eine Stunde dauerte der erbitterte Kampf. Als es den Polizisten endlich gelungen war, die Ruhe wieder herzustellen, zählte man sechs Tote und 90 Verle tzte. Wegen eines Rinderbratens...
ich, was mir schon so lange gefehlt hat. Wart einmal" — er zählte an den Fingern ab: „Kein ernstlicher Fall, die Fremden reisen rasch ab, der erste mit den Kassenabrechnungen ist noch vierzehn Tage weg — Vertreter bestellt, Anzeige in die Zeitung, fertig! Hurra, es geht!"
Er drückte auf die Tischglocke, datz sie einen Daueralarm durchs Haus läutete und schon eine Minute später Martha, atemlos vom Treppensteigen, im Zimmer stand. „Martha, die Kurze heraus, den Rucksack gepackt und die Bergstiefel geschmiert — morgen geht's fort! Verstehen Sie das? Oder ist's etwa zuviel Arbeit für den Feiertag."
„I woher denn, Herr Doktor!" versicherte die alte treue Seele rot vor Eifer. „Was hat denn da der Feiertag zu sagen? Ich freu' mich doch, weil ich seh', datz sich der Herr Doktor freut!"
„Möchten wohl mit, Martha, was?" neckte er. „Jeden Tag vierzig Kilometer!"
Ein Helles Kichern tönte von der Türe zurück: „Ne, ns, Herr Doktor, mit der alten Martha kämen Sie nicht weit!"
„Wildfang, Du!" schalt die Mutter zärtlich — glücklich, datz er wieder lachen konnte. Und dann leise: „Und was wird mit Fräulein Lore?"
„Ach" — er zwingt sich hörbar, nichts von seiner leichten Heiterkeit preiszugeben. „Die kann sich's auch ein bißchen schön machen und Dir Gesellschaft leisten, nicht?"
Er steht noch immer hinter ihrem Stuhl. Sie greift nach seiner rechten Hand, die auf ihrer Schulter liegt, zieht sie einen Augenblick an ihre Wange. Dann sagt sie, mehr zu sich als zu ihm hinauf: „Wenn Du sie mitnehmen würdest."
„Mitnehmen!" Ein einziges großes Ausrufezeichen ist dieses Wort. Alles mögliche schwingt darin, Erstaunen, Unbehagen, schroffe Abwehr. Seine Hände klammern sich so fest um die Lehne des Stuhles, datz das Korbgejlecht unwillig ächzt und kracht. Aber Frau Hormann läßt sich nicht so leicht irremachen. Sie kennt ihren impulsiven Jungen. Er hat sich schon manchmal in der ersten Erregung gegen ein Wort oder einen Rat ausgelehnt, und später dann doch in ruhigerer Überlegung darnach gehandelt.
(Fortsetzung folgt.)