2. Seite Nr. 113

Nagolder Tagblatt .Der Gesellschafter"

Dienstag, den 1k. Mai 193g

Auch die Erklärung des Duce über die llnzertrennbarkeit Deutschlands und Italiens wird besonders hervorgehoben.

Mussolini-Rede in Amerika stark beachtet

Nenqork, 15. Mai. Die amerikanische Morgenpresse widmet der Rede Mussolinis ia Turin die größte Aufmerksamkeit. Besonders herausgestellt werden die Bemerkung, es gebe keine ernsthaften Gründe für einen europäische» Krieg und die Worte Sb« die wirkungslose Sanktionspolitik der Demokratien. »Herald Tri» kmre" bezeichnet die Rede als besonders bemerkenswert und Le» laut die italienische» Forderungen an Frankreich. Im Sbrige« bemühe» sich gewisse Zeitungen, Le» Friedenswille» d« HWß», »ächte i» Zweifel zu ziehe».

Mussolini vor Arbeitern der Rat-Werke

No«, IS. Mai. Bei der Einweihung der neuen Fiat-Werke t» Mirafiori richtete Mussolini an die SO Süd Arbeiter der Werke eine kurze Ansprache, in der er eingangs erklärte. Italien habe vor einiger Zeit mit der Abschaffung der Verkehrssteuer auf Kraftwagen eine Politik der Motorisierung in Angriff genom­men. Es wäre auf diesem Wege zweifellos noch weiter gegangen, wenn nicht die internationale Lage ein langsameres Tempo hätte ratsam erscheinen lassen, lieber die politische Lage habe er mit aller Deutlichkeit in Turin gesprochen. Ich habe dabei, so führte der Duce aus, mit unmißverständlicher Klarheit unseren Frie­denswilligen bekräftigt, aber auch betont, daß gewisse Probleme gelöst werden müssen, bevor sie chronisch und damit zu einer Ge­fahr für alle werden

Am die Verhandlungen

mit SorvZelrutzland

Unterhaus fragt Lhamberlain weicht aus

London, 15. Mai. Zu den Besprechungen mit Sowjetrußland «klärte Ministerpräsident Lhamberlain am Montag rm Unterhaus in Beantwortung einer Reihe von Anfragen, die britische Regierung warte jetzt auf eine weitere Mitteilung der Sowjetregierung. Er könne zur Zeit seiner Erklärung vom 1l>. Mai nichts hinzufügen. Lord Halifax hoffe, auf der 'Genfer Ratssitzung am 22. Mai eine Gelegenheit zur Fortsetzung der Be­sprechungen mit Vertretern der Sowjetregierung zu haben. Als mehrere Labour-Abgeordnets weiter aus den Ministerpräsidenten eindrangen, versteifte sich Lhamberlain erneut auf die Erklärung, daß er im augenblicklichen Stadium der Besprechungen nichts weiter sagen könne Auf die Frage des konservativen Abgeordneten Voothby, ob die polnische oder rumänische Regie­rung irgend welche formellen Einwendungen gegen den Abschluß eines gegenseitigen Beistandspaktes zwischen England und der Sowjetunion erhoben hätte, erwiderte Lhamberlain, die polnische und die rumänische Regierung hätten ihre Ansichten nicht in formeller Weise" geäußert, aber ihre allgemeine Haltung gegen­über den Verhandlungen, die zwischen der britischen und der sowjetrussischen Regierung zur Zeit stattfinden, sei auf Grund der Besuche des -polnischen und des rumänischen Außenministers in England und auf dem Wege über diediplomatischen Ka­näle" bekannt. Es würde unangebracht sein, die so zum Ausdruck gebrachten Ansichten mehr im einzelnenzu enthüllen", da der kürzliche Besuch des stellv. russischen Außenkommissars in Buka­rest und Warschau eine Gelegenheit für einen Meinungsaustausch zwischen Vertretern der Sowjetregierung und der rumänischen sowie der polnischen Regierung über die Frage geboten haben dürfte.

Antwort Moskaus eingetroffen

London, 13. Mai. Die Antwort der sowjetrussischen Regierung «uf die britischen Gegenvorschläge ist am Montag in London eingetroffen und wird zur Zeit definiert. Die Antwort wird im Lause des Dienstags von Außenminister Lord Halifax und Sachverständigen des Foreign Office geprüft und Gegenstand der Kabinettsfitzung am Mittwoch sein.

Reichs- und Sauleiin besichtigen die WestbeWgungen

Berlin, 15. Mai. Der Oberbefehlshaber des Heeres General­oberst von Brauchitsch hat die Reichs- und Gauleiter Großdeutsch- kands zu einer Besichtigungsreise in die Westbefestigungen einge­laden. Die Gäste des Oberbefehlshabers des Heeres trafen im Laufe des Montags in Saarbrücken ein, wo sie.durch General­oberst von Brauchitsch begrüßt wurden.

4. Reichsführerlager der HI.

Arbeitsgemeinschaft der HJ.-Lehrer gegründet

Braunschweig, 15. Mai. Nach einem gemeinsamen Flaggen- nppell von HI. und BdM. fand am Montag in einem gewalti­gen Zeltbau vor Vraunschweig die große Eröffnungskundgebung des 4. Reichsführerlagers der HI. statt.

Nach einer kurzen Begrüßungsansprache von Stabsführer Lau­terbacher nahm der Reichsjugendführer Baldur von Schi­rach das Wort zu einer längeren Rede, in der er nach einem Rückblick auf die letzten Jahre die Richtlinien für das neue Ar­beitsjahr gab.Wir sind durch die Erziehung eine Gemeinschaft geworden, und wir sind es geworden, damit wir durch die Ge­meinschaft wieder erzieherisch tätig sein können. Wenn der Füh­rer gerade in diesem großen und entscheidenden Jahre die all­gemeine Dienstpflicht seiner Jugend in unserer Gemeinschaft pro­klamierte, dann brachte er damit seinen Willen zum Ausdruck, die erzieherische Ausgabe unverändert betrachtet zu sehen." Bal­dur von Schichrach wandte sich energisch gegen alles Gerede Unkundiger über das Verhältnis zwischen Lehrern und Jugend­führern und sprach den in der HI. tätigen Lehrern, die hier als Jugendführer wirken, seinen herzlichsten Dank für ihre Treue aus. Dann verkündete er unter dem brausenden Beifall seines Führerkorps die Gründung der Arbeitsgemeinschaft der HJ.- Lehrer. Zu ihrem Leiter ernannte er den Inspekteur der Adolf- Hitler-Schulen, Eebietsführer Petter.

Dem guten Verhältnis zwischen Hitlerjugend und Wehrmacht, das heute zu einer idealen Arbeitsgemeinschaft geführt hat, wid­mete der Reichsjugendführer längere Ausführungen, in deren Verlauf er besonders dem Generalobersten Keitel Dank sagte. Eindringlich widerholte Baldur von Schirach den schon zu Be­ginn des Jahres ausgesprochenen Appell an das Führerkorps, alle Maßnahmen zur Gesunderhaltung der deutschen Jugend zu ergreifen. Die erste Aufklärungsbroschüre gegen Mißbrauch des Nikotins sei bereits in einer Auflage von 1,4. Mil­lionen in der Jugend verbreitet worden, weitere Auflagen wür­den folgen. Gegen die Zahnschäden würde eine Aufklärungs­broschüre in einer Auflage von 2 Millionen demnächst unter der deutschen Jugend Verbreitung finden.

Den Dank an den Reichsjugendführer und den Gruß an Adolf Hitler brachte Stabsleiter Lauterüncher aus. Die Tage im Zelt­lager vor den Toren der Stadt Heinrichs des Löwen haben da­mit begonnen.

Stillhatte-Berhandlungen erfolgreich beendet

Berlin, 13 Mai Die in der Reichsbank geführten Verhand­lungen über ein neues Abkommen für die Aufrechterhaltung »er nach Deutschland gegebenen bankmäßigen Auslandskredite (Stillhalteabkommen) sind am Montag erfolgreich zum Abschluß gebracht worden. Die Verhandlungen wurden wiederum im Geiste gegenseitigen Verständnisses geführt und haben einen er­freulichen Fortschritt hinsichtlich des von allen Beteiligten als notwendig erachteten Abbaues der durch die Stillhaltung ge­bundenen Kredite erbracht.

Reichswirtschaftsminister und Neichsbankpräsident Funk brachte anläßlich des Empfanges der Verhandlungsteilnehmer zum Ausdruck, daß Deutschland entscheidenden Wert auf die Aufrechterhaltung und bessere Ausgestaltung seiner wirtschaftlichen und finanziellen Beziehungen zu unseren ausländischen Handelspartnern wieder auf eine normale Basis zu stellen. In dieser Richtung bewegten sich auch bestimmte deutsche Vorschläge, die ihren Niederschlag in dem neuen Ab­kommen gefunden haben. Der Uebergang von der Gebundenheit der bisherigen Stillhaltekreditr in eine freiere Ordnung wird durch eine Bestimmung gesichert, wonach außerhalb der Still­haltung für mehrere Jahre mit Zustimmung der Reichsbank Kredite auf rein kommerzieller Grundlage vereinbart werden können.

Der bisherige Erfolg der Stillhaltung, die zu Beginn im Jahre 1931 einen Gegenwert von über 6 Milliarden RM. umfaßte, zeigt sich nicht zuletzt in dem organischen Abbau eines ehedem überhöhten Kreditvolumens. Der Gesamtbetrag der Stillhalte- kredite belief sich nach dem Stande vom 28. Februar 1939 auf nur noch 780 Millionen RM., wovon rund 80 Millionen Rillt.

offene Linien darstellen. An diesem Abbau haben die Zahlun­gen der deutschen Schuldner in Reichsmark (Kreditmark) erheb­lichen Anteil. Die Kreditmark ist von den Ausländern vorwie­gend für Reisezwecke verwendet worden, was sich für den deut­schen Reiseverkehr vorteilhaft ausgewirkt hat, diese Verwendung wird auch im Rahmen des neuen Abkommens wieder eine wich­tige Rolle spielen. Die ausländischen Gläubiger haben erneut zugesagt, daß sie den Reiseverkehr mit allen Mitteln fördern werden.

Die Laufzeit des neuen Stillhalteabkommens ist auch dies­mal auf ein Jahr bemessen. Eine allgemeine Rückführung der Kredite durch Deoisenzahlung mußte angesichts der durch die deutsche Zahlungsbilanz bedingten Devisenlage wiederum unter­bleiben. )

Von den zur Verfügung stehenden offenen Kreditlinien erfah­ren die Bank-zu-Bank-Kredite, auch wenn sie länger als zwei Jahre nicht benutzt worden sind, keine Kürzung, sondern lediglich die entsprechenden Direktkredite an industrielle oder kommerzielle Schuldner, da diese Linien praktisch als nicht mehr benutzbar anzusehen sind. Die von der Deutschen Golddiskontbank garan­tierten Kredite, die einmal nahezu 300 Millionen RM. betragen haben, sind im Laufe der Jahre auf weniger als 50 Millionen RM. zurückgegangcn.

Von Interesse wird es sein, daß auch im Kreise der auslän­dischen Gläubiger das neue Kreditabkommen als das konstruk­tivste der letzten Jahre betrachtet und das verständnisvolle Ein­gehen aui die Wünsche und Darlegungen sowohl der Gläubiger wie der Schuldner als befriedigend bezeichnet worden ist.

Sinnvolle Urlaubsgestattung

Reichsappell der schaffenden Jugend

Leipzig, 15. Mai. Von einem Leipziger Betrieb aus wurde > am Montag morgen über alle Reichssender der zweite Reichs- ! appell der schaffenden Jugend des Eroßdeutschen Reiches durch- ! geführt. Der Appell, an dem zum erstenmal die deutschen Jungen i und Mädel aus den Protektoratsländern und aus dem Memel­land beteiligt waren, wurde unter das Wort des Führers ge­stellt:Wir wollen ein hartes Geschlecht heranziehen, das stark ist, zuverlässig, treu, gehorsam and anständig, so daß wir uns unseres Volkes vor der Geschichte nicht zu schämen brauchen." Der Leiter des Jugendamtes der DAF., Oberbannführer Schrö­der, sprach zu der schaffenden Jugend. Er ermahnte sie, die Kameradschaft, die sie in der großen Gemeinschaft der Hitler­jugend pflege, auch entscheidend für das Verhalten im Betrieb sein zu lassen. Ihr erwachse weiter die Pflicht, nach höchster Leistung im Beruf zu streben und die neu errungene Freiheit unseres Volkes auch wirtschaftlich zu sichern. Jeder Weg, im Berus und in der Arbeit vorwärtszukommen, stehe offen; dafür sorge vor allem der Reichsberufswettkampf. Insbesondere behan­delte Oberbannführer Schröder jugendgemäße Freizeit- und Ur­laubsgestaltung durch Fahrten und Lager der Hitlerjugend. Der Urlaub der Jugendlichen sei nicht unmittelbar mit dem Urlaub der Erwachsenen vergleichbar. Für Freizeit der Jugend gelten außer dem persönlichen Bedürfnis nach Ausspannung und Er­holung erzieherische Erfordernisse an Körper, Geist und Seele.

Internationales Ballon-WeLtfliegen

Deutsche an der Spitze

Zürich, 15. Mai. In Zürich begann am Sonntag nachmittag das Internationale Vallon-Wettfliegen. Vertreten sind Belgien, Deutschland, Frankreich, Holland, Italien, Polen und die Schweiz. Von deutscher Seite nehmen teil die Ballone D.Stadt Velbert- Niederberg", D.Isar" und D.Schlesien". Gestaltete sich schon der Start am Sonntag infolge des seit Samstag herrschenden Regens außerordentlich schwierig, so war die Fahrt noch schwie­riger, da es in einer Höhe von 1500 Meter fast ständig durch Schnee und Eis ging. Der deutsche BallonSchlesie n", Füh­rer Dr. Buschmann und Fahrer Trapmann, versuchte über dem Säntis die dicken Eisschichten, die sich um das Netz gebildet hat­ten, loszuschlagen, was aber nicht möglich war. Gegen 21 Uhr ging der Ballon in Wengen im Kreis Dornbirn (Vorarlberg) nieder. Der zweite Ballon,Isar", mit Führer Schütze und Fahrer Drechsler, landete gegen 19 Uhr 2 Kilometer von Neßlau am Fuße des Säntis. Vom dritten deutschen BallonStadt Velbert-Niederberg" liegt bis zur Stunde noch keine Lande­meldung vor. Die deutschen Ballone sind am weitesten gekommen.

Der deutsche BallonStadt Velbert-Niederberg" ist am Sonn­tag abend am Oberblegi-See oberhalb Schwanden (Kanton Gla­rus) gelandet. Die Hülle des Ballons wurde von einer Geröll- Lawine zum Teil verschüttet. Die beiden Insassen, Lohmann und Peter, mußten während der Nacht durch tief verschneites Gelände den Weg ins Tal suchen. Sie trafen am Montag mor­gen erschöpft, jedoch im übrigen wohlbehalten, in Schwanden ein. Der dritte Schweizer Ballon landete gleichfalls am Sonntag abend in Urnäsch (Appenzell).

Meise Nachrichten avs aker Wett

Abschluß der Landestrauer für König Ghazi. Zu einer starken Bekundung des arabischen Einheitswillens und des arabischen Nationalbewusstseins gestaltete sich eine Feier, die am Sonntag, dem 40. Tag nach dem Unglück König Ehazi I., zum Abschluss der Landestrauer in Bagdad stattfand. Der irakische Ministerpräsident stellte in einer Ansprache fest, die Araber des 20. Jahrhunderts ständen im Dienste des Welt­friedens und der Zivilisation. Der Führer der syrischen Ab­ordnung bezeichnet Hussein Feisal Ehazi als den Kämpfer zur Befreiung von der Knechtschaft in Wahrung der Rechte der arabischen Nation. Die Alliierten hätten diese Rechte verweigert. Zwischen dem Irak und Syrien gebe es keine Grenzen. Der Führer der ägyptischen Abordnung stellte die Einheit der Trauer und des Zieles heraus. Der palästinen­sische Abgeordnete erklärte, der Irak sei die Hoffnung der arabischen Nation. Das blutende Palästina rufe zur Ein­heit. Das arabische Palästina dürfe nicht vergehen.

Das Grubenunglück auf Radbod. Die Zahl der Todes­opfer der Schlagwetter-Explosion aus der Zeche Radbod bei Hamm hat sich auf acht erhöht, da drei weitere Bergknappen im Krankenhaus ihren schweren Verletzungen erlagen. Das Befinden von vier weiteren schwerverletzte Bergknappen ist noch sehr ernst.

Blutige Zwischenfälle bei einem Fußballspiel. Während eines Fußballspiels in Buenos Aires ereigneten sich am Sonntag schwere Tumulte mit blutigen Zwischenfällen. Die mit einem Schiedsrichterspruch unzufriedenen Zuschauer durchschnitten die Eisengitter, mit denen in Südamerika we­gen der bekannten Spielleidenschaft die Fußballplätze um-

faumt sind, und strömten auf den Puitz. Ein Polizeibeam­ter feuerte gegen die Tribüne einen Warnungsschuß ab. Aus der Menge wurde mit mehreren Schüssen geantwortet. Di-r- Lage wurde besonders dramatisch, als der grösste Teil des Publikums daraufhin panikartig den Ausgängen zudrängte und sie verschlossen fand. Bisher wurden ein Toter und sechs Verletzte festgestellt.

Adlerschild des Deutschen Reiches für Professor Kleine. Der Führer hat dem Geheimen Regierungsrat Professor Dr. Friedrich Karl Kleine aus Anlaß der Vollendung fer­nes 70. Lebensjahres den Adlerfchild des Deutschen Reiches mit der Widmung:Dem verdienstvollen Forscher und Tropenarzt" verliehen.

Dunkle Machenschaften der Demokratien in Griechenland. Einer in Rom eingetrofsenen Meldung über eine teilweise Einberufung von drei Jahresklassen griechischer Reservisten wird in italienischen politischen Kreisen keine besondere Beachtung geschenkt. Man sieht darin lediglich einen Be­weis für die allzu bekannten Manöver der englischen Ein­kreisungspolitik, denen sich nach der Türkei auch Griechen­land nur allzu willfährig zur Verfügung stellt.Giornale d'Jtalia" richtet an Griechenland die Frage, von wem es sich bedroht fühle oder wen es auf Geheiß seiner Freunde bedrohen wolle.

-U5 Sind» und tnnd

Nagold, den 16. Mai 1939 Wenn man einen festen Staat aufbauen will, so müssen die Wurzeln ganz tief ins Volk hineinreichen. Hitler.

18. Mai: 1788 Dichter Friedrich Rückert geboren.

Wer mutz am 17. Mai

einen Arbeilsstötienbogen ausfüllen?

Bei derVolks-, Berufs- und Betriebszählung am 17. Mai t>. I. werden alle arbeitenden Menschen in zweifacher Weise er­faßt, einmal in ihrer Wohnstätte mittels der Haushaltungsliste und Ergänzungskarte, alsdann an der Arbeitsstätte, wo der Be­triebsleiter im Land- und Forstwirtschaftsbogen oder im Frage­bogen für nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstätten auch sein Per­sonal zahlenmäßig anzugeben hat. Als nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstätten gelten dabei abweichend von früheren gewerb­lichen Betriebszählungen nicht nur Gewerbebetriebe, sondern auch Büros, Behörden, Parteidienststellen, Schulen, Pfarrämter, öffentliche Anstalten, die Arbeitsstätten der freien Berufe, kurz alle Stätten, an denen Menschen tätig sind, Arbeitsstätten mit nur einer Person sind keineswegs von der Zählung ausgenom­men, Es muß vielmehr auch der kleine Handwerker, der selbständig ohne Personal arbeitet, auch der Privatgelehrte für seine Studierstube einen Fragebogen für nichtlandwirtschastliche Arbeitsstätten ausfüllen. Ist die Arbeitsstätte mit der Wohnung verbunden, wie dies beim Hausgewerbetreibenden und Heim­arbeiter, oft aber auch beim selbständigen Künstler, Schriftsteller und bei anderen freien Berufen vorkommt, so muß der Arbeits­stättenbogen zusammen mit der Haushaltungsliste und Ergän­zungskarte in der Wohnung abgegeben werden. Die Abgabe des Arbeitsstättcnbogens in der Wohnung ist auch für solche Gewerbe notwendig, die wie die Bau- und Baunebengewerbe oder das ambulante Gewerbe an wechselnden Arbeitsstellen ausgeiibt und lediglich von der Wohnung des Gewerbetreibenden aus ge­leitet werden.

Die Arbeitsstättenzählung soll ein vollständiges Bild von dem Umfang der deutschen Arbeit vermitteln. Darum darf die selbständig ausgeübte nebenberufliche Tätigkeit nicht übersehen werden, soweit sie eine gewisse Regelmäßigkeit aus­weist und für den Ausübenden arbeits- und einkommensmätzig ins Gewicht fällt. So soll beispielsweise auch die nebenberuf­liche Fischerei erfaßt werden. Unberücksichtigt bleibt natürlich der Angelsport. Ebenso haben nebenberufliche Versicherungs­vertreter, die selbständig arbeiten, ihre Abschlußtätigkeit auf dem Fragebogen für nichtlandwirtschastliche Arbeitsstätten zu ver­merken, wenn sie der FachgruppeVersicherungsvertreter und Versicherungsmakler" angehören. Auch beim Privatunterricht, bei der Zimmervermietung, bei der Schriftstellerei, bei der Fleischbeschau, beim Standesamt usw. wird die nebenberufliche Betätigung zum Teil erheblichen Umfang haben.

Anders als die nebenberufliche wird die ehrenamtliche Tätigkeit behandelt. Die ehrenamtliche Tätigkeit wird von der Zählung nicht ersaßt. Wird also ein Bürgermeisteramt oder eine Parteidienststelle nur ehrenamtlich versehen, so ist dafür kein Fragebogen für nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstätten auszu­füllen. Beschäftigt aber der ehrenamtliche Bürgermeister oder Dienststellenleiter auch nur eine Arbeitskraft (Sekretär, Rech­ner, Eemeindediener, Nachtwächter) gegen Entgelt, so liegt eine Arbeitsstätte vor, für die ein entsprechender Fragebogen aus­zufüllen ist.