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Nr. 113
vienslag, äen 16. Mai 1939
113. Jahrgang
er Führer prüft Deutschlands Sicherheit
Lachen. 15. Mai. Der erste Tag der Vesichtigungsreise des Führers ist beendet. Er galt dem Raume von Aachen, dem Gebiet, das bei dem ersten Aufbau des deutschen Westwalles noch außerhalb des Sitzes des größten Betonriegels der Welt geblieben war und das nun auf Befehl des Führers in den letzte« Monaten gleichfalls durch eine unüberwindliche Mauer aus Stahl und Beton vor jedem feindlichen Zugriff geschützt worden ist.
Als der Führer seine Fahrt antrat, zogen gerade die Aachener hinaus in ihr herrliches weithin sich erstreckendes Waldgebiet, um den ersten prachtvollen Hochfrühlingssonntag zu genießen. Noch am Tag zuvor hatte es gestürmt und geregnet, — kein Wunder, daß am Sonntag kaum jemand zu Hause geblieben war. So kamen Tausende zu dem Erlebnis, überraschend den Führer zu treffen und ihm auf seiner Fahrt in die vorderste Linie begeisternd zujubeln zu können.
Jubelnde Begrüßung durch die Arbeiter vom Westwall
Bald tauchen die ersten Bunker auf, die ersten dräuenden Verteidigungslinien, die jedem feindlichen Tank ein unüberwindliches Halt gebieten. Obwohl es Sonntag ist, wird eifrig in den Bunkerstellungen und Verteidigungslinien gearbeitet. Immer dichter, immer unangreifbarer und undurchdringlicher wird dieser westlichste Wall aus schwerstem Stahl und Beton. Nur ein paar höhere Offiziere wissen von der Reise des Führers. Die Arbeiter, die hier für Grotzdeutschland und Aachen Sicherheit schaffen, sind von der Ankunft des Führers völlig überrascht. Umso größer aber ist ihre Freude. Jeder, der mit gutem Gewissen seine Arbeit für ein paar Minuten im Stich lasten kann, eilt herbei. Die Gesichter leuchten, die Augen blitzen, jubelnd tönen die Heilrufe dem Führer entgegen — ein von Herzen kommendes freudiges Willkommen. Rohrmatten schützen die einzelnen Baustellen vor unberufenen Blicken. Hinter diesen Matten schauen schwerste Panzertürme aus dem Boden, Betonbunker bisher nicht gekannter Stärke verbergen sich in der Landschaft, die schon jetzt fast ganz mit ihr verwachsen sind.
Hier kommt kein Angreifer durch!
Auf einer kleinen Höhe erhebt sich beherrschend ein großer Betonbunker, d. h. „erhebt" ist eigentlich nicht richtig, denn wenn dieses Ungetüm aus viel meterdickem, stahlarmiertem Beton fertig sein wird, dann wird es überhaupt nicht mehr wahrnehmbar sein. Nur einige kleine Bodenfurchen, die ganz zufällig in der Hügellehne sich befinden, könnten einem sehr Kundigen verraten, daß hier ein schweres Fort steckt mit fließendem Master und elektrischem Strom, gassicheren Glas- und Aufenthaltsräume« für eine sehr zahlreiche Besatzung, großen Munitionskammer«, Geschützen, MG.-Ständeu, Beobachtungsstellen, — auch bei schwerem Beschuß ein sicherer Aufenthalt für die Besatzung der deutschen Abwehrtruppen. Gewaltig ist der Eindruck allein dieses einen einzigen Bauwerkes — und es gibt deren Hunderte allein auf dem kleinen Aachener Raum. Ein jeder, der diesen Groß- bunker durchmißt und dann langsam wieder «ach oben geht, spürte es bereits in diesem Augenblick: Hier, dnrch diese» deutschen Westwall kommt kein Angreifer durch. In der Nähe einer Vunkeranlage steht ei« kleines Vretterhäuschen, eine Baubude. Ueber ihrem Eingang hängt ein weißes Pappschild, auf das ungelenk mit roter Tusche die Worte gemalt find: „Treue dem Führer! Tod de« Verrätern"! Das ist die Stimmung hier an der Grenze.
Eingehendste Prüfung Mer Anlagen
Wieder treffe« wir überall Sonutagsspazierganger, zahlreiche Reiter und Reiterinnen. Aachen ist von je ein Ort der edle« Reitkunst gewesen. Freudiger Jubel grüßt überall den Führer. Jetzt hat es sich scho« herumgesprochen, daß er im Gebiet ist. 3» all den Dörfern und Weilern, die wir passieren, ist die Bevölkerung auf der Straße versammelt, «m dem Führer zu huldige«.
Rasch wurden die Fahne« gehißt und blühende Weißdornzweige und Fliederbüsche geschnitten, mn mit Blumen »nd Blüten de« Führer zu grüßen. Herrlich ist das weite fruchtbare Hügelland» in dem sich Wald und Acker, Bauerntum und Industrie auf das harmonischste mischen. Er ist ein rechter Garten Gottes, durch den wir fahren. Immer wieder läßt der Führer halten, immer wieder besichtigt er die eben fertig gewordenen Stellungen, prüft die Schußlinien der schweren Bunker, überzeugt sich von der iu» neren Einrichtung der einzelnen Befestigungsanlage«, beobachtet den Wert mancher Neuerung, die hier Verwendung gesunde» hat. Er gibt Anregung««, was «och geschehe« kann, prüft eingehend alle Fragen mit dem Komm an di e re n de« General der deutschen Grenztruppeu dnrch.
I« die Landschaft hrnemgrwmhfe«!
Manchmal greift die Besichtigungsfahrt auf die zweite Lnck — den ursprünglichen Westwall — zurück. Es ist beruhigend «nd schön, hier die Stellnag im Voruberfahren bereits jetzt gerade;« snche« zu müsse«, so führ ist sie seit dem Vorjahr ins Gelände hineingewachseu. Ost ist die Lage der Bunker überhaupt nur dadurch auszumachen, daß auf de» einzelnen Anlagen auf sichtbares Zeichen ihres Vorhandenseins — eia Mann steht, und diese MSnwer sieben sehr dickt beieinander, ans Steiuwnrftoeite »nr
sind sie voneinander entfernt. Dies geht so Kilometer um Kilometer. Häufig liegen hinter der ersten Bunkerlinie «och weiter«^ ebenso versteckt «nd ebenso eng gegliedert. Wohin der Führ« auch kommt, wird er begeistert begrüßt. Westwallarbeiter und Bevölkerung, Arbeitsdienst und Grenztruppeu wetteifern miteinander, ihm chrr Freuds Der tzen so unerwarteten Besuch z» zeigen.
Gepanzertes Land!
Als großer beherrschender EirKtuck des Tages aber drängt sich immer wieder die ungemeine und eindrucksvolle Schönheit dieses deutschen Landes auf. Aber es ist keine wehrlose Schönheit mehr. Dieses Land, das der Führer heute durchfahrt, ist ei« gepanzertes Land geworden, unangreifbar gemacht durch seinen Willen. Sorgsam prüft der Führer in alle» Einzelheit«« diese» «euen zweiten Wall aus schwerstem Veto», sm stch z« Überze»« gen, daß auch «ichts versäumt wurde, «icht «ur dem Laad« eia Höchstmaß an Sicherhett zu gebe«, sonder» auch de» Truppe«, Ke iu Liefen Festuugsliute» fir den Schutz de» L eiches «och«.
»
Fortsetzuug der Westrvallbesichttguug HiNeshei« («fey, «. Mai. Der Führ« »ud Oberst« Befehlshaber setzte am Moutag sei»« Befichtignngssahrt im Lohtet des deutschen Westwalls fort.
Zur Rede Mussolinis
„Paris und London vor die Entscheidung erstellt"
Nom, 16. Mai. Mit seiner Rede in Turin hat Mussolini die. ganze internationale Lage, wie sie durch die englisch-französische Einkreisungspolitik entstanden ist, klar und eindeutig Umrissen und damit, wie auch im italienischen Rundfunk am Sonntagabend ausgeführt wurde, London und Paris vordle klare Alternative gestellt: Frieden oder Krieg. '.
Nach dem von Mussolini aufs neue bekräftigte« Friedsuswrl» len der Achsenmächte, so führte der Sprecher im Rundfunk aus, seien nunmehr die audere» vor die Entscheidung gestellt. Paris und London würde« jetzt ihren Friedenswille» beweise» müssen, und zwar nicht mit Worten, sonder» mit Taten. Noch eiu- mal habe Mussoliiü vor der absurden uud wahnwitzigen Einkreisuugspolitik gegen Deutschland und Jta» lein gewarnt und die geradezu „obszöne Taktik des weiße« Krieges", die schließlich Europa in den furchtbarsten Krieg reiße« mußte, vor der ganzen Welt mit harten Worten gegeißelt. So sei Mussolinis Rede einerseits eine klare Warnung gegen die dunkle« Machenschaften der Einkreisungspolitik, auf der anderen Seite aber auch ein Dokument starken zuversichtliches Glaubens an die Entwicklung Europas auf dem Wege zu einem gerechten Frieden gewesen. Die Rede sei ein Appell an die verantwortlichen Staatsmänner zu einer gerechten und unparteiischen Prüfung der internationalen Lage gewesen. Gegen die Achse sei nichts zu unternehmen, denn ihre Kräfte würden genährt durch die Mystik des Opfermutes und des Glaubens an die Zukunft. Bei richtiger Abwägung aller Worte könne aber aus der Lage ein neues Europa der Gerechtigkeit entstehe«, das an die Stelle des Versailler Systems der gegen Deutschland und Italien geladenen Pistole treten müsse.
Einkreisungshetzer in London fühlen sich getroffen
London, 15. Mai. Die Rede des Duce wird von der Londoner Presse ausführlich wiedergegeben und kommentiert. Das wichtigste an der Rede ist für die Londoner Presse dabei der Satz Mussolinis, daß es heute keine Probleme gebe, die einen Krieg wert seien. Im übrigen fühlen sie stch offensichtlich von den entschiedenen Worten des Duce gegen die Einkreisuugspolitik betroffen und versuchen heftig, die Tatsachen abzustreiten oder z» „entschuldigen".
Polnische Ueberfälle auf Volksdeutsche
Kattowitz, 15. Mai. Es vergeht nicht ein einziger Tag, an dem aicht Ausschreitungen gegen Angehörige der deutschen Volksgruppe oder deren Besitz iu Ostoberschlesien zu verzeichnen wären. Am Samstagabend versuchten etwa 20 Aufständische, in die Räume des Deutschen Kulturbundes in Kattowitz einzudringen, um eine deutsche Versammlung zu sprengen. Der Hausmeister konnte jedoch noch rechtzeitig die Eingangstür schließen. In ihrer Wut zertrümmerte die Horde zahlreiche Fensterscheiben des Hauses. In Königshütte wurden die Schaufenster fast sämtlicher deutscher Geschäfte in der Nacht zum Sonntag mit Teer beschmiert.
Hetzaktion gegen deutsche Ware«
3n dem Kampf des chauvinistischen Westverbandes gegen den Verkauf und den Absatz von Erzeugnissen reichsdeutscher Firmen sowie gegen alle deutschen Reklameschilder soll jetzt auch der Verband der Aufständischenjugend eingestellt werden. Die Jungaufständischen sind aufgefordert worden, dem Westoerband bis zum Ablauf des Monats Mai mitzuteilen, wo noch deutsche Erzeugnisse verkauft werden bzw. wo noch deutsche Schilder anzutreffen sind.
Polnische Radauszenen in deutscher Kirche
Nachdem in der letzten Zeit in fast allen Orten Ostoberschle-
stens die Besucher deutscher Gottesdienste von polnischen Elementen belästigt, photographiert oder deren Namen angegeben wurden, kam es am Montag in Antonienhütte zu einem unerhörten Vorfall. Als am Morgen der deutsche Gottesdienst in der katholischen Pfarrkirche beginnen sollte, drangenplötzlichetwa 150 Polen in die Kirche ein, um mit polnischen Gesäugen den Gottesdienst zu stören. Auch die Predigt konnte wegen des lärmenden Verhaltens der Eindringlinge nicht gehalten werden. Ein vom Pfarrer herbeigerusener Polizeibeamter erklärte, er sei nicht im Stande, gegen die Ruhestörer vorzugehen. Die Aufständischen lärmten in der Kirche so lange, bis die Besucher, von diesem Treiben angeekelt, nach Hause gingen. Eine deutsche Frau, die vor der Kirche ihrer Empörung über diesen Vorfall Ausdruck gab, wurde von den Aufständischen geschlagen.
Keine deutschen Filme mehr in Oftoberschlesien
Die Unterdrückung aller deutsche» Lebensäußerungen in Ostoberschlesien geht unter der Führung des berüchtigten Westver- kandes planmäßig weiter. Auf Veranlassung dieser Organisation hat jetzt der Verband der Lichtspieltheater in der Wojewodschaft Schlesien beschlossen, künftig keine deutschen Filme mehr aufzuführen. Diesem Beschluß haben stch auch alle anderen Lichtspielhäuser in der Wojewodschaft angeschlossen, sodaß deutsche Filme in Ostoberschlesien nicht mehr aufgesührt werden.
Die „Times" meint, der Duce werde mit seiner Ansicht, daß es keine so akuten und dringenden Fragen gebe, die einen Krieg rechtfertigen, sicher allgemeine Zustimmung finden, aber die Demokratien, so meint sie, stimmten mft ihm «icht darin überein, daß es dahin kommen könnte, daß ein Krieg einer wetteren Unsicherheit vorzuziehen wäre. Sie seien, so erklärt das Blatt zynisch, politisch, wirtschaftlich und moralisch i» der Lage, notfalls eine unbegrenzt verlängerte Unsicherheit auszuhalten. (?) Nach diesem eindeutigen Bekenntnis Mi Einkreisungspolitik bemüht sich die „Times", der britischen Politik friedfertige Absichten beizulegen. Auch der „Daily Telegraph" wendet sich betroffe« dagegen, daß man den Demokratien irgendeine aggressive Absicht auf politischem oder wirtschaftlichem Gebiet unterstellt. Es sei bitter, wenn die Demokratien beschuldigt würden, der Sache des Friedens nicht ehrlich ergeben zu sein.
Versuche, die Bedeutung avzufchwächeu
Paris, 15. Mai. Die Rede Mussolinis iu Turin hat ttt 8er Pariser Presse eine gewollt farblose Aufnahme gefunden. Mau weiß aber auch offenbar nicht recht, wie man antworte« soll und ist daher bemüht, der Rede nach Möglichkeit jede größere Bedeutung abzusprechen.
Allgemein sind die Blätter der Ansicht, daß Mussolini «tue gemäßigte Rede gehalten und sich „abwartend" (?) gezeigt habe. Wohl sei der Ton der Rede scharf gewesen, aber von ihrem Inhalt könne man nicht das gleiche behaupten. Letzten Endes bleibe die Lage durch diese Rede unverändert. Mit besonderer Aufmerksamkeit verzeichnen die Blätter die gleichzeitige Anwesenheit Adolf Killers und Mussolinis an de« jeweilige» Westgren- zen ihrer Länder. Das „Oeuvre", dem das erneute Bekenntnis des Duce zu einer ehrenvollen Friedenspolitik offensichtlich unbequem ist, meint, i« Paris messe man der Mussoliuirsde keine große Bedeutung bei. (!) Pertinax erklärt ebenso im „Ordre", Mussolini habe unbestimmte (?) Aeußernngeu gemacht und i nichts Neues gesagt. Der Außenpolitiker des „Excelstör" erklärt,
! man könne Mussolini nur beipflichten, wenn er den Damziger > Knoten ohne Schwertstreich zu lösen beabsichtige. Alle» hänge von der Art ab, wie man iu Berlin und Rom au diesen Knote» Herangehen werde. Die „Republique" meint, die Rede enthalte mehr beruhigende als beunruhigende Momente) aber man solle auch weiterhin noch wachsam bleiben.
Enttäuschung 1« Warschau
Warschau, 15. Mai. Obwohl die Zeituugeu im allgemeine» weitgehende Zurückhaltung in der Beurteilung der Lage üben, können sie doch die Enttäuschung nicht verhehlen, daß sich ihre alten törichten Hoffnungen auf eine Verschlechterung der Bezie- Hungen zwischen Rom und Berlin als eitel erwiesen haben. „Gazeta Polska" unterstreicht den entschlossenen Ton an die Adresse der großen Demokratien. Mussolini habe deutlich zu verstehen gegeben, daß er an die Möglichkeit der Rettung des Friedens glaubt. Weiter vermerkt das Blatt, daß Italien zusammen mit Deutschland und dem ganzen Apparat der Achse die harte Wirklichkeit einer langen Ungewißheit vorzieht. „Expreß Po- ranny" erklärt seinen Lesern, die Rede sei reichlich „blaß, aber doch recht maßvoll". „Kurjer Polski" nennt die Rede aggressiv in der Form und friedlich im Inhalt. Das Blatt leidet offenbar stark unter der allgemeinen polnischen Nervosität und wünscht vom Duce „konkrete Erklärungen über die nächste Entwicklung".
Belgien begrüßt die Türmer Duce-Rede
Brüssel, 15. Mai. Die Rede Mussolinis in Turin hat in Belgien einen starken Eindruck hervorgerufen. Im allgemeinen kann frstgestellt werden, daß die Erklärung des Duce beruhigend gewirkt und einen gewissen Optimismus ausgelöst bat. Sämtliche Blätter heben in den Ueberschristen die Worte Mussolinis hervor, daß es in Europa zur Zeit keine Fragen gäbe, die einen Krieg rechtfertigen könnten. Mehrere Blätter schreiben, daß Mussolini einen Beitrag zur Befriedung Europas geliefert habe.