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Donau mußte zurückgestellt werden, da es nicht zu verantworten gewesen wäre, die im Jahre 1927 mit den Donau-Uferstaaten für die gesamte Donau bis Braila vereinbarte Donauschifsahrts- Polizeiverordnung einseitig abzuändern. Dagegen sind die Was­serstraßen im Sudetengau und im ehemaligen Memelgebiet in die neue Regelung eingeschlossen. Was für die Seeschiffahrt durch die von allen seefahrenden Mächten anerkannte Seestraßenord­nung auf die deutschen Küstenreviere ausgedehnt wurde, nämlich eine einheitliche Regelung der Fahrtregeln und Schiffahrtszei­chen, ist nunmehr auch für die Binnenwasserstraßen geschaffen.

Gründung der Internationale« Sorftzeatrale

Berlin als ständiger Sitz

Berlin, 11. Mai. Im Haus der Flieger wurde am Donnerstag k» Anwesenheit von Vertretern der Staaten Bulgarien, Däne­mark, Deutschland, Frankreich, Italien, Lettland, Litauen, Schwe­den, der Schweiz und Ungarn die Internationale Forstzentrale gegründet, die als selbständiger Teil des Internationalen Agrar­instituts (JAJ.) in Rom ihren ständigen Sitz in Berlin haben wird. - --cc °

In einer Ansprache begrüßte Staatssekretär Alpers die Gäste im Namen der Reichsregierung und des Reichsforstmeisters. Wir begrüßen, so fuhr der Eeneralforstmeister fort, die Errich­tung der Internationalen Forstzentrale sowohl vom internatio­nalen als auch vom deutschen Standpunkt aus auf das wärmste. Deutschland als Gastland fühlt sich verpflichtet, die neu ent­stehende Organisation in jeder gegebenen Weise zu unterstützen und zu fördern. Ich bin deshalb beauftragt, folgende Erklä­rung des Reichsforstmeisters Eeneralfeldmarschall Höring hier zu verlesen: . -

Die Regierung des Deutschen Reiches gibt ihrer großen Freude darüber Ausdruck, daß die im Verband des Internatio­nalen Landwirtschaftsinstituts begründete Internationale Forst­zentrale ihren Sitz in Berlin erhalte» hat. Sie darf in der Wahl des Deutschen Reiches als Gastland dieser internationalen, zur Erfüllung großer ideeller und praktischer Aufgaben geschaf­fenen Zentrale eine Auszeichnung der deutschen Forstwirtschaft und Forstwissenschaft erblicken. Die Reichsregierung wird es ihrerseits als eine hohe Pflicht betrachten, für die gastliche Un­terbringung der Internationalen Forstzentrale Sorge zu tragen und ihre allen Nationen zugute kommende Arbeit möglichst zu fördern und zu unterstützen. Zur Erreichung dieses Zieles sichert sie daher anläßlich der feierlichen Eröffnung der Internationalen Forstzentrale folgendes zu:

2m Westen der Reichshauptstadt, im Erunewald, wird für die Zweck der Internationalen Forstzentrale ein Neubau errichtet, der in llmsang und Ausstattung dem Arbeitsbediirsnis und der Bedeutung der Internationalen Zentrale voll entsprechen wird.

Ein geeigneter Bauplatz in würdiger Umgebung ist bereits festgelegt; die Baupläne find in Bearbeitung. Das Reich steht es als seine Pflicht an, den Bau mit allen Mitteln zu betreiben und für seine baldige Fertigstellung zu sorgen. Vom Jahre 1919 ob wird zur Ausgestaltung des laufenden Betriebes in Berlin ei« jährlicher Zuschuß des Reiches zur Verfügung gestellt: für 1939 sind bereits ausreichende Mittel angewiesen. Die Zuschüsse des Reiches werden ohne Bedingungen gegeben. Sie unterliegen ausschließlich der Verwendung durch die Internationale Forst­zentrale selbst."

Dann schilderte Präsident Acerbo die Vorgeschichte, die Auf­gaben und die Bedeutung der Gründung der Internationalen Forstzentrale. Er sprach namens aller Anwesenden dem Führer und dem Reichsforstmeister den Dank des Kongreßes aus.

In dem nun folgenden Wahlgang wurden als Präsident der Internationalen Forstzentrale Baron Waldbott (Ungarn), der sich große Verdienste um die forstliche Zusammenarbeit er­worben hat, ferner als Vizepräsident Generalforstmeister Staats­sekretär Alpers und als Direktor der neugeschaffenen Organi­sation Professor Dr. Dr. Koestler von der Universität Göttingen bestimmt. An Reichsforstmeister Eeneralfeldmarschall Eöring wurde ein Telegramm gesandt.

Japanischer Sieg im Norden von Hupei

1SV MV Chinesen eiagekreist nnd ausgeriebei Hank au, 11. Mai. Das japanische Umgehungsmanöoer nordwestlich von Hankau ist «ach eine« japanischen Heeresbericht gelungen. Neun chinesische Divisionen mit einer Gesamtstärke von etwa ISS VVl> Manu wurdea zwischen Hnhotsche» «nd der Pro­vinzgrenze von Szetschua« völlig aufgeriebe«. Die Hauptlämpfe spielten sich nordöstlich der Grenzstadt Tsaojaug im Norden der Provinz Hupei ab.

SchlichLungsoersuch Roosevetts gescheitert

460 VVV Bergarbeiter streiken endgültig

Nenyork, 11. Mai. Trotz des Schlichtungsversuches Roosevelts, Lei an das Verantwortungsbewußtsein der Vertreter der Ge­werkschaften wie auch der Grubenbesitzer appellierte, scheiterten die Verhandlungen zwischen den beiden Parteien am Douners- tagmorgen endgültig. Damit ist der Streik der 469 VVV Bergar­beiter in eine außerordentlich kritische Phase eingetreten "

Es ist noch unbestimmt, welche Schritte Roosevelt nunmehr unternehmen wird. Fest steht aber, daß seine Sympathien auf, Seiten Lewis sind. D?-s deutete am Mittwoch Arbeitsminister! Frau Perkins und bei den letzten Verhandlungen der Regie­rungsvertreter Steelman, der Leiter der Schlichtungsbehörde, an. Steelman will jetzt, wie verlautet, auf einzelne Grubenbe­sitzer einen Druck ausüben, die Forderung der CIO. anzuneh­men. Inzwischen häufen sich in den Industriestaaten des Ostens, besonders in Neu-England, die Fälle, daß große Betriebe infolge Kohlenknappheit zu starken Einschränkungen bzw. Stillegungen gezwungen seien, und die Boston- und Maine-Eisenbahnen kün­digten ebenfalls Fahrplaneinschränkungen an, nachdem bekannt­lich am Vortage erst die Neuyork Central Railroad 39 Züge ein- keftellt hatte.

Kleine Nachrichten ans Mer Wett

Ausweisung eines deutschen Schriftleiters aus Aegypten.

Der deutsche Schriftleiter Theodor Schmitz ist auf Anord­nung der ägyptischen Regierung aus Kairo ausgewiesen worden. Grund seiner Ausweisung war die Veröffent­lichung einer Reihe von Artikeln, die der englischen Politik in den arabischen Ländern unbequem waren. Diese Aus­weisung liegt auf der gleichen Linie wie die schon vor eini­gen Tagen von der britischen Regierung vorgenommene Ausweisung deutscher Staatsangehöriger aus England. Wie bereits bekanntgegeben wurde, hat Deutschland als Ge­genmaßnahme gegen die unverständliche Haltung Englands seinerseits einige britische Staatsangehörige ausgewiesen, die das deutsche Gastrecht verletzt haben.

Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

Rundfunkanlagen in Grotzdeutschland. Am 1. Mai 1939 betrug die Gesamtzahl der Rundfunkgenehmigungen im Erotzdeutschen Reichsgebiet (ohne die Protektorate Böhmen und Mähren) 12 503108 (davon im Altreich einschließlich Sudetenland 11722 997) und im Lande Oesterreich 7801115. 2m Laufe des Monats April sind 87 987 neue Genehmigun­gen (Zugang 0,7 v. H.) erteilt worden. Unter der Gesamt­zahl vom 1. Mai befanden sich 810 261 gebührenfreie Anla­gen (davon im Altreich einschließlich Sudetenland 779 420. im Lande O>'^"rre:ck> '

Der Führer hat Kronprinz Michael von Rumänien das Eroßkreuz des Ordens vom Deutschen Adler verliehen.

Deutscher Flottenbesuch in Lissabon beendet. Das deutsche Flottengeschwader, das unter Führung des Flottenchefs, Admiral Böhm, steht, hat am Donnerstag früh den Hafen von Lissabon verlassen und die Heimreise angetreten.

Blum bei Halifax und Churchill. Der jüdische Kriegshetzer Leon Blum stattete dem Foreign Office einen Besuch ab und hatte eine längere Aussprache mit Lord Halifax. Vorher hatte der französische Marxistenhäuptling eine Besprechung mit Winston Churchill. Der Oppositionschef Attlee und lei­tende Mitglieder der Labour-Party veranstalteten zu Ehren des jüdischen Marxistenführers Blum ein Abendessen im Unterhaus.

Rumäniens Finanzminister in Rom. Der rumänische Fi­nanzminister Constaninescu traf am Donnerstag in Rom ein. Wie die Blätter hervorheben, dient der auf eine ita­lienische Einladung zurückgehende Besuch des rumänischen Finanzministers einer Fühlungnahme und wahrscheinlich auch einer weiteren Verbesserung der italienisch-rumänischen Handelsbeziehungen.

Fünf Tote bei einer Demonstration. In der Nähe der ser­bischen Stadt Jagodina stürmten Bauern ein Forsthaus, um gegen die ihnen drohende gewaltsame Eintreibung ausste­hender Steuern zu demonstrieren. Als Gendarmerie Ord­nung schaffen wollte, setzten sie sich zur Wehr. Es kam zu ei­ner Schießerei, bei der fünf Bauern getötet wurden.

Holländer von Landsleuten umgebracht. In Vellern im Kreise Beckum (Westfalen) konnte die Gendarmerie ein furchtbares Verbrechen aufklären, das sich in Kreisen von dort in der Landwirtschaft beschäftigten niederländischen Staatsangehörigen zugetragen hat. Seit dem 24. April wurde der niederländische Staatsangehörige Jakob van Dam, der als Melker beim Bürgermeister des Ortes arbei­tete, vermißt. Bei der Fahndung nach einem anderen Kri­minalverbrechen legte der niederländische Staatsangehörige Peter Bos, der ebenfalls bei einem Bauern in Vellern ar­beitete, ein Geständnis ab, daß er gemeinsam mit dem nie­derländischen Staatsangehörigen Peter Kuyper. den Ver­mißten ermordet habe. Bos erklärte den Beamten zynisch lachend, daß er in Holland bereits vier Morde auf dem Ge­wissen habe.

- Durch Blitzschlag explodiert. In Triest schlug ein Blitz in eine elektrische Umformerstation. Dadurch geriet ein großer Oeltransformator in Brand und explodierte. Eine riesige Rauchsäule kennzeichnete lange die Brandstelle. Der Scha­den beläuft sich auf rund 750 000 Lire.

Polnisches Ermächtigungsgesetz endgültig verabschiedet. 2m Senat wurde am Donnerstag das Ermächtigungsgesetz angenommen, das den Staatspräsidenten in die Lage ver­setzt, auf dem Wege von Erlassen vorübergehend Gesetze her­auszugeben, die wirtschaftliche, finanzielle und militärische Fragen des Staates betreffen. Damit ist das Ermächti­gungsgesetz endgültig verabschiedet worden.

Sowjetrußland wünscht Vertagung der Ratstagung in Genf. Die Belgische NachrichtenagenturBelga" meldet, nach einer Information aus Genf habe die Sowjetregie­rung Schritte bei den Mitgliedstaaten der Genfer Liga un­ternommen, um eine kurze Vertagung der Ratstagung zu erreichen. Die Sowjetregierung sei in diesem Sinne auch an die belgische Regierung herangetreten, die ihre Zustimmung erteilt habe. Man könne daher damit rechnen, daß die Ratstagung um eine Woche vertagt werde.

Polnische Artillerie für Gdingen. DerDanziger Vor­posten" weist auf Anzeichen einer Panikstimmung in Gdin­gen hin. Wie er weiter mitzuteilen weiß, haben die polni­schen Behörden sich entschlossen, Artillerie nach Edingen zu legen, um dieser Panikstimmung entgegenzuwirken. So wur­den auf dem Edinger Bahnhof am Mittwoch demonstrativ zwei Batterien ausgeladen.

Vonnet Samstag in Southampton. Außenminister Bon­net wird am Samstag nach Southampton abfahren, um am Mittag des gleichen Tages an einem Bankett der Alliance Francaise teilzunehmen. Wie man hört, wird der Außen­minister jedoch erst am Sonntagabend in Paris zurück sein. Man hält es nicht für ausgeschlossen, daß er sich vielleicht in der Zwischenzeit nach London begeben wird, wo er mög­licherweise politische Besprechungen haben könnte.

Generaloberst von Brauchitsch in Venedig. Auf seiner Rückreise nach Deutschland hielt sich Generaloberst von Brauchitsch mit seiner Gattin und seinbr Tochter am Don­nerstag in Venedig auf. Am Abend setzte er die Heimfahrt fort. --- -

C'i guter Fang der spanischen Polizei. In Valencia konn'e die Polizei einen gewissen Siguenza verhaften, dor sich unter der Herrschaft der Roten geäußert hatte, an der Ermordung des Gründers der Falange Jose Antonio Primo de Rivera, mügewirkt zu haben

Württemberg

Gautag des Amts für Beamte der NSDAP.

Gauleiter Murr und Reichsbeamtenfiihrer Neef sprechen Stuttgart, 11. Mai. Vom 19. bis 21. Mai findet in Stuttgart der zweite Eautag des Amtes für Beamte der NSDAP., Gau Wiirttemberg-Hohenzollern, statt. Diese Tagung, die am Freitag mit einem von der NS.-GemeinschaftKraft durch Freude", Eau- dienststelle Wiirttemberg-Hohenzollern, ausgestalteten Kamerad­schaftsabend in der Liederhalle eingeleitet wird, sieht eine Reihe von Sondertagungen vor, bei denen u. a. die Reichsstellenleiter des Hauptamts für Beamte und Innenminister Dr. Schmid das Wort nehmen werden. Der Sondertagung im Fcstsaal der Liederhalle am Samstag vormittag, bei der Gauleiter Reichs­statthalter Murr und Reichsbeamtenführer Neef sprechen wer­den, geht um 19 Uhr ein Appell vor dem Gauleiter und dem Reichsbeamtenführer voraus. In der Sondertagung am Nach­mittag werden die Reichshauptstellenleiter Eggerdinger und H. Schneider sprechen. Bei der Großkundgebung sämtlicher Beamten des Gaugebiets im Ehrenhof der Reichsgartenschau am Sonntag, 12.13 Uhr, werden nochmals Gauleiter Reichsstatt­halter Murr und Reichsbeamtensührer Neef das Wort ergreifen.

' _F reitag, den 12. Mai 1939

Anläßlich der Tagung findet am Samstag im Großen Haus eine FestauffiihrungDie lustige Witwe" statt. Den Tagungs­teilnehmer« ist ferner Gelegenheit gegeben, die Reicksaarten- schau zu besichtigen.

Kampf gegen asoziale Wanderer

Stuttgart» 11. Mai. Gibt es heute bei dem großen Mangel kn Arbeitskräften überhaupt noch mittellose Wanderer? So wird da und dort gefragt werden. Mit dieser Frage beschäftigt sich Oberregierungsrat Mailänder-Stuttgart in einem Ar­tikel in dem Organ des Deutschen Eemeindetags, Landesdienst­stelle Württemberg,Die Landgemeinde". Die Stichtagzählung der Wanderer und Obdachlosen am 27./2S. Januar 1939 hat ergeben, daß deren Zahl in Württemberg gegenüber der letzten Stichtagzählung am 28.,29. Januar 1938 um rund 62 Pro­zent zurückgegangen ist. Es wurden nur noch 357 Wan­derer und Obdachlose gezählt gegenüber 929 im Vorjahr. Hiezu kommen allerdings noch 372 im Arbeitshaus in Vaihingen a. E. llntergebrachte, von denen die Mehrzahl wegen Bettels und Landstreicherei eingewiesen worden ist. In den Wanderarbeits­stätten wurden nur 169 Wanderer angetroffen; am 21./25. De- z. iber 1938 waren es noch etwas mehr, nämlich 235.

Unerfreulich ist, daß sich außerhalb der Wanderarbeitsstätten und Arbeiterkolonien immer noch ungeordnete Wanderer Herum­treiben, und in Wirtschaften und wilden Herbergen Unterschlupf finden. Die bei der Stichtagzählung erhobene Zahl von 62 dürfte in Wirklichkeit höher sein, da sich mancher mittellose Wanderer der Stichtagzählung entzogen haben dürfte. Sicher­lich werden nichtseßhafte Elemente bei der Zählung deshalb nicht als Wanderer angesehen worden sein, weil sie etwas Geld besaßen, das sie durch vorübergehende Arbeit verdient oder durch Bettel sich verschafft hatten. Es zeigt sich, daß sich immer wie­der asoziale Elemente der Wanderordnung und dem Wanderbuch­zwang zu entziehen verstehen und sich auf andere Weise durch­zuschlagen versuchen.

Zu diesen Elementen gehört insbesondere die Kategorie der Krankenhausläufer, die der Landesfürsorgebehörde, den Bezirks­und Ortsfürsorgeverbänden so viel zu schaffen machen und ihnen ganz erhebliche Kosten verursachen. Gegen diese arbeitsscheuen Elemente, die sich nicht in die Ordnung fügen wollen, kann poli­zeilich nicht scharf genug vorgegangen werden. Einem polizei­lichen und verwaltungsmäßigen Vorgehen bereiten jedoch be­sonders solche Elemente Schwierigkeiten, die nicht voll arbeits­fähig sind. Bei ihnen kann die Einweisung ins Arbeitshaus oder die Unterbringung in dem städtischen Vcwahrungshaim Buttenhausen nicht ausgesprochen werden, auch können sie aus diesem Grunde auf dem Wege der polizeilichen Vorbeugungshaft nicht in ein Arbeitslager eingewieseu werden. Es bleibt also, soweit sie nicht in der freien Wirtschaft eingesetzt werden kön­nen, nur die Unterbringung in einer Arbeiterkolonie, Landes­fürsorgeanstalt oder in einer Anstalt der freien Wohlfahrts­pflege übrig.

Der starke Rückgang des Wandererverkehrs in Württemberg, wie er durch die Sticbicmmhlung bestätigt wird, läßt es als ge­rechtfertigt erscheinen, daß im Oktober 1938 in Württem­berg 19 Wanderarbeitsstätten aufgehoben wur­den. Von den 23 noch übrig gebliebenen Wanderarbeitsstäiten werden wohl auch noch einige wegfallen können. Eine gewisse Anzahl von Wanderarbeitsstätten in den Hauptverkehrsknoten­punkten muß jedoch aufrechterhalten werden, doch müssen die Wanderarbeitsstätten entsprechend umgcstaltet werden, was auch Kreits bei den württembergischen Einrichtungen teilweise ge ­schehen ist. So wurden am Tage der Stichtagzählung in den württ. Wanderarbeitsstätten neben den Wanderern noch 251 Ar­beiter, die zwar an dem betreffenden Ort Arbeit, aber noch keine Wohnung gefunden hatten, vorübergehend beherbergt. In dieser Hinsicht rönnen die Wanderarbeitsstäiten etwas besser eingerich­tet werden, so daß sich die Arbeiter in ihnen auch wohlfühlen. Für die von den Ortsfürsorgeverbänden unterhaltenen Obdach­losenheime besteht im allgemeinen kein Bedürfnis mehr. Sie dienen doch in der Hauptsache den ungeordneten Wanderern, die sich nicht an eine Wanderordnung kehren wollen. Tatsächlich sind die Obdachlosenheime in Württemberg bis auf 9 aufgehoben worden. Es bedeutet dies übrigens auch eine er­freuliche finanzielle Entlastung für die Ortsfürsorgebehörden.

So hat der Wandererverkehr in Württemberg wie im ganzen Reich infolge des allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwungs und dank der strengen polizeilichen Maßnahmen in den letzten Jahren ein völlig anderes Bild angenommen. Es ist notwendig, daß das württ. System der Wanderarbeitsstäiten, das sich besonders in den Zeiten großer Arbeitslosigkeit anerkanntermaßen bewährt hat, sich den völlig veränderten Verhältnissen anpaßt und auf eine neue Grundlage umstellt. Es genügt in Zukunft eine we­sentlich geringere Zahl von Wanderarbeitsstätten als Stütz­punkte für den geordneten Wanderverkehr, der besonders in den Wintermonaten nie ganz verschwinden wird. Außerdem sind die beiden Arbeiterkolonien Erlach und Dornahof für die vorüber­gehende Unterbringung und Beschäftigung der Wanderer, auch soweit sie nicht voll arbeitsfähig sind, mehr als seither heran­zuziehen und auszuwerten, ähnlich wie dies bei den bayerischen Wanderhöfen geschieht. . . . ^

In den vier Landesfürsorgeanstalten können die alten gebrcch lichen Wanderer, bei denen das Wandern zum Zweck der Arbeits­suche doch keinen Sinn hat, vollends untergebracht werden. Da­neben darf der Kampf gegen das asoziale Landstreichertum nicht Nachlassen, sonst werden gerade die raffinierten Elemente sich polizeilichen Maßnahmen zu entziehen verstehen, indem sie ab­seits von den Wanderstraßen in abgelegenen Gegenden sich Herumtreiben oder in den größeren Städten untergehen. Haupt­sächlich ist ein Augenmerk darauf zu richten, daß Wirtschafte« nicht zu wilden Herbergen für arbeitsscheue Elemente werden

Neue Neichsbahn - Kraftoinnibus - Halte- st e l l e. Am 15. Mai wird auf den Reichsbahn-Kraftomni- bus-Linien über die Reichsautobahn StuttgartUlm die weitere Haltestelle PlieningenBernhausen eingerichtet und in Betrieb genommen.

Staatliche Bauschule. Die Staatliche Bauschule Stuttgart wird im Sommerhalbjahr 1939 von 283 Studie­renden besucht.

Gasexplosion. Am Mittwoch hat ein 62 Jahre alter Mann in seiner Wohnung in der Hospitalstraße die Gas­leitung abmontiert und nicht richtig abgedichtet. Die dabei ^usgeströmten Gase haben sich bei der Ableuchtung entzün­det und eine Explosion verursacht. Der Mann erlitt im Ge­sicht Brandwunden und wurde in ein Krankenhaus über- gesührt. Es entstand ein Gebäudeschaden von etwa 400 NM.

Horkheim, Kr. Heilbronn, 11 Mai. (Lebensretter beerdigt.) Hier wurde die Leiche des wie kürzlich be­richtet bei einem Lebensrettungsversuch ertrunkenem Willi Happold aus Klingenberg unter großer Beteiligung «er Bevölkerung zur letzten Ruhe gebettet. Einen beson­ders herzlichen Nachruf widmete dem wackeren Lebensretter der Leiter des Landesverbands Württemberg im Reichs­bund der Inhaber der Lebensrettungsmedaille, Rechtsan­walt Dr. Schaut (Stuttgart)