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Nr. 89
Montag, äen 17. April 1939
113. Jahrgang
Plumpes Ablenkungsmanöver Roosevelts
Eine merkwürdige Botschaft an den Führer — Politik auf den Spuren Wilsons
Der amerikanische Wolf im Schafpelz
Washington, 16. April. Der Präsident der Bereinigte« Staate«, Roosevelt, richtete am Samstag an den Führer eine Botschaft die, wie Roosevelt erklärte, „dem Friede« diene« soll".
Die Botschaft beginnt mit der Feststellung, dah in der ganzen Welt Hunderte von Millionen menschlicher Wesen heute in beständiger Furchtvorei«emneue«Kriege,ja sogar vor einer Reihe von Kriege« lebten. „Das Bestehen dieser Furcht", so erklärt Roosevelt» „und die Möglichkeit eines solchen Konfliktes geht auch das Volk der Bereinigte« Staaten, dessen Wortführer ich bi«, nahe an, und es mutz auch die Völker aller andere« Nationen der westliche« Halbkugel angehe«. Sie alle wissen, daß jeder größere Krieg, selbst wenn er auf andere Kontinente beschränkt bleiben sollte, sich während seiner Dauer und auch noch während der Lebenszeit mehrerer Generationen nachher schwer für sie auswirken muß." Roosevelt fährt dann fort und wendet sich direkt an den Führer: „Angesichts des Umstandes, daß nach der starken Spannung, in der die Welt während der letzten Wochen gelebt hat, jetzt wenigstens eine augenblickliche Milderung eingetreten zu sein scheint, da zur Zeit keine Truppen auf dem Marsch sind, ist dies vielleicht ein günstiger Augenblick, um diese Botschaft an Sie abzusenden. Bereits bei einer früheren Gelegenheit habe ich mich an Sie gewandt, im Interesse der Regelung politischer, wirtschaftlicher und sozialer Probleme auf friedlichem Wege und ohne Appell an die Waffen."
Roosevelt glaubt dann feststellen zu müssen, daß „die Zeitströmung jetzt wieder die Bedrohung mit Waffengewalt mit sich
Rom, 16. April. Der erste Gang von Eeneralfeldmarschall Göring galt am Samstag den Gedenkstätte« der italienischen !Könige und der für Italiens Größe gefallenen Helden der Wehrmacht und der Faschistischen Partei.
Nach der Kranzniederlegung in der Gedächtnishalle wurde Göring von Parteisekretär Minister Staraee in den Festsaal des Parteihauses geleitet, wo sämtliche Gauleiter Italiens mit den Mitgliedern des Parteidirektoriums und den Par- teiinsepktoren versammelt waren. Der Eeneralfeldmarschall wurde mit den herzlichsten Beifallskundgebungen empfangen. Der > Parteisekretär entbot dem deutschen Ehrengast den begeisterten 'Willkomm. Der Eeneralfeldmarschall dankte dem Parteisekretär und richtete an die faschistischen Gauleiter seinen herzlichen Kameradschaftsgruß, wobei er betonte, daß das italienische und das deutsche Volk, geeint in der Solidarität der beide« Revolutionen, und geleitet von ihren Leiden großen Führern, zusammen den Weg gemeinsamen Kampfes gehen werden. Das freundschaftliche Verhältnis der Mächte der Achse sei nicht nur durch gemeinsame politische Interessen bedingt, sondern durch die in beiden Nationen tragende Idee der faschistischen und der nationalsozialistischen Weltanschauung. Die unerschütterliche Fest i g k e i t d e r A ch s e, die durch gemeinsame Gegner nur immer fester und stärker werde, werde gerade durch diese Tatsache bedingt. Die Worte Eörings wurden unter stürmischen Ovationen auf die Führer der beiden Revolutionen mit begeistertem Beifall ausgenommen.
Besuch Eörings beim König und Kaiser
Unter neuerlichen begeisterten Kundgebungen der Bevölkerung fuhr Eeneralfeldmarschall Göring dann ins königliche Schloß. Hier wurde er vom König und Kaiser Viktor Emanuel III. empfangen. Der Besuch dauerte gegen 45 Minuten. Der Eeneralfeldmarschall überbrachte hierbei dem König und Kaiser die Glückwünsche des Führers zu der erfolgreichen Lösung der albanischen Frage. Frau Göring stattete gleichzeitig der Königin und Kaiserin einen Besuch ab. Das italienische Herrscherpaar gab anschließend zu Ehren des Generalfeldmarschalls und seiner Gattin ein Frühstück, zu dem 66 Gäste geladen waren. Auf Einladung des Duce und des Grafen Ciano nahm Göring nachmittags an der geschichtlichen Sitzung der Faschistischen und Korporativen Kammer zur Beschlutzfassung über die Personalunion zwischen Italien und Albanien teil, bei der Graf Ciano eine große Rede hielt.
Der italienische Regierungschef Mussolini hat Göring am Samstag um 19 Ahr im Veifein des Außenministers Graf Cianoim Palazzo Venezia empfangen. Die Unterredung, die eineinviertel Stunden dauerte, wurde am Son n t ag «achmft» tag fortgesetzt. "" "
Göring in der historischen Kamnrerfitzrmg
Jubelnde Beifallsstürme für de« Eeneralfeldmarschall
Rom, 16. April, Die gesamte italienische Presse hebt am Sonn? big in großer Aufmachung in ihren reich bebilderten Kammerberichten die Teilnahme des Eeneralfeldmarschalls Göring an der historischen Sitzung hervor, in der der italienische Außenminister Graf Ciano in seiner großen Rede den Gesetzentwurf über die Annahme der albanischen Krone durch den König und
zu bringen scheine". Pathetisch erklärt er, „wenn derartige Bedrohungen fortdanerten, so scheine es unvermeidlich, daß ein großer Teil der Welt gemeinsam dem Verderben an- heimällt. Die ganze Welt, siegreiche Nationen, besiegte und neutrale Nationen, würde zu leiden haben". „Ich will es nicht glauben", so ruft Roosevelt aus, ,chaß die Welt notwendigerweise derartig dem Schicksal ausgeliefert ist. In jedem Falle, es liegt auf der Hand, daß es in der Macht der Führer großer Nationen liegt, ihre Völker vor dem drohenden Unheil zu retten. Es liegt ebenso auf der Hand, daß die Völker im Herzen selbst den Wunsch haben, daß ihre Befürchtungen ein Ende hätten. Leider ist es aber notwendig", so fährt Roosevelt in völliger Verkennung der wahren Tatsachen und mit einer geradezu unglaublichen Verständnislosigkeit fort, „die Ereignisse, die sich kürzlich abgespielt haben, mit in Rechnung zu stellen. Drei Nationen in Europa und eine in Afrika haben ihre unabhängige Existenz eingebüßt. Ein großes Gebiet in einem anderen un- abhängiigen Land des Fernen Ostens ist von einem Nachbarstaat besetzt worden."
Nach dieser „Feststellung" begibt sich Roosevelt dann endgÄtig auf das Gebiet unverblümter Kriegshetze, indem er weiter erklärt: „Berichte — wir vertrauen allerdings darauf, daß sie nicht zutreffen — besagen immer wieder, daß gegen noch andere unabhängige Nationen weitere Angriffsakte erwogen werden. Die Welt treibt offensichtlich dem Augenblick zu, wo diese Lage in einer Katastrophe enden muß, wenn nicht ein rationalerer Weg gefunden wird, die Ereignisse zu lenken."
Kaiser und die Personalunion zw ischenJtalienund Albanien begründet hat. Die Presse unterstreicht dabei den spontanen und ungemein herzlichen Beifall, mit dem der Eeneralfeldmarschall bei seinem Erscheinen in der Diplomatenloge von der Kammer begrüßt worden ist, nachdem er schon vorher bei der Anfahrt zur Kammer und Lei der Vergüßung durch den Kammerpräsidenten Graf Ciano, den Vater des Außenministers, von der Menge mit den herzlichsten Sympathiekundgebungen bedacht worden war.
Während der Rede des italienischen Außenministers kam es dann, wie die italienische Sonntagspresse weiter hervorhebt, Lei der Erwähnung der verständnisvollen, loyalen und entschlossenen Haltung der Reichsregierung und des deutschen Volkes mehrmals zuminutenlangenOvationen an die Adresse des Eeneralfeldmarschalls. Die Kammer erhob sich wie ein Mann und unterbrach den Außenminister mit langem, stürmischem Beifall, an dem sich auch Mussolini persönlich auf das lebhafteste beteiligte, indem er den Blick zur Diplomatenloge erhob und den Eeneralfeldmarschall mit erhobener Rechten grüßte. Ganz besonders bemerkt wird in der italienischen Sonntagspresse, daß der Eeneralfeldmarschall bei der Erwähnung der freundschaftlichen Haltung Deutschlands in der albanischen Frage spontan die Worte des italienischen Außenministers durch lebhaftes Händeklatschen unterstrichen hat- ' .,
Rom, 16. April. Generalfeldmarschall Göring empfing am Sonntag im Wehrmachtsclub vor dem vom Grafen Ciano zu feinen Ehren veranstalteten Empfang die Ortsgrupvenleiter der Auslandsorganisation der NSDAP, in Italien.
Bei der Vorstellung durch Landesgruppenleiter Eesandtschasts- «rt Eitel begrüßte der Eeneralfeldmarschall die einzelnen Orts- Gruppenleiter mit Handschlag und wandte sich ha»» mit einer kurzen Ansprache an sie. ^
Die albanische Königskrone
vo» Mktor Emanuel angenommen
Rom, 16. April. Der König von Italien und Kaiser von Aethiopien, Viktor Emanuel III., hat am Sonntag mittag die albanische Abordnung der konstituierenden Nationalversammlung im königlichen Schloß im Beisein der Königin und Kaiserin, des Kronprinzenpaars, der übrigen Mitglieder des königlichen Hauses und hoher Würdenträger des Hofes und ihrer Damen in feierlicher Audienz empfangen, um den kunstvoll aus Pergament gefertigten Beschluß der albanischen Nationalversammlung entgegenzunehmen. Zu der Audienz waren sämtliche Regierungsmitglieder mit dem italienischen Regierungschef Mussolini an der Spitze erschiene«. Der albanische Ministerpräsident Verlarci verlas in albanischer Sprache eine Ergebenheitsadresse, die von einem Mitglied der Abordnung in italienischer Sprache sofort wiederholt wurde, woranf der König mit feierlicher Stimme die Annahme der Krone von Albanien sür sich «nd seine Nachfolger anssprach und in Uebereinstimmung mit dem Beschluß des Große» Rates des Faschismus' dem „stolzen, waffentüchtige» albanische« Volk Ordnung, Achtnng jeden Glaubens, Fortschritt, soziale Gerechtigkeit »nd mit der Verteidigung der gemeinsame» Grenzen de» Frieden" versprach. Nach der Audienz begrüßte Viktor Emanuel lll. den albanischen Ministerpräsidenten und die führenden Mitglieder der Abordnung mit Handschlag und verweilte darauf in kurzem Gespräch mit dem Duce,
In einem plumpen Versuch, den Friedenswillen des deutschen Volkes für seine dunklen Ziele einzuspannen, wendet sich der Präsident wieder direkt an den Führer: „Sie haben wiederholt versichert, daß Sie und das deutsche Volk den Krieg nicht wünschen. Wenn das zutrifft, so braucht kein Krieg geführt zu werden. Nichts kann die Völker der Erde davon überzeugen, daß irgend eine Regierungsgewalt irgend ein Recht oder irgend einen zwingenden Anlaß hat, auf ihr eigenes oder auf andere Völker die Folgen eines Krieges herabzuziehen, es sei denn im Falle unzweideutiger Selbstverteidigung."
Mit der ganzen Anmaßung des angelsächsischen Moralpredigers erklärt Roosevelt dann: „Wenn wir Amerikaner diese Erklärung abgeben, so sprechen wir nicht aus Selbstsucht, Furcht oder Schwäche. Wenn wir jetzt sprechen, so geschieht es vielmehr mit der Stimme der Kraft und aus der Freundschaft für die Menschheit. Für mich steht immer noch fest, daß internationale Probleme sich am Konferenztisch lösen lassen. Es ist deshalb keine Antwort auf die Befürwortung friedlicher Besprechungen, wenn die eine Seite ausführt, sie werde die Waffen nicht aus der Hand legen, wenn sie nicht von vornherein die Zusicherung bekäme, daß die Entscheidung für sie fallen werde (!). In Konferenzsälen ist es ebenso nötig wie vor Gericht, daß beide Parteien in gutem Glauben in die Verhandlungen eintreten und davon ausgehen, daß beiden tatsächliche Gerechtigkeit zuteil werden wird; und es ist üblich und nötig, daß sie ihre Waffen außerhalb des Saales lassen, in dem sie verhandeln."
Es folgt dann ein Vorschlag, der nur als eine dreiste Einmischung in die Politik eines fremden Landes bezeichnet werden kann:
„Ich bin überzeugt, daß die Sache des Weltfriedens sehr gefördert werde« würde, wen« de« Nationen der Wett eine offene Erklärung über die gegenwärtige «nd künftige Politik der Regierung abgegeben wLrde. Da die Vereinigten Staaten als eine der Nationen der westlichen Halbkugel nicht unmittelbar in die Streitigkeiten verwickelt sind, die in Europa entstanden find, glaube ich, daß Sie vielleicht bereit sein werden, mir als dem Oberhaupt einer weit von Europa entfernten Nation eine solche Erklärung über Ihre Politik abzugeben, damit ich, lediglich mit der Verantwortung und Verpflichtung eines freundschaftlichen Vermittlers, diese Erklärung an andere Nationen weitergeben kann, die jetzt Befürchtungen haben über die Richtung, die die Politik Ihrer Regierung einschlagen könnte."
Und nun kommt eine geradezu groteske Zumutung. Er fährt fort:
„Sind Sie bereit, die Zusicherung zu geben, daß Ihre Streit- kräste das Staatsgebiet oder die Besitzungen folgender unabhängiger Rationen nicht augreifen und nicht dort eiumarschiere» werden: Finnland, Estland, Lettland, Litauen, Schweden, Norwegen, Dänemark, die Niederlande, Belgien, Großbritannien und Irland, Frankreich. Portugal, Spanien, die Schweiz, Liechtenstein, Luxemburg, Polen, Ungarn» Rumänien, Jugoslawien, Rutz- land, Bulgarien, Griechenland, Türkei, Irak» Arabien, Syrien» Palästina, Aegypten «nd Iran. Eine solche Z«ficher»ng müßte selbstverständlich nicht nur für de» heutige« Tag» sonder« anch für eine künftige Zeit gelte«, die la»g geimg sei» müßt«, «m ausreichende Gelegenheit dazu z» geben» auf friedlichem Wege an einem danerhaste« Friede« z» arbeiten. Ich schlage deshalb vor» Laß Sie das Wort „Zukunft" so auffasseu, daß es einen Mindestzeitraum — zehn Jahre mindestens «nd wen« wir so wett vor» aussehen dürfen, ein Bierteljahrhnndert — umfaßt, für den eine Nichtangriffsznsicherung gegeben wird. Wenn Ihre Regierung eine solche Zusicherung gibt, so will ich sie sofort an die Regierungen der oben aufgeführteu Nationen weiterleite« und zn» gleich anfragen, ob — wie ich wohl mit Eicherhett annehme» kann — jede dieser Rationen auch ihrerseits die gleich« Zusicherung zur Weiterleitung an Sie abgebe« will. Gegenseitige Zusicherungen der geschilderte» Art werden der Wett unmittelbar «ine gewisse Erleichterung bringen. Ich schlage für de« Fall, daß diese Zusicherung gegeben wird, vor, daß in der daraus sich ergebenden friedlichen Atmosphäre zweiweseut- liche Probleme sofort zu erörtern wären, und die Regierung der Vereinigten Staaten wird an diesen Erörterungen gern teilnehmen. Ich denke dabei an die Erörterung der wirksamsten und schnellsten Art und Weise, wie die Völker der Welt nach und nach von der erdrückenden Last der Rüstungen befreit werde« könne», di« sie täglich näher an die wirtschaftliche Katastrophe heranbringt. Gleichzeitig würde die Regierung der Vereinigten Staaten bereit sein, an Erörterungen über die praktischste Art «nd Weise der Erschließung internationaler Handelswege teilznnehmeu mit dem Zweck, daß jede Nation der Erde in den Stand gesetzt wird, mit gleichem Recht auf dem
Görings römischer Besuch
Kranzniederlegungen — Göring spricht zu den italienischen Gauleitern — Beim König und
Kaiser — Besprechungen bei Mussolini