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Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter

Samstag, den 15. April 1939

Frühlingsgeständnis

Bon Paul Msinke

Der leuchtende Frühling lag über der Welt wie ein Zau­ber. Die Sonne warf ihre Strahlen in vollem Glanze über alles. Vis in jedes Herz drang ihr Schein. Bis in die ent­legensten Stübchen. In Fabriksäle und Kontore. Malte Reflexe auf Drehbänke und Schreibmafchinentasten, malte sie auch auf die Nähmaschine, die unweit des Fensters stand. Hell sang der kleine Motor sein Lied. Lustig drehte sich das Rad der Maschine, hurtig ging die Nadel durch den buntgemusterten Oberhemdenstoff. Flink drehten die Hände die einzelnen Teile. Und auf die Hände fiel die Sonne auch. Schmale Hände, die mit geübten Griffen ihre Arbeit taten. Viele junge Mädchen saßen in diesem Raum der Schneiderstube. Jede mit ihren Wünschen und Träumen. Schwärmten und schwatzten. Hofften und trällerten hin und wieder eine Melodie. Erzählten von ihrem Hans, der ein Motorrad hat, schwärmten von Ausflügen oder erklärten die Vorarbeit, die am Boot gemacht sein wollte, ehe der Kahn wasserfertig war. Schauten hundertmal am Tag nach der elektrischen Uhr, bis endlich der Zeiger auf der Zahl anlangte, wo durch einen Kontakt der Summer ausgelöst wurde und verriet:Feierabend".

Alles ging jetzt flink. Eine Verabredung wollte pünktlich eingehalten sein. Unten wartete schon ungeduldig ein jun­ger Mann, wartete unruhig in der Frühlingssonne.

Anders an der Maschine, die am Fenster stand. Martha Fibig hatte es nie eilig. Sie war nie eine der ersten, die den Weg zur Garderobe fand. Warum auch? Was spielen bei ihr fünf Minuten schon für eine Rolle? Selbst eine Stunde machte nichts aus für sie. Auf sie wartet niemand. Keiner verlangt Pünktlichkeit von ihr nach Feierabend. Heim kommt sie früh genug. Und die paar Kleinigkeiten, die sie sich zu besorgen hat, sind in wenig Zeit zusammen- getragsn. Martha ist die älteste in der Schneiderstube. Dreißig Jahre. Ein Alter, das keine Frau gern als Mäd­chen erlebt. Ach ja, sie war auch einmal jung, so blutjung wie all die anderen Mädels um sie herum. Hoffte und träumte, war auch froh wie sie. Mußte sich auch eilen nach Feierabend, weil irgend jemand auf sie wartete, für den sie lebte, mit dem sie sich die Zukunft ausmalte in allen Farben, die die Phantasie nur hergab. Und dann kamen die Jahre und die Enttäuschungen, das Leben erfüllt sie nicht immer, wie man es jung zwingen will. Geblieben war für Martha von all jener Zelt nur noch ein Hauch Er­innerung.

Sie hatte sich damit abgefunden, mit dem was für sie ge­blieben. Die kleine Wohnung. Die Bücher. Die stillen Stunden am Radioapparat, wo leise Musik das Zimmer und das leere Herz füllte. Hin und wieder eins Einladung von guten Bekannten, die so ganz zufällig eine Theaterkarte nicht verwerten konnten, von der man spürte, sie war ge­geben aus Mitleid mit einem Menschen, dessen Herz am Alleinsein krankte. Aber sie hatte sich eben abgefunden mit allem. Was sollte ewiges Grollen und Zanken mit sich und der Welt. Es war ihr Schicksal. Jeder Mensch hat sein Schicksal. Der eine so, der andere so.

Manchmal, wenn Martha in letzter Zeit in den Spiegel sah,^bemerkte sie deutlich in ihrem Haar graue Fäden. Um

vre Augen lagen kleine Fältchen. Der Zug um ihren Mund ! war streng. Und ihre Lippen zeigten nicht jene Röte, die einst durch junges Blut geschaffen. Aber sie war ja an alles gewöhnt. Sie nahm alles, wie es ihr das Leben gab, fast dankbar für Dinge, die andere in der Fülle des Glücks übersahen.

Der kleine Buchladen, in dem sie sich hin und wieder ein Buch kaufte, wurde geleitet von einem kleinen, freundlichen Herrn Valke. Er kannte Martha nicht nur als flüchtige Kundin. Gern suchte er Gelegenheit, mit ihr über das Ge­schäftliche hinaus zu plaudern. Herr Balke war alles anders als ein fescher junger Mann. Seine rundliche Gestalt, die wenigen Haare und die etwas müden Augen hinter den Brillengläsern gaben ihm bestimmt nicht die Note des Mannes in der Blüte der Vierzig. Einmal hatte er Martha erzählt, daß er es schwer habe als Junggeselle, noch dazu, wo vor einem Jahr seine Mutter gestorben sei.

Martha fand in dem allen nur eine Unterhaltung. Doch sie konnte nicht umhin, sich selbst einzugestehen, daß sie gern den Weg in das Geschäft von Herrn Balke machte. Jetzt erzählte Herr Valke viel vom Frühling, vom nahenden Sommer. Machte Pläne über sonntägliche Spaziergänge. Wenn sich Martha verabschiedete, hielt er oft ihre Hand länger in der seinigen. Hernach schalt sie sich dumm und albern und schwor, nie mehr in das Buchgeschäft zu gehen. Was sollten so alberne Gedanken, sie war doch kein Back­fisch mehr.

- Aber sie fand doch wieder den Weg zu dem Vuchladen. Wie sie diesmal Herrn Valke den kleinen Band reichte, legte er ihn beiseite, so als wollte er ihn gar nicht verkaufen.

Er blickte sie lange an, dann holte er tief Atem. Aber wie er eben etwas sagen will, betritt ein Kunde den Laden. Ein junger Mann in Lederwests mit frischem Gesicht:

.Ich möchte den RomanIch liebe Dich" zu 2.83 Mark."

Jawohl, bitte." Schnell hat Herr Valke den Kunden bedient. Martha wartet in dem Laden und weiß nicht, was ! geschehen soll. Plötzlich steht Herr Balke vor ihr:

>Nun brauche ich Ihnen ja nichts mehr zu sagen. Eben ! hat es der junge Mann mit dem Buchtitel gesagt, was ich

> Ihnen vorhin sagen wollte."

Martha erschrickt. Sie weiß nicht, was sie sagen soll. Sie ! spürt, er wartet auf ihre Antwort. Ihre Blicke gehen durch ! den Raum, hängen an den vielen Regalen, wo die unzähli- j gen Bücher stehen. Jäh greift sie zu einem Buchbrett, nimmt einen kleinen Band und gibt ihn Herrn Balke. Er kennt den Titel. Ein kleiner Roman, der keine hohe Auflage er­zielt hat. Er hält das Buch fest in seinen Händen.

Die Leute, die draußen vorbeieilen an dem schönen Frllh- lingsabend, haben nicht gesehen, daß in dem Buchladen sich ! ^ zwei Menschen küssen. Sie wußten auch nichts von dem ! ! Titel des kleinen Buches:Ein Mädchen sagt ja".

! ..Die Frühlingssonne warf schräg einen letzten Abendstrahl über sie beide. Es war ein Heller und warmer Strahl, ein ! spater Frühlingssonnenstrahl für sie. !

Schonet die Zugtiere

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Sonntag, 18. April: 6.00 Sonntag-Frühkonzert, 8.00 Wasier- 1?,"bsmeldungen. Wetterbericht.Bauer hör' zu!", 8.15 Gymna­stik, 8.30 Orgelmufik, 9.00Es ist nicht genug zu wollen, man mutz es auch tun" 9.30 Frohe Weisen, 10.30 Blasmusik, 11.30 Aues Kunstschaffen am Oberrhein, 12.00 Musik am Mittag 13-00 Kleines Kapitel der Zeit. 13.15 Musik am Mittag. 14.00 Die Prinzessin und der Schweinehirt", 14.30Musik zur Kaffee, si^ssde , .15.30 Chorgesang, 16.00 Musik am Sonntagnachmittag, 18.00 Klassisches Karlsruhe, 19.00 Sport am Sonntag, 20.00 Nachrichten des Drahtlosen Dienstes, 20.10 Heiteres Abendkon­zert, 22.00 Nachrichten des Drahtlosen Dienstes, Wetter- und Sportbericht, 22.30 Tanz- und Unterhaltungsmusik. 24.00 Nacht­konzert.

^ Montag, 17. April: 5.45 Morgenlied, Zeitangabe, Wetter- oericht, Wiederholung der 2. Abendnachrichten, Landwirtschaft­liche Nachrichten, 6.00 Gymnastik, 6.30 Frühkonzert. Frühnach­richten, 8.00 Wasserstandsmeldungen, Wetterbericht, Marktbe­richte, 8.10 Gymnastik, 8.30Fröhliche Morgenmusik", 9.20 Für Dich daheim, 11.30 Volksmusik und Bauernkalender mit Wetter­bericht, 12.00 Mittagskonzert, 13.00 Nachrichten des Drahtlosen Dienstes, Wetterbericht, 13.15 Mittagskonzert, 14.00Eine Stund' schön und bunt". 16.00 Musik am Nachmittag. 17.00 Nach­mittagskonzert, 18.00 Adalbert Lutter spielt Erna Sack singt, 18.30 Aus Zeit und Leben, 19.00 Berühmte Orchester. 19.45 Kurz­berichte, 20.00 Nachrichten des Drahtlosen Dienstes, 20.15Stutt­gart spielt auf!", 22.00 Nachrichten des Drahtlosen Dienstes, Wetter- und Sportbericht. 22.30 Nachtmusik und Tanz, 24.00 Nachtkonzert.

Dienstag, 18. April: 5.45 Morgenlied, Zeitangabe Wetter­bericht, Wiederholung der 2. Abendnachrichten, Landwirtschaft­liche Nachrichten, 6.00 Gymnastik, 6.30 Frühkonzert. Frühnach- richten, 8.00 Wasserstandsmeldungen, Wetterbericht, Marktbe­richte, 8.10 Gymnastik, 8.30 Froher Klang zur Arbeitspause, 9.20 Für Dich daheim, 10.00 Feierstunde aus der Falkert-Schule in Stuttgart, 11.30 Volksmusik und Bauernkalender mit Wetterbe­richt, 12.00 Mittagskonzert, 13.00 Nachrichten des Drahtlosen Dienstes. Wetterbericht, 13.15 Mittagskonzert, 14.00 Aus aller Welt, 16.00 Konzert, 18.00 Meister des Belcanto, 18.45 Kurzbe­richte, 19.00 Tanzmusik, 20.00 Nachrichten des Drahtlosen Dien­stes, 20.10 Worom eifach, wenn's au omschtändlich goht?, 21.00 Musik zur Unterhaltung, 22.00 Nachrichten des Drahtlosen Dien­stes, Wetter- und Sportbericht, 22.20 Politische Zeitungsschau des Drahtlosen Dienstes, 22.35 Unterhaltungskonzert, 24.00 Nachtkonzert.

Mittwoch, 18. April: 5.45 Morgenlied, Zeitangabe, Wetter­bericht, Wiederholung der 2. Abendnachrichten, Landwirtschaft­liche Nachrichten, 6.00 Gymnastik, 6.30 Frühkonzert. Frühnach­richten, 8.00 Wasserstandsmeldungen, Wetterbericht, Marktbe­richte, 8.10 Gymnastik, 8.30 Morgenmusik, 9.20 Für Dich daheim, 10.00 Geschlagen und doch Sieger, 11.30 Volksmusik und Bauern­kalender mit Wetterbericht, 12.00 Mittagskonzert, 13.00 Nachrich­ten des Drahtlosen Dienstes, Wetterbericht, 13.15 Mittagskon­zert, 14.00 Fröhliches Allerlei, 15.00 Wiedersehensfeiern alter Frontsoldaten, 16.00 Musik am Nachmittag. 18.00 Im Grune- wald ist Holzauktion..., 18.30 Aus Zeit und Leben, 18.40 Kurz­berichte, 19.00 Das Musikkorps der LeibstandarteAdolf Hitler" spielt, 19.15Bremsklötze weg!", 20.00 Nachrichten des Drahtlo­sen Dienstes, 20.10 Klingende Farben, 21.00 Rundfunkberichts mit Volkstumsproben aus der Sprachinsel der Zipser Deutschen in der Slowakei, 21.30 Franz Dannehl, 22.00 Nachrichten des Drahtlosen Dienstes, Wetter- und Sportbericht, 22.30 Musik aus Wien, 24.00 Nachtkonzert.

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Frau Berta Gehring, Hausfrau, München, Maistr. 22o. am 24. 8. 37:Bor einigen Monaten kauften wir eine Flasche Klostersrau-Mellssengeist. Da wir nun merkten, das; die Wirkung großartig ist, hauptsächlich bei Kopfweh und Schlaf­losigkeit, haben wir uns Klosterfrau-Melissengeist als Hausmittel zugelegt und werden diesen bei allen Verwandten und Bekannten empfehlen." ^

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