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Nr. 85 Mittwoch, äen 12. Kprill 939 113. Jahrgang
Der Deutsche Dienst nimmt gegen die von London und Paris ausgehende Hetze gegen Italien im Zusammenhang mit der Entwicklung in Albanien Stellung und schreibt u. a.:
Die Herstellung geordneter Verhältnisse und die llebernahme der Schutzherrschast über Albanien durch Italien paßt de» Freunden der Einkreisungspolitik durchaus nicht in den Kram. Die geschäftige Rührigkeit, mit der Paris und vor allem London selbst in den Osterfeierlagen in Erscheinung getreten find, mutet schon angesichts der souveränen Gelassenheit und Ruhe, die zur gleichen Zeit in Berlin und selbstverständlich auch in Rom herrschen, befremdend und zugleich auch reichlich komisch an. Es kann aber gar keinem Zweifel unterliegen, daß dieser scheinbaren Nervosität, die man insbesondere jenseits des Kanals an den Tag legt, einen sehr realen und zweckvollen Hintergrund hat, nämlich den, aus der italienischen Aktion ein neues Schreckge- speustzumachen, das vor allem Griechenland, Jugoslawien, Rumänien und die Türkei zu Handlungen Hinreißen soll, die wieder einmal «Nein im Interesse des Empire liegen. Eine abgeleierte Walze! Diese künstlichen Vernebelungsversuche find in den letzten Wochen und Monaten schon allzu oft angewendet worden, als daß sie heute noch irgend einen Erfolg versprächen. Selbst den kleineren Staaten dürften die Vorgänge der letzten Zeit zur Genüge die Augen geöffnet haben, und es ist nicht anzunehmen, daß sie auf diese durchsichtige Pressekampagne heute noch in irgend einer Form hereinfallen. Auch für sie dürfte John Bull als rettender Engel längst ausgespielt haben; sie find sich mit Recht zu gut dazu, um eines kümmerlichen Lockmittels willen für ewig vor den Karren der englischen Jnteressenpolitik gespannt zu werden. Einen sehr deutlichen Beweis dafür liefern Belgien und Holland, die ausdrücklich betont haben, daß sie gar nicht daran denken, irgend welche Schutzmaßnahmen von Seiten Großbritanniens in Anspruch zu nehmen oder auch nur zu wünschen.
Die berüchtigte Taktik des Dangemachens wird aber munter weiter betrieben. Selbst die albernsten und. dümmsten Unterstellungen müssen dazu herhalten, den Balkanländern — mit denen Deutschland allenthalben gute, ja herzliche Beziehungen unterhält — Italien als den schwarzen Mann hinzustellen, der am Ende auch sie noch auffressen wird und vor dem man sich gar nicht zeitig genug mit Garantieerklärungen und Bekundungen der „Sympathie" in Sicherheit bringen kann. Es ist geradezu absurd, was man den „gefährdeten Staaten" alles weismacheu will. „Man hat", so schreibt der „Temps" zum Beispiel, „den bestimmten Eindruck, daß es sich um eine erste Fußfassung Italiens auf dem Balkan handelt mit dem Ziel einer weitergehenden Expansionspolitik über Albanien hinaus in Richtung Saloniki und auf das Aegäische Meer". (!) Die Beweise dafür bleiben diese Krisenmacher natürlich schuldig. „Paris <^oir" meint, das „italienische Einschüchterungsmanöver" richte sich gegen Jugoslawien und Griechenland, man wolle „den Balkanbund sprengen". Griechenland und die Türkei fühlen sich, dem „Paris Midi" zufolge, direkt bedroht. In diesem Ton setzt sich die Stimmungsmache durch den ganzen Blätterwald in Paris sowohl wie auch in London fort, wobei noch eine reichlich verdächtige Einheitsfront mit den Kommunisten festzustellen ist, die ihrerseits nach Kräften in dieses Geheul mit einstimmen; es sei doch nun höchste Zeit, so meinen sie, daß sich Frankreich an die Spitze einer Bewegung für kollektive Sicherheit stelle, von der — natürlich — die Sowjetunion nicht ausgeschaltet werden dürfe.
Wie nicht anders zu erwarten war, befinden sich Engländer und Franzosen geradezu in einer Jdealkonkurrenz in dem Bemühen, das Vorgehen Italiens als einen „völlig unberechtigten und sachlich unbegründeten Gewaltakt" hinzustellen. Für jeden, der die Verhältnisse in Albanien und die bisherigen Beziehungen dieses Landes zu Italien auch nur einigermaßen kennt, liegt klar und unzweideutig auf der Hand, daß Italien hier zu keinem anderen Zweck eingegriffen hat, als zur Wahrung und Verteidigung seiner natürlichen Lebensrechte.
Leon Blum hat sogar die Stirn gehabt zu behaupten, kein anderer als der Führer hätte Italien zu seinem Unternehmen veranlaßt; Italien hätte Chamberlain „eine massive Antwort erteilen" sollen. Herr Blum unterschätzt die Selbständigkeit, deren sich die beiden Partner der Achse Berlin—Rom trotz aller naturgegebenen Bindungen von jeher erfreuen. Es gehört entweder große Dummheit oder eine gehörige Portion Frechheit zu der Behauptung, Italien hätte Albanien auf deutschen Einfluß bi» besetzt. Zur Wahrung der Ehre und Würde unseres italienischen Bundesgenossen möchten wir hier nur mit aller Deutlichkeit feststellen, daß jede solche Version eitel Lug und Trug ist und ebenso in das Reich der Fabel gehört wie alle die anderen Märchen, die von den aufgeblasenen Friedensaposteln wieder einmal in reichlicher Menge aufgetischt werden. Italien wahrt seine Lebensrechte mit derselben Selbständigkeit, wie Deutschland das seinerseits tut, und weder der eine noch der andere Staat hat es nötig, vom anderen ermuntert oder gar ausgeputscht zu werden.
Das „Gegacker der Demokratien", wie eine römische Zeitung diese österliche Angeberei sehr zeitgemäß betitelt hat, und die aufgeregte Haltung der plötzlich so aktiv gewordenen Londoner und Pariser Diplomatie, die sogar schon die Generalstäbler und die Flottenchefs angesteckt hat, kann weder Deutschland noch Aasten irgendwie in ihren klaren Zielen beirren und wankend mache». Im Gegenteil: Beide Staaten werden sich umso enger zu- iammenschließen und gemeinsam die Ideale verfechte», für die
Darstellung
sie von jeher eingetreten sind: Wahre Gerechtigkeit und dauerhaften Frieden. Daran werden alle Machenschaften, mögen sie aus Paris oder aus London kommen, nichts ändern können.
Die Militär-Aktion in Albanien
Rom, 11. April. Ueber die militärischen Maßnahmen Italiens in Albanien wird in der Nacht vom Samstag zum Sonntag folgende offizielle Mitteilung ausgegeben: Um den Ereignissen in Albanien zu begegnen, hat der Duce die Konzentrierung eines Expeditionskorps unter dem Befehl des Armeelommandanten Guzzoni in der Zone von Bari Brindisi—Tarent befohlen. Auf Grund der Situation am Nachmittag des Donnerstags befahl der Duce die Ausfahrt des ersten Teiles des Expeditionskorps, das in der Nacht nach der albanischen Küste auslicf und sich aus vier Vergsaglieri-Regimentern, einer Infanterie-Division, drei Panzerwagen-Bataillonen, zwei Bataillonen Schwarzhemden und Abteilungen Artillerie zusammensetzte. Die auf Transport» und Kriegsschiffen übcrführten Truppen kamen gegen 4.30 Uhr in Sicht der albanischen Küste. Bei San Giovanni di Medua, Durazzo, Valona und Santi Quaranta begannen die Landungsoperationen, die vor allem bei Durazzo auf den Widerstand bewaffneter Banden stießen. Nach der rasch und elanvolk durchgeführten Landung von Matrosen begann ebenso rasch die Landung der Heeresverbände. Jeder Versuch eines Widerstandes wurde sofort gebrochen. Durazzo war um 9.30 Uhr besetzt. Die Besetzung wurde sogleich auf die umliegenden Höhen ausgedehnt. Am Morgen des Samstags wurde der Vormarsch fortgesetzt. Um 9.30 Uhr zogen die Soldaten des faschistischen Italien in Tirana ein und fast gleichzeitig kam eine Abteilung des Grenadier-Regiments in Flugzeugen in der albanischen Hauptstadt an.
Was die Marine «»belangt, so wurde Donnerstag 17 Uhr der Befehl für die Expeditio» gegeben. Man konnte sich zum raschen Transport der notwendigen Truppen nur der Kriegsschiffe und weniger Schnelldampfer bedienen. Die Landungsoperationen vollzogen sich mit größter Geschwindigkeit und Genauigkeit, so daß alle Einheiten morgens 7 Uhr die festgesetzten Punkte erreicht hatten. Bei der Landung zeichneten sich vor allem Torpedoboote aus, die bis dicht an die Küste heranfuhren.
Die Luftwaffe hat gleichfalls eine» sehr großen Anteil a» der raschen Besetzung Albaniens. Innerhalb von zwölf Stunden wurden insgesamt 384 Apparate aus allen Gegenden Italiens eingesetzt, ohne daß die Kampfstärke der anderen Fluggeschwader vermindert wurde. I« den frühen Morgenstunden des Freitags unternahm ein Geschwader über ganz Albanien einen Flug, bei dem Millionen von Flugzettelu abgeworfen wurde«, iu denen die friedlichen Absichten der italienischen Regierung angekündigt wurden. Am Abend kam eine Aufklärwrgsstaffel iu unmittelbaren Kontakt mit den italienischen Truppen, und zwar auf dem Notlandeplatz von Durazzo, der in aller Eile hergerichtet wurde. Am Morgen des Samstags landete General Vall« um- 9.20 Uhr mit einem Bomber in Tirana und nahm von dem Militärflugfeld Besitz. Um 9.30 Uhr zogen die ersten motorisierten Abteilungen in Tirana ein, während eine Stunde später d« Landung des ersten Grenadier-Bataillons erfolgte, das bereits um 11 Uhr beim Einzug des Außenministers Gras Ciano Spalier bilden konnte.
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Weltbild-Vliese (M).
Italien schafft Ruhr i» Albanien
Albanien, seit 1928 Königreich, ist 27 538 Quadratkilometer groß (also etwas größer als Sachsen und Thüringen zusammen) und zählt etwa 1088 000 Einwohner
Der Londoner Sstersturm
Der Sturm, den die Wiederherstellung vo« Ruhe um» Ordnung in Albanien in de« Osterseiertagen entfesselt hat, steht in einem grotesken Gegensatz zu der rechtlich und moralisch wohlgegründeten Aktion Italiens. Das Säbelrasselu, das aus London und Paris in den Festtagsfrieden drang und auch in der Propaganda der RundfunkrveHen mit wilder Lautstärke vernehmbar war, mutet umso seltsamer an, als selbst England und Frankreich das vorherrschende Interesse Italiens au dem Vergland niemals freiten konnten. Jeder britische und französische Staatsmann weiß sehr wohl, welche außerordentlichen Summen die römische Regierung an die Entwicklung uud den Ausbau des nur allzu oft von wilden Kämpfen erschütterten Landes gewandt hat. Niemand kann bestretten, daß auch das Albanien Achmed Zo- gus ohne die italienische Hilfe und — wie man sehr wohl sagen mutz — ohne die Langmut des Duce niemals den heutigeu Stand seines wirtschaftlichen Lebens erreicht hätte. Trotzdem find diese politischen Binsenwahrheiten auf einmal aus der Erinnerung des Foreign Office ausgelöscht. Man hat auch, wie es scheint, vergessen, welche zweideutige« Hintertreppeneinflüsse mau von London aus bis in die letzten Tage in Albanien ausgeübt hat, und zwar mit dem einzigen Bestreben, den geflüchteten König zum britischen Geldempfänger zu machen und gegen das faschistische Italien auszuspielen. Dafür lautet jetzt die Parole: Mussolini ist an allem schuld? Er soll nach den Behauptungen der englische« Hetzpropaganda das italienisch-britische Mittelmeerabkommen gebrochen haben. Ja, man streut sogar die Lüge in die Welt, daß sich die dringend notwendig gewordene Besetzung von Albanien im Grunde gegen Griechenland richte. Das wahre Ziel sei Saloniki. Aus diesem Grunde erfordere es das demokratische Gewissen, sofort auch die griechischen Interessen ähnlich wie die polnischen iu britische Erbpacht zu nehmen und durch eine Garantieerklärung den „brutalen Okkupationsgelüsten" Mussolinis notfalls einen militärischen Riegel vorzuschieben.
Am diesen neuen Schuldparolen das notwendige propagandistische Echo zu verschaffen, ist der britische Ministerpräsident Chamberlain vorzeitig am Ostersonntag nach London zurückgekehrt, wo sein Außenminister Lord Halifax bereits Hölle und Himmel in Bewegung gesetzt hatte. Anter dem Einfluß der Opposition, die ein sofortiges Zusammentreten des Unterhauses verlangte, vertauschte er die Angelrute des Friedens mit der Leimrute der Politik. Auch die Generalstäbe und die Minister der nationalen Verteidigung wurden bemüht. Und ein ähnliches Ostereiersuchen begann auf dringendes britisches Ersuchen hin auch in Paris. Keine Gelegenheit für Protestschritte und Protestrufe wurde außer acht gelassen. Auch Herriot meldete sich zum Wort. Wenn man dieses ganze Geschrei in wenige Worte zusammenfassen will, so kann man sagen: London und Paris haben an Ostern 1939 ihre Grenzen von der Weichsel jetzt auch nach dem Balkan verlegt. Sie gehen mit dem „Faschistenschreck" geradezu hausieren. Alle Mittelmeerprobleme werden künstlich neu auffrisiert. Und wenn nicht in den letzten Wochen eigentlich jedes Wort im Munde der demokratischen Staatsmänner . eine Heuchelei und ein Bluff wäre, könnte mau fast sagen, der Weltkrieg stehe vor der Tür. Die britische „Generalabrechnung" mit den beiden europäischen Großmächten Deutschland und Italien soll so langsam vom Zaun gebrochen werden.
Von dieser Aufregung der unbeteiligten Großmächte sticht nun freilich sehr deutlich die Haltung der wirklich interessierten Länder ab. Und hier ist vor allem die Haltung der j u- go slawischen Regierung zu erwähnen, die durchaus klar und ruhig ist und den starken Wirklichkeitswert des italienisch-jugoslawischen Abkommens vom 27. März 1937 beweist. Liest man noch einmal den Wortlaut dieses Abkommens, so erkennt man erneut die juristisch einwandfreie, durch keinen Zweifel getrübte Haltung Italiens in der Adria. Keiner der acht Artikel des Abkommens mit Jugoslawien wurde durch die Ordnugsaktion des Duce irgendwie gefährdet. Italien hat getreu dem Artikel 2 mit Jugoslawien eine unmittelbare Verständigung vor Beginn seines Einmarsches in Albanien vorgenommen. Es hat sich außerdem streng an das zweite Zusatzprotokoll des Vertrages gehalten, in dem Italien und Jugoslawien die gegenwärtigen Grenzen Albaniens anerkannten. Unter diesen Voraussetzungen hat die jugoslawische Regierung keinen Augenblick gezögert, die Berechtigung des italienischen Schrittes gegen den Vertragsbrüchigen Achmed Zogu anzuerkennen. Sie steht in der Besetzung Albaniens durch Italien die „letzte Phase" der Beziehungen zwischen Italien und Albanien. Daß es zu einem solchen Schlußstrich kommen mußte, war unumgänglich geworden, nachdem Achmed Zogu die Millionen-Ünko- sten für seine und seiner Schwestern Lebensführung durch einen Verrat an Italien und durch ein Einschwenken iu die englische Einkreisungspolitik herbeischaffen wollte.
Diese persönlichen Hintergründe der Schachzüge des ehemaligen Königs sind durch die letzten italienischen Veröffentlichungen und durch die Enthüllungen der mit dem Hofleben von Tirana bisher eng verknüpften albanischen Patrioten völlig eindeutig in das Licht der Oeffentlichkeit gerückt worden. Der in Albanien betriebene britische Eeheim- feldzug gegen Rom benutzte den maßlosen Ehrgeiz und die noch maßlosere Verschwendungssucht dieses Mannes, der die Weltpolitik immer mehr allein vom Standpunkt des eigenen
Italien wahrt seine Lebensrechte
Eine deutsche