6. Seite — Nr. 84
Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter"
Dienstag, den 11. April 1838
schon viele bedeutende Posten bekleidet hat, hatte im vergangene» Jahr die Leitung der Staatsbank der neuen Nordchina- Regierung in Tientsin übernommen und war gerade für den Posten eines Oberzollkommissars in Tientsin ausersehen. Seine Ermordung in der Tientsiner britischen Niederlassung ist nach dem Urteil hiesiger unterrichteter Kreise dazu angetan, die schon sehr gespannten Beziehungen zwischen den britischen Behörden in Tientsin auf der einen und den javanischen und nordchinefi- schen Behörden auf der anderen Seite noch schwieriger zu gestalten.
Der Soldat, der den Krieg erklärt hat
»Ueberfall der Marsbewohner im Kleinen in Frankreich-
Paris, 10. April. Zu dem bekannten Beispiel Amerikas, wo kürzlich die Bevölkerung durch eine Rundfunkreportage über einen Ueberfall der Marsbewohner in größte Aufregung versetzt wurde, hat nun auch Frankreich infolge der von den Zeitungen, Rundfunksendern und jüdischen und marxistischen Kriegshetzern verursachten Panikstimmung ein Gegenstück mit ähnlicher Auswirkung zu verzeichnen. Ein angeblich angetrunkener Soldat vom 20. Dragoner-Regiment traf, wie der „Petit Parisien" meldet, im Auto in dem Dorfe Ribisres bei Limoges ein. Er erklärte einigen Bauern, der Krieg sei vor einigen Stunden ausgebrochen und Hitler marschiere bereits auf Paris. Man müsse jetzt die -nötigen Vorbereitungen treffen, und er, der Soldat, nehme jetzt die Mobilmachung vor. Die Kunde von dem Kriegsausbruch verbreitete sich mit riesiger Schnelligkeit in der ganzen Gegend und versetzte die Bewohner in die größte Bestürzung. Frauen und Kinder liefen weinend auf die Straßen, wo sie sich auch von den zuständigen Behörden und Gendarmen nicht beruhigen lasten wollten. Der Soldat wurde schließlich festgenommen und gestand ein, daß er die ganze Geschichte nur erfunden habe, um sich einen Scherz zu machen. Die Bevölkerung war aber derartig erregt, daß sie den Beruhigungen der Gendarmen keinen Glauben schenkte, sondern gegen die Gendarmen und für den Soldaten Partei ergriff und dessen Freilassung forderte. Die Gendarmen zogen sich mit ihrem Häftling schleunigst auf die Gendarmeriekaserne zurück.
Kleine Nachrichten ans aller Well
Deutsche Luftfahrttechniker und -Wissenschaftler besuchen Italien. In der Zeit vom 11. bis 19. April sind 20 führende Männer der deutschen Lustfahrttechnik und -Wissenschaft aus dem Kreise der Lilienthal-Gesellschaft Gäste der italienischen Schwestergesellschaft, der italienischen aerotechnischen Gesellschaft „AIDA.". Die Reise führt über Oberitalien nach Rom. Hierbei werden mit besonderer Unterstützung des italienischen Luftfahrtministeriums und des Luftfahrtatta- chös der Botschaft Italiens in Berlin alle wichtigen Erzeugerwerke des italienischen Flugzeugbaues, des Flugmotorenbaues und die großen Forschungsanstalten besichtigt.
Beck wieder in Warschau. Außenminister Beck traf Samstagnachmittag von seinem Besuch in London wieder in Warschau ein.
Indische Revolte gegen englische Berwaltungsmethoden.
In Ramgur, ungefähr 300 Meilen von Bombay entfernt, wurde, einer Meldung aus Bombay zufolge, das Staatsgefängnis von einer tausendköpsigen Menge gestürmt, wobei acht Polizisten und Gefängniswächter erschlagen wurden. Der Angriff auf das Staatsgefängnis ereignete sich infolge eines Zwischenfalles, der durch die Weigerung indischer Eingeborener entstanden war, die Fahne der indischen Kongreßpartei zu entfernen, worauf ihre Anführer ins Gefängnis geworfen wurden.
Hotelbrand in der Schweiz. In der Nacht zum Karfreitag brach auf bisher noch ungeklärte Weise in dem bekannten Hotel Victoria in Engelberg Feuer aus, dem das ganze Gebäude zum Opfer fiel. Bei den Löscharbeiten wurden zwei Feuerwehrleute, die sich zu weit in das Innere des Brandherdes vorgewagt hatten, getötet. Vier weitere Feuerwehrleute wurden zum Teil erheblich verletzt. Der Gesamtschaden beläuft sich auf rund 300 000 Franken.
Amerikanische Politiker als Steuerbetrüger. In der „Mu- sterdemokratie" Roosevelts ist ein neuer großer politischer Korruptionsskandal zur Kenntnis der Öffentlichkeit gelangt. Gegen ThomasPendergast, den einflußreichen Führer der demokratischen Parteiorganisation in Cansas- Lity wurde jetzt von der Bundesstaatsanwaltschaft Anklage wegen Steuerhinterziehung erhoben. Pendergast wird beschuldigt, Einnahmen in Höhe von 315 000 Dollar verheimlicht zu haben. Diese riesige Summe erhielt er für seine
Vermittlungstätigkeit in einer Auseinandersetzung zwischen einer Feuerversicherungsgesellschaft und dem Staate Missouri. Hierbei ging es um den Betrag von 9,5 Millionen Dollar erhöhter Versicherungsgebühren, die der Bundesstaat der Gesellschaft nicht gestatten wollte.
Peru aus der Genfer Liga ausgetreten. Der peruanische Außenminister Concha teilte am Sonntag dem Generalsekretariat der Genfer Liga mit, daß Peru beschlossen habe, aus der Genfer Institution auszuscheiden.
Kinderheim von Felsmassen verschüttet. Am Ostersonntag um 20 Uhr löste sich am Flimser Stein (Kanton Eraubün- den) eine gewaltige Felsenmasse los und verschüttete ein Kinderheim mit 28 Insassen. Bis Montag wurden elf Kinder lebend geborgen, fünf sind tot und zwölf werden noch vermißt.
Das versicherte Lächeln
2n Hollywood wird behauptet, das wichtigste an einem Filmstar sei das Lächeln. Damit bezaubert man das Publikum, mit dem Lächeln verdient man Geld, kurzum, das Lächeln sei ausschlaggebend für jeden Erfolg. Eine englische Filmschauspielerin hat nach der gleichen Ueberzeugung ihr Lächeln mit 20 000 Pfund versichern lasten. Sollte durch einen Unfall der sonnige Eesichts- ausdruck verloren gehen, so hat sie doch immer noch Anspruch auf em kleines Vermögen. "
Stier jagt durch die Stadt
Eine wilde Jagd auf einen ausgebrochenen Stier fand in Birmingham, England, statt. Das Tier sollte geschlachtet werden, konnte sich aber in letzter Minute vor dem Schlachtmester in Sicherheit bringen. Er stürmte aus dem Hof des Schlachthauses heraus, jagte mit drohendem Gebrüll durch die Straßen und nötigte die Spaziergänger zu einer wilden Flucht in die Häuser. Nach sechsstündiger Verfolgung wurde der Stier gestellt und erschossen.
Schneesturm als Heiratsvermittler
Ein amerikanischer Rekordsliegsr rettete bei einem Ferienaufenthalt in der Schweiz ein Mädchen aus dem Schneesturm. Die Skifahrerin " rite sich bei einem Ausflug verirrt. In diesen Tagen feierten die beiden ihr Hochzeitsfcst. Der Nekordflieger bezeichnete den Schneesturm als fernen Heiratsvermittler.
Der deutsche Spott am 20. April
Der Reichssportführer gibt folgendes bekannt: „Am 2V. April begeht der Führer seinen 50. Geburtstag. Dieser Tag wird vom ganzen deutschen Volk in besonders festlicher Weise gefeiert werden. Träger der Veranstaltungen sind überall die politischen Ortsgruppen der NSDAP. Ich ordne hiermit an, daß die Führer der Gemeinschaften des NSRL. dafür Sorge tragen, daß sich alle Mitglieder des NSRL. geschlossen an den festlichen Veranstaltungen der NSDAP, beteiligen, soweit sie nicht durch ihre Zugehörigkeit zur Partei und ihren Gliederungen anderweitig beansprucht sind. Die Plätze, Heime und Sportanlagen des NSRL. sind am Geburtstag festlich zu beflaggen. Eigene Veranstaltungen des NSRL. werden am 20. April nicht durchgeführt."
Schwäbische Skimeifterschasieli in der Alpinen Kombination
Weltmeister Jennewein überlegener Sieger
Im Kleinen Walsertal. im Ort Riezlern, fand über Oster« die Alpine Kombination des Gaues 15, bestehend aus Abfahrts- und Torlauf, statt. Die schwäbische Skimeisterschaft endete mit einem großen Triumph des Weltmeisters Josef Jennewein, Ordensburg Sonthofen, der sowohl den Abfahrtslauf wie auch den Torlauf gewann und in der Kombination mit der Eesamtwertung von 647,6 vor seinem Kameraden Albert Pfeiffer Ordensburg (654,8) klarer Sieger wurde. Bei den Frauen fiel die Meisterschaft in der Kombination an Fräulein Gisela Dünßer vom SC. Oberstdorf 1906 mit 928,6 vor der Einheimischen Tini Ritsch-SK. Kleinwalsertal (940,1).
Vom Gau wurde die bekannte Kanzelwandstrecke ausersehen, die seit letzten Mittwoch gesperrt und nur für Trainingszwecke freigegeben war. Die Organisation unter Mithilfe der Gemeinde Riezlern stand vor keiner leichten Aufgabe. Heber 360 Läufer
waren M betreuen. Es wurde aber alles in einer Weise gttöst, wie wir« bei Mer großdeuMen Meisterschaft nicht bMer^eZe- beu konnte». - ^
Fußball
Gaugtüppeukämpfe im Fußball Gruppe 2 L: 10. 4. in Aussi g: Warnsdorfer FK. — 1. FT. 05 Schweinfurt 1:4.
Bezirksklaste Württemberg: Staffel Schwarzmal-: VfR. Schwenningen — SpVgg. Freudenstadt 5:1.
Bezirksklaste Baden: Staffel S: Unterreichenbach — Germania Brötzingen 1:5, Würm — Dillweißenstein 1:3, Birkenfeld — Erötzingen 1:1. Staffel 4: 7. 4.: Durmersheim — Beiertheim Irl, Durlach-Aue — Kuppenheim 5:1, Weingatten — Germania Durlach 5:4, 10. 4.: Durlach Aue — FV. Rastatt Ich, Kuppen- heim — Rüppurr 1:4.
Privatfpiele:
VfB. Stuttgart —'Rapid Wien 1:4, Stuttgarter SC. — Rot- Weiß Oberhausen 1:5, Bayern Hof — FV. Zuffenhausen (7. 4.) 2:3, BSV. Kulmbach — FV. Zuffenhausen (8. 4.) 1L. FT. Bamberg — FV. Zuffenhausen (9. 4.) 2:4, SV. Steinach — Ul« mer FV. 3:1, SpV. Spaichingen — FV. Backnang 0:1, Salamander Kornwestheim — Sportfreunde Freiburg 5:0, TSV. Münster — SSV. Feldkirch 33:3, SpVgg. Ludwigsburg 07 — FV. Offenburg 3:2, SpVgg. Asperg — FV. Markgröningen 0:3, Kicker Böhringen — SSV. Ulm 1:6, FV. 09 Sprendlingen — SV. Feuerbach 3:1, SpVgg. Asperg — FV. Offenburg 0:4, FB. Weisfenau — Luftw.-SV. Fürstenfeldbruck 1:6, TSV. Weingarten — Sportfreunde Eßlingen OL, SpVgg. Ludwigsburg — FV. Markgröningen 3:1,
Phönix Karlsruhe — VfB. Leipzig 3:3, SV. Waldhof — Vienna Wien 2:0, VfR. Mannheim — Hindenburg Allenstein (Mo.) 0:3!, VfB. Mühlburg — Eintracht Vraunschweig (Mo.) 1:2, VfR. Pforzheim — Rhenania Köln 2:4 " ^
Handball
Eßlinger TSV. — Fallschirmjäger Stendal 6:8, TV. Marbach — Fallschirmjäger Stendal 12:7, TV. Marbach — Post SV. Mannheim 7:9, Eintracht Beilstein — TV. Bissingen 6:2, Eintracht Beilstein — VfR. Frankrnthal 10.10.
Kurze Sportrirndscharr
I« der Gruppe Süd beginnen die Endkämpfe um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft im Ringen am 15./16. April. Der wütt- tembergische Meister KV. 95 Stuttgart trifft dabei in Nürnberg auf den SC. 04 Nürnberg, während Württembergs zweiter Vertreter TSV. Münster den KSV. Wiesental (Baden) auf eigener Matte empfängt. Die Rückkämpfe finden am 6./7. Mai statt.
Deutschlands Rollhockey-Spieler hatten beim Weltmeisterschafts-Turnier in Montreux einen schlechten Start. Sie verloren gegen Portugal mit 1:2 Toren, landeten dann aber im zweiten Treffen einen klaren 6:1-Sieg über Frankreich.
Das erste Straßenrennen des Jahres 1939, die Fernfahrt der Amateure von Berlin nach Leipzig Mer 145 Kilometer, wurde von Hackebeil-Chemnitz in 3:47,29 Stunden vor Bartoskiewicz- Verlin, Heller-Schweinfurt und Valling-Schweinfurt gewonnen.
Auf der Himmelsgruudschanze in Oberschreiberhau bestritten 41 Mann ein Osterskispringen. Sieger wurde Hans Lahr von der Sportgemeinschaft ^ Riesengebirge mit Weiten von 53 und 54 Meter vor seinem ^-Kameraden Hollmann.
Beim Organisations-Komitee für die 12. Olympiade 1940 in Helsinki ist jetzt auch die Nennung Polens eingegangen. Damit erhöht sich die Zahl der an den Spielen teilnehmenden Nationen auf 36.
Das Reichspriifungs-Gehen über 20 Kilometer in Berlin endete mit dem Siege des Leipzigers Prehn, der in 1:38,58 Stunden vor Peter-Berlin (O.39,43) und Bauer-Stuttgart (1:40,32 Stunden) gewann.
In Este» fand ein Kunstturnkampf zwischen den Eaumann- fchaften von Baden, Südwest, Mittel- und Niederrhein unter dem Titel „Vom Bodensee bis Emmerich" statt. Baden siegte sicher mit 571,4 Punkten vor Südwest mit 557,6 Punkten und stellte in Willi und Karl Stadel sowie Pludra auch die drei besten Einzelturner.
Deutscher Eishockey-Meister wurde der VK. Engelmann Wien, der am Montagabend im Berliner Sportpalast den Berliner Schlittschuhclub knapp mit 1:0 besiegen konnte. Den dritten Platz hinter dem BSC. belegte die Düsseldorfer EG. durch einen 1:0-Siea über die Zehlendorfer Wespen.
Roman von Klara Haidhausen.
LrheberrechtSschutz durch Verlagsanst.llt Manz, Regensburg. 16. Fortsetzung. Nachdruck verboten.
Mit silbernen Schlägen verkündete mitten in ihre sehnsuchtsvollen Eedankenwege hinein die kostbare antike Standuhr die achte Stunde. Ditha zuckte zusammen. „Mein Gott, acht Uhr, Lorle, ich vergesse Zeit und Pflicht!« Zärtlich umfaßte sie mit beiden Händen das Gesicht der Freundin und küßte sie. „Hab' Dank für all Deine Liebe, Du! Heute Mittag sollst Du alles hören. Und jetzt hilf mir ein bißchen, mich fertig machen, ja? Es ist hohe Zeit!"
Ein wenig besorgt sah Lore in ihr jetzt heißgerötetes Gesicht und die fieberhaft glänzenden Augen: „Soll ich nicht lieber Doktor Römer anrufen und ihn bitten, Dich zu vertreten, Ditha? Ich weiß nicht, ob Du jetzt imstande sein wirst . . ."
„Was denn, Du Dummerchen?" Ditha straffte die schlanke, elastische Gestalt; „Natürlich werde ich! Oh, Lorle, ich bin ja so unsagbar glücklich, daß ich am liebsten allen Menschen etwas Liebes tun möchte, allen helfen möchte, so froh, so gesund, so glücklich zu sein, wie ich es bin. Ist das nicht gerade die rechte Stimmung für einen Arzt, der zu seinen Patienten geht?"
Mit raschen Schritten ging sie vor Lore her in ihr Ankleidezimmer hinüber und während sie sich, von den flinken, geschickten Händen der Freundin bedient, rasch fertigmachte, mußte diele immerfort denken: „Wie jung sie auf einmal aussieht!" Und inniger denn je stieg aus ihrem treuen Herzen ein Gebet für das Glück der geliebten Freundin zum Himmel empor.
Vor dem Weggehen wandte Ditha sich noch einmal zurück und umfaßte Lore mit spitzbübischem Lächeln: „Lorle, nun gib Dir heute einmal besondere Mühe, ein recht gutes, ein bißchen festliches Mahl herzurjchten, Ach werde Dir eiM
East mitbringen: Doktor Römer." Mit Vergnügen stellte sie fest, daß das liebe Gesicht vor ihr schon wieder in tiefstem Purpur erglühte. „Und weißt Du, was wir dann feiern werden? Daß Deine alte gescheite Ditha auf einmal wieder jung geworden ist, so jung, daß sie wahrscheinlich in nächster Zeit einen ganz richtig gehenden Dummjungenstreich anstellen wird."
Mutwillig auflachend schaute sie Lore kn das verdutzte Gesicht. „Oh weh, das hätte ich wohl nun nicht sagen sollen! Nun verdirbst Du sicher aus Schreck über eine solch ungeheuerliche Möglichkeit die Suppe samt dem Braten! — Also vergiß es bitte wieder und denk lieber nur daran, daß ich Doktor Römer mitbringe, gelt! Oder" — tausend Teufelchen zuckten in ihren Augen — „ist das am Ende noch schlimmer?"
Lore mußte trotz aller Verlegenheit doch lachen und gab der losen Spötterin einen scherzhaften Klaps: „Nun geh aber wirklich, Du Böse, so lang wie heute hast Du Deine Kranken noch nie warten lassen."
Ditha nickte und sprang leichtfüßig die wenigen Stufe« von der Veranda in den Garten hinunter. Mit leuchtenden Augen umfaßte sie die klare Schönheit des Frühlingsmorgens um sich her und wandte sich mit einem seligen Jauchzen in der Stimme nochmals zu Lore zurück: „Lorle, steh doch nur, wie schön die Bäume heute blühen!"
Sie hatten das kleine erlesene Mittagsmahl zu dreien eingenommen, wie Ditha es gewünscht hatte und Dithas strahlende Fröhlichkeit hatte dafür gesorgt, daß es wirklich zu einem richtigen, stimmungswarmen Festmahl geworden war. Nun saßen sie in dem schönen Salon mit den kostbaren, Hellen Biedermeiermöbeln beim dampfenden Mokka und Ditha reichte den beiden Gefährten die gefüllte Zigarettenschale hinüber: „Stecken Sie sich bitte eine Zigarette an, Kollege, und Du auch, Lorle, — ich weiß, daß Du's manchmal recht gern magst — es wird mir vielleicht meine Beichte erleichtern."
„Beichte, Frau Doktor?" lachte Gert Römer, „dazu !Mn Sie Mztz MM LMPstiü sM"
Auch Ditha lachte. „Da haben Sie allerdings recht, Kollege! Es ist schwer, bußfertig zu sein, wenn man dis Dummheit, die man gestehen soll, erst begehen will. Und ich fürchte sehr, ich werde sie ganz bestimmt begehen! — Doch nun ohne Umschweife: Meine Freundin Ilse hat mir heute in ihrem Brief den Vorschlag gemacht, eine Stellung als Assistentin bei Franz Hormann anzunehmen und —- ich bin fest entschlossen, auf diesen Plan einzugehen." — '
Unsicher sah sie zu den beiden hinüber» die sie ganz ent- ^ geistert anstarrten. Rasch, um noch keinen Einwand auf- kommen zu lassen, sprach sie weiter: „Und Ihr beide sollt mir dabei helfen — Sie, Kollege, indem Sie so lange — sagen wir einmal für acht Wochen — hier meine Stelle vertreten und die Leitung der Anstalt übernehmen, Du, Lore, indem Du mir Deine Papiere gibst." Sie war, während sie sprach, tiefernst geworden und ihre schönen, sprechenden Augen bettelten inbrünstig: „Oh bitte, bitte, helft mir!"
Erregt beugte Lore sich vor: „Ditha, ich bitte Dich, das kann doch Dein Ernst nicht sein!" — Doktor Römer aber legte beschwichtigend die Hand auf ihren Arm: „Bleiben Sie ruhig, Fräulein Berger!"
Und zu Ditha gewandt, bat er mit überlegener Besonnenheit: „Wollen Sie uns einmal ganz klar sagen, Frau Doktor, was alles Sie eigentlich zu diesem abenteuerlichen Entschluß geführt hat, der gerade Ihnen so ganz und gar nicht ähnlich ist? Wie denken Sie sich die Ausführung? Und was erwarten Sie sich davon? Wir wollen Ihnen ganz ruhig zuhören, nicht wahr, Fräulein Lore, und Ihnen dann ebenso ruhig und offen unsere Ansicht sagen."
Ditha nickte ihm dankbar zu. „Es ist wohl das Beste, wenn ich Ihnen gleich Ilses Brief vorlese, Sie-sind dann am schnellsten im Bild." Klar, wenn auch manchmal von heißer Erregung durchzittert schwang ihre tiefe Stimme in dem kleinen Raum. Von keinem Wort der Freunde mehr unter-, brachen las sie den Brief, und schilderte dann in wohlüberlegten Worten, die deutlich bewiesen, wie sehr sie sich schon mit dem Plan beschäftigt hatte, wie sie sich die Ausführung drsMen dMte. (Sortierung folgt.).