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Nr. 81

Mittwoch, äen 5. April 1939

113. Jahrgang

Hetze gegen Deutschland trägt Früchte

Bombenanschlag auf die deutsche Botschaft in Chile

Santiago de Chile, 4. April. Um 2 Uhr morgens wurde ein Bombenanschlag auf die deutsche Botschaft verübt. Die erfolgte starke Explosion zerstörte die Gartenpforte und sämtliche Fenster­scheiben. Die Presse berichtet bisher lediglich kurz mit der Ten­denz, den Anschlag zu bagatellisieren. Die Täter sind bis jetzt noch unbekannt, jedoch unzweifelhaft im Lager der in letzter Zeit stark heroortretenden Hetzer zu finden.

2m Laufe des Vormittags sprachen der Distriktsbürgermeistsr, der Provinzintendant und der Präfekt der Geheimpolizei und der Protokollchef beim Botschafter vor, um im Namen der Re­gierung ihr Bedauern über den Anschlag zu übermitteln.

»

Mit diesem ruchlosen Anschlag hat die unverantwortliche Hetze extremistischer Elemente gegen das Eroßdeutsche Reich, die auch in letzter Zeit in den südamerikanischen Staaten sowohl gegen Deutschland als auch gegen Italien und das falangistische Spa­nien in verstärktem Matze zu spüren war, einen Höhepunkt er­reicht, der nicht mehr zu überbieten ist. Wenn auch bisher die Täter von der Polizei nicht ermittelt werden konnten, so sind die Hintermänner hinlänglich bekannt. Es sind jene jüdisch­demokratisch-freimaurerischen Kreise, die in der Front der Hetzer und Neider nichts unversucht lassen, um das Eroßdeutsche Reich zu bekämpfen. Daß sie hierbei in der Wahl ihrer Mittel auf das skrupelloseste Vorgehen von der scham­losen Presselüge bis zum ruchlosen Bombenanschlag, das be­weist die Bombenexplosion in Santiago de Chile.

König des Irak Löblich verunglückt

Paris, 4. April. Nach einem Havas-Vericht aus Bagdad ist der junge König des Irak bei einem Autounfall in der Nacht zum Dienstag tödlich verunglückt. König Ehazi war 28 Jahre alt. Sei« Erbe ist Emir Feisal, der am 2. Mai 1935 geboren wurde. Der König steuerte den Kraftwagen selbst und raste um Mitter­nacht gegen den Leitungsmast einer lleberlandleitung. Eine Stunde später verstarb der König, ohne das Bewußtsein wieder erlangt zu haben, an einem Schädelbruch.

Der vierjährigeSohnEmir Feisal, wurde zum Kö­

nig ernannt. Emir Ädulilah, ettl Vetter Ehazis und Sohn des Exkönigs, Ali Hedschas, ist vorläufig Regent. Das aufgelöste Parlament wurde einberusen, um die Frage der Regentschaft zu regeln. 2m gesamten irakischen Staatsgebiet herrscht Landes­trauer.

Ermordung des englische« Konsuls inMossul

Bagdad, 4. April. Wie aus Mossul bekannt wird, wurde der dortige englische Konsul im Laufe von Demonstrationen, die bei Vekanntwerden der Nachricht vom Tode König Ehazis statt­fanden, ermordet. Die erregte Volksmenge steckte das bri­tische Konsulatin Brand. Nähere Einzelheiten fehlen zur Stunde noch.

London, 4. April. Die Ermordung des britischen Konsuls in Mossul und die Niederbrennung des Konsulats werden jetzt auch in London bestätigt, lieber Mossul ist das Kriegs­recht verhängt worden. Nach neueren Meldungen sind bisher vier Personen verhaftet worden, die vor ein Sondergericht gestellt werden. Wie verlautet, soll der irakische Ministerpräsi­dent sein Bedauern ausgesprochen haben.

Minister Ramos vom Führer empfangen

Berlin, 4. April. Der Führer empfing am Dienstag in der Neuen Reichskanzlei den als Vertreter seiner Regierung zur Eröffnung der portugiesischen Vuchausstcllung in Berlin anwesen­den früheren portugiesischen Kultusminister Professor Ramos, der vom portugiesischen Gesandten da Veiga-Simoes und dem deutschen Gesandten in Lissabon, von Hoyningen-Huenes, beglei­tet war. Bei dieser Gelegenheit überreichte Minister Ramos dem Führer die in Silber gebundene deutsche Ausgabe der portu­giesischen HeldendichtungDue Lusiaden", die der Führer mit Worten herzlichen Dankes entgegennahm.

schließlich zum Weltkrieg führten. Selbstverständlich klingt aus den Londoner Pressekommentaren aber trotz dieser Täuschungs­manöver deutlich heraus, daß Neid und imperialistisch-kapitalisti­sche Interessen nach wie vor die Haltung Englands gegenüber Deutschland bestimmen. DieTimes" betont scheinheilig, die bri­tische Verpflichtung gegenüber Polen habenur defensive Ab­sichten". Das Blatt versucht dann nach den letzten Tagen einer hemmungslosen Hetze die Miene eines Biedermannes aufzu­setzen, indem es von dem tüchtigen, tapferen, energischen und! disziplinierten deutschen Volke spricht, auf das man nicht eifer­süchtig sei. DerDaily Telegraph" erklärt mit spitzfindiger Heu­chelei, man bezwecke nicht die Einkreisung Deutschlands, sonder» lediglich die Einkreisung des Angreifers (!). Die beiden Oppofi- tionsblätterDaily Herald" undNews Chronicle" setzen sich bezeichnenderweise vor allem für die Zusammenarbeit mit der Sowjetunion ein. Beide Blätter betonen aber trotzdem in ver­blüffender Logik, daß niemand an eine Einkreisung Deutsch­lands denke.Daily Expreß" glaubt zu wißen, daß Deutschland eine polnisch-britische Allianz als eine Bestätigung der deutsche» Ansichten ansehen werde, daß England versuche, Deutschland ein­zukreisen und daß Deutschland dementsprechend die erforder­lichen Schritte tun würde.

Lloyd George Einkreisungshetzer

Widerwärtiges Buhlen um die Hilfe Moskaus Me stH Lloyd George die Einkreisung Deutschlands vorstellt

London, 4. April. In der Unterhaus-Aussprache ergriff am Montag abend u. a. auch noch Lloyd George das Wort. Die Ausführungen des alten liberalistische« Politikers, dessen verhängnisvolle Rolle bei der Ausarbeitung des Versailler Dik­tats im deutschen Volke noch unvergessen ist, gipfelte« in einen widerwärtigen Beweihräucherung der Sowjetunion, auf dere» Mitwirkung das demokratische England bei seiner Eiukreisungs- Politik gegen Deutschland offenbar nicht verzichten will und kau«.

Auch Lloyd George hieß die neue Politik des Ministerpräsi­denten außerordentlich willkommen. Chamberlai« Haie die Er­klärung abgegeben, er sei überzeugt, daß Hitler nicht länger mehr eine Politik gegen die Ungerechtigkeit der Verträge ver­folge, sondern nach der Weltherrschaft strebe. Es dürfe aber nicht, dabei bleiben, daß nur die Politik der britischen Regierung ge­ändert werde, sondern es müßten auch die Mittel geprüft wer­den, um ihre Durchführung zu erzwingen. Der Ministerpräsident habe, so stellte Lloyd George mißbilligend fest, Sowjetrußlaad als eine Angelegenheit behandelt, in der man die Opposition beschwichtigen müsse, anstatt als eine militärische Angelegenheit von erstklassiger Bedeutung. Wenn Hitler in Pole« ««marschiere» um es z« annektiere«, wie er das mit der Tschechoslowakei ge­macht habe (!), würden Frankreich und Großbritannien marschie­ren, aber wohin, mit welche« Streitkräften und wie? Wen» morgen der Krieg erklärt würde, würde England «icht ei» einziges Bataillon nach Pole« schicke» kön­nen. Frankreich würde vor Befestigungen stehe«, die gewalti­ger seien als die Hindenbnrg-Lini«, die zu nehmen man vier Jahre gebraucht habe. Die polnische Armee sei vielleicht halb so groß wie die deutsche. Die Polen seien ein tapferes Volk, aber> der spanische Krieg und der chinesische Krieg hätten gezeigt, daß keine Tapferkeit und keine Ausbildung einem überwältigende« Artilleriefeuer und einem fürchterlichen Bombardement aus der Luft widerstehen könnten. Die Ausrüstung der polnischen Armee lasse sich mit der der deutschen nicht vergleichen. Es werde gesagt, Deutschland könne nicht auf zwei Fronten kämpfen. Er frage das Unterhaus aber, was würde mit Polen geschehen, während England Deutschland blockiere, wenn es auf eine solche Blockade viel besser vorbereitet sei als 1914 und die Franzosen die deut­schen Westbefestigungen zu durchbrechen versuchten? Eine zwei­fache «nd dreifache Allianz sei daher nicht genug.

Die Politik der britschen Regierung, so fuhr Lloyd George sott, beruhe auf vier Borauvsetznngeu, die alle falsch seien. Die erste bestehe darin, daß Mussolini sich als untreu erweisen würde. Wenn das nicht richtig sei, würde man auch mit der italienischen Armee zu rechnen haben, die doppelt so gut sei wie 1915. Er sei fest überzeugt, daß Mussolini nicht untre» werden würde. Denn ein Krieg dieser Art würde ihm die Gelegenheit geben, z« handeln, während Frankreich mit Deutschland beschäftigt sei. Die zweite Annahme sei, daß General Franco seine Alliierte« betrügen werde, die allein seine» Sieg in Spanien möglich ge­macht hätten. Die dritte Annahme bestehe darin, daß das Mit­telmeer für Großbritannien offen bleiben würde wie im letzte« Krieg. Die vierte und letzte Annahme sei die, daß Sowjet- rnßland früher oder später am Kriege teilnehmen würde. Wenn Polen in Schwierigkeiten mit Deutschland gerate, wiird« es de» Engländern unmöglich sein, dieses Land zu erreichen und Polen müsse sich dann auf Sowjetrußland verlasse». Wenn die Negierung daher zum Krieg gegen Deutschland ohne die Hilfe Sowjetrntzlands schreite, dann laufe Großbritannien in «in« Falle. Sowjetrußland sei das einzige Land, das eine größere Luftflotte besitze. Die britische Luftwaffe reiche wohl zu Ver­teidigungszwecke» aus, aber sie komme der deutsche« nicht gleich. Auch 1914 habe man keine ideologischen Bedenken gegen Sowjet- rnßland gehabt (?)

Lloyd George erging sich dann in stundenlangen Lobeshymnen «mf die sowjctrusfische Arm« «nd verlangte schließlich, daß die Negierung zn ihren Worten steh«.

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Die Ausführungen Lloyd Georgs enthalten nnmerhin einige nüchterne Feststellungen, über die man in Englaich etwas Nach­denken sollte. I« übrige« find sie weniger als die persönlichen Ergüsse eines senilen Politikers, über den die Weltgeschichte hi«?

Chamberlain unbelehrbar

Er hat die Führer-Rede nicht verstanden

London, 4. April. Der britische Premierminister hielt am Mon­tag vor dem Unterhaus eine Rede, in der er im wesentlichen seine altey Behauptungen wiederholte und erklärte, daß seine Erklärung vom vorigen Freitageine neue Epoche in der britischen Außenpolitik" einleite. Die Erklärung beschränkte sich nicht auf einen einzigen Grenzabschnitt, sondern erstreckte sich auch auf die großen Dinge, die hinter einem Erenz- abschnitt liegen könnten. Wenn Polen wirklich bedroht werde, sei kein Zweifel, daß das polnische Volk Widerstand leisten würde. In diesem Falle bedeute die britische Erklärung, daß Frankreich und England ihm sofort zu Hilfe eilen würden.

Chamberlain betonte sodann, daß seine Politik nicht neu sei, sondern daß er bereits im September v. 2. sich gegen die Mög­lichkeit gewandt habe, daß ein Volk die Welt zu beherrschen ver­suche. Jedoch sei ihm damals versichert worden, daß die deutsche Regierung nur beschränkte Ziele habe und nur Völker deutscher Rasse, die an den Grenzen wohnten, sich einzuglieoern versuche. Obwohl Chamberlain zugeben mußte, daß von deutscher Seite Gründe für Deutschlands Handlungsweise mitgeteilt worden seien, die man alsausgezeichnet" ansehen könnte, behauptete er trotzdem, daß diese deutschen Zusicherungen nunmehr in den Wind geschlagen worden seien. Das Vertrauen in der Welt sei völlig zerstört. Dies habe die britische Regierung gezwungen, eine neue Politik zu beginnen, die zum erstenmal am Freitag angedeutet worden sei. Er wolle keineswegs behaupten, daß eine deutsche Drohung amtlich ausgesprochen worden sei. Aber es se-> keine Uebertreibung, wenn er erkläre, daß die öffentliche Mei­nung i» der ganzen Welt auss tiefste schottert und alarmiert worden sei. Großbritannien sei nunmehr von einem Ende bis zum anderen Ende in der Ueberzeugung verbunden, daß es seine Haltung klarstellen müsse, und zwar unmißverständlich, was auch immer dies für Folgen haben könne. Es gebe aber kei­nerlei Bedrohung Deutschlands, solange Deutschland ein guter Nachbar bleibe. Er habe nicht die Absicht oder den Wunsch, das große deutsche Volk an­ders,zu behandeln, als er wünsche, daß man das britische Volk behandle. Er habe den Handelsbesprechungen mit Deutschland mit größter Hoffnung entgegengesehen, aber das Vertrauen sei lo schwer erschüttert worden, daß es nicht leicht wieder hergestellt -werden könne. Die britische Regierung habe daher die Lage er­neut überprüfen müssen. Großbritannien übernehme nunmehr besondere Verpflichtungen. Chamberlain verstieg sich dann zu der Behauptung, daß, wenn Deutschland diese seine Politik fort- sctzen sollte, Polen nicht das einzige Land bleiben werde, das sich in Gefahr befinde. Er heiße die Zusammenarbeit aller Län­der willkommen, wie auch immer ihr internes Regierungssystem aussehen möge, nicht zum Zwecke einer Aggression, sondern um der Aggression Widerstand zu leisten. In diesem Zusammenhang

betonte Chamberlain, daß England mit Sowjetrußland Zusam­mengehen werde, da die etwaigen ideologische» Meinungsver­schiedenheiten keine Schranken bildeten.

Dazu schreibt derDeutsche Dienst":

Die neuerliche Erklärung Chamberlains im Unterhaus bietet sachlich keine neuen Gesichtspunkte. Sie stellt erneut unter Be­weis, daß England glaubt, eine Schwenkung in der Außenpolitik in Richtung auf Versailles auf Grund von Gerüchten und Pa­nikmache vollziehen zu können. Es handelt sich um eine Affekt- politik, die auch noch nicht einmal mehr dem äußeren Anschein nach von dem Gedanken getragen ist, die Befriedung in Europa herzustellen. Es mag von England mit den schönsten Friedens- Phrasen bemäntelt werden: Für Deutschland läßt diese Politik nur de» einen Schluß zu, daß England alle seine Kräfte auf­bietet, um im Geiste von Versailles sich mit einer Einkreisuugs- politik gegen die vitale« Interessen Deutschlands auf dem Konti­nent zu stellen. Es muß den anderen Staaten überlassen bleiben, welche Folgerungen sie aus den seit Jahren bekannten und nun wieder neu belebten Methoden Englands ziehen, die darauf hin­auslaufen, daß England sich nicht selbst bemühen, sondern den anderen mit wohlgemeinten Ratschlägen diene» will, wie sie sich für England bemühen sollen. Die Rede des Führers ist von der britischen Regierung offenbar nicht richtig verstanden worden. Wir müsse« noch einmal mit Nachdruck betonen, daß das Reich nicht die Absicht hat, abzuwarte«, bis das Einkreifnngsnetz ge­schlossen «nd unzerreißbar aeworden ist.

Durchsichtige englische Manöver

London will de« schlechten Eindruck seiner hinterhLltigen Einkreisnngsaktion verwische«

London, 4. April. Die englische Presse hat angesichts der festen Haltung Deutschlands, die sowohl in England als auch in der Welt den stärksten Eindruck gemacht hat, eine offenbar von maßgebender Stelle inspirierte Aeuderung der Taktik vorge­nommen. In geradezu auffallender Uebereinstimmung bemühen sich fast sämtliche Blätter am Dienstag, die katastrophale Wir­kung der letzten englische» Hetzkampagne auf die Weltöffentlich­keit irgendwie abzuschwäche». Daher wird auf einmal ganz naiv behauptet, daß an ein«Einkreisung" Deutsch­lands garnicht gedacht sei. (!) Diese Tarnung der eng­lischen Pläne ist wohl vor allem auf die Erwägung zurückzufüh­ren, daß die allzu öffentlich betriebene Bildung einer unter Führung Englands stehenden Mächtekoalition Ml Einkreisung Deutschlands in der Welt und vor allem beim deutschen Volke zu deutlich an die üblen Manöver Englands erinnern würde, die -