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ttr. 78
Zamslag, äen 1. April 1939
113. Jahrgang
Neues englisches Lügenmanöver
Offensichtlich inspirierte Aktion
London, 31. März. Die Londoner Blätter erscheinen in großer und sensationeller Aufmachung mit ganzseitigen lleberschriften, die unverkennbar die Vorbereitung sein sollen für eine neue agitatorische Aktion Englands gegenüber Deutschland. Sie scheuen sich nicht, auch in diesem Falle wiederum Lüge und Verleumdung für ihre Ziele einzusetzen. Sie betreiben erneut das verbrecherische Spiel, ihre Machenschaften zu begründen aus angebliche deutsche Truppenzusammenziehungeu an der polnische« Kreuze. Daß au diese» Meldungen kein wahres Wort ist, kann man allem schon an der Art und Weise, wie sie von der englischen Presse vorgebracht werden, ersehen.
Die .^Times" erklärt im Zusammenhang mit den über das polnische Problem geführten Besprechungen, daß „plötzlich Berichte über deutsche militärische Betätigungen in der Nähe der polnischen Grenze eingetroffen seien. Man habe einem Teil der Meldungen späterhin keinen Glauben mehr geschenkt". ,^Daily Telegraph" spricht ebenfalls von großen deutschen Truppenbewegungen an der polnischen Grenze, deren Meldungen in verschiedenen Kreisen die größte Nervosität ausgelöst hätten. Diese Berichte seien aber in amtlichen Kreisen nicht bestätigt worden. Der „Daily Herald" greift diese Berichte ebenfalls auf und erklärt, daß die früheren Erfahrungen über Meldungen von deutschen Truppenzusammenziehungeu darauf hinwiesen, daß die polnische Regierung vor eine Reihe von Forderungen gestellt werden könnte, die sich auf die Androhung von Gewaltanwendung stützten. Die Truppenzusammenziehungen, so heißt es, an der polnischen Grenze bedrohten nicht Polen, sondern Europa. Auch „News Lhronicle" spricht von deutschen militärischen Vorbereitungen. Diese Gerüchte hätten in amtlichen Kreisen wegen der Größe der deutschen Maßnahmen Befürchtung ausgelöst. Im Leitartikel spricht das Blatt von einer Bedrohung Polens. „Daily Mail" hingegen erklärt, daß die Gerüchte über deutsche Truppenbewegungen weder in englischen noch in polnischen Kreisen bestätigt worden seien.
Zu diesem unsauberen und durchsichtigen politischen Manöver der englischen Presse paßt dann auch der Auftakt der heutigen llnterhausansprache, wo sich ein bezeichnendes Frage- und Antwortspiel zwischen Chamberlain und dem Sprecher der Opposition Ereenwood entwickelte. Ereenwood fragte den Ministerpräsidenten, ob er in der Lage sei, mit Bezugnahme auf diese Gerüchte, die im Umlauf seien, eine Erklärung abzugeben. „Was die Gerüchte", so erklärte Chamberlain, „betrifft, so werden sie durch keinerlei amtliche Informationen bestätigt, die sich in meinen Händen befinden. Es darf nicht angenommen werden, daß die Regierung diese für wahr hält." Reuter erklärt dazu, daß der Ministerpräsident „jene Gerüchte meine über eine Mobilisation und Konzentration von Truppen" — wobei sich diese Erklärung offensichtlich auf deutsche Truppen bezieht.
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Der Widerspruch, den diese Meldungen enthalten, kennzeichnet die Urheber dieser Gerüchte zur Genüge als Hetzer, die die politische Atmosphäre Europas erneut beunruhigen und eine Panikstimmung erzeugen wollen. In perfidester Weise sprechen fast alle Blätter von Gerüchten. Sie verbreiten aber diese Gerüchte in sensationellster Aufmachung, dementieren sie im gleichen Atemzuge, unterstellen ihnen doch mit frecher Stirn die Wahrheit und knüpfen daran Kombinationen über einen bevorstehenden deutschen Angriff über Androhung von Gewalt gegenüber Polen. Schließlich »ersteigen sie sich zu der Behauptung eines deutschen Angriffs nicht nur gegen Polen, sondern gegen Europa. Ueberflüssig zu betonen, daß dem von England ausgegebenen Stichwort auch die französischen und amerikanischen Blätter Folge leisten. Die Presse der Demokratien sollte noch in Erinnerung haben, wie gefährlich dieses Spiel mit dem Feuer ist! Es ist ein Verbrechen an den Völkern, die den Frieden wollen, durch solche Gerüchte, denen die Lüge auf den ersten Blick anzusehen ist, die öffentliche Meinung aufzuputschen und die Gefahren eines Konfliktes heraufzubeschwören, an dem nur die Dunkelmänner der Politik allein ein Interesse haben können.
Unverständliche Londoner Erklärung
Durchsichtiges Earantieversprechen Englands an Polen
London, 3l. März. Der englische Premierminister Hai es in der Unterhaussitzung am Freitag für notwendig gehalten, zu erklären, daß die britische Regierung sich verpflichtet fühlen
würde, der polnischen Regierung alle ihr zur Verfügung stehende Hilfe zu gewähren für den Fall, daß die polnische Unabhängigkeit in einer Form bedroht sei, bei der die polnische Regierung er für notwendig erachte, mit ihren Streitkrästen Widerstand zu leiste«. Chamberlain fügte Hinz«, daß er ermächtigt sei, zu sagen, baß die französische Regierung di« gleiche Haltung wie die britische einnehme.
Es ist einigermaßen unverständlich, wie der britische Premierminister zu einer solchen Erklärung aus heiterem Himmel kommt. Im übrigen bietet sie sachlich nichts Neues; denn alle Welt weiß, daß seit vielen Jahren England und Frankreich aufgrund ihres Bündnissystems verpflichtet sind, Polen im Falle eines bewaffneten Angriffs zur Seite zu stehen. Man kann diese Er- .klärung der britischen Regierung nur als einen höchst lächerlichen
Versuch anschen, Unruhe zu stiften und im Kreise der Völker Mißtrauen gegen Deutschland zu säen. Chamberlain hat sich damit entgegen seiner eigenen Behauptung, daß nicht der geringste Verdacht für einen bewaffneten Angriff von Seiten Deutschlands vorliege, bemüßigt gefühlt, die von der englischen Presse eingeschlagenc Linie weiterzuführen. Daran ändert auch die Tatsache nichts, daß er erklärt, es liege nicht der geringste Grund vor, zur Zeit irgendwelche Befürchtungen für den Bestand Polens zu hegen.
Die milden Gerüchte sind erlogen
London, März. Die Abendblätter veröffentlichen die Un- terhauserkiä , ng Lhamberlains, als ob sie etwas ganz Neues und Aufbaueul.s iei. Dabei wird von den Blättern zugegeben, daß man keinerlei amtliche Informationen besitze, durch die die zahlreichen wilden Gerüchte von einem beabsichtigten Angriff Deutschlands gegen Polen irgendwie bestätigt würden. Ferner wird unterstrichen, daß man britischerscits die Hoffnung hege, daß derFriede in Osteuropa auf dem Verhandlungswege gesichert werden könne.
Mussolini in Reggio
«Bol? und Regime ein einziges, geschlossenes Ganzes"
Rom, 31. März Wie in Cosenza wurde Mussolini auf seiner Reise durch Calabrien auch in Reggio von Zehntausenden und Aberzehntausenden unter begeisterten Huldigungen empfangen. Nach Besichtigung des Parteihauses und des Ehrenmals richtete Mussolini das Wort an die Schwarzhemden. Er führte u. a. aus:
In diesen Zwei Tagen habe ich Art und Wesen dieses Volkes von neuem kennengelernt. Es ist aus jenem Metall, aus dem man Staaten und Wehr, Flugzeug und Gewehr anfertigt. Wer hierher kommt, erhält beim Anblick der Zehntausende und Aber- zehntausende eurer Kinder die absolute Gewißheit, daß unser
Vaterland in Jahrhundert fortbestehen wirb. Das mögen sich jene gesagt sein lassen, die unter dem verheerenden Einfluß exotischer Methoden und Theorien, die sich in der Praxis als absolut idiotisch erwiesen haben, das Vaterland zunächst blut- und kraftlos werden lassen, bis es schließlich erlischt. Stark find nur die fruchtbaren Völker, die unfruchtbaren dagegen sind schwach. Wenn diese Völker zu einem elenden Haufen Altersschwächlinge herabgesunken sind, werden sie kraftlos zu- sammenstnken. Kaum sind vier Jahre ins Land gegangen, seit die in Sizilien stehende Division Peloritana mobilisiert wurde; vier Jahre Kämpfe und schwerer Opfer, die jedoch zur Eroberung des Imperiums geführt haben, des Volksimperiums. Ein Volksimperium, das vom Volk zu Lande, zu Wasser und in der Luft gegen jedermann verteidigt werden wird! Einige Schwachköpfe von jenseits der Alpen (langanhaltendes Zisch- und Pfcif- konzert), die die Wirklichkeit mit ihrem Wunsch verwechseln, haben von einer Entfremdung des italienischen Volkes vom Regime gefaselt. Euer Pfeifkonzert beweist ihnen das Gegenteil. Volk und Regime ist ein einziges, geschlossenes Ganzes. Wehrmacht und Volk sind ein einziges Ganzes (laute Ja-Rufe) und dieses italienische Volk ist bereit, den To - nister zu schultern, da es wie alle jungen Völker den Kampf nicht fürchtet und des Sieges sicher ist.
Japan nimmt die Spratly-bnseln in Besitz
Tokio, 31. März. (Ostasiendienst des DNB.) Das Außen-aint erklärte in einer offiziellen Verlautbarung, daß die Regierung die Spratly-Jnseln östlich der Küste von Französisch- Jndochina unter die Berwaltungsoberhoheit des Generalgouvernements von Formosa gestellt habe. Der stell». Außenminister habe den französischen Botschafter in diesem Sinne unterrichtet.
In der Verlautbarung heißt es weiter, die herrenlosen Spratly- Jnseln seien seit 1917 von japanischen Staatsangehörigen wirtschaftlich entwickelt worden. Die japanische Reoierung habe wiederholt durch Entsendung von Kriegsschiffen die japanischen Interessen anerkannt. Das Fehlen einer Verwaltungsoberhoheit zum Schutze des Lebens und Eigentums der Japaner sowie die Vermeidung unnötiger Auseinandersetzungen mit Frankreich habe die japanische Regierung zu diesem Schritt veranlaßt.
Deutscher Geschwindigkeits-Wettrekord
Flugkapitän Dieter!« erreicht 74K Stundenkilometer
Berlin, S1. März. Die deutsche Luftfahrt konnte am Donnerstag abend einen ihrer stolzesten Erfolge erringe«. Ein Jagdflugzeug der Heinkel-Werke, ei« weiterentwickelter Typ des Rekordflugzeuges He 112 U» das mit dem Generalleutnant Udet am Steuer 1938 eine« Geschwindigkeitsrekord über 199 Kilometer aufstelleu kounte» hat den absoluten Eeschwindigkeits-Welt- rekordfnrDeutschlanderobert. Flugzeugführer war der Flugkapitän HansDieterle, der über die vorgeschriebene 3-Kilometer-Meßstrecke in der Nähe des Werk- flugplatzes Oranienburg mit dem einsitzigen Flugzeug 74K,8KStundenkilometer erreichte und damit de« seit dem 23. Oktober 1934 von dem Italiener Francesco Agello mit 7V9,2V9 Stundenkilometer gehaltenen Weltrekord um rund 37 Kilometer überbot. Das Flugzeug ist ein «ft einem Mercedes-Beaz-Flugm-t-rDBK 01 oo« 1175 PS. Leistung ausgerüstetes einmotoriges Jagdflugzeug.
Dieterle von Eöring zum Flugkapitän ernannt
Eeneralfeldmarschall Göring hat Flugzeugführer Dieter»« unmittelbar im Anschluß au seinen Rekordflug zum Flug- kapitän ernannt.
Glückwünsche des Führers und ESrings
Der Führer hat zu der großartigen Leistung d'es Heinkel-Jagd. flugzeuges Professor Heinkel, Flugkapitän Dieterle und- Eeneraldirektor Kissel der Daimler-Benz-Werke telegraphisch seine Glückwünsche übermittelt.
Auch Generalfeldmarschall Göring hat den an der überragenden fliegerischen Leistung Beteiligten: Professor Heinkel,! Flugkapitän Dieterle und Generaldirektor Kisiel telegraphisch; seine Glückwünsche und seine besondere Anerkennung ausgesprochen.
Der schnellste Mann der Wett
Erstmalige Rekordleistung mit Laudflugzeug
Berlin, S1. März. Staatssekretär Generaloberst Milch gab am Freitag vor Pressevertreter« einige Erläuterungen zu dem neuen stolzen Erfolg der deutschen Luftfahrt, durch de« der absolute Geschwindigkeit-Weltrekord für Deutschland erobert wurde.
Der erst 24 Jahre alte Flieger Dieterle, der auf Grund seiner hervorragenden Leistungen von Generalfeldmarschall Eöring sofort bevorzugt zum Flugkapitä» befördert worden ist, hat einen Rekord aufgestellt, der wohl allgemein in der Luftfahrt der Welt als der orökte Rekord ailt: den der absolute« Geschwindig
keit über drei Kilometer. Dieser Rekord, der früher mit dem „Schneiderpokal" verbunden war, ist bereits vor dem Weltkriege ausgetragen worden. In den Jahren nach dem Kriege konnte sich Deutschland zunächst an diesem Wettbewerb leider niemals beteiligen, weil es aus Grund des Versailler Diktates so schnelle Flugzeuge nicht bauen durfte. Die Hauptgegner in dem Pokalkampf waren in den letzten Jahre« hauptsächlich England und Italien. Während zunächst die Engländer etwas vorn lagen, gelang es dem Italiener Agello am 23. Oktober 1934, mit einem Wasserflugzeug auf dem Gardasee mit einer Geschwindigkeit von 709 Kilometer de« Rekord für Italic» zu sichern. Man wählte zu den Rekordversuchen bisher stet« Wasserflugzeuge, well die hohe Fluggeschwindigkeit eine eut» sprechend hohe Laudegeschwiudigkeit und eine lange Startstreck«! bedingt. Zum ersten Mal ist der Rekord jetzt von einem Laudflugzeug auf einem Flugplatz von ganz normale» Ausmaße» aufgestellt worden, »nd zwar in Oranienburg.
Zu der in einem Landflugzeug vollbrachten Leistung der Fl«s>, kapitäns Dieterle betonte Staatssekretär Milch noch besonders,- daß der Rekord über die Meßstrecke in Höhen unter 75 Meter geflogen werden muß und daß auch beim Wenden nicht über 40V Meter Höhe gegangen werden darf. Dies ist rein fliegerisch ein« besondere Leistung, weil Bruchteile von Sekunde« für das gute Einhalten der Höhe und Flugrichtnng entscheidend sind.
Der Rekord wird zweifellos in der ganzen Welt erhebliches Aufsehen erregen, und zwar gerade bei de» Nationen, die auf diesem Gebiete bisher stark gearbeitet haben: Bei Italien, das bei den Eeschwindigkeitsrekorden ja bisher an der Spitze lag und fliegerisch bekanntlich überhaupt auf sehr großer Höhe steht, sowie bei England und den Bereinigte« Staaten. Deutschland muß daher natürlich gewappnet sei», den soeben errungene» Rekord zu verteidigen. Die deutsche Luftfahrt hat den festen und ernsten Willen, ihre führende Position auch in Zukunft bei- zubehalte».
Anschließend machte ein Vertreter des Reichsluftfahrtministeriums noch einige ergänzende Angaben über das Rekordflugzeug. Das Flugzeug war mit einem Mercedes-Benz- Flugmotor DB 601 ausgerüstet, der 1175 PS. entwickelt. Besonders hervorzuheben ist, daß der Rekord mit einem normalen einmotorigen Jagdflugzeug errungen wurde, nicht etwa mit einem besonders konstruierten Renngebilde, das keinerlei praktischen Nutzen hätte.
Dieterle ist damit der „schnellste Mann der Welt" geworden. Die Stundengeschwindigkeit von 746,660 Kilometer, die er Lei seinem Rekordflug erreichte, bedeutet eine Geschwindigkeit von 207 Meter in der Sekunde, die für normale Begriffe beinahe unfaßbar erscheint. Zum Schluß schilderte Flugkapitän Dieterle sympathisch und humorvoll mit einer angesichts seiner hervorragenden Leistung besonders anerkennenswerten Bescheidenheit seine Vorbereitung und die Durchführung des Rekordfluges.