er GeseUfchackter

Bezugspreise: In der Stadt und durch Boten monatlich RM. 1.50, durch die Post monatlich RM. 1.40 einschließlich 18 Pfg. Beförderungs­gebühr und zuzüglich SO Pfg. Zustellgebühr. Preis der Einzelnummer 10 Pfg. Bei höherer Gewalt besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Zurückzahlung des Bezugspreises.

Amtsblatt

des Ivettes Laltv füv Nagold und Umgebung

Nagoläer üagblatt / Segrünäel 1827

Fernsprecher: Nagold 429 / Anschrift:Der Gesellschafter" Nagold, Marktsttaße 14. Postfach 5b Drahtanschrift:Gesellschafter" Nagold /Postscheckkonto: Stuttgart 5113 / Bankkonto: Gewerbebank Nagold 850 / Girokonto: Kreissparkasse Calw Hauptzweigstelle Nagold 95 / Gerichtsstand Nagold

Anzeigenpreise: Die I spaltige nun-Zeile oder deren Raum 6 Pfg., Familien-, Vereins- und amtliche Anzeigen sowie Stellengesuche 5 Pfg . Text 24 Pfg. Für da. Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Ausgaben und an vorgeschriebenrr Stelle kann keine Gewähr übernommen werden Anzeigen-Annahmeschluh ist vormittags 7 llhr.

ttr. 78

Zamslag, äen 1. April 1939

113. Jahrgang

Neues englisches Lügenmanöver

Offensichtlich inspirierte Aktion

London, 31. März. Die Londoner Blätter erscheinen in großer und sensationeller Aufmachung mit ganzseitigen lleberschriften, die unverkennbar die Vorbereitung sein sollen für eine neue agi­tatorische Aktion Englands gegenüber Deutschland. Sie scheuen sich nicht, auch in diesem Falle wiederum Lüge und Ver­leumdung für ihre Ziele einzusetzen. Sie betreiben erneut das verbrecherische Spiel, ihre Machenschaften zu begründen aus angebliche deutsche Truppenzusammenziehungeu an der polni­sche« Kreuze. Daß au diese» Meldungen kein wahres Wort ist, kann man allem schon an der Art und Weise, wie sie von der englischen Presse vorgebracht werden, ersehen.

Die .^Times" erklärt im Zusammenhang mit den über das polnische Problem geführten Besprechungen, daßplötzlich Be­richte über deutsche militärische Betätigungen in der Nähe der polnischen Grenze eingetroffen seien. Man habe einem Teil der Meldungen späterhin keinen Glauben mehr geschenkt". ,^Daily Telegraph" spricht ebenfalls von großen deutschen Truppenbe­wegungen an der polnischen Grenze, deren Meldungen in ver­schiedenen Kreisen die größte Nervosität ausgelöst hätten. Diese Berichte seien aber in amtlichen Kreisen nicht bestätigt worden. DerDaily Herald" greift diese Berichte ebenfalls auf und erklärt, daß die früheren Erfahrungen über Meldungen von deutschen Truppenzusammenziehungeu darauf hinwiesen, daß die polnische Regierung vor eine Reihe von Forderungen gestellt werden könnte, die sich auf die Androhung von Gewaltanwen­dung stützten. Die Truppenzusammenziehungen, so heißt es, an der polnischen Grenze bedrohten nicht Polen, sondern Europa. AuchNews Lhronicle" spricht von deutschen militärischen Vor­bereitungen. Diese Gerüchte hätten in amtlichen Kreisen wegen der Größe der deutschen Maßnahmen Befürchtung ausgelöst. Im Leitartikel spricht das Blatt von einer Bedrohung Po­lens.Daily Mail" hingegen erklärt, daß die Gerüchte über deutsche Truppenbewegungen weder in englischen noch in polni­schen Kreisen bestätigt worden seien.

Zu diesem unsauberen und durchsichtigen politischen Manöver der englischen Presse paßt dann auch der Auftakt der heutigen llnterhausansprache, wo sich ein bezeichnendes Frage- und Ant­wortspiel zwischen Chamberlain und dem Sprecher der Oppo­sition Ereenwood entwickelte. Ereenwood fragte den Minister­präsidenten, ob er in der Lage sei, mit Bezugnahme auf diese Gerüchte, die im Umlauf seien, eine Erklärung abzugeben. Was die Gerüchte", so erklärte Chamberlain,betrifft, so wer­den sie durch keinerlei amtliche Informationen bestätigt, die sich in meinen Händen befinden. Es darf nicht angenommen werden, daß die Regierung diese für wahr hält." Reuter erklärt dazu, daß der Ministerpräsidentjene Gerüchte meine über eine Mobilisation und Konzentration von Truppen" wobei sich diese Erklärung offensichtlich auf deutsche Truppen bezieht.

*

Der Widerspruch, den diese Meldungen enthalten, kennzeich­net die Urheber dieser Gerüchte zur Genüge als Hetzer, die die politische Atmosphäre Europas erneut beunruhigen und eine Panikstimmung erzeugen wollen. In perfidester Weise sprechen fast alle Blätter von Gerüchten. Sie verbreiten aber diese Ge­rüchte in sensationellster Aufmachung, dementieren sie im glei­chen Atemzuge, unterstellen ihnen doch mit frecher Stirn die Wahrheit und knüpfen daran Kombinationen über einen be­vorstehenden deutschen Angriff über Androhung von Gewalt ge­genüber Polen. Schließlich »ersteigen sie sich zu der Behauptung eines deutschen Angriffs nicht nur gegen Polen, sondern gegen Europa. Ueberflüssig zu betonen, daß dem von England ausge­gebenen Stichwort auch die französischen und amerikanischen Blätter Folge leisten. Die Presse der Demokratien sollte noch in Erinnerung haben, wie gefährlich dieses Spiel mit dem Feuer ist! Es ist ein Verbrechen an den Völkern, die den Frieden wollen, durch solche Gerüchte, denen die Lüge auf den ersten Blick anzu­sehen ist, die öffentliche Meinung aufzuputschen und die Gefah­ren eines Konfliktes heraufzubeschwören, an dem nur die Dun­kelmänner der Politik allein ein Interesse haben können.

Unverständliche Londoner Erklärung

Durchsichtiges Earantieversprechen Englands an Polen

London, 3l. März. Der englische Premierminister Hai es in der Unterhaussitzung am Freitag für notwendig gehalten, zu erklären, daß die britische Regierung sich verpflichtet fühlen

würde, der polnischen Regierung alle ihr zur Verfügung stehende Hilfe zu gewähren für den Fall, daß die polnische Unabhängig­keit in einer Form bedroht sei, bei der die polnische Regierung er für notwendig erachte, mit ihren Streitkrästen Widerstand zu leiste«. Chamberlain fügte Hinz«, daß er ermächtigt sei, zu sagen, baß die französische Regierung di« gleiche Haltung wie die briti­sche einnehme.

Es ist einigermaßen unverständlich, wie der britische Premier­minister zu einer solchen Erklärung aus heiterem Himmel kommt. Im übrigen bietet sie sachlich nichts Neues; denn alle Welt weiß, daß seit vielen Jahren England und Frankreich aufgrund ihres Bündnissystems verpflichtet sind, Polen im Falle eines bewaffneten Angriffs zur Seite zu stehen. Man kann diese Er- .klärung der britischen Regierung nur als einen höchst lächerlichen

Versuch anschen, Unruhe zu stiften und im Kreise der Völ­ker Mißtrauen gegen Deutschland zu säen. Chamberlain hat sich damit entgegen seiner eigenen Behauptung, daß nicht der ge­ringste Verdacht für einen bewaffneten Angriff von Seiten Deutschlands vorliege, bemüßigt gefühlt, die von der englischen Presse eingeschlagenc Linie weiterzuführen. Daran ändert auch die Tatsache nichts, daß er erklärt, es liege nicht der geringste Grund vor, zur Zeit irgendwelche Befürchtungen für den Bestand Polens zu hegen.

Die milden Gerüchte sind erlogen

London, März. Die Abendblätter veröffentlichen die Un- terhauserkiä , ng Lhamberlains, als ob sie etwas ganz Neues und Aufbaueul.s iei. Dabei wird von den Blättern zugegeben, daß man keinerlei amtliche Informationen besitze, durch die die zahlreichen wilden Gerüchte von einem beabsichtigten Angriff Deutschlands gegen Polen irgendwie bestätigt würden. Ferner wird unterstrichen, daß man britischerscits die Hoffnung hege, daß derFriede in Osteuropa auf dem Verhandlungs­wege gesichert werden könne.

Mussolini in Reggio

«Bol? und Regime ein einziges, geschlossenes Ganzes"

Rom, 31. März Wie in Cosenza wurde Mussolini auf seiner Reise durch Calabrien auch in Reggio von Zehntausenden und Aberzehntausenden unter begeisterten Huldigungen empfangen. Nach Besichtigung des Parteihauses und des Ehrenmals richtete Mussolini das Wort an die Schwarzhemden. Er führte u. a. aus:

In diesen Zwei Tagen habe ich Art und Wesen dieses Volkes von neuem kennengelernt. Es ist aus jenem Metall, aus dem man Staaten und Wehr, Flugzeug und Gewehr anfertigt. Wer hierher kommt, erhält beim Anblick der Zehntausende und Aber- zehntausende eurer Kinder die absolute Gewißheit, daß unser

Vaterland in Jahrhundert fortbestehen wirb. Das mögen sich jene gesagt sein lassen, die unter dem verheeren­den Einfluß exotischer Methoden und Theorien, die sich in der Praxis als absolut idiotisch erwiesen haben, das Vaterland zu­nächst blut- und kraftlos werden lassen, bis es schließlich erlischt. Stark find nur die fruchtbaren Völker, die unfruchtbaren da­gegen sind schwach. Wenn diese Völker zu einem elenden Haufen Altersschwächlinge herabgesunken sind, werden sie kraftlos zu- sammenstnken. Kaum sind vier Jahre ins Land gegangen, seit die in Sizilien stehende Division Peloritana mobilisiert wurde; vier Jahre Kämpfe und schwerer Opfer, die jedoch zur Erobe­rung des Imperiums geführt haben, des Volksimperiums. Ein Volksimperium, das vom Volk zu Lande, zu Wasser und in der Luft gegen jedermann verteidigt werden wird! Einige Schwach­köpfe von jenseits der Alpen (langanhaltendes Zisch- und Pfcif- konzert), die die Wirklichkeit mit ihrem Wunsch verwechseln, haben von einer Entfremdung des italienischen Volkes vom Re­gime gefaselt. Euer Pfeifkonzert beweist ihnen das Gegenteil. Volk und Regime ist ein einziges, geschlossenes Ganzes. Wehrmacht und Volk sind ein einziges Ganzes (laute Ja-Rufe) und dieses italienische Volk ist bereit, den To - nister zu schultern, da es wie alle jungen Völker den Kampf nicht fürchtet und des Sieges sicher ist.

Japan nimmt die Spratly-bnseln in Besitz

Tokio, 31. März. (Ostasiendienst des DNB.) Das Außen-aint erklärte in einer offiziellen Verlautbarung, daß die Regierung die Spratly-Jnseln östlich der Küste von Französisch- Jndochina unter die Berwaltungsoberhoheit des Generalgouvernements von Formosa gestellt habe. Der stell». Außenminister habe den französischen Botschafter in diesem Sinne unterrichtet.

In der Verlautbarung heißt es weiter, die herrenlosen Spratly- Jnseln seien seit 1917 von japanischen Staatsangehörigen wirt­schaftlich entwickelt worden. Die japanische Reoierung habe wie­derholt durch Entsendung von Kriegsschiffen die japanischen In­teressen anerkannt. Das Fehlen einer Verwaltungsoberhoheit zum Schutze des Lebens und Eigentums der Japaner sowie die Vermeidung unnötiger Auseinandersetzungen mit Frankreich habe die japanische Regierung zu diesem Schritt veranlaßt.

Deutscher Geschwindigkeits-Wettrekord

Flugkapitän Dieter!« erreicht 74K Stundenkilometer

Berlin, S1. März. Die deutsche Luftfahrt konnte am Donnerstag abend einen ihrer stolzesten Erfolge erringe«. Ein Jagdflugzeug der Heinkel-Werke, ei« weiterentwickelter Typ des Rekordflugzeuges He 112 U» das mit dem Generalleutnant Udet am Steuer 1938 eine« Ge­schwindigkeitsrekord über 199 Kilometer aufstelleu kounte» hat den absoluten Eeschwindigkeits-Welt- rekordfnrDeutschlanderobert. Flugzeugführer war der Flugkapitän HansDieterle, der über die vor­geschriebene 3-Kilometer-Meßstrecke in der Nähe des Werk- flugplatzes Oranienburg mit dem einsitzigen Flugzeug 74K,8KStundenkilometer erreichte und damit de« seit dem 23. Oktober 1934 von dem Italiener Francesco Agello mit 7V9,2V9 Stundenkilometer gehaltenen Weltrekord um rund 37 Kilometer überbot. Das Flugzeug ist ein «ft einem Mercedes-Beaz-Flugm-t-rDBK 01 oo« 1175 PS. Leistung ausgerüstetes einmotoriges Jagdflug­zeug.

Dieterle von Eöring zum Flugkapitän ernannt

Eeneralfeldmarschall Göring hat Flugzeugführer Dieter»« unmittelbar im Anschluß au seinen Rekordflug zum Flug- kapitän ernannt.

Glückwünsche des Führers und ESrings

Der Führer hat zu der großartigen Leistung d'es Heinkel-Jagd. flugzeuges Professor Heinkel, Flugkapitän Dieterle und- Eeneraldirektor Kissel der Daimler-Benz-Werke telegraphisch seine Glückwünsche übermittelt.

Auch Generalfeldmarschall Göring hat den an der über­ragenden fliegerischen Leistung Beteiligten: Professor Heinkel,! Flugkapitän Dieterle und Generaldirektor Kisiel telegraphisch; seine Glückwünsche und seine besondere Anerkennung aus­gesprochen.

Der schnellste Mann der Wett

Erstmalige Rekordleistung mit Laudflugzeug

Berlin, S1. März. Staatssekretär Generaloberst Milch gab am Freitag vor Pressevertreter« einige Erläuterungen zu dem neuen stolzen Erfolg der deutschen Luftfahrt, durch de« der ab­solute Geschwindigkeit-Weltrekord für Deutschland erobert wurde.

Der erst 24 Jahre alte Flieger Dieterle, der auf Grund seiner hervorragenden Leistungen von Generalfeldmarschall Eöring so­fort bevorzugt zum Flugkapitä» befördert worden ist, hat einen Rekord aufgestellt, der wohl allgemein in der Luftfahrt der Welt als der orökte Rekord ailt: den der absolute« Geschwindig­

keit über drei Kilometer. Dieser Rekord, der früher mit dem Schneiderpokal" verbunden war, ist bereits vor dem Weltkriege ausgetragen worden. In den Jahren nach dem Kriege konnte sich Deutschland zunächst an diesem Wettbewerb leider niemals beteiligen, weil es aus Grund des Versailler Diktates so schnelle Flugzeuge nicht bauen durfte. Die Haupt­gegner in dem Pokalkampf waren in den letzten Jahre« haupt­sächlich England und Italien. Während zunächst die Engländer etwas vorn lagen, gelang es dem Italiener Agello am 23. Ok­tober 1934, mit einem Wasserflugzeug auf dem Gardasee mit ei­ner Geschwindigkeit von 709 Kilometer de« Rekord für Italic» zu sichern. Man wählte zu den Rekordversuchen bisher stet« Wasserflugzeuge, well die hohe Fluggeschwindigkeit eine eut» sprechend hohe Laudegeschwiudigkeit und eine lange Startstreck«! bedingt. Zum ersten Mal ist der Rekord jetzt von einem Laud­flugzeug auf einem Flugplatz von ganz normale» Ausmaße» aufgestellt worden, »nd zwar in Oranienburg.

Zu der in einem Landflugzeug vollbrachten Leistung der Fl«s>, kapitäns Dieterle betonte Staatssekretär Milch noch besonders,- daß der Rekord über die Meßstrecke in Höhen unter 75 Meter geflogen werden muß und daß auch beim Wenden nicht über 40V Meter Höhe gegangen werden darf. Dies ist rein fliegerisch ein« besondere Leistung, weil Bruchteile von Sekunde« für das gute Einhalten der Höhe und Flugrichtnng entscheidend sind.

Der Rekord wird zweifellos in der ganzen Welt erhebliches Aufsehen erregen, und zwar gerade bei de» Nationen, die auf diesem Gebiete bisher stark gearbeitet haben: Bei Italien, das bei den Eeschwindigkeitsrekorden ja bisher an der Spitze lag und fliegerisch bekanntlich überhaupt auf sehr großer Höhe steht, sowie bei England und den Bereinigte« Staaten. Deutschland muß daher natürlich gewappnet sei», den soeben errungene» Rekord zu verteidigen. Die deutsche Luftfahrt hat den festen und ernsten Willen, ihre führende Position auch in Zukunft bei- zubehalte».

Anschließend machte ein Vertreter des Reichsluftfahrtministe­riums noch einige ergänzende Angaben über das Rekordflug­zeug. Das Flugzeug war mit einem Mercedes-Benz- Flugmotor DB 601 ausgerüstet, der 1175 PS. entwickelt. Besonders hervorzuheben ist, daß der Rekord mit einem nor­malen einmotorigen Jagdflugzeug errungen wurde, nicht etwa mit einem besonders konstruierten Rennge­bilde, das keinerlei praktischen Nutzen hätte.

Dieterle ist damit derschnellste Mann der Welt" geworden. Die Stundengeschwindigkeit von 746,660 Kilometer, die er Lei seinem Rekordflug erreichte, bedeutet eine Geschwin­digkeit von 207 Meter in der Sekunde, die für normale Begriffe beinahe unfaßbar erscheint. Zum Schluß schilderte Flugkapitän Dieterle sympathisch und humorvoll mit einer angesichts seiner hervorragenden Leistung besonders anerkennenswerten Beschei­denheit seine Vorbereitung und die Durchführung des Rekordflu­ges.