8. Seite — Nr. 77
Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter"
Freitag, den 31. März 1S3S
aussprechlich verbrecherischen Mitteln und von Korruption in großem Stil und von schamlosem Terror gewesen sei".
Dies Irland gehörte also nun zum „Vereinigten Königreich". Und in diesem Zeichen wurde es in drei Jahren von 1843 bis 1848 um ein Mertel seiner Bevölkerung gebracht. Im Iahre 1844 stellte eine britische Königliche Kommission fest, daß die 8,3 Millionen Iren das am schlechtesten gekleidete, ernährte und behauste Volk Europas seien. Die Nahrung bestand fast ausschließlich in Kartoffeln. Im Jahre 1845 brach nun eine schwere Kartoffelkrankheit aus, und diese Erkrankung eines einzigen Nahrungsmittels hatte ein furchtbares Elend im Gefolge. Eine grauenhafte Hungersnot brach aus. Hunderttausende starben den Hungertod! Eineinhalb Millionen Iren wanderten aus.
Dies geschah, ohne daß sich in London eine Hand zur Hilfeleistung erhob. Im Gegenteil, zur gleichen Zeit ließen die frommen britischen Grundherren, die fast,das gesamte fruchtbare Land Jrlaitds besaßen, das Vieh und das Getreide Irlands unter dem Schutz britischer Bajonette in die Häfen bringen und führten es nach England aus. denn die verhungernden irischen Pächter hatten ja kein Geld.
Auch in den folgenden Jahrzehnten trieb die Not noch rund viereinhalb Millionen Iren außer Landes. Und als dann nach dem Kriege im Zeichen des Selbstbestimmungsrechtes der Völker die Iren endlich ihre Rechte forderten, da trat der brutale Regierungsterror in Erscheinung.
So sieht die Geschichte des britischen Vlntprotektorates aus. Die Iren hätten Gott auf den Knien gedankt, wenn sie sie auch nur die Hälfte der Freiheiten ohne die schrecklichsten Blntopfer erhalten hätten, die der Führer im Besitz der absoluten Macht aus freien Stücken den Tschechen gewährte. Die englischen Moralprediger sollen ihre Nase in ihre eigene Geschichte stecken. Nicht umsonst krachen auch heute noch die Bomben irischer Nationalisten überall in Großbritannien und wandern irische Männer und Frauen in englische Kerker. Als der derzeitige britische König sein „geliebtes" l Nordirland besuchte, da brannten die Zollhäuser und krach- > ten die Bomben, das war auch ein Willkommensgruß der Iren. Selbst aber die verlogensten Journalisten konnten s nicht das kleinste derartige Geschehnis aus Prag melden. §
Die britische Königflagge über Dublin — ein Fanal des j Aufstandes! Die Führerstandarte über Prag — ein Unter- Pfand des Friedens und der aufbauenden Arbeit! Nur eine s Rasse verkriecht sich in den Gaffen Prags und betet den s Zom des Wüstengottes der Juden auf diese Fahne herab. Und bei dieser Gelegenheit müssen wir daran denken, daß der britische Kriegsminister Hore-Belisha heißt und Voll- bkujude ist. ' HannsDittmar.
Buntes Merkst
Königlicher Walfisch gesucht!
Zum Eigentum des Königs von England zählt neuerdings ein junger Walfisch, der am Ufer einer Besitzung des Königs bei Bridlington an der Küste erschien. Die Küstenwache von Vr-d- lington bemerkte ihn, wie er auf die ausgedehnten Felsen der Küste auflief und erklärten ihn sofort feierlich zum Eigentum der britischen Krone. Der Walfilsch, ein zunges Tier, wußte aber diese Ehre nicht zu schätzen und entwich wieder! Jetzt aber sucht die Wache der königlichen Besitzung eifrig die ganze Küste ab in der Hoffnung, das seltene Tier wieder zu finden
Das Kamel mit vier Höckern
Nach dem Glauben der Araber wird nur alle 40b Jahre ein Kamel mit vier Höckern geboren. Ein solches Kamel besaß ein Mann in der arabischen Stadt Hodeida. Es war ein Tier, das weit und breit bekannt war. Als es vor kurzem verkauft wurde, erzielte es den ungewöhnlichen Preis von etwa 20 000 RM. Nur wegen der vier Höcker Diese Fettspeicher befähigen ein Wüstenschiff allerdings zu ungewöhnlichen Strapazen. Deshalb wird der Preis als keineswegs zu hoch angesehen.
Kragenknöpfe, die leuchten
Den unzähligen Witzen über verschwundene und gemchte Kra- genknöpfe ist in den Vereinigten Staaten jetzt der Boden entzogen. Beim Patentamt in Washington wurden vier Erfindungen angemeldet, die nichts anderes bezwecken, als die „Suchaktionen" zu erleichtern. Es handelt sich um leuchtende Kragenknöpfe. Leider leuchten die Knöpfe aber nicht nur dann, wenn sie verschwunden sind, sondern auch am Hals des Krngenträgers. Deshalb bezweifelt man selbst in Amerika, ob die Erfindungen sich einführen werden.
Nadel wandert vom Finger zum Zeh
Vor vierzig Jahren war Miß Eollins aus Cardiff, England, in einer Waschanstalt beschäftigt. Bei der Arbeit verletzte sie sich mit einer Nadel. Die Spitze brach ab und blieb im Finger stecken. In diesen Tagen spürte die achtzigjährige Frau im großen Zeh einen heftigen Schmerz und zu ihrer Verwunderung trat die blanke Nadelspitze aus der Haut heraus. Sie mar in vierzig Jahren vom Finger bis in den Zeh gewandert.
Spinat zerstört Eheglück
Ein Arzt aus Chicago hatte einer Ehefrau gera! n, täglich eine Portion Spinat zu sich zu nehmen, wenn sie wieder zu ihrer vollen Gesundheit kommen wollte. Dem Gatten der Patientin war aber Spinat ein Greuel. Täglich setzte es Streit, wenn das
anderen Rat, als sich scheiden zu lassen. Wegen Spinat! Der Richter fand diesen Grund schwerwiegend genug und stimmte dem Scheidungsantrag zu.
Schläfer zahlen „Kirchensteuer"
Das Schlafen während der Predigt ist in der Marienkirche von Hastings, England, erlaubt. Die Schläfer haben jedoch, wenn sie ertappt werden, eine Buße von einem Pfund Sterling zu bezahlen. Das Geld fließt dem Reparatur-Fond der Kirche zu. Langweilige Predigten dienen also der Erhaltung der Kirche am besten.
Liebe über den Fernsehsender
Ein Angestellter eines britischen Fernsehsenders hat sich vor einem Trommelfeuer von Liebeserklärungen nur dadurch retten können, daß er sich schnell verlobte. Der Mann wirkte verschie- i dentlich bei den Fernsehsendungen mit und hat offenbar selbst über große Entfernungen hinweg einen so guten Eindruck gemacht, daß gegen seinen Junggesellenstand ein heftiger Sturm einsetzte. Mehr als 800 Liebeserklärungen brachte ihm der Postbote ins Haus. Seine Verehrerinnen stehen im Alter von 18 bis zu 60 Jahren. Nach der Bekanntgabe seiner Verlobung fließe» die Liebeserklärungen nur noch spärlich.
Tauben verhüten Brandkatastrophe
Durch das Geschnatter von Gänsen soll einmal das alte Nom gerettet worden sein, in Bukarest retteten jetzt Tauben ein Theater vor der Vernichtung durch eine Feuersbrunst. Gegen Mitternacht brach im Komedia-Theater ein Brand aus. Die in dem Fassadenstuck des Theaters nistenden Tauben wurden darüber derartig unruhig, daß sie einen in einem benachbarten Haus wohnenden Schauspieler aus dem Schlaf weckten. Er benachrichtigte sofort die Feuerwehr, die in kurzer Zeit den Brand eindämmen konnte.
Die Hunde wetden bunt
In Paris wurde eine neue Mode erfunden, die geeignet ist, das Straßenbild der französischen Hauptstadt noch etwas farbiger zu gestalten. Es ist eine Hundemode. Sie besteht darin, das Haar der Tiere zu färben. Rote, blaue, grün-blau gestreifte oder karierte Hunde sind keine Seltenheit mehr.
Prinzessin „Nein und Edel"
Die Prinzessin, die kürzlich im japanischen Kaiserhaus in Tokio das Licht der Welt erblickte, ist in diesen Tagen nach dem Shinto-Ritus getauft worden. Der Kaiser gab ihr den Namen Suganomiya Tarako, was nach unserer Sprache etwa „Rein und Edel" bedeutet. Der Name wurde aus der ältesten Sammlung japanischer Gedichte, dem 1200 Jahre alten Mannyoshu, ausgewählt.
Wohlriechende esektrische Glühbirnen
1km einem dringenden Bedürfnis der Bevölkerung cntgegen- zukommen, hat man neuerdings in Amerika elektrische Glühbirnen mit einer dünnen Ton- oder Alabasterschicht überzogen der ein Parfüm bcigegeben wird. Durch das Erwärmen de--' Birne nach dem Einschalten verdunstet ein Teil des Parfüms und verbreitet damit den gewünschten Geruch iin Raum. Lich: mit Geruch ist also das Neueste, was uns gerade noch gefehlt hat!
Fünf Millionen
Das Buch unseres Führers „Mein Kampf" erreicht in diesen Wochen, da der Führer sein 50. Lebensjahr vollenden wird, die Auflage von fünf Millionen Stuck, ungerechnet die vielen sremd- i sprachigen Ausgaben, die in der ganzen Welt vom Wollen des ! Führers zeugen. Eine solche Auflagenziffer stellt nun in der ! Tat etwas Ungewöhnliches dar, und doch ist die Erklärung hierfür schnell gesunden. Dieses Buch ist Gemeingut des Volkes, weil es vom Volk selbst spricht, von seinen Nöten und Sorgen der Vergangenheit und auch von jener Zukunft, die nur durch Harle Arbeit und durch opfervollcn Kampf errungen werden konnte und in der wir heute leben. Anläßlich der Vollendung des 50. Lebensjahres des Führers und der Erreichung einer Gesamtauflage von fünf Millionen aller deutschen Ausgaben von „Mein Kampf" gib: der Zentralverlag der NSDAP., Franz Eher Nächst in München eine einmalige Jubiläumsausgabe heraus, die den vielfachen Wunsch erfüllt, das Werk des Führers in einem besonders schönen und würdigen Gewand za besitzen, l Diese Ausgabe ist iu dunkelbraunes Ganzleder gebunden, hat Lexikouformar und ist mit reicher Goldprägung und Kopfgold- M-unr versehen und ist für RM. 32. Vorrang in der Vuü:- handlung Zaiser, Nagold.
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Roman von Klara Laidhausen. -
Arheberrechtsschutz durch Verlagsanstalt Manz, Regensburg.
8. Fortsetzung. Nachdruck verboten.
Sie stockte. Konnte sie ihm denn sagen, wie wund und weh alles in ihr war, ihm erklären, daß ihre harten Worte nur der Aufschrei eines namenlos gequälten Herzens gewesen waren, in dessen srischblutende Wunde er mit ungeschicktem Wort so bitter schmerzhaft gegriffen hatte? Wie konnte sie ihm etwas erklären, wofür ihr selbst noch die Erklärung fehlte!?
> Wie ein Blitzstrahl waren die Worte der dankbaren Mutter vorhin in ihre Seele gefallen und hatten zu neuem Leben geweckt, was sie für immer tot uno begraben gewähnt hatte: die Sehnsucht nach der tiefsten Erfüllung ihres Frauenlebens, nach dem Gatten, der ihr alles und dem sie alles Eein dürfte, nach Kindern, die sie aus diesem innigsten Einstein heraus dem Leben schenken und fürs Leben erziehen dürfte! Stark und übermächtig war das plötzlich über sie hereingebrochen und hatte wie eine allgewaltige Flut alles hinweggespült, was bisher ihres Lebens Wert und Inhalt gewesen war.
Ihr schöner, herrlicher Beruf, dem sie einst die Liebe geopfert hatte, wie wenig galt er ihr jetzt! Von Stufe zu Stufe war sie emporgestiegen, von manchen beneidet, von vielen geliebt, von allen glücklich gepriesen! Und war sie denn nicht wirklich glücklich gewesen? Glücklich, das Ziel, das sie sich schon in ganz jungen Jahren gesetzt, erreicht zu haben, — glücklich in dem Gedanken, so vielen helfen und Gutes tun zu können, glücklich vor allem in dem Bewußtsein, auch abseits vom eigentlichen Frauen- und Mutterberuf einen Wirkungskreis gefunden zu haben, der sie die edelsten Eigenschaften der Frau: opserfrohe Liebeskraft und Mütt erlichkei t voll entsalten ließ.
Und jetzt? — Jetzt lag alles in Trümmern, was ihr bisher geholfen hatte, die bitterfchwrre Stunde, in der Franz Hormann sie verließ, zu überwinden und zu vergessen! — Jetzt lebte nichts mehr in ihr als der Schrei nach Liebe — die stolze, selbstsichere Frau Doktor Edith Günther war nichts mehr wie ein kleines Mädchen, das sich darnach sehnt, in die Arme des geliebten Mannes zu sinken.
Mein Gott, gab es denn das, daß einem in einem Augenblick eine ganze Welt in Trümmer stürzen konnte! Ein hilfloses Schluchzen erschütterte Dithas Körper und mit heißem Flehen hob sie die Augen wieder zu dem jungen Arzt empor, der die ganze Zeit hindurch ihre Hände still und unbeweglich, mit warmem Druck in den seinen gehalten und sie durch kein Wort und keine Bewegung in ihren Gedankengüngcn gestört hatte.
Sie erschauerte leise, als sie seinem Blick begegnete, der voll unendlicher Liebe und Hingabe auf ihr ruhte. — Gert Römer! — War hier vielleicht die Lösung aller Herzensqual? War es nicht das beste, diese treuen Hände für immer fest zu halten, sich diesen guten, warmherzigen, charaktervollen Kameraden fürs Leben zu sichern?
Sie hatte Doktor Römer in mehrjähriger Zusammenarbeit mehr und inehr schätzen gelernt, nicht nur als tüchtigen Berufskollegen, sondern auch als gleichgesinnten, wertvollen Freund. Nun bot er ihr aufs neue seine Hand und feine Liebe, — war sie nicht eins Törin, wenn sie ihn zurückwies? — Als seine Frau würde sie alles behalten können, was ihr hier ans Herz gewachsen war — ihre Anstalt, ihren Beruf, „ihre" Kinder, ihr schönes Heim — und sie würde die Freuden der eigenen Familie dazu gewinnen. Würde einen Mann haben, der sie auf Händen trug, dem ihre warme, herzliche Neigung gehörte, würde wohl auch eines Tages Kinder haben, die sie mit dem süßen Mutternamen riesen. Und was da in ihrer Brust so heiß und drängend immer nur einen Namen schrie, das mußte dann wohl schweigen, wenn sie einem anderen zu eigen war.
Schon öffnete Ditha den Mund, um — gedrängt von all diesen hastigen Erwägungen und beseelt von dem Wunsch, ihre harten Morls von vorhin wieder gut zu machen — dem
Manne ein liebes Wort zu sagen, das ihm die Türe z.^ weiterem zuversichtlichem Werben öffnen sollte. Da weiteten sich plötzlich ihre Augen, starrten mit heißem, fiebrigem Glänzen über Doktor Römer hinweg in den Garten hinaus. Dort — mitten in ihrem Blickfeld, unter einer schönen Gruppe lichtgrüner Birten — stand da nicht eine hohe, schlanke Männergeftalt und hob grüßend den Arm zu ihr herüber?
Mit jähem Ruck befreite sie ihre Hände, die Doktor Römer noch immer gefaßt hielt, riß hastig de» einen Fensterflügel auf und beugte sich weit hinaus, während ein heiserer Laut von ihren Lippen sprang: „Franz!" Sie preßte die Hände an die pochenden Schläfen und spähte neuerdings hinüber zu den Birken. Doch da war nichts, — nur ein blütenschwerer Notdornstrauch streckte seine bizarr geformten Zweige ins Sonnenlicht.
„Mein Gott, Ditha, was ist Ihnen?" In bestürzter Sorge legte Doktor Römer zart den Arm um ihre Schulter. „Sind Sie krank?"
Mit müder Gebärde wandte Ditha sich um und zwang sich zu einem Lächeln. „Nerven Kollege! Die letzten Nächte bei dem kleinen Anneli waren schwer und jetzt kommt dis Abspannung. Wollen Sie mir eine Bitte erfüllen, Gert? Gönnen Sie mir jetzt eine Stunde der Ruhe und Selbstbesinnung — und dann holen Sie mich zu einem Spaziergang ab, ja? Wir fahren auf den See hinaus, da will ich Ihnen dann alles sagen, was Ihnen mein seltsames Benehmen und meine häßlichen Worte von vorhin erklären soll. Wenn Sie alles wissen, werden Sie mich verstehen und mir verzeihen. Werden Eie kommen?"
Schweigend zog der junge Arzt die beiden schlanken Hände, die sich ihm bittend entgegenstrcckten, an seine Lippen. Dann sah er Ditha traurig an: „Das heißt also, daß Sie mir keine Hoffnung geben, Frau Ditha?"
„Keine!" kam es wie ein Hauch zurück. Ein bitteres Zucken ging über das offene, sympathische Gesicht des jungen Mannes,' doch er bezwang seinen Schmerz und verneigte sich zurücktretend ritterlich gegen die Kollegin. „Ich komme in einer Stunde!" (Fortsetzung folgt.).