8. Seite — Nr. 77
Ragokder Tagblstt „Der Gesellschafter^
Freitag, de« 31. März 1»M
Francos Sieg
festigt die Ordnung Europas
Während in diesen Tagen Spaniens historische Hauptstadt Madrid von zweieinhalbjährigem Terror befreit wird und die tapferen Truppen General Francos als Sieger und Befreier durch die geschmückten Straßen Madrids marschieren, bahnt sich eine neue Entwicklung im Südwesten Europas an Der Fall Madrids wird damit zum Symbol für den Abschluß einer Epoche voll von Wirrungen und Irrungen, von Gefahren für die spanische und damit die europäische Kultur. Noch mehr als der Einzug der nationalen Truppen in Barcelona demonstriert der Einmarsch in Madrid den endgültigen Sieg der Kräfte, die für Ordnung und Frieden eintraten und ihr Letztes dafür zu opfern bereit waren. Erst mit dem Tage, an dem der Befreier Spaniens von jener Stadt formell Besitz ergreift, von der aus die spanischen Könige einst die Eroberung einer neuen Welt lenkten und die durch Jahrhunderte ein Zentrum der europäischen und der Weltpolitik gewesen ist, erscheint auch dem Spanier, der bisher im feindlichen Lager stand, der tragische Bruderzwist als endgültig abgeschlossen. Erst durch die Erklärung Madrids zur nationalen Hauptstadt Spaniens wird für jedermann deutlich, daß der Krieg zu Ende ist und ein neues Kapitel der spanischen Geschichte, das Kapitel des wirtschaftlichen Wiederaufbaues beginnt.
Es spricht für die ungeheure Umwälzung innerhalb der spanischen Nation, daß von dem Abschluß des Bürgerkrieges in erster Linie eine Zusammenfassung und Neugestaltung der wirtschaftlichen und verwaltungstechnischen Kräfte des Landes erwartet wird und von einem eigentlichen Ringen um die politische Neuformung nicht mehr die Rede sein kann. Die politische Neugestaltung, den Staatsgedanken des neuen Spaniens haben sich General Franco und seine Armee in einem nunmehr fast dreijährigen Ringen so sicher erworben, daß es zu seiner Stabilisierung des formellen Kampfabschlusses garnicht mehr bedarf. In dem Leid und den Heldentaten dieser kriegerischen drei Jahre haben sich die politischen Gedanken Spaniens umfassender und tiefer geläutert, als es je bei einer langwierigen politisch-parlamentarischen Auseinandersetzung möglich gewesen wäre. Der Krieg hat dem spanischen Volke und dem spanischen Staate tiefe Wunden geschlagen. Allein aus ihm entstand eine geläuterte, seelisch gekräftigte Nation, die das marxistisch-bolschewistische Gift endgültig aus ihrem Körper ausgeschieden hat. Aus diesem Kriege ging ein Spanien hervor, das von dem harten und entschlossenen Willen beseelt ist, sich seinen eigenen nationalen Zukunftsweg selbst und unbeeinflußt von internationalen Theorien und verderblichen parlamentarischen Zukunftshoffnungen zu bahnen.
So wie Spanien durch den Sieg der nationalen Sache sich selbst wiedergefunden und seine Zukunft gesichert hat, so rettete es auch den europäischen Westen vor dem Untergang im marxistischen Chaos. Auf spanischem Boden fochten die Truppen Francos nicht nur für die Rettung der Nation. Sie stritten auch als Repräsentanten einer Welt, die sich der Gefahr des bolschewistischen Zugriffs im Mittelmeerraum und in Westeuropa aus das deutlichste bewußt war. Gerade in dieser Eigenschaft als Mitstreiter gegen den sowjetrussischen Vorstoß im Herzen der abendländischen Kultur kämpften an ihrer Seite die deutschen und italienischen Freiwilligen, die dem gefährlichen Angriff des Bolschewismus auf die westliche Flanke unseres Erdteils nicht tatenlos zusehen mochten. So findet mit dem Einmarsch der Franco-Truppen in Madrid nicht nur ein Abschnitt der spanischen Geschichte seinen Abschluß. Ganz Europa, das drei Jahre besorgt aus den spanischen Krisenherd geblickt und den Heldenkamps der nationalen Spanier mit Anteilnahme wie mit aktiver Unterstützung begleitet hat, atmetaus. Es hat zu solcher Erleichterung eine doppelt große Berechtigung, da noch bis in die letzten Tage von dem Bolschewismus und den ihm verbündeten oder ihm befreundeten demokratischen Mächten Einmischungsversuche unternommen wurden, durch die der Vollständigkeit des Franco-Sieges hätte Abbruch getan werden können.
Mit der bedingungslosen Kapitulation Madrids und dem vollständigen Zusammenbruch jedes geordneten roten Widerstandes müssen jedoch der Bolschewismus und seine Freunde jede Hoffnung aufgeben, den Geist der Zersetzung im neuen Spanien irgendwie aufrechtzuerhalten. Franco hat den Sieg errungen, ohne sich Bedingungen stellen zu lassen, die das nationale Aufbauwerk in politischer Hinsicht irgendwie beeinträchtigen könnten. Unbelastet durch irgendwelche Bindungen und Versprechungen kann er daran gehen, den Rest des sogenannten Rotspanien von allen verdächtigen Elementen und kriminell belasteten Persönlichkeiten zu säubern. Die Rückwirkungen dieses vollständigen nationalen Sieges auf d i e p o l i t i s ch e E u t w i ck - lung i m M i t t e l m e c r r a u in dürsten schon in Kürze sichtbar werden. Nachdem in Spanien, um ein Wort des Duce aufzugreisen, keine Barrikaden mehr bestehen, die Franzosen und Italiener trennen, verlagert sich das ganze Gewicht der politischen Entwicklungen im Mittelmeerraum auf die italienischen Forderungen, die mit den Namen Tunis, Dschibuti, Suez-Kanal vom Duce gekennzeichnet wurden. Die Auseinandersetzungen zwischen Frankreich und Italien um diese drei Probleme kann nunmehr unbeeinflußt und ohne jeden Seitenblick auf irgendwelche militärischen Ereignisse in Spanien weitergeführt werden. Es wird an der französischen Bereitschaft liegen, ob Europa in den Genuß jener Gelegenheit kommt, die sich ihm durch den Fall Madrids bietet.
Eindrücke vom befreiten Madrid
Die Bevölkerung völlig ausgehungert — Besreiungs- kundgebungen
Madrid, 29 März. (Vom Sonderberichterstatter des DNB.) Rach den Jahren der Unterdrückung durch die Noten wurden die Truppen Francos von der Bevölkerung der spanischen Hauptstadt in stundenlangen Freudenkundgebungen als Befreier gefeiert. Gegen 18 Uhr begann in Madrid eine große Beil e i u n g s k u n d g e b u n g, an der alle Schichten der Bevölkerung teilnahmen. In der riesigen Begeisterung bildeten sich anschließend große Umzüge, die unter dem Gesang nationaler Lieder ihren Weg durch die Hauptstraßen nabmen. Vis in die Nacht hinein hatte sich die Menge noch nicht verlon'en. Sie kostete vielmehr seit langer Zeit wieder einmal die Möglichkeit aus, sich auch des Abends auf den Straßen frei bewegen zn können, ohne sogleich verhaftet zu werden.
Die Aufräumungsarbeiten in Madrid haben bereits begonnen. Es verschwinden die Barrikaden und die Sandsackwälle um die bekannten Madrider Denkmäler, die vor der Einwirkung von Geschossen geschützt werden sollten. Die
Bevölkerung ist völlig ausgehungert. 90 vom Hundert der Einwohner sind seit Jahren unterernährt, so daß die Hilss- züge der Falange mit Tränen der Rührung empfangen wurden. In Madrid trafen 1000 Falangistinnen ein, die bisher im nationalen Gebiet tätig waren, um das soziale Hilfswerk zu übernehmen.
General Espinosa de los Monteros, der Chef der Befreiungs- armee, bezog Quartier im Theater „Capitol". Man ist daran gegangen, die roten Waffenlager zu übernehmen. Militärkreise betonen, daß die roten Verteidigungsanlagen bei Madrid nach den Grundsätzen modernster Kriegskunst erbaut sind, wobei der Materialverbrauch so gut wie keine Rolle spielte. Deutlich könne man die Anleitung ausländischer Sachverständiger beim Bau der Werke bemerken. Zum großen Teil ist Madrid unterminiert. Die Roten wollten auf diese Weise jederzeit die Möglichkeit haben, ganze Stadtteile in die Lust zu sprengen. Glücklicherweise konnten aber alle Zündleitungen rechtzeitig übernommen werden, ohne daß irgend welches Anteil passierte. Allein das Madrider Modell-Gefängnis ist mit 30 000 Kilo Sprengstoff „gesichert".
Aus in Madrid Vorgefundenen Papieren ergibt sich, daß am Dienstag die Funktionär eAusweise erhielten, um ihre Flucht nach Valencia bewerkstelligen zu können. Alle roten Bonzen sind im letzten Augenblick geflüchtet, mit Ausnahme einiger Mitglieder des „Verteidigungsrates". Wie verlautet, sollen von diesen Besteiro und Prada, der Befehlshaber der roten Madrid-Front, verhaftet sein. Wie bekannt wurde, sind viele rote Lastwagen auf der Flucht nach Valencia im Gebiet von Guadalajara stecken geblieben, da das Benzin ausgegangen war. „General" Miajas Privatwohnung ist völlig leer vorgefunden worden. Er hat seine gesamte Wohnungseinrichtung mitgenommen. Wie es heißt, befindet er sich unterwegs nach Cartagena, von wo er Französisch-Marokko erreichen wolle.
Bezeichnend für den roten Terror ist das Verhalten eines kommunistischen Hausmeisters in Madrid. Er hatte sich ein besonderes Erpressungssystem für seine Hausbewohner ausgeklügelt. Von jedem Mieter des Hauses verlangte er monatlich einen hohen Betrag Trinkgeld und außerdem 25 v. H. der Le- bensmittel des betreffenden Mieters, die er dann weiterverkaufte. Die Mieter, die auf seine „Vorschläge" nicht eingingen, wurden von ihm als Faschisten angezeigt und dann bestraft, einige sogar mit Erschießen. Dieser Verbrecher konnte glücklicherweise festgenommen werden.
Spanien feiert die Einnahme Madrids
Die Nachricht von der Einnahme Madrids hat sich schnell durch ganz Spanien verbreitet und die Bevölkerung in Freude und Begeisterung versetzt, lieber dem ganzen Lande wehen die nationalen Fahnen« Ueberall formierten sich Gruppen zu Umzügen; in den großen Städten, wie Vurgos, San Sebastian und Sevilla hat sich die Bevölkerung zu Großkundgebungen versammelt. Irr Burgos nahmen daran Mitglieder der Regierung teil. Wo die Formationen der Falange auftauchten, deren großes, einsatzbereites soziales Hilfswerk in ganz Spanien während der letzten Monate ehrlichste Bewunderung gefunden hat, wurden sie jubelnd begrüßt. Das Volk ist sich der großen Zeit, die es durchlebt, bewußt und feiert in stürmischen Hochrufen den General Franco und ebenso Hitler und Mussolini und die befreundeten Nationen Deutschland und Italien. Wohl niemals — das ist der allgemeine Eindruck — hat sich das spanische Volk in seinen Kundgebungen stärker als Teil der neuen großen Ordnung in Europa gefühlt als heute, wo es Madrid den Söldnern Moskaus wieder entriß, um es zur Hauptstadt eines freien und stolzen, erneuerten Spaniens zu machen.
Nach dem Londoner Dreikampf
Araber bluten weiter — Alljuda mobilisiert weiter
Sechs Wochen lang sind die englischen Diplomaten im St. James-Palast zwischen den beiden feindlichen Heerlagern hin- und hergelaufen, sechs Wochen lang hat von der ersten Stunde an die Konferenz, zu der England Araber und Juden für eine Regelung in isKrlästina zusammengerufen hatte, im Todeskampf gelegen. Die Wetten, die 100:1 für einen Mißerfolg lagen, waren reizlos und blieben ohne lleberra- schung.
Dabei hat es der Konferenz zweifellos nicht an einigen pikanten Seiten gefehlt. Die Regierung Seiner Majestät hatte z. B. an eine Konferenz am runden Tisch gedacht, es fand sich eine viel modernere Form, die zweigleisige, da nämlich die Palästina-Araber die Vertreter des Weltjudentums nicht als Partner anerkannten. Die zweite Pikanterie war das notgedrungene Geständnis der englischen Regierung, daß die englische Uebersetzung des historischen Mac- Mahon-Briefwechsels „nicht genau" war, daß also Palästina keineswegs auS dem den Arabern versprochenen Gebiet ausgeschlossen war. Was zu beweisen, den Arabern sehr am Herzen lag.
And schließlich war das Pikanteste, das Eingreifen des amerikanischen Botschafters in London zugunsten des Zionismus. Mister Kennedey besuchte Lord Halifax und teilte ihm mit, daß eine Beschränkung der jüdischen Einwanderung nach Palästina und eine Aenderung des Mandats „eine katastrophale Wirkung auf die öffentliche (?) Meinung in den Staaten haben" würde. Immerhin dürfte es das erstemal sein, daß sich ein Staat so offenkundig der jüdischen Interessen angenommen hat. Aber England legt auf die öffentliche, von den Juden geleitete Meinung in USA. aus verschiedenen Gründen größten Wert.
Es ist kein Zweifel: England selbst war zu einem gewissen Entgegenkommen gegenüber den Arabern bereit. Die Unruhe der arabischen Welt kommt dem Empire nämlich sehr ungelegen. Das Echo der Juden auf die englische Konzessionsbereitschaft war ein wütendes Gebell der gesamten jüdischen Weltpresse und ein unvorstellbar brutaler Terror der Juden in Palästina. Die Toten des arabischen Freiheitskampses haben „dank" mehrerer jüdischen Bombenanschläge eine bisher unbekannte Anzahl erreicht, über 50 allein in einer Woche. Juda wollte London zeigen, wozu es iin Notfall fähig ist. Trotzdem ist London bei seiner leichten Neigung zu den Arabern geblieben, aber das Ergebnis ist in jeder Hinsicht unbefriedigend und für alle Parteien unannehmbar... außer für England!
Der „Daily Expreß" spricht zwar von einem „Freistaat- Plan" für Palästina, der in dem Ultimatum der Regierung stecke, aber trotzdem bleibt er wenig anziehend für die unterdrückten Araber. Die geplante „Uebergangszeit" soll in drei Stadien eingeteilt werden, die jüdische Einwanderung wird beschränkt — jährlich 15 000 — und der Landkauf nur in gewissen Gegenden für Juden frei sein. In diesen zehn Jahren soll dann die Selbständigkeit eines arabischen Staates tropfenweise zustandekommen, aber nur wenn die Araber und die Juden sich verständigen und die Sicherheit des jüdischen Nationalheimes gesichert ist. Die Araber zucken die Schultern. Was nützt ihnen das, wenn das sehr ferne Endziel vom niemals zü erwartenden guten Willen der Juden abhängt!
Wer hat nun in diesem Dreikampf gesiegt? Juden? Araber? Nein, trotz des Mißerfolges einwandfrei England, nur England! Es nimmt das Odium einer gescheiterten Londoner Konferenz auf sich und erkauft damit, daß es in Palästina bleiben kann, daß es seine Wegsicherung nach Indien behält. Das war das englische Ziel; alle Verhandlungen und Vorschläge und Palästina-Pläne sind dafür nur taktische Mittel. England benutzt den Zionismus, benutzt die Araber, aber es bleibt... als „Mandatar", als drohender Polizist in der Flanke seines Empire-Weges.
Und was während der letzten Wochen in London aus englischem Munde von Fürsorge für das jüdische Nationalheim oder von Verständigung mit der arabischen Bewegung gesprochen worden ist, ist nichts weiter als jene von Schein- Heiligkeit getragene englische Diplomatie nach dem altbewährten Grundsatz „Teile und herrsche!"
England ist zu einem Herrschen unter allen Umständen bereit. Es Hütte nicht mehr der Vorstellungen aus den arabischen Staaten und nicht jenes warnenden Briefes Jbn Sauds bedurft: in London weiß man ganz genau, daß die ganze arabische Welt brennt, in Palästina und seit einigen Tagen auch in Transjordanien in hohen Flammen, an anderen Siellei, noch glimmend, in Syrien zu einem offenen Aufstand gegen den französischen Polizisten auflodernd. Frißt dieser Brand weiter, ist Englands Flanke und Landbrücke des wichtigsten Weges des Empires schwer gefährdet. Mit Tanks und Fliegerbomben will England diesen Brand ersticken, notfalls mit arabischem Blut. Daher die „Ueber-
^ gangsregelung", die England nun dekretieren wird. Für i England ist, wenn Zeit gewonnen, noch nichts verloren, f „Wir wollen sehen, wie in zehn Jahren die Welt aussieht"
° sagen sich die Herren des Foreign Office. Wahrscheinlich ! eine Fehlspekulation, denn das Arabertum wird trotz inne- : rer Meinungsverschiedenheiten seinen Freiheitstampf sort- ^ setzen.
Auch die Juden werden bei diesen taktischen Methoden niemals nachgeben. Es sind nicht allein die Dollarmillionen : in Palästina, die Zinsen bringen sollen, es ist für Juda ein- ! fach eine politische Entscheidung! Juda nimmt den Kamp! i auf. Offen kündigt der jüdische Generalstreik den politischen Kampf an, zu dem der Generalrat der Juden rn Palästina ! aufruft. Sie wollen die Macht im arabijchen Land, sie wol- , len sich ihre politische Zitadelle erhalten, den Vorposten ! ihrer heimlichen Weltherrschaft. Der Plan eines Judenstaa- i tes, in London niemals erwähnt, ist nicht begraben. Der zio- ! nistische Extremist Jabotinski will, nach wie vor sechs Mil- ! lionen Juden ansiedeln, die anderen wollen nur die Mehr- ! heit und einen Staat mit anderen Siedlungsgebieten (Nho- ! besten) als Kolonien, das Gros der Juden aber denkt^nicht an auswandern, es will nur den Schutz eines eigenen Ltaa ! 'es Palästina im Rücken.
! Wieviel Geschrei um die jüdischen Wünsche! Evian ge > scheitert — London geschottert! Es scheint, das^die Juoen- j frage nur international ohne Mitarbeit der Juden gelöst i werden kann.
Wie England Irland unterwarf
Gewalt und Blut schreibt britische Geschichte
NSK. Angesichts der völlig friedlichen Unterstellung der Länder Böhmen und Mähren unter den Schutz des Reiches, die auf den Wunsch des tschechischen Staatsoberhauptes er- f folgte, schreien die Demokraten aller Schattierungen in j ihrer Moralheuchelei von brutaler Eroberung und rücksichts- i loser Unterdrückung eines kleineren Volkes. Mit besonderer moralischer Entrüstung tun sich hierbei auch wieder die Eng- ! länder hervor. Nun iit es ein altes Wort, daß cs gefährlich für den ist, der im Elashause sitzt, mit Steinen zu schmeißen, aber trotz seiner Richtigkeit wird es nur selten befolgt. Die Geschichte des britischen Weltreichs ist wahrlich mit einer Hochflut von Blut und Terror geschrieben und wird im Notfälle auch heute noch ohne die geringsten moralischen Bedenken dieser Briten so geschrieben.
Es ist nur zu leicht, auf die rauchenden Ruinen in den arabischen Dörfern Palästinas zu verweisen. Aber dicht vor den Toren Englands liegt eine Insel und hier wohnt kein farbiges Volk. Hier wohnen weiße Menschen und bestimmt in der Masse bessere Christen als in England selbst. Wie hat sich der Engländer hier verhalten? Wir ineinen Irland, die grüne „Insel der Heiligen", die in einer furchtbaren 700jährigen Geschichte nichts als Leid und elendste Unterdrückung von England erfahren hat. i Dies sind beileibe keine ollen Kamellen. Vis in die jüng- ' ste Gegenwart, bis zum heutigen Tage dauert diese Ge- . schichte der rücksichtslosesten Knechtung an. Folgende Tatsachen seien diesen englischen Moralaposteln oorgehalten, und , wenn ihre Moral kein scheinheiliger Schwindel ist, dann mö- ^ gen sie gefälligst vor ihrer eigenen Tür kehren und ihren s eigenen Haushalt erst einmal in Ordnung bringen.
„Wenn in Irland Anarchie herrscht, so ist die britische f Regierung dafür verantwortlich. Mordtaten, Ueberfälle, Brandstiftungen und Gewalttätigkeiten jeder Art sind gegenwärtig an der Tagesordnung. Die britische Regierung ' hat eine Schreckensherrschaft aufgerichtet, die, was die . Niedermetzelung unschuldiger Menschen und die Zerstö- ! rung ihres Eigentums betrifft, nur in den Greueltaten des türkischen Terrors und in den Grausamkeiten der russischen Roten Armee ihresgleichen findet."
^ Diese furchtbaren Feststellungen wurden im Jahre 1921 von den katholischen Bischöfen Englands gemacht — sind also keine Erfindung böswilliger Faschisten. So betätigte sich dieses moralische England in einem Lande, das schon seit siebenhundert Jahren nichts anderes von London erfahren hatte als Not und Tod.
Cromwells Nachezug hatte Irlands Kraft für Jahrhunderte gebrochen. So war denn endlich im Jahre 1801 die ausgeblutete Insel reif dafür geworden, auch staatsrechtlich in das britische Reich eingealiedsrt zu werden, und es entstand das „Vereinigte Königreich Großbritannien und Irland". Diese Vorgänge aber fanden ganz nach dem alten Rezept statt. Ende des 19. Jahrhunderts urteilt der britische Ministerpräsident Gladstone über diese Vereinigung mit dein größten Abscheu. Er mast n- Wer? von ..nn-