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Nr. 74
Dienstag, äen 28. März 1939
113. Jahrgang
Schneller Bormarsch der Nationalen
Bnrgos, 27. März. Die nationale« Truppen setzten am Sonntag nachmittag ihren Vormarsch auf der gesamten Cordoba- Front fort. Die motorisierten Kolonnen stiegen dabei teilweise über 40 Kilometer tief vor. Ein Gebiet von mehr als 700 Quadratkilometer wurde besetzt. Dabei wurde der bedeutende Ort Pozoblanco im Kohlengebiet erobert (40 Kilometer südwestlich Almaden). Insgesamt wurden 40 Ortschaften besetzt, darunter Santa Eufemia. Mehrere tausend Bolschewisten hißten beim Nahen der nationalen Truppen die weiße Fahne. Nur an einigen Stellen versuchten die Roten Widerstand zu leisten, der jedoch ohne Schwierigkeit überwältigt werden konnte.
Der nationale Heresbericht bestätigt die bereits gemeldeten glänzenden Erfolge an der Andalusien-Front. Die Zahl der gefangenen Bolschewisten wird mit 10 000 angegeben. Auch die Beute an Kriegsmaterial und Waffen war sehr reichhaltig. Wie der Heeresberichterstatter ergänzend meldet, war die Bevölkerung der eroberten Ortschaften von den Roten zum Teil verschleppt worden. Die Zurückgebliebenen bereiteten ihren Befreiern einen begeisterten Empfang. Fast alle Kirchen sind zerstört. In der Kirche von Hinojosa, die erhalten geblieben war, hing ein Bild Lenins über dem Altar, und darunter stand dessen frivoler Ausspruch: „Religion ist Opium für das Volk".
Die Nationalen vor Almaden
In den frühen Morgenstunden des Montags wurden die Operationen im Abschnitt Cordoba unter Einsatz des Marokko-Korps General Pagues' sowie des andalusischen Armeekorps General Munoz Castellanos unter dem Oberbefehl Queipo de Llanos fortgesetzt. Starke motorisierte Kräfte ermöglichten einen überraschend schnellen Vormarsch. Widerstand wird kaum geleistet. Um 8 Uhr standen die Nationalen nur noch wenige Kilometer vor Almaden.
Echo der M
Paris, 27. März. Im Mittelpunkt der Betrachtungen der Pariser Presse steht die Eede des Duce. Die Aufnahme seiner Ausführungen ist überaus unterschiedlich. Allgemein legen sämtliche Zeitungen den Ton auf das Problem Tunis Dschibuti und Suez. Außerdem stellen sie die Frage der französisch-italienischen Beziehungen in den Vordergrund. Aber gerade in diesem Punkt gehen die Ansicbten der Blätter sehr stark auseinander. Während ein Teil der Presse meint, die Tür für französisch-italienische Verhandlungen sei offen oder so gut wie offen, zeigt ein andere Teil den Erklärungen des Duce gegenüber ein kaum verhehltes Mißtrauen. Der übrige Teil der Blätter erklärt frei heraus, daß die Rede Mussolinis an der Lage nichts geändert habe, und daß Frankreich mit einem eindeutigen Nein antworten müsse. Besondere Beachtung finden natürlich auch die Ausführungen des Duce über die Festigkeit der Achse Berlin-Rom.
Der Außenpolitiker des dem Quai d'Orsay nahestehenden „Petit Parisien" nimmt eine vorsichtige Haltung ein. Er glaubt aus der Rede eine Aufforderung zu französisch-italienischen Verhandlungen über Tunis-Dschibuti, und Suez herauslesen zu können, allerdings unter der Bedingung, daß Frankreich den ersten Schritt unternehme und die allerheiligsten Rechte Italiens anerkenne. Eine solche Initiative Frankreichs lehnt jedoch das Blatt ab und hält dem entgegen, daß das Mittelmeer für Frankreich ebenso einen Lebensraum wie für Italien darstelle. Der Außenpolitiker des „Petit Journal" hält demgegenüber die Tür zu einer französisch-italienischen Aussprache weit geöffnet: Verhandlungen mit Italien seien also, wenn zwar sehr schwierig, so doch möglich. „Oeuvre" mutz schweren Herzens zuaeben, daß die Rede wieder einmal die völlige Solidarität Italiens mit Deutschland bewiesen habe. Der Außenpolitiker des „Jour" findet in Mussolinis Ausführungen eine klare Aufforderung an Frankreich, „die italienisch-französischen Abkommen zu überprüfen". Irgend ein territoriales Zugeständnis komme jedoch, so schreibt „Jour", nicht in Frage. Man könne nur die „lokalen italienischen Interessen überprüfen".
Der „Jntransigeant" meint, die Ausführungen des Duce seien nicht so „besorgniserregend", wie man dies habe befürchten können. Der marxistische „Ce Soir" betont, daß die Probleme Tunis, Dschibuti und Suez Frankreich gegenüber aufgeworfen seien und daß Italien das Mittelmeer als seinen „Lebensraum" betrachte. Der dem Quai d'Orsay nahestehende „Temps" erklärt, die Betonung der Achse Berlin-Rom sei kein neuer Faktor, da diese Achse eine politische Realität darstelle, ebenso wie der englisch-französische Block. Niemand denke daran, diese Freundschaft zu erschüttern. In seinen Ausführungen öffne Mussolini immerhin, so meint der „Temps" weiter, ebenso wie König Viktor Emanuel in der vergangenen Woche, die Tür zu Verhandlungen.
London: „Gewisse Berichtigungen für Beratungen geeignet"
London, 27. März. Die große Rede des Duce vom Sonntag wird von der gesamten Londoner Presse als überraschend versöhnlich in Ton und Inhalt hingestcllt. In den lleberschriften unterstreicht man vor allem den Satz des Duce, daß Italien eine lange Periode des Friedens brauche. Die mersten Blätter warnen vor Spekulationen auf eine Lockerung der Beziehungen Rom- Berlin. „Times" schreibt, der Duce habe nicht derartige Forderungen an Frankreich gestellt, die nur mit einem Nein beantwortet werden könnten. Er habe vorgeschlagen, die französische Regierung soll? Beratungen über die drei Probleme anbahnen, töie zwischen den beiden Lände--" bestünden. .Gewisse Berichti-
Offenfive auch an der Madrid-Front
Di« bolschewistischen Linien am Brückenkopf von Toledo durchbrochen
Durgos, 27. März. Wie der uationalspanische Eeneralftab mitteilt, haben die nationalen Truppe« am Mo»tagvor«ittag die bolschewistischen Linien an der Madrid-Front im Abschnitt am Brückenkopf von Toledo durchvroche» und sind bereits mehrere Kilometer tief vorgedrungen. Die Kämpfe dauern an. An der Andalusien-Front wurde der Vormarsch i« Laufe des Montagvormittags erfolgreich fortgesetzt. Die «atiouale» Truppen stießen weitere zehn Kilometer tief in das noch unter fowjetspani- scher Herrschaft stehende Gebiet vor.
Streit zwischen de« roten Brüder»
Bilbao, 27. März. Der „Verteidigungsrat" ist in Madrid in permanenter Sitzung versammelt. Er erließ eine» Tagesbefehl, wonach die Truppen an der Madrider Front keine eigenmächtigen Aktionen vornehmen und nur nach den Anweisungen des „Verteidigungsrates" handeln sollen. Eine Anweisung, Widerstand zu leisten, wurde aber nicht gegeben, so daß der Eindruck besteht, daß es zur Räumung Madrids kommen kann.
Bezeichnend für die wirkliche Autorität des „Verteidigungsrates" ist, daß es bei den roten Brüdern erneut anscheinend zu ernsten Schwierigkeiten und Streitereien gekommen ist. Die extremen kommunistischen Kreise sollen nach wie vor gewillt sein, den Kampf bis zum äußersten zu führen und Widerstand zu leisten. Auch wollen sie keine Räumung Madrids. Der Sender Madrid schweigt sich zurzeit aus.
Mini-Rede
gungen", so meint die „Times", Ichienen unparteiischen Beobach- :ern „für Beratungen absolut geeignet" zu sein. „Daily Telegraph" glaubt, daß man im großen und ganzen jetzt den Einsruck habe, daß Mussolini verhandlungsbereit sei. Wenn er aufs neue die Solidarität der Berlin-Rom-Achse bestätigt habe, dann könne man nur sagen, daß niemand daran gezweifelt habe. Der marxistische „Daily Herald" findet, die Rede des Duce habe die internationale Lage nicht verschlechtert, ja vielleicht sogar etwas verbessert. Gewisse Leute in England und Frankreich glaubten mmer noch, daß man Mussolini vom deutschen Partner abtrennen könne. Das sei ein gefährlicher Irrtum. Mussolini habe erneut mit Nachdruck seine Loyalität gegenüber der Achse bekannt. „Daily Mail" schreibt unter der lleberschrist: „Italien wünscht Frieden", Mussolini habe deutlich klargemacht, daß die Forderungen auf friedlichem Wege bereinigt werden könnten. England dürfe aber dabei nicht übersehen, daß die beiden Enden der Achse fest zusammenhielten.
Warschau zur Mussolini-Rede
Auch die Warschauer Presse stellt die Rede des Duce in den Vordergrund ihrer politischen Berichterstatung. „Eazeta Polska" hebt in ihrem Bericht aus Rom die starken Fliedensakzente der Rede hervor und weist besonders darauf hin, daß sich Mussolini zu Verhandlungen mit Frankreich über Tunis, Suez und Dschibuti bereit erklärt habe. Jetzt werde es von Frankreich abhängen, so betont das Blatt weiter, ob es zu diesen Verhandlungen kommen wird. „Expreß Poranny" erklärt in feiner lleberschrift, die Forderungen Italiens seien unverändert die gleichen: Tunis, Dschibuti und Suez. Mussolini warte jetzt auf die Initiative Frankreichs. Auch diese Zeitung stellt fest, daß alle Versuche, di« Achse zu zerbrechen, kindisch seien.
Der Duee an den Führer
Rom, 27. März. Auf das Glückwunschtelegramm des Führer» an den Duce anläßlich des 20. Jahrestages der Gründung der Faschistischen Kampfbünde hat Benito Mussolini folgendermaßen geantwortet:
„Ich danke Ihnen für die Botschaft nnd das Telegramm, das Sie mir anläßlich der Feier des 20jährigen Bestehens des Faschismus' übermittelt haben. Eine neue Lebensauffassung vereint unsere beiden revolutionäre» Bewegungen, die dazu bestimmt sind, die reaktionär« und konservative Position der alte« Welt aus den Angel« zu heben und gleichzeitig die Gefahren der bolschewistische» Weltanschauung zu beseitigen. Das kan« nur zum Wöhle unserer beiden Völker und zur friedlichen Entwicklung der europäische« Kultnr auf neuen Grundlage« erfolgen."
Für Rückgabe der deutschen Kolonien
Ein Engländer für aufrichtige Verständigungspolitik
London, 27. März. Sir Oswald Mosley, der Führer der British Union, setzte sich am Sonntag in einer öffentlichen Rede in Eillingham (Kent) für die Rückgabe der deutschen Kolonien ein. Für Deutschland, so erklärte er, würden sie von Nutzen sein, für England aber stellten sie lediglich eine Last dar. Augenblicklich, so fuhr Mosley fort, sei es in England so, daß das Volk den Frieden wünsche, während die Finanzleute den Krieg wollten. Zwischen beiden stehe die Regierung, die einer Politik
des Hin- und Herpendelns folge. England solle sich ans Osteuropa fernhalten und statt dessen versuchen, einen Ab- rüstungs- und Friedenspakt unter de« vier Großmächten Europas, Deutschland, Italien, England und Frankreich, zustandezubringen; denn damit wäre mit einem Schlage der Friede fichergestellt. England hätte es dann nicht nötig, in der ganzen Welt umherzMaufSl und um Hilfe zu bitten. Sei England so schwach, daß «s Nicht für sich selbst sorgen könne? Könnten nicht Deutsche und- Engländer in dieser Wett in Frieden Seite an Seite leben? Warum aber erzähle man. daß die Engländer nur dann mit den Deutschen znsammenleben könnten, wenn sich England an die Rockschöße anderer banne?
Senator Dorah warnt
Schafft lieber Ordnung im eigene« Hans
Washington, 27. März. Senator Borah hielt am Sonntag eine im ganzen Lande verbreitere Rundfunkrede, in der er vor dem Treibe» jener mächtigen Interessengruppen warnte, die wieder am Werke seien, die Vereinigten Staaten in eine» Krieg gegen Deutschland hineinzuziehen. Dieser Klüngel treibe seine Politik angeblich, um wtä»sr einmal die Demokratie zu retten. Senator Borah erklärte, die amerikanische Regierung könnte jedoch der Demokratie keinen besseren Gefallen tun, als das eigene Haus in Ordnung zu bringen, den Hunger von der Schwelle vieler Millionen Amerikaner fernzuhaltcn und ihnen Arbeit zu verschaffen. Amerika sei ein krankes Land, das die größte Schuldenlast der amerikanischen Geschichte und 11 Millionen Arbeitslose aufweise, für einen Krieg sei es daher völlig unvorbereitet. Die chaotischen inneren Zustände der Vereinigten Staaten seien der wahre Feind der Demokratie, nicht aber die totalitären Staaten. Wenn einer der deutschen Ausbreitung ständig Vorschub geleistet habe, so sei das nur England, die britische Demokratie sei der größte Feind gewesen, den Adolf Hitler seit der Machtübernahme gehabt habe. Borah schloß sein« Rede mit der Aufforderung, die europäischen Nationen ihre Angelegenheiten untereinander regeln zu lassen, ihnen kein Geld zur Füllung der Kriegskassen, keine Waffen, keine Munition und vor allem keine amerikanischen Truppen zu senden.
Dr. Goebbels fuhr «ach Ungar«
Berlin, 27. März. Reichsminister Dr. Goebbels trat am Montag eine mehrtägige Reise «ach Budapest und Athen an. In seiner Begleitung befinde« sich sein persönlicher Referent, Oberregierungsrat Müller, die Oberregierungsräte Kno- the und von Weyssenhoff sowie sein Adjutant, Regiernngsrat von Waldegg.
Rücktritt bes litauischen Kabinetts
Nei'Lildungsauftrag an den Eeneralstabschef Cerenim»
Kowno, 27. März. Ministerpräsident Mironas ist mit de» gesamten Kabinett zurückgetreten. Mit der Neubildung einer Regierung wurde der bisherige Eeneralstabschef Oberst Cere » uius beauftragt. Der Armeechef Vridagegeneral Rastikis hat den Auftrag zur Bildung der Regierung zurückgegeben. Heber s die Zusammensetzung des neuen Kabinetts ist noch nichts be»
! könnt. Wie es heißt, soll zum Außenminister der frühere Außen»
! minister Lozoraitis ausersehen sein. Auch ist nicht ausge» s schlossen, daß dieses Kabinett personell Angehörige der andere» Gruppen, vor allem aus der christlich demokratischen Opposition, heranziehen werde.
Aufrüstung der franzSfischen Kriegsmarine
Notverordnungen vor dem Ministerrat
Paris, 27. März. Der Ministerrat, der am Montagvormittag unter Vorsitz des Präsidenten der Republik im Elysee zusammengetreten war, hat fast dreieinhalb Stunden getagt. In dem Kommunique über die Sitzung heißt es unter anderem:
Zu Beginn des Ministerrates hat Ministerpräsident Dala» diersich zum Wortführer der Regierung gemacht, um dem Präsidenten der Republik die Glückwünsche für die Ergebnisse seiner Reise nach London zum Ausdruck zu bringen, gleichzeitig aber auch, um die Stärke und Herzlichkeit der französisch-britische« Freundschaft erneut zu unterstreichen.
Ministerpräsident Daladier unterbreitete hierauf dem Präsidenten der Republik eine Reihe von Notverordnungen, die die nationale Verteidigung betreffen.
1. Eine Notverordnung, die eine Erhöhung der Effek- tivstärkeder Flottenbesatzungen vorsieht.
2. Eine Notverordnung, die das Gesetz vom 13. Dezember 1932 über die Rekrutierung und Reserveorganisationen der Marineangehörigen abändert. Eine Notverordnung, die die Effektivstärke der leitenden Ingenieure und der technischen Beamten in der Marine erhöht.
4. Eine Notverordnung betreffs her Verteidigung der Erenz- gemeinden.
5. Eine Notverordnung, die einen Kredit für die industrielle Mobilmachung eröffnet.
Außenminister Vonnet gab anschließend hieran einen Bericht über seine diplomatischen Besprechungen in London und über die außenpolitische Lage. Auf Vorschlag des Ministerpräsidenten, des Finanzministers und Innenministers wurde schließlich der stellvertretende Generaldirektor der französischen Eisenbahnen, Surleau, zum Administrator der Stadt Marseille ernannt.