Aagolder Tagblatt„Der «estSschafter
Montag, den 2V. Mlkrz 1939
5. Seite — Nr. 67 _.__
Großadmiral von Tirpitz
(Zum Gedächtnis seines 9V. Geburtstages am IS. März.)
Von Kapitän zur See a. D. v. Waldeyer-Hartz.
Der Name des Großadmirals von Tirpitz ist in die Geschichte eingegangen. Wenn das Deutschland von heute voller Stolz und Verständnis den Wiederaufbau seiner Wehrmacht auf dem Wasser verfolgt, so ist ihm der Geist eines Tirpitz nahe. Und zwar nicht nur jenen Männern, die in leitender Stellung am Neubau der Flotte Mitarbeiten oder die fertig geschmiedeten Waffen im Frontdienst scharf erhalten, nein allen, die vom Verständnis dafür gesegnet sind, daß ein großes mächtiges Reich, das am Weltgeschehen politisch Anteil haben will, des militärischen Schutzes seines Ansehens auch auf den Weltmeeren nicht entbehren darf. Denn das war vielleicht das Bedeutsamste an der Persönlichkeit eines Mannes wie Tirpitz: er setzte seine Ideen mit unbeirrbarer Zielstrebigkeit nicht nur in die Tat um, sondern er warb und gewann in ständig steigendem Mähe Anhänger für sie! Von, Klauben an die Notwendigkeit der Durchführung seines Werkes durchdrungen, überzeugte er selbst Widerwillige.
Und so glückte ihm, was mancher vor ihm vergeblich versucht hatte: Tirpitz führte, vom Kaiser unterstützt, das deutsche Volk auf die See hinaus, mit Wort und Schrift warb er für den Seemachtgedanken, mit Rat und Tat verlieh er ihm Gestalt und Kraft! Die Frucht solchen Wirkens ist noch heute lebensfrisch. Sagt man doch nicht zu viel, wenn man den Großadmiral als den ersten Propagandisten deutscher Zunge preist. Er zerbrach mit Vorbedacht alte Formen und schuf sich dafür neue Wege, um zum gesteckten Ziel zu gelangen. Alle Einrichtungen, die sich ihm boten, stellte er in den Dienst seiner Sache. Durch eine klare, von lleberzeu- gungstreue durchglühte Aufklärung verstand er es, sich selbst ein so schwer zu meisterndes Instrument wie den Deutschen Reichstag gefügig zu machen. Tirpitz hat nicht nur durch den wirtschaftlichen Geist, mit dem er den Aufbau der deutschen Flotte betrieb, sondern vor allem durch sein belehrendes Vorgehen, das in alle Volksschichten eindrang, Freunde gewonnen und parlamentarische Siege erstritten. Er war auf allen Gebieten ein Meister der Organisation, dazu mit Hellem Blick für die Zukunft begabt, und letzten Endes ein kerndeutscher Mann, in dem sich das Arbeiten „nur für die Sache, nicht für die Person" in seltener Rheinheit auswirkte.
Im Frühjahr 1865 war Tirpitz, sechzehnjährig, in die damals noch „preußische" Marine eingetreten. Ihn litt es nicht mehr aus der Schule; ein Freund aus jener Zeit, der spätere Admiral von Maltzahn, gab das Beispiel, zur See zu gehen. Schon die erste Auslandsreise öffnete, dem jungen Tirpitz die Augen. Er nahm voller Staunen wahr, welch eine gewaltige Macht England auf den Weltmeeren dar- ftellte und daß die preußische Marine in der Mehrzahl ihrer Einrichtungen eine Nachbildung der englischen war. „Wir rankten uns sozusagen an der britischen Marine empor", heißt es wörtlich in seinen Lebenserinnerungen. Und wenn man ferner erfährt, daß noch im Jahre 1869 die Meinungen geteilt waren, ob man die Geschütze für die Flotte bei Krupp oder bei der englischen Firma Armstrong in Auftrag geben solle, dann wird es deutlichste klar, daß die Marine zu jener Zeit die Kinderschuhe noch nicht abgelegt hatte. ^
JmErunde hat sie es erst getan, als Tirpitz seine ungemein reichen geistigen Gaben zu ihrem Nutzen sprechen ließ. Es geschah früh. Schon als Kapitänleutnant erfreute er sich nicht nur unter feinen Kameraden, sondern auch bei Vorgesetzten hohen Ansehens. Hatte die Schule ihn nicht befriedigt, so tat es der Seedienst von vornherein. Jahr für Jahr war er bemüht, seine praktischen Kenntnisse durch Aneignung von politischen und geschichtlichem Wissen zu vertiefen. Darin ist er auf den Spuren aller bedeutenden Heer- und Flottenführer gewandelt. Als Inspekteur der Torpedowaffe leistete er Mustergültiges. Hier gab er den Anstoß zu einer Entwicklung, die die gesamte seemänische Welt auf die Behandlung taktischer Fragen durch die kleine deutsche Marine aufmerksam machte. Den Vorsprung, den wir erzielten, hatten die Engländer, unsere großen Lehrmeister, selbst im Jahre 1916 am Tage der Skagerrakschlacht noch nicht eingeholt. Unsere Torpedobootswaffe und die Mittel zur Abwehr eines nächtlichen Angriffes waren bei uns derart hochstehend in ihren Leistungen, daß der britische Flottenchef, Admiral Jellicoe, die Ueberlegenheit in seinem amtlichen Bericht unumwunden eingestand.
Im Jahre 1893 wurde Tirpitz in das Oberkommando der - Marine berufen, um seine bahnbrechende Schaffenskraft in > -»en Dienst der Förderung einer zeitgemäßen Flotte,ltaktiL ! zu stellen. In zweijähriger, von höchster geistiger Anstren-^ i gung befruchteter Tätigkeit hat er auch diese Aufgabe ! ! schlechthin meisterhaft gelöst, und zwar so. daß die deutsche ! Flotte auch auf diesem Gebiet alle Marinen der Welt über- ! Klügelte. Im Jahre 1896 erhielt er die Führung der ostasiatischen Kreuzerdivision. Es geschah nicht ohne Vorbedacht: Tirpitz sollte, bevor er das Amt des Staatssekretärs !
Morgen beginnt:
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Arrser neuer Liebesroman!
Ditha, die Medizinstudentin, ist verlobt mit einem jungen , Arzt, Dr.Lormann. Als dieser seiner Braut zumutet, das ! Medizinstudium aufzugeben und ihm als Frau ins Doktor- i Haus zu folgen, da fühlt sich Ditha in ihrem Berufsstolz i gekränkt; das Verlöbnis geht in die Brüche, das Leben ! führt die beiden weit auseinander. Ditha erwirbt sich Ruf >. und Reichtümer als Kinderärztin in Zürich, während - Dr. Äormaim als Landarzt im bayerischen Oberland lebt. ; Aber die beiden haben einander nicht vergessen. 3nsbe- > sondere Ditha fühlt in ihrem Beruf nicht die erhoffte ! Befriedigung: die Liebe fehlt. And als nun der Doktor s eines Tages eine Assistentin sucht, da gibt sie ihren Beruf , auf und geht unter fremdem Namen und veränderter Gestalt ins Doktorhaus, um dem Geliebten unerkannt nahe zu i sein: die stolze Ditha will dienen! Der Versuch geling:, der ^ , Doktor erkennt seine Braut nicht mehr. Wie die beiden dann i
doch zueinander finden, das schildert die Verfasserin in ihrer j
feinen, lebenswarmen und zum Lerzen sprechenden Art. >
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des Reichsmarineamtes übernahm, noch einmal Gelegenheit haben, sich im Auslande umzusehen. Als Sonderausgabe fiel ihm hierbei zu, einen Platz an der chinesischen Küste ausfindig zu machen, geeignet zur Errichtung eines wirtschaftlichmilitärischen Stützpunktes. Demgemäß hat der Großadmiral auch an der Erwerbung Tsingtaus maßgebenden Anteil genommen. Der Ausbau des Platzes gehörte späterhin zu seinen Lieblingsaufgaben.
Das deutsche Volk hat Tirpitz erst kennen gelernt, als er mit seinen fein abgestimmten Flottengesetzen hervortrat und damit zum Gründer starker deutscher Seemacht wurde. Niemand wird ableugnen können, daß das von ihm geschaffene Schwert scharf und stahlhart war, als es zum Einsatz gelangen mußte. Die deutsche Flotte ist im Weltkriege militärisch unbesiegt geblieben, ihre Schlagkraft wurde letzthin nur durch roten Verrat gelähmt. Daß ein Mann wie Tirpitz diese Schande miterleben mußte, daß er sein eigenes Werk zusammenbrechen sah, war eine Tragik ohnegleichen. Wir wißen, daß er von Kriegsbeginn an auf eine schärfere Form der Kriegführung England gegenüber gedrängt hatte. Ohne Zweifel, auch er wäre nicht wie der Stier gegen ein bunte« Tuch angerannt, das Gebiet strategischer Weisheit war ihm keineswegs verschlossen. Die Kraft der Flotte wäre jedoch mit Sicherheit ganz anders zum Tragen gekommen, wenn man ihrem genialen Schöpfer die Leitung des Seekriege« ohne Rücksicht aus ressortmäßige Gliederungen anvertraui hätte.
Ueber Vergangenes klagen, heißt tote Arbeit leisten. — Heute jährt sich zum neunzigsten Male der Tag, an dem Alfred v. Tirpitz in Küstrin geboren wurde. Unser Volk ist sich wohl bewußt, in ihm einen seiner Söhne zu ehren, der zu den großen Männern deutscher Geschichte gehört. Als Tirpitz während des Weltkrieges — es war am 17. März 1916 — Amt und Stellung notgedrungen preisgeben mußte, schrieben die klugen Briten, Deutschland habe eine Schlacht verloren. Heute erkennen wir, wie wahr das Wort der Edda ist: „Besitz stirbt, Sippen sterben,
Du selbst stirbst wie sie.
Eines weiß ich, das ewig lebt: sDer Toten Taten und Erfolge!"
So lebt auch ein Tirpitz in unserer Flotte weiter — zu ihrem Segen, zu Deutschlands Heil!
Zum Erdenken des Großadmirals von Tirpitz Der Großadmiral des Weltkrieges. Alfred von Tirpitz (gestorVe, am 6. März 1930 in Ebenhausen bei München), wurde « 19. März vor 90 Jahre» in Küstrin geboren.
As M«l«ihr UW
Eine vettere GeirviMe um Lieve Mb Zugs in unk, um München von Hans Wagner
Urkeberrechtslckmtz durch Verlagsanitali Man». Regensburg. 53. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)
„Freilich bin i's. Wer sollts denn sonst sein. Hastas Hannerl net g'sehn? Daß'd mir bloß as Hannerl hoam- bringst, du Rabenvater, o mei Hannerl..."
„A Rabenvater wär i, sagts, d'Alte," wandte sich der Herr Papa an die Anwesenden, aber dann sprach er in den Apparat. „Bist firti? So. Dös is a Wunder. Hör halt her: I brings Hannerl mit. Und an Herrn Dr. Neubauer. Dö zwoa heiraten do no! Da staunst, gelt? Nicht halt a bisserl her z'Haus und laß a paar Gedeck mehr auflegn, könnt sein, daß mir no a paar Gäst mitbringen, jetzt häng i aber an, tummel dich halt a bisserl. In an Ständer! san mir da."
Mittlerweile meldeten sich auch die Hilde und der Bernd zum Glückwünschen.
„Wo hast du denn deine Eltern?" fragte der Karl.
„Grad Hab ich das Telegramm bekommen: Haben Besuch von Onkel Theodor. Eintreffen übermorgen. Eltern."
„Da kommens nur glei mit z'uns, Herr Schilling," lud der Herr Huber den neuen Bekannten ein, „und s'Fräulein Hilde kimmt aa mit. Und Wissens, wenn mir no holen? An falschen Neubauer. Rufst ihn halt an, Karl. Paßts auf, dös wird a Mordsgaudi!"
„Selbstverständlich ruf ich ihn an, ich wollt so grad darum bitten, aber ich würde Vorschlägen, noch eine Person zuzuziehen, dann wären wir alle beisammen."
„E'witz, lad nur ein, wenn d'magst."
„Also, da bring ich dir unsern liaben Schwiegersohn," erklärte voller Stolz und Genugtuung der Herr Huber, wie man in der Widenmayerstraße eintras und die Frau Mama in der Tür erschien.
Die Frau Huber eilte auf den Karl zu. „Dös," schnappte sie aber plötzlich nach Luft, „dös is ja gar net der Herr Doktor, dös is..."
„Der Jäger von Eschenkirchen, der Lackl, der die Hedi > gefangen hat und nun auch noch der ihr Frauerl einge- i fangen hat, und der echte Neubauer noch dazu. Und jetzt, nachdem der Herr Gemahl..."
Weiter kam der Karl nicht, vor lauter Verlegenheit schloß die Frau Huber den künftigen Schwiegersohn in die Arme und flüsterte: „Wann nur unser Hannerl glücklich is!" Und damit fand sie sich endgültig in die Situation.
Drinnen hatte sie schon alles recht festlich hergerichtet. Recht vergnügt und lustig saß man beisammen und wartete nur noch auf den falschen Neubauer und den noch unbekannten letzten Gast. Endlich klingelte es draußen. Eilends sprang der Karl hinaus. Aber wen brachte er herein? Der Herr, ja das war der falsche Neubauer, aber die Dame? Wirklich, das war die Erst) Hintermeyr, Herrn Hubers Kontoristin. Der konnte nicht begreifen, was die Ereil eigentlich hier wollte, doch löste sich das Rätsel bald, als der Herr Dr. Dörfer sie als seine Braut vorstellte.
„Da wirds Eahna nachat halt do Ernst mit der Kündigung, gelt?" fragte der Herr Chef, nachdem er seine Glückwünsche hergesagt hatte. „Und i selber," fiel ihrem Gemahl die Frau Huber ins Wort, „i woaß gar nimmer, was i sagen soll. Is dös do jetzt scho as dritte glückliche Paar, was da is. Aber was sag i? S'dritte? S'vierte is's scho, denn mir freun uns scho aa recht, gelt Alois?"
Die Mama bekam jetzt einen ausführlichen Bericht von jenem Sonntag an, an dem die Beziehungen zum Jäger von Eschenkirchen auf eine wenn auch nicht gerade freundschaftliche Weise angebahnt worden waren, bis zum Austauchen des Herrn Hubers draußen in Schwabing. Nur so staunen mußte sie.
„Und i Hab do allweil glaubt, Sie würden unser Schwiegersohn," wandte sie sich an den Doktor Dörfer, „und jetzt kimmt dös a so. — Und Sie, Fräulein Gretl, Sie mögn so oan heiraten, der wo mit an fremden Namen hausieren gangen is, ja is denn dös Eahna Ernst?"
„Naa," lachte Ereil, „mein Ernst net, aber mein Walter."
„Ich muß mir schon mal den Jockl näher anschaun, dieses gemeingefährliche Vieh," meinte später, nach dem Essen, das man in angeregtester Stimmung eingenommen hatte, in einer Gesprächspause der Karl, denn begreiflicherweise standen bisher andere Dinge im Vordergrund des Interesses. Der Jockl betrachtete den Ankommenden von der Seite her. Aber auch der Strolch paßte auf, aus Eifersucht, weil sein Herr zu dem Papagei hinging, erhob sich und schob den Kops an den Käfig heran. „Was will denn bloß der Herr bei deni schiachn Vogl, der wo ihn do gar nix angeht?" fragte er sich. Doch der Jockl wußte ihn abzufertigen. „Geh weiter, du Mistviech!" schnarrte er, worüber sich natürlich wieder der Strolch aufregte und zur Hedi äußerte: „Is dös aber a ungebildeter Vogl!"
„Gelt, mei Hunderl," wandte sich jetzt der Herr des Hauses, der jetzt die Angst vor dem bärbeißigen Drahthaar verloren hatte, an den Strolch, „tätst ihn dir schon am liab- sten fangn und eahm d'Federn ausrupfen. Elaubs schon. Aber woaßt, wanns Hannerl jetzt deinen Herrn Heirat' und wann i nachat von z'Haus surt muaß, ins Büro oder zum Stammtisch, da wär ja nachat d'Mama ganz alloans z'Haus. Mitnehmen kann i's net immer. Da hats halt nachat a G'sellschaft am Jockl. Was sollt ma denn sonst mit ihr machen, gelt mei alter Jockl?"
„Hals umdrahn!" schlug der kluge Vogel vor.
* * *
Am nächsten Tag fuhr die ganze Gesellschaft nach Efchen- kirchen hinaus. Die einen freuten sich, das Jagdhäusl wiederzusehen, die anderen, es kennenzulernen. Als man an der Stelle vorbeikam, wo seinerzeit an jenem denkwürdigen Sonntag die Ereignisse ihren Anfang genommen hatten, konnte sich die Hedi nicht enthalten, ihrem Freunde Strolch, der gerade mit verbissener Emsigkeit in einem Mauseloch grub, zuzuraunen: „Wann ma sich's richtig überlegt, da verdanken dö jungen Leut ihr Glück mir ganz alloans. Hätt i net an Hasen sangen wollen, wär eh nix draus g'worden. Aber einsehen tuans es halt net!"
— Ende!—«