4. Seite - Nr. K7
NagolLer Tagblatt „Der Gesellschafter
Montag, den 20. März 1g38
Württemberg
Stuttgart, 19. März. (Glückwünsche.) Oberbürgermeister Dr. Strölin hat dem Reichsminister Freiherrn von Neurath, dem Ehrenbürger der Stadt Stuttgart, aus Anlaß seiner Ernennung zum Reichsprotektor in Böhmen und Mähren telegraphisch herzlichste Wünsche übersandt und ihn der treuen Verbundenheit der schwäbischen Eauhauptstadt mit ihm versichert.
Ebersbach, Kr. Göppingen, 19. März. (Knabe überfahren.) An einem der letzten Tage wurde der lljäh- rige Sohn der Familie Mack am Ortsausgang von einem Lastkraftwagen angefahren und zu Boden geschleudert. Dabei erlitt der Bedauernswerte einen so schweren Schädelbruch, daß er nach der Einlieferung ins Kreiskrankenhaus Göppingen starb.
Ulm, 19. März. (Neuer Eefängnisvorstand.) Am Freitag führte Eeneralstaatsanwalt Wagner-Stuttgart Len neuen Leiter des Landesgefängnisses Ulm, Amtmann Frank, in sein Amt ein. Mit Amtmann Frank führt in Württemberg zum erstenmal ein dem mittleren Verwaltungsdienst entstammender Beamter einen Posten, der bisher ausschließlich Beamten des höheren Verwaltungsdienstes Vorbehalten war.
Brackenheim, Kr. Heilbronn, 18. März. (Drei Monate „Erholungsurlaub.) Das hiesige Amtsgericht ischickte einen „Kunstmaler", der sich weniger als solcher denn vielmehr als Betrüger betätigt hatte, für drei Monate auf „Erholungsurlaub" hinter schwedische Gardinen. Anton Eusebius K., wie er klangvoll hieß, war kein ganz unbeschriebenes Blatt mehr in dieser Hinsicht — daher die empfindliche Strafe, auf die ein Monat Untersuchungshaft in Anrechnung kam. Der rückfällige Betrüger hatte sich in einem Gasthaus häuslich niedergelassen gehabt und als Kunstmaler in das Fremdenbuch eingetragen. Tags darauf türmte er unter Hinterlassung seiner Schulden.
Heilbronn, 18. Mürz. (Hitler-Urlauber.) In Heilbronn sind jetzt die ersten Adolf-Hitler-Urlauber dieses Jahres eingetroffen. Es handelt sich um den aus 65 Volksgenossen aus der Ostmark, dem Sudetenland und dem Altreich bestehenden Marschblock „Eöl; von Berlichingen". Die Urlauber werden bis zum 31. März hier verweilen.
Ulm, 18. März. (Tödlich verunglückt.) Am Freitagnachmittag ist auf dem Bahnhof Ulm der verheiratete Vahnunterhaltungsarüsiter Georg Preiß aus Beimerstetten beim Weichenreinigen überfahren und getötet worden.
Nie-rerstotzingcn, Kr. Heidenheim, 18. März. (9 1 j ä h ri - ger Gastwirt.) Der weit und breit bekannte Wirt zur „Jaquei", Karl Bücher, feierte in bewundernswerter körperlicher und geistiger Frische seinen 91. Geburtstag. Ihm wurden zahlreiche Ehrungen von nah und fern zuteil. Bücher dürste einer der ältesten Gastwirte Deutschlands sein, nachdem der Weidenbäck tot ist.
SpaiLinp/n, 18. März. (Rettungsmedaille.) Der Führer hat dem Neichsbahnassistenten Eugen Erhard aus Spaichingen für ein: am 28. Juni 1938 unter eigener Lebensgefahr ausgeführte Rettung die Rettungsmedaille am Bande verliehen.
Tuits'- ^en, 18. März. (N ü ck s i ch t s l o s e r A u t o s a h- r e r.) Vor der Großen Strafkammer Rottweil hatte sich ein in Tuttnngen wohnhafter 32 Jahre alter Mann wegen fahrlässiger Tötung zu verantworten. Der Angeklagte hatte am 27. Januar 1939 abends mit seinem Personenkraftwagen in Neuhaujen ob Eck einen 81jührigen Mann jo angesah- ren, daß dieser bereits zwei Tage nach dem Unfall seinen erlittenen Verletzungen erlag. Der Angeklagte, der bereits
zweimal wegen Verstoßes gegen die Verkehrsordnung vorbestraft ist und als rücksichtsloser Fahrer bezeichnet wurde, gab in der Hauptverhandlung an, daß er sich nicht erklären könne, wie der Mann von ihm angefahren werden konnte. Der Getötete müsse ihm in die Fahrbahn geraten sein. Die Große Strafkammer verurteilte ihn hierauf zu der Geldstrafe von 600 RM. In der Urteilsbegründung erwähnte der Vorsitzende, es sei nicht auszuschließen, daß neben dem Angeklagten auch der Getötete an dem Unfall mitschuldig sei. Aus diesem Grunde sah das Gericht von der Verhängung einer Freiheitsstrafe noch einmal ab.
Vom Bodensee, 18. März. (Andere Schiffahrtslinien.) Die von Lindau nach Romanshorn und von Friedrichshafen nach Rorschach führenden Diagonalstrecken über den Vodensee, die von der Deutschen Reichsbahn und der Schweizerischen Bundesbahn betrieben wurden, werden wegen des Wegfalls der Zoll- und Paßkontrolle an der ehemaligen österreichischen Grenze im Eisenbahnverkehr eingestellt. Die direkten Vodenseelinien Lindau—Rorschach und Friedrichshafen—Rcmanshorn werden dagegen verstärkt. Mit dem Sommerfahrplan stellt auch das Fährschiff „Schüssen", das den Güterwagen- und Kraftwagenverkehr zwischen Friedrichshasen und Romanshorn vermittelte, seinen Dienst ein. Da kein österreichischer Zoll mehr erhoben wird, geht der Güterverkehr auf dem Landweg über Bregenz vor sich.
Weingarten, 18. März. (SeineuVerletzungener- legen.) Wie berichtet, verunglückte in der Nähe der hiesigen Lerchenseldsiedlung ein 13jähriger Junge dadurch, daß er beim Äufspringen auf einen Lastzug ausglitt und unter die Räder kam. Am Freitag ist er seinen schweren Verletzungen erlegen. Der Junge ist das viertälteste unter elf Kindern des Siedlers Maier.
Sontheim, Kr. Münsingen, 18. März. (Den einzigen Sohnverloren.) Der einzige Sohn des Bürgermeisters Georg Käst brachte die Finger in die Fräsmaschine, sodaß seine lleberführung in das Krankenhaus notwendig war. Der Zustand des jungen Menschen verschlimmerte sich, da er auch von der Grippe befallen worden war. Der hoffnungsvolle Junge ist nun gestorben.
Heidenheim, 18. März. (HoheSchneewächten.) Die Schneeverwehungen auf der Alb und auf dem Härtsfeld nehmen immer weitere verheerende Formen an, So türmen sich bei Eerstetten Schneewächten bis zu 4 Meter auf. In Heuchlingen sitzt ein rheinischer Lastzug fest, der nicht mehr weiter kann. In der Nacht erreichte das Thermometer in Heidenheim minus 10 Grad, in höher gelegenen Orten der Alb werden bis zu minus 14 Grad gemessen.
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i Vetriebsführer für Sicherheit seiner Arbeiter verantwortlich
! Metzingen, 1b. März. Das Reichsgericht hat die von dem am i 2. Mai 1885 geborenen Moritz Schulz aus Metzingen gegen das ^ Urteil des Landgerichts Tübingen v/.m 28. Juni 1938 eingelegte ! Revision als unbegründet verworfen. Nunmehr wurde der Be- i schwerdesührer wegen fahrlässiger Tötung in Tateinheit mit . fahrlässiger Körperverletzung anstelle einer an sich verwirrten ! Gefängnisstrafe von zwei Monaten zu 800 RM. Geldstrafe rechts- 1 lräftig verurteilt. Ein weiterer Tatgenosse, der 38 Jahre alte . Otto Knecht aus Metzingen, hatte von seinem Rechtsmittel kei- s neu Gebrauch gemach, so daß das Urteil gegen ihn ebenfalls ! Rechtskraft erlangt hat. Die beiden Angeklagten hatten seinerzeit i den Vau eines Lichtschachtes in einem Fabrikneubau zu leiten. ! Da eine Mauer ungenügend abgesteift war, drückten die Erd- i maßen nach und töteten einen Arbeiter. Ein weiterer Arbeiter j wurde verletzt.
Fünf Jahre Zuchthaus für unverbesserlichen Wüstling
Ulm, 13. März. Eine der letzten Verhandlungen vor der Großen Strafkammer Ulm bot ein Bild menschlicher Verkommenheit, wie wir sie selten antreffen. Wegen eines fortgesetzten Verbrechens der Unzucht an einem Kind, der Notzucht und der Blutschande, weiter wegen eines Vergehens der Nötigung im Sinne des Z 240 StGB, hatte sich der S8 Jahre alte Robert Widmann aus Ebersbach (Kr. Göppingen) zu verantworten. Im Jahre 1917 erhielt Widmann seine erste Strafe mit zehn Monaten Gefängnis wegen unzüchtiger Handlungen an seiner Stieftochter. Seine zweite Frau brachte dann eine Tochter mit in die Ehe, an der er sich ebenfalls verging ,so daß er im Jahre 1923 drei Jahre Zuchthaus erhielt. Im Jahre 1929 ging er seine dritte Ehe ein. Wieder brachte ihm seine Frau ein Mädchen im Alter von damals 6 Jahren mit. Als dieses Mädchen etwa 12 Jahre alt war, näherte sich der Angeklagte ihm in der gleichen Weise wie seinen früheren Opfern. Da seine Frau schon früh an die Arbeitsstelle ging, hatte sie keine Ahnung von dem Treiben, lleber vier Jahre konnte Widmann sein schändliches Treiben fortsetzen. Durch Drohungen erreichte er bei dem Mädchen, daß dieses gegen seine Mutter schwieg. Einmal bedrohte der Rohling das Mädchen sogar mit einem Messer. Endlich fiel das verstörte Wesen des Mädchens auf und die Sache kam ans Tageslicht. Nun verhängte die Große Strafkammer Ulm über den Angeklagten eine Zuchthausstrafe von fünf Jahren und fünf Jahre Ehrverlust.
Verkommener Sittlichkeitsverbrecher bestiehlt seine Stiefgroßmutter
Heilbronn. 16. März. In der Person des 1914 in Heilbronn- Vöckingen geborenen ledigen Erwin Steinacker stand ein bereits dreifach vorbestrafter Bursche von seltener Verkommenheit vor der Großen Strafkammer Heilbronn. Dix^Anklage lautete gleichzeitig auf Sitllichkeitsverbrechen, Betrug, Diebstahl und schwere Privaturkundensälschung. Steinacker hatte an einem 11jährigen Mädchen, mit dem er im gleichen Hause wohnte, mehrfach unzüchtige Handlungen vorgenommen. Dann hatte er, von der Fürsorgebehörde in das Bruderhaus Reutlingen eingeliesert, einem Fahrradhändler gegenüber einen Betrug mit einem Da- mensahrrad verübt, durch den der Händler um den Betrag von 10 RM. geschädigt worden war. Die gemeinste Tat aber war wohl die, daß Steinacker seiner Stiefgroßmutter in Klingenberg, einer Greisin von 71 Jahren, das auf 800 RM. lautende Sparkassenbuch stahl und bei der Bank mit Hilfe eines von ihm selbst mit der Unterschrift der Sparkassenbuchinhaüerin gefälschten Ausweises zweimal Beträge — insgesamt 348 RM. — abhob. Mit diesem Geld machte Steinacker eine Vergnügungsreise nach Wien, von wo er, als das Geld zur Neige ging, wieder nach Heilbronn zurückkehrte. Der Angeklagte schädigte seine Stiefgroßmutter besonders dadurch, daß er Geld verjubelte, das sich die alte Frau mühsam zur Ablösung einer Hypothek zusammengespart hatte. Steinacker, der übrigens seit seinem 13. Jahr verkrüppelt ist, wurde wegen Unzucht mit einem Kind unter 14 Jahren, wegen Brtrug, Diebstahl unv schwerer Urkundenfälschung dem Antrag des Staatsanwaltes gemäß zu einem Jahr acht Monaten Gefängnis und zur Tragung der Kosten des Verfahrens verurteilt.
Gestorbene: Luise Moersch Witwe. 71 I.. Calw / Johanne?'
Lang, 73 I.. Zwerenberg / Karl Rister, 87 Jahre alt.
Wildbad.
Druck und Verlag des „Gesellschafters": G. W. Zaiser, Inhaber- Karl Zaiser : Verantwortlicher Schriftleiter: Fritz Schlang . Anzeigenleiter: Karl Zaiser; sämtliche in Nagold.
DA. II. 39: über 287«.
Zurzeit ist Preisliste Nr. 7 gültig.
Unsere heutige Nummer umfaßt K Seiten.
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nach dem Schauspiel: „Der Übende Leichnam", von Leo Tolstoi.
Beiprogramm: „Kiel die Stadt der deutschen Kriegsmarine." Gr. Wochenschau ans allen Ländern.
Gelernter
jüngerer Tuchweber
der evtl, über Kenntnisse im Musterweben verfügt und seiner Mikilärdienstpflicht genügt hat
zum baldigen Eintritt gesucht.
Schriftliche Angebote unter Angabe der seitherigen Tätigkeit unter Nr. 559 an den .Gesellschafter'.
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Schielingen, den 20. März 1939
587
Todes-Anzeige
Teilnehmenden Verwandten, Freunden und Bekannten die schmerzliche Mitteilung, daß mein lieber Mann, Schwager und Onkel
Lukas Gutekirnft
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im Alter von 79 Jahren nach langem schwerem Leiden sanst entschlafen ist.
Die trauernde Gattin:
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Beerdigung Dienstag 14 Uhr.
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Rotfelden, den 19. März 1939
Danksagung
Für die vielen Beweise herzlicher Teilnahme, die wir beim Hinscheiden unseres lieben Entschlafenen
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erfahren durften, sagen wir unseren innigsten Dank. Besonderen Dank dem Herrn Pfarrer für die trostreichen Worte, dem Kameradschaftsführer für die Kranzniederlegung, dem Gesangverein, sowie allen denen, die den lieben Verstorbenen zur letzten Ruhe begleiteten.
Die trauernden Hinterbliebenen
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