3 . Leite Nr. 87
Naaolder Taablatt „Der GsIrlUckiatter-
Montag, den 2Ü. März 1S3S
flu; 5wdl und tand
Nagold, den 20. März 1939 Uns ist gegeben auf keiner Stätte zu ruhn. Hölderlin.
20. März: 1770 Friedrich Hölderlin geboren. 1878 Robert Mayer gestorben. *
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Morgen ist Frühlingsanfang und der Winter hält sein Regiment noch fest in der Hand. In der ersten Hälfte der Woche gab es nur Scheeschauern, in der zweiten Hälfte dagegen fiel soviel Schnee, dag man glaubte, im tiefsten Winter zu sein. Auf den Schwarzwaldhöhen liegen gewaltige Schneemafsen. Auf dem Hohloh bei Kaltenbronn z. B. mast man 1,20 Meter Schnee und zwar ist das die Normalhöhe. Lieber jetzt nochmals Schnee und Zurückhaltung des Wachstums, als Schnee und Frost im April und Mai in die Baumblüte. Schnee liegt übrigens im ganzen Lande in zum Teil sehr reichem Maste, insbesondere auf der Alb und im Hochschwarzwald. Schneesturme fegten den Schnee so stark zusammen, dast auf der Alb nicht einmal Schneepflüge die Strasten befahrbar zu machen vermochten. In Ser Nacht zum Sonntag trat zum Schnee schneidende Kälte mit einer Durchschnittstemperatur von —11 Grad. Gestern abend schneite es erneut.
Das Ereignis der abqelaufenen Woche war die Heimkehr von Böhmen und Mähren ins Erostdeutsche Reich, das j auch in Nagold die ihm gebührende groste Beachtung fand. Am Dienstag ergänzte Oberreallehrer Bodamer seinen Vortrag über „Ahnenforschung und Sippenkunde". Am Donnerstag tagten die Srrastsnwarte der früheren Oberämter Neuenbürg, Calw, Nagold und Herrenberq. - Am Freitag gab die Württ. Landesbiihne „Pygmalion". Gestern nahmen die Pol. Leiter, die Führer und Führerinnen der Gliederungen und angeschlossenen Verbände an einer Kreisschulungstagung in Wildbad teil. Gestern wurde auch das Opferschiesten des Deutschen Sports durchgeführt. Ferner fand ein Promenade- und ein WHW.-Konzert. beide ausgeführt vom Bahnschuhmusikzug statt. Im Tonsilmtheater Nagold lief der Film „Eifersucht". In der Arauenarbeitsschule wurde eine Ausstellung der Schü- ierinnenarbeiten veranstaltet. In der Traube wurde der Tanzkurs der Aufbauschule mit dem Schlustball beendet.
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Am Samstag und Sonntag fand in der Gewerbeschule eine Ausstellung der Schülerinnenarbeiten statt, die sich eines recht guten Besuches erfreute. In mehreren Schulsälen war eine Fülle von wirklich schönen und gediegenen Arbeiten zu sehen, die die 10 Schülerinnen der Frausnarbeitsschule und 60 Schülerinnen Ser Oberschule mit viel Fleist. Geschick und Liebe zur Sache unter der sachkundigen Leitung der beiden Fachlehrerinnen Frl. Dietrich und Frl. Bastler angefertigt hatten. Man sah, dem Alter der Schülerinnen entsprechend, Wäschestücke, Stickereien. Kleider usw. vom einfachsten Kittel bis zum vornehmen Abend- und Eesellschaftskleide. In ihrer hübschen Aufmachung bewiesen die ausgestellten Sachen, dast auch die Fertigkeit im Bügeln fleistiq geübt wird. Die Schülerinnen werden ungehalten. aus dem Stoffe herauszuholen, was herauszuholen ist und denselben artgemäst zu verarbeiten. Besondere Erwähnung verdienen die Handarbeiten, die nach eigenen Entwürfen und Freihandzeichnungen hergestellt wurden. Dast auch die Handwebekunst wieder gepflegt wird, bewiesen fein handgewebte Kissen und Schals. Die Schule lässt es sich in verdienstvoller Weise nicht zuletzt angelegen sein, dast die Mädchen aus alten und älteren Sachen brauchbar schöne Kleider u. a. fertigen. Kurz: Nagold darf sich freuen, eine so leistungsfähige Frauenarbeitsschule zu besitzen.
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Der Musikzug der Vahnschutzpolizei i« Nagold
Gestern weilte der Musikzuq der Württ. Bahnschutzpolizei in unserer Stadt, um in der Stärke von etwa 40 Mann unter der oortrefflichenStabführung von Musikzugführer Ger lach uns mit ausgezeichneten musikalischen Darbietungen zu erfreuen.
Schon mit dem Platzkonzert am Vormittage beim Alten Kirchturm gewannen die Bahnpolizei-Musiker unsere Herzen, die stets höher zu schlagen pflegen, wenn unsere rühmlich bekannte Stadtkapelle ein Konzert gibt. Das abendliche WHW.-Kon- zert war ein voller Erfolg. Der Traubensaal war gut besetzt und besonders stark war die Jugend vertreten. Reichsbahnober- fekretär Kempf, der sich um das Zustandekommen des Abends sehr bemühte, begrüßte die Anwesenden namens des Eisenbahnvereins herzlich und machte uns mit den Musikern und den Aufgaben des Bahnschutzes bekannt. Der Musikzug besteht aus Eisenbahnern, die die Musik aus Liebhaberei pflegen und nur ab und zu zu Proben Zusammenkommen. Um so anerkennenswerter die glänzenden Leistungen! Mit dem vom Dirigenten selbst komponierten mitreistend gespielten Marsche „Bahnpolizei allzeit bereit" führten sich die wackeren Musiker gleich gut ein. Dann hörten wir. Schlag auf Schlag, eine Reihe von Ouvertüren. Walzern. Potpourris und vor allem alte und neue Märsche, sie alle dankbaren, fa begeisterten Beifall fanden. Ja die schönen Militärmärsche werden immer wieder gern gehört, insbesondere wenn sie mit solcher Bravour gespielt werden, wie das gestern abend der Fall war. Aber auch die einschmeichelnden Walzermelo- Lien gefielen, wie überhaupt das ganze reichhaltige Programm, so dast sich Musikzugführer Eerlach zu mehreren Dreingaben entschließen musste. Den Dirigenten zeichnet grostes und reifes Können aus.Er hat seine Musiker fest in der Hand und holt alle Feinheiten der Musikstücke heraus. Besondere Erwähnung verdient auch die militärische Exaktheit im ganzen Auftreten des Musikzuges.
Ortsgruppenleiter Rai sch dankte den Musikern für ihr schmissiges Spiel, vor allem aber dem Dirigenten, der bewiesen hat, dast er ein ganzer Kerl ist ferner den Besuchern und allen, die zum guten Gelingen des Abends beitrugen. Er lenkte dann ben Blick auf die grossen weltgeschichtlichen Ereignisse, die uns im Bann halten, pries die historische Tat Adolf Hitlers und brachte ein Sieg Heil auf den Führer aus. Die Nationallieder beschlossen den offiziellen Teil des Abends, dem sich eine Tanz- unterhaltunq anschloß, von der bei aufgehobener Polizeistunde ausgiebig Gebrauch gemacht wurde.. Als äusteres Zeichen des Dankes wurde dem Dirigenten ein Nelkenstraust überreicht.
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Die dieszährige Schlustprüfung, die mit der mündlichen Prüfung in der letzten Woche abgeschlossen wurde, haben folgende Schüler(innen) der Klasse V mit Erfolg bestanden: Bauer, Erwin. Nagold: Baetzner. Walter, N.: Blankenhorn, Ernst. Otto, N.: Eitel, Ernst. N.: Forten Lacher, Hermann. R. :van Gelder, Anton. N.: Heid, Eretel, N.: Hof er er, Rolf. N., Koch. Liselotte. N.: Kraust, Otto. Ebhausen: Luz, Albert, Rohrdorf: Möst, Else. N.: Mutz. Brunhilde. Ebhausen- Reichardt. Ulrich, Pfrondorf. Reichert. Hanne, Nagold; Echrempf. Imanuel. Rohrdorf: Welker. Markus. Nagold; Zeller, Gisela, N.; austerdem 10 Schüler der Oberschule Altensteig, die der hiesigen Oberschule zur Schlustprüfung zu- zewiesen waren.
Am Montag schulfrei
Eine Anordnung von Reichsminister Rust Aus Anlast der Rückkehr des Führers in die Reichshauptstadt des Erostdeutschen Reiches nach de» historischen Ereignissen der vergangene« Woche ordne ich hiermit an, dast in allen mir unterstellten Schulen des Erostdeutschen Reiches am Montag, den 20. März, der Unterricht aussällt. -
Der Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung gez. Rust.
Ende der Beflagguug
Der Reichsmini st er des Innern gibt im Einvernehmen mit dem Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda bekannt: Die anläßlich der Uebernahme des Schutzes über die Länder Böhmen und Mähren durch das Reich und aus Anlaß der Rückkehr des Führers aus diesen Ländern in die Reichshauptstadt angeordneten Beflaggung endet am Sonntag, den 19. März d. I.. nach dem Empfang des Führers durch die Bevölkerung von Berlin.
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Am Samstag abend erlitt bei der Waldlust ein Mitfahrer eines Autos aus Schwarzenberg Kreis Freudenstadt einen bedauerlichen Unqlücksfall. Während der Fahrt stand das Fahrzeug, wohl infolge von Schnee- und Eisbildung quer über die Strasse; die Autoscheibe ging in Trümmer und verletzte den Mitfahrer durch Splitter ins Auge, was dann die lleberführung in die 'Augenklinik Tübingen notwendig machte.
Gelegenheit rum Retten kn Rasold
Zu der morgen abend im Hause der NSDAP, stattfindenden Besprechung schreibt man uns: „Hinter der Absicht, eine Gelegenheit zum Reiten einzurichten, stehen nicht etwa Sonderinteressen des Reitersturms oder gar persönliche Belange, denn wenn die Sache zustande kommt, bedeutet dies für die tragende Stelle keinerlei materiellen Vorteil, sondern viel Arbeit und erhebliche Veranwortung. Wie in der Einladung erwähnt, soll einem häufig und von vielen Seiten geäusterten Bedürfnis Rechnung getragen werden. Dast die Sache im Zuge der heutigen Zeit liegt im Hinblick auf Wehrfähigkeit. Wehrwillen und Wehrkraft, braucht nicht besonders betont zu werden; dast die Einrichtung nicht ohne Einsatz von Geldmitteln geschaffen werden kann, ist selbstverständlich. Die tragende Grundlage must breit sein und wem wirklich daran liegt, darf sich nicht von dem Gedanken des Zurückhaltens und Zuwartens bis die anderen es geschafft haben, leiten lassen, nein, er must morgen kommen und gleich kräftig mit Hand anlegen. sonst bleibt es beim frommen Wunsch."
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Hatte da jemand von Beihingen den Auftrag, mit dem Lastwagen für einen Verwandten in Haiterbach bei einem anderen Verwandten in Rotfelden ein Schlachtschwein zu holen. Als der Lastwagenbesitzer das Schwein in Haiterbach abladen wollte, war der Wagen leer. Mit vereinten Kräften, einem Personenwagen und dem Lastwagen, ging es auf die Suche. Tatsächlich fand man das verloren gegangene Borstentier, allerdings mit gebrochenem Fuß, an der Strasse Emmingen—Wildberg, gerade als zwei Metzger von Wildüerg es abtransportieren wollten. Gleichzeitig kam aber auch ein Nagolder Auto schon anqesahren, das das Schwein mitgenommen hätte. Nach dieser unliebsamen Verzögerung kam man schliesslich doch noch glücklich nach Haiterbach und zu der ersehnten Metzelsuppe.
Deutschs LNevkstssse im Ksudtvevk
Am Samstag abend wurde in Calw die. unter dem Protek- rorate des Beauftragten für den Vierjahresplan. Ministerpräsident Eöring stehende Wanderschau „Deutsche Werkstoffe im Handwerk" eröffnet. Aus diesem Anlast fand sich eine Reihe von Gästen mit Kreisleiter Wurster, den Vertretern der staatlichen. städtischen und militärischen Behörden, den Obermeistern n. a. im Badischen Hofe ein. Kreishandwerksmeister Gehring entbot allen Erschienenen den Willkommgrust. Dann sprach der Leiter der Ausstellung. ^-Obersturmführer Hafbrodt über Wesen und Bedeutung der Ausstellung. Mit allem Nachdruck wandte er sich dagegen, dast die neuen Werkstoffe Ersatzstoffe sind. Es handelt sich vielmehr um gleichwertige, ja um wesentlich bessere Stoffe, als sie bisher zur Verwendung kamen. Ein Zeichen für die hervorragende Güte der neuen Werkstoffe ist dass Deutschland für dieselben auf der Internation. Weltausstellung in Paris 1937 nicht weniger als 933 Auszeichnungen erhielt. Die neuen Werkstoffe sichern unsere wirtschaftlich-politische Unabhängigkeit, helfen uns Devisen sparen und verschaffen vielen Volksgenossen Arbeit und Brot. Unseren Gegnern wird es nicht so leicht gelingen. Deutschland zu boykottieren. Der Redner appellierte zum Schlüsse an die Anwesenden, das Vertrauen in die neuen Werkstoffe zu stärken und das Werk des Führers zu unterstützen. Syndikus Eberhardt wünschte der Ausstellung namens des Handwerkskammerbezirks Reutlingen, des Landeshandwerksmeisters und der Betriebswirtschaftsstelle des Württ. Handwerks besten Erfolg. Kreisleiter Wurster erinnerte an die Blockade während des Krieges, die mit zum Zusammenbruch beitrug, und an die Jahre der Scheinblüte nach Kriegsende. Erst die starke politische Führung brachte die Aufwärtsentwicklung unserer Wirtschaft. Die neuen Werkstoffe machen uns unabhängig vom Auslande; sie sind ein starkes, aktives Kampfmittel im Ringen um unsere wirtschaftliche Freiheit. Mit dem Dank an alle, vie zum Zustandekommen der Ausstellung beitrugen, erklärte der Kreisleiter die Werkstoffschau für eröffnet. Beim sich anschliessenden Rundgang durch die Ausstellung bot sich dem staunenden Auge so viel Sehenswertes, dast man über die vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten der verschiedenen neuen Werkstoffe geradezu verblüfft war. Es sollte keinen Handwerker geben, der die Ausstellung nicht besuchte.
letzte Nachrichten
Paris, 18. März. Das Ermächtigungsgesetz wurde von der Kammer mit 321 gegen 284 Stimemn angenommen. Die Regierung hatte wieder daran die Vertrauensfrage geknüpft. Die Linke hatte in zahlreichen Anträgen versucht, Einschränkungen der Vollmacht an die Regierung durchzusetzen, weil „das Ermächtigungsgesetz einen Todesstoß für das parlamentarische Regime" bedeuten würde. Aber Daladier blieb immer Sieger.
Der Senat ist am Sonntag früh zu einer kurzen Sitzung zusammcngetreten und hat die von der Kammer überwiesene Ermächtigungsvorlage der Regierung sofort an seinen Finanzausschuss überwiesen. Die Vorlage wurde nach kurzer Beratung ! mit 25 gegen 2 Stimmen vom Finanzausschuß des Senats an- > genommen.
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Deutsches Frauenwerk. Deutsches Rotes Kreuz
Ausnahmsweise Mittwoch 20.15 Uhr Gewerbeschule. Geld mitbringen.
Die Deutsche Arbeitssront. Rechtsberatungsstelle
Morgen Dienstag in der Zeit von 16 bis 18 Uhr findet auf der Dienststelle der DAF., Nagold, Altes Postamt, die Rechtsberatungsstunde für Gefolgschaftsleute statt.
NSG. „Kraft durch Freude"
Von verschiedenen Omnibusbesitzern fehlen mir noch die mit Schreiben vom 2. ds. Mts. angeforderten Fnhrtenvvrschläge. Ich bitte um Meldung bis spätestens 25. 3. 39. Kreiswart.
Fähnleinsührer Achtung!
Betr.: Ansichtskarten des Freizeitlagers. Der Betrag für die Ansichtskarten des Freizeitlagers ist direkt an die Buchhandlung Ernst Kirchherr in Calw (PS. Stuttgart Nr. 18198) bis zum 25. ds. Mts. zu überweisen.
Fähnlein 24/401 Nagold
1. Das ganze Fähnlein tritt um 16 Uhr zur Vorbereitung für den Elternabend in tadellosem Dienstanzuq am Heim an. Das Geld für die Eintrittsscheine für die restlichen Lagerkarten und für die Fahrt nach Horb sind mitzubringen. 2. Die Sportgruppe für den Elternabend tritt schon um 14.30 Uhr an der Turnhalle an. 3. Der Fanfarenzuq bringt seine Instrumente in den Dienst mit. 4. Die Musikgruppe tritt um 14.30 Uhr am Heim an.
Fähnleinsührer.
Empörung über „Daladiers Diktatur-
Paris, 19. März. Die Annahme der ErmächtigungsvorlcrM durch die Kammer beherrscht die Pariser Blätter. Die bürgert lichen Zeitungen betonen die Notwendigkeit, daß Daladier sofort- handeln und schon am Montag die ersten Dringlichkeitsmaßnahmen ergreifen müsse. Die Veränderungen in Mitteleuropa still» dabei für diese Zeitungen ein Anlaß, einer weiteren Verstärkung, der Zentralgewalt das Wort zu reden, lieber eine Neuorientierung der französischen Außenpolitik aber, so unterstreicht z. B. der „Matin", werde Daladier in der Kammer nichts verlauten lassen. Das „Journal" glaubt, daß der Friede, „wenn er auch noch s» gefährdet erscheine", doch gerettet werden könne.
Die marxistischen und kommunistischen Blätter dagegen protestieren empört gegen die Sondervollmachten der Regierung, und rufen das ganze Land auf unter dem Alarmschrei: „Die Republik in Gefahr — Daladier der Diktator". Der sozialdemokratische „Populaire" schreit: „Alarm gegen die Diktatur". Die Kammer habe ihre eigene Abdankung unterzeichnet. Leon Blum ist in seinem Leitartikel hell empört über die Bewilligung der Sondervollmachten an Daladier und warnt vor der Errichtung einer totalitären Demokratie bezw. einer „persönlichen Diktatur Daladiers". Gleichzeitig macht der Jude Leon Blum dunkle Andeutungen auf den Volkswillen, der allein noch zur Sicherung des Wohles des Landes und der Republik übrig sei. Auch das marxistische Gewerkschaftblatt „Peuple" erklärt: „Für lange ist es nun mit dem parlamentarischen Regime vorbei." Die kommunistische „Humanits" ruft alle „französischen Republikaner" zur Einigkeit und zum Zusammenschluß auf, um die Freiheiten und den Frieden zu verteidigen. Das Land sei bereits in Alarm, so teilt das Blatt mit.
Protest Japans in Moskau
Die „widerrechtliche Versteigerung der Fischgründe" durch Sowjetrußland
Tokio, 18. s :z. Die japanische Regierung beauftragte ihren Botschafter Togo in Moskau, gegen die „widerrechtliche Auktion der Fischgründe" schärfstens zu protestieren. Das Außenamt in Tokio war vorher offiziell davon unterrichtet worden, daß auch die sogenannten stabilen Fischgründe, auf die Japan einen vertraglichen Anspruch erhebt, versteigert wurden. Politisch interessierte Kreise vermuten, daß Botschafter Togo gleichzeitig beauftragt wurde, genaue Informationen darüber einzuziehen, welche Lage jetzt in den Fischgründen besteht.
Kleine Nachrichten ans aller Wett
Goethe-Medaille für Emil Jannings. Anläßlich des 25- jährigen Filmjubiläums des Staatsschauspielers Emil Jannings hatte der Produktionschef der Tobis, Ewald von" Demandowsky, Künstler sowie alte Freunde des Gefeierten in den Kaiserhof geladen. Reichsminister Dr. Goebbels überreichte dem Jubilar im Namen des Führers die Goethe- Medaille für Kunst und Wissenschaft. In einer herzlichen Ansprache begründete er diese außergewöhnliche Ehrung für den großen Schauspieler und Menschengestalter. „Emil Jannings", so stellte Dr. Goebbels fest, „hat den Namen und den Rang der deutschen darstellenden Kunst durch Europa und über alle Kontinente getragen. Es ist uns ein Herzensbedürfnis, ihm heute für 25 Jahre angestrengten Schaffens zu danken, die eins Unsumme von Erfolgen, aber auch von Sorgen, von Lasten und Verantwortung in sich schließen." Staatsschauspieler Emil Jannings dankte in bewegten Worten für die hohe Auszeichnung.
Furchtbares Verkehrsunglück. Auf der Landstraße von Cottbus nach Guben ereignete sich am Sonntag vormittag in der Nähe der Stadt Peitz ein furchtbares Verkehrsunglück. Ein aus Richtung Guben kommendes Auto fuhr beim Usberholen eines Fußgängers auf einen entgegenkommenden Leipziger Wagen und stand im nächsten Augenblick; in Flammen. Die vier Insassen konnten sich nicht mehr befreien und verbrannten bei lebendigem Leibe. Die drei Insassen des Leipziger Wagens wurden verletzt, davon ein lljähriges Mädchen schwer.
Tragischer Tod eines Opernsängers. Unter tragischen Umständen starb der Heldenbariton des Mainzer Stadttheaters, Franz Stephan. Der beliebte und talentvolle Sänger, der schon länger leidend war, hatte noch vor etwa zwei Wochen in Puccinis „Tosca" als Scarpia mitgewrrkt. In der Sterbeszene dieser Rolle wurde der Sänger von einem Herzan- Lall betroffen, dem der im zweiten Jahr in Mainz tätige Mst 37jährige Künstler nun erlegen ist.
Einsatz italienischer Arbeiter in Deutschland. Zwischen Vertretern der deutschen und der italienischen Regierung sind im Reichsarbeitsministerum in Berlin Verhandlungen« geführt worden, um den Einsatz italienischer gewerblicher Arbeiter in Deutschland zu regeln. Die Verhandlungen haben zu einer Vereinbarung geführt, die durch diplomatischen Notenwechsel in Kraft gesetzt werden soll.
Vertreter Polens und Litauens bei Bonnet. Außenminister Vonnet entwickelte auch am Sonntag eine rege; diplomatische Tätigkeit. Unter anderem hat er den polnischen Botschafter in Paris sowie den litauischen Gesandten, in Paris empfangen.