2 Leite Nr. 8«

Ragold-r TagblattKer K»i«llschaster

Samstag, den 18. Marz 1938

Außenminister Bonnet ihre Ministcrkollegen über die außen­politische Lage unterrichtet. Ein Gesetzesvorschlag zur Er­mächtigung der Regierung, die Kräfte Frankreichs zu konsolidieren und zu steigern, wurde vom Minister­rat einstimmig gebilligt.

Französischer Staatsbesuch in Laudon

London, 17. März. Der bevorstehende französische Staatsbesuch in London in der kommenden Woche wird von der Londoner Presse eingehend erörtert. Der diplomatische Korrespondent der . Times" stellt fest, daß dieBedeutung des Besuches durch das Ende der Tschechoslowakei erhöht werde". Zu der Frage einer Teilnahme Daladiers au dem Besuch meint der Korrespondent, es sei ungewöhnlich, daß der Premierminister das Staatsober­haupt begleite. Vish-r sei an dem Programm nichts geändert worden. Der politische Korrespondent derDaily Mai!" hält cs für wahrscheinum, daß Daladier nach London kommt. In bri­tischen Kreisen erkläre inan, daß die Zeit für eineumfassendere Ueberpüfung der europäischen Lage" gekommen sei.

Das WirtschaftsblnttIournöe Industrielle" wirft die Frage aus, ob die Organe der franwsstchen Politik genügend geschmei­dig und schnell arbeiten. An unserer Stelle beklagt das Blatt den Gang Ser Ereignisse in handelspolitischer Hinsicht, da das Verschwinden der Tschechoslowakei als Abnehmer Frankreichs ein äußerst unerfreuliches Ereignis sür den französischen Außen­handel sei. Der Anßenpoiitiker desPetit Journal" fragt, wann sich die Engländer endlich entschließen würden, die allgemeine Wehrpflicht einzusühren. Kerillis stößt in derEpoque" ein hysterisches Gestbrsi aus bei dem Gedanken, daß das tschechische Kriegsmaterial in deutsche Hände gekommen ist.

RrsolrrLion in Syrien

Beirut, 17. März. In Damaskus nehmen die Kundorkungen stündlich an Umfang zu. Während des Mittagae'oetes in der großen Omajadcn-Mosthee vcr ammelten sich 20 000 Menschen und beschlossen einmütig die Durchführung des General­streiks bis zur endgültigen Durchsetzung der Ziele Syriens.

Das Ende der Palästirra-Konserenz

Einzelheiten aus dem britischen »Lösungsvorschlag"

London, 17. März. Die Palästina-Konferenz hat nach sechs Wochen fruchtloser Verhandlungen zwischen arabi­schen, jüdischen und britischen Abordnungen praktisch ein Ende gefunden. Araber und Juden haben die am Donnerstag un­terbreitetenendgültigen britischen Lösungsvorschläge" abgelehnt. Nach einergewissen llebergangszeit" sollte den Arabern die Autonomie zugestanden werden, und zwar verzeichnet« der bri­tische Plan, wie der diplomatische Korrespondent derTimes" schreibt, einellebergangszeit" bis zu zehn Jahren Dauer, die in dreiStadien" eingeteilt wird. In der ersten Zeitstufe sollen Juden und Araber zu den Beratungs- und Voll­ziehungsausschüssen ernannt werden. In den Beratungsausschüs­sen sollen die palästinensischen Vertreter die britischen Vertreter au Zahl übersteigen, während im Vollziehungsausschuß britische und palästinensische Vertreter in gleicher Zahl vorgesehen sind. Dem Oberkommissar wollte man ein Vetorecht einräumen. Wenn- i« der ersten Zeit allesordnungsmäßig" verlaufen würde, sollte im zweiten Stadium ein gesetzgebender Rat mit jüdi­schen und arabischen Vertretern geschaffen werden, und zwar im Verhältnis der jüdischen und arabischen Bevölke­rung zueinander. Gewisse Regierungsabteilungen sollten Palä­stinensern unterstellt werden. Diese Stufe wäre in etwa zwei Jahren erreicht worden. Im Anschluß daran sollten dann mehr und mehr die Regierungsgeschäfte Palästinensern übertragen werden, bis die Regierung in Palästina schließlich tatsächlich eine Regierung von Palästinensern geworden wäre, die auf eigenen Füßen gestanden hätte. Diese Regierung würde dann so ist es schließlich in dem britischen Vorschlag vorgesehen mit Eng­land einen Vertrag zur Sicherstellung ihrer eigenen und der britischen Interessen abschließen, und im letzten Stadium würden dann vielleicht eine Nationalversammlung gewählt, ein föde­ratives System errichtet und Abkommen über die Sicherheit sür Las jüdische Nationalheim abgeschlossen werden.

Israel ruft zum jüdischen Krieg

in Palästina

Jernsalem, 17. März. Der Generalrat der Juden in Palästina fordert die jüdische Bevölkerung auf, sich bereitzuhal­ten zum Beginn eines politischen Kampfes innerhalb der näch­sten Tage. Wenn eine Beschränkung der jüdischen Einwanderung in den nächsten fünf Jahren und die vollständige Einstellung der Einwanderung nach Ablauf dieser Zeit auferlegt würden, so blieben die Juden ständig in der Minderheit. Ihrenationale Heimat" werde damit an den Mufti und seineBanden" ausge­liefert.Die Unterzeichneten dieses Aufrufs appellieren an Euch, diese Erklärung in die Tat umzusetzen."

Beirut, 17. März. Die Palästina-Juden haben beschlossen, ab Montag früh einen 24 st rindigen Generalstreik zum Protest gegen das bisherige Ergebnis der Londoner Konferenz. Es soll völlige Verkehrs- und Eeschäftsstille herrschen. Letzteres dürste wohl den Juden recht lchwer fallen!

Stapellauf des SchlachtschiffesG" am 1. April

Wilhelmshaven, 17. März. Am 1. April läuft auf der Kriegs- «armewerft das Schwesterschiff des SchlachtschiffesBismarck", Pas SchlachtschiffE", vom Stapel.

Einsatz der NSB. in Böhmen und Mähre«

Gulaschkanonen verpflegen Tausende von Notleidenden

Olmütz, 17. März. Ueberall im böhmisch-mährischen Land, dessen Eesamtgebiet die deutsche Wehrmacht nunmehr fest in ihrer Hand hält, zogen mit den Truppen die Hilsskolonnen der NSV. ein. Auf allen Landstraßen tauchen ihre großen Lastwagen «ns, die auf großen Plakaten die AufschriftNationalsozialistische Voikswohlfahrt" tragen, Lastwagen, auf denen fast alle Lebens­mittel zu haben sind. Genau so wie beim Einmarsch der deut­schen Truppen in den Sudetengau sind in nahezu allen Gebieten innerhalb von 24 Stunden Lebensmittellager angelegt worden, die sich unaufhörlich leeren und wieder aufgefüllt werden. Tau­sende von notleidenden Menschen werden verpflegt. In Hun­derte» von Städten stehen auf den Marktplätzen neben den Pan­zerwagen, Geschützen und Maschinengewehren friedliche Gulasch­kanone« und die Helfer der NSV. haben alle Hände voll zu tun, um die herandrängenden Menschen zu befriedigen und den Hunger der Armen und Arbeitslosen zu stillen. Die Tschechen Utehen vor diesen Werken der tätigen Hilfsbereitschaft wie vor «inem Wunder und sie wissen offenbar nicht, was sie mehr bestaunen sollen, die Schnelligkeit, mit der diese Hilfe einsetzt oder die Selbstverständlichkeit, mit der sie allen, natürlich auch den hilfsbedürftigen Tschechen, dargeboten wird. Dankbar neh­

men ste, die zum Teil schon lange arbeitslos sind, und die nie eine solche großzügige HufsLereirsthaft kennengclernt haben, dis Hilfe der Deutschen an. Allein in Nord- und Ostmähren sind sür die Bewältigung dieser Arbeit 100 NS.-Schwestern un8 etwa 20 Amtsleiter eingesetzt worden. In allen Städten enr- ßeanden im Handumdrehen Ausgabestellen, wo alles zu finden ist, was zum notwendigsten Lebensgebrauch notwendig ist. Zur Betreuung der unter dem Schutze der deutschen Wehrmacht stehenden Bevölkerung der Eebiere Böhmens und Mährens sind von der NSV. 220 Feldküchen zum Einsatz gebracht worden.

siu; 5tad1 und tund

Nagold, den 18. März 1938

Man soll me mit jemandem disputieren, der sich nicht auf gleichem Niveau mit einem befindet. Wie kann man mit einem Menschen feckten. dem man das Fechten selbst erst beibringen, ja das Schwert erst schmieden soll! Hebbel.

18. März: 1876 Ferd. Freiligrath gestorben. - 1915' Unter­

gang der Emden mit Otto Weddigen.

19. März: 1440 Schloß Ditzingen an das Kloster Hirsau ver­kauft. 1849 Großadmiral v. Tirpitz geboren. 1873 der Kom­ponist Max Reger geboren,

Vom Nagoidev rratbaus

Beratung des Bürgermeisters mit den Beigeordneten und Ratsherrcn am 14. März 1939

Anwesend: Der Bürgermeister, der 1. Beigeordnete und 8 Rats­herren.

Abwesend: Der 2. Beigeordnete Reichert entschuldigt..

Mitteilungen:

Im Einverständnis mit dem Herrn Reichsminister des Innern ! ist der verdiente alte Kämpfer Polizeihauptwachtmeister Raisch s vorbehältlich der Zustimmung des Herrn Innenministers vom ^ Bürgermeister zum Polizeimeister ernannt worden. In der Stadt z Nagold sind auch weiterhin zwei Schutzpolizeibeamte tätig. ! Die Hebamme Margarete Gerber muß FamilienverWltnisse i halber ihr Amt als Hebamme in Nagold, das sie seit dem > Jahre 1933 bekleidet hat. aufgeben. Sie tritt also auf 31. März i ds. Js. nun endgültig aus. und es wird ihr heute für ihre treue - und gewissenhafte Tätigkeit Dank und Anerkennung ausgespro- i chen. Als Nachfolgerin ist mit Zustimmung des Herrn Innen- ! Ministers und des Gesundheitsamts Calw Frau Helene Korz, s Ehefrau des Reichsbahnangestellten Willy Korz in Calw, be- : rufen worden. Frau Korz wird mit ihrer Familie in die bisher Rektor : Vahlinger'sche Wohnung im früheren: Rößls ziehen und ab 1. April die Hebammenpraxis ausüben. Frau Hebamme Korz wird, wie Frau Hebamme Benz zur Unterhaltung eines Fernsprech- : anschlusses eine Beihilfe aus der Stadtkasse gewährt.

Sonstiges:

Der Erwerbung eines Waldgrundstückes am Galgenberg zur Arrondierung des Stadtwaldes wird zugestimmt. Gegen das Baugesuch des Georg Seeger, zum Waldhorn um Erstellung eines Anbaues an sein Gastwirtschaftsgebäude in der Bahnhof­straße und die Verlegung des Wirtschaftsrechts vom bisherigen Saal im l. Stock in den Saal des Neubaues wird nichts einge­wendet.

Zur VersorgungderNeubautenderFirmaTsu- sel wird in die äußere Wilhelm-Murr-Straße die Wasser­leitung eingelegt, die nun etwas verlängert und dann durch das neue und alte Flußbett hindurch zum Freibad geführt wird. Die Badgäste werden es begrüßen, daß das Bad nun auch , Trinkwasser bekommt.

^ GntvaStrmgs-Aktton

j Wie im vergangenen Jahre findet wieder vom 20. bis 25. März > eine Entrattungsaktion statt. Die Eigentümer und Pächter von < bebauten oder unbebauten Grundstücken, einschließlich Fabriken,

NSDAP. Kreisleitung Calw

Während meiner Abwesenheit vom 18. 3. bis 31. 3. 1939 über­nimmt mein Stellvertreter, Kreisgeschäftssührer Pg. Maier, die Leitung des Kreises Der Kreisleiter.

Aus gegebener Veranlassung wird darauf hiugewiesen. daß an der Schulungstagunq am 19. 3. in Wildbad nur die Ortsfrauen­schaftsleiterinnen. nicht aber die übrigen Amtswalterinnen der Frauenschaft teilnehmen. Der Krrisgeschäftsfiihrer.

Die Ortsgruppenleiter haben den Stimmungs- und Tätig­keitsbericht sür den laufenden Monat und den Arbeitsplan für den kommenden Monat sofort einzureichen. Eine Zweitausfer­tigung des Arbeitsplanes ist sür den Kreispresseamtsleiter bei­zulegen. (Siehe Rundschreiben vom 10. 3. 39.)

Der Kreispropagandaleiter.

NSDAP. Ortsgruppe Nagold Betr. WHW.-Kouzert am Sonntag, den 19. 3. 1939:

Zu dem am Sonntag um 19 Uhr in der Traube stattsindenden WHW. Konzert des Vahnschutz-Polizei-Musikzuges ergeht an die Parteigenossenschaft, sowie an die gesamte Einwohnerschaft herzliche Einladung. Die NSV.-Blockwalter werden heute an die Mitglieder der NSV. und die Partei- und Volksgenossen Programme zu 50 Pfg. pro Stück vertreiben. Ich ersuche die Partei- und Volksgenossen, daß kein NSV.-Blockwalter leer ab­gewiesen wird und Paß. wie immer in Nagold das WHW.- Konzert sin voller Erfolg hat. Der Ortsgruppenlsitrr.

l «I-»E. M. j

Mädelgruppe 24/401 (Iahrg. 1921)

Die noch nicht bezahlten Märzbeiträge sind sofort bei der zuständigen Schastsührerin abzuliesern.

Fähnlein 24/401 Nagold

1. Die Fehdeteilnehmer, die von mir einberufen wurden, tre­ten um 15 Uhr zu einer kurzen Besprechung in Zivil am Heim an. 2. Die Musikgruppe tritt um 17 Uhr: die Sportgruppe um 17 Uhr (Turnhalle), die Werkgrupe um. 16 Uhr und der Fan- farenzug und die Spielgruppen um 20 Uhr am Heim an. Die Zei­ten sind unbedingt einzuhalten. 3. Jeder Lagerteilnehmer spart zwischen 15 und 17 Uhr sein Lagergeld ein. 4. Die Vastelqruppe tritt um 18 Uhr am neuen Heim an. Fähnleinsührer.

Gefolgschaft 24/401

Heute um 19.30 Uhr treten sämtliche Scharführer, Kamerad- schaftsführer und Rottenführer in Uniform vor dem Haus der Jugend zur Führerschulung an. Geff.

Lagerräumen, Schuttplätzen usw.. sind verpflichtet, auf ihre Ko­sten, sofortige Maßnahmen zur Entrattung zu treffen. Es dürfen nur meerzwiebelhaltige Präparate ausgelegt werden. Nach der Entrattung sind die Rattenlöcher mit Zement und. Glasscherben zu verschließen.

Dev movsise Gonrrtas

bringt eine Reihe von: Veranstaltungen, auf die wir aufmerksam machen: Das O p s e.r s ch i e ß en des Deutschen Sports aus den Schießanlagen des Schützenvereins bei der Waldlust: ein Groß konzert des Bahnschutzmusikzuges, das morgen abend in derTraube" stattfindet, und die Ausstellung der Schülerinnenarbeiten der Frauenarbeitsschule (heute und morgen in der Gewerbeschule). Der Vahnschutz-Musikzug ist auf einer WHW.-Konzertreise begriffen. Ueberall. wo er auftrat, erzielte er größte Erfolge. Die Darbietungen stehen auf groster Höhe.

! Wenn die Württ. Landesbühne Shaw spielt und dazu ein ' Lustspiel, das zur Weltliteratur zählt, dann ist gewiß ein guter Besuch zu erwarten. So war denn auch der Löwensaal gestern abend wieder gut besetzt. Alle, die Sinn für kultiviertes Theater hatten, erlebten einen vollen Genuß und freuten sich über das Sprühfeuer von feinem Witz und treffender Satire, das von der t köstlichen Komödie des geistreichen englischen Dichters ausgeht. Für viele Besucher des Abends war die gestrige Aufführung kulturelles Neuland. Wer ist denn dieser Dichter mit dem. man- ! chem unaussprechbar dünkenden- Namen? Shaw wurde 1856 ge- boren und gilt als Sozialist und Lebensreformer. Wer Pygma­lion war. wurde an dieser Stelle schon erwähnt. Um es kurz zu wiederholen: ein Bildhauer, den die altgriechische Mythologie gestaltet hat. den irdische Frauen nicht zu entzücken vermochten und der sich darum in eine von ihm selbst geschaffene Statue ver­liebte. die mir Hilfe der Göttin der Liebe zum Leben erweckt wurde. Der lateinische Dichter Ovid berichtet darüber in. seinen Metamorphosen (Verwandlungen). Wir haben auch bereits er­wähnt. warum Shaw diesen Titel sür seine reizende Komödie wählte. Der merkwürdige Professor Higginsverwandelt" ein armes Blumenmädchen in eine Dame von Welt. Das Experi­ment gelingt, aber was soll nun mit dem Mädchen geschehen? Die einfachste Lösung wäre Verlobungskuß und Hochzeitsfeier, aber Shaw macht es sich nicht so leicht, das grrte End< muß der Zuschauer selbst finden.

Shaw ist. wie erwähnt. Sozialist. Der Sozialist spricht aus dem j Müllkutscher Doolittle, dem Vater des Blumenmädchens. Als Higgins und sein Freund ihm seine Tochter gewissermaßen ab- kaufen wollen und Doolittle auf denKauf" eingeht, fragt ihn Higgins Freund:Mann, haben Sie denn kein moralisches Empfinden?" Doolittle antwortet:Auch Sie hätten keins, wenn Sie so arm wären wie ich". Elizas Vater setzt sich überhaupt über die Moral des englischen Mittelstandes hinweg. Nachdem er eine große Erbschaft gemacht hat und selbst zu einembesseren Herrn" wird, erhebt sich in ihm die Frage, oh er das Geld an­nehmen oder aus Verachtung ablehnen soll. Er hat nur die Wahl zwischen dem Haferbrei des Armenhauses und der Equipage des Bourgeois. Er wählt ein feiner Seitenhieb auf den falsch verstandenen Sozialismus, der nur die materielle Gleichstellung aller, nicht aber die gleiche Wertschätzung aller für alle herbei­führen will die Bourgeoisie, sa er opfert sich der Moral des Mittelstandes, indem er heiratet.

Soviel über die Komödie. Nun zur Aufführung selbst. Sie darf als wohlgelungen bezeichnet werden. Eine prachtvolle Figur war Paul Am ende als Oberst Pickering, der den vornehmen weltkundigen und geistig hochstehenden Engländer treffend dar­stellte. Auch Wolf Martini war uns als Professor Higgins sympathisch. Das in eine Dame verwandelte Blumenmädchen verkörperte recht gut Gerda Vundesmann. Der Müllkutscher Doolittle, eine von Shaw mit besonderer Liebe gezeichnete Fi­gur, wurde von Carl Sumalvico ganz ausgezeichnet gespielt. Der Beifall war reich und verdient. Er galt in gleicher Weise

i dem geistreicher Saximker Shaw, wie den Darstsllern, die insge­samt ihre Sache gut machten.

Deutsches VolEshUdrruSstVLKL

Der zweite Vortrag von Pg. Obeireallehrer Bodamer über Familienkunde und Sippenforschung zeigte den erstaunten und dankbaren Zuhörern erneut, daß derLaie" gar keine Ahnung davon haben kann, um was es sich bei dieser Sache eigentlich handelt. Keinesfalls geht es um einetote" Wissenschaft. Im . Gegenteil! Die Ahnensorschung vermag sogar andere Wissenschas- s ten, wie z. V. die Geschichte, wesentlich zu beleben. Den g e- ! m e i n s ch a f t s bildenden Wert der Sippenkunde vermochte der s Redner anhand der Darstellung desDorfsippen Such s"' zu ! zeigen, was er auch durch einen Ausspruch des Rc-ichsbauern- ! sührers W. Darre belegte. Reichsnährstand und NS.-Lehrerbund arbeiten an der iippenkunölichen Aufnahme, des deutschen Vol­les. Da und dort ist man auch schon zurVerkartun g". d. h. Eesamtauswertunq der Kirchenbücher geschritten.

Immer wieder vermochte der Redner, der selber viele Ahnen­tafeln zu prüfen hat. praktische Vorschläge zu machen oder auf Fehler hinzuweiseu. Eine ganze Anzahl Lichtbilder zeigte an­schaulich den Weg von den oft schwer leserlichen und unüber­sichtlichen Kirchenbüchern zu den schönen, klaren Dorfsippen­büchern. Später sollen ihnen Stadtsippenbücher folgen. Von den ' Urkunden einer Familie sollte in Zukunft nichts mehr verloren ! gehen. Wie aufschlußreich ist z. B. eine ausgezeichnete Reisebe- s schreibung eines Vorfahren! Auch Leichenreden mit dem Lebens- i lauf des Verstorbenen verdienen sortgeerbt zu werden. Hierher j gehören auch Teilungsakten. Kaufverträge. Lagerbücher, Türken- ! steuerlichen. Aushebungslisten usw., die sich in Stadt- und ! Staatsarchiven befinden Ueber die eigene Familie hinaus ist jeder Volksgenosse ausgerufen. Akten, die in Gefahr sind, den zuständigen Stellen zu melden. Während die Kommunisten 1919 in Stuttgart alle Akten verbrennen wollten, wird seit 1933 alten Urkunden die größte Sorgfalt zugeroeudet. Sie müssen nicht im­mer aus Papier sein: auch Inschriften in Torbalken sprechen von der Vergangenheit. Wer einmal zu suchen begonnen hat. wird noch vieles finden. Auf dem Oiebiet der Wappenkunde ist größte Vorsicht geboten: Neben viel Kitsch und Betrug be­stehen nicht allzuviele echte, ehrliche Wappen. Wertvoller ist es zumeist, sich eine Ahnentafel aus lauter Fotografien her­zustellen. Auf diese Weise wird die Ahnensorschung zu einer Un­terstützung und Verlebendigung der Rassenkunde des deutschen Volkes. Eine wertvolle Entdeckung ist es. wenn der Sippenfor­scher zu dem Ergebnis kommt, daß bei weitem Zurückqehen das ganze deutsche Volk eine einzige große Verwandtschaft darstellt. Der Redner konnte das große Gebiet der Sippenforschung und Auswanderung nur streifen.

Die Anwesenden, die alle aus eigenem Interesse an der SaW gekommen waren, waren sehr dankbar für das Gehörte. Man hat den Eindruck, daß alle Behörden und Parteigliederungen in einen solchen Vortrag ihre Vertreter entsenden sollten. Die Liebe zur Sache und die umfassende Sachkenntnis des Pg. Ober­reallehrer Vodamer würde dies rechtfertigen.