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Nr. 66

Zamstag, den 18. März 1939

113. Jahrgang

Wien sprach für Grotzdeutfchland

Triumphaler Empfang des Führers Die Wiener dankten für die neue Friedenstat

mit unbeschreiblichen Beifallsstürmen

Wien, 17. März. Von Brünn kommend, traf der Führer am Freitag um 17 Uhr in Wien ein. Die Bevölkerung der Stadt Wien bereitete dem Führer, dessen Kommen erst wenige Stun­den vorher bekanntgegeben worden war, einen begeisterten tri­umphalen Empfang. Die Bewohner Wiens und der Ostmark hat­ten sich von jeher mit den deutschen Volksgenossen in Prag und in ganz Böhmen und Mähren eng verbunden gefühlt. Deshalb empfinden auch gerade sie das grosse Glück der Befreiung der Deutschen in ihrer Nähe ganz besonders. Diese Freude kam in dem überwältigenden Empfang beglückend zum Ausdruck, der s dem Führer von der ersten Minute seiner Ankunft in Wien an bereitet wurde. i

Kaum hatte der Führer mit seiner Begleitung, in der sich auch , der Reichsminister des Auswärtigen, von Ribbentrop, der ! Chef des Oberkommandos der Wehrmacht, Generaloberst Kei« ' tel, Reichsminister Dr. Lammers, Reichsführer U Himmler und Reichspressechef Dr. Dietrich befanden, sowie mit den Män- : nern, die ihn in Wien erwartet hatten, unter ihnen Reichskom- : missar Gauleiter Vürckel, Reichsstatthalter Dr. Seytz-Jnquart , und Bürgermeister Dr. Neubacher, den Nordbahnhof verlassen, , als ihm ein unendlicher Begeisterungssturm entgegentoste, der sich j auf der ganzen Fahrt durch Wien zum HotelImperial" > immer mehr steigerte.

Die Strassen Wiens prangten im festlichen Hakenkreuzfchmuck. Unübersehbar dichte Menschenreihen drängten sich hinter der Absperrkette, die nur mit Mühe die Fahrbahn für den Führer freihalten konnte. Vor dem HotelImperial" schritt der Führer unter den Klängen des Präsentiermarsches und der Hymnen der Nation die Front der Ehrenkompanie des Heeres ab. Der Begei­sterungssturm der Wiener nahm hier unvorstellbare Ausmasse an. Aber alles das wurde noch übertroffen, als wenige Minuten später der Führer auf dem Balkon des HotelsImperial" er- fchien. Da brauste ihm wieder wie an jenem denkwürdigen, un­vergesslichen 14. März des vorigen Jahres, da der Führer zum ersten Mal in Wien einzog, der Vegeisterungsorkan der unüber­sehbaren Tausende entgegen, die dicht gedrängt den Schwarzen­berg-Platz bis in den letzten Winkel füllten. Minutenlang reck­ten sich die Hände zum Führer empor, minutenlang erklangen die ohrenbetäubenden Heil-Rufe. Und immer wieder grüßte der Führer dankend nach allen Seiten.

Wien ist glücklich, als erste Stadt des Eroßdeutschen Reiches den Führer nach seiner triumphalen Fahrt durch die Protekto­ratsgebiete Böhmen und Mähren und nach feiner genialen staatsmännischen Tat in seinen Mauern zu wissen.

*

General Sirovy in Prag vom Führer empfangen

Prag, 17. März. Im Gegensatz zu gewissen Zeitungsmeldnngen aus London erfahren wir, daß sich General Sirovy in Prag befindet, wo er sich am Donnerstag beim Führer zu einer kreund- schaftlich verlaufenen Audienz meldete.

und Mähren ist damit hergestellt. Mit der Wetterverbesserung überflogen mehrere Geschwader der deutschen Luftwaffe die Länder Böhmen und Mähren. Die Verbände berüLrten nachmittags Prag und Brünn."

< Weitere Nachrichten hierzu siehe Seite 9)

Das Wellecho

zur Neuordnung in Mitteleuropa

Alle Blätter der Welt sind angefüllt mit den historische^ Ereignissen des 13. und 16. März, die Adolf Hitler mit küh­ner Entschlossenheit und einer Plötzlichkeit ohnegleichen in Böhmen und Mähren vollzog. Daß im Westen bei den grossen Demokratien die Verärgerung, der Neid und Hatz gross durchbricht, .ist selbstverständlich. In Paris, London und Neuyork schäumt die sog. Weltpresse vor Wut und orakelt in Drohungen und Prophezeiungen. Nur vereinzelt zeigt sich Einsicht, Verständnis und Kenntnis der Dinge. Darüber einige Stimmen:

Amerika

Die jüngsten Ereignisse in Mitteleuropa nehmen ln der ameri­kanischen Presse einen breiten Raum ein. Die Blätter bringen Auszüge aus dem Erlaß des Führers über das Protektorat Böh­men und Mähren. Trotz der Tatsache, dass Amerika Taufpate der jetzt nicht mehr existierensen tschechoslowakischen Republik war und die Blätter daher vielfach ihre gewohnte Sprache füh­ren, wenden sich doch verschiedene Zeitungen in Betrachtungen den Ereignissen zu, die. die geschichtliche Entwicklung würdigem So stellt derChristian Science Mouitsr" fest, die Auflösung der Tschechoslowakei entspringe aus geschichtlichen Vorgängen, die heute viele Länder bedauerten, nämlich dem ungerechten Ver- , sailler Diktat. DerWashington Times Herald" übernimmt den i Leitartikel der mit über 2,8 Millionen Tagesauflage größten ' Neuyorker ZeitungNeuyork Daily News", in dem es u. a. heißt:Unter den Kommunisten und ihren Weggenossen in Amerika herrscht zwar großes Geschrei über das Schicksal der Tschechoslowakei, aber es besteht kein Grund, weshalb sich die Amerikaner darüber aufregen sollten." Die Tschechoslowakei sei ein künstliches Gebilde gewesen, das aus egoistischen Motiven ge­schaffen wurde, um Deutschland fortdauernd bedrängen zu könnem Wenn der Führer jetzt diese künstlichen Grenzen abbreche, so stelle er damit eine viel logischere Einteilung Mitteleuropas her.

London kein Verständnis sür Notwendigkeiten

Die Londoner Presse steht auch am Freitag völlig im Banne der weltgeschichtlichen Neuordnung im Herzen Mitteleuropas. Die Blätter beschäftigen sich sämtlich sehr eingehend mit der durch die Schaffung des Reichsprotertorats in Böhmen und Mäh­ren entstandenen Lage, wobei allerdings sachliche Argumente kaum zu verzeichnen sind. Fast allgemein spricht aus den Kom­mentaren diem oralische Entrüstung" darüber, daß der Einfluss und dieguten Ratschläge" der westlichen Demokratien

nun für immer in Mitteleuropa ausgeschaltet sind. Daneben halten es die Blätter für notwendig, alle möglichen anderen Länder vor den angeblichen deutschen Absichten zu warnen und in diesem Zusammenhang die sinnlosesten und abenteuerlichsten Kombinationen zu erörtern.

Brasilien

In der brasilianischen Presse, deren Stellungnahme zu den Er­eignissen in Böhmen und Mahren sich von vornherein durch Objektivität auszeichnete, kommen jetzt Stimmen offener Be­wunderung für die Erfolge der deutschen Politik zu Wort.Hei- tor Mubriz" meint, die Trennung der Slowaken von den Tsche- ! chen wäre früher oder später ganz unabhängig vom deutschen ! Eingreifen sowieso erfolgt. Es stehe fest, daß Hitler ohne einen Tropfen Blut zu vergießen, ohne einen einzigen Schuß, geleitet von einem wunderbaren Stern, schlagartig gehandelt habe. Die letzten Tage zählten zu den bedeutendsten Ereignissen der Welt­geschichte. Eine interessante Würdigung veröffentlicht der Di­rektor des BlattesVatalha", Julio Varata. Er spricht von einem unleugbar wundervollen Marsch, der sachlich betrach­tet werden müsse. Die Landkarte eines Erdteiles verändere sich durch ein einfaches Wort eines Mannes, ohne einen Kanonen­schuss zu hören, ohne daß ein Blutstropfen vergossen werde. 1918 sei Deutschland ein besiegtes und erledigtes Land gewesen. 20 Jahre später sei es die Macht, die die Geschichte Europas be- ! stimme, vor der alle anderen schweigen. Es handle sich offenficht- , lich um ein Wunder, das das Werk und die Folge einer poli- s tischen Umbildung sei. Vor 20 Jahren ohne Heer, Marine und ! Luftwaffe, besitze Deutschland heute die beste und vollkommenste Wehrmacht der Welt.Die gesamte Wiederauferstehung", so schließt Varata,ist lediglich das Werk einer starken Regierung, einer eisernen Disziplin und eines tiefen Glaubens an die eigene Kraft."

- Adolf Hitler der grösste Mann des 2V. Jahrhunderts"

Das Wilnaer BlattSlovo" schreibt, das erste Gefühl, das sich für Adolf Hitler aufdränge, sei das der Bewunderung. Na­poleon habe Staaten beseitigt und Grenzen rasch durchgestrichen, § ober nach blutigen Kümpfen. Adolf Hitler habe innerhalb von , wenigen Stunden ohne einen einzigen Schutz Oesterreich erhalten, s dann das Sudetenland, die Slowakei, Mähren und Böhmen, s Adolf Hitler habe das Recht auf den Namen des größten Deut­schen und auf den Namen des grössten Mannes des 20. Jahr- § Hunderts.

!

! Jugoslawien erhofft engere wirtschaftliche Zusammenarbeit

! 2n führenden politischen Kreisen der jugoslawischen Hauptstadt ! verfolgt man die Entwicklung im mitteleuropäischen Raum und i die erfolgreiche, ungehinderte Durchsetzung der deutschen Ord­nung mit größter Anteilnahme und Ruhe. Man gibt der Hoff- s nung und dem Wunsche Ausdruck, daß sich die deutsch-jugosla- ! wische Freundschaft in Zukunft noch vertiefen möge. Da di« s frühere Tschechoslowakei hinter Deutschland an zweiter Stelle im ! jugoslawischen Außenhandel stanv, erwartet mau auf wirtschaft- i lichem Gebiet eine noch umfassendere und engere Zusammen- > arbeit als bisher. Der LaibacherSlovenec" macht darauf auf- i merksam, daß das Deutsche Reich nunmehr mit einer Einwohner- i zahl von annähernd 90 Millionen sc viel Bewohner besitze wie ! Frankreich und England zusammen. Außerdem sei Deutschland i jetzt der größte Industriestaat der Welt, in dem 18,7 I Millionen Menschen gegen 13,4 Millionen in USA. und 10.45 I Millionen in England in der Industrie beschäftigt seien.

Nur noch eine einzige Partei siir die Tschechen

Prag, 17. März. Auf der Prager Burg fanden am Freitag Verhandlungen zwischen Dr. Hacha und dem engeren Präsidium der Tschechischen Nationalen Einheitspartei statt, in denen be­schlossen wurde, das tschechische Volk in einer einzigen Partei zusammenzuschließen. An der Spitze der Partei wird Dr. Hacha stehen. Aufgrund der Loslösung der Slowakei und der Karpa- tho-Ukraine ist das Schicksal des Prager Parlaments be­siegelt. Es dürfte noch im Laufe dieses Monats aufgelöst werden.

*

Der erste deutsche BorveMnrMiu Wag

Prag, 17. März. General Geyr von Schweppenberg nahm Freitagmittag auf dem Wenzel-Platz als ersten Vorbeimarsch deutscher Truppen in Prag den der deutschen Panzerwa­gen ab. Eine halbe Stunde lang rollten die deutschen Panzer Klassen in schneller Fahrt und schnurgerade ausgerichtet oen Wenzel-Platz hinunter. Begünstigt durch das herrliche Wet­ter, säumte eine zahlreiche Menschenmenge beide Seiten des Platzes. In den Häusern waren alle Fenster und Balkone dicht vesetzt. Das Publkium, das zum überwiegenden Teil aus Tsche­chen bestand, war durch das wuchtige Schauspiel stark beeindruckt, "lach dem Vorbeimarsch konnte man beobachten, wie sich Tschechen rn der Menge verstreute deutschen Soldaten wandten und sich bei ihnen nach Einzelheiten erkundigten. Während des Vor­beimarsches brausten ununterbrochen deutsche Kampfflugzeuge niedrig über den Wenzel-Platz dahin.

Die Ruhe und Sicherheit

in Böhmen und Mähren hergestellt

Berlin. 17. März. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:Im Laufe des 16. März haben die Truppen der Heeresgruppe IH und der Heeresgruppe V im wesentlichen hie als endgültige Ziele zugewiesenen Räume ohne Zwischen­fälle erreicht. Die Ruhe und Sicherheit in den Ländern Böhmen

Neue Ermächligungsvorlage in Frankreich

! Paris, 17. März. In gut unterrichteten politischen Kreisen rech- i net man damit, daß die Regierung Vollmachten bis zum 30. ! November 1939 fordern wird. Die Essetzesvorlage, die der Mini- ^ sterrat am Freitag einstimmig gebilligt hat, enthalte außer der i Begründung nur einen einzigen Satz:Die Regierung ist er- > mächtigt, auf dem Wege von Erlassen, die im Ministerrat fest- l gelegt werden, die notwendigen Maßnahmen für die Festigung s und das Anwachsen der Stärke Frankreichs zu ergreifen." Man ! vermutet, daß die Vorlage am Samstag in der Kammer einge- ! bracht wird-

I

3ud Bluml erhielt zwei Ohrfeigen

Paris, 17. März. In den Wandelgängen der Kammer herrschte irm Freitag große Nervosität, die bereits am Vormittag im An­schluß an die Zwischenfälle bei der Behandlung des Falles Marty dadurch zum Ausdruck kam, daß kommunistische und i rechtsgerichtete Abgeordnete handgreiflich aneinandergerieten. ! Ein französischer Pressevertreter geriet mit dem ehemaligen Ka­binettschef LöonBIums, dem Juden Blume! in einen Streit, ! ider damit endete, daß der Pressevertreter dem Juden zwei Ohr- j ffeigen gab.

! Stürmische Kammersitzung in Paris

j 11 5V0 Franzosen gingen nach Sowjetspanien

j Paris, 17. März. In der Kammer kam es am Donnerstag s zu Stumrszenen, als der rechtsgerichtete Abgeordnete Henriot die i Aussagen französischer Mitglieder der Internationalen Brigade ! verlas, die furchtbare Anklagen gegen den Kommunisten s Marty enthielten. Immer wieder ertönten von rechts Zwi­

schenrufe wieMörder",Bandit",Nach Rußland" usw. Hen­riot forderte die Regierung auf, eine gerichtliche Untersuchung vorzunehmen Abgeordneter Tixier-Vigancourt erklärte, Marty habe trotz eines französischen Gesetzes, das die Rekrutierung von Freiwilligen in Frankreich für Spanien verbiete, 11500 Mann rtach Sowjetspanien gebracht, von denen ein Drittel nicht mehr zurückgekommen sei. Als Marty die Tribüne bestieg, ertönten Rufe wieSchweinehund",Mörder",Bandit",Verbrecher" usw. Der größte Teil der rechtsgerichteten Abgeordneten verließ den Sitzungssaal. Besonders der Abgeordnete Tixier-Vigancourt warf Marty immer wieder vor, ein Fahnenflüchtiger des Welt­krieges und ein Mörder des spanischen Bürgerkrieges zu sein. Der Tumult nahm zeitweise bedenkliche Formen an, und minu­tenlang glaubte man, daß sich die Kommunisten auf ihre am äußersten rechten Flügel der Kammer sitzenden Gegner stürzen würden. Als Marty wieder behauptete, daß die gegen einen An­kläger aufgeführten Zeugen, die selbst Mitglieder dieser Briga­den waren, vorbestrafte Verbrecher seien, rief ihm ein Abgeord­neter zu, er, Marty, sei selbst ein Verräter und wegen Hochver­rats verurteilt, begnadigt und schließlich amnestiert. Es würden sich aber in Frankreich Männer finden, die auch ihn endgültig vernichten würden.

Am Schluß der Marty-Dcbatte in der Kammer forderte die Regierung die sofortige Diskussion über den Eesetzeserlatz, der einen Kredit von 150 Millionen Franc zugunsten der rotspanischen Flüchtlinge eröffnet. Nach kurzer Aussprache nahm die Kammer mit 410 gegen 133 Stimmen Len Kesetzeserlaß an.

Ministerrat in Paris

Paris, 17. März. Im Ministerrat, der am Freitag vormitta' von 10 bis 12 Mir tagte, haben Ministerpräsident Daladier und