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Ragolder Tagdlatt »Der Gesevschnfter"
LV«r etwa» anderes: Sind Eie schon einmal geritten? I
Wahrscheinlich nicht!
Haben Sie schon einmal einen Stotztrupp-Angriff gesehen?
Auch das nicht? !
Eine bescheidene Frage: Haben Sie schon das Heeresarchiv be- ? sucht? Wie? Keine Zeit! Ach so... Und wie das Essen aus ! der Feldküche schmeckt und wie es auf einem Manöverball zugeht, davon haben Sie wohl auch keine Ahnung!
Aber — Haben Sie schon einmal etwas vom ^Laa der Wehrmacht" gehört?
S», so, gehört haben Sie schon davon. Run, alles Reue und Unbekannte unserer Wehrmacht solle» Sie am IS. März selbst sehen und miterleben können.
Aber noch mehr. Wir Soldaten wolle« euch Außenstehenden einen Abschnitt von unserer Arbeit, von unserem Können und von unserer Geschicklichkeit, aber auch von unserem echten Soldatenhumor vermitteln. So hat der „Tag der Wehrmacht" am IS. März und die Vorführungen in sämtliche« Kasernen seinen dreifachen Zweck zu erfüllen, nämlich die Wehrmacht und ihre Tätigkeit der Bevölkerung nahezubringen, dem WHW. einen möglichst großen Opfererfolg zuzuführen, und nicht zuletzt uns an die Tatsache zu erinnern, daß uns der Führer wieder eine starke Wehrmacht gegeben hat.
— Die übertragbare» Krankheiten in Württemberg. I« der
Woche vom 26. Februar bis 4. März 1939 find in Württemberg folgende Fälle von übertragbaren Krankheiten, einschließlich der erst beim Tode bekannt gewordenen Krankheitsfälle (Todesfälle in Klammer») augezeigt worden: Diphtherie 42 (1), Scharlach Ü1 (—), Tuberkulose der Atmungsorgane 78 (17), Tuberkulose der Haut 11 (1), Tuberkulose anderer Organe 8 (3), Genickstarre H (4), Kinderlähmung 1 (-—), Abortus Bang. 1 (—), Paratyphus 8 (—), übertragbare Ruhr 1 (—), Kindbettfieber 2 (1), fieberhafte Fehlgeburt 1 (1), übertragbare Gehirnentzündung 1 (—). Keuchhusten 58 (2).
Nach dem Riesen — vor dem Schnupfen
Los Dr. med. Georg L a sfmanu.
Eine gewöhnliche Erkältung gilt allgemein als eine verhältnismäßig harmlose Gesundheitsstörung, die fast unvermeidlich scheint und nach einiger Zeit wieder von selbst ausheilt. Zu dieser Gruppe rechnet man den einfachen Schnupfen, de» Rachenkatarrh, den Luftröhrenkatarrh, die Bronchitis und leichtere Formen des Muskelrheumatismus. Die Erfahrung zeigt schon dem Laien, daß sich auch schwere Krankheitszustände, Kiefer- und Stirnhöhleneiterungeu, schwere Mandelentzündungen mit ihren Folgezustäudeu sowie Lungeukraukheitea anschließen können.
Ein heftiger Muskelrheumatismus kann ein sehr langwieriges und schmerzhaftes Leiden sein. Bei der Mandelentzündung stutzt man schon, wenn mau fieals Erkältungskrankheit bezeichnen hört. Und wie steht es mit dem Ge- ! lenkrheumatismus oder gar der Grippe? Auch diese Krankheiten treten vorzugsweise in der naßkalten Jahreszeit auf, : und man glaubt meist, daß eine Abkühlung» also eine Erkältung, vorausgegangen ist. Es steht jedoch fest, dcch bei diesen Krankheiten Mikroben eine wichtige Rolle spielen, daß eine gewisse Ansteckungsgefahr besteht, und auch die harmlosen Erkältungszustände wie Schnupfen und Husten werden, wie man weiß, durch Anhusten und Anniesen leicht ' übertragen. Schließlich zeigt uns die Alltagserfahrung, daß : einzelne Menschen unverhältnismäßig oft von Schleimhaut- j katarrhen, von Mandelentzündungen oder rheumatischem i Fieber befallen werde«. ,
Wir finden also neben der Erkältung noch zwei andere ? Ursachen: die Infektion und die Krankheitsbereitschaft. » Diese Erkenntnis zwingt uns dazu, mit der weitverbreiteten ? Ansicht zu brechen, daß immer nur eine Ursache in Frage ! komme. Wie bei allem biologischen Geschehen wirken auch s bei der Krankheitsentstehuug gewöhnlich mehrere Einflüsse ! gleichzeitig. Das Wachstum einer Pflanze ist vom Boden, ' von der Befeuchtung und der Belichtung abhängig, die Ee- - sundheit des Menschen dagegen von der Art feiner Konsti- ! tution, vom Klima und der Lebensweise. Sind die Abwehr- ! kräfte des Organismus ausreichend, ist also die Konstitution ^ günstig, entspricht das Klima seiner Eigenart und lebt er so, ' daß Schäden der Umwelt ihn nicht erreichen, so bleibt der ^ Mensch gesund. An schlechtes, naßkaltes Wetter stad viele ' Großstädter nicht mehr recht gewöhnt.
Fragen wir uns nun. was läßt sich eigentlich aeaeu die
Erkaltung tun und worin besteht sie? Da muß zunächst fest- gestellt werden, daß man sich auch im Sommer erkälten kan« und daß bei trockenem Frost die Gefahr, sich zu erkälten, eigentlich überraschend gering ist. Die naßkalte Jahreszeit dagegen... Ist die Haut an einer Stelle naß geworden und streicht die Luft wie ein kalter Hauch an ihr vorbei, so wird der Haut viel Wärme entzogen. Es tritt also eine erhebliche Teilabkühlung ein. Sind die Füße naß geworden, hat man lange mit kalten Füßen stehen müssen, so zieht man sich gewöhnlich keine Fußerkältung zu, sondern bekommt einen Schnupfen oder rheumatische Schmerzen. Die Erkältung ist demnach kein örtlicher Vorgang, sondern beruht aus einer Umstimmung des ganzen Organismus, und die ErkrankunL tritt dann an bestimmten b«rorzugten Stellen ein. ^ Man erkrankt aber keineswegs immer nach einer Teilabkühlung. Im Gegenteil, fast jeder Mensch setzt sich täglich einem kalten Hauch aus «nd erkrankt doch nur gelegentlich. Wenn wir ohne besondere Veranlassung heftig niesen müssen, fällt uns schon irgendeine Erkaltuugsgelegenheit ei«, und wenn wir sehr vorsichtig sind, nehmen wir den berühmten Tropfe» Jod, der dann auch meistens Hilst. Dabei bleibt allerdings die Frage offen, ob wirklich der Jodtropfen de« drohenden Schnupfen verhütet hat. Es gibt nämlich auch Fachleute, die der Meinung sind, das Riesen sei ein natürlicher Abwehrvorgang gegen einen Erkältungsschaden. Riesen hat so etwas Befreiendes. Die Rasenschleimhaut sondert ein dünnes Sekret ab, man kann sich danach so erfolgreich die Rase putzen. Sir wird von trockenen Borken, Schleim und Bakterien bereit. Die Schleimhäute der obere» Luftwege werden kräftig durchblutet. Vielleicht war die altmodische Sitte des Schnupfeus ei» recht zweckmäßiges Vorbeugungs- mittek gegen Erkältungen in einer Zeit, da man noch nichts von Bacillen wußte und^ noch keine Tabletten schluckte.
Hat das Riesen nicht ausgereicht und kommt der Schimpfe» dennoch, nun, so wird man vielleicht sagen können, daß die bakterielle Ansteckung zu stark war. Wenn man es sich recht überlegt, so hat man schon sehr oft einen kräftigen Niesanfall gehabt, ohne daß danach eine Erkältung austrat. Im Beginn eines echten Schnupfens muß man freilich auch unter dem Einfluß eines Schleimhautreizes oft niesen, aber das ist dann schon eine Begleiterscheinung des Schnupfens- Es find zahlreiche Versuche unternommen worden, «m durch Kältereize auf der Haut, zum Beispiel Abkühlung der Füße, Niesretz zu erzeugen, und das gelingt auch in den meisten Fällen. Dagegen ist es gar nicht leicht, eine Erkältungskrankheit allem dnrch Teilabkühlung hervorzurufen. Aerzte haben sich im Selbstoersuch durch feuchte Kälte stark abgekühlt und sich dann einem kühlen Luftzug ausgesetzt, aber fast immer ohne Erfolg, selbst wenn sie vor Kälte klapperten, daß sie nicht sprechen konnten. Unser Körper verfügt eben über ausgezeichnete Ausgleichseinrichtungen g^en örtliche Temperaturschwankungen. Es muß wohl immer noch gleichzeitig eine bakterielle Infektion bestehen und eine konstitutionelle oder durch äußere Umstände bedingte Krankheitsbereitschaft vorliegen, um eine Erkältungskrankheit hervorzurufen. Die Verhütung der Infektion «nd die von Jugend auf sinnvoll und vorsichtig dnrchgeführte Abhärtung gegen Temperaturwechsel find daher in Verbindung mit Leibesübungen und naturgemäßer Lebensweise die besten Varber^ungsmaßnahmen gegen Äs Erkältung.
Wirtschaft
Brandschadenstatiftik nun für Eroßdeutschland WPD. Erstmalig kann die Fachgruppe Feuerversicherung in der Wirtschaftsgruppe Privatversicherung für den Monat Januar eine Ueberficht über die Brandschäden Grotzdeutschlands veröffentlichen, da sich die privaten Feuerversicherungsunternehmen der Ostmark und des Sudetenlandes jetzt auch an den monatlichen Schadensmeldungen beteiligen. Die Gesamtzahl der Schäden belief sich für Eroßdeutschland auf 27 969 mit einer Eesamt- schadenssumme von 10,27 Millionen RM. In der Ostmark und im Sudetenland allein wurden 715 Schadensfälle festgestellt, die «inen Werteverlust von 774 000 RM. verursachten. Im Altreich entfiele» von der gesamten Schadenssumme nicht weniger als 70 v. H. auf industrielle Feuerversicherung, während der Anteil in der Ostmark und im Sudetenland nur 50 v. H. betrug. Dagegen entfielen in diesen beiden Gebieten auf die landwirtschaftliche Feuerversicherung 26 v. H. und auf das einfache Geschäft (Versicherung von Gebäuden und Hausrat) 24 v. H.. während
Freitag, den 17. März 1939
Kein Haus ohne den „Gesellschafter"
die entsprechende« Ziffern für das Altreich sich auf 11 bezw. 19 v. H. beliefen.
Zusammenbrüche rm württ. Handwerk weiter rückläufig. Im
Jahre 1938 sind im württ. Handwerk insgesamt 17 Konkurse und Vergleichsverfahren neu aufgetreten. Der größte Teil (9 Kon- ! kurse und 1 Vergleichsverfahren) entsallen wie auch schon im ! Vorjahr auf Stuttgart. Die Gesamtzahl der Zusammenbrüche ! von 17 liegt niedriger als im Vorjahr (30) und als in den gan- ! ze« Vorjahren (1936: 39.1935: 52,1934: 76.1933: 92,1932: 251).
! Die Zahl der Konkurse »»d Vergleiche im württembergischen Handwerk war schon im Vorjahr auf einem Tiefstand angelangt, ist aber erfreulicherweise nocheinmal zurückgegange«. Die Zusammenbrüche des Jahres 1938 betragen nur noch rund 7 Prozent (im Vorjahr 12 Prozent) des Jahres 1932. Die Zahl der Konkurse ist 1938 auf 9 Prozent (im Vorjahr 17 Prozent) von 1932, die der Vergleiche auf 2,5 Prozent von 1932 gesunken.
Die Maschinenfabrik Eßlingen konnte ihren Umsatz im Jahre 1938 gegenüber dem Vorjahr sehr erheblich steigern. An Menschen und Maschinen seien die höchsten Anforderungen gestellt worden. Trotzdem ist der ins neue Geschäftsjahr übernommene unerledigte Auftragsbestand gegenüber dem Vorjahr beträchtlich erhöht. Die Ausfuhr der Firma geht nach 48 europäischen, astatischen, amerikanischen und afrikanische» Staaten. Sie konnte gegenüber dem Vorjahr wesentlich gesteigert werden. Es ergibt sich einschließlich des Eewinnvortrages von 26 OM (3000) RM. ein Reingewinn von 442 895 (345 788) RM. aus dem eine aus 8 (5) Prozent erhöhte Dividende auf das AK. von 6,4 Mill. RM. gezahlt werden soll. Rund 59 000 RM. verbleiben dann zum Vor^ -
Stuttgarter Straßenbahnen NG„ Stuttgart. Der Anssichtsrat hat in einer Sitzung beschlossen, der am 1. April ds. Js. statt- ftndenden Hauptversammlung die Ausschüttung einer Dividende von 8 (5,5) Prozent in Vorschlag zu bringen.
S. B. Schlesinger ». Eo in arischem Besitz. Die bisher von der «ichtarischen Firma S. B. Schlesinger u. Co., Pforzheim, betriebene Kettenfabrik ist durch Kauf unter Ausschluß der Forderungen «nd Verbindlichkeiten an Kaufmann Max Bessert, Pforzheim, Sbergegangen und damit arisiert worden.
Vremen-Vesigheimer Oelfabriken, Breme». In der AR.-Eitzung wurde beschlossen, der HV. am 28. März für 1938 eine Dividende von 5 (6) Prozent vorzuschlagen.
Die Württembergische Hypothekenbank, di« km Laufe des Geschäftsjahres 1938 ihr AK. um 0,4 auf 8,6 Mill. RM. durch Einziehung eigener Aktien herabgesetzt hat, bezeichnet den Verlaus des Sichres 1938 in ihrem Bericht als befriedigend. Das Unter» i nehme«, dessen Aktienmerheit im Besitz der Bayrischen Hypothe- ! ken- »uv Wechselbank ist, schließt das Jahr 1938 mit einem wie- ! denn erhöhte» Reingewinn von 503 433 (472 738) RM. ab, der ! sich um den Vortrag ans 539 633 (608 491) RM. erhöht. Daraus i soll eine unveränderte Dividende von 5,5 Prozent aus das uuw- ) mehr ermäßigte Kapital gezahlt werden. Zum Vortrag verdlei- i ben darnach 67 000 (136 000) RM.
> Württ. Banmwoll-Spinuerei «nd -Weberei bei Eßlingen a. R.
! Rach dem Geschäftsbericht hatte die Gesellschaft im Geschäftsjahr
> 1938 einen wertere» Aufschwung zu verzeichnen. Die Rohstoffzu» ! teilung war befriedigend und durch Verarbeitung vv« Zell- ! wolle und andere» Spinnstoffen sowie Hereinnahm« größerer
Exportaufträge war es möglich, die Produktion weiter zu steigern. Der Gewinn des Geschäftsjahres 1938 beträgt 165 338 (i. V. 105 847) RM., sodaß zuzüglich des Gewinnvortrags von 33 992 RM. (46 308) 199 330 RM. (152155 RM.) zur Verfü- gung stehen. Von dem Gewinn soll eine Dividende von 7 Prozent zur Verteilung gebracht werden, und zwar je 6 Prozent auf die Vorzugs- und Stammaktien, während 1 Prozent Vorzugsund Stammaktien-Dividende gemäß dem Anleihestockgesetz an die Deutsche Golddiskontbank Berlin überwiesen und 61116 RM.
! auf neue Rechnung rorgetragen werden sollen.
Allgemeine Rentenanstalt» Stuttgart, beteiligt sich an der Le- ouberger Bausparkasse. Im Auge der Neugründung der Leonberger Bausparkasse AG., die aus einer Verschmelzung der Leonberger Bausparkasse eGmbH., der Kosmos-Bausparkasse AG. und deu Vaterhaus-Bausparkasse GmbH, mit 0,4 Mill. RM. AK. erfolgt ist, wird mitgeteilt, daß die Verwaltung der Leonberger Bausparkasse ihre Fremdgeldmaßnahmen, die bei der früheren Genossenschaft bereits zu schönen Erfolgen geführt haben, nunmehr auch auf die neue Gesellschaft ausdehnen wird. Es ist gelungen, zu diesem Zweck sich der kapital- und kreditmäßigeu Mitarbeit der Allgemeine Rentenanstalt, Lebens- und Reten- versicherungs-AE., Stuttgart, zu versichern. Die Allgemeine Rentenanstalt ist darüber hinaus an der neuen Aktiengesellschaft maßgeblich beteiligt.
Die Baumwollspinnerei und Weberei Lampertsmühle AG, Lampertsmühle (Saarpfalz) zahlt nach dem HV.-Veschluß vom 13. März eine auf 8 (10) Prozent reduzierte Dividende aus das AK. von 1,6 Mill. RM. vor, das sich zum überwiegenden Teil in Händen der Mech. Buntweberei Brennet, Brennet, und damit der Stuttgarter Familie Denk, befindet.
W Wien M M
Kille vettere Geschichte um Ließe unv zagv m im um Miiucheu von Hans Wagner
Urbeberrechtsschutz durch Berlagsanstalt Man,. Regensburg. 51. Fortsetzung. ^ (Nachdruckverboten.)
Da hörte sie Schritte draußen im Vorsaal und ihre Aufmerksamkeit kehrte zurück. Eine Stimme erklang, eine ihr ach so vertraute Stimme: „Legen Sie mir gleich den Besuchsanzug heraus, Frau Gerstner. Heut ists endlich so weit."
Und jetzt öffnete sich die Tür, herein trat — der Jäger Neubauer. Zwar nicht — wie sonst — im mitgenommenen Lodenrock, aber daran nahm das Hannerl keinen Anstoß. In die Ecke, in der das Hannerl saß, schaute er nicht, machte sich vielmehr am Schreibtisch zu schaffen. Auf einmal riß es ihn herum, denn er hatte hinter sich eine Stimme gehört. „Herr Neubauer!" hatte diese Stimme gerufen.
„Ja s'Hannerl! Herrgott, Hannerl! Wie kommst denn du hierher?"
Das Hannerl starrte entgeistert und fand insofern nicht einmal an dem plötzlichen Du etwas auszufetzen. Denken und sagen konnte sie überhaupt nichts, denn der Jäger hatte sie schon in seine Arme gezogen und küßte sie. Dagegen war das Demonstrieren draußen in Efchenkirchen schon gar nichts. Das Hannerl wollte sich frei machen.
„Was denn? Was denn? Jetzt möcht ich aber erst wissen, was das alles bedeuten soll. Ich werd ja noch verrückt, wenn ich nicht endlich einmal Gewißheit bekomme!"
„Die sollst du haben, mein Hannerl, endlich kann ich sie dir geben. Horch her:
Ich bin der Jäger von Efchenkirchen und auch der Doktor Neubauer. Verstehst du's?"
„Nicht so ganz."
„Muß ich also noch deutlicher werden. Also ich bin der Dottor Neubauer. Drüben hängt mein Diplom. Siehst du»? Und die Jagd in Efchenkirchen Hab ich auch gepachtet."
„Aber der Herr Schilling?"
„Der? Der ist mein alter Freund, schon von der Studentenzeit her. Er hat hier den Jagdherrn spielen müssen, nachdem du mich für einen Förster oder Jäger gehalten hattest und ich dir die Hedi dressieren sollte. Sakra, Hab ich mir gesagt, damals an dem Sonntag, als ich dich das erstemal sah, die oder keine! Und da erzähltest du mir von der Hedi. Da Hab ich's bedauert, daß ich mit deinen Eltern die Auseinandersetzung hatte, und mir gejagt, jetzt wärs schon recht, wenn du als Jäger durchgingst. War so eine Laune von mir, Hannerl, daß ich mir vornahm: jetzt bist du einmal der Jäger für das Mädel, jetzt bleibst du's vorläufig auch. Lang hält ich die Maskerade nicht getrieben, wenn nicht noch etwas anderes dazwischen gekommen wäre. Die Sache mit dem Herrschaftsgut, das der andere Neubauer von deinem Vater kaufen sollte..."
„Das versteh ich schon wieder nicht."
„Der andere Neubauer ist auch ein Freund von mir, den ich zufällig vor ein paar Wochen nach jahrelanger Trennung hier wieder traf. Und weil ich nimmer dein Jäger hätte bleiben können, wäre ich zu deinem Vater als Kaufinteressent gegangen, so habe ich ihn unter meinem Namen zum Papa geschickt, damit meine Doppelrolle nicht aufkam. Und nun hat es halt das Unglück wollen, daß dein Vater gemeint hat, du müßtest unbedingt Frau Dr. Neubauer werden. Wie ich das erfahren Hab, da Hab ich ja sofort das Spiel aufhören wollen und Farbe bekennen, aber dann Hab ich doch erst die Gutsgeschichte zu Ende führen wollen.
Was du alles hast durchmachen müsien, mein liebes Hannerl, das Hab ich im Anfang gar nicht gewußt, aber wie ich's erfahren Hab, da standen wir fast schon am Ende der Verhandlungen mit deinem Vater und ich Hab mich beeilt, damit der Kauf nur recht bald zustande kam."
„Und deine Reise?"
„Da war ich nicht in Pommern, Hannerl, wie man dir erzählt hat. Dort habe ich gar keine Verwandten, das haben dir nur Bernd und die Hilde vorlügen müssen. Ich war zur Elchjagd in Norwegen. Den mächtigen Schaufler dort an
der Wand, den Hab ich geschossen, und noch jo einen, einen viel besseren, hätt ich schießen können, aber da kam dein Bildl an. Da Hab ich die Büchse eingepackt und nichts Hais gegeben als heimfahren. Von Drontheim her bin ich sogar geflogen, nur damit ich recht bald wieder nach München zu meinem Hannerl kam..."
„So lieb hast mich?"
„Da magst du noch fragen! Und hör weiter: Gestern, so um zwölf in der Nacht, da seh ich in der Stadt drinnen einen über die Straße marschieren, recht schön im Zickzack, und wie ich Hinschau, mein Gott, da ists dein Vater gewesen. Erkannt hat er mich nicht, er hat mich ja auch nur einmal für ein paar Minuten gesehen, damals in Efchenkirchen, so Hab ich ihn halt heimbringen können und ihn an die Rosl abgeiiefert. Ist schon gut gewesen, daß ihr Reichswehrmann in der Nähe war, allein hätt sie ihn wohl kaum hinaufgebracht. Hoffentlich hat ihm deine Mutter ein gutes Trinkgeld gegeben. Verdient hätte er's. Und unterwegs hat der Papa in feinem Rausch halt ausgeplaudert, daß er dich aus dem Haus werfen würd. Da Hab ich nun geschwind das Eütl gekauft, damit nur ja jede.Schwierigkeit aufhört. Und jetzt, Hannerl, steht nichts mehr im Weg, daß du deinen Eltern den Gefallen tust und den Dr. Neubauer heiratest. Magst ihn jetzt?"
„Freilich mag ich ihn," lächelte das Hannerl selig, „jetzt mag ich ihn schon."
Aber dann siel ihr etwas ein: „Sag, Karl, bist du... bist du verheiratet... oder verwitwet oder geschieden?"
„Auf die Frage wär ich zu allerletzt gefaßt gewesen. Wie kommst du denn darauf?"
„Weil ich das Büchl dort gesehen Hab." '
„Das Bankbuch? Hast du auch hineingeschaut? Nicht? So tu's halt!"
Das Hannerl griff wieder nach dem Buch. „Hundert Mark sind einbezahlt."
„Verstehst du's immer noch nicht?"
„Das Geld, das ich dir schickte?"
(Fortsetzung folgt.)