8. Seite — Nr, 53
Ragold-r Tagblatt »Der G-fellschafter"
Freitag, den 10. März 1939
Heldengedenktag in Stuttgart
Stuttgart, 8. März. Der Heldengedenktag steht in diesem Jahr einmal im Zeichen der Erinnerung an die Gefallenen des großen Krieges, zum anderen aber fällt er auch mit dem Tage der Erringung der Wehrfrechei: zeitlich zusamnrmr, so daß die Verbindung beider auf den 12. März vom Führer befohlen worden ist. Ls wird daher auch Vcllstock geflaggt. Im Mittelpunkt der Veranstaltungen in Stuttgarr steht die Feier im Hofe des Neue» Schlakses um 9.30 llhr vormittags. An ihr nehmen Teile aller Truppe» des Standortes Stuttgart teil. An der Feier nehmen mit Gauleiter Reichsstattholter Murr die Spitze» der Partei, des Staates und der Stadt teil. Weiter find mit größeren Lkwrdnungeu vertreten der NS.-Reichskriegerbund, die RS.» Kriegsopferversorgung und der Reichsbund deutscher Krieger- gräberfürsorge, die Gliederungen der NSDAP., besonders die Wch ferner die Polizei, Reichsluftfchutzbund, Technische Rothilfe und DAF„ Abteilung Wehrmacht. Die Feier beginnt, nachdem der Kommandierende General des V. Armeekorps, General der Infanterie Geyer, die Fronten abgeritten hat, mit dem „Fest- nnuffch" von L. van Beethoven. Es folgt eine Ansprache des Kommandierenden Generals. Mährend des Gedenkens an die Gefallenen präsentiert die Fahncnkompagnie und die Musik spielt das Lied vom guten Kameraden. Danach wird die Ansprache fortgesetzt und endet mit einem Sieg-Heil auf den Führer, Volk und Vaterland. Es folge» die Nationalhymnen. An die Feier schließt sich ein Vorbeimarsch der Truppe» und der Abordnungen des NS.-Reichskriegerbundes var dem Kommandierenden General an. ReiÄsitatthalter Murr^nimn.i den Vorbeimarsch der Organisationen und Verbände ab. Kranzniederlegungen erfolgen im Anschluß an die Feier auf dem Schloßhos durch den Kommandierenden General im Heeresmuseum und am Ehrenmal auf dem Waldfriedhof. Außerdem werden Kränze niedergelegt au de» Regimentsmaleu. Den Abschluß der Veranstaltungen bildet ein Eemeinfchaftsempfang des Staatsakte» in Berlin um 12 Uhr. Die lleberiraguug wird in de» Truppeuunterkünfteu angehört.
Langemarck-Studenten
Stuttgarter Lehrgang des LongemarÜ-StuLiurns wnrde
geprüft
Jeder Angehörige eines Lehrganges des Langemarck-Stndiums muß vor dem Abitur eine Zwischenprüfung oblegen, die fich auf eine» schriftlichen und einen mündlichen Teil erstreckt und die Fächer Mathematik, Physik, Chemie, Deutsch, Geschichte, Biologie, Erdkunde, Staatsbürgerkunde und Englisch umfaßt.
Die Prüfung für de« Lehrgang Stuttgart des Langemarck- Studium» fand am Montag und Dienstag unter Borfitz vo» Ministerialrat Dr. Löffler vom Württ. Kultministerium vor einer Prüfungskommission statt, die fich aus Vertreter« des Reichserziehungsministeriums, der Reichsstudentenführung und des Württ. Kultministeriums zusammensetzte. Die Prüflinge, von denen die meisten nur die Volksschule besucht haben, legten einen hervorragende« Beweis dafür ab, welches Wissen und Könne« man sich in der kurze» Borbereituugszeit von einem Jahr durch zähen, unbeirrbaren Fleiß erwerben kann. Am Dienstag abend erfolgte di« Verkündung der Prüfungsergebniffe durch Reichsstudentenführer ))-Oberführer Dr. Scheel. Das Ergeh u i s der Prüfung war, daß alle bestanden haben, ein Drittel sogar «tt der Note Gut. Anerkennend hob Reichsstudenten- fiihrer ^-Oberführer Dr. Scheel hervor: „Dir Männer habe» m eine« Jahr ein Pensum von mehreren Jahren erreicht."
Die dritte Reichsgarlenschau
Reichsnährstand maßgeblich beteiligt — Eine Million Früh- iings- und Sonnenblumen — Vorbildliche Baumschulen und Gartenanlagen - Vom Steinbruch zum Ausftellungsgelände
Stuttgart, 8. März. Unter maßgeblicher Mitwirkung des Reichsnährstandes wird am 22. April die dritte Reichsgartenschau eröffnst, die bis zum Herbst dauern wird. >
Rund 800 000 Quadratmeter dienen als Ausstellungsfläche. Allein eine Million Frühlings- und Sommerblumen wurden ausgepflanzt, daneben 150 000 Tulpen, 100 000 Stauden usw. Ein ganzer Hang ist mit Tausenden von Königskerzen, ein anderer mit einer unübersehbaren Menge von Gladiolen versehen. In einem Talkessel stehen alle deutschen Rosensorten nebeneinander. 00 000 dieser schönsten Pflanzen wurden hier aus ganz Deutschland zusammengetragen. >
Zu dem schon vorhandenen Baumbestand wurden 1500Eroß- bäume yinzugefügt, wobei noä> Bäume im Alter von 60 Jahren mit einer Höhe von 20 Meter und einem Gewicht von 2M
Zentner angefahren und mit riesigen Kränen eingesetzt wurden Es wird gezeigt, welche Rolle die im Garten- und Obstbau gewonnenen Erzeugnisse im Lebe« des Volkes und des Einzelne» ! spielen. Vorbildliche Siedluugs- und Klein st Häuser — sämtlich mit Gärten versehen, Heilpflanzengärten, Schulgärten, Bienengärten, sowie ei» Garten des Seidenraupenzuchters find M sehen.
Der Reichsnährstand beteiligt fich u. a. mit Lehrschauen für Baumschulen, Obst- und Gemüsebau, Zierpflanzen und Samenbau. Ein Garten beherberg: die Wildflora, daneben ein anderer, der die Wild- und Kulturformen miteinander vergleicht und ihre Entwicklung darstellt. Da gibt es eine Sommerblumenwiese und eine Blumenzwiebelwiese, eine Azaleen- und eine Nho- dodendronschau, einen Dahliengarten und ein Rittersporntal, auch Teich- und Blumenterrassen in den verschiedensten Ausführungen.
Das Gelände, das fich am Abhang des Killesberges hinstreckt, diente in früheren Jahrhunderten der Gewinnung von Steinen zum Bau der Gebäude, die vielfach noch heute in Stuttgart und der Umgebung stehen. Jahrzehntelang lag es dann mich der Ausbeutung brach, von Geröll- und Schutthalden durchsetzt. Hieraus wurde im Laufe von zwei Jahren das heutige Ausstellungsgelände geformt. Rund 600 000 Kubikmeter Boden mußten bewegt werden. Hügel wurden abgefahren und Täler von 30 Meter Tiefe ausgefüllt. Durch die Felsen hieb und sprengte man Be- und Entwässeiungskanäle, und all die jetzt entstandenen Anlagen verband man durch breite Straßen und anmutige Wege.
So wurde aus nutzlosem Unland durch nationalsozialistische Tatkraft ein Park von einzigartiger Schönheit geschaffen. Da das Gelände zudem bis auf die Höhe des Killesberges reicht, gewährt der Blick von oben eine herrliche Ueberficht über die im Neckartal gelegene Stadt und öffnet die Aussicht bis an die tu der Ferne steil abfallenden Hänge der Schwäbische» Alb.
ReichsLahnleistusgen für das WHW.
LH« dte Hilfe der Reichsbahn wäre der Großeinsatz des Win» terhklfswerkes und der kaum möglich. Wie dir Reichs«
! bahnbeaurten-Zettung mrtteilt, find in den ersten fünf Mute» j hkkfsmerke» von der Reichsbahn 13,7S Millionen Tonne« GW« j für das Wtnterhilfswerk frachtfrei befördert worden. Zur Ber- ? ladung dieser Menge find rund 917 000 Güterwagen erforderlich, « -tu GAterzug von 11000 Kilometer Länge. Fast 200 000 Güter» '«ragen wurde« allein in einem Winterhrlsswerk, 1934/38, zur s Beförderung der WHW.-Eüter benötigt, ein Zug von Berlin s bis Gibraltar. Ein weiterer Beitrag der Reichsbahn ist der Verkauf der Spendenkarle». Schließlich muffen dir Beförderungen Dr das Erholungswerk.verzeichnet werden. Do» 1938 bis 1938 ! wurde« über 330 000 Mütter, rund 23 000 KleinKnder und Säug» , ttngß, 2,44 Millionen Kinder und 635 000 Hitler-Urlauber, ins» ! gesamt über 3,4 Millionen Mensche«, von der NSV. zur Sr» j hokung verschickt. Fast ausschließlich diente die Reichsbahn als > Berkehrsmittel. Zur Beförderung dieser Personenzahl wäre» j 4292 Sonderzüge notwendig, und hintereinander aufgestellt, wür- . de« sie ei« Streckenlänge von 1545 Kilometer benötigen.
öerMljsool
> Zuchthaus für einen Gewohnheitsverbrecher
Stuttgart, 8. März. Der Schnellrichter verurteilte den 36jüh- rigen geschiedenen Paul Kolb aus Stuttgart-Zuffenhausen wegen vier vollendeten und eines versuchten schweren Diebstahls im Rückfall zu fünf Jahren Zuchthaus, fünf Jahren Ehrverlust und Stellung unter Polizeiaufsicht. Ein Mitangeklagter, der 31jährige verheiratete Georg Frey aus Bad Cannstatt, erhielt wegen Hehlerei acht Monate Gefängnis. Beide Angeklagte Habens schon jahrelange Zuchthausstrafen hinter fich: Kolb wegen schweren Diebstahls und Brandstiftung, Frey wegen versuchten Raubs, Erpressung und anderer entehrender Straftaten. Kolb war im Januar d. I. zur Nachtzett mit Nachschlüssel» in eru Haus m Stuttgart eingedrungen und hotte aus einer Schublade eine Kassette und aus einer Joppe eine Brieftasche mit zusammen 500 RM. Bargeld gestohlen. Weitere Tinsteigediebstähle hatte er in Wirtschaften und LafLs in Stuttgart und Bad Cannstatt unternommen; einmal war er dabei von einem Beamten der Wach- und Schließgesellschaft verscheucht worden. Bei seinem letzten Einbruch erbeutet Kolb u. a das Sparkassenbuch des Sohns des Wohnungsinhabers mit annähernd 5000 NM. Einlagen. Zwecks Abhebung dieses Geldes setzte er sich mit Frey, den er vom Zuchthaus her kannte, in Verbindung. Dieser traute sich -zwar selbst nicht au die heikle Sache heran, gewann aber einZn fast 70jährigen Kleinrentner, der fich nichts weiter dabei dachte, Dr di« Abhebung der Summe. Der Plan mißglückte jedoch und die beiden Spießgesellen wurden festgenommen.
GetolnuauBru«
S. Klaffe SS. Preußisch-Süddeutsche (278. Preu».) Kl-fftn-totterl« Ohne Gewähr Nachdruck verboten
Auf jede gezogene Nummer find zwei gleich hohe Gewinne
gefallen, und zwar
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»eiden Abteilungen k und II
87. ZiehungStog
7. Mär, IM
8n der heutigen NormittagSztehung »uede» gezogen 2 Lewlmi, pl 20 ovo RM. 83973 2 E-winn« ,u 10 000 RW. VLSI»
2 Gewinne PI 8000 RM. 375260
6 E-winn-,u 3000 RM. 97720 18508» 889277 _ _
12 Gewinne p> 2000 RM. 3479« 80173 1279SS 1443SS ,«»7«
345828
82 Gewinne ,n 1000 RM. 1S311 19933 SS93S 4S4S2 V0004 ES« 7392« 76330 80573 92862 10S2S2 109150 112887 115918 14377» 150092 1S57SS 15818« 17814« 17820« 196268 19649« 200414 2219« 222690 228094 242627 263701 289978 291021 296424 MS6V »OVSS» 306860 342742 346073 352353 358004 364330 391283 399124
102 Gewinne pl 500 RM. 18354 21753 30557 37500 SSI 33 4250« 43982 44292 «3502 «9580 70905 72988 98402 1«731 1138» 117945 126679 133403 134659 135729 150860 1529N 175957 1779« 19244« 197529 201057 20530« 210264 230071 249609 251813 270427 273252 279621 300364 302104 306128 312755 313289 313291 314609 323267 340273 355920 383891 364745 387008 390154 394937 39512»
236 Gewinn« pl 300 RM. 2 9027 11794 16280 17939 19459 231
26758 33787 34180 35624 38052 40533 4214« 42232 43665
46243 47345 47861 49479 49559 59680 83475 86671 72114
77587 83357 86512 87038 90878 91604 91685 102706 106764 113447 122590 131581 136773 140410 140836 141000 150841 154122 154852 156667 158979 159152 1594S0 166170 170346 181726 189961 193638 196700 220009 220154 221039 222238 230481 240285 241647 242077 242574 244392 249059 251948 262526 263025 266712 270421 270628 272341 273244 275104 230066 231607 284729 286082 288485 294388 295005 298821 308048 308807 315469 322312 323170 333104 339718 340121 340657 344569 346025 351082 354514 361789 365538 371855 378519 378815 380842 363477 383809 386796 368331 392591 Außerdem wurden 4556 Gewinne zu i- 150 RM. gezogen.
In der heutigen Nachmittagsziehung wurden gezogen
4 Gewinne zu 5000 RM. 115719 2I33S4 6 Gewinne zu 3000 RM. 26568 „177602 239892
10 Gewinne m 2000 RM. 9417 241450 320646 344395
48 Gewinne zu 1000 RM. 4187 «7394 73765 »9797 105460 128563 157002°160485 168701 187818 226624 235108 243307 262279 286134 319313 319971 325487 355765 368438 385999 SO Gewinnern 5M'RM. 6828 17746 31228 44617 44735 56S3S 81344 70630 79225 90853 106406 118577 1217»
12531S 129312 131339 138702 188691 178357 210829 220987 252390 268532 259662 260001 267509 281659 2SS4S7 306212 308897 Kni8 326767 336912 339321 357763 366186 369461 363838 396737 396171
176 Gewinne zu 300 RM. 432 481 7872 13089 15318 21008 24440 31280 31570 32634 40069 4^49 46981 54603 64487 knsn» 6N386
76773 110355 153421 176575 22895« 252714 276594 SOI 383 340337 374025 «871»
381768
110854
252996
392425
49048
123536
252363
308480
370019
31280 31670 32634 40060 r>-e-ec» 65508 68385
72290 83317 89679 S2S1S 93029 98496 108732 109418 117675 120093 122208 124773 125616 125662 129144 135084 139443 141122 143120 143278 145028 48412 153500 153772 15S70Z 181438 18SS46 1S1741 192896 194392 206887 207236 214477 214S68 218025 218992 226872 227824 228900 231433 233602 234804 235360 281531 269283 276696 284978 287598 290175 296930 299270 306140 307693 312036 320122 321752 Z20S7 323012 325614 325623 339046 346829 350878 355342 353224 356339 361536 362169 372Z11 38449« 395321 Außerdem wurden 3666 Gewinne zu je ISO RM. gezogen.
Im Gewinnrade verblieben: 2 Gewinne zu je 1000 000 RM, 2 ni ie 30 000, 8 zu je 10 000, 8 zu je 5000, 10 zu je 3000, 36 zu
7° ... !. roo »ko ... I« NNO 6210
As Merl m ihr 8W
Kiste heitere SeiSichte um Liebe unv Fogs m uno um Mucheu von Hans Wagner
LrbeberrechtsILntz durch Verlagsanstalt Manz. Regensbnrg.
45. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)
„Aber gewiß," lachte der Karl, der heute recht guter Laune war, und setzte im Uebermut hinzu: „Aber gewiß, ich Hab sogar zwei Frauen. Haben Sie denn das noch gar nicht gewußt? Aber machen Sie mir bitte das neue Einlagenbuch fertig, ich möchte es gleich mitnrhmen. Und hundert Mark zahl ich gleich ein."
„Ganz recht, Herr Doktor, wir erledigen es sofort. Wenn Sie sich einen Augenblick setzen wollten?"
Wie sich der Karl herumdrehte, um auf einer der Bänke im Schalterraum Platz zu nehmen, bis er zur Entgegennahme des Buches aufgerufen würde, kam ein junges Mädel durch die Tür.
„Oha, da ist ja die Eretl. Grüß Gott, Eretl! Ist dir un- i fere Feier gut bekommen?" §
„Der Karl! Ja grüß Gott! O ja, mir ists schon gut be- j kommen. Und ich bin ja so glücklich!" j
„So glücklich, ja warum denn? Etwa weil unser Sekt ^ alle ist? Das war doch kein Grund zum Elücklichsein."
„Wegen dem Sekt net, aber wegen dem Walter!"
„Wegen dem Walter?"
„Ja, weil wir uns hält verloben wollen. Er wartet überhaupt aus der Straße draußen."
„Da gratulier ich halt. Das ist ja recht plötzlich gekommen. Aber freuen tuts mich sehr."
Inzwischen war das Einlagenbüchl fertig, und wie dann auch die Eretl ihre Angelegenheiten für das Büro Huber erledigt hatte, ging er mit dieser zu dem draußen voller Ungeduld harrenden glücklichen Bräutigam hinaus.
„Das hättest du dir auch nicht gedacht, lieber Walter,"
lachte er, „daß hier in München eine Braut auf dich wartet. Das hast du aber ganz allein mir zu verdanken, genau so wie der Bernd. Wärst du mir nicht in die Hände gefallen..."
Aber der Herr Assessor hatte weder Zeit noch Lust, über die ihm sonst so wichtig erscheinenden Kausalzusammenhänge nachzudenken. Er war vollauf mit dem Tatbestand zufrieden, so wie er war. Die Eretl mußte übrigens gleich wieder aufs Büro, damit der grantige Herr Huber nicht ungeduldig wurde. So hatten die beiden Freunde Gelegenheit, im Ratskeller bei einer Flasche Wein über die Ereignisse seit der kleinen häuslichen Feier in Schwabing zu plaudern.
„Aber lang bleiben wir nicht sitzen," drängte schließlich der Karl, „ich muß nachher noch dem Bernd Mut einreden, ehe er zu seinen künftigen Schwiegereltern wandert, um sein Joch auf sich zu nehmen. Du kannst überhaupt mit zu uns kommen und mir Gesellschaft leisten, bis der Bernd wieder da ist, sonst wird dir ja die Zeit sowieso zu lang, bis die Grell Büroschluß hat. Laßt euch aber bloß nicht vom Papa Huber erwischen, eh' ich nicht auch so wett bin."
Der Walter schloß sich gern an. Draußen in Schwabing trafen sie den Bernd gerade beim Umziehen, und der Bernd schimpfte in diesem Augenblick ziemlich bösartig, weil sich das heimtückische Kragenknöpfl unters Bett geflüchtet hatte, wohin er mit der frischgebügelten Hose nicht gern hinterherkriechen wollte.
„Ich stell dir halt mein Reserveknöpfl zur Verfügung," half ihm der Karl mit einer Geste der Großmut aus, „aber zurück will ichs haben, sonst komme ich vielleicht in die gleiche Verlegenheit, wenn ich zum Papa Huber marschiere..."
Der Bernd bekam ein kräftiges Weidmannsheil mit auf den Weg. Und er hatte auch Weidmannsheil, der Bernd. Eine Stunde später telephonierte er zu Haus an, die Freunde möchten zu einer bescheidenen Feier ins schwiegerväterliche Haus kommen. Aber die Frau Gerstner, die das Gespräch entgegennahm, konnte nur versichern, daß die beiden Herren nicht mehr da wären. Erst wäre der Herr Dr. Dörfer gegangen und gleich darauf hätte auch der Herr Dr. Neubauer mit seinem Strolch die Wohnung verlassen.
XIV.
Das Hannerl konnte an diesem Tag nicht nach Eschenkirchen fahren. Am Nachmittag saß sie daheim und unterhielt sich mit ihrer Mutter, und unter anderem erzählte sie auch: „Heut hält der Herr Schilling um die Hilde an."
Besser und klüger wäre es schon gewesen, wenn das Hannerl dieses Thema nicht angeschnitten hätte. Denn die Mama und später, nach der Heimkehr vom Büro, der Papa nahmen diese Kenntnis sofort zum Anlaß, wieder vom Herrn Dr. Neubauer, diesem Ideal von Gatten und Schwiegersohn, zu reden.
„So hört doch auf!" bat das Hannerl. „Wenn er mich heiraten will, kann er ja um mich anhalten. Aber solange er es nicht tut, der Neubauer, solang laßt mich doch in Frieden, ich bitte euch. Und übrigens hat mir die Hilde erzählt, daß sie ihn in Gesellschaft einer anderen Dame getroffen hat." —
„So, net «mal reden derfaten mir," erwiderte gereizt der Herr Papa, „wo's do grad dein Glück wär. Und was deine Freundin daher red', dös glaub i net, solang i's net selber seh."
Ihm sekundierte die Mama: „Und Überhaupts, so a respektlose Rederei, warum laßt denn jetzt an Doktortitel aus. Dös is doch a ganz b'sundre akademische Würden, wo ma drauf stolz sein kann. ,Der Neubauer' sagts! So spricht ma von an g'wöhnlichen Menschen, von an Dienstboten oder jo oan, aber net von an gebüldeten Menschen."
„Was ist denn so ein Titel? Nichts ist er. Ich kann doch nicht jemand wegen dem Titel gern haben, da müßt ich ja schließlich zu ihm, wenn ich seine Frau würde, auch immer nur .Herr Doktor!' sagen. Da Heirat ich ihn gleich gar net. Ich sag halt: ,der Neubauer', meinetwegen auch der ,Herr Neubauer', aber auf den Titel leg ich gar keinen Wert."
„Was soll denn jetzt dös wieda hoaßen? Wär dir a Neubauer, a ganz a simpler Neubauer, wär der dir denn liaba ! als wia-r-a Doktor Neubauer?" l (Fortsetzung folgt.)