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Raaoldre Ta>bl«tt „Der Geievich»itee'
Freitag, de« 1V. März 1088
Ungarns innere Politik
Schaffung einer Einheitspartei
Budapest, 8. März. In Gegenwart des Ministerpräsidenten und der Kaüinettsmitglieder hielt die Regierungspartei eine Konferenz ab, die nunmehr auch formell die Ueberführung der bisher unter dem Namen „Partei der Nationalen Einheit" wirkenden Regierungspartei in die kürzlich gegründete „Partei des Ungarischen Lebens" vollzog. Zum Vorfitzenden der Partei wurde Baron Ladislaus Vay gewählt. Die früheren Ministerpräsidenten Daranyi und Jmredy werden auch weiterhin in der neuen Regierungspartei als führende Persönlichkeiten wirken. Ministerpräsident Graf Teleki betonte, daß auch die „Partei des Ungarischen Lebens" die Verwirklichung der Ideen des verstorbenen Ministerpräsidenten Eömbös austrebe. Nur die Formen und die Leiter änderten sich, die Idee aber bleibe unverändert. Die heutige Regierung gehe von deu Zielsetzungen Eömbös' nicht ab, wenn sie Form und Rahmen der Partei der Zeit gemäß ändere. Die Gesetzgebung müsse sich immer dem Willen der Nation anpassen. Jedes Mitglied der Gesetzgebung stehe für die Interessen der Gesamtnation ein und müsse daher auch die Achtung der ganzen Nativ« genietzen. Die politische Richtung und die politische Organisation müßte« für diejenigen, die eines Sinnes seien, einheitlich sein. Alle Organisationen der „Partei des Ungarischen Lebens" dienten in einer Arbeitsgemeinschaft diesem Zwecke. Die „Partei des Ungarischen Lebens" und die „Bewegung des Ungarische« Lebens" müßten parallel wirken.
Der Ministerpräsident wies abschließend darauf hin, daß innerhalb eines Jahres das Mandat des Reichstages ablaufe. Es werde daher innerhalb dieses Jahres durch di« Wahlen zur Aeußerung des politischen Willens kommen. Am Schluß der Sitzung erfolgte die Aufnahme der neu in die Regierungspartei eingetretenen neuen Abgeordnete». Dem ungarischen Parlament gehören 261 Abgeordnete an, wovon die Regierungspartei jetzt 120 und die oberungarischeu Abgeordneten 16 Sitze innehabe».
Die ungarisch-tschechoslowakische Grenze
fast endgültig gezogen
Budapest, 8. März. Wie MTJ. meldet, haben die zur Durch- sührung des Wiener Schiedsspruches vom 2. November 1038 eingesetzten ungarisch-tschechoslowakischen Grenzfestsetzungsausschüsse die Nordgrenze an der Strecke zwischen der Donau und dem Ungfluß, an dem auch Ungvar liegt, endgültig festgelegt und ein Schlußprotokoll unterzeichnet. Damit wurde die Erenzfestsetzung an vier zusammenhängenden Abschnitten von im ganzen fünf abgeschlossen.
Durch diese Grenzfestsetzung traten im Vergleich mit der bisher als vrovisorische Grenze dienenden Demarkationslinie gewisse Veränderungen ein. Unter ungarischeOberhoheit kamen 20 Gemeinden, an die Tschechoslowakei wurden 8 Gemeinden zurückgegliedert. Die Grenzwache «nd Sicherheitsformationeu werden die Demarkationslinie am 14. März um 12 Uhr verlassen und die der Grenzlinie entsprechenden Standorte einnehmen.
Selbsthilfeaktion flandrischer Dauer«
Paris, 8. März. Wie die Blätter aus Lille melde«, kam es am Dienstag in dem flandrischen Städtchen Blaringhem zu ernsten Zwischenfällen. Ein Bauer sollte mit seiner sechsköpfigen Familie wegen Nichtzahlung der Pacht von Haus und Hof vertrieben werden. Bereits einmal hatte der Gerichtsvollzieher vergeblich versucht, seines Amtes zu walten, da der Bauer bei der Bevölkerung der ganzen Umgebung Hilfe fand. Als der Beamte am Dienstag erneut erschien, diesmal in Begleitung von sechs Abteilungen Garde mobile und 30 Gendarmen, insgesamt 200 Mann, erklärte der bäuerliche Selbstverteidigungsausschuß, daß er sich den Anweisungen des Beamten weiter widersetze« weA)e und benachrichtigte die umliegenden Ortschaften von dem Eintreffen des Polizeiaufgebots. Kurz darauf waren 700Bauern zur Stelle, die mit feindseliger. Rufen das Gehöft umringte,!. Am Mittag kam es zu ernsteren Reibereien zwischen der Garde mobile und den Bauern, bei deren Verlauf die Polizei einige Verhaftungen vornahm. Als die Bauern dann sahen, daß sie eine Ausquartierung des Bauern nicht verhindern würden, zogen sie sich wieder zurück.
Ergebnislose Verhandlungen
der Engländer mit de« Zionisten
London, 8. März. Die Palästina-Konferenz scheint nun tatsächlich vor ihrem Ende zu stehen. Im St. James-Palast fand am Dienstag abend eine Besprechung zwischen Vertretern der britischen Regierung, der Zionisten und der Palästina-Nachbarstaaten statt. Lnglischerseits waren nicht nur Kolonialminister Macdonald und Unterstaatssekretär Butler, sondern auch Lord Halifax erschienen. Nach zweistündigen Beratungen wurde die Sitzung gegen Mitternacht ergebnislos abgebrochen. Wie verlautet, hat Kolonialminister Macdonald einen letzten Ver- >uch gemacht, um die ausemandcrgehenden Ansichten in irgend einer Form einander nüherzubrrngen. Alles weise jedoch darauf hin, daß ihm dies nicht gelungen sei. Die Blätter sind sich jetzt darin einig, daß die britische Regierung den eigentlichen Verhandlungsweg aufgeben und den Schritt tun werde, den sie sich immer Vorbehalten habe, nämlich die eigenen Vorschläge zur Lösung des Palästina-Problems den beiden Parteien sozusagen als ein Ultimatum vorzntragen.
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Kreistag München 1933. Zu einer großen Willenskundgebung des Nationalsozialismus wird der Kreistag München 1939 der NSDAP, werden, der vom 9. bis 19. März m der Hauptstadt der Bewegung stattfindet. Er beginnt am Tage der nationalsozialistischen Bewegung in Bayer« nach einer Kranzniederlegung an den Ehrentempeln mit einem feierlichen Eröffnungsakt im großen Sitzungssaal des Rathauses. /
Iliubern Schantung. Die japanische Nordchii AktiEN zur Säuberung des HinterlaN! von chinesischen Banden nunmehr auch auf die Prov 7 "b.. ausgedehnt. In den Tagen vom 4 . bis zi
^^rten die Japaner westlich Tsinanfu ein t b'ft E etwa 60 Kilometer Tiefe. Die Chinesen verlor Tote und große Mengen Krieqsmateri tt..s r°p°u-,ch.en Truppen haben Hwaiyin, am Zusamim Nutz des Erogen Kanals und des Pen-Flusses sowie c dere wichtige Städte im Norden der Provinz KianM v Szeyang rmd Paoyrng, besetzt. Weiter brachten sie eir aus vier Divisionen bestehenden chinesischen Heeresabt lung erne vernichtende Niederlage bei. Die Chinesen wi
Oer Führer ist glücklich bei seiner Jugend
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An die Elter» unserer Zehnjährigen
Wir alle wissen, daß in den vergangenen Jahren seit der Machtübernahme in Deutschland eine unglaubliche Veränderung vor sich gegangen ist. Wir danken unserem Führer, datz es in Deutschland keine Nor und keine Entbehrungen mehr gibt. Wir danken unserem Führer daß er uns wieder Arbeit und Brot gegeben und datz er für uns die Ehre der deutschen Menschen zurückgeholt hat. daß er „Großdeutschland" geschaffen hat. Wir sind unserem Führer einen so großen Dank schuldig, den wir nie zurückgeben können. Aber das eine könnt Ihr Ettern tun. laßt Eure zehnjährigen Jungen und Mädel in die Jugend ein- treten. die den Namen des Führers trägt.
Und wir alle haben das Wort des Führers auf dem letzten Reichs-Parteitag an seine Jugend gehört:
„An Eurer Festigkeit wird einstmals die Festigkeit Deutschlands gemessen werden und ich baue ans Euch blind und zuverlässig."
An Euch, Eltern, ergeht deshalb der Ruf: „Laßt Eure zehnjährigen Jungen uüd Mädel in unsere Reihen eintreten!" Dann kann auch die Hitlerjugend des Kreises Calw am 20. April melden:
Wir sind hundertprozentia in der Jugend Großdeutschlands.
Die Jungmädelgauführerin. Der Jungbannführer.
den in alle Winde zerstreut und Netzen über 6000 Tote zurück. ,
Britischer Stabilisierungsfonds für die Tschiangkaischek- s Regierung. Schatzkanzler Srmon gab im Unterhaus be- ^ kannt, datz die Tschiangkaischek-Regierung einen Fonds zur ^ Stabilisierung ihrer Währung geschaffen habe, der sich auf j 10 Millionen Pfund stelle. 5 Millionen hiervon würden ! von britischen Banken unter Garantie des britischen Schatz- > amtes zur Verfügung gestellt Die Maßnahme erfolgte, so i sagte Sir John Simon, um den chinesischen Dollar für Haa- ! delszwecke mobil zu halten. Der Fonds sei zunächst für die - Dauer von zwölf Monaten geschaffen worden. ^
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Witterungswechsel bei Neumond
Hat der Volksmund recht? !
Von WalterLammert. ^
„Der Mond sollte zwar keinen Einfluß auf das Wetter ! haben, er hat aber doch einen." Diese etwas paradox klin- : ! genden Worte hatte Rudolf Falb zum Motto gewählt, als ! er seine Schrift „Das Wetter und der Mond" im Jahre 1878 veröffentlichte. Den erwähnten Ausspruch hatte ein Jahrhundert vorher der Physikprofessor Lichtenberg getan, der in mancher Hinsicht als ein Geistesverwandter von Falb gelten darf.
Nach ausgedehnten Studien in der Mathematik, Astronomie, Physik und Geologie überraschte Falb die wissenschaftliche Welt durch ein grotzangelegtes Buch über Erdbeben und Vulkane. Darin hatte er seine Gedanken über kritische Tage vorgetragen und sie zuerst auf das Innere der Erde : angewandt. Es lag nun nahe, auch den Luftozean unter diesen Gesichtspunkt zu stellen. Dabei knüpfte der Forscher ! an Berechnungen an, wie man sie schon vorher aufgestellt hatte, um aus astronomischen Faktoren den Grad von Ebbe und Flut zu bestimmen. So ergaben sich seine „kritischen Tage" aus dem kombinierten Wert der Anziehungskräfte, die Sonne und Mond auf die Erde ausüben,' der Mond ale der nähere Himmelskörper spielt die wichtigere Rolle. Bald I nachdem Falb sein Buch über Mond und Wetter geschrieben hatte, ging er dazu über die kritischen Tage eines jeden Jahres im voraus zu berechnen, und wandte sich dann - zwecks Veröffentlichung der Ergebnisse an die Herausgeber von Kalendern. Gern kam man ihm entgegen,' die Sache war ja neu, und ihre wissenschaftlich« Grundlage schien Eu
res zu versprechen. Ende des vorigen Jahrhunderts prüderen die kritischen Tage ein vielbesprochenes Kapitel.
Der Mond blieb also der „Wettermacher-
Allmählich kam der Rückschlag. Die Wissenschaft wurde kritisch gegenüber den „kritischen Tagen" mit ihrer Einteilung in solche erster, zweiter und dritter Ordnung, da das Wetter sich durchaus nicht immer an st« und die Skala ihrer Ausprägung binden wollte. Das Barometer zeigte die Entwicklung der Schwerkraft im Lustozean entweder gar nicht oder nur in sehr geringem Matze. Die Kalender-Verlage zogen sich zurück, und nach dem Tode Falbs fand sich niemand bereit, seine Gedankengänge zu stützen. Das Volk aber in Stadt und Land blieb mit feinen Idem innerlich verbunden, denn es glaubt an den Mond als den großen Wettermacher. Gewöhnlich äußert sich der Volksglaube in den Sätzen: „Neumond und Vollmond bringen Wetterwechsel" und „Der zunehmende Mond bringt im Winter Kälte".
Man hat selbstverständlich öfter versucht, die Berechtigung des Glaubens an den wettergestaltenden Einfluß des Mondes zu prüfen. Und wie es längst bekannt ist, daß man bei allen Prophezeiungen die günstigen Fälle viel besser im Gedächtnis behält als die ungünstigen, so wird andernteils jeder, der eine wirklich objektive Statistik über die Wirkung der beiden Hauptphasen des Mondes auf das Wetter aufstellt, bald erkennen, daß von einer allgemein gültigen R^- gel nicht gesprochen werden kann. Bei der Durchführung einer derartigen Statistik ergaben sich rund 60 v. H. günstige Fälle. Das Sommerhalbjahr lag unter, das Winkrhalb- lahr über dem Durchschnitt. Schon Falb hat darauf aufmerksam gemacht, daß deutlich erkennbare Wetterumschläge im Winter häufiger an den Mondwechsel gebunden sind als im Sommer.
Sonnentätigkeit — Mond — Erdenmetter
Es ist bemerkenswert, daß die Wissenschaft in letzter Zeit den Volksglauben nicht mehr so ablehnt wie früher. Vor allem ist hier der Schwede Svante Arrhenius zu nennen, dessen vielseitiges Wissen ganz neue Probleme bewältigte. Seine Entdeckung des Lichtdruckes wandte er aus die Sonne an und konnte die Folgerung ziehen, daß von ihr viel Materie in der Form von feinstem Staub in den Weltraum übergeführt wird. Bei der Sonnentätigkeit, wie sie als Fleckenbildung in Erscheinung tritt, wird Eonnenmaterie in Verbindung mit Elektronen ausgeschleudert und kann nach etwa zwei Tagen die Erde erreichen. Der schwedische Forscher glaubte nun, daß beim Neumond, der ja zwischen der Erde und der Sonne steht, der am Mond vorübergehende Sonnenstaub abgelenkt und in größerer Menge der Erde zugeführt werde. Auf diese Weise können zur Neumondzeit Störungen in die Lufthülle geraten, die einen schnelleren Ablauf der Wettervorgänge und dadurch einen Wetterumschlag verursachen könnten. Dieser Gedankengang greift allerdings schon in das schwierige Problem des Zusammenhanges zwischen Wetter und Sounenflecken hinein. Wenn Arrhenius keine Bedenken trug, die letzten als Wetterfaktoren einzusetzen, so hing dies für ihn mit der lleber- zeugung zusammen, daß in nicht geringem Maße kosmische Verhältnisse in unser irdisches Wetter hineingreifen. Da wir uns jetzt in einem Sonnenfleckenmaximum befinden, kann gerade in diesem Zeitabschnitt manche Anregung und Aufklärung versucht werden.
Anziehende Kräfte im Luftozean
In jüngster Zeit haben nun einige Meteorologen den Grundgedanken von Falb wieder ausgenommen. Entsprechend gewissen Erkenntnissen der heutigen Wetterkunde stellt man sich aber die Wirkung der anziehenden Kräfte des Mondes und der Sonne auf den Luftozean anders vor als früher. Diese Kräfte erzeugen besonders in den Gegenden um den Aequator Luftströmungen, die das Azorenhoch verschieben und damit das Wetter von Mitteleuropa beeinflussen. Die Stellung des Mondes zum Horizont spielt dabei auch eine Rolle. Wenn in der Zeit des kürzesten Tages der Vollmond in besonders hoher Bahn über den nächtlichen Himmel zieht, wiirde das Azorenhoch einen stärkeren Antrieb bekommen, nach Norden zu rücken und so einen Wet. terumschlag auszulösen. Der Neumond, zu dieser Zeit in sehr niedriger Stellung, müßte einen Rückzug des Azorenhochs veranlassen.