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Nr. 60
Zamslag, äen 11. März 1939
113. Jahrgang
Prag und die Slowakei
Slowakischer Ministerpräsident und zwei Minister abgesetzt
Prag. 10. März. Staatspräsident Dr. Hacha hat den slowakischen Ministerpräsidenten Dr. Joseph Tiso, den slowakische» Minister für Volkswirtschaft, Dr. Pruzinsky, und den slowakischen Minister für Verkehr und öffentliche Arbeiten, Ferdinand Durcansky. ihrer Aemter enthoben.
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Sivak Mw slowakischen Ministerpräsidenten ernannt
Prag, 1v. März. Staatspräsident Dr. Hacha hat zum Ministerpräsidenten für die Slowakei den slowakische« Minister für Schulwesen, Joseph Sivak, ernannt.
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Preßbärs mm tschechischem Militär besetzt
Standrecht verhängt — Zusammenstöße
Preßburg, 16. März. Nach Absetzung des Ministerpräsidenten Dr. Tiso und der Minister Pruzinsky und Durcansky durch Staatspräsident Hacha, wurden die öffentlichen Gebäude von Gendarmerie und Militär besetzt. Im weiten Umkreis ist die Stadt von Militär vollkommen abgeriegelt. In der übrigen Slowakei hat das Militär Besetznngsmaßnahme« durchgesührt. In Pistyan wurde das Standrecht verhängt. Das gleiche dürfte auch in anderen Orten geschehen sein.
Die Antikomintern-Ausstellung in Preßburg, die Staatssekretär Karmasin eröffnen sollte, wurde von Polizei besetzt. Der deutsche Freiwillige Schutzdienst und die slowakische Hlinka-Earde wurden entwaffnet, soweit dies durchführbar war.
Der Vorkämpfer der slowakischen Selbständigkeit, Professor Tuka, und der slowakische Propagandachef Dr. Mach sind verhaftet, der Sekretär des Ministers Durcansky, Dr. Kirschbaum, soll ebenfalls festgesetzt werden und wird von der Polizei gesucht. Der frühere Ministerpräsident Dr. Tiso soll sich in einem Kloster befinden. Staatssekretär Karmastn und sein Stellvertreter Matt find zurzeit unbekannten Aufenthaltes, sie sind jedoch in Freiheit.
Um 11 llhr ist in Preßburg das Standrecht erklärt worden. Vor dem Regierungsgebäude in Preßburg haben sich viele Tausende von Slowaken versammelt, meist Arbeiter und Mitglieder der Hlinka-Garde, die immer wieder in Sprschchöre ausbrechen: »Wir lassen uns nicht unterjochen, wir wollen eine freie Slowakei." In den Vormittagsstunden fielen im Stadtbereich einige Schüsse.
Prag, 10. März. Nach hier vorliegenden Berichten aus der Slowakei wurde die tschechische Militäraktion gegen Preßburg am Freitagmorgen zwischen 3 und 6 Uhr durchgeführt. Preßburg ist so abgeriegelt, daß auch nicht die Landbevölkerung in die Hauptstadt gelangen kann. Alle Ferngespräche nach dem Ausland und auch innerhalb Preßburgs waren gesperrt. Auch einige Fabriken, darunter die Kabel- und Hartgummifabriken und Dynamitwerke, sind von Militär besetzt. In den Straßen der slowakischen Hauptstadt sieht man vereinzelt Panzerwagen. Vor dem Hauptquartier der Hlinka-Garde wurden Maschinengewehre in Stellung gebracht.
Demonstrationsumzüge in Preßburg
Der bekannte Vorkämpfer für das Recht der Slowakei, Professor Dr. Tuka, der bei den Vorgängen in Preßburg verhaftet wurde, ist mittags nach Böhmen gebracht worden. In Preßburg ist der vom Benesch-System her berüchtigte tschechische Staatsanwalt Dr. Vorichs eingetroffen.
Durch die Stadt ziehe« immer wieder demonstriereude Arbeiter und Studenten, die von tschchischer Polizei anseinanderge
trieben werden. Vormittags erschienen motorisierte tschechische Trupp:« mit Panzerwagen vor dem Studentenheim, das sie sofort umstellten. Die Studenten wollte« das Hei« verteidige», hatten die Türen verbarrikadiert und Hilfe angefordert. Es gelang jedoch den Tschechen, durch einen Seiteneingang einzudringen, den ihnen der jüdische Hausbesitzer öffnete.
Um 12 llhr mittags hielt der Sekretär des vom tschechischen Staatspräsidenten abgesetzten slowakischen Ministers Durcansky, Dr. Kirschbaum, gegen den Haftbefehl erlaßen worden ist, an die Menschenmenge vor dem Regierungsgebäude eine Ansprache, um sie zu beruhigen. Er forderte die Menge auf, vor das Theater und zum Jesuitenkloster zu marschieren, wo Dr. Tiso überwacht wird.
Im Hlinka-Haus find etwa 60 Personen verhaftet worden, zumeist Führer der Hlinka-Garde. Der politische Stabschef der Hlinka-Garde, Murgas, gegen den ein Haftbefehl erlassen wurde und der sieben Mal von der Polizei gesucht wurde, ist verschwunden, desgleichen Minister Dr. Durcansky, der ebenfalls verhaftet werden sollte.
Der von den Tschechen in seinem Amte belassene slowakische Finanzminister Teplansky hat am Freitagmittag über den Preßburger Sender eine Ansprache an die slowakische Bevölkerung und an die Behörden in der Slowakei gerichtet, in der er mitteilt, daß er inzwischen die Regierungsgeschäfte übernommen habe, da der von Prag eingesetzte neue Ministerpräsident Sivak nach Rom gereift sei. Teplansky appellierte an die Behörden, die Ruhe aufrecht zu erhalten, und versuchte das über die Vorgänge erregte slowakische Volk zu beruhigen. Jeder Beamte, der seiner Pflicht'nicht Nachkomme, werde „unbarmherzig verfolgt und abgesetzt werden".
Lage noch ungeklärt
Kanzleichef verweigert lieber nähme der Amtsräume
Prag, 10. März. In Prager unterrichteten Kreisen werden die Verhältnisse in der Karpatho-Ukraine als noch keineswegs geklärt dargestellt. Anstelle des abgesetzten Pressechefs Dr. Ko- marinsky soll Ingenieur Flenko zum Pressechef der kar- patho-ukrainischen Regierung ernannt werden. Flenko unterhält gute Beziehungen zu den Prager Stellen.
Aus Chust wird gemeldet, daß die Entwaffnung der Wehrorganisation Stic keineswegs vollständig durchgeführt werden konnte. Nur in dem kleinen Ort Korolevo an der Tbech konnte eine tatsächliche Entwaffnung durchgeführt werden. Die wirkliche Macht im Lande Wt die Ukrainische Nationale Einheitspartei aus.
General Prchala hat die Leitung des Sicherheitswesens und feine übrigen Ministerämter noch nicht übernehmen können, da der Chef der Kanzlei des Ministers Revay, Dr. Popovic, sich geweigert hat, die Amtsräume in Abwesenheit des Ministers Revay zu übergeben. Popovic hat darauf hingewiesen, daß Minister Revay ohnedies in nächster Zeit nach Chust komme, und daß dann der Minister selbst über den weiteren Vorgang zu entscheiden habe.
Wie aus gut unterrichteter Quelle verlautet, befinden sich weitere militärische Ver st ärk ungen auf dem Wege nach der Slowakei.
Note an die herrische Reichsregierung
Berlin, 10. März. Das DNV. erfährt auf Anfrage von zuständiger Stelle, daß die Behauptung der Absendung einer Not« der slowakischen Regierung Tiso an die deutsche Reichsregierung zutrifft.
Kampf mitten in Madrid
Blldao, ig. März. Bezeichnend für die ungeklärte Lage rn Madrid sind jetzt bekannt werdende Einzelheiten. So gelangte am Donnerstag ein mit 3 0 Kommunisten besetzter Panzerwagen bis in das Zentrum wo auf die Miaja-Trup- p e n das Feuer eröffnet wurde. Diese konnten den Panzerwagen an einer Barrikade aufhalten, worauf die Kommunisten den Wagen verließen, in ein Haus am Vernardo-Platz eindrangen und sich hier verschanzten. Die Miaja-Leute hatten zahlreiche Verluste und der Kampf mit den eingcschlossenen Kommunisten war am Abend noch im Gange.
Dieser Vorfall beweist, wie es wirklich mit der „Ruhe in Madrid" und der „Herrschaft über die Lage" aussieht, die vom roten „Verteidigungsrat" in seinen Rundfunkveröffentlichungen immer wieder herausgestrichen wird. Durchaus glaubhaft erscheint dagegen die Mitteilung, daß von Truppen des „Verteidigungsrates" in Guadalajara drei kommunistische Anführer an der Wucht gehindert werden konnten, die mit Schmucksachen, Edelsteinen und anderen Beutestücken gefüllte Koffer mit sich führten.
Die drakonischen Maßnahmen des Obersten Casado als Befehlshaber Madrids vermögen die Kommunisten nicht gefügig zu
machen. Die Kommunisten treten im Gegenteil bei jeder Gelegenheit, die sie finden können, als Gegner auf. Sie machen sich, -als Dachschützen ebenso bemerkbar, wie sie plötzlich. rmede.- in geschlossenen Formationen den Kampf eröffnen.
Die von der Front nach Madrid beförderten Truppen des Generals Miaja stoßen an den Zugängen Madrids arff energischen Widerstand des kommunistischen ersten Armeekorps das 7 ede Verstärkung des „Verteidigungsrates" zu verAuid«» versucht. Auch die Kämpfe an den Stadtgrenzeu «ch
-mmer an.
Frankreich und die spanischen Kriegsschiff iu Wxerta
Paris, 10. März. Der französische Seuerakrefideut in Tunis, Labonue, erklärte Pressevertretern, daß die in den Hafen mm Bizerta geflüchtete» Kriegsschiff« a»s C artagen a jetzt der Franco-Regieraog -«hörten. Me rote B«> satznng, die 4132 Man» stark sei, kämm m^h Spauüm znrScktch- ren oder in Tunis bleibe».
Gedenken und Dank
Deutschlands Fahnen wehen aus Bollmast
Fahnen wehen über Deutschland, die Fahnen des Helden» gedenktages. Diesmal wehen sie nicht wie bisher auf Halbmast, als Ausdruck der Trauer um Deutschlands gefallene Söhne — auf Vollmast sprechen sie eine andere Sprache: die Sprache des Stolzes auf Deutschlands Helden, die Sprache eines Volkes, das nach Niederlage und Trauer gewaltig und stark das Haupt erhob, die Sprache eines neuen Heldentums in allen Zeiten bereit, in den heroischen Spuren vorangegangenen Heldentums neuer Größe und neuem Ruhme entgegenzuschreiten.
Zum ersten Male feiert Deutschland mit dem Heldengedenktag den Tag der deutschen Wehrfreiheit. Damit hat dieser Feiertag eine neue Bedeutung bekommen, jene Bedeutung, um deretwillen heute die Fahnen aus Vollmast wehen! Der neue Sinn dieses nationalen Feiertages ist ei« Spiegel des Weges, den ein Volk zurücklegte, ist der Ausdruck einer neuen heroischen Lebensauffassung.
Wir werden niemals die Taten jener Männer vergessen, die im Weltkrieg ihr Leben hingab-n, damit die Heimat frei sei, wie wir niemals das tausendfache heldenhafte Sterben vergessen werden, das Deutschlands Söhnen im Buche der Geschichte durch alle Zeiten ein ewiges Mahnmal setzt. Es hat Zeiten gegeben nach dem großen Kriege, in denen uns alle diese Opfer vergeblich erschienen. Mütter, die ihre Söhne, Frauen, die den Mann Hingaben, hatten harte Gesichter bekommen, und in ihren Augen stand die quälende Frage „Warum?" Unser Volk mußte erst durch alle Niederungen des Zerfalls und der völligen Rechtlosigkeit gehen, ehe wir eine Antwort aus dieses große „Warum" erhielten. Heute wissen wir es, warum sie fielen, die Millionen deutscher Männer, die Blüte der besten deutschen Jugend; damit sich das deutsche Wunder vollzöge, damit aus Not und Leid und Zerrissenheit das einige starke deutsche Volk geboren würde!
Heldengedenktag — Tag der Wehrfreiheit! Ein Volk, das seine Helden ehrt, das sich ihrer großen Taten erinnert, kann niemals untergehen. Wir haben es selbst am Schicksal Deutschlands erlebt, daß das Heldentum unserer gefallenen Söhne im Volke fortlebte in aller Schmach und Erniedrigung, und es war die Hoffnung unserer dunkelsten Stunden.' die Zeit muffe kommen, da sich die Vesten unter uns auf das Vermächtnis der gefallenen Toten besännen, da aus dem Heldentod deutscher Söhne die Saat anfgehen müßte für eine neue deutsche Zukunft! Die Saat ist ausgegangen, fchö- - ner und reicher als wir es je erträumten.
^ Es kam der Tag, au dem unser Voll, von den Siegerstaaten des großen Krieges unwürdig am Boden gehalten, die Fesseln abwarf, da an der Stelle von hundert gefallenen ? Helden des Weltkrieges taufend junge deutsche Männer ! standen, mit dem gleichen Willen zu Ruhm und Ehre auf j den Stirnen, mit dem gleichen Leuchten der Vaterlands- ' liebe in den Augen. In diesem Augenblick gab es kein zer- ^ brochenes Deutschland mehr. Ein Voll griff wieder zu den ' Waffen — nicht um Vergeltung zu üben für einen verlo- i renen Krieg — wohl aber um einer ganzen Welt die Stirn ! zu bieten und mit dem Schwert in der Hand kein Unrecht j und keine Schande und keine Unterdrückung mehr zu dul- i den.
i Erst seit wir den Tag der Wehrfreiheit feiern dürfen, ha- i ben wir ein Recht, am Heldengedenktag Vollmast zu slag- j gen. Heute ist aus der schmerzlichen Trauer um die Toten ! das Bewußtsein geworden, daß wir von ihnen ein heiliges ^ Vermächtnis übernommen haben: immer und für alle Zei- j ten Deutschlands Söhne in ihrem Geiste zu erziehen, im i heldischen Geiste, der die Ehre höher achtet als das Leben.
Wir haben den ersten Schritt dazu bereits getan: Deutsch- j lands neue Jugend ist Träger dieses heldischen Geistes, wir i brauchen ihr nur ins Antlitz zu schauen, um zu wissen, daß > die Ehre und die Zukunft unseres Volkes einmal iu star- l ken jungen Händen ruhen wird.
Tag des Stolzes — Tag der Freiheit! Heldengedenken heißt Stolz auf deutsche Taten, Stolz auf Deutschlands Söhne. And Wehrfreiheit heißt Freiheit schlechthin, Freiheit, die für sich selbst einsteht und sich zu verteidigen weiß. Das Schwert in der Hand verheißt de» Frieden. Und wen» das Schwert in der Hand von Heldensöhnen ruht, die de» Kampf nicht scheuen, so dürfen die Fahnen auf Vollmast wehen: für Freiheit und Ehre!
E'Madrid weiterhin heftige Kämpf«
Bilbao. 10. Marz. Rach den ans Madrid vorliegenden Meldungen dauerten die Kämpfe der verschiedene» bolschewistischen Gruppen am Freitag mit unverminderter Heftigkeit an. Di« Verwirrung ist »och größer geworden, da infolge des HSnfige» lleberlaufens ganzer Abteilungen kein Mensch mehr weih, wer Freund und wer Feind ist.