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Nr. 58

Donnerstag, den 9. März 1939

113. Jahrgang

Roosevelt setzt immer noch auf Rotspanien

Weitere Einmischung in Europa

Washington, 8. März. In der Pressekonferenz am Dienstag , erklärte Präsident Roosevelt zur Frage der Anerkennung ^ Francos, daß hierüber noch keine Entscheidung gefällt sei und die Regierung der Vereinigten Staaten noch immer die j Republikanische Spanien-Regierung" aner­kenne. Diese Erklärung Roosevelts entspricht offenbar der Ab­sicht des amerikanischen Präsidenten, gegen den Wunsch seines Außenministers Hüll die Anerkennung Francos mög­lichst hinauszuzögern. Jedenfalls erklärte Hüll am Dienstag, daß er sofort eine einwöchige Reise unternehmen werde, um sich von seiner kürzlichen Erkältung zu erholen. Nach­dem jedoch Hüll schon seit Tagen wieder im Amt tätig ist, kann diese am Dienstag bereits begonnene Reise nur zur Er­holung von einer diplomatischenKrankheit gelten und als Zeichen für die Berstimmung Hulls über die zunehmenden politischen Spielereien seines Chefs gedeutet werden. Roosevelt aber ist augenscheinlich in seiner demokratischen Ideologie derart befangen, daß ihn auch die handgreiflichsten Realitäten nicht da­von abbringen können, seine wahren Sympathien zu verbergen In der Pressekonferenz des Weißen Hauses, der ersten seit der Wiedereinbringung des bekannten Gesetzentwurfes, der unter be­stimmten .Gesichtspunkten die Kriegserklärung der Ver­einigten Staaten von einem vorherigen Volksentscheid ab­hängig machen will, wurde Präsident Roosevelt über seine Ansicht über diese Angelegenheit befragt. Wie zu erwarten war, äußerte sich der amerikanische Präsident hierzu ablehnend. Er erklärte, daß erstens keine Uebereinstimmung über die Begriffs­bestimmung des WortesKrieg" bestehe. Zweitens würde durch einen Volksentscheid zu viel Zeit verloren gehen. Worauf Roose­velt hinaus will und wohin seine Politik steuert, zeigte deutlich seine Antwort auf die an ihn gestellte Frage, obdas Bestehen der amerikanischen Neutralitätsgesetzgebung die Sache des Welt­friedens gefördert" habe. Der amerikanische Präsident ver­neinte diese Frage und behauptete darüber hinaus, der amerikanische Einfluß auf die Wcltbefriedung in den letzten drei

Jahren feit Inkrafttreten dieses Neutralitätsgesetzes wäre wahr­scheinlich größer gewesen, wenn das Gesetz nicht existiert hätte)

*

Roosevelt ermächtigte die Marinelcitung der Vereinigten Staaten, vierneuc6000-Tonnen-KreuzeraufPri- vatwerftcn bauen zu lassen. Der Gesamtwert dieses Bauauftrages beträgt 48 Millionen Dollar.

Hoher Blutdruck durch Kriegshetze

Feststellungen auf einem Aerztekongreß in Atlanta

Neuyork, 8. März. Welch seltsame Auswirkungen die chronisch gewordene Kriegshetze der jüdisch-freimaurerifche» Kreise in USA. hat, beweist das Referat ernes dort sehr bekannten Spe­zialisten auf der Jahrestagung des Amerikanischen Chirurgen- rerbandes in Atlanta (Georgia). Dr. Johanson aus Louis- ville in Kentucky traf die amüsante Feststellung,die Furcht vor einem europäischen Krieg" wirke auf den Geisteszustand vieler Amerikaner so schädlich ein, daß dadurch regelrechte körperliche Krankheiten entstünden, die sogar zur Erhöhung der Sterblich­keiten beigetragen hätten. Nach Dr. Johanson hat die ständige Kriegsfurcht der Amerikaner hohen Blutdruck, Kropfbildung, Kolik und bei anderen wieder Verstopfung zur Folge! Wie leicht wären die armen Leute dort zu heilen!

Vor Neuwahl des Präsidenten in Frankreich

)aladier als Kandidat?

Paris, 8. März. Ministerpräsident Daladier hatte im Laufe des Dienstags eine Unterredung mit dem Vorsitzenden der Kammer, Herriot, über die kommenden Staatspräsi­dent e n w a h l e n. In sonst gut unterrichteten Kreisen rechnet man damrt, daß die Wahlen entweder am 6. oder am 13. April ftattfinden. Die Aufstellung Daladiers als Kandidat liegt immer noch im Bereich der Möglichkeit.

Die Lage Madrid

Miaja und Genossen nicht besser als die übrigen roten Verbrecher"

Bilbao» 8. März. Der nationalspanische Sender Vurgos kenn- , zeichnet die Angehörigen des neugegründeten Madrider roten Verteidigungsrates" mit schonungsloser Offenheit. Er stellte fest, daß seine Mitglieder k e i n e s w e g s b e ss e r als die übri­gen roten Verbrecher sind. So sei Besteiro stellvertretender Lei­ter der erstenrepublikanischen Regierung" gewesen und er habe Lei Ausbruch des Krieges nicht hinter dem berüchtigten Largo Caballero in seiner Ablehnung Francos und der Auspeitschung zum Klassenhaß gestanden. In Miaja stelle sich der Schöpfer jenes verbrecherischen Planes der Verteidigung der offenen Stadt Madrid vor. In einer Erklärung der Syndikalistischen Partei vom Mittwoch früh wurde zugegeben, daß für dis RotenderKriegverlorenist und daß der sinnlose Wi­derstand, wie er von Negrin auf Befehl Moskaus an- ^ geordnet sei, nicht fortgesetzt werden dürfe. Nachdem es noch i am Dienstagnachmittag zu heftigen Auseinandersetzungen ge- ! kommen war, ist, wie aus zuverlässiger Quelle verlautet, inzwi- j fchen wieder in Madrid Ruhe eingekehrt. DerVer- ' teidigungsrat" dürfte damit iu Madrid Herr der Lase geblie- ! brn sein. j

Rette sich wer kann" !

,Paris, 8. März. DemTemps" zufolge sind innerhalb der letz- j teu 24 Stunden nicht weniger als 24 ehemalige rotspa- ^ uüfcheMinister",Unter st aatssekretäre" und j Generäle" aus dem roten Restspanien geflüchtet. !

Aus Algier wird gemeldet, daß am Dienstag in Oran ein j Segelschiff, drei Frachtdampfer und zwei Schaluppen aus Car- - bagena eingetroffen seien, dicht besetzt mit Volschewistengesindel, j das es verstanden hat, sich in letzter Stundein Sicherheit" r» i ormgen. Unter den 200 Fahrgästen befänden sich 50Offiziere" imdUnteroffiziere" der rotspanischen Kriegsmarine. Die Bol- > gehalten" Eden unter französiüü---- Bewachung an Bord fest- !

Casado als Unterhändler ausgejchickt? ^

Paris, 8. März. Wie ans Madrid verkantet, habe sichOber" ! Casado m voller Aebereinstinmmng mit General Miaja im z Laufe der letzten Nacht in die nationalspanische« Linien begeben, ! mn zu versuchen, erne Unterredung mit General Franco zn er- ! reichen. " >

Regrin sollte vor ein Standgericht

Paris, 8. März, lleber die Flucht des rotspanischen Ober- j hauptlmgs Negrin und seinesAußenministers" del Vayo ^ werden jetzt Einzelheiten bekannt. Ein Insasse der vier Appa- ! rate, die in Toulouse inzwischen gelandet sind, erklärte, daß so- ! fort nach Vekanntwerden der Machtübernahme durch den söge- ! nmlntennationalen Verteidigungsausschuß" in Madrid samt- ! «che republikanischen Flughäfen Anweisung erhalten hätten, - kein Flugzeug starten zu lassen, ohne besondere Erlaubnis. In ^ der allgemeinen Unordnung und Berwirrung sei es Regrin und del Vayo gelungen, sich aus dem Staube zu machen. Die Flug­

zeugführer und ebenso die Besatzung hätten erst bei der Landung in Toulouse erfahren, was überhaupt im rotem Spanien vor sich gegangen sei. Ursprünglich sei beabsichtigt gewesen, Negrin und Genossen zu verhaften und sie vor ein Standgericht zu stellen.

Sowjetspanische Bomben ans einen holländischen Dampfer

Amsterdam, 8. März. Der Kapitän des niederländischen Dam­pfersAurora" hat seiner Reederei durch Funkspruch uirtgeteilt, daß sein Schiff auf der Höhe der Straße von Gibraltar durch sechs rotspanische Flugzeuge überfallen worden sei. Es seien zahlreiche Bomben abgeworfen worden. Durch Bombensplitter wurde die Brücke des Dampfers beschädigt. Trotz der Beschädi­gung konnte dieAurora" ihre Reise nach Genua fortsetzen.

Ein Hetzfeldzug brach zusammen

Keine Spur verdächtiger Nazi-Zellen in Argentinien*

Buenos Aires, 8. März. Eine der bekannten Hetzkampagnen, mit der das Geschwätz von einer Bedrohung Südameri­kas durch die autoritären Staaten aufgefrischt werden sollte, ist wieder einmal kläglich zusammcngebrocheu. Trotz zweimaliger Erklärungen des Präsidenten Ortiz, der solche Behauptungen energisch in das Reich der Fabel verwies, hatten mehrere Blät­ter einen neuen Feldzug begonnen, der die alten uud längst widerlegten Greuel in immer neuen Schattierungen abwandelte. Die Hintermänner waren offensichtlich sordamerikanische und jüdische Interessenten. Jeden Tag warnte diese Asphaltpresse mit Balkenüberschriften vor einerNazi-Jufiltration in Pata­gonien" oder ähnlichen ungeheuerlichen Ausdehnungsgelüsten des Pangermanismns". Angesehene deutsche und argentinische Fir­men, die für die Erschließung des Südens wahre Pionierarbeit geleistet haben, wurden mit gemeinste» Methoden einer un­lauteren Konkurrenz i.r schamlosester Weise verdächtigt. Me Regierung beschloß schließlich, diesem Spuk ein Ende zu mache» und setzte eine Kommission von Abgeordneten ein, die mit eingehenden Nachforschungen an Ort und Stelle beauf­tragt wurde. Nach einer Reise von 2300 Kilometer kreuz und quer durch Patagonien stellte dieser Ausschuß jetzt fest, daß an allen Verdächtigungen kein wahres Wort sei uud daß es vor allem keine faschistischen und nationalsozialistischen Stelle«, die in Widerspruch zur Staatsoersassung stände», im Lande gäbe.

Die täglichen PalMna-IrvischenfLLe

Jerusalem, 8. März. Die Kette der Zwischenfülle in Palästina reißt nicht ab. Ein Arbeiter, der im arabischen Hafen von Haifa in einem Lass saß, wurde erschossen. Die Stadt Akko und zwei Dörfer im Distrikt Haifa wurden wieder einmal aufs genaueste durchsucht. Dabei wurden 41 Araber verhaftet. Ein Araber, der auf Anruf nicht stehen blieb, wurde kurzerhand er- schossen. Im Dorfe Attaiciba versuchte bei einer Durchsuchung ein Mann, die Absperrung zu durchbrechen. Er wurde dabei be­schossen und schwer verwundet.

Geschichtliche Tage

vor einem 3ahr!

Die entscheidenden Märztage der Ostmark

Vor einem Jahre begann in diesen Tagen die letzte Etappe eines schwierigen Endkampfes in der Ostmark, der dann durch den wahnwitzigen Versuch Schuschniggs, die in Berchtesgaden übernommenen Verpflichtungen durch einen schwindelhaften Volksentscheid zu umgehen, ein jähes Ende fand und über Nacht in den restlosen Sieg des Nationalso­zialismus mündete. Seit dem 12. Februar rang die natio­nalsozialistische Führerschaft im engsten Verein mit Mini­ster Seyß-Jnquart und den volkspolitischen Referenten kn einem zähen und von seiten Schuschniggs hinterhältig ge­führten Kleinkrieg um die Durchsetzung der in Berchtesga- , den vereinbarten Richtlinien. Erst heute läßt sich ganz er- j messen, welche disziplinierte Selbstentäußerung es für die illegalen Kämpfer der Ostmark bedeutete, ihre wahren Im­pulse zurückzudrängen und den ebenso langwierigen rms schwierigen Weg der allmählichen Eingliederung in den von der Dollfußregierung durch Verfassungsbruch und nackte Willkür errichteten autoritären Staatsaufbau zu gehe». ! Die unvergleichliche Diszipliniertheit, mit der hier den Wei­sungen der Führung unbedingte Gefolgschaft geleistet wurde, war an sich schon ein Beweis dafür, welch wohlgefügte und kompakte Majorität die illegalen Organisationen darstell­ten.

Dieser ehrliche Wille zumdeutschen Frieden" wurde al­lerdings von der Systemregierung schlecht gelohnt. Es fehlte hier überhaupt die Absicht, Frieden zu schließen. Man glaubte mit dem altüberlieferten Mittel desFortwur- stelns" ein Begriff, der seinerzeit von dem österreichisch- ungarischen Staatsmisister Taaffe zur Maxime erhoben worden war eine Politik des Hinhaltens, der halben Erfüllungen, der leeren Versprechungen und formalen Scheinlösungen führen zu können. Schuschnigg war verblendet genug zu glauben, die Nationalsozialisten und ihre Exponenten dummschla« über de« Löffel balbiere« zu können. Er verlegte sich auf ein widerliches Feilschen um die primitivsten Zugeständnisse.

Fünf Jahre lang hatte das System von der immer «nd immer wiederholten Lüge gelebt, eine tragsähige Majori­tät in der Bevölkerung hinter sich zu haben. Ohne a«ch nur im entferntesten au einen Nachweis dieser Behauptung zu denken, erklärte sie den Nationalsozialismus für eine be­deutungslose Minderheit, fühlte sich hinter den Bajonetten so sicher und ungestört, daß nun die bloße Tatsache, den Nationalsozialismus als gleichberechtigten Partner eines Friedensschlusses anerkennen zu müssen, allein schon ims Lü­gengewebe von der vaterländischen Majorität zerreiße« mußte.

Schon hatten sich anläßlich der Rede Schuschniggs nn Bun- desrat am 24. Februar in zahlreichen Städten Kundge­bungen ereignet, die dieses ungleiche Kräfteverhältnis recht drastisch demonstrierten. So hatte z. V. in Linz die Vaterländische Front ihre von Tag zu Tag mehr zusammen­schmelzende Anhängerschar zu einerGroßkundgebung" zu­sammengerufen. Die Führung der Nationalsozialisten hatte aber darauf bestanden, an einem diese Kundgebung beschlie­ßenden Fackelzug teilzunehmen, was ihr im Zuge der politi­schen Entwicklung fett dem Tage von Berchtesgaden nicht gut abgeschlagen werden konnte. Rund zweitausend vater­ländische Amtswalter und Anhänger marschierten an der Spitze des Zuges, dem dann in weithin sichtbarem Abstand 40 000 Nationalsozialisten folgten, soldatisch formiert, in ei­ner von dem vaterländischen Leichenzug unverkennbar ver­schiedenen Haltung, umsäumt von einem jubelnden Men­schenspalier. Aehnliches ereignete sich in Graz uud Salz­burg, Wien und anderen größeren Städten.

Mag sein, daß sich nun erst Schuschnigg zu seinem letzte« infamen Gewaltstreich entschloß, der noch einmal das Steuer herumwerfen sollte. Denn wenn sich auch Innenminister Seyß-Jnquart, der am 1. März zum Staatsrat ernannte Dr. Jury und die volkspolitifchen Referenten in den Bun­desländern eine kluge und mäßige Zurückhaltung auferleg­ten, sich strikte an das Programm von Berchtesgaden hiel­ten, um so von sich aus der Regierung ja keine Handhabe zu bieten, das Abkommen als gebrochen zu erklären, wurde jede kleinste Maßnahme vom Volke mit einem frenetischen Widerhall bedacht.

So kam es in Graz zu Riesenkundgebungen anläßlich der Anwesenheit des Innenministers. Das gleiche ereignete sich in Linz, als am 6. März Seyß-Jnquart vor 500 Amtswaltern der illegalen nationalsozialistischen Parteior- . ganisationen sprach; da mußte der damalige Landeshaupt­mann von Oberöfterreich, Dr. Gleißner, an seiner Seite durch ein Spalier von jubelnden Menschen fahren, die mit erhobener Hand ihre nationalsozialistische Einstellung un­widerleglich demonstrierten. Aehnliche für Schuschnigg und seine Hintermänner niederschmetternde Folgen hatte auch die Freigabe des Jugendturnens für den deutschvölkifchen Turnerbund. Alle diese Flammenzeichen zusammen haben nun zum Tag von Innsbruck am 9. März geführt. Schuschnigg verkündete hier, ohne vorher mit den Ver­tretern der nationalen Opposition verhandelt zu haben, eine auf drei Tage befristete Volksabstimmung an. Die Methoden. mit denen sie ausqeführt werden sollte, er-