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Mittwoch, den 8. Miirr 1939
wlULes uuv der Atb brachte dieses Hoch eine sehr freundliche, sonnige und milde Witterungsperiode, während deren die Sotnie fast täglich neun Stunden schien und während deren auf dem Feldderg z. B. das Thermometer vom S. an auch nachts noch über dem Nullpunkt blieb und am 6. mit 11 Grad den höchsten Starll) dieses Monats erreichte. Die Niederungen waren dagegen (wie meistens bei winterlichen Hochdruckwetterlagen) in den Morgenstunden in Nebel gebullt, und besonders im Vodsn- seegebiet hielt sich eine fast immer geschlossene Hochnebeldscke, unter der die Temperaturen bis zum 8. den Gefrierpunkt nicht Werschreiten korbten. Erst am 9. kam wieder eine kräftige Südwestströmung auf und lieg die Temperaturen in den Tieflagen über die Regelwerte steigen. Sie brachte die ersten Niederschläge dieses Monats, die allerdings kaum S Millimeter ergaben. Das milde Wetter wurde nur vorübergehend am 14. durch einen Kalt- krfteinbruch aus Nordwesten unterbrochen. Die Störungen, die dann bis zum 20. Wer Süddeutschland hinwegzoge», brachten vielfach Regenfälle, aber nur ganz vereinzelt erreichte ihre Menge m 24 Stunden 1Ü Millimeter. Diese Störungsreihe war am 20. abgeschlossen, und es bildete sich jetzt wieder über Süddeutschland ei» Hochdruckgebiet, das bei seiner weiteren Verstärkung und Ost- würtsverlagerung bald kräftige Südwinde aufkommen ließ.
Der rasche Wechsel in den Witterungsperiodeu des Monats hatte zur Folge, daß im allgemeinen in den Monatsmittelwerten der Temperatur keine der Großwetterlagen besonders deutlich hervor tritt. Die Zahl der Frosttage ist meist normal, nur in den Höhenlagen ist sie um fast 40 Prozent zu niedrig. Die Zahl der Wstage ist überwiegend zu gering; im Neckar- und Rheintat wurde überhaupt kein Eistag gezählt, in den mittleren Lage» nur etwa zwei bis drei, dagegen sind es im Bodenseegebiet fast ISO Prozent der Normalzahl geworden. War die Temperatur- abweickuna des Monats nur wevin bemerkenswert, io iSOi iwck die große Trockenheit der meisten Gebiete aus. Vielfach ist nicht einmal die Hälfte der normalen Niederschlagsmenge gefallen. Besonders groß ist der Fehlbettag im Südschwarzwald, er beträgt dort etwa 75 Prozent. Rur in Nordbaden und im aördlichen Teil von Württemberg nähern sich die Mengen dem Durchschnrtt. Mit der großen Trockenheit stimmt die übernormale Souneuscheinbauer Worein.
Vauerufrageu im Reichssender Stuttgart
Wir sorge« vor!
Demnächst werde» ein« groß« Zahl von Lagerhäuser» erbaut sein, um die Ertrüge nnsä»s Lande» aufzunehme«. Diese Lagerräume ziehe» auch ein» Verbindung zu einem große» deutschen Staatsmann der Geschichte, zu Friedrich dem Gäbe«, der zur Versorgung des Land« und der Truppen große Magazin« erstelle» ließ. Am S. MLrz bringt der Reichssrnder Stuttgart einen Vortrag „Wir sorgen vor! , der die staatliche Vorrats» Wirtschaft in ihrer politischen Bedeutung darstellt.
Die Nein« Verbraucherfibel
Trotz der s ch lech te » Obsternte, trotz der Maul- mrd Klauenseuche, trotz des Kartoffelkäfers »nd trotz aller Unbilden, di« im letzten Jahr und augenblicklich »och unsere landwirtschaftliche Erzeugung bedrohe», sind wir Mt durch den Winter hindurch gekommen. Was wir in der Küche vor der neuen Ernte »och vorwiegend verbrauchen sollen, das simt uns die „Kleine Ber» braucherfibel", die der Reichssender Stuttgart am 9. Marin der Sendung „Zeit und Leben" bringt.
Maschinen und Geräte — klar
Die Technik wird in den nächsten Jahren auf dem Dorf in ungeahntem Maße weiter eingesetzt werden. Die Maschine als Helferin der Bauern wird heute von keinem mehr abgelehnt. Des- halb muß der Maschinenpflege auf dem Bauernhof et» besonderes Augenmerk geschenkt werden und vor allen Dingen ist es natürlich auch notwendig, sie für die Frühjahrsarbeiten rechtzeitig vorznbereiten. Das zeigt die Hörfolge „Maschine» und Gerate — klar" die der Reichssender Stuttgart am Frettag, 10. März, in fernem Bauernkalender sendet.
Der Ortsbauernführer meist dazu...
Auch der letzte Volksgenosse weiß heute, daß di« Bauernarb eit sehr schwer geworden ist, weil die Arbeitskräfte zu einem großen Teile fehlen. Der Reichssender Stuttgart bringt amSamstag. 11. März, die bekannte Hörfolge ,T>er Ortsbanernführe: meint dazu..." in der Sendung „Volksmusik und Bauernkalender", in der die Fragen-der Hilfe für den Bauern zur Sprache kommen.
Buntes Allerlei
Der jünMc Raucher
Pariser Zeitungen berichten von einem in Binitza, Jugoslawien, lebenden zweijährigen Kink, das trotz seines Babyalters ein leidenschaftlicher Raucher sein soll. Der Vater ließ seinen
Ragolder Tagblatt „Der Gesellschafter"
. Junge« bereits im Atter von 18 Monate» die erste« «Züge" , machen. Dte jugoslawischen Behörde» dürften nach der Kennt- ! , nisnahme von dieser zweifelhafte» Tugend des hoffnungsvrcklea s ? Sprößlings dafür Sorge turgen, daß das Baby eine Auti-Niko- ! ^ tiuknr durÄmacht, bis es erwachse« ist. ;
! Wieder einmal: der älteste Man« !
^ Zwischen verschiedenen Länder» scheint «» heimlicher Kon- ! i kurreuzkampf über die Frage entbrannt zu sein, wer für sich den Ruhm in Anspruch nehmen kann, den ältesten lebenden Menschen in seinen Grenzen zu beherbergen. Meist stammen die Methusalem» ja aus den Gebieten, in denen das wirkliche Alfer infolge mangelnder standesamtlicher Eintragungen nicht feststellbar ist. In diesen Tagen hat stch in Südafrika ein Makrie gemeldet, der z» der Zeit geboren sein will, als die erste« europäische» Säedler stch in Südafrika niederlietze». Danach wäre der Malaie etwa 118 Jahre alt. Er will sich sogar noch auf d« Fleisch- und Brotpreise in seiner Kindheit erinnern können.
Der pflichtbewußt« Laufjunge In Toulouse ereignete stch dieser Tage «in bedauerlicher Unglücks fall, dem eiu 17jährtger Junge zum Opfer fiel. Dieser war Angestellter des Telegraphenamtes. Ab, er ei» dringendes Telegramm auf Geheiß seines Vorgesetzte» zu dem Adressaten schaffe« wollte, wurde er unterwegs von einem Auto «»gefahren und so schwer verletzt, daß ärztliche Kunst ihn nicht meh« rette» konnte. Er wurde tu seine Wohnung geschafft. Dort erlangt» « noch einmal das Bewußtsein, richtete sich auf und fragte, W da» Telegramm bestellt worden sei. Als Hm dies bej«W wuftA sank er auf sein Bett zurück und starb.
Sterne singen ans Schallplatte«
In Washington wurde vor kurzem ein Museum für „Sphärenmusik" eingerichtet. Hier werden Schallplatte» aufbewahrt, auf denen man die Melodien der Sterne ausgenommen hat. Das Verfahren, die Sterne zum Singen zu bringen, besteht darin, daß man die Lichtwellen der Himmelskörper in Tonwellen verwandelt und sie dann auf Wachsplatten ausnimmt. Das Mu- j seum zählt bereits 80 solcher Schallplatten.
wirlschasl
Die Kennzahl der Großhandelspreise für den 1. März stellt sich auf 106,6 (1913 gleich 100); sie ist damit gegenüber der Vorwoche (106,5) wenig verändert. Die Kennzahlen der Hauptgrup- peu lauten: Agrarstoffe 108,0 (plus 0,3 v. H.), Kolonialwaren 93,6 (minus LI v. H.), iudustrielle Rohstoffe und Halbwarea 94,4 (ullv.) und industrielle Fertigwaren 125,5 (unv ).
Württemdergisches Porttand-Cement-Werk, Lauffen a. R. Der Auffichtsrai hat beschlossen, der HV. am 25. März 1939 die Verteilung einer Dividende von wieder 12 Prozent vorzuschlagen. Im Vorjahr war, wie erinnerlich, eine Ermäßigung von 14 auf 12 Prozent erfolgt. Das Kapital der Gesellschaft beträgt 3,3 Mill. RM., wovon 0,1 Mill. RM. Vorzugsaktien mit 18fachem Stimmrecht sich im Besitz der Stadtgemeinde befinden.
Bieeerzengung in Württemberg i« Januar 1939. Im Januar 1939 sind in Württemberg insgesamt 202 868 Hektoliter Vier erzeugt worden gegenüber 147 693 Hektoliter im Januar 1938. Es handelt sich fast ausschließlich um untergäriges Vollbier. Als Haustruuk wurden steuerfrei abgelassen 38434 (3697) Hektoliter. Versteuert wurden 199 034 (144 096) Hektoliter. i :
1 Juteruatiouale Messe in Tripolis. In Tripolis wurde am ; Sonntag die dortige 13. Internationale Messe eröffnet, die be-
> sonders auf die historische Aufgabe Italiens im Mittelmeer, wie -
> sie auch in der großen Siedlungsaktion des faschistischen Italiens l ! in Libyen zum Ausdruck kommt, abgeftellt K. Der Unterftaats- ! i sekretär im Landwirtschaftsministerium, Tastinari, hob in seiner !
Eröffungsansprache unter Hinweis auf die besonders starke deutsche Beteiligung hervor, daß diese Messe auch im Zeichen der immer engere« deutsch-italienischen Freundschaft auf der Grundlage der Achse Rom—Berlin stehe.
! Kurze Sporlrrmdscha« i
' Europameister im Eishockey wurde zum drittenmal die Schweiz, ! i die am Sonntag vor 16 000 Zuschauern in Basel gegen die > ^ Tschechoslowakei mit 2:0 (0:0, 1:0, 1:0) Treffern gewann. j Das Skifest am Hokmenkol bei Oslo erreichte am Sonntag ' ^ seinen Höhepunkt mit dem Sprunglauf, dem 70 000 Zuschauer, j ! darunter die königliche Familie, beiwohnten. Der Umbau der i ! Sprungschanze bewährte sich nicht, und jeder vierte der rund ^ 500 Sprünge war gestürzt. Die Ergebnisse wurden noch nicht § s bekanntgegeben. In der Kombination dürfte Hoffsbakken-Nor- ! i wegen mit Sprüngen von 48.50 und 53 Meter Sieger werden. !
Unser Weltmeister Gustl Berauer stürzte i« ersten Gang bei 60 Meter. Im Spezialsprunglauf schnitt der Olympiazweite Sven Eriksson-Schwede« mit zwei guten Sprünge« von 62 Meter am besten ab. Birger Rund, der große Favorit, enttäuscht? ,eine Landsleute mit Wetten vo« 56.50 «nb 60 Meter etwas: Von den Deutschen standen Bogner 56 und 52.50 Meter , »User Wehrmachtsmeister Haselberger 53 und 56.50 Meter.
Württemberg« Eissport-Meisterschaften wurde« a» Wochenende aus der Mannheimer Kunsteisbahn entschiede». 2m Ei». Hockey verteidigte der SLT. Schwenningen den Titel erfolgreich mit 3:1 gegen den Stuttgarter SRC. Eine große Ueberraschuug gab e» im Kunstlaufen der Frauen, in dem di« langjährig« Meisterin Frau Trauth-TEV. Walda» vo» Fra» Dobbratz- Stuttgarter SRT. verdrängt wurde. Die Meisterschaft der Männer holte stch Maihofer-TEV. Waldau und u» Paarlaufen war das Ehepaar Trauth erfolgreich.
Der Eissport-DreistSdtekampf zwischen Wie«, Münch« und Berlin, der seit Tagen in Wien ausgetragen wurde, endete mit einem Siege der Wiener mit 147 Puntte« vor Münch« mit 112 »nd Berlin mit 55 Punkten.
Die Zwischenrunde um den Adlerprei» der Handball-Gaumannschaften ergab folgende Ergebnisse: Berlin-Kurmark — Westfale« 8:3; Sachsen — Baden 9:7 u. Verl.; Hessen — Riederrhei» 3:4 und Ostmark — Schlesien 10:9, so daß Berlin, Sachs«, Riederrhein uW Ostmark am 19 März di« Vorschlußrunde bestretten.
Das Ansscheiduugsturne» der deutsch« Nationalmannschaft in München sah Willi Stadel-Konstanz mit 117F Pnnkte» vor Stangl-München (117,4) und Karl Stadel-Wünsdorf (116,4) erfolgreich. Die deutsch» Mannschaft für de» Länderkampf gegen Ungarn am 19. MAz in Paffau wurde wie folgt aufgestellt: W. Stadel-Konstanz, Stangl-München, Karl Stadel-Wünsdorf, Müller-Leuna, Friedrich-München, Steffens-Vrem«, Göggel- Stuttgart und Ersatz Wurm-Kassel.
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Programm de» Reich»se»d«r» Stuttgart
Dounerstag. 9. März: 6:00 Morgenlied. Zeitangabe, Wetter- bericht, Wiederholung der L Abeudnachrichte», Landwirtschaftliche Nachrichten, 6.15 Eyumasttt, 6ll0 Frühkonzert, Friihnach- richte», 8.00 Wasserstandsmelduugeu, Wetterbericht, Marktberichte, 8.10 Gymnastik, 8.30 Moraeumnfik. 9.20 Für Dich daheim, 10.00 Ein Glückwunsch der deutschen Jugend zu dem 60. Geburtstag der Dichterin Agnes Miegel, 11.30 Volksmusik und Bauernkalender mit Wetterbericht, 12.00 Mittagskonzert, 13.00 Nachrichten l«s Drahtlosen Dienstes, Wetterbericht, 13.15 Mittagskon- zert, 14.00 Ans der Welt der Oper, 16.00 Musik am Nachmittag, 18.00 Run fanget an zu musizieren.. „ 18.30 Aus Zeit und Leben, 19.00 Drei viertel Stunden im Dreiviertel-Takt, 19.45 Kurzberichte, 20.00 Nachrichten des Drahtlosen Dienstes, 20.15 „Unser singendes, klingendes Frankfurt". 22.00 Nachrichten des Drahtlo- s« Dienstes, Wetter- »nd Spottbericht, 22.30 Volks- und Unterhaltungsmusik. 24.00 Rachtkonzett.
Freitag» 1V. März: 6.00 Morgenlied, Zeitangabe, Wetterbericht, Wiederholung der 2. Abendnachrichten, Landwirtschaftliche Nachrichten, K-15 Gymnastik, 6.30 Frühkonzert, Frühnachrichten, 8.00 Wasserstandsmeldung«, Wetterbericht, Marktberichte, 8.10 Gymnastik, 8.30 Morgeumnfik, 9.20 Für Dich daheim, 10.00 Nur ein Erfinder, 10.30 Eisjachten im Rennen, 11.30 Volksmusik und Bauernkalender mit Wetterbericht, 12.00 Mittagskonzert, 13.00 Nachrichten des Drahtlosen Dienstes, Wetterbericht, 13.15 Mit- tagskonzett, 14.00 Aller guten Dinge find drei. 16.00 Musik am Nachmittag, 17.00 „Zum 5-llhr-Tee", 18.00 Neues Opernschaffen. 18.30 Aus Zeit und Leben, 19.00 „Stadt der sieben Türme", 20.00 Nachrichten des Drahtlosen Dienstes, 20.10 „Im sonnigen Süden", 20.30 „Vom Rinsequell zum Kulpastrand", 21.00 Sinfonie- konzett, 22.00 Nachrichten des Drahtlosen Dienstes, Wetter- und Sportbericht, württembergische und badische Sportvorschau, 22.30 Musik zur Unterhaltung und zum Tanz, 24.00 Nachtkonzert.
Samstag, 11. März: 6.00 Morgenlied, Zeitangabe, Wetterbericht. Wiederholung der 2. Abendnachrichten, Landwirtschaftliche Nachrichten, 6.15 Gymnastik, 6.30 Frühkonzert, Frühnachrichten, 7.10 Werkkouzert, 8.00 Wasserstandsmeldungen, Wetterbericht, Marktberichte, 8.10 Gymnastik, 8.30 Wohl bekomm's!. 9.20 Für Dich daheim, 10.00 Schiff in Not, 11.30 Volksmusik und Bauernkalender mit Wetterbericht, 12.00 Mittagskonzert. 13.00 Nachricht« des Drahtlosen Dienstes, Wetterbericht, 13.15 Mittags- konzett, 14.00 Bunte Volksmusik. 15.00 Gute Laune!, 16.00 „Sperlings bunte Bühne", 18.00 „Tonbericht der Woche", 19.00 Rhythmus! Rhythmus!, 19.30 Herb und derb!, 20.00 Nachrichten des Drahtlosen Dienstes, 20.10 „Wie es euch gefällt", 22.00 Nachrichten des Drahtlosen Dienstes. Wetter- und Sportbericht, 22.30 Unterhaltungs- und Tanzmusik, 24.00 Nachtkonzert.
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v»e heilere Geschichte um Liebe und Jagd iu und um München von Hans Wagner
llrbeberrechtsschutz durch Verlagsanstalt Münz. Regensburg. 43. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)
Das Buch, nun das hatte sich das Hannerl auch nicht dem Herrn Doktor zuliebe angeschafft, wie die Mama glaubte; wir wissen ja, daß sie es von der Hilde entliehen hatte, denn es wollte sich das Mädel vergewissern, ob die Verfasserin das Landleben auch so schilderte, wie es der Jäger ihr gegenüber jüngst getan hatte, insbesondere was die Ziege, die Kuh und das Ferkel, dann aber auch die vielen Mäuse und manches andere, was sie interessierte, betraf.
Das konnte freilich die Mama Huber alles nicht ahnen, die hatte ihre eigene Auffassung von den Dingen. Deshalb schwelgte sie jetzt im Glück und erging sich in kühnen Zukunftsbetrachtungen, die ihr unendlich wohl taten. Wenn sich nur jetzt der Herr Doktor bald erklären würde!
Trotzdem vergaß sie die reale Gegenwart nicht ganz. „Was i dich no Hab fragen wollen, Alois," hielt sie ihren Mann nochmals auf, der gar zu gern sein Mittagsschläfchen beginnen wollte, „da is do alleweil in der Kuchl noch so a Flascherl Wein g'standen, woaßt, wia du'n ausm Keller g'holt hast für unsern B'such. Dö hast wohl derweil selber g'juffa, weil i's nimmer find?"
„Was sagst, dös Flasch! wär nimmer da? Dös is do a ganz a guater Wein g'wen, a ganz a teurer! I hab'n net surt. Frag halt d'Nosl, leicht daß's'n abserviert hat für ihran Reichswehrg'freiten. I könnt mir sonst net denken, wo er hi'kommen sein sollt."
Die Rosl leugnete aufs entschiedenste jede rechtswidrige Aneignung, das Flaschl hätte sie vor ein paar Tagen noch herumstehey sehen, aber heut wär es nimmer da, das wär
ihr schon selber aufgefallen. Die Frau Huber schenkte diesen Beteuerungen keinen Glauben und ließ, trotz ihrer gehobenen Erundstimmung. ein kleines Donnerwetter über das angeblich schuldlose Haupt der Rosl sich entladen. Und die lief von da ab den ganzen Tag mit einem verheulten Gesicht herum, denn ihr Gewissen war in Bezug auf diese Flasche Wein völlig rein. Auch dem Hannerl fiel zum Abend der Kummer des Mädels auf.
„Was hast denn heut, Rosl?" erkundigte sie sich bei ihr.
,,D' gnä' Frau hat mir vorg'worfen, i hält a Flaschl Wein g'stohln, dös wo in der Kuchl g'standen is. Und i bins do wirklich net g'wen."
„Ich glaub dir's schon, Rosl," beschwichtigte das Hannerl, „aber weißt, die Mama ist jetzt immer so aufgeregt, ich kenn mich da selber nimmer aus. Da darfst du dir nicht so viel draus machen, wenn sie so daherschimpft. Schau her, ich geb dir das Fünsmarkstückl da, das ist Schmerzensgeld, da hörst jetzt aber mit Weinen auf, und wenn du wieder ausgehst mit deinem Schatz, dann kaufst ihm halt davon ein Flascherl Wein."
Die Tränen der Küchenfee versiegten. „I dank Eahna recht schön, da wird er sich aber freun, der Maxl."
„Aber der Mama nichts verraten, verstanden!"
„Koa Silben sag i net, abr's schmerzt halt doch, daß's moant, i hält dös Flaschl g'stohlen."
„A was, Rosl, zerbrich dir darüber nicht länger den Kopf, wer weiß, wo und wann der Wein wieder zum Vorschein kommt. Ich wills der Mama schon ausreden, dich im Verdacht zu haben. Und wenn sie doch noch etwas sagen sollte, dann antwortest ihr einfach: Mein Maxi trinkt überhaupt keinen Alkohol."
In Wirklichkeit wußte aber das Hannerl ganz genau, wo der Wein hingekommen war. Sie selber hatte ihn ja mitgenommen nach Eschenkirchen, und in die Zigarrenkisten vom Papa hatte sie auch wieder hineingegriffen gehabt, nur war das dem noch nicht ausgefallen.
Es war aber auch zu nett gewesen, da draußen im Revier. Der Jäger war froh und freundlich, man hatte ihm schon anmerken können, daß er sich über das Wiedersehen mit ihr freute; der Herr Schilling zeigte sich von der angenehmsten Seite und die Hilde tat, als sähe sie das Hannerl nach unendlich langer Abwesenheit wieder einmal hier Heraußen. Auch die Hedi und der Strolch äußerten deutlich ihre Wiedersehensfreude. Und aus dem Dressieren wurde» zur Genugtuung der Hedi, auch nicht viel. Die Freundinnen waren nämlich hinter den Jägern hergegangen, wie die ein paar Hühner schießen wollten. Nachdem das getan war, traf es stch, daß die Hilde mit ihrem Bernd ver- schwand, sodah das Hannerl mit dem Jäger zur Hütte zu- rückwanderte.
„Wissens," hatte der Jäger die Unterhaltung begonnen, „über Ihr Vildl Hab ich mich schon recht sehr g'freut."
„Mir ist die Zeit auch recht lang geworden. Immer bin ich nur zu Haus gewesen und aus der Stadt gar nicht herausgekommen. Da gefällts mir gar nimmer so recht, seitdem ich Eschenkirchen kenne."
„Dös kann i mir schon vorstelln. Wär aa nix für mich, alleweil auf'm Pflaster daherhatschen. Hams'as schon g'hört, an Herrn Schilling seine Eltern wollen Herkommen, damits d'Braut kennen lernen, hams g'schrieben. Da wirds nächst aa bald a Verlobungsseier geben."
„Da hat mir die Hilde noch gar nichts gesagt."
„Heut hat der Herr erst an Brief kriagt. Wird er ihrs halt jetzt grad erzähln, moan i."
„Da muß ich sie auf der Heimfahrt schon fragen."
Im Jagdhäusl berichtete der Bernd hernach auch, daß seine Eltern in der allernächsten Zeit eintreffen würden und daß er selber dann auch bald sortfahren müßte, um den Hof zu übernehmen.
Das Hannerl horchte auf. Auf der Heimfahrt sprach sie darüber zu Hilde.
„Was wird denn nachher mit dem Jäger, wenn der Bernd heimfährt und die Jagd aufgibt?"
(Fortsetzung folgt.)