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Mittwoch, den 1. März 1SS9

Aus der Wirtschaft

Verhandlungen mit England Eine unerwartete Aner­kennung Erste Reichsmesse Grobdeutschland»

WPD In diesen Tagen beginnen die seit langem ange­kündigten Wirtschastsverhandlungen mit England. Man muh schon sagen, mit England, denn ent­gegen der ursprünglichen Absicht, wonach die Besprechungen nur zwischen der deutschen Reichsgruppe Industrie und der i Vereinigung der englischen Industriellen geführt werden ; sollten, hat sich die englische Regierung, und demgemäß auch ! die deutsche Regierung jetzt in die Verhandlungen einge- i schaltet. Ein Beweis dafür, wie wichtig man auf beiden Sei- s ten die Neuregelung der wirtschaftlichen Beziehungen ! nimmt. Englischerseits weilen der durch sein wirtschaftlrches Gutachten über die Tschecho-Slowakei während der Septem­berkrise bekannte Ashton Ewatkin und der Handelsmini- nister Stanley in Berlin. Das große Interesse das man in London an diesen Besprechungen hat, geht im übri­gen auch aus derBegleitmusik" hervor, die dazu gemacht wird. Daß sich dabei wiederum einige falsche Töne einge- jchlichen haben, nimmt uns weiter nicht wunder, wir müssen aber doch einige allzugrobe Mißtöne registrieren. Wenn man in England etwa glaubt, die Verhandlungen mit Dro­hungen zu fördern, indem man ostentativ auf die großen Fortschritte der englischen Rüstung hinweist, dann ist das dem Erfolg des Unternehmens nicht sonderlich günstig. Daß Drohungen auf uns keinen Eindruck machen, sollte man ei- ! gentlich in L ndon wissen. Ebensowenig angebracht ist die s ewige Wiederholung der Behauptung von der Verdrängung des englischen Außenhandels durch Deutschland. Für solche ^ Behauptungen müßte man doch wenigstens den Schatten § eines Beweises erbringen können. Man kann es aber nicht, ! weder aus den amtlichen Hanöelsstatistiken der Länder, ! noch aus der ziffernmäßigen Entwicklung des Welthandels rm allgemeinen. Es ist doch nun einmal so, daß der Welt­handel auch im letzten Vierteljahr wieder eine rückläufige Tendenz auswies.

Die Behauptungen, die man für die Notwendigkeit einer Exportoffensive gegen Deutschland anführt, find also falsch. Wer sich auf falsche Unterlagen stützt, gilt aber im allgemeinen nicht als klug. Und in der Tat wäre ein Han­delskrieg Englands mit Deutschland so ziemlich das Dümmste, was die Engländer tun könnten. Wer seinen besten Kunden das war Deutschland für England im Jahre 1938, während bis dahin die Vereinigten Staaten Englands bester Kunde gewesen sind hinauswirft, gilt doch nicht gerade als ein kluger Geschäftsmann. Die deutsche Stellung bei den Verhandlungen ist also durchaus nicht schwach. Wir haben England schon einiges zu bieten. Nun gibt es zwar Engländer, die da behaupten, Deutschland müsse kaufen, weil es die englischen Rohstoffe und Waren unbedingt brauche. Das stimmt zweifelsohne zu einem Teil. Aber es ist doch nicht so, daß wir nun auf Tod und Leben von Englands Gnade abhängig wären. Es gibt sicherlich noch sehr viele Dinge, die wir uns auch anderswo in der Welt beschaffen könnten. Und schließlich braucht England ebenso notwendig gewisse deutsche Erzeugnisse. Solchen An­sichten liegt immer noch der versklavende Gedanke des libe- ralistisch-jüdischen Handels zugrunde. Deutschland ist aber nicht mehr bereit, sklavische Abhängigkeiten auf sich zu neh­men. Wir brauchen es auch nicht. Denn die entscheidendste Abhängigkeit ist beseitigt. Die deutsche Ernte hat im endgültigen Ergebnis an Getreide noch 500 000 Tonnen mehr erbracht, als die Schätzungen annahmen. Mit einem Bestand von 10 Millonen Tonnen Brotgetreide verfügte Deutschland am 1. Januar iiberrundl, 4 Mil l. Ton­nen mehr als imVorjahre. Ebenso ist die Futter­getreideversorgung ganz erheblich besser. Diese Ernte gibt uns ein sehr beruhigendes Gefühl der Sicherheit und Stärke.

Ebenso wenig klug sind die drohenden Hinweise auf die englische Rüstung. Wir unterschätzen sie keineswegs, aber schließlich sind wir ja in Rüstungsdingen auch keine blutigen Laien. Wir unterscheiden uns von England nur dadurch, daß wir darüber weniger sprechen. Erinnert sei nur an die großsprecherische Ankündigung der Ballonsperre für London, die dann einen etwas lächerlichen Verlaus nahm. Mit lleberraschung werden die Engländer in diesen Tagen erfahren haben, daß derartige Ballonsperren schon viel früher in Deutschland entwickelt waren. Und zwar klappt's bei uns. Wenigstens hat die Welt noch nicht über durchgegangene" deutsche Sperrballons lachen können. ! Also kurz gesagt: Wir schlafen ja auch nicht, was die Nii- ! ftung anbetrifft. Darüber hinaus wissen wir aber, daß bei ! aller Bedeutung der technischen Rüstung die Entscheidung ! in einem Kriege immer bei den Trägern der Rüstung, d. h. § beim Menschen liegen wird. Und da scheint es in England l doch nicht ganz so glänzend zu stehen. Wie man hört, haben s die Aufforderungen zum freiwilligen Hilfsdienst nur gerin- l gen Erfolg gehabt. England wird vielleicht schon in wem- j gen Wochen die Frage der allgemeinen Wehrpflicht erör- i tern müssen. Das beste Flugzeug nützt schließlich nichts, ! wenn kein Flieger da ist, der es handhaben kann. Dabei ist § es ganz gleichgültig, ob dieses Flugzeug in England erbaut § ist, in USA. oder in Kanada. 2m Gegenteil, solche bunte ! Zusammensetzung der Luftwaffe könnte sogar erschwerend ^ wirken. Und noch ein anderes. Die Finanzierung der - stung macht den englischen Staatsmännern doch zum Teil j recht erhebliche Sorgen. Mit neuen Steuern will man of- ' fenbar nicht kommen.

Daß dieautoritäre" Methode im übrigen gar nicht so s schlecht ist, dafür bot dieser Tage keine geringere Stelle als derTemps" einen unerwarteten Beweis. Die französische Zeitung schreibt über den deutsch-französischen Handelsverkehr:Diese Art des Warenverkehrs hat die Eigentümlichkeit, daß sie stets eine ausgeglichene Zah­lungsbilanz mit Deutschland ergibt. Im Gegensatz zu ande­ren Experimenten setzt sich Frankreich beim Bezug deutscher Waren nicht der Gefahr aus, seine mehr als unerfreuliche Handelsbilanz zu verschlechtern." Na also! Warum wollen die Engländer nicht auch in diesem Falle einmal auf die Stimme ihres Alliierten auf der anderen Seite des Kanals hören? Wir könnten ihnen auch sonst noch einige Beispiele für die günstige Auswirkung der deutschen Methode nen­nen. So drängen beispielsweise die Farmer des amerikani­schen Mittelwestcns darauf, daß ein Austauschverkehr für Weizen, Schmalz usw. gegen deutsche Industriewarcn vor­genommen.wird.

Der diesjährigen Leipziger Frühjahrsmesse, der ersten Reichsmesse Grüßdeutschlands, kommt besondere Bedeutung

zu. Hier wird der Ausländer ein reiches Bild von den Mög­lichkeiten des gegenseitigen Güteraustausches bekommen, und nicht weniger als 18 Kollektivausstellungen anderer Länder werden dem deutschen Besucher zeigen, wo er Roh­stoffe und Werkstoffe erhalten kann. Die Aussichten für das Messegeschäft sind, was den Binnenmarkt anbelangt, sehr günstig. Man braucht nur an das um 8 bis 9 v. H. größere Weihnachtsgeschäft des vergangenen Jahres zu denken, um zu erkennen, daß sich die Umsätze im Binnenlande minde­stens in dem gleichen Ausmaße erhöhen werden. Die Tech­nische Messe wird im Zeichen der Leistungssteigerung der deutschen Wirtschaft auch dem Auslande mancherlei zu bie­ten haben. Da bereits jetzt die früheren Lieferschwierigkei­ten für den Export erheblich gemildert worden sind, darf man erwarten, daß das Auslandsgeschäft durch allzu lange Liefertermine weniger gestört sein wird als im Vorjahre. Das gute Geschäft auf der Automobil-Ausstellung könnte also in Leipzig eine Fortsetzung finden. Die Motorisierung selbst erweist sich immer mehr als ein großartiger Impuls der Wirtschaftsbelebung.

Arbeitstagung der wiirlt.-hohenz. Sagdbehördev

Stuttgart, 27. Febr. Auf Grund des Landeseintellungsgesetze» der württ. Regierung werden auch die Jagdkreise analog der politischen und verwaltungstechnischen Kreiseiuteilung ab 1. April 1939 zusammengelegt. Bevor dies« Neuorganisation in der Jagdverwaltung des Landes WürttemLerg-Hohenzolleru in Kraft tritt, hatte Landesjägermeister Dr. Pfannenschwarz noch einmal sämtliche Jagdbehördeu des Landes für Sonntag zu einer Arbeits- und Schulungstagung in das ehemalige Laudtags- gebäude in Stuttgart ernberusen Zu Beginn der Tagung sprach Landesjägermeister Dr. Pfannenschwarz über die Neuorgani­sation der Iagdverwaitung. Darnach wird die bisherige drei­teilige Gaueinteilung aufgehoben und Württemberg-Hohenzol- lern ab 1. April 1939 in zwei Jagd g au e eingeteilt. Der künftige Jagdgau Württemberg-Nord umfaßt die 19 Kreise: Stuttgart, Backnang, Böblingen. Calw, Crailsheim. Etz-

liirgeu, Freudenstadt, Schw. Hall, Heilbrouu. Horb, Künzelsau, Leonberg, Ludwigsburg, Mergentheim, Nürtingen, Oehringen, Tübingen, Vaihingen, Waiblingen. Der künftige Jagdgau Württemberg-Süd/Hoheuz. umfaßt die 18 Kreise: Aalen, Balingen, Biberach, Ehtnge», Friedrichshafen, Gmünd, Göppingen, Hechingen, Heideuheim, Münsingen, Ravensburg. Reutlingen, Rottweil, Sanlgan, Sigmaringen, Tuttlingen, lllm und Wangen. An de: Spitze jedes Kreises steht ein Kreisjäger­meister. Für die seither geleistete Arbeit der infolge der Kreis­zusammenlegung ausscheideuden Kreisjägermeister fand der Landesjägermeister Worte der höchsten Anerkennung und des besonderen Dankes. Drei hervorstehende Tugenden müssen den Jäger auszeichnen: Jeder Jäger mutz ein guter Nationalsozialist sein; er mutz durchdrungen sei» v«n einer große» Liebe zu der heimatlichen Scholle und zu unsere« unvergleichlich schönen deut­schen Baterland. Er mutz als Betreuer der herrlichen deutschen Eottesnatur getragen sein von einem stolzen Selbstbewutztsein und von einem außerordentlichen Verantwortungsgefühl. Fer­ner mutz die Jägerschaft von einer von niemanden zu übertrH- fenden Kameradschaft beseelt sein.

Den Ausführungen der weiterer, Redner war z« entnehmen, daß die Jägerschaft in der Befolgung der seitherigen Abschutz­richtlinien für Rot- und Rehwild sich auf dem richtige» Weg« befindet. Die vom Reichsjagdgesetz gewollte blutsmätzige Auf­artung unserer Rot- und Rehwildbestände hat bereits im ganzen Lande sichtbare Fortschritte und Erfolge gezeitigt. Die Wild­schadenfrage nahm ebenfalls einen wesentliche» Raum der Be­richte ei«. Der tatsächliche Wildschaden steht in keinem Verhält­nis zu dem Gesamtmche», de« unsere Jagd für die Ernährung unseres Volkes abwirst. So steht in Württemberg einem tatsäch­lichen Wildschaden von 33VÜ9 RM. ei« Gesamtwert der Nutz­wildstrecke in Höhe von 115V 000 RM gegenüber. Mit dem Ab­schutz der Füchse (letztes Jahr 18 540 Stück) stand Württemberg auch letztes Jahr wiederholt weitaus an der Spitze aller deut­schen Gaue.

Den Schluß der Tagung bildete die sehr instruktive Vorfüh­rung zweier jagdlicher Lehrfilme:Wanderfalken im Neüartal" undFührung des Gebrauchshunde»".

5000 statt 115000 Vereine in der Ostmark

NSK. Zu den organisatorischen Maßnahmen, die entspre­chend den im Altreich seit der Machtübernahme gewonne­nen Erkenntnissen in der Ostmark und im Sudetenland so­fort in vorbildlicher Weise durchgeführt werden konnten, ge­hört die Ordnung des Vereinswesens. Der Deutsche hat seit je Neigung und Lust zu jener übertriebenen Vereinsmeierei verspürt, die die Kräfte zersplittert und gemeinsamen Ein­satz zu wirklich großen Aufgaben erschwert. In der Ostmark und im Sudetenland find durch die Initiative der Partei in dieser Frage Lösungen gefunden und Maßnahmen durch­geführt worden, die als vorbildlich Anerkennung gefunden haben. Aus der Darstellung über die Tätigkeit des mit der Bearbeitung dieser wichtigen Fragen in der Ostmark und im Sudetenland beauftragten sog.Stillhaltekommissars für das gesamte Vereins- und Organisationswesen" heben wir hervor:

Der Vereinswirrwarr im ehemaligen Oesterreich war ein getreues Abbild der politischen und wirtschaftliche^ Desor­ganisation dieses lebensfähigen Staatsgebildes. Als daher im März 1938 der Neuaufbau der deutschen Ostmark be­gann, erwies es sich als notwendig, auch für die Unzahl der Vereine und Organisationen des ehemaligen österreichischen Staates eine völlige Neuordnung herbeizuführen. Hierbei mußte wegen der besonderen Verhältnisse von einer Art Gleichschaltung des Vereins- und Verbandswesens, wie sie 1933 nach der Machtübernahme im Altreichsgebiet vor sich ging, von vornherein abgesehen werden. Es wurde für die­ses Aufgabengebiet im Amtsbereich des Reichskommissars Gauleiter Bürckel in Zusammenarbeit mit dem Stellver­treter des Führers und dem Reichsfchatzmeister der NS.- DAP. ein sogenannter Stillhaltekommissar für das gesamte Vereins- und Organisationswesen der Ostmark eingesetzt. Aus dieser Stillhalteaufgabe des Sonderbeauftragten er­gab sich dann aber notwendigerweise auch der weitere Schritt einer völligen Neuordnung des Vereins- und Orga- nisntionswesens. Der Stillhaltekommissar, Reichsamtsleiter Pg. Hoffmann, hat diese schwierige Ausgabe in sehr kurzer Zeit gelöst und wird bereits am 18. März ds. Js. seine Dienststelle, abgesehen von einer noch vorübergehend ver­bleibenden kleinen Abwicklungsstelle, in Wien auflösen, um sich ganz den ebenfalls im Sudetengau begonnenen ähnli­chen Aufgaben zu widmen.

Es gab im alten Oesterreich nicht weniger als 115 000 Vereine und Organisationen der verschiedensten Art, nicht eingerechnet die Aktiengesellschaften und Sparvereine, die nach österreichischem Gesetz ebenfalls Vereinscharakter hat­ten. Bei einer Einwohnerzahl von 6,5 Millionen entfiel also jeweils auf 50 Ostmärker ein Verein. Alle diese Vereine wurden untersucht, gesäubert und unter Kontrolle gestellt. Die meisten wurden wegen ihrer politischen und konfessio­nellen Einstellung oder wegen ihres gänzlich überflüssigen Charakters aufgelöst, so daß nach der Säuberung nur noch etwa 5000 Vereine und Organisationen bestehen bleiben dürften. Von diesen ist wiederum die Mehrzahl den großen Reichsverbänden angejchlossen.

Sämtliche Vereine waren anmeldungspflichtig und hat­ten gleichzeitig ihr Vermögen anzumelden; um aber schnell zum Ziele zu kommen und sämtliche Vereine schnellstens zu einer Anmeldung zu zwingen, wurden sämtliche Vereins­vermögen, soweit sie bei Banken und Sparkassen depo­niert waren, gesperrt. Kein Verein konnte ohne Geneh­migung des Stillhaltekommissars über sein Bankkonto ver­fügen. Hierdurch wurde gleichzeitig jede Verschiebung von Vermögenswerten so gut wie unmöglich gemacht. Es gelang sogar auf diese Weise, Vermögensteile aus dem Ausland wiederzuholen. Dabei wurden auch Stiftungen und Fonds mit Vereinscharakter berücksichtigt. Riesige Vermö­genswerte kamen so unter die Aufsicht des Stillhalte- j kommissars. Soweit diese Vermögen nicht durch eine beson­dere Bank späterhin den Vermögen der Reichsverbände, denen ostmärkische Vereine angeschlossen wurden, überwie­sen wurden, also z. B. Vermögen von Veamtenvereinen mit Versorgungsansprüchen ihrer Mitglieder, und soweit nicht Reichsvereine ostmärkische Verbände mit sämtlichen Rechten übernahmen, wurden die Vermögen der Ostmark-Vereine im Rahmen einer Aufbauumlage einem Sonderfonds des Reichskommissars Bürckel zur Verfügung gestellt. Dieser war hierdurch in die Lage versetzt, beträchtliche Summen so­fort produktiv für dringende Ärbeitsbeschaffungsmaßnah- men und soziale Hilfsaktionen zu verwerten. Durch ein Scha­densausgleichgesetz wurde noch die Möglichkeit der Rekla­mation der Vereine oder einzelner Mitglieder offen gelas- sen. Diese Möglichkeit wurde jedoch nur in sehr wenigen

Fällen, und zwar ausgerechnet fast nur von ^uven in An spruch genommen.

Durch die Säuberung wurde bisher allein bei den haupt­amtlichen Mitarbeitern der Organisation eine Einspa- ?ungvon66v. H. erreicht. An Personalnnkosten wurden 60 Millionen RM. und an Sachunkosten 32 Mill. RM. im , -Jahr eingespart. Nicht weniger als 25 000 hauptamtliche Ar- . beitskräste aus den Büros der Verbände wurden freige- : macht zum Einsatz im produktiven Wirtschaftsleben.

> Das gesamte erfaßte und kontrollierteVereins- : vermögen beträgt über zwei Milliarden RM. j Dazu kommen noch verschiedene Vermögenswerte, die zu- ! nächst lediglich unter Kontrolle gestellt sind, wie zum Bei- i spiel bei den Konsumvereinen, die wenigstens vorläufig noch ! weiterbestehen. Besonders aufschlußreich und ein Kennzei- j chen des Mißtrauens der oftmärkifchen Werktätigen gegen­über den roten und schwarzen Machthabern ist die Tatsache, daß in den gesamten österreichischen Gewerkschaften aller Schattierungen nur 435 000 Werktätige organisiert waren, zu deren Organisation 2400 hauptamtliche Eewerkschastsbe- amte notwendig waren.

Das Kapital von berufständischen Vereinen. Beamten­vereinen usw. nicht eingerechnet, wiesen die österreichi- schen Gewerkschaften einen Vermögens- standvonrund50MilI. RM. aus. Aussehen erregt« es, daß gewisse Eewerkschaftsbonzen 3,5 Mill. RM. nicht angemeldet und versteckt hatten. Diese Summe, die schein­bar auf dunklen Wegen verschoben werden sollte, wurde selbstverständlich beschlagnahmt und für die Werktätigen i gerettet. Die Deutsche Arbeitsfront hat dann mit i der Uebernahme der Gewerkschaften einschließlich der zahl- j reichen Arbeitgeberorganisationen begonnen, nachdem der

> Stillhaltekommissar die notwendigen Säuberungs- und Re- j organisationsarbeiten geleistet hatte. Im Januar 1939 um- ' faßte die DAF. in der Ostmark bereits 1.47 Millionen Mit- j glieder und betreut diese mit nur 2060 hauptamtlichen

Kräften einschließlich der NS.-GemeinschaftKraft durch ! Freude". Der ostmärkische Arbeiter insbesondere wurde also : hier durch die Machtübernahme des Nationalsozialismus j und durch die Säuberung der Gewerkschaften vor einer Ka- j tastrophe, die bezüglich der Alters- und Jnvalidenversor- ! gung nicht ausbleiben konnte, verschont und hat sich mit vollem Vertrauen schon fast vollständig in die Deutsche Ar­beitsfront eingereiht.

Eine besondere Ileberorganisation war u. a. auch bei den technischen Vereinen vorhanden. Von dieser Art gab es allein 150 im kleinen Oesterreich. In den Büros die­ser Vereinearbeiteten" 200 hauptamtliche und 100 neben­amtliche Kräfte! Jetzt ist eine einheitliche Reichsorganisation in jedem Gau mit einer Landesgruppe vertreten, die in der gesamten Ostmark mit nur zwanzig hauptamtlichen Kräften ohne nebenamtliche Helfer arbeiten.

Ein besonders schwieriges Kapitel schien zunächst die Be­handlung der vorhandenen 1400Versicherungsver- e i n e zu werden, die mit 1,65 Millionen Mitgliedern nur elf MM. RM. Vermögen aufwiesen. Sie wurden sämtlich aufgelöst und leistungsfähigen und anerkannten ostmärki­schen Versicherungsfirmen angeschlossen.

Der Stillhaltekommissar für das Vereinswesen hat in der Ostmark Verhältnisse geschaffen, die versprechen, zum großen Teil für das gesamte Reichsgebiet als Vorbild zu dienen. Dieses bezieht sich u. a. auch aus dieHaus-undGrund- besitzervereineunddieMietervereine. Diese Art von Vereinen, die bekanntlich im Altreichsgebiet noch bestehen, wurde in der gesamten Ostmark aufgelöst und i "rd auch in neuer Form nicht wieder zugelassen. An Stelle die­ser Vereine, die 1000 hauptamtliche Angestellte hatten, wur­den Wohnwirtschaftsstellen eingerichtet, die insgesamt nu' 70 Mitarbeiter benötigen.

In der gleichen Weise erging es den verschiedenen sozialen Verbänden und Vereinen der sogenannten freienWohl- fahrts pflege einschließlich der Vereine konfes­sioneller Art. Abgesehen davon, daß natürlich die ka­tholischen Eesellenvereine überflüssig wurden, ergab sich die Notwendigkeit der Auslösung sämtlicher konfessionellen Ver­eine ohne Ausnahme. Vor allein wurde das gesamte Gebiet der Wohlfahrtspflege der Partei unterstellt. Es gibt keine Organisation in der Oftmark, die nicht unter der Kontrolle der Partei steht.

Man hat in der Ostmark nicht den Fehler wiederholt, de» man nach der Machtübernahme im Altreich z. T. durch die Gleichjchaltungsaktion der Vereine und Verbände gemacht