8. Seite Nr. 15
Nagolder Tagdlatt .Der Gesellschafter»
Mittwoch, den 22. Februar 1838
Pflicht zur Schaffung vou Autourüerküusteu
Die neue Reichsgaragenordnung wird von zuständiger Stelle eingehend erläutert. Ihre wichtigste Forderung ist die Pflicht zur Schaffung von Einstellplätzen oder Garagen zur Beseitigung der sogenannten Laterne n- Earagen. Bei den Vorbereitungen zur Reichsgaragenordnung spielte auch der Vorschlag eine Rolle, für alle Neubauten eine absolute Garagenbaupflicht einzuführen. Diese wäre aber voraussichtlich oft als starke Belastung empfunden worden, namentlich dann, wenn die Wohnungsinhaber kein Kraftfahrzeug besitzen und infolge ihres Alters oder anderer Umstände sich auch wohl nie mehr ein solches anschaffen. Der allgemeine Earagen- zwang hätte auch dann zu unbeabsichtigten Härten geführt, wenn neben der Heimatgarage für den gleichen Wagen an der Arbeitsstätte eine zweite Garage gebaut werde« müßte. Da das öffentliche Verkehrsinteresse lediglich fordert, daß die dauernde Abstellung von Kraftfahrzeugen auf den Straßen und Plätzen vermindert wird, schien die Vorschrift ausreichend, daß bei neuen Wohnstätten, Betriebs- und Arbeitsstätten oder größeren Unrund Erweiterungsbauten die vorhandenen oder zu erwartenden Kraftfahrzeuge der Bewohner oder der Gefolgschaft auf dem Grundstück selbst oder in dessen Nähe außerhalb der öffentlichen Lerkehrsfläche« untergebracht werden müssen. Dabei bleibt es in der Regel dem Bauherrn überlassen, ob er sie offen auf einem Einstellplatz stellen will, oder ob er sie dort mit einem Schutzdach gegen Witterungseinflüjse schützen oder ob er eine Garage bauen will. Nur wenn bei Wohnstätten zu befürchten ist, daß durch das offene Einstellen die Verkehrs- oder Feuerficherheit gefährdet oder das Wohnen und Arbeiten in den umliegenden Gebäuden erheblich gestatt werden, kann statt eines Einstellplatzes die Schaffung von Garagen verlangt werden. Dies wird meist nur bei geschlossener mehrgeschossiger Miethausbebauung der Fall sein, wo selbstverständlich nicht zugestanden werden kann, daß die Freifläche im Innern des Baublocks dauernd fast völlig mit Kraftfahrzeugen besetzt wird. Bei der Luftschutzraum-Garage muß Gewähr dafür gegeben sein, daß der als Garage benutzte Luft- schutzraum bei Ausruf des Luftschutzes in Kürze ausschließlich seinem Hauptzweck zugeführt werden kann. In de» städtebaulichen Vorschriften ist auch die Schaffung von Eemeinschaftseinstell- ! platzen und Gemeinschaftsgaragen vorgesehen. Der Weg zwischen der Eemeinschaftsgarage und den Wohnungen soll nicht weiter als 500 Meter sein.
Starke Steigeruag der Ehestandsdarlehen
Die Zahl der ausgezahtten Ehestandsdarlehen hat im Jahr« 1938 in Auswirkung der Neufassung des Gesetzes, wonach die Gewährung von Ehestandsdarlehen nicht mehr von der Aufgabe der Erwerbstätigkeit der Ehefrau abhängig gemacht wird, beträchtlich zugenommen. Im Jahre 1938 wurden im alten Reichs- ' gebiet 213 691 Ehestandsdarlehen ausgezahlt, das sind über , 60 000 mehr als im Jahre 1937. Insgesamt find damit bisher i über 1,12 Millionen Ehestandsdarlehen ausgezahlt worden. Hier- ! zu kommen für Oesterreich bisher 18 571. Da der Bestand der mit > Darlehen geschloffenen Ehen ständig wächst und in vielen dieser j Ehen nunmehr bereits die zweiten und dritten Kinder geboren j werden, nimmt auch die Zahl der Geburten in den mit Dar- : lehen geschloffenen Ehen von Jahr zu Jahr stärker zu. Im letzten j Jahre wurden in mit Darlehen geschloffenen Ehen rund 272 500 s Kinder lebend geboren, das sind rund 50 000 mehr als im Jahre ? 1937. Insgesamt wurden bisher über 980 000 Erlaffe von Dar- s lehensvierteln für lebend geborene Kinder gewährt. In Oester- z reich find bisher 1062 Darlehenserlaffe gewährt worden. ;
Gleichzeitig legt das Stattstische Reichsamt die Endbilanz der < Bevölkerungsstatistik für die Großstädte im ! Jahre 1988 vor. Den bisherigen Berichten entsprechend verzeich- s net sie auf dem Gebiete der Eheschließungen und Geburten einen ^ neuen kräftigen Aufstieg. 224 692 Ehen wurden im Jahre 1938 j in den Großstädten geschlossen, über 15 000 mehr als im Vorjahre. > Außerdem wurden 343 577 Kinder geboren, 22 661 oder 7,1 Pro- i zent mehr als im Vorjahr. Die auf 1000 Einwohner berechnete - Geburtenziffer der Eroßstadtbevölkerung hat im Jahre 1938 mit , 16,2 ihre» bisher höchsten Stand seit der Machtübernahme er- ; reicht.
— Verzeichnis ausfallender Reisezüge. Ein Verzeichnis der > während der Monate des schwächeren Reiseverkehrs ausfallen- - den Reisezüge wird, soweit der Vorrat reicht, von den Kursbuch- i Verkaufsstellen, Auskunftsschaltern und Fahrkartenausgaben auf ! Wunsch ausgegeben.
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Preiszuschläge auch bei Weizen. Aus technischen Gründen kan» die Aufnahme der noch bei Erzeugern und Verteilern befindlichen Ernteüberschüffe nicht in wenigen Wochen vor sich gehen. Um denjenigen, deren Getreide in den nächsten Wochen noch nicht abgenommen werden kann, die Möglichkeit späterer Ablieferung oder Einlagerung zu geben, ohne daß sie dabei Verluste erleiden, -wird in einigen Tagen eine Verordnung ergehen, durch die auch beim Weizen Preisaufschläge in den Monaten März, April und Mai 1939, wie sie beim Roggen bereits durch die Getreidepreisverordnung vom 29. Juni 1938 festgesetzt sind, eingesührt werden, und zwar in folgender Weise: Im März statt des Zuschlages von 15 RM. nunmehr 17 RM. je Tonne, im April 1939 statt des Zuschlages von 15 RM. nunmehr 19 RM. je Tonne, im Mai 1939 statt des Zuschlages von 13 RM. nunmehr 20 RM. je Tonne, im Juni 1939 statt des Zuschlages von 13 RM. nunmehr 20 RM. je Tonne. Die hierdurch entstehenden geringfügigen Mehrkosten werden nicht auf die Verbraucherschaft abgewälzt. Den Mühlen soll ein angemessener Ausgleich für die höheren Einstandspreise durch entsprechende marktordnerische Maßnab- men geschaffen werden.
Kleines Sportallerlei
Glückwünsche des Führers. Der Führer und Oberste Befehlshaber der Wehrmacht sandte au den Kommandeur des Gebirgsjäger-Regiments 100 in Reichenhall folgendes Glückwunschtelegramm: „Ich spreche der Patrouille Ihres Regiments zu ihrem Sieg im Militärpatrouillenlaus anläßlich der Skiweltmeister- schasteu meinen Glückwunsch aus und meine besondere Anerkennung.» — Der Führer hat auch Eustl Berauer zu seiner großartigen Leistung bei den internationalen Skiweltmeisterschasten telegraphisch seine herzlichsten Glückwünsche ausgesprochen. *
Weltmeister im Eiskunstläufe« wurde der Engländer Graham Sharp, der am Samstag in Budapest allen seinen Mitbewerbern klar überlegen war. Der deutsche Meister Horst Faber, der nach der Pflicht den zweiten Platz innehatte, mußte auch noch Tom- lins-Egnland den Vottritt lasten. Das Ergebnis lautete: 1. Sharp-England, Platzziffer 5, 377,5 Punkte: 2. Tomlins-England 11/372,58; 3. Faber-Deutschlaud 15/367,8; 4. Rada-Deutschland 24/362,5.
NS.-Wi«terkampsspiele in Billach. Mit dem Spezialsprunglauf, dem einzigen Einzelwettüewerb der Veranstaltung, wurden die NS.-Winterkampfspiele abgeschlossen. Mehr als 20 000 Zuschauer waren Zeugen herrlicher Sprünge. Mit dem neuen Rekordsprung von 76.50 Meter im zweiten Durchgang gewanu Köhler (U-Oberabschnitt Süd TV.) bei Note 216,6 und einem 62er bei zuerst verkürztem Anlauf
Das deutsche Motorsport-Abzeichen, das der Führer gestiftet hat, wurde am Samstag im Berliner Ufa-Palast von Korpsführer Hühnlein erstmals verliehen. 63 Männer und drei Frauen erhielten das Abzeichen in Gold, 57 in Silber und 167 in Eisen.
Weltmeister Erich Metze ging bei einem 50-Kilometer-Dauer- rennen in Antwerpen an den Start und siegte mit 150 Meter Vorsprung vor dem Franzosen Auguste Wambst, dem Holländer Meulemans und dem deutschen Exmeister Adolf Schön.
Ohue Italiener wird in diesem Jahr die Tour de Franc« gefahren. General Vaccaro, der Führer des italienischen Sports, hat diesen Entschluß den Veranstaltern der Tour offiziell mitgeteilt und das Startverbot auch auf die ständig in Frankreich j lebenden italienischen Rennfahrer ausgedehnt.
! Ueberrajchungen brachte die Vorrunde um den Adlerprei» der Handball-Eaumannsihaften. So mußte der Gau Mitte, der in diesem Wettbewerb in den beiden letzten Jahre» eine Sonderstellung eingenommen hatte, gegen Westfalen ausscheiden, das in Minden 7:5 in der Verlängerung siegreich blieb. Die übrige» Ergebnisse waren: in Geislingen: Württemberg — Ostmark 8:9 nach Verlängerung; in Wiesbaden: Südwest — Hessen 4:7; i» Karlsruhe: Baden — Mittelrhein 8:2; in Leipzig: Sachsen gegen Bayern 15:8; in Hamburg: Nordmark — Berlin-Kur» mark 10:13; in Lintfort: Niederrhein — Niedersachseu 13:7; in Oppeln: Schlesien — Pommern 5:2
stundfunk
Programm des Reichsseuders Stuttgart
Donnerstag, 23. Februar: 6.00 Morgenlied, Zeitangabe, Wetterbericht, Wiederholung der 2. Abendnachrichten, Landwirtschaftliche Nachrichten, 6.15 Gymnastik, 6.30 Frühkonzert, Früh- uachrichten, 8.00 Wafferftandsmeldungen. Wetterbericht, Marktberichte, 8.10 Gymnastik. 8.30 ,F)hne Sorgen jeder Morgen", 9.20 Für Dich daheim, 10.00 Volksliedsingen, 11.30 Volksmusik und Bauernkalender mit Wetterbericht, 12.00 Mittagskonzert, 13.00 Nachrichten des Drahtlosen Dienstes, Wetterbericht, 13.15 Mittagskonzert, 14.00 „Zauber der Stimme", 16.00 Musik am Nachmittag, 18.00 Aus Zeit und Leben, 19.00 Melodie und Rhythmus, 20.00 Nachrichten des Drahtlosen Dienstes, 20.15 „Singendes, klingendes Kaste!", 21.00 Genius der Arbeit, 22.00 Nachrichten des Drahtlosen Dienstes. Wetter- und Sportbericht, 22.30 Volks- und Unterhaltungsmusik, 24.00 Nachtkonzett.
Freitag, 24. Februar: 6.00 Morgenlied, Zeitangabe, Wetterbericht, Wiederholung der 2. Abendnachrichten, Landwirtschaftliche Nachrichten, 6.15 Gymnastik, 6.30 Frühkonzert, Frühnachrichten, 8.00 Wafferftandsmeldungen, Wetterbericht, Marktberichte, 8.10 Gymnastik, 8.30 Morgenmufik, 9.20 Für Dich daheim, 10.00 Vorbeugen ist bester als heilen. 10.30 Wintersport ohne Berge?,
11.30 Volksmusik und Bauernkalender mit Wetterbericht, 12.00
Mittagskonzert. 13.00 Nachrichten des Drahtlosen Dienstes, Wetterbericht, 13.15 Mittagskonzert, 14.00 Meister ihres Fachs, 16.00 Nachmittagskonzert, 17.00 „Zum 5-Uhr-Tee", 18.00 „Neues Kunstschaffen am Oberrhein". 18.30 Aus Zeit und Leben. 19.00 Der Geigerhqns, 20.00 Nachrichten des Drahtlosen Dienstes. 20.10 Operettenkonzert. 21.00 Haydn-Zyklus, 22.00 Nachrichten des Drahtlosen Dienstes, Wetter- und Sportbericht und württembsr- gische und badische Spottvorschau, 22.30 Musik zur Unterhaltung und zum Tanz. 24.00 Nachtkonzert, 2.00 Nachtkonzett. )
Samstag, 25. Februar: 6.00 Morgenlied, Zeitangabe, Wetterbericht, Wiederholung der 2. Abendnachrichten, Landwirtschaftliche Nachrichten, 6.15 Gymnastik, 6.30 Frühkonzert, Frühnachrich- ten, 8.00 Wafferftandsmeldungen, Wetterbericht, Marktberichte, 8.10 Gymnastik, 8.30 Wohl bekomm's, 9.20 Für Dich daheim, 10.00 Keraustreten — wer plündern will!, 11.30 Volksmusik und Bauernkalender mit Wetterbericht, 12.00 Mittagskonzert, 13.00 Nachrichten des Drahtlosen Dienstes, Wetterbericht, 13.15 Mittagskonzert, 14.00 Bunte Volksmusik, 15.00 Gute Laune!, 16.00 „Wie es euch gefällt". 18.00 ..Tonbericht der Woche", 19.00 Beliebte Kapellen spielen zum Tanz, 20.00 Nachrichten des Drahtlosen Dienstes. 20.10 Alle Neune!, 21.00 „Fest des Rundfunks". 22.00 Nachrichten des Drabtlosen Dienstes, Wetter- und Sportbericht,
22.30 Tanzmusik, 24.00 Nachtkonzert/
Bismarck in Berliu.
Als seinerzeit Bismarck zu den Friedensverhandlungen nach ^ Frankfurt a. M. fuhr, trug er — was selten vorkam — Zivil- ^ kleidung. Wie gewohnt stieg er im „Schwanen" ab, doch der Oberkellner erkannte ihn nicht sofort. In der Halle des Hotels erst trat er ehrfurchtsvoll grüßend an den Fürsten heran und meinte' „Beinahe hätten wir Exzellenz nicht erkannt". Bismarck nieinte lachend: „Da ist es Ihnen ebenso ergangen, wie den
' Franzosen, die erkannten uns auch erst, als wir die Uniform
i anzogen." - Während seiner Studienzeit nannte Bismarck einmal einen anderen Studenten einen dummen Jungen. Der Beleidigte schickte seine Sekundanten zu Bismarck und verlangte . eine Entschuldigung. Bismarck gab sie mit folgenden Worten:
! „Sagen Sie bitte dem Herrn, daß es nie meine Absicht war,
> ihn zu beleidigen, sondern, daß ich vielmehr nur meine ehrliche Ueberzeugung ausdrücken wollte".
AsMmllOUjM«
Sine Heitere SeWMe um Liebe unb zagv iu und um München von Hans Wagner
Urbeberrechtsschutz durch Verlagsanstalt Manr. Regensburg. 31. Fortsetzung. . (Nachdruck verboten.)
„Was denn? Es is doch so. Aber i mach Eahna koa Vorwurf net. I geb Eahna schon recht. Ja wann i halt der andere Neubauer war, der reiche, der studierte, der recht schön umananda tuan kann. .Gnädigs Fräulein' hin und .gnädigs Fräulein' her. Gelt dann..."
„Herr Neubauer..." Schmerz schwang durch des Hannerls Abwehr.
„Is scho guat. I sag eh nix mehr. Und tuans es mir halt net verübeln, daß i so daher g'red' Hab. Vergessens halt unsere Unterhaltung. I selber will koa Wort mehr sagn in dera Sachn, solang i hier der Jager bin."
„Ach Herr Neubauer, bedenken Sie doch... Ich weiß schon gar nimmer aus und ein. Wenn ich Ihnen sage..."
„I woaß so scho. Brauchens nix zu sagen. Is besser, wann mir nimmer reden davon, gelt? Und jetzt gehn mir zur Hütten, leicht daß der Herr mich brauchen tuat."
„Da ists jetzt halt vorbei mit dem Hersahren?"
„A warum denn? Von mir Hörens so ebbs nimmer hier Heraußen. Und wegen der Hedi wärs schon schab, wann ma an Hund net weiter dressieren wollt." —
Nun wandelten sie schweigsam nebeneinander her, der Hütte zu. Hinter ihnen trotteten die Hunde.
„Und i Hab schon g'moant, heut täts amal ebbs werdn mit dö zwoa; daß dö sich gern Ham, dös Hab i schon lang g'merkt," ließ die Hedi ihren Freund, den Strolch, wissen.
„I woaß aa net, warum er solang umananda tuat, der Herr, sonst is er net a so," schüttelte der Strolch sein struppiges Haupt. „Er machts halt grad so wia mit unseroans. Eh ma a Stückerl Zucker kriagt, muaß ma aa erst allerhand Kunststück machen, wia's a rechter Jagdhund schon gar net tuan sollt."
„Und i derf mir aa alles g'falln lassen von eahm, mir wärs schon aa liaba, dö zwoa täten sich einig werden, damit dö Dressiererei aufhört, dös kann i so schon alles."
» » »
Zu Haus hatte das Hannerl nicht grad den freundlichsten Empfang.
„Ja, wo kommst denn jetzt her? In aller Früh gehst davon und willst in an halben Ständer! wieda da sein. Aber koa Hannerl kommt. Aus der Gassen is's net. Und's Wäger! is fort. I Hab schon so a Angst g'habt, daß dir ebbs passiert sein könnt. Und jetzt auf d'Nacht, da kimmts Madl daher. Dös is rein gar nix mehr mit dir. Und grad an so an Tag, wo i arme Frau so schon an Ärger Hab mit'm Papa. Is eh' guat, daß der Herr Doktor glei davon is in aller Früh. Hätt gar net g'wußt, was i eahm sagen sollt, weils'd solang fort blieben bist."
„Weißt, Mama," schmeichelte jetzt das Hannerl, „ich kann dir selber nicht so recht sagen, wie das gekommen ist. Ich Hab den Kopf so voll gehabt von der Aufregung vom gestrigen Abend, und dann, wie du mir gesagt Haft, daß der Herr Doktor da wär, um fünf in der Früh, wirklich, da hat sich alles herumgedreht in meinem Schädel. Wie ich hernach mit der Hedi Hab heruntermüssen, da kam mir der Gedanke: fährst halt für ein Stünderl ins Freie, daß dir die frische Luft ein wenig um den Kopf weht und du wieder klar denken kannst. Da Hab ich mir die Hilde geholt und bin mit ihr ein bisserl ins Isartal hinaus gefahren. Da draußen wars aber dann so schön, daß wir uns gesagt haben: jetzt bleiben wir schon noch ein wenig hier. Siehst du, Mama, so wars."
Die Frau Mama hatte mitfühlend zugehört. „Glaub dirs schon, mei Hannerl," erwiderte sie, „i glaubs schon, daß ma verrückt werdn könnt mit dö Mannsbilder. Erst ruckt er davon, der Herr Doktor, dann lauft der Papa aa fort, und nachat kommens alle zwoa in der Früh daher mit an Mordsrausch, daß's kaum stehn Ham können. Aber moanst net, besser is, b'suffa is er kommen, der Herr Doktor, als wenn er
gar nimmer kommen wär? Dös kannst eahm nachat schon n» abg'wöhnen, dös Umanandasaufen."
„Wie gehts denn nachher dem Papa?"
„Mei, tüchtig g'spürt hat er'n scho no, sein' Rausch, aber auf'n Nachmittag is er scho wieder umi auf's Büro."
„Und hat der Herr Doktor schon etwas von sich hören lassen?"
„Naa, der wird halt aa sein Rausch ausschlafen, moan i. Dös Bummeln g'wöhnen mir eahm scho no ab. Da laß nur mich sorgen."
„Nun sei so gut und hör jetzt auf damit. Angenehm berührt hat's mich grad nicht, daß er in so einem Zustand am frühen Morgen fremden Leuten ins Haus fällt. Und wenn er sonst nichts sagen kann, der Herr Doktor, auf so ein Wörtl, das er im Rausch redet, da geb ich schon gar nichts.
Das sag ich dir, Mama, und ich meine, du könntest das ruhig auch dem Papa sagen, wenn er von sich aus nicht um mich anhält, sondern wenn Ihr ihn immer nur drängt, wie grad jetzt wieder mit der Einladung, dann mach ich nicht mit. Laßt also den Herrn Doktor an euch herantreten, wenn er selber wirklich die Absicht hat, aber vergebt euch selbst nichts dabei. Der Papa ist doch Immobilienmakler, nicht Heiratsvermittler."
IX.
„Heut wär ich bald selber aus dem Konzept gekommen," beichtete der Karl seinem Freund, der behaglich im Sessel seine Zigarre rauchte, „aber dann fiel mirs doch noch ein, daß ich die Sache nicht überstürzen darf. Leid hat mir's Hannerl schon getan. Erst muß ich noch die Eutsangelegen- heit zu Ende führen. Das Gut wär schon passend für mich, aber der Preis ist doch noch viel zu hoch. Benachteiligt soll er nicht werden, der Herr Baron, aber einen solchen Luxuspreis zahl ich denn doch nicht. Und dann muß ich ja auch noch fortfahren. Die Reise nach Norwegen war ja seit dem Frühjahr schon festgelegt, und vorausbezahlt habe ich auch schon. Einbüßen möcht ich die hohe Anzahlung auf den Elchabschuß doch nicht. — Aber woran denkst du denn? Du hörst mir ja kaum zu." (Fortsetzung folgt.)