5. Leite Nr. 3S

Ragold»r TagblattDer S^sellschaster'

Mittwoch, den 15. Februar 1939

Aus der Wirlschastswoche !

Es geht u» den deutschen Lebensraum Deutschlands Kampf um Leistungssteigerung dient dem Frieden Ex­portförderung unter allen Umständen Die Erzeugungs­schlacht geht weiter Leistungssteigerung in der Kraftwa­genindustrie Auf Kosten der Menschen?^.

Die vergangene Woche stand ausgesprochen im Zeichen der politischen Entscheidungen, die in Spanien gefallen sind. Immer deutlicher treten dabei die sehr realen und egoisti­schen Gründe für die Haltung der Westmächte zutage. Eine besondere Note in dem Begleitkonzert zu dieser allgemeinen politischen Demaskierung hat sich der amerikanische Präsi­dent Roosevelt geleistet, dessen demokratischeAggressivi­tät" kaum noch übertroffen werden kann. Wenn auch Herr Noosevelt im eigenen Lande nicht ganz ernst genommen wird, so bleibt das Spiel, das er treibt, doch sehr gefährlich. Dabei denken wir weniger an seine rednerischen Entgleisun­gen als vielmehr an die tatsächlich von ihm verfolgte Poli­tik und insbesondere seine Wirtschaftspolitik. Man darf nie­mals vergessen, was diese Wirtschaftspolitik und Politik verhindern will: Die Durchsetzung der deutschen Ansprüche auf einen seiner Volkszahl angemessenen Lebensraum. Das ist das eine, was man wissen mutz. Das andere ist des Füh­rers Wort:Ich glaube an einen langen Frieden." Dieses Wort besagt, daß die deutsche Nation und ihre Führung ge­willt ist, ihre Lebensrechte auf friedlichem Wege zu erkäm­pfen. Das geht aber natürlich nur so lange, als von der Ge­genseite diese friedlichen Abfichten nicht zunichte gemacht werden.

An solchen Abfichten fehlt es keineswegs. Das wissen wir. Trotzdem hat Deutschland immer wieder eine geradezu un­erschöpfliche Geduld bewiesen. Welches andere Volk hätte angesichts der Schwierigkeiten, die man uns macht, nicht schon längst die Grenze des Erträglichen überschritten ge­glaubt, jene Grenze, an der der Griff nach dem Schwert das letzte Mittel zur Selbstbehauptung zu sein scheint! Wir möchten einmal sehen, wie sich England in unserer Lage be­nommen hätte. Ist nicht das Geschrei über kriegerische Ab­sichten Deutschlands letzten Endes darauf zurückzuführen, datz die Schreier sehr wohl wissen, wie Unerträgliches dem deutsche Volke zugemutet wird. Daher die ständig wieder­kehrendeUeberraschung des Auslandes", wenn statt der erwartetenkriegerischen" Rede des Führers ganz im Ge­genteil eineFriedensrede" erfolgt. Und warum allein ist dies Deutschland möglich? Weil in Situationen, in denen es scheinbar keinen Ausweg mehr für die Verwirklichung des deutschen Lebensrechtes gibt, der Führer immer wieder an die Kraft und Leistungsfähigkeit des deutschen Volkes ap­pelliert. Aus eigener Kraft haben wir die Arbeitslosigkeit überwunden, haben die schlimmste Rohstoffnot gemildert, haben unsere Finanzschwierigkeiten gemeistert, und nun, da das Ausland frohlockend triumphiert, weil jetzt die deutsche Kraft selbst am Ende zu sein scheint da rafft sich das deut­sche Volk erneut aus zu einer gewaltigen neuen Leistungs­steigerung anstatt zum Schwert zu greifen. Noch einmal will Deutschland sich gedulden und durch Anspannung aller Kräfte auch über die Zeit hinwegkommen, bis endlich die Einsicht von der Notwendigkeit einer friedlichen Erfüllung der deutschen Ansprüche sich allgemein durchgesetzt hat. Wer über die angebliche deutscheSchwächen" frohlockt, sollte sich über eins klar sein:Niemals stünde die Welt so nahe vor der Gefahr einer neuen Weltkatastrophe, als wenn Deutschland wirklich schwach wäre." Ein Verzweiflungs­kampf des deutschen Volkes wäre so ungefähr das Furcht­barste, was der Welt passieren könnte. Nicht Deutschlands Schwäche ist also der Garant des Friedens, sonder» Deutsch­lands Stärke.

Welche Opfer das deutsche Volk auf sich nimmt, dafür nur ein Beiiviel. Die landwirtschaftliche Eiaenveriorauna

Karneval am Rhein...

Skizze von Sophie Freiin Stjerna.

Also das ist nun mein ersehntes Deutschland!" Fröstelnd schlug Pedro HolgerZeinen Mantelkragen hoch: alle Ange­bots von Wagen, Fremdenführern ablehnend, schickte er sich an, seinen ersten Weg im alten Vaterland vom Hamburger Hafen in die Stadt zu Futz zurückzulegen. Wenn auch et­liche Jahrzehnte dahingegangen waren, seit er hier als blutjunger Kaufmann einhergeeilt, Hände und Taschen vol­ler Auftragszettel, Frachtbriefe und den Kopf voller hoch­sliegender Pläne, so traute er sich doch noch zu, den Weg ins Hotel an der Alsterbrücke zu finden. Sein Gepäck wurde durch die Schiffahrtsgesellschaft befördert, seine Papiere waren in Ordnung, so schritt er wohlgemut dahin, und sein staunend anerkennender Blick traf manche Neuerung, manch bauliche Veränderung. Der Wind trieb ihm den Schlack- chnee ins Gesicht. Wahrlich einen kühlen Empfang bot ihm Sie alte Heimat! Bis in den Rockkragen fuhr ihm die Nässe, bas war eigentlich nicht ganz so, wie er es sich gedacht und lange Jahre drüben ersehnt hatte. Aber Hamburg war ja auch nicht seine eigentliche Heimat, die lag am Rhein.

Was hielt ihn eigentlich in diesem Hamburger Hotel? Roch war er nicht so alt, als guter Fünfziger nicht so schwer- mllig, datz er nicht seine Pläne binnen kurzem umstotzen konnte. Rasch war eine Verständigung mit der Hotelleitung erzielt.Würmer am Rhein? Allerdings!" Und im D-Zug

wenige Stunden nur-Am Abend noch würde er in

Düsseldorf sein.

Fahrt durch deutsche Lande.... Pedro Holgers Erinnerun­gen beschwingten sie. Die Funken, die aus den Jndustrie- werken stoben, dis glühend vorüberhuschenden Mäuler der grotzen Stahlöfen, der Eisenwerke Nachen, der Jlashlltte gleißendes, glitzerndes Lichterband belebten ihn so, datz er sich verjüngt fühlte. Heimatliche Laute am Bahnhof taten t as ihrige. Frohsinn wehte ihm entgegen, keine Schneeluft, laue Wärme vielmehr, obwohl es doch eigentlich eher eine i llhe Nacht- als späte Abendstunde war. Er mutzte den Hut abnehmen: Pedro Holger grützte lachend die Heimat. Tief '.rank er die rheinische Nachtluft in sich ein. Der grüne Man- ! l des Hotelportiers brachte ihn zur Besinnung.So mit kiesen Eoldaufschlägen haben Sie mich schon vor dreißig Icihren be-"-"s^", e-- A^»r 'ein amerikanisch ge­

färbtes Deutsch hatten noch späte Gaste, vielleicht auch Vor­übergehende gehört. In raschelnde Papierschlangen span­nen sie ihn ein und schoben ihn alsOnkel aus Amerika" mit lautem Hallo durch die Drehtür. War es ein Spuk? Wo kamen all die übermütigen Menschen her? Der Em­pfangschef und selbst der würdige Oberkellner trugen bunte Papierschlangen auf dem Schwarz ihrer Röcke. Was war

! Frankreichs ist ungefähr ebenso hoch wie die Deutschlands.

Das deutsche Volk ist aber bei etwa gleicher Nutzfläche fast ! doppelt so stark. Das bedeutet, datz der deutsche Bauer unge- ! führ doppelt soviel arbeiten mutz als der französische. Das hat er nebenbei von jeher getan. Und deswegen werden von dieser Seite aus auch keine Schwierigkeiten aus der Sphäre des Außenhandels kommen. Die Bekämpfung des deutschen Exports ist wirtschaftlich wie politisch ein gemeingefährli­cher Wahnsinn. Nehmen wir einmal an, es gelänge unseren Gegnern, uns von den Weltmärkten zu verdrängen und da­mit unsere Rohstoff- und Nahrungsmittelversorgung in ausreichendem Matze unmöglich zu machen. Glaubt man denn wirklich, das 80-Millionen-Volk der Deutschen würde sich damit abfinden? Es würde etwa einen Teil seiner Men­schen verhungern lasten? Nein! Es würde kämpfen, und zwar mit allen Waffen! Die fanatischen Verfechter solcher Hungertheorien" betreiben also faktisch nichts als ihren ! eigenen Selbstmord, denn ein neuer europäischer Krieg j wäre Selbstmord der weißen Kultur. Ist diese Hetze also > politisch Wahnsinn, so ist sie wirtschaftlich zumindest unsin­nig. Man tut in England immer so, als sei der Rückgang der englischen Ausfuhr auf deutsche Machenschaften zurück­zuführen. Die Weltkonjunktur, die man früher angebetet hatte, gilt plötzlich nicht mehr. Dabei steht fest, datz Eng­lands Ausfuhr um 10,7 v. H. zurückgegangen ist, und Deutschlands Ausfuhr um 11 v. H. Die Ausfuhr Englands nach allen Südoststaaten, wo Deutschland vornehmlich seine Erfolge erzielt hat, macht aber nur 3 v. H. der gesamten eng­lischen Ausfuhr aus. Ebensowenig ging die verstärkte Aus­fuhr Deutschlands nach Südamerika und nach Südafrika ausgesprochen auf englische Kosten. Es ist also ein Unsinn, Deutschland für den Rückgang der englischen Ausfuhr ver­antwortlich zu machen und die Rettung in der Verdrängung der deutschen Ausfuhr zu sehen. Auf diesem Gebiet wird Deutschland kämpfen. Darüber darf kein Zweifel bestehen. Zunächst mit allen ihm zu Gebote stehenden wirtschaftlichen Mitteln. Und diese sind keineswegs klein. Als Beispiel da­für sei nur auf die letzten Maßnahmen der Reichsbank hin- ! gewiesen, die in Zukunft bei dem Ankauf von Wechseln und ! Schecks auf das Ausland nur die erheblich niedrigeren Zins- ! sätze des Auslandes in Anrechnung bringen und außerdem ! die Gebühren aufheben wird. Eine solche Eeldverbiltigung,

^ die mehrere Prozente ausmachen kann, wird der deutschen Ausfuhr einen wünschenswerten Auftrieb geben. Derselbe , Grundsatz, daß ein Exportgeschäft weder an der Frage der i Finanzierung noch an der Frage der Kurssicherheit scheitern ! darf, gilt im übrigen auch für den gesamten deutschen Bank- I apparat. Aeber sonstige Exporterleichterungen durch Verkür- I zung der Lieferfristen, unbedingten Vorrang des Exports usw. ist schon zur Genüge gesprochen worden. Hier wird sich in Zukunft eine gewaltige Kraftanspannung konzentrieren.

Dabei werde» jedoch die üblichen Aufgaben nicht vernach­lässigt werden. Vor allem wird oie Erzeugungsjcylacht fort­gesetzt. Stärkere Einführung des Schleppers im Bauernbe­triebe, die Entlastung der Bäuerin durch arbeitserleich­ternde Geräte (transportabler Elektromotor, genügende Wasserzapfstellen usw.) sind vordringliche Aufgaben. Auch der Landflucht wird zielbewusst gesteuert werden, wie der Aufruf des Reichsjugendführers erkennen läßt.

Dem Hauptproblem der Landwirtschaft, der Unterbewer­tung der landwirtschaftlichen Arbeit wird man aber entschei­dend nur von der Seite der gewerblichen Wirtschaft bei­kommen können. Hier verdienen die Maßnahmen auf dem Gebiete der Kraftwagenwirtschaft besondere Beachtung. Oberst von Schell kündigte kürzlich an, datz man die 335 Kraftfahrzeugtypen, die heute noch fabriziert werden, auf uNyefähr 65 Herabdrücken wird. Vom Frühjahr 1940 ab wird man bereits auf der neuen Grundlage arbeiten kön­nen, wobei heute schon zu erkennen ist, daß ganz erhebliche Preissenkungen möglich sein werden. Das gilt besonders auch für den landwirtschaftlichen Schlepper, der ja mehr

und mehr zu einer Umverfalmajchtne für die Landwirtschaft geworden ist.

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Alle diese Kraftanspannungen werden aber wenn das dem Ausland auch noch jo unverständlich ist nicht auf Kosten des Menschen erfolgen. Der beste Beweis dafür ist die Beibehaltung des Achtstundentages. Aber auch sonst ist gerade die vergangene Woche reich gewesen an Beweisen dafür, wie sorgfältig man mit dem wichtigsten nationalen Gute, der menschlichen Arbeitskraft, umgeht. Neben der Rentenbesterung für Arbeitsopser durch das 5. Gesetz über die Aend ung der Unfallversicherung ist hier zu nennen die Einkommensbesserung für junge Ruhrbergleute, die Umbenennung des Arbeitsschutzmuseums inReichs­stelle für Arbeitsschutz", wodurch eine Zentralstelle für diese wichtigen Maßnahmen geschaffen wurde, ferner die Verein­barung zwischen dem NSKK. und dem Reichsstudentenbund über die wirklichkeitsnähere Ausbildung von Ingenieuren. Auch das scharfe Eingreifen gegen Preisüberschreitungen, Koppelungsgeschäfte, Tarifunterschreitung zeigt, datz der Mensch auf keinen Fall zu kurz kommen wird. Welche Mög­lichkeiten trotzdem für eine Leistungssteigerung bestehen, hat u. a. der Bericht der Siemens-Werke erwiesen. Dafür sei schließlich zum Schluß noch eine Aeutzerung des Ministerial­direktors vom Reichsforstamt, Parchmann, angeführt, der erklärte, datz eine Rationalisierung der Sägewerksindustrie von den darin beschäftigten 200 000 Arbeitern sehr wohl 20 000 Arbeiter für andere Beschäftigungen freimachen könne. Als Rationalifierungsmatznahmen wird man schließ­lich auch die Uebergabe des Eenostenschaftsgeschäfts der Dresdner Bank an die Deutsche Zentralgenostenschaftskaste bezeichnen können, sowie die Uebernahme der Filialen der Böhmischen Escompte-Vank durch die Dresdner Bank und den Rückkauf der ehemaligen Julius-Petschek-Eruben. Je­denfalls fühlen wir uns bei aller Kräfteanspannung erheb­lich wohler als England, das mit einer Neubewertung des Goldbestandes seine Währung sichern mutz, und nicht in der Lage ist, seine 2,039 Millionen Erwerbslose zu beschäftigen, obwohl ihm die Schätze der ganzen Welt zur Verfügung ste hen. ' WP.

Unserer Wehrmacht jüngste Waffe

^ Besuch in Deutschlands erster Fallschirmschützen-Schul«

: Von dem nach Stendal entsandten NSK.-Sonderberichterstatter

' NSK. Verborgen im altmärkischen Kiefernwald liegt ein s Fliegerhorst unweit der Stadt Stendal, bekannt durch ihre Backstein-Gotik und heute noch bekannter durch die einzige Fallschirmschützenschule Deutschlands, die in die- < sem Fliegerhorst ein vorläufiges Heim gefunden hat Deutsch- ^ lands jüngste Waffengattung wird hier ausgebildet, ihr Gerät i und ihre Bewaffnung weiter entwickelt und die jungen, freiwilli- ! gen Fallschirmschützen mit ihrem erlebnisreichen Dienst vertraut i gemacht. Vielseitig ist dieser Dienst, der aus Rekruten Fallschirm- ! schützen, Männer, die der Gefahr ins Auge sehe« und sie zu ' meistern wissen, macht.

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Leises Motorengebrumm erfüllt den klaren, sonnigen Februar­morgen. Die schweren dunklen Silhouetten zweier Junkers- Flugzeuge schweben über den Türmen Stendals, die sich in den märkischen Himmel recken. Lauter singen die Motore ihr don­nerndes Lied. Sekundenschnell schießen di« Maschinen näher. Da geschieht es: Aus den offenen Türe« der beiden I« 52 schnellen Körper heraus: ein, zwei, drei, vier zwölf Männer j springen aus jeder Maschine, die Arme weit vorgereckt, im Hecht- s sprung schießen sie in die Tiefe, vergessen Motorengeräusch, sehen , wirbelnd und drehend den Bode« rasend sich «Lhernd und wer­den jäh aus dem Sturz emporgerissen. Der Fallschirm hat sich entfaltet, und nun hängen die Fallschirmschützen als schwarze, ' schmale, pendelnde Striche im Gurtzeug an den weißen Fang­leinen des seidenen Schirms, der sich bauschend über ihnen bläht.

'vier ws? Feierte man ein Fest? Schon wollte er fragen, bester kehrt machen, aber der Knabe war mit seinem Gepäck bereits verschwunden, und ein anderer hielt drüben für ihn den Aufzug geöffnet. Musik klang auf, er lauschte. Da stand ein blondes Mädchen vor ihm, das blaue Kopftuch halb in den Nacken gerutscht. Ein Holländerbursch und ein Maha­radscha mit großem Ordensstern versuchten sie zurllckzuhal- ten, sie aber bot ihm blitzenden Auges ein Glas schäumen­den Sekt.Willkommen, Onkelchen!" rief sie und trank ihm zu.Kommst du vom Nordpol, datz du nichts weißt vom Karneval am Rhein?"

Karneval am Rhein?" Pedro Holger sah nicht sehr geistreich aus, als er die Frage wiederholte. Ihm war's, als fielen Jahre von ihm ab. Er nahm das Glas, er ritz das Mädel an sich: es flogen Mantel, Hut und Schal, ein ret­tender Engel fing sie auf die Heimat hatte Pedro ge­packt. Sie schüttelte ihn gleich ihr Zauber umwehte ihn

er war zur guten Stunde heimgekominen. Er saß unter der Jugend, kein Fremder mehr, er ließ ihnen zu essen und zu trinken geben, aber das blonde Winzerkind ließ er ihnen nicht mehr. Sie mutzten singen tanzen, ja auch tanzen alte, uralte Karnevallieder, die sie gar nicht mehr kennen konnten, sang er ihnen vor und lernte die neuen mit fro­hem Schwung. Nheinlieder, echte alte, die konnten ste zu­sammen fingen. Und so dämmerte der Morgen, undvom Rolandsbogen" kam er auf Peter Cornelius, dessen Denk­mal er nicht mehr gesehen hatte, als er gestern hier ausge­stiegen war. Man suchte ihn zu beruhigen. Der bronzene Peter sei immer noch da, aber der lebendeOnkel Pitter" aus Amerika sei ihnen lieber. Rheinische Jugend hatte ihm rasch das vertrautePitter" der Heimat gegeben. Und Pit- 1er Holger vergaß sein Leben in USA., vergaß feine Stel­lung als Stahlmagnat und ging und suchte zufrieden über grünende Büsche das Denkmal vorm Hotel. Er schickte die Tanzlustigen zurück, strich gedankenverloren über gelbblühende Sträuchsr dann ging er müde in sein Zim­mer im zweiten Stock. Als der Aufzug ihn hinauftrug, blie­ben die heiteren Weisen, denen er eben noch so gern ge­lauscht, ihm fern. Sein Denkmal, auf dem er als Knabe herumgeklettert, wenn er die Soldaten besser sehen wollte

er hatte es nicht gefunden.

Er schlief bald, schlief voller köstlicher Träume die erste Nacht in seiner Heimatstadt. Und der erste Blick am kom­menden Tage traf das Denkmal des grotzen Malers. Holger schüttelte den Kopf. War all der Spuk, der Sekt daran schuld gewesen, datz er... nein, eine schönheitswache Stadtverwaltung hatte es um einige Meter tiefer in den Park gerückt. Man brauchte Parkplätze, hatte der Pförtner gesagt. In Pedro-Pitter Holger erwachte der Amerikaner. Hübsch und zweckmäßig so: er nickte dem Standbild zu. Du bleibst für immer, alter Musensohn, du brauchst nur ein

wenig rückwärts zu rutschen, wir aber müssen alle einmal ganz von unserem Platze weichen.

Männer der Ordnung fegten bunte Papierschlangen zu­sammen, die bis in den grünen Frieden des Parks vorge­drungen waren. Pedro-Pitter lächelte noch einmal in Ge- danken an diese erste Nacht auf heimatlichem Boden, aber so sehr hatte ihn die rheinische Heimat wieder, daß er seine Schritte zur Altstadt lenkte. Er mutzte doch sehen, ob der AEbertuskirchturm noch immer so schief über den Rhein onckte oder vielleicht am Aschermittwoch noch schiefer?

Buntes Allerlei

Fackelschlacht mit Wölfen'.

Nordschwedische Bauern verteidigen ihre Nenntiere

Dieser Winter hat in Nordschweden und an der finuländischen Grenze ganz besonders viele Wolfsrudel in Bewegung gesetzt. Sie haben sckon Hunderte von Haustieren und auch eine Reihe von Menschen zu Tode gebracht. Zur Abwehr wurden Prämien von lOÜO Finnmarken für jeden erschlagenen Wolf ausgezahlt. Man hat sogar Flugzeuge mit Maschinengewehren gegen die Wolfsrudel eingesetzt, um sie zu bekämpfen. Vor allem aber hat man das Land in bestimmte Gebiete eingeteUt und jedes Revier zwei erfahrenen Jägern unterstellt.

Ein furchtbarer Kampf spielte sich vor wenigen Tagen in Bo­den in Nordschweden ab. Dort waren in einer Umzäunung Hun­derte von Renntieren untergebracht und 25 bis 3b große Wölfe waren in diese Umzäunung eingebrochen. Völlig verstört vor Schrecken verteidigten sich die Renntiere mit Hufen und Ge­weihen. Die Männchen bildeten einen lebenden brüllenden Schutz­wall, dahinter waren die Weibchen aufgebaut, die ihrerseits mit dem eigenen Körper die kleinen Kälber deckten. Aber schon wenige Minuten nach dem Angriff lagen über 20 Renntiere er­würgt am Boden. Zum Glück kamen auf den Lärm hin sofort die Besitzer der Herde herbei, mit Veilen, Mestern und Schlingen bewaffnet. Denn mit Feuerwaffen konnte man in diesem Ge­dränge, Körper an Körper, gegen die Wölfe in einem beengten Raume nichts ausrichten. Der Besitzer mit seinen drei Söhnen und einigen Hirten suchten mit den furchtbaren Raubtieren fer­tig zu werden Beim Schein der Fackeln entspann sich eine wilde Schlacht. Schließlich aber mußten die Wölfe heulend de« Rück­zug antreten, nachdem zwölf von ihnen erschlagen waren Zwi­schen einem dieser Wölfe und einem Hirten, einem Riesen mit außergewöhnlichen Körperkräften, kam es zu einem regelrechten blutigen Zweikampf. Der Hirte war dabei ohne Waffe, da ihm die Axt in der Kampfeswut aus der Hand geflogen war. Der Mann erwürgte aber den Wolf, der sich in ihn verbissen hatte, indem er ihm mit aller Kraft den Arm in den Rachen stieß, die geschlossene Faust in die Kehle steckte, so daß das Tier erstickte.