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Nr. 36
Samstag, äen 11. Februar 1939
113. Jahrgang
Die Japaner auf
Tokio, 10. Febr. Wie das kaiserliche Hauptquartier mit- > teilt, sind in de» frühen Morgenstunden des Freitags japanische Truppen auf der Insel Haiuan gelandet.
Die ersten Truppenlandungen auf Hainan beurteilt man in Tokio als Entschluß des Hauptquartiers, dieVlockade Südchinas im Rahmen des China-Konfliktes wirksamer zu gestalten. Ursprünglich sei nur Besetzung durch Marinetruppen geplant gewesen zwecks Schaffung einer seestrategischen Basis zur Kontrolle der Bucht von Tonking und der nörd- ! lich von Hainan gelegenen Kwaichow-Bucht. Die Landung von ^ Truppen des Heeres, die sich bereits in Vormarsch befinden, j könnte darauf hindeuten, daß eine vollkommene Besetzung Hai- j nans geplant ist. Wichtig ferner, so meinen politische Kreise, sei Hainan als Ausgangspunkt für militärische Operationen ! nach der Kwangfie-Provinz und als Flugbasis. Nach Besetzung ! Hainans würden alle wichtigen Verkehrslinien zwischen Südchina und Französisch-Jndochina und Singapore durch japanische Marine kontrolliert werden.
Mit Interesse beobachtet man, welche Haltung dritte Staaten, i insbesondere Frankreich, einnehmen werden, da ja bereits ! gelegentlich der Besetzung der südlich Hainans gelegenen Paracel- Jnseln durch Frankreich die Frage erner Besetzung Hainans durch Japan als „unvereinbar mit der Sicherheit von Französisch- Jndochina" bezeichnet worden sei.
Tokio, 10. Febr. Der Sprecher der Marine, Admiral Kana- ! zawa, erklärte, daß die Besetzung Hainans einen doppelten ! Zweck habe. Man habe hierdurch nämlich eine Verstärkung der Blockade und endgültige Zerstörung der Kampfkraft Lhungkings erreicht. Nach dem Fall von Kanton und der Sperrung Hongkongs verblieben als Zufahrtsgebiete für den Südwesten Lhmas nur noch der Golf von Tonking und die Kwai- chow-Vucht. Die Zufuhren erfolgten hauptsächlich durch bewaff-
Hainan gelandet
uete Dschunken, deren Basis Haiuan gewesen sei. Da Kriegsschiffe die Blockade allein nicht durchführen konnten, sei die Zerstörung dieser Basis notwendig geworden. Allerdings verblieben, für Lhungking noch die Landwege über Burma und Hanoi.
Vier Grrmdforderrmgen der Araber
auf der Palästina-Konferenz
London, 10. Febr. In der am Donnerstag von den Arabern auf der ersten arabisch-englischen Sitzung der Palästina-Konferenz abgegebenen Erklärung werden die Balfour-Deklaration sowie das britische Palästina-Mandat als schreiende Ungerechtigkeiten energisch zurückgewiessn und arabischerseits folgende vier Forderungen aufgestellt:
Anerkennung des Rechtes der Araber auf völlige Unabhängigkeit in ihrem Lande.
Einstellung des Versuches, in Palästina eine jüdische Nationalheimstätte zu errichten. l
Abschaffung des Mandates Und der daraus sich ^ ergebenden Ungesetzmäßigkeiten sowie die Einsetzung eines ! Vertrages, ähnlich dem Vertrag, der zwischen Großbritannien ! und dem Irak abgeschlossen wurde, um auf diese Weise eine» , souveränen arabischen Staat in Palästina zu schaffen. ^
Die sofortige Einstellung jeglicher jüdische» !
Einwanderung und aller Landverkäufe an Juden. !
Die Araber, so heißt es, seien bereit zu verhandeln, und zwar s tn einem versöhnlichen Geist über die Bedingungen, unter denen i vernünftige britische Interessen sichergestellt werden sollen. Sie s seien bereit, die notwendigen Garantien über die Erhaltung und > das Zugangsrecht zu allen heiligen Orten sowie nir den Schutz 's aller legitimen Rechte der jüdischen und anderen Minderheiten in Palästina zu geben. >
Todesurteil gegen zwei der „Eisernen Garde"
Bukarest, 10. Febr. In dem großen politischen Prozeß gegen 5g Mitglieder der ehemaligen „Eisernen Garde" fällte das Klausenburger Militärgericht das Urteil. Nach einer Dauer von einer Woche fand der Prozeß sein Ende in einer Nachtsitzung, die von Donnerstag 18 Uhr bis Freitag um 7 Uhr mit einer Unterbrechung von nur zwei Stunden dauerte. Das Gericht zog sich hierauf zu einer mehrstündigen Beratung zurück und verkündete mittags seinen Spruch.
Der 24jährige Student Aurel Dasco und der 22jährige Student Jon Pop wurden zum Tode verurteilt, der Student Atofani, der geistige Urheber des im letzten November erfolgten Anschlages auf den Rektor der Klausenburger Universität, zu lebenslänglicher Zwangsarbeit. Weitere 34 Angeklagte erhielten Gefängnis- oder Kerkerstrafen von einem Monat bis zu zwölf Jahren. Elf Angeklagte wurden zu Geldstrafen verurteilt und weitere elf freigesprochen.
„Lustauffichi" statt „Luftyolizei"
Berlin» 10. Febr. Durch Gesetz über die Befugnisse der Luftfahrtbehörden bei Ausübung der Luftaufsicht (Luftaufsichtsgesetz) vom 1. Februar 1939 werden dre Befugnisse der Luftfahrt- behörden, die sich bisher aus Landesrecht gründeten, auf eine einheitliche reichsrechtliche Grundlage gestellt. Eine Durchführungsverordnung des Reichsministers der Luftfahrt vom gleichen Tage bringt die näheren Bestimmungen.
Der Ausbau der Reichsluftfahrtverwaltung, der im Jahre 193 mit der Errichtung der Luftämtcr, der Nachgeordneten Behör des Reichsministes der Luftfahrt, begann, hat mit dieser Gesetze rn materieller Hinsicht einen Abschluß erreicht. Die Tätig «'t der Luftfahrtbehörden, die bisher als „Lustpolizei" üezeich erhält für die Zukunft die Bezeichnung „Luftauf TZ.-. Vollzug der Luftaufsicht steht die Luftfahrt
ocyorve, wre schon bisher der Reichsluftaufsichtsdienst, der di Verfügung * Luftwaffe (Waffenrocksarbe Hellgrün) trägt, zu
Oberleutnant Pulkowsky tödlich verunglückt
Berlin, 10. Febr. Auf seinem Rückflug von Australien ist der deutsche Flieger Oberleutnant Pulkowsky am Donnerstag mittag in Madras während eines Vorführungsfluges tödlich serunglückt. Ein an Bord befindlicher indischer Fluggast kam ebenfalls ums Leben. Die Ursache des Absturzes ist zur Zeit noch nicht einwandfrei geklärt, da die vorliegenden Augenzeugenberichte einander widersprechen. Der Unfall ist wahrscheinlich auf Berühren eines Hindernisses zurückzuführen.
Oberleutnant Pulkowsky hat zusammen mit Leutnant Jennet, der an dem Vorführungsflug in Madras nicht teilnahm, mit dem Reiseslugzeug Arado 79 einen Fernflug nach Australien durchgeführt. Hierbei stellte die Besatzung auf der Strecke Bengasi (Rordafrika)—Eaja (Hinterindien) mit einer Flugstrecke von 6400 Kilometer einen neuen internatianalen Langstreckenrekord für Leichtflugzeuge auf. Annähernd 4000 Kilometer legte die Besatzung mit ihrem Flugzeug ohne jeden Zwischenfall zurück und überwand alle Schwierigkeiten des Klimas und der Wetter-
! läge, eine sowohl für das Flugzeug als auch für die Besatzung hervorragende Leistung.
I Wie in vielen anderen Städten, so startete Oberleutnant Pnk- > kowsky auch in Madras, um das neue deutsche Reiseflugzeug vor- j ; zuführen. Hierbei ereilte ihn das tragische Geschick. Für die ! i deutsche Luftfahrt bedeutet der Tod dieses jungen Fliegers, der ! durch seinen Afrika-Flug im vorigen Jahr und insbesondere durch j ^ seinen jetzigen Fernflug nach Australien ein großes fliegerisches t Können bewiesen hat, einen schweren Verlust.
! KomMmiLeure des Heeres dem Führer
! Berlin, 10. Febr. Der Führer und Oberste Befehlshaber der : Wehrmacht sprach am Freitag im großen Sitzungssaal der Kroll- : aper zu den Truppenkommandeuren des Heeres über Aufgabe»
> und Pflichten des Offiziers im nationalsozialistischen Staat.
Im Anschluß an die Rede waren die Offiziere Gäste des Führers in der neuen Reichskanzlei.
TrarrerfeLer für Sir Henry Deterdmg
: Dobbin (Mecklenburg), 10. Febr. In der mit Tannengrüu
: und rotem Stoff stimmungsvoll ausgeschlagenen Reitbahn farrü am Freitag die offizielle Trauerfcier für Henry Deterdiug statt.
. Landcsöischof Schultz (Schwerin) würdigte die Persönlichkeit ; Deterdings. Dieser habe mit der Kühnheit eines Napoleon und
- mit der Geisteskraft eines Cromwell gegen den Geist der Zer- i setzung und Entwürdigung allen Menschentums gekämpft, wie ; er im Weltbolschewismus wirke. Das Unrecht von Versailles : habe ihn, den Mann des ausgesprochenen Rechtsgefühls, aufs ! tiefste verletzt. Die Wiedergutmachung sei ihm Voraussetzung für ! die Rettung der Welt vor Alljuda und dem Bolschewismus ge-
> wesen. Der leitende Direktor der Royal Dutch Shell, Keßler^
> stellte Deterding als Vorbild für jeden schaffenden Menschen her- i aus. Mit ihm sei ein großer Niederländer dahingegange«. De- ! terding sei auch immer Ansporn für die Jugend gewesen. Der ! Redner sprach im Namen der Haager Direktion der Bataafscheu i Petroleum Maatschapij und als Vertreter des Generaldirektors l de Kok. Staatsrat Dr. Stauß - Berlin würdigte Deterding als
einen Mann, der auf das glücklichste große menschliche und geistige Gaben in sich vereinigt habe. Er fei einer der ersten Vorkämpfer : gegen den Weltbolschewismus gewesen.
! Nach der Trauerfeier bewegte sich der Leichenzug durch de» i Eutspark zur Grabstätte im Dobbiner Gutspark. Hinter den Fa- i milienangehörigen schritt Reichsamtsleiter Hilgenfeldt, der ' Reichsstatthalter und Gauleiter Hildebrandt, Vertreter der nie- j derländischen Gesandtschaft, die Direktoren der Shell-Gruppe und
> der ihr befreundeten europäischen Gesellschaften. Freunde aus j Deutschland und der ganzen Welt gaben dem Toten das letzte i Geleit. Unter den Klängen des Niederländischen Liedes und der
- deutschen Nationalhymnen wurde der Sarg in die Gruft gesenkt.
, Jetzt trat Reichsamtsleiter Hilgenfeldtandie Gruft und
- sprach: „Im Namen und im Aufträge des Führers Adolf Hitler ! grüße ich in Dir, Heinrich Deterding, dev großen Freund der ! Deutschen." Darauf legte er den prachtvollen Kranz des ! Führers nieder. Offiziere der Luftwaffe übermittelte« den s letzten Gruß des Eeneralfeldmarschalls Eöring. Am Schluß der
I Beisetzung erklang aus dem Walde das Halali der Jäger. '
Aus dem Archiv (M).
Papst Pius gestorben
Rom, 10. Febr. Papst Pias Xl. ist am Freitag früh 8.30 AHA gestorben.
Am Donnerstag hatte der Papst, der kürzlich schon sehr kranL war, im Anschluß au erne Erkältung sehr an Atemnot gelitten-,
»
Achills Ratti (dies war der bürgerliche Name des Papstes) wa^ 1857 in Desio bei Mailand als Sohn eines Webereibesitzers geboren. Unter dem Einfluß seines Onkels, des Erzpriesters Rattil wandte er sich dem Studium der Theologie zu, dem er zuletzt in Nom am Jesuiten-Kollegium Gregoriana oblag. In Noin wurde er 1879 zum Priester geweiht, nachdem er vorher an dev Gregoriana promoviert hatte. Als Lehrer am Seminar kehrte er 1882 nach Mailand zurück. Das Bild des jetzigen Papstes würde nicht vollkommen sein, wenn nicht an dieser Stelle an ihn als den Bergsteiger-Kaplan erinnert würde. Er hat in damaliger Zeit dem Bergspott eifrig gehuldrgt und mich das Matterhorn bezwungen. Da er schon damals die deutsche Sprache beherrschte^ wurde er zum ehrenamtlichen Seelsorger der deutschen Kolonie bestellt. In Mailand wurde er 1907 Präfett der berühmte« Ambrosius-Bibliothek. Im Jahre 1911 wurde er gleichzeitig zum Vizepräsetten der vatikanischen Bibliothek ernannt und 1914 wurde er vom Papst Benedikt nach Rom berufen. Es war auffallend, daß im April 1918 der bisher als tüchtiger Gelehrter, aber nicht als Diplomat bekannte Präfekt der vatikanischen Bibliothek von Papst Benedikt als apostolischer Visitator nach Polen entsandt wurde, das damals noch von den Deutschen besetzt war. Es konnte bei der Schwierigkett seiner Stellung und der Lag« in Polen nicht ausbleiben, daß er auf Leiden Seiten anstieß. Er wurde dann bis 1919 zum Nuntius in Warschau ernannt, unter Ernennung zum Titular-Erzbischof von Lepanto. Nach dem Tod« des Kardinals Ferrari von Mailand wurde er im Juni 1921 dessen Nachfolger. Gleichzeitig wurde er zum Kardinal erhoben.
Am 6. Februar 1922 wurde er von dem Konklave als Nachfolger Benedikts XV. zum Papst gewählt und nahm als solcher den Namen Pius XI. an. Zum erstenmal seit 52 Jahren, d. h. seit der Besetzung Roms und des Kirchenstaates durch Italien. erteilte er den üblichen Segen des neugewählten Papstes nicht mehr im Innern der Peterskirche, sondern wie früher, vom äußeren Balkon der Kirche „urbi et orbi". Mit diesem Bruch des Herkommens wollte er andeuten, daß er die von Benedikt XV. schon ungebahnte Politik der Versöhnlichkeit zwische» dem Vatikan und dem italienischen Staat fottsetzen werde. Di« Beziehungen zu dem modernen Italien verstand er wesentlich z» bessern, wobei ihm Mussolini allerdings bei jeder Gelegea- heit weit entgegenkam. Nach vorangegangenem Abschluß eines Konkordats folgte dann am 7. Juni 1929 die feierliche Ratifikation der Laterauoerträge zwischen dem Heilige« Stuhl u»d dem italienischen Staat, wodurch der seit 1870 bestehend« Zustand, in dem sich der Papst als „der Gefangene der italienischen Krone im Vatikan" betrachtete, aufgehoben und die „Italienische Frage" nach fast fünfzig Jahren beigelegt wurde.
Papst Pius XI. ließ sich während seiner Regieruwgszeit das große kirchenpolitische Werk der Konkordate und Konventionen mit zahlreichen Staaten Europas besonders angelegen sein. Er förderte systematisch den diplomatischen Wirkungskreis des Vatikans und erreichte dabei auch eine starke Vermehrung der diplomatischen Vertretungen beim Heiligen Stuhl. Hand in Hand damit ging im innerkirchlichen Wirken des verstorbenen Papstes di« Aktivierung der „Katholischen Aktion", der zahlreiche Enzykliken dienten. Die Förderung der Wissenschaft durch Pius XI. ist weiter allgemein bekannt.
Während man sich dem Bedauern der katholischen Welt Mer das Ableben ihres geistlichen Oberhauptes anschließt, ist festzustellen, daß der Papst sich leider nicht ein objektives oder zum mindesten neutrales Verhältnis zur nationalsozialistischen Weltanschauung angelegen sein ließ, wie Pius XI. auch i« scharfer Ablehnung der Rastengesetzgebung des faschistischen Italiens seinen Standpunkt einnahm.
Während seines Pontifikats hat Pius XI. 71 Kardinale kreiert, von denen 52 noch am Leben sind. Diese bilden zusammen mit zehn noch von seinen Vorgängern, Benedikt XV. und Pius X. ernannten Kirchenfürsten das Kardinalskollegium, das im bevorstehenden Konklave di« Wahl des neuen Papstes vornehme« wird.