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Nr. 34

Donnerstag, äen 9. Februar 1939

113. Jahrgang

Kapitulation oder Schlußkampf?

Japans Reichstag gegen die Soests

Fischereirechtc solle« ««ter alle« Umständen geschützt werden

Die Frage: Wann gibt Rotfpanien endlich seinen Wi­derstand auf? wird nach der Entwaffnung der katalanischen Armee immer brennender. In ganz Europa gibt es keinen Einsichtigen mehr, der noch an eine Wendung des Schick­sals bei den Kämpfen in der Madrider Zone zugunsten der Roten glauk>t,'Selbst General Miaja, der Befehlshaber in dieser Zone, weiß, daß weiterer Widerstand nur sinnlos Menschen opfert und Werte zerstört und über die vom Bürgerkrieg noch verhältnismäßig verschonten Provinzen seines Herrschaftsbereiches das gleiche traurige Schicksal heraufführen würde, das der fluchtartige Rückzug der Roten aus Katalonien diesem Teile Spaniens bescherte. Die Gerüchte über Friedensverhandlungen sind ein sprechen­der Beweis dafür, daß auch §« den Kreisen der Rotspanier dieser Einsicht Raum gegeben wird>And wenn Frankreich, der einstmals nach Moskau zuverlässigste Bundesgenosse Rotspaniens, ernstlich die Anerkennung der Regierung Franco erwägt, so kann eigentlich niemand mehr daran zweifeln, welchen Weg die rotspanischen Machthaber der Madrider Zone vernünftigerweise einschlagen müßten.

Es besteht wohl kaum ein Zweifel darüber, daß die Roten zum Friedensschluß unter gewissen Bedingungen bereit wä­ren. Was aber General Franco fordern kann und fordern muß, daß ist gerade die bedingungslose Unter­werfung. Er hat es nicht notwendig, sich von einem ge­schlagenen Regime auch nur irgendwelche Vorschriften über die Gestaltung des neuen Spanien und die Liquidierung der zweieinhalbjährigen Bolschewistenherrschaft machen zu lassen. Es mag bitter sein, bedingungslos zu kapitulieren. Aber das geschlagene rote Regime hat sich selbst diesen Aus­gang zuzuschreiben. Als es noch im Besitze einiger kampf­kräftiger Divisionen war, hat es sich nicht entschließen kön­nen, zu kapitulieren und Frieden zu schließen, obwohl es unter den damaligen Umständen gewiß einen besseren Frie­den hätte erlangen können als heute, nachdem jeder Wider­stand zwecklos geworden ist. Heute gebietet die Not und die Pflicht zur Unterwerfung, während vor Monaten nur die Klugheit die Kapitulation vorschrieb.

General Miaja und der entthronte Regierungschef Re- grin, die nach neuesten Meldungen als eventuelle Träger ei­nes Verzweiflungskrieges in der Madrider Zone in Frage kämen, stehen ini übrigen in gewissem Sinne nochmals vor der Schicksalsfrage, ob es heute oder in einiger Zeit zweck­mäßiger ist, die Waffen zu strecken. Gewiß, General Franco läßt sich weder heute noch später Bedingungen vorschreiben. Aber'es ist doch immerhin möglich, daß die Formen der Un­terwerfung heute weniger schimpflich sind, der Zusammen­bruch weniger katastrophal ausfällt als nach Auflösung auch der letzten rotspanischen Armee an den Fronten der Madri­der Zone. Daß General Franco sich keinerlei Bedingungen vorschreiben läßt, bedeutet nicht, daß er nun ein blutiges Strafgericht über all seine Einstigen Gegner verhängen wird. Wie die Flugzettel über den letzten Flüchtlingen in Katalonien jedem Schutz und Straffreiheit verheißen, der sich nicht eines gemeinen Verbrechens schuldig gemacht hat, auch wenn er ein Anhänger der rotspanischen Sache gewe­sen ist und für sie im Schützengraben gesuchten hat, so wird das nationale Regime auch im heute noch roten Spanien nach Niederlegung der Waffen seinen Gegnern gegenüber so viel Großmut und Milde walten lasten, wie es Mensch­lichkeit und natürliche Nechtsvorstellungen zulasten.

Times: »Rettung von Madrid mw Valencia-

London, 8. Febr. Die Aktion zur Sicherung der englischen In­teressen in Spanien wird von der Presse zähe weitergetragen. Demokratisch» Tradition gemäß wird der Eigennutz mit dem

Deffauer ReLordstrecke eingeweibt

Caracciola stellt den ersten Rekord auf

Desto«, 8. Febr. Am Mittwoch vormittag fand die sportliche «»»weihung der neuen Rekordstrecke Dessau Virterfeld Führer des deutschen Kraftfahrsports, Korpsführer Huhnlein, wies in seiner Ansprache darauf hin, daß die neue Rekordstrecke notwendig geworden sei, da sich die Avus und das früher benutzte Autobahnstück bei Frankfurt a. M. als zu schmal erwiesen hätten und dankte dem Eeneralinspektor für das deutsche Straßenwesen, Dr. Todt, für die Schaffung der neuen Strecke. Der Korpsführer fuhr dann die Rekordstrecke, die sich in 14 Kilo­meter Länge und einer Breite von 29 Meter durch waldlose Ebene zieht, ab.

Europameister Caracciola und Ingenieur Häberle waren nls erste zur Erprobung der Strecke erschienen. Gleich die ersten Rekordversuche über einen Kilometer mit stehendem Start waren von Erfolg gekrönt. Europameister Caracciola verbesserte auf dem 3-Liter-Mercedes-Benz den von Furmanik-Jtalien auf Ma­serati mit 150,840 Stundenkilometer gehaltenen Klassenrekord zweimal, zunächst auf 172,166 Stundenkilometer und wenig spä­ter sogar auf 175,097 Stundenkilometer. Mit dem 2-Liter-Hano- mag-Diesel schuf Ingenieur Häberle mit 86,87 Stundenkilometer «en ersten Rekord der Schwerölklasse über diele Strecke mit stehendem Start.

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bekannten Humanitären Mäntelchen verhüllt, indem man von der notwendigen Einstellung der gerade auch durch britische Manipulationcu bis heute aufrecht erhaltenen Feindseligkeiten spricht und zugleich die nationalspani­sche Regierung umwirbt. Der diplomatische Korrespon­dent derTimes" stellt fest, daß die britische und französische Regierung mit Burgos in engster Fühlung stünden,um ei« weiteres Blutvergießen zu verhüten". Die Aeberführnng der rotspanischen Truppen und des Kriegsmaterials nach den aus­gehungerten und erschöpften Gebieten von Valencia und Ma­drid sei ja unmöglich.

Nach diesen Erkenntnissen, die den wahren Grund für den bri­tischen Eifer offenbaren, wendet sich dieTimes" der beliebten Flüchtlingsfrage zu, und weist darauf hin, daß die bri­tische Regierung bereits.40000 Pfund und Frankreich sowie kleinere Länder beträchtliche Summen für sic zur Verfügung ge­stellt hätten. Dieses Eintreten für die Opfer des von den De­mokratien künstlich verlängerten Krieges wird ohne Scham als im Interesse Francos (!) stehend behandelt und naiv auch ihm ein entsprechendes Angebot gemacht. Franco, so heißt es zucker­süß in derTimes", tue ja sein Bestes für die notleidende Be­völkerung, aber nach einem so langen Kriege gingen die Anfor­derungen über seine Kräfte hinaus. Deutschland und Italien könnten ebenfalls nicht viel tun. Wenn Franco also sein Land befrieden und die Not seines Volkes beheben wolle, könnte» aber vielleicht England und Frankreich für Franco ein huma­nitäres Werk tun.Daily Mail" schreibt, wenn die Vermitt- lungsbcmühungen Englands auf beiden spanischen Seiten und Frankreichs bei den Roten Erfolg hätten, dann würde England mit Genehmigung der französischen Regierung Franco seine Hilfe für eine kampflose Besetzung Minorcas durch die Natio- nalfpanier anbieten. In seinem Leitartikel erklärt das Blatt, es gebe für die Roten nichts mehu zu kämpsinn Siv könnten ihre restlose Niederlage nur noch abwenden, wenn sie sich ergäben. Francos Aufstieg sei sozusagen beendet, seit Barcelona gefallen ist, und sein Endsieg sei dadurch unabwendbar geworden. Das Blatt äußert seine Besorgnis, daß England aus Eifersucht auf das mit Franco eng befreundete Italien die Anerkennung des Geueraliüismus unnötig verzögere

Paris, 8. Febr. In dem französischen Grenzstädtchen LaTour de Larol ist am Mittwoch erneu» in riesigen Mengen sow - jetspanischesKriegsmaterial eingetroffen. In einem unübersehbaren Zuge wälzten sich die Scharen der Roten durch die engen Straßen des Städtchens, lleberall herrschte ein heil­loses Durcheinander. Fast alle Waffengattungen waren ver-

Tokio, 8. Febr. (Ostastendienst des DNV.) Angesichts des Fehl- i schlages der Fischereiverhandlungen und der Absicht Moskaus, s die Japan vertragsmäßig zustehenden Fischplätze am 15. März zu j versteigern, brachten alle Parteien des Reichstages einmütig eine Entschließung ein. Sie fordert die Regierung aus, Japans Fische- ^ reirechte unter allen Umständen zu schützen. Die Entschließung ist insofern von großer Bedeutung, als in Tokio verläßliche Nach- l richten über militärische Maß nahm ca Somietruß- s lands einliefen. Darnach ist in Wladiwr'Tck ein besonderer i Militärrat bei der Führung der scwjetrussischen Fernostiiotto und j der zweiten Division der Fernost-Armee eingerichtet worden, i Moskau soll angekündigt haben, daß die Sowjetflotte auf ! jedesjapanischeSchiff schießen werde, sofern japa- ! irische Fischereifahrzeuge in den Sowjmgcwässeru erscheinen

! würden.

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! treten. Im allgemeinen Wirrwarr zählte man u. a. mehr als ^ 200 großkalibrige Geschütze ausländischer Her» i tun ft, die teils unbrauchbar, teils noch fabrikneu mit ! ihren schweren Zugmaschinen die Wege völlig verstopften und i die Verwirrung noch erhöhten. Von irgend einer Kommando- i gewalt bei den Roten ist nichts mehr vorhanden. Alles rennt ! wild durcheinander. Als die roten Horden in selbstverständlicher s Weise ihr zügelloses Auftreten auch auf französischem Gebiet ! fortsetzen wollten, kam es wiederholt zu Zwischenfälle«

§ mit französischen Soldaten und der Garde mobile, i Die Anarchisten führen in Pnigcerda, das durch die na» § tionale Luftwaffe bombardiert wurde, vor dem Abmarschder i roten Truppen ein wahres Terrorregime. Das gleiche gilt ! für die Stadt Seo de llrgel, in der ganze Familie» i von den Anarchisten auf freier Straße massakriert wur­den; ein katholischer Geistlicher wurde in der letzten Nacht vo» Marxisten ermordet. Damit nicht genug, befleißigen sich die anarchistischen Elemente, noch vor dem endgültigen Abzug der roten Truppen möglichst alle Häuser »m spanischen Grenzgebiet in Brand zu stecken. Die abziehenden roten Truppen spren­gen darüber hinaus sämtliche Brücken hinter sich in die Lust. Das Eisenbahnpersonal des gesamten spanischen Grenzgebietes s ist desertiert, so daß mehr als 1000 Menschen, die auf dem Vahn- . wcge nach Frankreich abbefördert werden sollten, in größter Eile , und unbeschreiblichem Durcheinander zu Fuß sich der Grenze s nähern. Im Laufe des Mittwochs werden in dem französischen

! lFortsetzung stehe Seite 2)

Frankreichs Verhältnis zu seinen Nachbarn

Paris, 8. Febr. Die außenpolitische Aussprache im Senat schloß mit dem Vertrauensvotum für die Regierung mit 290 gegen 16 Stimmen, nachdem Senator Millerand und Mi­nisterpräsident Daladier noch kurz das Wort ergriffen hatte».

Zuvor hatte Außenminister Bonnet vor dem Senat als Ant­wort auf die von den Senatoren vorgebrachten Anfragen eine längere Erklärung zur französischen Außenpoli­tik abgegeben. Wir beabsichtigen, so führte Bonnet aus, vor allem unser Territorium und unser Imperium zu sichern. Wenn Frankreich in erster Linie an die Sicherung seiner eigenen Güter denke, so erheische es die Vernunft, daß es so höflich und ver­trauensvoll wie nur möglich seine Beziehungen zu den Nachbarn unterhalte. Frankreich raste sich in feinen Beziehungen zu den Nachbarregierungen nicht von ihrer politischen Struktur oder von ihren Doktrinen leiten.

Zu Deutschland übergehend, betonte Bonnet Frankreichs Verständigungsbereitschaft, für die München ein neuer Beweis sei. Ueber diesen Punkt sei die Aussprache abgeschlossen. Die Kammern hätten sich völlig frei und das französische Volk in aller Spontanität dazu geäußert. Es gebe in der Tat keine« Franzosen, der nicht von ganzem Herzen und mit ganzem Ver­stände ein gutes Einvernehmen zwischen Frank­reich und Deutschland wünsche. Das habe die französisch- deutsche Erklärung bekräftigt, die am 6. Dezember von Reichs­außenminister von Ribbentrop und ihm, Vonnet, unterzeichnet worden sei. Es gebe keinen verantwortlichen Menschen, der es abgelehnt hätte, die deutsch-französische Erklärung zu unter­zeichnen.

Zn Italien übergehend, meinte der Außenminister, daß Frankreich keine Anstrengungen versäumt habe, um Mißverständ­nisse zwischen Italien und Frankreich zu zerstreuen. Bei der Er­örterung des spanischen Problems erinnerte er an die strategische Bedeutung, die Spanien für die französischen Ver­bindungswege mit dem afrikanischen Imperium habe. Die fran­zösische Regierung habe die Burgos-Regierung gebeten, die Rück­kehr der Flüchtlinge in ihr Vaterland zu erleichtern, insbeson­dere die Rückkehr der Frauen, Kinder und Greise. General Jor- dana habe in diesem Punkt dem Senator Börard günstige Zu­sicherungen erteilt.

Nachdem Vonnet die wichtigste« Probleme der Stunde gestreift hatte, ging eraufdieengeFreundschaftFrankreichs zu England und den Vereinigten Staaten ein und erklärte, daß die Beziehungen Frankreichs zu England und den Vereinigten Staaten noch nie besser aewesen seien als gege»-

. wärtig. Abschließend bekmmt« sich Außenminister Bonnet zu 1 der Auffassung, daß Frankreich stark fei» müsse. Eine diploma- ! tische Verhandlung könne nur die Energien einsetzen, die das I Land selbst entwickle. Die Worte «nd Handlungen Frankreichs ! würden nur in dem Maße zählen, wen» hinter ihnen die fran­zösische Stärke stehe.

Schließlich wandte sich Vonnet dann noch gegen die allzu leichtfertig verbreiteten falsche» Nachrichten, die letzte» Ende» nur die Regierung hemmten.

England «nd Irland

de Balera will nichts vo« Gewalt wisse«

London, 8. Febr. Im irischen Senat, der am Dienstag die Aussprache über die Teilungsfrage fortsetzte, kam es zu einer Erklärung des Ministerpräsidenten de Valera, in der er z» den Bombenanschlägen Stellung nahm, de Valera er­klärte, die irische Regierung könne es nur bedauern, wenn sich Dinge ereigneten, die die irische Regierung nicht wünsch«. Die irische Regierung sei als die legale Regierung des Landes ge­wählt worden. Keine andere Körperschaft habe daher ein Recht, im Namen des irischen Volkes zu sprechen. Dabei spielte de Mr- lera sichtlich auf die Irische Republikanische Armee au. Er wolle von Gewalt nichts wissen und wünsche, dies klarzn- machen. Der Justizminister werde daher am Mittwoch im Dail gewisse Eesetzesvorlagen einbringen, die der Regierung die nötige Vollmacht geben, damit sie ihre Autorität beibehaltee könne.

Zum Teilungsproblem erklärte de Valera, die britische Regierung allein sei für die Teilung Irlands verantwortlich. Als diese Ungerechtigkeit begangen worden sei, hätte» die bri­tischen Minister erklärt, daß sie nur zeitweilig dauern würde. Seither habe man aber nichts mehr davon gehört. Er, de Valero, glaube, daß das britische Volk und die britische Regierung gern ein Ende der Teilung sehen möchten England hindere den natür­lichen Lauf der Gesetze. Wenn augenblicklich nicht die britischen Truppen in Nordirland stehen würden, dann würde dos dortige Volk aus freien Stücken zu Südirland kommen. Die irische Re­gierung sei bereit, in gewissen Dingen denjenigen entgegenzu­kommen, die anderer Ansicht seien In verschiedenen Punkte» aber müsse Irland unnachgiebig sems vor allem in der Wieder einführung der irischen Sprache. Don einer Einigung aus Kosten des Selbstbestimmungsrechtes des irischen Volkes könne aber leine Rede sein.