6. Sette Nr. 25
Rapoldee Tagblatt .Der Gesellschafter-
Montag, de» SO. Zannar 1988
Sport und Spiel
«lntoduskatastrophe vor der Strafkammer Stuttgart, 28. Jan. Vor mehr als Jahresfrist, am 2. Januar 1938, stürzte ein mit 28 Personen, meist aus Stuttgart, besetzter Autobus zwischen La Villa und Bruneck in Siidtirol, sich mehr- sach überschlagend, rund 30 Meter tief in den Eaderbach ab. Dabei fanden drei Personen den Tod; 16 weitere erlitten teils schwere, teils leichtere Verletzungen. Der Lenker des Fahrzeugs, der 28jährige ledige Konrad Reinelt, und der Halter des Autobus', der 35jährige ledige Reisebüroinhaber Erwin Sä- m ann, beide aus Stuttgart, hatten sich vor der Großen Strafkammer je wegen dreier Vergehen der fahrlässigen Tötung sowie fünf Vergehen der fahrlässigen Körperverletzung zu verantworten. Die leichteren Fälle der Körperverletzungen konnten aus formaljuristischen Gründen nicht zur Anklage herangezogen werden. Der Angeklagte Reinelt hatte die verhängnisvolle Fahrt in stark übermüdetem Zustand angetreten. Er hatte am Vorabend auf Geheiß seines Arbeitgebers Sämann, der die Reise witmachte, noch eine Fahrt nach Cordova machen müssen, llebermäßiger Kaffeegenuß hatte ihn dann noch mehrere Stunden am Einschlafen verhindert. Obgleich die Vorderräder des Autobus' keinerlei Profil mehr zeigten, unterließ er das Auflegen von Schneekette». Ferner fuhr er auf der schmalen, mit festgefahrenem Schnee bedeckten, kurvenreichen und leicht abfallenden Straße mit zu hoher Geschwindigkeit und in einem Gang, der die Bremswirkung des Motors nicht genügend auszunützen gestattete. Statt seine Aufmerksamkeit ständig der Fahrbahn zuzuwenden, sah er zudem des öfteren nach der Seite und nach rückwärts. Infolgedessen bemerkte er einen ihm entgegenkommenden Personenkraftwagen erst im letzten Augenblick. Sein erschrecktes Herumreißen des Steuers brachte den Wagen ins Schleudern; die stark abgefahrenen Vorderräder verloren den Halt auf dem Schnee und das hierdurch steuerlos gewordene Fahrzeug fuhr schräg links über die Böschung hinaus und stürzte in das Bachbett hinunter. Der Mitangeklagte Sämann verletzte die ihm als Fahrzeughalter obliegenden Pflichten einmal dadurch, daß er den als .frechen und raschen Fahrer" bekannten Reinelt, der zudem drei einschlägige Vorstrafen hat, mit der Ausführung einer so verantwortungsvollen Eebirgsfahrt beauftragte und ihm trotz dringender Warnungen einheimischer Kraftfahrer nicht das Auflegen von Schneeketten befahl. Aber auch in der Entziehung einer ausreichenden Nachtruhe für seinen Fahrer wurde eine Pflichtverletzung erblickt.
Die Verhandlung endete mti der Verurteilung des Angeklagten Reinelt, der den Wagen geführt hatte, zu einem Jahr Ge- sängnis. Der Mitangeklagte Sämann erhielt anstelle von zwei Monaten Gefängnis 360 RM. Geldstrafe.
Vom SchiLernmsemn
Dr. Schmück!« neuer Vorsitzender des Schwab. Schillervereins
Stuttgart, 28. Jan. In einer Ausschußfitzung des Schwäbischen Schillervereins teilte der stellv. Vorsitzende, Bürgermeister Kopf- Marbach, mit, daß Eeheimrat Dr. Otto von ELntter mit Rücksicht auf sein hohes Alter auf 1. Januar 1930 seine Aemter als Vorsitzender des Schwäbischen Schillervereins und Leiter des Schiller-Nationalmuseums niedergelegt hat. Auf Wunsch des Reichsstatthalters wurde Dr. Georg Sch mückle, dessen dichterisches Werk ja in ganz Deutschland anerkannt ist, zum neuen Vorsitzenden des Schwäbischen Schillervereins ernannt.
Mit eindrucksvollen Worten ehrte Bürgermeister Kops zugleich im Namen der Stadt Marbach, deren Ehrenbürger der scheidende Vorsitzende ist, besten reiches Lebenswerk. In nahezu 35 Jahre» hat Eeheimrat von Güntter den Schillerverei geführt und das Schiller-Nationalmuseum, sein persönlichstes Lebenswerk, zu der wohl bedeutendsten Dichtergedenkstätte Deutschlands ausgebaut. Sein Vorschlag, den verdienstvollen Vorsitzenden zum Ehrenvorsitzenden zu ernennen und seine Büste im Schiller- Rationalmuseum aufzustellen, wurde freudig begrüßt.
Regierungsrat Dr. Pflieger verlas zwei in herzlichen Worten gehaltene Dank- und Anerkennungsschreiben von Ministerpräsident und Kultminister Mergenthaler, der darin erklärt, daß der Name des Geheimrats von Güntter immer mit dem Schiller-Nationalmuseum verbunden bleiben werde. Ein ähnliches Anerkennungsschreiben ist dem bisherigen Vorsitzenden auch von Gauleiter Reichsstatthalter Murr zugegangeu.
Mit besonderer Freude nahm der Ausschuß die Mitteilung auf, das Gauleiter Reichsstatthalter Murr sich bereit erklärt hat, die Schirmherrschaft über das Schiller-Nationalmuseum in Marbach zu übernehmen. Dr. Georg Schmückle wird das Amt des Vorsitzenden des Schwäbischen Cchillervereius ehrenamtlich übernehmen.
Belgien — Deutschland 1:4
Mit einem vielversprechenden Sieg eröfsnete die deutsche Nationalmannschaft die Länderkampfspielzeit. Das am Sonntag in Brüssel stattfindende Spiel gegen Belgien konnte die deutsche Elf verdient mit 4:1 (2:1) Toren gewinnen. Der Sieg war deshalb verdient, weil Belgien erst nach hartem Kampf überwun- den werden konnte.
Die Belgier hatten einen ausgezeichneten Start, und sofort mußte Platzer dem sich wundervoll durchspielenden Braine den Ball vom Fuß nehmen. Platzer bekam auch in den nächsten Minuten reichlich viel Arbeit. Allmählich machte sich dann auch die deutsche Mannschaft bemerkbar. Ein Schuß von Schön erreichte zwar nicht sein Ziel, aber schon in der elften Minute fiel durch Binder das Führungstor. Dieses Tor gab dem deutschen Angriffsspiel den richtigen Impuls. In der 17. Minute war das zweite Tor fällig. Schön brachte aus dem Mittelfeld den Ball nach vorn, umspielte einen Belgier nach dem anderen und paßte dann zu dem freistehenden Arlt, der nach kurzem Lauf zurückflankte. Etwa 10 Meter vor dem Tor erwartete Schön das Leder und lenkte es mit dem Kopf genau placiert in die Ecke. Ein fabelhaftes Tor! Nach einem Zusammenstoß mit Schmaus mußte Voorhoff vom Feld getragen werden. Mit zehn Mann mußten die Belgier das Spiel zu Ende fuhren. Unentmutigt setzte die belgische Mannschaft indessen das Spiel fort, und zwei Minuten vor der Pause konnten sie auch ein Tor aufholen. Bei einem hoch aufs Tor gegebenen Fall wehrte Gellesch in höchster Not mit der Hand ab. Den fälligen Elfmeter verwandelte der Mittelläufer Stynen sicher.
Nach der Pause begann das Spiel der deutschen Mannschaft bald im großen Stil zu laufen. Schnell entschlossen setzen aber auch die belgischen Stürmer den Bällen nach und schufen einige recht heikle Situationen vor dem deutschen Tor, doch stellte das dritte Tor durch Lehner in der 22. Minute den deutschen Sieg endgültig sicher. Eine Minute vor Schluß erzielte Hahne- fnann das 4. Tor.
Am Württembergs Fußballmeisterschaft
Endlich gab es wieder einmal einen Sonntag, an dem alle angesetzten Gauligaspiele auch regulär durchgefiihrt werden konnten. Die württembergische Fußballmeisterschaft kam dadurch ein gutes Stück weiter. Die vier Spiele brachten ausnahmslos die erwarteten Ergebnisse. Die Kickers behaupteten ihre führende Stellung mit einem sehr sicheren 3:0-Sieg gegen den Stuttgarter Sportclub, der Titelverteidiger VfB. wahrte seine Chance mit einem schwer erkämpften 3:2-Sieg über die SpVgg. Bad Cannstatt und der SSV. Ulm feierte als Dritter im Bunde im Kampf um den Meistertitel einen hohen 9:2-Sieg gegen den SV. Feuerbach. Im vierten Spiel endlich kam der FV. Zuffenhausen zu einem etwa zu hohen 4:1-Sieg über Union Bückingen. Die Lage an der Tabellenspitze blieb damit weiter unverändert. Lediglich die Kickers konnten für einen weiteren Vorsprung im Torverhältnis Sorge tragen. Am Tabellenende dagegen wird die Lage der SpVgg. Bad Cannstatt und des SV. Feuerbach immer schwieriger.
Fußball am Sonntag Meisterschaftsspiele der Sanliga Gau Württemberg:
Stuttgarter Kickers — Stuttgarter SC. 3:0 SpVgg. Bad Cannstatt — VfB. Stuttgart 2:3 FV. Zuffenhausen — Union Bückingen 4:1 sSV. Ulm — SV. Feuerbach 9:2.
Gau Baden: VfL. Neckarau — VfR. Mannheim OH, SV. Waldhof — FV. Offenburg 6:0, Freiburger FC. — Phönix Karlsruhe 4:0, 1. FC. Pforzheim — Karlsruher FV. 5:2, VfB. Mühlburg — SpVgg. Sandhofen 1:2.
Gau Bayern: 1860 München — 1. FC. Nürnberg 1:0, VfB. Coburg — Schwaben Augsburg 2:0, VC. Augsburg — BSE. Nenmeyer Nürnberg 2:2, FC. 05 Schweinfurt — SpVgg. Fürth 4:1.
Gau Südwest: Wormatia Worms — Eintracht Frankfurt 3:2, FSV. Frankfurt — FK. 03 Pirmasens 5:0, Kickers Offenbach — FV. Saarbrücken 2:3. SV. Wiesbaden — Borussia Neunkirchen 1:0, Reichsbahn-SV. Not-Weiß Frankfurt — TSE. Lud- wigshafeu 2:1.
Pflichtspiele der wSrtt. Bezirk-Nasse
Staffel Unterland: Heilbronner SpVgg. — VfR. Hekkbron» 2:1, SpVgg. Renningen — Knorr Heilbronn 4:1, FV. Korn- westheim — FV. Neckargartach 5:1, VfB. Sontheim — SpVgg. Ludwigsburg 3:2.
Staffel Stuttgart: SpVgg. llntertürkheim — VfB. Obertürk- heim 2:1, FC. Urbach — VfR. Gaisburg 1:5, Normannia Gmünd — SpVgg. Vaihingen 1:2, TSV. Münster — VfL. Sin- delfingen 2:6.
Staffel Zollern: VfB. Obereßlingen — FV. Nürtingen 4:1, SSV. Reutlingen — SpVgg. Tübingen 3:4, Spfr. Tübingen — VfB. Kirchheim 1:4.
Staffel Schwarzwald: SpVgg. Schramberg — FC. Tailfingen 1:4, ST. Schwenningen — FV. Tuttlingen 0:0, FC. Mengen — FV. Ebingen 1:1, SpVgg. Trossingen — SpVgg. Oberndorf 2:0, TSV. Aistaig — SpVgg. Freudenstadt 3:0, SV. Spaichin- gen — VfR. Schwenningen 2:5.
Staffel Mb: FV. Geislingen — Olympia Laupheim 4.2, FC. Uhingen — FC. Eislingen 11:2, VfR. Aalen — Reichsbahn Ulm 5:2, LWSV. Göppingen — TSV. Mergelstetten 8:1, VfL. Heidenheim — SpV. Göppingen 3:1.
Freuudschastsspiel: Spfr. Stuttgart — VfB. Böblingen 1:4.
Bezirksklasse-Berbandsspiele in Baden
Staffel 1: Friedrichsfeld — Phönix Mannheim 2:0, Feudenheim — Heddesheim 9:1, Käfertal — Seckenheim 3:1, Weinheim — 07 Mannheim 3:1, Viernheim — Ilvesheim 4:2. Staffel 2: Schwetzingen — Wiesloch 1:3, 05 Heidelberg — Rohrbach 1:3, Limbach — Plankstadt 4:8, Union Heidelberg — Eberbach 2:1. Staffel 3: Dillweißenstein — Birkenfeld 0:2, Frankonia Karlsruhe — Unterreichenbach 4:1, Brötzingen — VsN. Pforzheim 1:3, Blankenloch — Würm 5:1, Söllingen — Niesern 2:3. Staffel 4: Rastatt — Durmersheim 1:1, Knielingen — Weingarten 0:3, Beiertheim — Germania Durlach 1:1, Baden-Baden — Kuppenheim 1:5, Rüppurr — Daxlanden 2:4, Durlach-Aue — Ettlingen 1:1. Staffel 5: Eutach — Waldkirch 3:3, Kehl — Endingen 4:2, Emmendingen — Lahr 4:2, Jahn Offenburg — Elgersweier 5:2 Staffel K: Schopfheim — Tumringen 8:3, Wehr — Sportfr Freiburg 2:2. 7: MkN E--nNanz — Eottmadingen 4:0
Singen — FT- Konstanz 4L, Villimgen — Stockach 6:2, Sanft Georgen — Donauefchingen 3U, Radolfzell — Münchweiler 2H.
TV. Aüeufiadt «och klarer vorne!
In der württembergische» Handball-Eauliga find die Würfel so gut wie gefallen. Von de» beiden alleinigen Meisterschaftsanwärtern verlor der Meister Sportverein Urach beim TSV. Schnaitheim mit 4:3 (1:3) zwei sehr wertvoll« Punkte, di« gleichbedeutend mit dem Verlust der Hoffnung auf erfolgreiche Verteidigung des Meistertitels find. Altenstadt gewann das schwere Spiel in Zuffenhausen mit 12:5 (6:2), so daß an der Vorherrschaft der Mannen um Jäger nicht mehr gerüttelt werden kann. Der TV. Altenstadt führt nun klar mit 26:2 Punkte« vor Urach mit 20.6 Punkten. Auch am Tabellenende hat sich die Lage weiter geklärt. Der TSV. Schnaitheim ließ durch seine« doppelten Punktgewinn die beiden Letzten TEem. Schwenningen und KSV. Zuffenhausen noch weiter zurück, so daß auch dt« Abstiegsfrage praktisch so gut wie entschiede» ist.
Handball
Ga« Württemberg: KSV. Zuffenhausen — TD. Altenstadt 5:12, TSV. Schnaitheim — SV. Urach 4 :S.
Wieder Aeberraschungen im Mannfchaslsnnge«
Gauklasse. Gruppe 1: ASV. Tuttlingen — KV. 95 Stuttgart 4:3, KV. Zuffenhausen — TV. Bad Cannstatt 4:3, ASV. Wangen — SV. Eberbach 3:4, SV. Göppingen — KV. llntertürkheim 5:2.
Gruppe 2: ASV. Feuerbach — Stuttgardia Stuttgart 5:2, TSV. Münster — Spartania Schorndorf 6:1, ASV. Stuttgart- Ost — TSV. Heidenheim 3:2.
Bezirksklasse: SpVgg. Stuttgart — KV. Kirchheim-N. 6:1, KV. Backnang — RTSV. Kornwestheim 5:2.
Kreisklasse: TSV. Süßen — SV. Göppingen 2 5:2, Spart. Eislingen — TB. Giengen-Fils 5:1.
AS Z«kl Md W 8W
Eine heitere GeWHte um Liede und Saga in und um München von Hans Wagner
Urbeberreckitsichutz durch Verlagsanstali Manz. Regensburg. 11. Fortsetzung. Nachdruck verboten.
„Freilich würs schad. Dös is schon wahr. Aber du woaßt ja aa net, ob er'm Hannerl g'faüen tuat. A rechte Partie war dös schon, aber zwingn macht ma do dös Madl aa net."
„2 moanat, s'Madl könnt grad z'frieden sein, wann ihr d'Eltern an braven, wohlhabenden Mann.aussuachn. Derfst scho lang suachn, bis'd oan findft bei dene Zeiten heut."
„Da kennst aber unser Hannerl schlecht, dös is ganz a extrige, dös glaub i fei net, daß dö sich so verheiraten laßt."
„Noja, müassn mir halt warten, i find hernach scho no an Anlaß, daß er unser Hannerl kennen lernt." —
Dieser Anlaß fand sich aber schneller, als es der Herr Huber in seinen kühnsten Träumen für möglich gehalten hätte.
Am nächsten Tage stellte sich nämlich der Herr Dr. Neubauer schon wieder in seinem Büro ein und fragte, ob er nicht einmal das Gut besichtigen könnte.
„Aber g'wiß, Herr Doktor," erklärte ihm der Makler, „gleich heut schreib i no an den Herrn Baron, daß Sie kommen wolln, dann könnens jeden Tag hi'fahrn. Dös is ja ganz selbstverständlich, daß ma sich so a Sach erscht amal anschaut, eh' daß ma sich enischeid't."
Zu Anfang nächster Woche wolle er fahren, meinte der Herr Dr. Neubauer; am Sonntag wolle er sich noch in der Stadt umsehen.
„Gelt," antwortete ihm der Herr Huber, „dos is schon a schöne Stadt, unser Minka." Und jetzt wurde ihm mit einem Male klar, wie er den reichen Kaufliebhaber mit seinem Hannerl bekanntmachen konnte. Er fragte: „Habens denn schon recht viel g'jehn hier bei uns herunten?"
Er'hätte noch nicht viel Gelegenheit dazu gehabt, bedauerte sein Besucher.
„Da müassens zu allererscht in'n Tierpark außi fahrn, Herr Doktor, grad wo Sie do a Jager san. Sie glauben gar net, was da alles für Viecherl draußen san. Grad a Freud werdns Ham. Und am Sonntag, Wissens, wo do eh' fast alles andre g'schlossen is, da g'fallts Eahna ganz g'wiß."
„Ja," überlegte der andere, „das könnte ich tun. Da haben Sie mir einen guten Rat gegeben, Herr Huber. Am Sonntag können sich mir meine hiesigen Bekannten sowieso nicht widmen, da werde ich also den Tierpark aufsuchen."
„Tuans dös, Herr Doktor, dös bereuns auf kein Fall net, sahrens nur außi. Und in der Wochen drauf, gelt, da kann der Herr Baron mit Eahnern B'such rechnen?"
„Gewiß, gleich Anfang der nächsten Woche, Montag oder Dienstag, fahre ich zu ihm hinaus."
Dieses Gespräch veranlaßte den Herrn Huber, in Verfolgung seines Planes für den kommenden Sonntag einen Familienausflug nach dem idyllischen Tierpark Hellabrunn im Isartal anzusetzen. Und damit sich das Hannerl für diesen Tag, der ja für ihre Zukunft fo wichtig werden sollte, inzwischen nur ja nichts anderes vornahm, wurde dieser Ausflug sofort als unabdingbares Sonntagsprogramm angekündigt. Klug berechnend erwähnte Papa Huber indessen in Hannerls Gegenwart nichts von dem für sie in Aussicht genommenen Schwiegersohn, damit das Töchterchen nur ja nicht auf den Gedanken kommen könnte, daß ihr Vater die Hand im Spiel hätte, wenn man den Herrn Doktor dort treffen würde. Die Eltern aber sahen begreiflicherweise dem Sonntagsausflug mit um so größerer Spannung entgegen.
Als das Hannerl von dem bevorstehenden Tierpark- befuch Kenntnis erhielt, meinte sie nur ganz gleichgültig: „Bin eh lang nimmer draußen gewesen," aber im Stillen setzte sie doch noch hinzu: „Trotzdem würd ich lieber mit der Hedi nach Eschenkirchen fahren!" — Auch über anderes mußte unser Hannerl noch sinnieren: Wie sie heut wieder in Eschenkirchen draußen war, lernte sie auch den Jagdherrn kennen, Schilling schrieb er sich, und wenn er zu ihr auch
recht freundlich war, mit ihrer Freundin, der Hilde, gab sich dieser Herr doch mit einem viel größeren Eifer ab. „Sind ihm halt die Schwarzen lieber wie die Blonden," hatte sie sich gedacht, aber während sie selbst mit dem Jager und der Hedi draußen war im Revier, konnte sie von fern her die beiden in der Hütte immer lachen und scherzen hören, und endlich hernach beim Abschiednehmen, da kam es ihr schon so vor, als wenn der Händedruck der beiden ausnehmend herzlich gewesen wäre. Sollten etwa gar die Hilde und der Herr Schilling... aber das ging sie natürlich nichts an, wenn sie es freilich auch gewaltig interessiert hätte.
Und an den Jäger mußte das Hannerl auch denken. Was für eine Geduld hatte er nicht bewiesen mit der Hedi, dem eigensinnigen Dickkopf, und nichts hatte er annehmen wollen, als sie ihre Frage wiederholt hatte, was sie ihm für die Dressur bezahlen solle. War schon ein fixer Kerl, der Jäger, aber eben leider nicht der Jagdherr, nur dessen schlecht bezahlter Angestellter. Und ein Berussjäger bekam ja so sehr wenig Gehalt, wie es ihr die Hilde erzählt hatte, deren Vater sich ja als Weidmann in derlei Dingen auch auskannte.
IV.
Am Sonntag brach die Familie Huber gleich nach dem Mittagsmahl nach dem Tierpark Hellabrunn auf, ohne die Hedi allerdings, und nicht im Auto, sondern in einem der blauen Trambahnwagen der Linie 20, der aus Wut darüber, daß er sich nicht längst schon im wohlverdienten Ruhestand befand, sich verpflichtet fühlte, seine Fahrgäste recht durcheinander zu rütteln und zu schütteln.
Uber die Thalkirchener Brücke und vorbei an den großen hölzernen Tierfiguren, deren goldenes Gewand durch die Einwirkung von Sonne, Schnee und Regen schon viel von seinem ursprünglichen Glanze eingebüßt hatte, betraten sie den Tierpark und bestaunten, was sich ihnen links und rechts an seltenen oder auch bekannteren Tieren zeigte. Noch nicht einmal bis an das Restaurant waren sie gekommen, als sie ein paar buntschillernde Vögel in aller Vertrautheit vor sich auf dem Weg herumlausen sahen. (Fortsetzung folgt.)