Nagolde, Tagblatt „Der Gesellschafter'
S. Seite — Nr. 25
Montag, den 30. Januar 1939
Tag der Weade
von Professor Hanns Schmiedel.
Weltgeschichtlicher Atem weht uns an. Gestaltungen unvergleichlicher Größe stehen vor unseren für solche monumentalen Dimensionen noch ungeübten Augen. Baumeisterlicher Wille schasst im Reiche Staatsbauten in räumlicher Wucht und adeliger Gliederung, wandelt das Antlitz der Städte, legt das Silberband der Autostraßen über deutsche Gaue, die zueinanderstreben mit raschen Pulsen, senkt aber mitten in der wirtschaftlichen Blüte und technischen Entfaltung echt deutscher Genialität die Saat weltanschaulicher Veredelung in die tiefen Volksschichten hinein. Die Gewalt der äußeren steinernen Zeugnisse wetteifert mit der Leidenschaft innerer Erhöhung der Volksbildung, der Willensbereitschaft, der Opfertat und der Krästeerschließung. Alle Stufen im Werdegang Eroßdeutschlands zittern noch in uns nach, wie ein unendlich geraffter Film. Außenpolitische Szenen unerhörter Einmaligkeit beschäftigen uns ständig mit ihrer Dramatik. Deutsche Truppen marschieren, Deutschland hat starke Freunde, deutsches Recht wird lebendig...
Welch ein geschichtlicher Inhalt liegt doch zwischen dem 3 0. Januar des Jahres 1933 und dem von 1939! D.re Quintessenz dieser Erkenntnis, die Geistesfracht unserer Kampfgeneration, mutz bewahrt und in die Jungmannschaft ohne Einbuße und als unverfälschtes Traditionsgut hinern- getragen werden. Führer, Partei und Volk wurden Tragpfeiler neuen staatlichen Werdens. Die stählerne Härte des alles einsetzenden Volkswillens ist eine Waffe, gegen die eine ganze Welt vergeblich anrennen wird. Das deutsche Volk ist mündig reif, verantwortungsbereit, stolz und frei. Die herrliche Eefolgschaftstreue ist wieder auserstanden, das Heldische verrät die neugeadelte Lharaktereinheit.
Wir fühlen, denken und tun im Ring und Raum der Gemeinschaft. Alle, ob im Laboratorium oder im Fabriksaal, ob am Zeichentisch oder auf der Baustelle, ob im Studierzimmer oder am Pflug, schaffen das Ganze, weil sie am Ganzen schaffen. Volk wird, weil Volk sich erkennt. Des Führers Gedanken umkreisen diese deutsche Gesamtleistung, durchdringen sie mit ihren vorantreibenden, beflügelnden Energien und entreißen dem vergänglichen Erdentag das ewige Kulturgesicht des Deutschen. Es ist ei n e g es ch i cht- lichs Erntezeit. Die reifen Garben werden heimgebracht. Durch uns alle geht das geheime Wissen: Großdeutschland ist unsere Schicksalsgemeinschaft. Die statistische Beweisführung stellt gigantische Ziffern vor das kritische Auge. Die Atlanten kommen dem Tempo nimmer nach: 583 240 Quadratkilometer Raum — das Pendel der deutschen Menschenzahlen schwingt über 68 Millionen im Jahre 1914 zurück zu den 39 Millionen des Jahres 1918 und wieder machtvoll vorwärts zu den 78 Millionen des Jahres 1938! Kahle Ziffern anscheinend, und doch rauscht das Gewand der Vorsehung über ihnen...
Was Versailles an jahrzehntelanger Knechtschaft ausheckte, das liegt wie brüchiges Pergament da. In sechs Jahren stiegDeutschland wieder zurWeltmachtgröße. Eine Zeitenwende der Völker und Rassen brach herein. Aus den von Parteienspott und Eelehrteuhochmut verhöhnten Führerthesen waren über Nacht organische Aufbaugesetze geworden. Europäisches Geschehen schwingt um die Achse Berlin—Rom. Und ein staatswidriges Zersetzungselement aus den Fernen astatischer Destruktion ließ in Japan den dritten Partner werden. Die neue Volkwerdung ist ohne Vorbild. Wir messen mit Riesenmaßstäben. Wir holen in Monaten Jahrzehnte ein. Die Westbefestigung wurde aus dem Boden gestampft, wie mit der Zauberrute, die Flugwaffe herbeigeholt. Die Ahnung einer Weltsendung taucht schon an fremden Horizonten dämmernd auf...
Wir gedenken am 30. Januar jener Märtyrer, deren Tod dies Werk ermöglichte. Ihre Namen stehen auf deutschen Lippen wie heilig verpflichtende Schwüre. Aus ehernen Sarkophagen rufen sie die ewigen Fernen der Sterne, die über Deutschland leuchten. Schicksalsgeheiligt rufen sie das gütige Schicksal herbei. Und der Tag selber ist erfüllt mit unvergänglichen Bildern. Die um den „Kaiserhof" Harrenden wurden zum Vortrupp der Eefolqschaftsarmee der Nürnberger Parteitage, der Reichsparteitage, der Krönung aller deutschen Willenskundgebungen. Damals peitschten die brausenden Unwetter des Kommunismus und der Reaktion in die Reihen der SA. Und doch war ein Volksgebilde da, das heimlich bis in unsere Tage wuchs. Es schuf in aller geduldigen Stille draußen im Volkstumskampf, es schuf am Reich in blutenden Grenzen, es schuf im Neichsinnsrn Größe, Ehre und Freiheit: gemeinsamer Herkunft bewußt, gleichen Weges gewiß, derselben Zukunft verschrieben. Der Geist des30. Januar bl eibtlebendig ! Die verschworenen Reihen der alten Kämpfer bewahren ihn als ihr köstliches Erbe: Die Fackelträger des denkwürdigen Abends, der Hindenburg und Adolf Hitler die Verehrung und Huldigung von Tausenden brachte, haben dem olympischen Läufer gleich die Flamme weitergegeben.
Die Ostmark kehrte heim. Das Sudstenland kam. Wo die Not am größten wurde, da stieg deutsche Liebe mit. Fabriken, Schulen, Mütter und die Liebeswerke der Partei sandten die Boten ihrer Opferbereitschaft, willkommene Gaben. Gauleiter Henlein prägte das schlicht große Wort: Wir wissen, daß in dieser Welt kein Deut'cher mehr allein steht! Kerkerqualen, Terror jeder Form, Wirtschaftsruin, Hunger und Folter schweißten alle zusammen. Die brausenden Rufe zur Reichskanzlei empor, die am 30. Januar 1933 den Jubelsturm begleiteten, sind heute die Rufe des ganzen Volkes. Der steile Hohenweg zur Weltgeltung liegt dazwischen. Großdeutschland ließ Genf. Versailles hinter sich, es sprach in München zu aller Welt, es will den Frieden! Winzige Zeit von sechs Jahren — Schicksalswende Europas!
Der Weg zum 80 . Januar
Adolf Hitler an die Macht — Acht spannende Tage — Der Führer wird Reichskanzler
Von Ministerialdirigent Alfred-JngemarBerndt.
Wir schreiben den 16. Januar 1933. Die Wahl in Lippe ist vorüber. Wir haben 48 Prozent aller Stimmen erhalten und damit den Systemmachthabern erneut den Beweis geliefert, daß der Nationalsozialismus keinesfalls eine vorübergehende Erscheinung im Leben des deutschen Volkes, keine Episode ist, und daß alle jene von der jüdischen und Systempresse verbreiteten Nachrichten über angeblichen Rückgang der NSDAP, ins Reich der Fabel gehören. 2m Braunen Hans in München ist die Reichspropagandaleitung schon dabei, die Pläne für die nächsten Wahlkämpfe in Braunschweig und Hessen auszuarbeiten, denn der Führer hat nach den dreizehn Wahlkämpfen des Jahres 1S32 beschlossen, das Trommelfeuer auf den Gegner fortzu
setzen, ihn nicht zur Ruhe kommen zu lasten und ihn bis zur vollen Erschöpfung zu treiben.
Inzwischen bemüht sich Herr von Schleicher um eine parlamentarische Sicherung des Kabinetts. Die „Grüne Front" er- i teilt ihm eine hundertprozentige Absage. Die Deutschnationale Volkspartei zieht sich zurück, das Zentrum verhält sich abwar- ! tend. Auf der linken Seite sieht man Herrn Schleicher als Voll- ^ werk gegen den Nationalsozialismus gern, ist aber nicht geneigt, sich ihm bedingungslos zu verschreiben. Selbst die Gewerkschaftsführer, mit denen Herr von Schleicher liebäugelt, finden ein Haar in der Suppe.
Am 26. Januar kriselt es auf der ganzen Linie. „Vorwärts", „Vossische Zeitung" und andere Systemorgane beschwören den Reichspräsidenten, um Gottes willen nicht nachzugeben, erinnern ihn an seinen Eid, der ihm angeblich verbiete, eine „Minderheitsregierung" unter Adolf Hitler zu akzeptieren. Der „Tatkreis" geht unter die Gesundbeter und versucht nach der Cousschen Methode, „Es geht Herrn von Schleicher bester und bester", Stimmung für sein Verbleiben zu machen.
Am 27. Januar beschließt der Aeltestenrat des Reichstages die Einberufung des Parlaments auf den 31. Januar. Mißtrauensanträge gegen die Regierung Schleicher sind bereits eingebracht. Mit Spannung erwartet man die Entschließung des Herrn von Schleicher, seine Erklärungen vor dein Reichstage und die Haltung des Reichstages ihm gegenüber.
Inzwischen geht der politische Kampf im Lande weiter. Massenversammlung auf Mastenversammlung findet statt, ein Trommelfeuer nationalsozialistischer Propaganda geht auf Deutschland nieder. Rotmord ist weiter am Werk, und schon die ersten Tage des neuen Jahres verlängern die Verlustliste der nationalsozialistischen Bewegung um mehrere Namen.
Adolf Hitler ist in Berlin eingetroffen und hält am 27. Januar mit Hauptmann Eöring und Dr. Frick gemeinsame Konferenzen mit Dr. Hugenberg und Vertretern des „Stahlhelm" ab. Die Zusage zur Teilnahme an einem Skitreffen der thüringischen SA. am 29. Januar wird vom Führer zurückgezogen. Vor dem „Kaiserhof", wo der Führer wohnt, stehen schweigend und stumm Tausende in der Erwartung, daß nun das Votum, das zwölf Millionen Deutsche Adolf Hitler gaben, vom Reichspräsidenten gehört und berücksichtigt wird. Immer schärfer wird die Auseinandersetzung mit dem Kommunismus. Der Aufmarsch der Berliner SA. am 22. Januar vor dem Karl-Liebknecht-Haus öffnet Tausenden Berliner Arbeitern die Augen und zeigt, daß die kommunistischen Führer nur Maulhelden sind, zu feige, auch nur die leiseste Abwehrdemonstration gegen einen solchen nationalsozialistischen Aufmarsch vor ihrer Zentrale zu wagen.
So komnit der 28. Januar heran. Um 12.15 Uhr geht Herr . von Schleicher aus der neuen Reichskanzlei hinüber in die Alte Reichskanzlei zum Reichspräsidenten
Beförderungen in der SA. zum 30. Januar 193S
Anläßlich des 6. Jahrestages der Machtübernahme wurden im Bereich der SA.-Eruppe Südwest folgende Beförderungen ausgesprochen:
Zum Oberführer: Standartenführer Männer, Standarte 122; zum Standartensührer: Obersturmbannsührer Schiele, Rechtsreferent der Gruppe Südwest; zu Obersturmbannsührer«: die Sturmbannführer Gilbert, Leiter der Führungsabt. d. Gruppe Südwest;'Jeni s ch, Gruppenreitersllhrer d. Gr. SW.; Höhle, Führer der Standarte 121; Ho ff er 1/142, Frey 1/123; Reustle 3/180; Marion 1/125; Bratz 2/125; Hartlieb, z. V. Er. SW.; zu Sturmbannführern: die Sturmhaupt- sührer v. Lemmingen, Führer d. Reiterstandarte 255; Vrenzin- ger 1/111; Kegelmann 2/111; Becker 2/172; Single 4/172; Mo
ritz, Standarte 126; Mock, Standarte 142; Miehlich, Brigade 55; Lutz, Brigade 55; Holzschuh, 4/119; Erhardt, Standarte 121; Theurer 13/247; Jäger 1/126; Hoyler 2/125; zu Stnrmhauptsüh- rern: die Obersturmführer Zimmermann, Marinestandarte 18; Kienle, Marine 33/18; zu Obersturmführern: die Sturmführer Veißbarth, Haberstroh, Polier, Schneider, Schumacher, Winkler; zu Sturmsührcrn: die Obertruppführer Viser, Nemmr, Schwarz, Weber, Spingler.
Im Sanitätsführerkorps: zum Sanitäts-Ober'ührer; Sanitätsstandartenführer Montfort, Brigade 54; zum Sanitäts- Sturmbannführer: der Sanitäts-Sturmhauptführer Port Er. SW.; zum Sanitäts-Obersturmsllhrer: die Sanitütssturmsührer Reuß, Marine 18 und Gauger Er. SW.
Lm Lerwaliungsfiihreriorps: zum Verw.-Oberfturmbannfüh- rer: Verw.-Sturmbannführer Richter, Standarte 169; zum Verw.-Sturmbannführer: die Verw.-Sturmhauptführer Adam, Brigade 55; Ziemehl, Standarte 114; Stöhr, Standarte 180; zu Verw.-Sturmhauptführern: die Verw.-Obersturmführer Rochow, Gr. SW.; Schnürer, Standarte 111; Hauser, Standarte 112; Klenk, Standarte 142; Vrotzky, Standarte 247; Kniest, Standarte 248.
8m SA.-FLHrerkorps Z. B.: zum Obersturmbannführer: Sturmbannführer Hartlieb; zum Sturmhauptführer: Obersturmführer Wagner; zu Obersturmführern: die Sturmführer Frank, Plesch, Seebast, Wider.
Grundsteinlegung für das Rotkreuz-PrSfidium in Dabels- brrg. Auf der Baustelle des Deutschen Roten Kreuzes in Vaüelsberg wurde am Donnerstag feierlich der Grundstein gelegt für den Neubau des Präsidiums des Deutschen Roten Kreuzes. Zahlreiche Ehrengäste hatten sich zu dieser Feierstunde eingefunden. Anschließend wurde das Modell des beabsichtigten Bauwerkes gezeigt, das eine Gesamtlänge von erwa 240 Meter bei einer Höhe von 13 Meter in dreige- jchosiiger Bauweise mit einem Säumenportal aufweisen wird.
Aus dem Gerichtsst al
Rachedurst eines verschmähten Liebhabers Stuttgart, 27. Jan. Der 34jährige Friedrich Christian Siegle aus Stuttgart-Zuffenhausen wurde vom Einzelrichter wegen falscher Anschuldigung und übler Nachrede zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. Der Angeklagte war ei» Jahr lang mit einem Mädchen aus Riedlingen verlobt gewesen. Als seine Braut dahinterkam, daß sie es mit einem viel vorbestraften Man» zu tun hatte, wollte sie ihr Verlöbnis lösen. In der Wut hierüber bist Siegle seiner Braut in die Nase, um ihr Gesicht zu entstellen, dafür hatte er einen Monat Gefängnis abzusitzen. Dann schlug er in Riedlingen an fünf Stellen Plakate mit der Photographie seiner Exbraut an, in denen er sie öffentlich verun- j glimpfte und andere Männer vor ihr warnte, da sie jeden fitzen . lasse und ruiniere. Diesmal setzte es drei Monate Gefängnis für s ihn ab. Noch immer nicht abgekühlt, erstattete der Angeklagte eine Strafanzeige wegen Abtreibung gegen das Mädchen. Diese ' Beschuldigung, die sich als völlig grundlos heransstellte und der , noch beigefügt war, die Täterin stehe im Begriff, zu Verwandten in die Schweiz zu flüchten, weshalb ihre sofortige Inhaftnahme angezeigt erscheine, bildete de« Gegenstand des neuen Strafverfahrens gegen ihn, das, wie icken berichtet, mit der Verurteilung zu drei Monaten Gefängnis endete. Echo« im Jahre 1928 hatte der Angeklagte einem Mädchen gedroht, wenn sie sich von ihm abwende, werde er ihr mit einem Messer das Gesicht zerjijmei- den, sodast sie für ihr ganzes Lebe» gezeichnet sei.
DarrH und die Erzeugungsschlacht
Berlin, 27. Jan. Im Ehrenraum der Berliner Ausstellungshallen eröffnete der Reichsbauernführer und Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft, Darrö, am Freitag vormittag . die große Schau des Reichsnährstandes, die Grüne Woche 1939. § Oberbürgermeister und Stadtpräsident Dr. Lippert hatte mehr s als 1506 Ehrengäste begrüßt. Abschließend stellte Dr. Lippert > fest, daß Berlin über 105 Erbhöfe verfüge und daß die landwirt- s schaftlich genutzte Fläche über 30 000 Hektar betrage. Berlins > Ernten ständen trotz der Ungunst des Bodens über dem Reichsdurchschnitt. Selbstverständlich sei Berlin nicht etwa Sekbstver- > forger, sondern Käufer und Verbraucher von Landesprodukteu in bedeutendstem Maße. !
Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft Walter l Darre unterstrich die Bedeutung der „Grünen Woche", die § den Versuch macht, die Brücke zwischen Stadt und Land zu schla- j gen. Sie zeige auch, wie die Ernährungsschlacht durchgekämpst : wird. Es sei eine feststehende Tatsache, so fuhr der Minister fort. ! daß Deutschland heute seinen Bedarf an Nahrungsmitteln zu § 83 v. H. aus eigener Erzeugung zu decken vermag, während wir . uns vor 1914 nur zu 80 v. H. und vor der Machtübernahme i nur zu 75 v. H. aus der eigenen Erzeugung versorgen konnten. ! Die Grundlage unserer Fleisch- und Fettversorgung sei heute j die inländische Futtererzengung. Unsere Unabhängigkeit vom , Ausland sei also ganz erheblich stärker erhöht worden, als dies in der Steigerung des Selbstoersorgungsgrades von 75 v. H. auf 83 v. H. zmn Ausdruck komme. Daß sich bei dem wirtschaftlichen Umstellungsprozeß auch Spannungen ergeben mußten, liege auf der Hand. Es sei jedoch besser, daß das ganze Volk vor Hunger bewahrt werde, als daß, wie z. V. in den Vereinigten Staaten von Nordamerika, in den Läden zwar alles reichlich zu haben sei, dafür aber zehn Millionen Arbeitslose und ihre Familien hungern müßten.
Sieger in dem Ringen um die Nahrungsfreiheit unseres Volkes seien wir aber erst, wenn wir die völlige Unabhängigkeit vom Auslande auf den Hanptgebreten unserer Ernährung errungen hatten. Wir müßten daher weiterhin mit aller Kraft auf die Steigerung unserer eigenen landwirtschaftlichen Erzeugung hinarbeiten und alles tun. um Rückschläge in der Produktion zu vermeiden. Bei der Viehzählung vom 3. Dezember 1938 habe sich herausgestellt, daß die Zahl der Milchkühe im Reichsdurchschnitt um etwa 3 v. H zurückgegangen ist. Gleichzeitig wurde ermittelt, daß die Zahl der trächtigen Sauen 1938 trotz günstiger Fntterversorgnng und günstiger Znkunftsaussich- ten der Fntterversorgnng um rund 90 000 geringer war als Anfang Dezember 1935. Diese Beeinträchtigung unseres Viehbestands sei nicht allein auf die Maut- und Klauenseuche zurückzu- sühren, sondern bedeute eine Auswirkung des Mangels an Arbeitskräften auf dem Lande.
Der Reichsernährungsminister ging auf die Bekämpfung der Landflucht ein. Die Verhinderung der Landflucht und die Zurückziehung von Menschen zum Lande sei eine staatspolitische Notwendigkeit erster Ordnung. Dieses Problem könne vom Staat allein nicht gemeistert werden. Man kann die Landflucht nur dann überwinden, wenn bei allem, was in Deutschland geschieht, sei es auf politischem, kulturellem, wirtschaftlichem oder sonstigem Gebiet, die Rückwirkung auf das Landvolk beachtet und der Wille zur lleberwindung der Landflucht zur maßgebende« Richt
linie gemacht wird. Nur so kann es gelingen, die ideelle «nd materielle Unterbewertung der Landarbeit, die heute die tiefste Ursache der Landflucht ist, zu beseitigen. Der Weg zu einem ewigen Volk führt nur über ein gesundes Bauerntum! Bor dieser schicksalhafte« Entscheidung steht heute das deutsche Volk!
Indem er abschließend der Hoffnung Ausdruck gab, daß die „Grüne Woche" dazu beitragen werde, die lleberzeugung zu stärken, daß nur durch die lleberwindung der Landflucht das erreicht werde, w.as wir alle wollten: die Sicherung des Werkes unseres Führers für alle Zukunft, erklärte der Reichsernährungsminister die „Grüne Woche 1939" für eröffnet.
Die „Grüne Woche Berlin 1939" zeigt diesmal ein bisher noch nicht gesehenes Ausmaß und umfaßt alle zwölf Hallen rund um den Berliner Funkturm einschließlich der neuen Halle in der Masurenallee. Zum erstenmal ist die Ostmark, und zwar in großem Umfange, als Aussteller zu East. Die Vielgestaltigkeit der „Grünen Woche" bringt allen Besuchern eine Fülle von Anregungen. Der Bauer wird in den ausgezeichneten Lehrschauen des Reichsnährstandes unterrichtet und der Landfrau zeigt eine beso re Lehrschau eine Fülle von Arbeitserleichterungen im Hansyalt. Aber auch der Städter wird überrascht sein über die Summe aktueller Fragen, über die er hier Aufklärung erhält. Die Hausfrau aus Stadt und Land bekommt in der Sonderschau des deutschen Frauenwerks wertvolle Winke über geeignete Bor- ratswirtschast, sachgemäße Lagerung und richtige Auswertung der Nahrungsmittel. Die Besucher werden eingesührt in die Aufgaben des Reichsarbeitsdienstes, der Landeskultur- und Forstarbeit und der Erntehilfe. Der Kleingärtner und Siedler findet die Nassegeflügelschau, die große Kaninchenschau und schließlich am 4. und 5. Februar eine interessante Rassehundeschau. In einer Sonderschau der deutschen Fischwerbung bieten u. a. große Aquarien einen Gesamtüberblick über die Fischarten, die für die Ernährung eine große Rolle "spielen.
Die „Parade landwirtschaftlicher Maschinen", die reichhaltige I n d u st r i e s ch a u, die Schau der Futtermittel und Baustoffe und die vielgestaltige Möbelschau des Deutschen Heimatwerkes sind ausgezeichnet besetzt. Die Sondergruppe des Reichskuratoriums in der Landwirtschaft bieter Einblick in die landwirtschaftliche Technik. Eine der großen Sehenswürdigkeiten der Ausstellung bildet unbestritten das in der Masurenhalle aufgebaute Stubaital, ein Schaubild, mit dem Stubaiferner und dem Zuckerhütl im Hintergrund, das auf 2000 Quadratmeter eine naturgetreue ostmärkische Alm- und Bergbauernwirtschaft mit Hausmühle, Scilaufzug und weidenden Kühen, Pferden und Ziegen und dem ganzen täglichen Treiben auf dem Berghof vor Augen führt. Hier kommt besonders die ländliche Hausfrau auf ihre Kosten. In einem Kleinkino erzählen Kulturfilme vom Leben der Bergbauern. Eine große Reihe von Darstellungen unterrichten über ihre Sitten und Gebräuche, ihre Erzeugnisse und Heimarbeiten.
Der eine Flügel der Masurenholle ist den Gänsen, Kaninchen und Hunden Vorbehalten. Vom 27. bis 31. Januar werden 3000 Gänse, Hühner und Tauben vom Verein „Eynria", der das „Grüne Band" der „Lypria" vergibt, versammelt.