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Nagolder Tagblatt »Der Seftllschnfter"
Freitag, den 20. Januar 1938
Moselort Ay ein Einwohner spurlos. Seine Bekannten ergingen sich in Vermutungen, die aber keine Bestätigung fanden. Am meisten sorgte sich seine Frau, daß er verunglückt oder verschleppt sein könnte. Einige Monate später sollte sich für die Einwohner von Ay das geheimnisvolle Verschwinden eines ihrer Mitbürger auf eine traurige Weise klären. Man fand in der Mosel eine Leiche. Und als die Frau des Verschollenen als Zeugin herbeigerufen wurde, erklärte sie unter Tränen, der Tote sei ihr Mann. Allgemein wurde ein Unglücksfall angenommen. Die Witwe kleidete sich in Schwarz und zog sich in ihrer Trauer von dem geselligen Leben des Ortes zurück. Nach einem Jahr traf plötzlich der „Tote" sehr gesund und frisch in Ay ein. Die Einwohner waren aufs tiefste bestürzt. Die „Witwe" fiel vor Schreck fast in Ohnmacht, und der Bürgermeister wußte zuerst nicht, was er mit dem Mann, der doch offiziell tot war, anfangen sollte. Das Rätsel seines Verschwindens klärte sich folgendermaßen auf: Der „tote Mann" war eines Tages, als er sich außerhalb von Ay befand, von einer Gedächtnisschwäche befallen worden, die ihm bis dahin unbekannt gewesen war. Er irrte tagelang in der Gegend umher und wurde schließlich von der Polizei aufgegriffen. Diese konnte von ihm weder seinen Namen noch seine Adresse erfahren. Deshalb brachte sie ihn in das Hospital von Saint-Eermain-en-Laye, wo er sich in einem Jahr so gut wieder erholte, daß er gesund nach Hause zurückkehren konnte. Eine Tageszeitung hatte, um die Personalien des Unbekannten durch die Öffentlichkeit zu klären, sein Photo veröffentlicht. Ein Geschäftsmann von Ay erkannte in dem Abgebildeten einen seiner früheren Mitarbeiter. Das war kurz bevor der Patient aus dem Krankenhaus entlasten wurde. Die Zivilkammer von Metz hat nun die Aufgabe, den im Standesamt als tot erklärten Mann auch offiziell ins Leben zurückzurufen.
Verurteilte Devisenschieber
Stuttgart, 18. Jan. Das Schöffengericht verurteilte den 42jäh- rigen verheirateten Karl Ritz aus Luzern wegen eines fortgesetzte« Vergehens der unerlaubten Zahlungsmitteleinfuhr in Tateinheit mit Bannbruch und wegen fortgesetzter unerlaubter Zahlungsmittelausfuhr und eines Versuchs zu einer solchen zu insgesamt dreizehn Monaten Gefängnis und 400 RM. Geldstrafe. Ein Betrag von 3600 RM., der bei ihm beschlagnahmt wurde, verfiel dem Reich. Seine Mitangeklagte, die 34jährige ledige Paula Mayer aus Wien, erhielt wegen Beihilfe zwei Monate Gefängnis und 25 RM. Geldstrafe. Der Angeklagte, der in vollem Umfange geständig war, will durch drei Speisewageu- kellner, die vom Schöffengericht bereits abgeurteilt sind, zu gemeinsam durchgefLhrten Devisenschiebungen ausgefordert und überredet worden sein. Die Mitangeklagte Mayer händigte Ritz in Wien ein Paket deutscher Reichsbanknoten aus, das ihr von einepi ausgewanderten jüdischen Ehepaar übergeben worden war, um das Geld über die Grenze zu schmuggeln. Beim Versuch, einen Teil dieses Geldes mit über die Grenze zu nehmen, wurde Ritz io Friedrichshafeo verhaftet.
Das Schutzgitter hatte gefehlt
Mm, 18. Jan. Vor der lllmer Großen Strafkammer halten sich der verheiratete K. D. und der ledige I. K. aus Friedingen wegen fahrlässiger Tötung zu verantworten. Die Angeklagten hatten in Friedingen (Kreis Saulgau) eine Dreschmaschine in Betrieb. Eie hatten au ihrer Dreschmaschine eine Welle, di« von der Dreschmaschine zur Strohpresse führte, ohne Schutzgitter gelassen. Die Folge war, daß ein junger Mann, der in die Nähe der Welle kam, von dieser erfaßt und so herumgeschleudert wurde, daß er Rippenbrüche, Rückenmarksverletzungen und sonstige Verletzungen davontrug, die zu seinem Tode führten. Die Angeklagten bekannten sich insofern schuldig, als sie angaben, gewußt zu haben, daß dieses Schutzgitter fehlte. Sie entschuldigten sich aber damit, daß dies auch der Getötete gewußt habe und eben entsprechend hätte achtgeben sollen. Die Angeklagten wurden aber für schuldig erachtet und zu je 1S0 RM. Geldstrafe verurteilt.
Don blauem Dunst und schwarzem Priem
Milliarden werden in die Luft geblasen
Die günstige Tabakernte dieses Jahres (700 000 Zentner?) legt die Frage nahe: Ist Tabakgenuß nicht Luxus? Könnten wir anstelle des Tabaks nicht etwas anderes, lebensnotwendi- .Leres auf deutschem Boden pflanzen, pflegen und ernten?
Wir wollen hier einmal die Volkswirtschaftslehre und die Statistik, statt der parteiischen Tabakgegner und Tabakgenießer, zu Rate ziehen. Zuvor eine Feststellung: „Lebensnotwendiger" Bedarf ist bekanntlich eine wenig veränderliche Größe, der sogenannte Luxusbedarf hingegen dauernden Schwankungen, je nach dem Stand des Volkseinkommens, ausgesetzt Auf den Tabak bezogen, zeigt sich hier nun überzeugend, daß dieser vermeintliche
„Luxus", nach den unwiderleglichen Zahle» in den Statistiken, tatsächlich zur erste» Gruppe zählt, d. h. daß sein Konsum ständig j gleichbleibend ist und daß er daher zu Le» lebensnotwendige» » Dingen gezählt werden muß.
j Der Mensch lebt ja nicht, um nach Vernunftgründen zu ge» j nießen und nach Kalorien zu essen, sondern läßt sich durchaus von eigenen Wünschen und Neigungen — gerade hinsichtlich des Tabaks, doch auch ganz allgemein, beim Essen gleicherweise wie beim Genuß, leiten. Nur Eriesgrämliche, Mucker und Nörgler werden daher die Tatsache mit ablehnendem Erstaunen bettachten, daß annähernd 4,5 Prozent des gesamten Volkseinkommens auf Tabakgenuß verwendet wird, und zwar auf den „blauen Dunst", wie den „Stift" (Kautabak) und Schnupftabak.
Auf den Kopf der Bevölkerung gerechnet, werden in Deutschland jährlich 35 RM. für Tabakerzeugnisse ausgegeben. Doch werraucht, hilftdem Steuersäckel! Das ist die andere Seite dieser Eenießerleidenschast?
Selbst in den Jahren des schlimmsten wirtschaftlichen Niederganges ist der Verbrauch an Tabakerzeugnissen nur unwesentlich zurückgegangen, auffallenderweise besonders Zigarren und Zigaretten, während Kautabak und Pfeifentabak noch eine leichte Zunahme zeigten und damals durchaus krisenfest waren. Während das Volkseinkommen in den Jahre» von 1928 bis 1932 um über 40 Prozent sank, ist der Tabakverbrauch nur um wenige Prozent zurückgegangen, z. B. Zigarren von 7 Milliarden auf l 5,7 Milliarden Stück, Zigaretten von 33 Milliarden auf 29 Milliarden Stück.
! Die Zigarren wie die Zigaretten habe» in den letzten Jahren , stark aufgeholt, während der Kautabak bei der neuesten starken ! Steigerung nicht mehr mitgekommen ist. Dabei ist die Zeit und s ihre Erfordernisse gerade dieser Art des Tabakgenusses durchaus günstig; denn das Schild „Rauchen verboten", das in Wäldern, Betrieben, Lagerkellern usw. auffallend sichtbar und beim Militärdienst, Autofahrverkehr usw. unsichtbar aufgerichtet ist, förderte den „rauchlosen" Tabakgenutz, der übrigens der älteste und der in der Welt verbreitetste ist. Unsere eingeschworenen „Prie- mer" loben den Kautabak vor allem wegen seiner größtenteils edelsten Zusätze. „Gesoßt" wird der Kautabak wiederholt während des Herstellungsweges mit einer Soße aus Rum, Johannisbrot, Anis, Lakrizen, Korinthen usw., insgesamt 42 leckeren Zusätzen. Er ist daher für den Priemer anregend und bekömmlich und wirkt durststillend, appetitanregend, zahnerhaltend und verdauungssördernd, alles Erscheinungen, die z. B. der artverwandte Kaugummi nicht zeigt.
In Nordhausen am Harz wird drei Viertel des deutschen Kautabaks hergestellt, und zwar in neuzeitlichen Riesenbetrieben, deren ältester, Hanewacker, seit 18V7 besteht. 4500 Menschen stellen hier den schwarzen .^Dffiziersstift", „besonders mild" und ähnliche Sorten bis zum dicken Schifferpriem her, insgesamt 160 Kilometer Kau-Seile täglich, denn der Kautabak wird während seiner Herstellung zu einem lange» SeU gesponnen.
Die Zigarren, die anscheinend von der Zigarette stark bedrängt werden, haben in den letzten Jahren das verlorene Gebiet in raschem Zuge wieder erobert und sogar noch Neuland gewinnen können. Statt 5,7 Milliarden im Jahre 1931 wurden 1937 fast 8,5 Milliarden Stück umgesetzt, einschließlich der stark aufgekommenen Zigarillos allerdings. Zigaretten wurden 39 Milliarden Stück verbraucht (gegen IS Milliarden im letzten Vorkriegsjahr).
Für den Tabakgenuß hat man in Deutschland im letzten Jahr insgesamt 2350 Millionen RM. ausgegeben, davon 55 Prozent für Zigaretten, 33 Prozent für Zigarren und den Rest für Pfeifentabak, Schnupftabak und „Priem", dieses billigste aller deutschen Tabakerzeugnisse. Und der Staat hat Lurch diese Tabakleidenschaft eine ausnehmend gute Einnahmequelle, denn 43 Prozent des Kleinverkaufspreises der Tabak
waren werden alsEteuereingezogen. Steuer- »nd Zotl- erträge im Altteich betrugen die runde, schöne, glatt« Summ« von fast genau 1 Milliarde RM. im Jahr.
Aus Tabak liegt ein hoher Zoll. Er wird aus Nord» und Südamerika, vom Balkan und aus der Türkei bezogen. Da» kostet erhebliche Mengen Devisen. Durch die Tabakanpflauzungen in Deutschland hat sich, durch gute Ernten und Ausbau der Tabakzüchtung, die hier aufzuwendende Summe wesentlich Herabdrücke» lassen. Die neue Ernte ergab 700 000 Zentner Tabak! Und das ist keineswegs „buchenlaubartiger" Tabak, wie die Raucher ihn in der Kriegszeit iu den Zigarre» kennengelernt haben. Deutscher Tabak bietet heute vielmehr viel edles, leichtes, blattiges Rohmaterial, so daß die Zigarren bereits zu 25 Prozent aus deutschen Tabaken hergestellt werden können. Die Zigaretten allerdings beanspruchen nach wie vor noch ausländische Tabake. Wer die Rohstoff-Frage von sich aus praktisch fördern will, muß daher, wenn er die entsprechende Neigung dazu besitzt, von der Zigarette zur Zigarre oder zum Priem abwandern.
Heute wird Tabak in vielen Gegenden Deutschlands geerntet, von der Saarpfalz bis Ostpreußen. Ja, die östlichen Gaue, z. B. Kurmark, sind sogar einigermaßen bedeutend für den deutschen Tabak, denn die Tabakernte in der Kurmark beträgt beispielsweise 52 000 Zentner in diesem Jahr. Baden erntete in seinem milden sonnigen Bereich 360 000 Zentner, die Eaarpfalz 150 00V Zentner des gelblich-grünen, später tiefbraunen Blattes, das uns so wohligwirkenden Genuß verschafft.
wirrschoft
„Berliner Tageblatt" geht in der „DAZ." auf. Wie der Verlag der „Deutschen Allgemeinen Zeitung" (DAZ.) mitteilt, werden mit dem 1. Februar die politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Aufgaben des „Berliner Tagblatts" von der „Deutschen Allgemeinen Zeitung" übernommen. Der Mitarbeiterstarb der „DAZ." wird durch mehrere Her- ren aus der bisherigen Schriftleitung des „Berliner Lag- blattes" erweitert.
Die Städt. Spar» und Eirokasse Stuttgart berichtet über recht günstige Entwicklung der Anstalten im abgelaufenen Jahr 1SW. Die Gesamteinlagen der Stadt. Spar- und Eirokasse haben am Ende des vergangenen Jahres 250 Millionen RM. überschrit- ttn. Don dem Eesamtzuwachs an Einlagen entfällt aus die Spareinlagen ein Zuwachs von 21,8 Mill. RM. Die günstig« Emlagenentwicklung und starke Darlehensrückfliisse ermöglichten nicht nur die Zeichnung erheblicher Beträge Deutscher Reichsanleihe, sondern auch umfangreiche Neubewilligungen im Darlehens- und Kontokorrentkreditgeschaft. Insgesamt beliefen sich Neubewilligungen im abgelaufenen Jahr auf 13,31 (10,77) Mill. RM. in 1700 (2035) Posten.
^ Die Junkers u. To. GmbH., Dessau, bereu Anteile sich seit 1932 im Besitz der Robert Bosch GmbH., Stuttgart, befinden, W chr Stammkapital um 2 Mill. RM. anf 7 Mill. RM er- hoht. Die Gesellschaft befaßt sich in erster Linie mit der Fabrikatton von Easapparaten für die Warmwasserversorgung.
schaorgungsangebot der Rerchsregrerung vom 24. Oktober 1938 festgesetzte Ausschlußfrist für die Annahme von Einreichungen alter österreichischer Schuldverschreibungen läuft am 31. Januar 1939 ab. Die für eine Entschädigung in Frage kommenden öfter- reichischen Schuldverschreibungen sind damals in einer besonderen Liste mit dem Angebot bekanntgegeben worden. Für alle Inhaber solcher Schuldverschreibungen empfiehlt sich deshalb dringend die umgehende Einreichung der betreffende« Schuld- trtel bei einem Kreditinstitut.
WZMMN-A8W
Eine heitere GeWHte um Liebe unv gugd in unv um MilNen von Hans Wagner
Urheberrechtsschub durch Verlagsanstalt Mauz. Regensburg.
3. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)
Dem kleinen Wachtelfräulein wars ja erst recht beklommen zu Mut. Daß ihre erste Hatz mit einer solchen Gefangennahme endete, behagte ihr durchaus nicht, dann aber nahm sie vom Jäger Witterung. „Aha, der hat aa a Hunderl," merkte sie und schnupperte nun neugieriger an der Hose herauf, und eine noch viel interessantere Witterung fand sie an dem verwitterten Lodenrock des Weidmannes, die ganz genau der der Fährten und Spuren glich, die sie vorhin im Windsang gehabt hatte. Da wurde ihr der Fänger sogar recht sympathisch und immer wieder holte sie sich eine Nase voll von jener wunderbaren Witterung, die sie auf diesem Ausflug zum ersten Mal in ihrem jüngen Hundedasein kennen gelernt hatte.
Mittlerweile waren die beiden ans Wirtshaus von Eschenkirchen gekommen. Und da konnte man auch schon eine empörte Frauenstimme in hohen, erregten Tönen sich Luft machen hören.
„Unsre Hedi! Schau nur bloß, Alois, da hat oaner unsre Hedi g'sangt; glei lauf außi und halt'n an!"
Dazu brauchte sich aber der Herr Huber gar nicht auszuraffen, denn kaum hat der Jäger das Geplärr gehört, als er sich auch schon dem Tisch näherte und das ausgeregte Ehepaar fragte:
„Ist das Ihr Hund?"
„Freilich," entgegnet« ihm der Herr Huber laut und hitzig, „wia komman denn Sie zu unserm Hund? Eiei tuan's 'n her da! Dös fehlt grad no, daß 's uns unfern Hund weg- fanga! An Schandarm sollt ma holn. A solchen« Frechheit! i Fangt uns an Hund weg und kimmt no ganz stolz daher- ! spaziert damit!" I
„Den Gendarmen können Sie schon holen," mußte jetzt der Jäger ob dieses Kraftaufwandes ein wenig lachen, „aber der müßte schon Sie aufschreiben."
„So, mein Mo sollt er aufschreiben, gelt, und net an Dieb," begehrte nunmehr auch die Frau Huber kampfeslustig auf. „Wia denken denn Sie sich dös Überhaupts?"
„Wie ich mir das denke? Ganz einfach halt. Der Herr Gemahl holt den Gendarm, aber ein Stllnderl darf er schon lausen bis zu seinem Häusl, und schön heiß ists heut auch, und dann schreibt der Gendarm den Herrn da auf, weil er seinen Hund in meinem Revier hat jagen lassen."
„Was sagens da?" schrie der Herr Huber dawider. „I derfat net amal mehr an Hund laufen lassen? Dös war ja no schöner..."
„Wenn Ihr Hund folgt, dann lassen Sie ihn meinetwegen frei laufen, aber mein Wild darf er nicht jagen. Wenn ich ihn dabei erwisch, dann Hab ich's Recht zum Schießen."
„Was Sie net sagn!" unterbrach ihn die Frau Huber, erbost ob solcher Belehrung, „auf so a unschuldigs Tier z'schiatzn, dös trauat i Eahna schon zua. Schiatzens do Eahnerne Hasen und Reh, aber lassens unfern Hund aus, gelt!"
„Jetzt hören Sie aber endlich auf!" wurde es dem Jäger zu dumm. „Gehen Sie halt in der Stadt drinnen zum Rechtsanwalt, der wird Ihnen schon bestätigen, was Sie mir nicht glauben wollen. Heut unterlaß ich eine Anzeige, aber wenn ich den Hund wieder antrefse, nehme ich keine Rücksicht mehr".
Als wäre damit die Sache für ihn erledigt, griff der Jäger nach diesen Worten verabschiedend an seinen Hut und drehte sich zum Davongehen um.
„I geh schon hin zu an Advokaten," schrie ihm die Frau Huber nach, für die eine Angelegenheit erst dann erledigt war, wenn sie das letzte Wort gehabt hatte. —
Wie er aus dem Dorf Heraußen war, kam dem Jäger ein junges, hübsches Mädel entgegen.
„Ist schon ein besserer Anblick als die alte Beißzangen im Wirtshaus," stellte er voller Befriedigung fest, doch da
sprach ihn das junge Mädel, das ganz unglücklich ausschaute, auch schon an:
„Herr Förster, haben Sie meinen Hund net gesehen?"
„Was is denn dös für oaner?" fragte der Jäger, dem es im geheimen Freude machte, daß ihn das nette Mädel für einen Förster hielt, jetzt'auch in ein behäbig-gemütliches Bayerisch verfallend, wie es sich für einen rechten Förster gehörte.
„Ein junger Wachtel, weiß mit braunen Tupfen."
„Hoaßt er Hedi?"
„Ja. Haben Sie ihn nicht gesehen?"
„O ja," meinte der Jäger, „den Hab i grad im Wirtshaus abg'liefert, freundlich bin i allerdings net aufg'nommen worden von dene Herrschaften, sogar an Schandarm haben» holen wollen."
„Einen Gendarm? Aber warum denn nur?"
„Dö Herrschaften moanen halt, i dürft als Jager an Hund net anrührn, der wildert."
„Ausgerissen ist sie uns halt, die Hedi. So viel haben wir gerufen und gepfiffen, aber sie ist nicht zurückgekommen. Aber weil sie nur wieder da ist, meine Hedi!"
„Is halt no net dressiert, der Hund?"
„Nein, aber der Papa will ihn schon immer in ein Forsthaus geben zur Dressur."
„Is er denn a Jager, der Herr Papa? Da hält er sich do net a so ang'stellt, wia-r-i an Hund bracht Hab."
„Nein. Jäger ist er nicht, aber er meint, einen Jagdhund könnt man in der Stadt herinnen nicht abrichten."
„Aber wann Sie Jhran Hund net zur Jagd brauchen, ists doch net nötig, daß er zum Dressieren zum Förschter geben wird."
„Ja, ich würd ihn schon auch am liebsten daheim behalten, es wird sich aber gegen Papas Willen doch nichts machen lassen, grad, wo das heut auch noch dazu gekommen ist."
„Wissens, Fräulein, i bin oft in der Stadt drinnen, müaßt i halt amal schaun, ob i ihr net as Nötigste beibrin- gen könnt, Ihrer wilden Hedi, wanns Eahna recht war."
(Fortsetzung folgt.)