K. Seite Nr. 18

Nagoidei TagülattDer Gesellschafter"

Donnerstag, den 19. Januar 1839

Der Weg des NS.-Reichskriegerbundes

600000 Kameraden aus Ostmark und Sudetenland - Die Neuorganisation abgeschlossen

NSK. Der NS.-Reichskriegerbund ist das Sammelbecken aller gedienten Soldaten im nationalsozialistischen Deutsch­land. Dem Bund sind durch den Führer die großen und klaren Ziele gesetzt worden, für die sich der gediente deutsche Soldat in Zukunft unter der ParoleSoldatentum undRationalsozialismus" einzusetzen hat. I« den ersten fünf Jahren nach der Machtergreifung hat der Reichskriegerbund unter der tatkräftigen Führung von U-Gruppenführer Generalmajor a. D. Reinhard be­reits jede sich bietende Gelegenheit benutzt, um das gediente deutsche Soldatentum im nationalsozialistischen Geiste aus- zurichte», soldatisches Gedankengut in die Volksgemeinschaft hineiuzutragen und den Bund für weitere Aufgaben ein­satzbereit zu machen. Vor allem mußte die Verbindung vom alten zum jungen Soldaten, von der Frontgeneration zur deutschen Jugend geschaffen werden.

Dieser Gedanke kam in dem Erlaß oes Führers vom März 1938 zum Ausdruck, in dem dieser alle gedienten Sol­daten im NS.-Neichskriegerbund einte und gleichzeitig dem Reichskriegerführer am Tage seines 50jährigen Militär- jnbiläums für sein Verdienst um die Pflege des Wehr­gedankens im deutschen Volk den Charakter des General­majors a. D. sowie das Goldene Ehrenzeichen der NSDAP, verlieh. Mit diesem Erlaß des Führers war die Zukunft des Bundes sichergestellt.

Das Jahr der Sammlung aller alten Soldaten

Das Jahr 1938 stand daher ausschließlich im Zeichen der Sammlung aller ehemaligen Soldaten. Die Eingliederung aller außerhalb des Bundes stehenden Vereinigungen aus­geschiedener Soldaten war mit dem 1. Oktober 1938 abge­schlossen. Die soldatischen Sonderbünde gingen im N«.- Reichskriegerbund auf. Auch der NS.-Deutsche Marinebund und der Deutsche Kolonialkriegerbund wurden dem Bund angegliedert. An die Stelle des einstigen Kyffhäuserbun- des, dessen Vundeszeichen das die Sehnsucht nach einem einigen Deutschen Reich verkörpernde Denkmal im Kyff- häusergebirge war, war der Nationalsozialistische Reichs­kriegerbund getreten mit einem neuen Symbol, das die Er­füllung deutscher Sehnsucht darstellte. Eisernes Kreuz und Hakenkreuz zeigen fortan in Fahne und Bundesabzeichen die Verbindung des deutschen Soldatentums mit dem Geist der neuen Zeit" Der Name des Reichsblattes des Bundes, desKyfshäuser", wurde den erweiterten Aufgaben ent­sprechend zurN e i ch s k r i e g e r z e i t u n g".

Mii de: Oftmark fanden auch die österreichischen Kamera­den den Weg zu dem großen deutschen Soldatenbund: zwei neue Landeskriegerverbände, Donau und Alpenland, wur­den in der Ostmark aufgestellt. Die Rückkehr des Sudeten­landes zum Reich hat die Eingliederung der sudetendeut­schen Frontkämpferbünde zur Folge, lieber 6000 Krieger­kameradschaften mit rund 600 000 Kameraden fanden damit im vergangenen Jahr den Weg zum NS.-Reichskriegerbund.

Entsprechend der Neuorganisation des Bundes war eine Neubezeichnung der Gliederungen notwendig und im Zu­sammenhang mit den dem Bund gestellten Aufgaben neue Richtlinien für die Organisation. Im Bereich eines jeden Wehrkreises besteht ein Landeskriegerverband, im Bereich einer Wehrersatzinspektion ein Eebietskriegerverband und in der Regel in jedem politischen Kreis ein Kreiskrieger­verband. Mitglieder des Bundes sind die Kriegerkamerad- schasten, die mit Ausnahme der Marinebundkameradschaf­ten dem Kreiskriegerverband angehören, in dessen Bereich sie ihren Sitz haben. Die bisherige mehr oder weniger regellose Gestaltung der einzelnen Kriegerkameradschaften, die geeignet war, die Schlagkraft des Bundes zu hemmen, führte dazu, daß überall dort, wo an einem Ort mehrere Krieasrkamsradschaften bestehen. Krieaerälteste bestimmt

wurde« die die Verbindung mit Partei- und Wehrmacht­dienststellen aufrechtzuerhalten haben.

Frontsoldaten spreche« für HI.

Nachdem der Führer durch seinen Erlaß eine Brücke von der Kriegsgeneration zur jungen Generation geschlagen hatte, waren die Schranken beseitigt, die sich bisher einer Verbindung mit der Jugend hemmend entgegengestellt hat­ten. Väter und Söhne standen wieder in Reih und Glied. Darüber hinaus wurden Verbindungen mit dem NS.-Deut- schen Studentenbund angeknüpft, der seine jährlichen Lange-

fiihrte zu einer engen Verbindung mit dem Arbeitsausschuß Langemarck beim Jugendsührer des Deutschen Reiches. Der Frontkämpfer-Einsatz in der HI. soll in Zukunft so durch­geführt werden, daß Frolnrameraoen in den kommenden Jahren in die Heime und Lager der deutschen Jugend gehen, um ihnen das Erlebnis der Front zu übermitteln.

Einsatzbereit steht der NS.-Reichskriegerbund für alle Aufgaben, die ihm die Partei zur Durchdringung des ge­samten deutschen Volkes mit nationalsozialistischem Geist stellen wird.

300 000 Schützen, 10 008 Schießstände

Auch die Pflege des Schießdienstes, die seit Gründung des Bundes betrieben wird, hat in den letzten Jahren eine um­fassende Förderung erfahren. Heute nehmen bereits inner­halb des Bundes rund 300 000 Schützen in 28 000 Schützen­gruppen am Schießdienst teil, d. h. 83 o. H. aller Kamerad­schaften besitzen eine Schützengruppe. 10 000 eigene Schießstände stehen heute un Besitz der Kriegerkams- radschaften.

Die Frisdensarbeit der Frontkämpfer der Welt fand ihren Ausdruck in einer Reihe gegenseitiger Besuche. So konnte der NS.-Reichskriegeround im Jahre 1938 polnische und englische Frontkämpfer auf dem Kyffhäuser und in Berlin begrüßen. Abordnungen des NS.-Reichskriegerbun- des nahmen an der Italien-Reise und London-Fahrt deut­scher Frontkämpfer teil.

Neben den großen nationalen Aufgaben, die dem NS.- Reichskriegerbund zugewiesen sind, steht das Wohlfahrts­werk des Bundes, das in der Deutschen Krieger-Wohlsahrts- gemeinschaft zusammengefaßt ist. Es erstreckt sich in der Hauptsache auf das Unterstützungswesen für bedürftige Ka­meraden, die Erholungsfürsorge für Kameraden und Kams- radenkinder und die Unterbringung von Kindern in bun- deseigsnen Kinder- und Waisenheimen.

Die sozialen Leistungen des Bundes

" Einen bedeutsamen Teil der Kameradenfllrsorge bilden die 18 Erholungsheime des Bundes und der Lan­deskriegerverbände in allen Teilen Deutschlands. Die Deutsche Krieger-Wohlfahrtsgemeinschaft hat allein sechs dieser Erholungsheime in Verwaltung, von denen zwei, und zwar das Erholungsheim Rolandseck am Rhein und das bisher noch nicht eröffnete Erholungsheim am Grundlsee im Salzkammergut im Jahre 1938 neu erworben wurden.

Im Jahre 1938 wurden rund 800 000 RM. Unterstützun­gen an 23 000 Kameraden und Kamsradenwitwen gezahlt. An bedürftige Teilnehmer aus den Einigungskriegen 1864, 1866 und 1Ü70/71 sowie an deren Witwen wurden 80 000 RM. verteilt. Außerdem fand wie alljährlich ein Alt­veteranentreffen in Bad Ems statt, wo Teilnehmer aus den Einigungskriegen einen kostenlosen Kuraufenthalt erhielten.

In den fünf mit vorbildlichen Einrichtungen ausgestat­teten Kyffhäuser-Kinder- und Waisenhei­

me n habe« zur Zeit über 400 Kinder Aufnahme gefunden. Die gesamten Kosten für die Unterhaltung der Waisenheime und die Erziehung der Kinder werden durch das Hilsswerk der Fechtanstalt aufgebracht, deren Tätigkeit sich nach zwei Richtungen hin segensreich auswirkt. Ueber 400 000 Fecht­leiter find Jahr für Jahr unermüdlich in den Krieger­kameradschaften tätig. Sie sammeln Altmaterial und füh­ren es der deutschen Nohstoffverwertung zu, während der Erlös dieses Altmaterials den Kyffhäuser-Kinder- und Waisenheimen zugute kommt.

Es ist verständlich, daß bei der Anspannung aller Kräfte für die Sammlung der ehemaligen Soldaten im Bund der Reichskriegertag 1938 abgesagt wurde, um mit um so über­zeugenderer Wucht die Größe und Bedeutung des Bundes bei dem Reichskriegerrag 1939 in Kassel, der im Zeichen Eroßdeutschlands steht zu zeigen.

Besuch der wiirttembergischen Hochschulen

im Winterhalbjahr 1938/39

Studierende im ganzen: An der Universität Tübingen 1377 (darunter weibliche 183), an der Techn. Hochschule Stuttgart 890

(17) , an der Landw. Hochschule Hohenheim 98 (1). Von den Studierenden sind Württemberg«! an der Universität Tübingen 983, an der Techn. Hochschule Stuttgart 504, an der Landw. Hoch­schule Hohenheim 28. Außerdem find zum Besuch von Vorlesun­gen als Gasthörer zugelassen an der Universität Tübingen 10

(18) , an der Techn. Hochschule Stuttgart 210 (87), an der Landw. Hochschule Hohenheim 4 (1).

Nach den Studienfächern verteilen sich die Studierenden wie folgt: Universität Tübingen: Evang. Theologie 300, Kath. Theo­logie 256, Rechtswissenschaft 175, Wirtschaftswissenschaft 35, Me­dizin 526, Zahnheilkunde 43, Philosophie, Philologie, Geschichte. Kunst 133, Mathematik und Naturwissenschaften 35, Chemie 24, Pharmazie 50, zusammen 1577. Technische Hochschule Stuttgart: Architektur 258, Bauingenicurwesen 120, Vermessungswesen 12. Maschineningenieurwesen 213, Elektrotechnik 54, Lustfahrttechnik 84, Chemie 112, Mathematik 3, Naturwissenschaften 7. Techn. Physik 40, Allgemeine Wissenschaften 7. zusammen 890.

Die s-andesamlliche Trauung

Richtlinien in der Dienstanweisung für die Standesbeamten Braune Amtstracht für Standesbeamte

Der Reichsinnenminister hat eine Dienstanweisung für die Standesbeamten und ihre Aufsichtsbehörden erlassen. Es han­delt sich um ein 611 Paragraphen umfassendes Handbuch der Standesamtsführung. Einen breiten Raum in der Dienstanwei­sung nehmen die neuen Vorschriften über die Ehe­schließung ein, die damit erstmalig einheitlich für das ganze Reich festgelegt werden. Entsprechend der Eesamttendenz des Dritten Reiches und seiner bevölkerungspolitischen Ziele wurde die Eheschließung (Trauung) vor dem Standesbeamten in be­sonders feierlicher und würdiger Form ausgestaltet. Das Zim­mer, in dem die Ehe geschloffen wird, soll mit einem Bild oder einer Büste des Führers, der Reichs- und Nationalflagge oder dem Hoheitszeichen des Reiches und mit Blumen geschmückt wer­den. Wenn die finanzielle Lage der Gemeinde Ausgaben iür Blumenschmuck nicht erlaubt, ist nichts dagegen einzuwenden, wenn die Brautleute selbst für die Ausschmückung des Zimmers sorgen. Sind die Diensträume des Standesbeamten unzuläng­lich, so hat die Gemeinde möglichst einen anderen würdigen Raum für die Eheschließung zur Verfügung zu stellen, etwa ein Sitzungszimmer oder das Dienstzimmer des Bürgermeisters. Die Feierlichkeiten bei der Eheschließung sollen nicht in einer mehr oder weniger guten Nachahmung kirchlicher Gebräuche bestehen, sondern eine würdige Gestaltung von besonderer Eigenart er­fahren. Eine Verbindung der standesamtlichen Eheschließung mit kultisch-religiösen Feierlichkeiten ist nicht zulässig. Dagegen kann die Eheschließung auf Wunsch der Verlobten unter Mitwir­kung von Parteiorganisationen feierlicher ausgestaltet werden. Soweit der Raum es zuläßt, ist dabei Abordnungen von Partei­organisationen die Teilnahme zu gestatten. Ebenso ist gegen

Seslfche SchaWallen reise« i« Me Well

Von Dietrich A. Ruhle.

Das ist schon eine merkwürdige Sache: Vor uns liegt ein Stapel ganz gewöhnlicher Echallplatten. Die bunten Eti­ketts tragen die Namen und Schutzmarken bekannter deut­scher Schallplattenfirmen, aber dort, wo auf den Etiketts im allgemeinen der Name des Musikstückes, der Komponi­sten und der Kapelle oder des Vortragenden verzeichnet sind, lesen wir nur Schriftzeichen, die für den normalen Europäer nicht entzifferbar sind. Es gehört schon mehr als einige Semester Orientalik dazu, die arabischen, singale- sischen, hindustanischen oder chinesischen Schriftzeichen über­haupt auf den ersten Blick als solche zu erkennen. Bei ge­nauem Hinsehe« entdeckt man auf diesen seltsamen Etiketts allerdings noch drei Worte, die sehr vertraut klingen und zum Glück in lateinischen Buchstaben aufgedruckt sind: Made in Eermany".

Und wirklich diese Schallplatten, die nicht nur etwa deut­sche Lieder und Musikstücke ausgenommen enthalten, son­dern original exotische Stücke, werden in Berlin hergestellt. Millionen von Schallplatien mögen im Lause der Zeit in der großen Fabrik in der Schlesischen Straße gepreßt und in alle Welt verschickt worden sein. 58 Länder werden von die­ser Berliner Fabrik kistenweise mit Musik beliefert. Stän­dig sind einige deutsche Tontechniier im Ausland, sowohl in Europa als in llebersee unterwegs, um von neuem auslän­dische Musik- und Gesangsstücke aus die Ausnahmewachse zu bannen. Die Wachse werden möglichst rasch vom Ausnahme­ort, mag er nun im dunkelsten Afrika, auf Madras oder in China liege«, nach Berlin verfrachtet. Hier werden von den Wachsen dann Matrizen hergestellt, die entweder sofort in das Aufnahmeland zurückgeschickt werden und zwar in dem Fall, daß dort eine Schallplattenpreffe existiert und hohe Zölle auf Fertigprodukte die Ausfuhr der fertige« Schallplatte« zu sehr verteuern würde«, rker es werden in Berlin von de« Matrizen gleich Schallplatte« gepreßt und erkt diese ervortiert. In Arabien wie tt» Abeffime«. i« ^urma ober Madras, rn China (das drei veftchiedene Ka­taloge, nämlich den Peking-, Schanghai- und Kanton-Kata­log erfordert), in Deutsch-Ost wie im Gebiet der Sierra Leone, in Siam wie in Syrien klinge« die deutschen Schall­platten.

Auch mengenmäßig spielt der Umsatz der exotische« Schallplatten eine nicht unbedeutende Rolle. Denn manch« Aufnahmen von berühmten chinesischen Musikkapelle« z. B. erreiche« eine Auflage von 10 bis 20000 Stück! Der Ab­satz der in Deutschland hergestellte« Schallplatte« i« Ma­dras und Sumatra ist z. B. arößer als der ia mancke« be­

deutenden europäischen Ländern. Oder ein anderes Beispiel: allein der arabische Katalog dieser Firma umfaßt 18 000 verschiedene doppelseitige Platten! Wer also das ganze Repertoire durchspielen wollte und wirklich Tag und Nacht nichts anderes tun würde, als sich Platten Vorspielen, auslegen, Nadeln auswechseln usw., würde zur Bewälti­gung allein des arabischen Katalogs rund eine Woche brau­chen ...

Eine kulturbistorische Merkwürdigkeit unter den arabi­schen Platten ist eine, die denRuf des Muezzin" wieder­gibt, des Priesters, der vom Minarett der Moschee aus die mohammedanischen Gläubigen täglich fünfmal zum Gottes­dienst ruft. Diese Platte ist allerdings nicht zum Verkauf für Araber bestimmt, sondern sie wurde von der Kulturab­teilung der Schallvlattensirma in Zusammenarbeit mit der Berliner Universität für eine ethnographische Serie ausge­nommen.

Andere Länder, andere Stars. Was für uns Zarah Le­ander bedeutet, ist den Arabern ihre Om Kaloum. Dieser dunkelhäutige Star war schon in verschiedenen ägyptischen Tonfilmen zu sehen; die Dame fingt die jeweils neuesten arabischen Schlager. Der Absatz ihrer Platten reicht fast an den der Leander-Platten in Europa heran. Deutlicher kön­nen die Araber die Begeisterung für ihre Kalsoum nicht cmsdrücken. Obwohl wir nicht verschweigen wollen, daß die Schlager, die diese Sängerin vorträgt, nichts mit un­seren Tanzliedern gemein haben, sondern sogar für euro­päische Ohren fremd klingen. Man hat in der letzten Zeit die Beobachtung machen können, daß auch China vom weißen Schlager" erobert wird. In anderen exotischen Ländern ist diese Entwicklung schon weiter fortgeschritten. Auf einer Platte, die in Madras ausgenommen wurde und von einemOriginall'-Eingeborenen-Orchester und ebenso Eingeborenen-Sängern bespielt wurde, hören wir einen richtigen Rumba. Er klingt zwar ein klein wenig anders als etwa von einer amerikanischen Kapelle, er hat gewisser­maßen eine östliche Färbung angenommen, aber er ist trotz­dem hübsch. Die Leute in Madras scheinen übrigens sehr spaßhaft zu sein, denn bevor die Kapelle anfängt zu spielen, erzählen sich die Sänger rasch einen Witz.

Auch dem besten Musikkenner wird ein Musikstück Johann Sebastian Bachs unbekannt sein, dessen Text folgenderma­ßen beginnt:Kakano Buli Kintu ..." Der deutsche Musik­schöpfer selber hätte wohl schwerlich mit diesen Zeilen etwas anzufangen gewußt. Immerhin aber können wir befriedigt zur Kenntnis nehmen, daß die Musik des deutschen Meisters heute auch Afrika erobert hat, wenn auch ein Text dazu ge­schrieben wurde, der nur in bestimmten Distrikten verständ­lich ist.

Dieses Bachsche Lied fanden wir in einem ostafrikanifchen Katalog, der folgende Dialekte umfaßt:Amayinja, Ägek- yuma, Enyimba. Amagya. Ekivimba. Zekiganda. In dem­

selben Katalog fanden wir übrigens eine Platte, ore wir der Kuriosität halber erwähnen möchten: nämlich Hymnen, die anläßlich der Festlichkeiten am Geburtstag Ihrer Hoheit des Kabaka am 8. August 1930 ausgenommen wurden. Ihre Hoheit der Kabaka (wie die wörtliche Uebersetzung des aus­nahmsweise auch englischen Textes lautet) ist ein mächtiger Neger-König in Ostafrika. Auch in den afrikanischen Kata­logen findet man neben einem großen Prozentsatz christ­licher Gesänge, die in den Missionsschulen aufgenommen wurden schon verhältnismäßig viel europäische Tanz- Mufik, die in erster Linie von den Küstennegern bevorzugt wird.

Der kaufmännische Verkehr zwischen der deutschen Mutter­firma und den ausländischen Vertretern spielt sich oft in verblüffend primitiven Formen ab. Es gibt exotische Ge­schäftsfreunde, für deren Korrespondenz man zwar in Ber­lin sorgfältig eine Ablege-Mappe anlegte, die sich aber nie­mals füllte. Grund: man bekam höchstens gelegentlich von diesen schreibfaulen Kanfleutsn ein TelegrammSendet schnellstens 1000 Schallp-laktcn Nr. soundsoviel, 5000 Stück Nr. soundsoviel..", woraus man die Schallplatten absandte. Lange hörte man dann nicbts von dem Geschäftspartner. Darauf drahtete inan nach Geld, das auch prompt eintraf, ohne eine Zeile eines Begleitschreibens... Aber das sind Ausnahmen! Denn heute sind die exotischen Händler ebenso nüchterne und gewandte Kaufleute wie die Europäer, ja suchen diese noch an Korrektbeit zu überbieten. Die Wünsche der Auslandsvertretungen, die oft bis zu Aeußerlichkeiten gehen, müssen bis ins kleinste befolgt werden. So muffen z. B. die Platten-Tüten, die zusammen mit den Platten gleich in Berlin angefertigt und in den Landessprachen bedruckt werden, für ein bestimmtes Land nicht geklebt, sondern ge­näht werden. Die dort fast das ganze Jahr herrschende große Hitze soll angeblich die geleimten Tüten aufweichen lassen.

Die Schallplatten werden im allgemeinen in Berlin in Seekisten mit viel Holzwolle zu 450 bis 500 Stück verpackt und treten dann ihre lange Reise an. In Einzelfällen hat man allerdings auch schon Schallvlatten aus dem Luftwege geschickt. So wurde einmal ein indischer Fürst mit seiner jungen Frau, einem ehemaligen englischen Tanzgirl, an­scheinend nicht mehr fertig und ließ sich schnellstens einige europäische Liebeslieder und Step-Tänze schicken, die in Indien nicht auszutreiben waren.

Außer den exotischen Platten werden natürlich auch die Aufnahmen deutscher Musik exportiert. In vielen Fällen werden gleich die Matrizen an ausländische Schallplattensir- men verkauft oder mit diesen ausgetauscht. Als kürzlich die Wiener Sängerknaben kurz vor einer größeren Rundreise in Wien noch ein paar Aufnahmen machten, wurden die Ausnahmewachse nach Berlin gesandt, hier von ihnen Ma­trizen hergestellt, die mit dem Flugzeug sofort in alle Welt, u. a. nack Südamerika und Enaland ainaen.