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Nr. 16

Donnerstag, äen 19. Januar 1939

113. Jahrgang

Stürmische Kammersitzung in Frankreich

Flandin nennt die Dinge beim richtigen Namen

Paris, 18. Jan. Die Kammer setzte ihre außenpolitische Aus­sprache fort. Der erste Redner, der radikalsoziale Abgeordnete Rethore, sprach vor fast leeren Bänken. Er schloß mit der For­derung auf sofortige Oeffnung der französzsch-spanftchen Grenze (k). Als zweiter Ikedner bestieg der ehemaMe Ministerpräsident Flandin die Rednertribüne. Er ging davon aus, daß manche Leute die Münchener Abmachungen verurteilten. Der Widerhall des Münchener Abkommens im Volk sei d»e beste Antwort auf derartige Aeußerungen gewesen. Das Ziel der bisherigen fran­zösischen Politik sei dieOrganisierung und die Aufrechterhaltung des Friedens durch kollektive Sicherheit und gegenseitigen Bei­stand" gewesen. Diese französische Politik habe aber ihre Eründ- lage verloren, und man müsse eine neue Grundlage suchen. Die bisherige Politik habe an den Rand des Krieges geführt. Die Wirklichkeit sei, daß Deutschland und Italien Genf verlassen haben und das System der Kollektivierung ablehnen. Es bestehe also gegenwärtig eine fast vollkommene Meinungs­verschiedenheit zwischen der französischen Auffassung der der deut­schen und italienischen Auffassung von dem internationalen Le­ben. Man müsse sich nun klar werden darüber, welche Schluß­folgerungen man aus dieser Tatsache zu ziehen habe.

Im Verlauf seiner Rede ging Flandin ausführlich auf das spanische Problem ein. Es wäre paradox, wenn Frank­reich heute in den spanischen Bürgerkrieg eingreifen würde, nach­dem es dies damals nicht getan habe, als die Lage viel günstiger war. Er könne nicht glauben, daß Leon Blum und Delbos die Nichteinmischung nur -als Betrug aufgefaßt hätten. Auf diese Bemerkung Flandins sprang Leon Blum auf und behauptete, daß seine Regierung sich stets genau an das Nichteinmischungs- Abkommen gehalten habe. Flandin warf Blum vor, daß er das Nichteinmischungs-Abkommen nicht strikt durchgeführt habe, denn es seien SO 000 Tonnen Kriegsmaterial im Transit- und auf an­deren Wegen «ach Rotspanie« gelangt. Eine Intervention in Spanien sei gleichbedeutend mit einer Einmischung in die inne­ren Angelegenheiten eines anderen Staates. Sei die Linke im übrigen sicher, daß eine Oefftlung der Grenze-jetzt noch den Er­folg Francas aufhalten könnte? Er, Flandin, gKÜ-be das nicht. Es kam in diesem Zusammenhang zu lebhaften Zwischenrufen in der Kammer, die zeitweise ein großes Getöse hervor­riefen. Kommunisten sprangen auf und riefenHeil, Hellt", während von der Rechten die b«iebten RufeMörder, Mörder!" ertönten.

Flandin forderte die Beobachtung einer strikte» Neutralität und die Zuerkennung des Rechtes kriegführen­der Staaten an Heide Parteien. Man müßte auch die Regierung Francos anerkennen. Das ständige ZuspätkomMen und das stän­dige Zögern in der französischen Außenpolitik habe Frankreich bereits viel geschadet.

Zum Schluß seiner Rede erklärte Flandin, wenn eine Demo­kratie wie Frankreich hartnäckig dabei bleibe, das aufbauende Werk des Nationalsozialismus' zu leugnen, um in der Routine einzuschlafe«, die nicht mehr den letzten Errungenschaften der Menschheit entspreche, so würde die ernsteste Gefahr für die Demokratie nicht von außen kommen, sondern von innen. Er sei daher der Ansicht, daß Deutschland und Frankreich, die bereits so viel für den Fortschritt der 'Zivilisation beigetragen hätten, sich auf dem Wege des Friedens und nicht in der Hölle eines neuen Krieges begegnen müßten. Zwischen der Möglichkeit, aufzubanen, und der, zu zerstören, müsse man den Weg des Aufbaues wählen. Während der Ausführungen Flandins über Sie spanische Krage hatte sich in der Kammer ein derartiger Sturm erhöben, daß» die Sitzung auf kurze Zeit unterbrochen werden mutzte. Die Ausfüh­rungen des nächsten Redners, des rechtsstehenden Abgeordneten Taittinger, über das gleiche Thema, riefen ebenfalls un­unterbrochen Zwischenrufe und persönliche Beleidigungen der Kommunisten hervor. Taittinger bedauerte es, daß Frankreich in Burgos keinen diplomatischen Vertreter habe. Wenn FrMk- reich noch lange warte, werde es in Burgos die gleiche !Me vorfinden wie in Rom, d. h. ein französischer Vertreter würde zu spät kommen.

Spanien-Frage im Mittelpunkt

Marxistische Einmischnngshetze auf Befehl Moskaus

Paris, 18. Jan. Im Mittelpunkt des Interesses der Pariser Presse steht am Mittwoch ausschließlich die außenpolitische Aus­sprache in der Kammer. Mit ihr und im Zusammenhang mit dem sensationellen Vormarsch General Francos in Katalonien ist das Problein des spanischen Bürgerkrieges nichr nur in den politischen Kreisen, sondern auch in der gesamten Presse wieder einmal an die erste Stelle aller außenpolitischen Betrachtungen gerückt. Der Zusammenstoß, den die beiden ehemaligen Minister­präsidenten, Flandin und Blum, während der Kayrmer- Aussprache über diese Frage gehabt haben, wird von den verschie­denen Zeitungen leidenschaftlich erörtert. Einwandfrei läßt sich seststellen, daß die überwältigende Mehrheit der Zeitungen sich die Auffassung zu eigen macht, dieFlandinim Verlauf seiner langen Rede dargelegt hat. Die verschiedenen Argumente Flan­dins. wonach eine Oeffnung der Pyrenäengrenze nicht nur zu Waffenlieferungen, sondern letzten Endes und zwangsläufig auch zur Entsendung von Truppen und damit zu einer unmittelbaren Kriegsgefahr führen würde, habe in den Reihen der Abgeord­neten einen sehr großen Eindruck hiuterlasseu, der durch die kläg­lichen Gegenbehauptungen Blums nicht verwischt werden konnte.

Der sozialdemokratische ..Povulaire" ebenst wie die kommu­

nistischeHumanite" tündigen in großer Aufmachung eine am Mittwoch abend in Paris von der sogenannten Pariser Volks­front-Bewegung veranstaltete Kundgebung zugunsten der Oeff- nung der Pyrenäengrenze und der Belieferung der Spanien- Bolschewisten mit Bomben, Tanks,'Flugzeugen usw. an, in deren Verlauf der Kommunistenhäuptling Thorez, der Jude Blum, der rote Kewerkschastspapst Jouhaux und andere marxistische Bonzen das Wort ergreifen werden.

MemZVer der französischen Kriegsmarine

86 Kriegsschiffe mit rund 25 VVÜ Mann daran beteiligt

Paris, 18. Jan. Die Manöver der französischen Atlantik- und Mittelmcergeschwader, die am Mittwoch aus ihren Stützpunkten Brest bezw. Toulon ausliesen, uin in den nordafrikanischen Küstengewässern und besonders in der Meerenge von Gibraltar Hebungen größten Ausmaßes abzuhalten, mißt man im franzö­sischen Admiralstab eineaußerordentliche Bedeutung" zu.

Trotz der üblichen Zurückhaltung hinsichtlich des Themas dieser Manöver der französischen Flotte verlautet, daß die beiden Ge­schwader zunächst in der Meerenge von Gibraltar Zusammen­treffen werden, um mehrere Tage lang gewisse Uebungen durch-

Vcrli«, 18. Jan. Der ungarisch- Minister des Aeußeren, Graf Csakv, trat am Mittwoch vormittag um 11.52 Uhr mit den Her­ren seiner Begleitung vom Anhalter Bahnhos aus die Rück­reise nach Budapest an. Zur Verabschiedung waren der Reichsminister des Auswärtigen, Freiherr von Ribbentrop, mit dem Staatssekretär Freiherr von Weizsäcker, dem deutschen Ge­sandten in Budapest, von Erdmannsdorff, Gesandten Aschmann und dem Vortragenden Leaationsrar Heinburg erschienen. Von ungarischer Seite hatte sich der ungarische Gesandte in Berlin, Sztojay, mit den Herren der Gesandtschaft eingcfunder. Ferner sah man den italienischen Botschafter Attolico und den japani­schen Botschafter Oshima.

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Der ungarische Minister des Auswärtigen Graf Csaky hat nach zweitägigem Aufenthalt die Reichshauptstadt wieder verlassen. Der Führer hat den ungarischen Staatsmann am 16. Januar empfangen. Ferner hafte Graf Csaky mehrere eingehende Aus­sprachen mit dem Reichsministsr des Auswärtigen von Rib­bentrop. Er hatte Gelegenheit, führende Männer von Par­tei und Staat bei den verschiedenen zu seinen Ehren gegebenen Veranstaltungen zu sprechen. Am Dienstag stattete er Eeneral- fekdmarschall Göring einen Besuch ah. Ferner besuchte Graf Csaky den Stellvertreter des Führers, Rudolf Heß. und besprach mit ihm Fragen der deutschen Volksgruppe in Ungarn.

Die geführten Unterhaltungen mit dem Reichsminister des Auswärtigen gaben dem ungarischen East Gelegenheit, sich über alle das deutsch-ungarische Verhältnis berührenden Fragen eingehend auszusprecheu. Die Unterhaltungen wurden in freundschaftlichem, offenem Geiste geführt und ergaben, daß die Ansichten über die zu führende Außenpolitik völlig überein­stimmen, und daß die altbewährte Freundschaft zwischen beiden Ländern weiterhin vertieft werden soll. Es wurde erneut fest­gestellt, oaß die enge Verbundenheit des Deutschen Reiches mit Ungarn in gleicher Weise wie die engen ungarisch-italienischen Beziehungen die beste Gewähr für die Fortentwicklung des euro­päischen Vefriedungswerkes darstellen.

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Die unsWische Presse zrnu Abschluß des Esaby-Besuches

Budapest, 18. Jan. Rach dem Abschluß der Berliner Bespre­chungen des ungarischen Außenministers gibt die gesamte unga­rische Presse ihrer Befriedigung Wer de» Verlauf derselben Ausdruck. Einheitlich stellen die Blätter fA, daß durch den Ber­liner Besuch des Grafen Csaky die Freundschaft zwischen de« beiden Nationen gestärkt und cllle eventuelle« Mißverständnisse aus dem Wege geräumt wurden.Függetlenseg" betont in großen Schlagzeilen:Die deutsch-ungarische Freundschaft ist das Pfand aufbauender Kraft und des Friedens. Der ungarische Außen­minister hat im Geist« vollsten Verständnisses seine Berliner Besprechungen vollendet." »Pester Lloyd":Neue Festigung der Freundschaft Ungarns und Denffchlands durch die Berliner Be­sprechungen."Budapest Hrrkap" (Regierungsorgan):Aus den Berliner Besprechungen ging das gute Verhältnis, das der Freundschaft Deutschlands und Ungarns entspricht, von neue« gestärkt hervor."Pesti Hirlap" stellt fest, die Berliner Ver­handlungen des »ngarischeu Außenministers zerstörte« die Nebel­plätze, die in der deutsch-ungarischen Freundschaft das gute Ver­hältnis der beiden Staaten zueinander trübten,llj Magyarsag" hebt hervor, daß eine Trübung des deutsch-ungarischen Freund­schaftsverhältnisses einzig und allein im jüdischen Interesse lie­gen könnte. In Ungarn seien es in der Hauptsache jüdische Elemente, die ihre eigenen rassischen und weltanschaulichen An­sichten in die ungarische Außenpolitik hineinzutragen versuchten. 600 000 über gewaltige materielle Kräfte und außerordentliche« geistigen Einfluß verfügende Juden hetzte« in Ungarn offen oder

zuführen, denen sich auch die den Geschwader« z«geteilten Flug« zeugstaffeln anschlietzen werden, ehe ste nach Casablanca fahre», wo kombinierte Uebungen Angriffe vom Meer her und Küfteu- verteidigung unter Beteiligung der marokkani sch« n Landstreitkräfte stattfinden.

Wie gemeldet, sind der Chef des französische« Genera lsttcke- der Landesverteidigung, General Gamelin, «nd der Chef des Admiralstabes, Vizeadmiral Darla», die schon i» Oktober und während der Reise des Ministerpräsidenten die Verteidi­gungsanlagen Tunesiens inspiziert hatte», unterwegs nach Ma­rokko, u« dort dieMeeresftont Marokkos" z« besichtigen.

Neben den französischen Landstreitkräfte» kn Marokko werden insgesamt 80 Kriegsschiffe diese Uebungen mitmachen, und zwar drei Panzerkreuzer, mit derDünkirchen" an der Spitze, vier schwere Kreuzer, sechs leichte Kreuzer, ferner sechs Torpedobootr- jäger-Divifioneu, zwei Torpedoboots-Flottillen, zwei U-Boots- Flottillen, der FlugzeugträgerBearn", der Wafferflngzeugträ- gerLommandant Teste" und die den Atlantik- »ud Mittelmeer- geschwadern zugehörigen Luftstreitkräste.

Diese 80 Kriegsschiffe mit rund 25 000 Mann Besatzung wer­den erst am 17. Februar (Atlantikgeschwader) bezw. Äckfang Marz (Mittelmeergeschwader) in ihre Heimathäfen zurück kehren. Ans der Rückreise werden die Einheiten des Mittelmeergeschwa­ders der nordasrikanischen Küste bis nach Tunesien folgen und dabei in den meisten nordafrikanischen Häsen Marokkos, Alge­riens und Tunesiens vor Anker gehen.

im Geheimen gegen die autoritären Staate« und die'deutsch- ungarische Freundschaft. Deutschland, das noch heute gegen ««re weit kleinere Anzahl Juden im eigene» Land kämpfe« müssu, .werde sich sicherlich klar darüber sein, was 600 000 Inden für da» Millionen umfassende Ungarn bedeuteten. Die ungürssche außenpolitische Aeberlieferung sei jedoch fest entschlossen, Wh klar auf die deutsch-ungarische FrMuisschaft auszurichten.

Csaky über fernen Berliner Besuch

Erklärung des ungarischen Alchenministers

Berlin, 18. Jan. Nach Beendigung seiner Berliner Bespre­chung übermittelte der königlich-ungarische Außenminister Erai Csaky dem DNB. folgende Erklärung:

Mein Berliner Aufenthalt die erste Auslandsreise, die ick, aks Außenminister unternommen habe verschafft mir viel Freud» und Befriedigung. Freude, weil ich mich aus deutschem Boden befirnd und wieder einmal Zeuge des pulsieren­den Lebens des mächtigen Dritten Reiches und der ganz außer­ordentlichen Entwicklung seiner wunderschönen Hauptstadt sein konnte, Befriedigung, weil meine Unterredungen in Berlin si n in einer äußerst herzlichen und ganz wolkenlosen Atmosphäre be­wegten. Daher tonnte ihr Resultat natürlicherweise auch nichts anderes sein, als die Feststellung ein re der in enger Verbundenheit unserer beiden Länder angemessenen h a r- monischen Zusammenarbeit. Diese auf gegenseitiges Vertrauen aufgebaute Zusammenarbeit, die nicht getrübt wer­den soll, hat bereits in der nahen Vergangenheit ihre Früchte getragen, sie wird Früchte tragen auch in der Zukunft zur wei­teren Befriedung der Völker Europas.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich drauf Hinweisen, daß wie ich mit Bedauern sehe eine gewisse Wesse in Westeuropa, so wie es bei fast jeder Auslandsreise ungarischer Minister geschab. wieder einmal den Versuch gemacht hat, meinem jetzigen Besuch in Deutschland eine Bedeutung zu unterschieben, die den sichtba­ren Zweck verfolgt, das Verhältnis zwischen Ungarn und seinen Nachbarn zu trüben. Diese Störungsversuche sind um so auffal­lender. als diese Presse wissen müßte, daß das Ziel Ungarns ebenso wie das Deutschlands die Erhaltung des Friedens und die Anbahnung guter bzw. normalnachbarlicher Beziehungen mir den angrenzenden Staaten ist. Und es ist auch nicht anzunchmei-. daß die Politik der westlichen Großmächte, die selten eine G - legenheit versäumen, um ihrem Wunsche zur Befriedung Euro­pas Ausdruck zu verleihen^ dem Weltfrieden gegenüber ander- eingestellt wäre.

Chwalkovsky Kommt »ach BerlL«

Berlin, 18. Za«. Der ffchecho-slowakische Außo r r ist er Lhwakoosky wird am S U mst ag, de« 21. Jan««, z» eine» kur­zen Aufenthalt i» Berk« e i stre ffe », »« «it dem Reichsmiwstcr des Auswärtige«, oo, Ribbentrop, Besprech»«ge« p» führe».

Slowakischer Landtag eröffnet

Preßburg, 18. Ja». Mit größter Feierlichkeit wurde am Mitt­woch die erste Sitzung des slowakische» Landtages im Festsaal der Preßburger slowakischen Universität eröff­net. Hierzu waren die ganze slowakische Regierung sowie Mi»i- sterprästdent Beran, Nationalverteidigungsminister Sirovy und Vertreter aus allen slowakischen Städten und Bezirken erschie­nen.

Die Sitzung wurde mit slowakischen Gesängen, die ein Man

Der ungarische Außenminister abgereist

Die altbewährte Freundschaft weiterhin vertieft

srtzung folg!.)