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Schumann, seines SchauspielsEntscheidung". Das Kleine Hans war bis zum letzten Platz besetzt. Mit diesem seinem ersten Drama hat Gerhard Schumann einen mutigen Sprung von der Lyrik herüber gewagt und sich würdig unter die besten dramati­schen Dichter der Gegenwart eingereiht. Wie dort, so ringt er auch hier um das ewige Reich der Deutschen mit der flammenden Glut seines jungen und gläubigen Herzens. In der von Bild zu Bild mehr mit Spannung geladenen Handlung führt uns der Lichter zurück in jene Tage des Jahres 1920, als das Reich ohnmächtig am Boden lag und an den Kämpfen eines latenten Bürgerkrieges innerlich verblutete. Noch einmal aber gelingt es dem wagemutigen Einsatz der besten unter den Frontkämpfern des Weltkrieges, die von den wahnwitzigen Ideologien der menschheitsbeglückenden" Kommune zerstörte Ordnung durch den Sieg über die bereits aufgestellte Armee der Rotgardisten wie­derherzustellen. Exponenten dieses Kampfes auf Leben und Tod sind auf der einen Seite der Freikorpsführer Hauptmann Schwarz, auf der anderen Seite sei« ehemaliger Frontkamerad und Freund Bäumler, der von der rote» Kampfleitung de» Auftrag bekommen hat, Schwarz aus dem Hinterhalt zu ermor­den. Mit der Gegenüberstellung der beiden ehemaligen Freunde nnd nunmehrigen weltanschaulichen Feinde beginnt die Entwick­lung der Handlung das Gebiet der äußeren Sphäre zu verlassen und in das der privaten, der inneren Sphäre, hinüberzuwechseln. Der dramatische Konflikt wird gelöst, indem Bäumler den feigen Meuchelmord mit dem eigenen Blut zu verhindern weiß und seine Schuld dadurch sühnt, daß er den letzten Befehl des ander­wärts tödlich getroffenen Schwarz und die Führung über das am Ende siegreich aus dem Kampf um Deutschland hervorgehende Freikorps übernimmt.

Die sehr eindrucksvolle Inszenierung besorgte Richard Dorn- seiff. Die beiden Gegenspieler verkörperten Gerhard Gcisler sHauptmann Schwarz) und Rudolf Fernau (Bäumler). Sie wurden darin prächtig unterstützt von Walter Rrchter als Chef der Roten, Herbert Herbe als Reichskommissar, den Herren Dittrich, Rassaerts und Schneider als roten Führern und Kurt Junker als General. Hidde Ebert machte sich um die glaubhaft« Gestaltung der etwas blaß gezeichneten Schwester des Haupt­manns, Käthe Itter, um die Rolle der Chansonette verdient. Alle anderen Mitwirkenden, zu denen auch Felix Tziossek als Bühnenbildner, Ernst Pils als Verautwortlicher für die Kostüme, Fritz Hanfing als technischer und Hellmuth Löffler als mufikali- >cher Leiter der Aufführung gehören, trugen wesentlich zu dem großen Erfolg des mit anhaltendem Beifall ausgezeichnete» Schauspiels bei. Max Löffler.

1897 Aerzte in Württemberg

Stuttgart, 16. Jan. Nach dem Stand von 1938 gab es im Deutschen Reich 19 907 approbierte Aerzte einschließlich sämtli­cher in Krankenanstalten und Ambulatorien tätigen. Sonach ent­fallen auf 10 090 der Bevölkerung im Reichsdurchschnitt 7,3 Aerzte. In Württemberg wurden insgesamt 1897 Aerzte (davon 154 weiblich) ermittelt. Unter ihnen waren 106 Thirnrge«, 64 Fachärzte für Frauenkrankheiten und Geburtshilfe, 57 Augen­ärzte, 52 Hals-, Nasen- und Ohrenärzte, 50 Hautärzte, 61 Fach­ärzte für Nerven- und Geisteskrankheiten, 113 Internisten «nd 48 Fachärzte für Kinderkrankheiten. Den Hauptanteil haben na­turgemäß die praktischen Aerzte. Für die Zahnheilpflege waren in Württemberg 616 im Jnnland approbierte Zahnärzte, ferner 790 gemäß den Bestimmungen der Reichsverficherungsordnung geprüfte und 143 sonstige selbständig« Dentisten «nd Gehilfe« tätig.

In der Krankenpflege find 4002 Angeörige konfessionel­ler Krankenpflegeverbände, 1368 staatlich anerkannte sowie 1691 nicht staatlich anerkannte Krankenpflegepersonen beschäftigt, au­ßerdem 808 Säuglings- und Kleinkinderschwestern, sowie 1432 Hebammen. Die Heilmittelversorgung der Bevölkerung wird in Württemberg von 356 approbierten Apotheker« als Besitzer, Ver­walter oder Pächter von Apotheken, 170 angestellte« approbier­ten Apothekern, 132 Assistenten und 43 Praktikanten versehen. Die amtliche Statistik gibt zugleich auch eine Aebersicht über das ! Verhältnis der Zahl der Aerzte zur Bevölkerung. Danach ent- - fallen in Württemberg auf 10 000 Einwohner 6,8 Aerzte (im Reichsdurchschnitt 7.3). 2,2 Zahnärzte (2,2). 2,5 Apothkeker (2,4),

5,1 Hebammen (3,6 > und 25,4 Krankenpflegepersonen (19,4).

Ragolder TagblattDe, Gesellschafter"

Weshalb Kalkanstrich bei SSstvSumeu?

ZdR. Der Kalkanstrich unserer Obstbäume soll zwei wichtige Aufgaben erfüllen. Einmal wollen wir damit Schädlinge aller Art, die sich an Stamm und Aesten befinden, abtöten und ihr er­neutes Ansiedeln erschweren, zum anderen soll damit ein zu früher Austrieb des Baumes im Frühjahr verhindert werden. Vor dem Kalken reinigen wir Stamm und Neste gründlich mit Kratzer und Stahlbürste von allen anhaftenden Rindenschuppen, Moosen, Flechten und Schildlauskolonien. Sonst würden die darunter sitzenden Schädlinge durch den Anstrich nur einen um so sichereren Schutz erhalten Das Anstreichen wird erst Ende Januar bis Mitte Februar, wenn die Frühjahrssonne tagsüber zu wirken beginnt, vorgenommen. Wir verwenden bester eine dünne Kalkmilch, die sich leicht austrage« läßt, anstatt des bis­her meist verwendeten dicken Kalkbreie», der sehr bald platten­artig abspringen und de« Stamm unnötig verkleben würde. Danneben wäre die so entstandene Kalkkruste der beste Schutz für die in Astwinkeln und Rindenritzen verbliebenen Jnsekten- eier und Pilzsporen. Beim Anrühre» fügen wir der Kalkmilch etwas Obstbaumkarbolineum oder Baumspritzmittel zu.

Die Hauptaufgabe des Kalkanstrichs ist der Schutz, den er gegen die im Vorfrühling besonders unerwünschte Sonnenein­strahlung bietet. Unter dem Einfluß der vom Erdboden zurück­geworfenen Strahlungswärme und der direkt auftreffenden Sonnenstrahlen würde sich der kahle und dunkle Stamm vor­zeitig erwärmen. Der Saftstrom würde zu kreisen beginnen und die Knospen vorzeitig zum Oeffnen bringen, die dann sehr bald in kalten Nächten erfrieren könnten. Damit wäre nicht nur du Ernte eines Jahres vernichtet, sondern der Baum würde auch einen großen Ausfall an den in den Knospen gespeicherten Auf­baustoffen erleiden. Ebenso verhindert der Kalkanstrich die Bil­dung vonFrostplatten". Der Saftstrom, der tagsüber infolg« der Erwärmung des Holzes zu zirkulieren beginnt, kommt i» den Nächten wegen der starken Abkühlung zum Stehen, und dm Saft gefriert. Durch das sich täglich wiederholende Zusammen- ziehen und Ausweiten der unter der Rinde liegenden Holzschich­ten entstehen hier starke Spannungen, die zur Bildung der ge­fürchtetenFrostplatten" undFrostiisse" führen können. Solch« Wunden heilen nicht nur schlecht, sie find auch der Ausgangs­punkt für vielerlei Krankheiten tierischer und pflanzlicher Art.

Bantes Allerlei

Der Schueeball als Liedevdotr

Eine reizend« Liebesgeschichte mit doppelte» Irrungen und Wirrungen, die de» Kälte- «nd Schnee-Einbruch in Italien «it einer Liebesnovell« v«quickt, hat sich soeben in Maland zn- getragen. Sie ist so nett, daß ste nicht im Alltag untergehe» soll.

I In Mailand lebte ein ebrkamer Vater von bobem Ansehen mit seiner Tochter Gilda. Er sah es ungern, daß diese zarte Be­ziehungen z« einem jungen Advokaten Filippo auknüpfte. Sei» Standpunkt war:Meine Tochter soll einen reichen Mann hei­raten!" Und er verbot Filippo jede Annäherung. So konnte der persönliche oder briefliche Verkehr der Liebenden nur «och durch List bewerkstelligt werde».

Die Verliebte» dachten zunächst an Brieftauben Aber die hübschen Tiere waren nicht zuverlässig, und nachdem eine Taube den Liebesbrief Filippos nach dem fernen Afrika statt nach dem nahen Hause in Mailand befördert hatte, wnrde dieses Verkehrsmittel" anfgegeben.

Zum Glück kam der Schnee nach Mailand, «nd da die Lieben­den sich von dem Altan ihrer benachbart gelegene» Wohnungen sehen konnten, so steckte« ste ihre täglichen Zärtlichkeitsbeteneruu- gen in Schneebälle und warfen sich diese zu.

Eines Tages aber ereignete sich ein Mißgeschick. Filippos wohlgedrehter Schneeball mit zärüicher Füllung flog an die Fensterscheibe eines anderen Hausbewohners, zerbrach dabei die Scheibe und landete ans dem Bett einer jungverheiratete« ! Frau. Der betreffende Ehemann stand gerade im Zimmer und j las mit Erstaunen und Entrüstung auf dem Zettelcheu, das auf ? der Bettdecke rasch herausschmolz:Ich kan» ohne dich nicht ke- ! ben ich sterbe vor Liebe also heute abend auf dem ge- ' wohnten Platz ich küsse dich. Dein Filippo."

Mittwoch, den 18. Januar 1888

Run gab es eine fürchterliche Eifersnchtssze«« trotz der Drä­nen und Beteuerungen der jungen Fra». Der rabiate Ehemann ging der E»ch« auf den Grund, bekam den Schuldige» in der Gestalt Filippo» rasch heraus, lauerte ihm aus »nd verprügelte ihn ohne ei» weiteres Wort der Erklärung. Der ahnungslose Filippo wurde so übel zugerichtet, daß er die Eanitätswache, dann aber das Polizeikommisfariat aufsuchte und de» unbekaun-

- ten Angreifer verklagte.

! Die Verwirrung, die der unglückliche Schneeballwurf angerich«

- tet hatte, wurde dort nicht ohne Mühe geklärt. Auch Gilda und

! ihr Vater mußten sich schließlich zum Polizeikommissariat bemü­hen. Es wurde ein hochdramatisches stürmisches Verhör. Immer­hin, als es beendet war, lachte allerseits die Sonne. Gilda und Filippo »ahmen vereint die Spitze der Gruppe. Der Later und der gekränkte Ehemann folgten in freundschaftlichem Gespräch und die falsch verdächtigte junge Gattin stand in strahlender Un­schuld da. Vermutlich werden die beiden auf so seltsam« Weise gewordenen neuen Freunde nun Trauzeugen bei Gildas und Fi­lippo» Hochzett sei».

Kurze Sportrrmdschau

Deutschland Fußballelf für den Länderkampf gegen Belgien am 29. Januar in Brüssel wurde wie folgt aufgestellt: Platzer- Wiea; Etreitle-München, Schmaus-Wien; Rohde-Limsbüttel, Eoldbrunner - München, Gellesch - Schalke; Lehner«Augsburg. Hahnemann-Wien, Binder-Wien, Schön-Dresdeu, und Arlt-Risa. Der Ulmer Echädler macht die Reis« als Ersatzmann mit.

Deutsche Skisiege in der Schweiz. Das gleiche Meisterstück wir bei den Olympischen Spiele» vollbrachte Christel Cranz bei den internationalen Frauen-Skirennen in Erindelwald. Trotz des fünften Platzes in der Abfahrt am Samstag konnte ste noch als Siegerin aus dem alpinen Wettbewerb hervorgehen. So über­ragend ist das Torlaufkönnen der Freiburgerin, daß st« sich doch noch de» Gesamtstes sicherte. Im Torlauf belegten die deutsche» Frauen durch Käthe Erasegger, Lisa Resch nnd Rosematte Proxauf auch die nächsten Plätze. Dann erst folgte Erna Stentt lSchweiz). In Wengen ergab sich bei den Männern ein ähnli­ches Bild. Der Schweizer Junior Molitor setzte sich im Abfahrts­lauf an die Spitze, wurde aber im Torlauf nur Vierter. Willi Walch und Josef Jrnnewein liefen als Beste die gleiche Zeit von 1:47^ Minuten. Hinter ihnen folgte mit Pertsch ein weiterer Deutscher. Walch war in der Abfahrt um Zehntelsekunde» schnel­ler gewesen ab» Jennewein «nd wurde vor ihm Kombinatious- steger.

Da» 4-Stu»de»-Ma«»schaftsre»nen in der Halle Münstettand

wurde »ach wechselvollem Verlauf von Vopel-Tettilte mit einer Gesamtleistung von 177,6 Kilometer und 64 Punkten vor Zims-

> Jppen mit 32 Punkten gewonnen. Das Paar Kilian-Lopel war ! dadurch gesprengt worden, daß Kilian wegen einer Erkrankung

> das Rennen aufgeben mußte, so daß Bopel den Münsterer Ter- ! ritte als Kampfpartner erhielt.

l Brüsseler Antomobilsalo». Die Reihe der int ern a t iona len

i Auto-Ausstellungen des Jahre» 1939 wurde am Mittwoch mit dem Brüsseler Automobiksalo» eröffnet. Dt« deutsche Automobil«

? industtte ist in diesem Jahre wieder durch mehrere repräsentative l Firmen, darunter Mercsde»-Benz. Opel. Auto-Anion, BMW., ! Hanomag und Adler vertrete». Di« deutsche» Stände erregen j allgemeines Interesse. Bei Mercedes-Benz wird besonders der l in vielen Wettkämpfe» siegreiche Rennwagen bewundert. Auto- I Union hat al» Besonderheit ein vollständige» Betriebsmodell ! mit ausgeschnittenem Motor ansgestellt. Der neue Opel-Wagen

>Kapitän" wird ebenfalls stark beachtet.

> Weitere Berschlechternug der italienisch-französischen Spott- beziehunge». Die italienisch-französische» Sportbeziehunge» haben infolge einer neuerlichen Absage ans Frankreich eine weitere Verschlechterung erfahren. Der italienische Fechtverbaud hatte beim französische» Fechtverband drahtlich »m die namentliche Nennung der französischen Mannschaft für de« vereinbarten Länderkampf um die Toppa MoliL gebeten, der am Sonntag in Genua ausgetragen werden sollte. Frankreich hat jetzt ge­antwortet, daß es keine Mannschaft nach Genua «ttfeadeu werde.

! Italien wird deshalb auch, wie man vernimmt, am 28. Februar

> nicht an demAchterpokal"-Kampf tu Patt» teilaehmeu.

3 Es! 9 Pf.

lAonge (SMtte»13ff.

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Swe Velten Geschichte um Liebe uns Jagd iu uns um München von Hans Wagner

Arheberrechtsschutz durch Verlagsanstalt Manz, Regensburg. 1. Fortsetzung. Nachdruck verboten.

So blieb dem Herrn Alois Huber halt keine andere Wahl, als alle die Leute aufzusuchen, die in der Zeitung einen Hund zum Verkauf ausboten. Aber bei wieviel Leuten er auch war, nirgends konnte er einen Hund auf­treiben, der ihm gefiel. Kein Wunder, daß er nach seinen Gängen durch die halbe Stadt, nach dem wiederholten und stets erfolglosen Erklimmen steiler Stiegen in düsteren Mietskasernen, nach den zahlreichen Verhandlungen mit den Hundebefitzern, in eine recht ungute Stimmung hinein­geriet. Und wie er hinterher, verdrießlich, müde und dur­stig, mit seinen Freunden beim Eaßner zusammentraf, um Karten zu spielen, da erregte diese Stimmung ihres Kum­pans, der sonst immer so gut aufgelegt war, schon recht sehr die Aufmerksamkeit der Versammelten. Vis ihn dann einer nach dem Grund seiner Verdrießlichkeit fragte. Dem klagte nun der Herr Huber bereitwilligst seine Not: Übermorgen hätte sein Hannerl Geburtstag und er, er hätte halt immer noch nicht den Hund, den sie sich gar so sehnlich wünschte.

Da könnt ich dir schon helfen," mischte sich ein anderer in das Gespräch.Ich kenn einen Förster, der junge Hunde zum verkaufen hat. Fragst halt bei dem einmal nach, viel­leicht find sie noch nicht alle fort."

Dankbar notierte sich Herr Huber die Adresse des För­sters. Vielleicht würde er bei dem finden, was er suchte. Gleich am nächsten Morgen fuhr er zu ihm in das Forsthaus an der Isar hinaus.

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An ihrem Geburtstag konnte man es dem Hannerl wirk­lich deutlich ankennen, daß sie sich rechte Mühe geben mußte,

eine frohe Miene zur Schau zu fragen. Es waren alles schöne Geschenke, die man da ausgebaut hatte auf dem Ga­bentisch, und sparsam war man beim Einkäufen und Be­schenken auch nicht gewesen, das schon, aber die Hauptsache, das, was sie sich am allersehnlichsten gewünscht hatte, das war halt doch nicht darunter. Darum lief sie auch mit einem recht ungnädigen Gesicht zur Borsanllür, wie es draußen schellte und die Nosl aus der Küche nicht gleich zur Stelle war zum Oeffnen.

Ein halbwüchsiger Bub in der kurzen Wichs stand drau­ßen, das Hannerl meinte zunächst, er wollte hausieren, weil er ein Kistl unter dem Arm trug. Wie aber dann der Bub den Mund aufmachte und sagte:An recht schönen Gruß von mein' Vater und i soll dös Kistl da fürs Fräulein ab­geben," und wie sich in dem Kistl drinnen etwas rührte, da ging ihr ein Licht auf und sie zog den Buben geschwind in den Vorsaal herein. Schnell öffnete sie das Behältnis und von Herzen glücklich war sie, wie ein kleiner weißer Wachtel mit dunkelbraunen Tupfen mit großen, verwunderten Augen auf das neue Frauerl und die neue Umgebung schaute. Im Nu hatte sie den kleinen possierlichen Kerl im Arm und busselte ihn ab, daß man schon hätte neidisch wer­den können. Letzt hatte sie ja ihr so heiß begehrtes Hunderl.

Der Bub bekam hernach ein recht gutes Weggeld, so daß er schon zufrieden sein konnte.

Das Hannerl war es auch, und die Hedi so wurde nach schwieriger Wahl unter den vielen in Vorschlag gebrachten Namen das kleine Wachtelfräulein getauft wuchs sich unter ihrer getreuen Obhut prächtig heraus. Der Neid mußte es ihr schon lassen: Das Hannerl entzog sich keiner Mühe, wenn es sich um ihr Hunderl handelte. Der Hedi gefiel diese Fürsorge natürlich auch und so entwickelte sie sich in der Folge zu einem recht verwöhnten und recht eigen­sinnigen Hunderl. Sie wußte, daß sie jetzt die Hauptperson war im Huberschen Haushalt; in weitem Abstand folgte erst Jockl, der Papagei.

Auf diesen hatte sie schon eine rechte Wut. Tr war aber auch ein ganz gemeiner Vogel, hatte er doch gut aufgepaßt,

wie die Hedi von ihrem Frauerl gerufen wurde:Dahei Hedi!", und sich auch den wütenden Ausruf des Herrn Hube, eingeprägt:Gehst weiter, du Mistviech!" So schrie de, nämlich immer, wenn die Hedi von hinten her einen Angriff auf seine Pantoffeln oder die Troddeln des Schlafrocks machte, ein Spiel, das für den jungen Hund immer wieder neue Reize offenbarte. Und wenn die Hedi, allein gelassen, auf dem Diwan lag und schlief, was sie eigentlich nicht hätte tun dürfen, da ertönte dann plötzlich ein wütender Baß: Gehst weiter, du Mistviech!", blitzschnell sprang die Hedi von ihrer Ruhestätte herunter und zog schuldbewußt die Rute ein, in der irrigen Annahme, der sogenannte Herr des Hauses zanke mit ihr. Aber der war es gar nicht, son­dern der alberne Vogel hatte sich wieder einmal einen seiner schlechten Scherze mit dem unwillkommenen Hausgenossen erlaubt.

Aber die Hedi konnte halt nicht an den miserablen Kerl heran. Der Feigling saß ja sicher und geborgen hinter dem schützenden Messinggitter seines Käfigs. Allmählich jedoch gewöhnte sich die Hedi an die Heimtücke des Papageis und kümmerte sich kaum noch um sein boshaftes Gekreische.

Aber eine andere unangenehme Aussicht sollte der klei­nen Wachtelhündin bevorstehen. Der Familie Huber das Hannerl eingeschlossen blieb mit der Zeit die Einsicht nicht erspart, daß die Hedi eine Dressur im allgemeinen Interesse der Familie recht nötig gebrauchen könnte. Der Herr Huber selber stellte ja höchstpersönlich verschiedene Versuche in dieser Hinsicht an, aber sobald die Hedi den tieferen Sinn seines Vorhabens begriffen hatte, trat sie in solchen Fällen stets den strategischen Rückzug unter den Diwan oder hinter den Schreibtisch an, beides als sicher erprobte Plätze, wohin ihr ihr Peiniger aus Gründen der Bequemlichkeit nicht folgen wollte und aus solchen der Leibesfülle überdies nicht folge» konnte. Im unangreifbaren Versteck wartete sie geduldig ab, bis sich Papa Huber von der Aussichtslosigkeit seiner Be­mühungen überzeugt hatte.

(Fortsetzung folgt.)