K. Seite - Nr. 7
Nagolde» Tagblatt »Der Gesellschafter*
Montag, den S. Januar 1838
Enlschroltung aller Betriebe
Aufruf Dr. Leys an alle Betriebsgemeinschaften
Berlin, 7. Jan. Der Reichsorganisationsleiter der NSDAP, und Reichsleiter der Deutschen Arbeitsfront, Dr. RobertLey, erläßt folgenden Aufruf:
Schaffende Deutsche!
»Das Jahr 1938 liegt hinter uns. Es schließt mit der Schaffung des Eroßdeutschen Reiches und dem Zusammenschluß von 80 Millionen Deutschen ab? Der Kampf um das Lebeasrecht der Nation geht weiter. Die Fortführung dieses Kampfes im neuen Jahr gipfelt in der Zielsetzung, die der Führer in seiner Neujahrsbotschaft festgelegt hat: Erziehung des Volkes zur nationalsozialistischen Gemeinschaft, Verstärkung der deutschen Wehrmacht und Ausbau unserer gesamten deutschen Volkswirtschaft.
Es gilt, die großen Erfolge der nationalsozialistischen Revolution auf allen Lebensgebieten auszubauen und die Produktion unserer Lebensgüter auf einen Höchststand volkswirtschaftlicher Kraftentfaltung zu bringen. Zur Förderung und Gesunderhaltung der menschlichen Arbeitskraft tritt in diesem Jahr mehr noch als bisher die Zusammenfassung und Nutzung aller vorhandenen Materialwerte, vor allem aber eine erschöpfende Ausbeutung zur Wiederverwertung deutscher Roh- und Abfallstoffe.
Der Beauftragte für den Vierjahresplan, Eeneralfeldmar- schall EZring, hat angeordnet, daß zu Beginn des neuen Jahres eine umfassende Schrottsammlung in allen deutschen Betriebe» durchgeführt wird, um das vorhandene Altmaterial der eisenerzeugenden Industrie als Rohstoff zuzuführen. Deutschland hat im ersten Halbjahr 1938 über 500 000 Tonnen Schrott vom Auslande eingeführt. Diese gewaltige Einfuhrmenge kann durch eine restlose Erfassung des Altmaterials bedeutend herabgesetzt werden.
Mit der Durchführung dieser Schrottaktion hat der Generalfeldmarschall Eöring die Deutsche Arbeitsfront beauftragt. Ich rufe darum alle Vetriebsgemeinschaften aus, sich in vorbildlicher Weise für die erfolgreiche Durchführung der Schrottsammlung in den Betrieben einzusetzen. Es darf in Deutschland keinen Betrieb geben, der in diesen Tagen nicht sorgfältig von allem vorhandenen Alteisen ausgekämmt wird. Ich sehe hierin eine ehrenvolle Pflicht für die Werkscharen, diese Aufgabe handfest und tatkräftig anzufassen. Darüber hinaus erwarte ich von jedem Betriebssichrer und von jedem Gefolgsmann, daß er sich in uneigennütziger Weise für das Gelingen der Sache einsetzt. Die Gauobmänner der Deutschen Arbeitsfront find mir für eine ge- ! wissenhafte Durchführung der Schrottaktton verantwortlich.
Die Schrottsammlung in den Betrieben ist ein wichtiger Auf- ! lakt für die Fortführung des Vierjahresplanes im Jahre 1939. Sie steht wie die anderen großen Aufgaben, die es im neuen Jahr anzufassen gilt, unter dem Leitgedanken, der unser Handeln von jeher bestimmt hat: Wir alle helfen dem Führer."
Bade»
Lnto durchfährt Bahnschranke Zwei Personen getötet
Karlsruhe, 7. Jan. Die Reichsbahndirektion Karlsruhe teM mit: Freitagvormittag etwa um IS Ühr durchfuhr ein mit dem Eägewerkbesitzer Vits und Frau aus Waldkirch besetzter Personenkraftwagen in langsamer Fahrt die an dem Ueberweg der Strecke Denzlingen—Gundelfingen der Reichsstraße Waldkirch— Freiburg befindlichen Eisenbahnschranken. Der Kraftwagen kam auf dem Gleis zum halten und versuchte auf ein Achtungssignal der Lokomotive des um jene Zeit passierenden Schnellzuges Nr. 192 aus dem Gefahrenbereich herauszukommen. Dies gelang nicht mehr. Der Kraftwagen wurde durch die Lokomotive zertrümmert und dabei beide Insassen getötet.
Der Sägewerksbesitzer Vits aus Waldkirch und seine Ehefrau befanden sich mit ihrem Personenkraftwagen auf der Fahrt nach Freiburg, wobei Frau Vits am Steuer saß. Der Wagen stieß in voller, wenn auch langsamer Fahrt an den unteren Teil der vorschriftsmäßig geschloffenen Schranke und schleuderte die Schranke hoch, blieb aber auf die Haltruse des Bahnwärters auf dem einen Gleis stehen. Im gleichen Augenblick brauste der D-Zug heran. Da geschah das Unbegreifliche. Auch der Personenkraftwagen setzte sich wieder in Bewegung, wurde von der großen Schnellzugslokomotive erfaßt, eine Strecke weit geschleift und zur Seite geworfen. Der Wagen ging völlig in Trümmer und die beiden Insassen konnten nur noch als Leichen geborgen werden.
Karlsruhe, 7. Jan. (TaaderDeutschenPolizei.) Alle Dienstzweige der Polizei, ferner Feuerlöschpolizei und Technische Nothilfe werden sich am Tag der Deutschen ! Polizei (29. Januar) mit einem Sammlerheer von 2000 j Mann in den Dienst des Minterbilfswerks stellen und dabei
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44. Fortsetzung Nachdruck verboten
Herbert nickte.
„Und willst sie heiraten?"
Lisa fühlte ihr Herz klopfen, während sie auf feine Antwort wartete.
„Nieinst du?" wich er aus.
„Sicher willst du es! Aber — sie will nicht. Ist das dein Schmerz, mein Junge?"
Er sah sie nicht an und sie fühlte, daß sie recht hatte. Er gab es übrigens auch gleich selber zu.
„Hast recht," sagte er. „Sie will mich nicht heiraten. Und warum? Sehr einfach, Lisa. Ich bin ihr nicht gut genug. Und überhaupt, ich bin nicht ihr Typ."
Sie kam dichter an ihn heran. v
„Bin ich das? Herbert?" fragte sie, ihn ansehend.
Er sagte weder ja noch nein, aber Lisa las seine Antwort aus seinen Augen.
„Sieh mal — der Portier," sagte sie.
„Ja — und?"
„Merkst du nichts?"
„Er hält die Tür auf."
Lisa lachte. - , .
„Er hält die Tür schon die ganze Zeit auf, der arme Kerl," meinte sie. „Sicher ist das für ihn sehr ermüdend, und wir wollen ihn nicht länger warten lasten. Komm, wir gehen hinein und sprechen drinnen weiter."
Cie nahm seinen Arm, und er widersprach ihr nicht. Der Portier hielt die Tür noch immer auf, sie gingen an ihm vorbei und lockende Tanynusik klang ihnen entgegen.
mit verschiedenen Veranstaltungen das Stratzenblld beleben.
Mannheim, 7. Jan. (Vergeßlichkeit.) Das Mannheimer Straßenbahnamt hat 3000 Gegenstände des täglichen Bedarfs versteigert, die auf den Linien in Mannheim, Ludwigshasen und der Rhein—Haardt-Vahn gesammelt worden waren. Im Vordergrund standen mit überwiegender zahlenmäßiger Mehrheit die Damen. 400 Damenschirme und 500 Paar Damenhandschuhe wurden neben anderen kleinen Gegenständen versteigert.
Wertheim, 7. Jan. (Un g l L ck i m Steinb ru ch.) Infolge des Tauwetteis löste sich in einem Steinbruch in Dorfprozelten in etwa 20 Meter Höhe aus der Wand ein Steinblock in einem Gewicht von etwa 30 Zentnern und stürzte in die Tiefe. Der Steinbrecher Karl Eraßmann aus Neuenbuch wurde durch Steinsplitter schwer verletzt in das Krankenhaus nach Wertheim eingeliesert, seine drei Arbeitskameraden kamen glimpflicher davon.
Billingen, 7. Jan. (DenVerletz ungenerlege n.) Vor etwa zwei Jahren ist der 26jährige Willy Meßmer aus Unadingen dadurch schwer verunglückt, daß ihm ein Hund in das Motorrad sprang. Meßmer hatte seitdem unter den Folgen dieses Unfalls zu leiden und ist jetzt daran gestorben.
Buchheim b. Freiburg, 7. Jan. (Geständiger Brandstifter.) Am 11. September v. I. brach in einem hiesigen Sägewerk Feuer aus, dem damals Stall, Scheune und Sägewerk zum Opfer fielen. Der Besitzer des Sägewerkes wurde in Untersuchungshaft genommen. Nunmehr hat ein in einem Ort in Sachsen dieser Tage verhafteter 24 Jahre alter Mann gestanden, den Brand in Vuchheim gelegt zu haben. Der Mann wurde in Sachsen ebenfalls wegen Brandstiftung festgenommen.
Stockach, 7. Jan. (U n g l L ck sf ä l l e.) Der 22jährige Rudolf Betz in Winterspüren wurde bei der Arbeit im Walde von einem Holzstück derart an den Kopf getroffen, daß er einen schweren Schädelbruch erlitt. — In Eailingen kam die 78jährige ledige Emma Ruh auf der Hausfchwelle zu Fall und zog sich einen Schädelbruch zu, der den sofortigen Tod zur Folge hatte.
Basel, 7. Jan. (SchiffahrtaufdemOberrhein.) Der Schiffahrtsbetrieb auf dem Oberrhein konnte um die Jahreswende langsam wieder ausgenommen werden, dagegen steht der Verkehr auf dem Rhein zwischen Straßburg und Basel noch ziemlich still, wenn auch ab und zu ein leicht beladenes Eüterboot noch Basel erreicht. Der Rhein-Nhone- Kanal ist noch ziemlich vereist, doch wird aus ihm voraussichtlich in den nächsten Tagen der Schiffsverkehr wieder ausgenommen werden können. Von Straßburg und den weiter unten liegenden Häfen sind in verstärktem Umfange Schleppzüge zu Tal gefahren.
Ungetreuer Kassenverwalter
Mannheim, 7. Jan. Das Mannheimer Schöffengericht vernr» reilte den 28jährigen Fritz Probst aus Mannheim wegen Veruntreuung von Veitragsgeldern zu einem Jahr und zehn Monaten Gefängnis und zu 400 RM. Geldstrafe. P„ der zuletzt ein Gehalt von 160 RM. netto bezog, wurde von seiner Dienststelle beauftragt, Beitragsgelder von den Kaffenwaltern einzuziehen. Am 30. Mai 1938 wurde ihm auf den 30. September gekündigt, weil die Zahlstelle aufgelöst wurde. Verschiedentlich mußte Probst durch die Dienststellen gemahnt werden, die restlichen Beitragsmarken zurückzugeben. Als dies alles nichts nützte, drohte man ihm mit der Staatsanwaltschaft. Daraufhin flüchtete er zu seiner Braut. In dieser Zeit kamen erst seine Veruntreuungen ans Tageslicht. Anläßlich der Eeneralrevision verschleierte der Angeklagte seine Verfehlungen durch falsche Buchungen und fingierte Belege. Nach der Revision änderte er wieder die Zahlen und vernichtete sämtliche Belege. Der Gesamtbetrag seiner Veruntreuungen beläuft sich auf 4700 RM. Einen kleinen Teilbetrag davon führte er zwecks Deckung wieder an die Kaffe ab, sodaß ein veruntreuter Betrag von 3900 RM. blieb.
24SS erwarben den SA.-Reilerfcheiu
Vor Beginn der Prüfungen 1S3S
nsg. Es ist hinreichend bekannt, welch wertvolle vor- und nach- militürische Ausbildung das NS.-Reiterkorps, dessen Kern die SA.-Reiterei bildet, leistet. Wenn in wenigen Wochen die diesjährigen Prüfungen für den Reiterschein durch den SA.-Eruppen- rciterführer beginnen, erscheint es angczeigt, mit einigen Zahlen die Erfolge der SA.-Reiterei im Jahre 1938 kurz zu umreißen. Bei insgesamt 82 Prüfungen an 76 verschiedenen Orten Württembergs und Badens, in welchem Gebiet die SA. über 72 Reiterstürme verfügt, hat der Givppenreitersührer der SA.- Eruppe Südwest nicht weniger als 2400 Reiterscheine ausgegeben. Aehnlich wie das SA.-Sportabzeichen muß auch der Reiterschein alljährlich neu erworben werden. Der Besitz
de« Retterscheines gewährleistet freiwillig Dienenden Einstellung in den selbstgewählten Truppenteil nn Rahmen der allgemeinen gesetzlichen und militärischen Bestimmungen, bei der pflichtgemäßen Aushebung bevorzugte Einstellung als Reiter oder Fahrer. Daraus ist vor allem bei Jugendlichen das wachsende Interesse und die rege Beteiligung am Dienst der SA.-Reiterei bezw. des NS.-Reiterkorps zu erklären. Um den Pf erdebesitz er n, die für diesen Dienst ihre Pferde eine bestimmte Zeit zur Verfügung stellen, vermehrten Anreiz und in erster Linie eine öffentliche Anerkennung für ihre wertvolle Unterstützung zu geben, wurde im vergangenen Jahre ein besonderes Abzeichen gestiftet, das bis jetzt schon an 2360 Volksgenossen verliehen werden konnte.
Neue Aufgaben harren im angebrochenen Jahr auch auf dem Gebiete der SA.-Reiterei ihrer Erledigung. Neben der allgemeinen SA.-Ausbildung laufen in den ersten Monaten des Jahres die Reiterschein-Prüfungen, die Gruppenreiterführer Jenisch als Beauftragter des Reichsinspekteurs für Reit- und Fahrausbildung an allen größeren Orten unserer sudwestdeutschen Heimat abnehmen wird. Man geht in der Erwartung kaum zu hoch, wenn man als Ergebnis dieser Prüfungen eine Gesamtzahl von über 4VÜÜ Inhabern des Reiterschsines annimmt.
— Wintersportsonderzüge. Die nach einer früheren Meldung in Aussicht genommenen Winterspoitjouderzüge mit Fahrpreisermäßigung, also auch die bekannten Züge Stuttgart—Oberstdorf und zurück, werden bis auf weiteres nicht ausgeführt.
Der Hohevstoffelu Mer Naturschutz
Neichsforstmeister Generalfeldmarschall ESring hat eatschie- de«, daß der stattlichste der Hegauberge, der dreigipfelige Hohenstoffel« im westlichen Vodenseegebiet. »nter Einstellung jede» weiteren Basalt-Abbaues voll und ganz «nter Naturschutz gestellt «nd als Schutzgebiet beschleunigt i» da» »Reichsnaturschutzbuch" eingetragen wird.
»Krone de» Reiches" nannte ma« im Mittelalter ob seiner beherrschende« Stellung im Landschastsbild de« Hohenftoffeln. Vorgeschichtliche Funde erwies«, sein« frühere Besiedlung, spater trug er zu gleicher Zeit drei Ritterburgen, vo« dere» Größe heute noch ihr« Ruine, künde«. Diese Tatsache« allein hätten genügen sollen, «m den Berg, der dazu eine« der hervorragendste« vulkanische» Denkmale au» der Tertiärzett darstellt, als nationale» Wahrzeichen unangetastet z« lasse«. Ei«« frühere liberalistische Zeit vermochte sich aber z« einem solche» Entschluß »icht aufzuschwingen. Da der Kern de» Hohenstoffel» a«» Basalt besteht — einem Gestein, da» «» i» Deutschland im lleberfluß vibt —, legte man vor LS Jahre« am Rordgipfel eine« Stein- bruch an, der mit der Zeit zur Entstellung de« Berge» führt« »nd die Ruine der einst dort aufragende., Burg fast ganz zerstörte. I» de« letzten Jahre« machte sich ein immer stärkerer Widerstand gegen die weitere Schändung der einzigartige» Reichskrone bemerkbar. Längere Zeit ging der Kampf um de« Hohenstoffeln, der fetzt entschiede« wurde, nachdem die im Stein» bruch «nd im Schotterwerk beschäftigt« Belegschaft ohne jede Schwi eri g k ei t an anderer Stelle «nteraebrächt werde« konate.
"Mestattete AG. erzielte 1937 eine Rohertrag vo« 0,31 (0,28) Mill. RM. Nach Verrechnung der Aufwendungen von 1L 366*NA^b^H des Gewinnvortrages ei» Reingewrn«
nsg. Vom Buttermarkt. In der letzten Woche vor dem Weih- nachtsfest sind die Milchlieserungeu an die wiirttembergische« Molkereien infolge des erhöhten Eigenbedarf» der Erzeuger zu- ruckgegangen. Da auch der Frischmttchverbrauch der städtische« Bevölkerung aus demselben Grunde noch etwas Höher als in der Vorwoche war, hatte die Buttererzeugung einen Rückgang um rund 4 vom Hundert gegenüber der Vorwoche auszuweisen. Nach den Feiertagen ist jedoch wie üblich der Eesamtmilchanfall b« den Molkereien wieder beträchtlich gestiegen und zwar um rund 7 vom Hundert. Der Trinkmilchabsatz ist bedeutend (um rund S vom Hundert) gesunken, so daß die Buttererzeiwung um rund 7 vom Hundert gegenüber der vorhergehenden Woche zugenom- m«, hat. Die Versorgung der Verbraucher mit Butter konnte > daher wieder auseigenerErzeugungunseresWirt- schaftsgebietes sichergestellt werden. Da die Hauptkalbe, zeit im Allgau vorüber ist, nimmt auch hier die Milch- und Buttererzeugung zu.
»ir veorrwrrre «nanang wm»v„ «aanang, hat aufgrund
eines Beschluss^ "-' ' . - - .
tal um 9.5 auf ...
schah zum Zwecke — .... .
befindlichen Geschäftsanteils von 0.S Mill. NM. iL^*,??uftein-Pinselsabrik AG„ Ravensburg» hat in einer HD.
-Hnwandlung in «ine Kommanditgesellschaft beschlossen, persönlich hastender Gesellschafter ist Ernst Vollmar, Ravcns-
14. Kapitel.
Kurz nach neun Uhr am nächsten Morgen lief der Hausmeister der chirurgischen Klinik auf die Straße, um die Tür eines anko.mmenden Wagens zu offnen. Professor Krusius nahm seine Operationen wieder auf, und es war ein Tag von größter Wichtigkeit.
Der Hausmeister wußte, was dieses Ereignis bedeutete.
Er wußte das genau so wie jeder Arzt, jede Aerztin und Schwester. Der Chef hatte den Schicksalsschlag, der ihn getroffen hatte, überwunden, und er schritt nun zu neuen Erfolgen.
„Eulen Morgen, Herr Professor, guten Morgen?"
Alles, was es an Achtung, Anteilnahme und Treue gab, sprach aus dem Tonfall der Begrüßung.
Krustus nickte dem Hausmeister freundlich zu und lächelte sogar. Es war ein müdes, erzwungenes Lächeln.
Er hatte in der vergangenen Nacht zu schlafen versucht, er hatte wieder ein Schlafmittel nehmen müssen, aber erst in den frühen Morgenstunden hatte er etwas Ruhe gefunden, und schwere Träume hatten ihn gequält.
Er hatte Charlotte gesehen. Sie war aus dem Dunkel auf ihn zugekommen und hatte die Hände ausgestreckt. Kein Wort war von ihren Lippen gekommen, aber in ihrem Blick war ein grausamer Vorwurf gewesen. Und er, Bernhard Krusius, hatte sich ruhelos von einer Seite auf die andere gewälzt, und der Traum hatte schließlich dem grauen Morgen Platz gemacht. Doch noch jetzt, als Krustus in die Halle eintrat, war die Erinnerung wach.
Die Eltern des kleinen Patienten waren schon da; Krusius kannte sie nicht, aber er konnte sich denken, wer sie waren. Er las Vertrauen und Zuversicht in ihren Augen, wie er das schon oft im Blick der Angehörigen seiner Patienten gelesen hatte, und immer hatte es ihn in seiner Mission bestärkt. Und heute? Heute suchte er rasch sortzu- kommen von den beiden Leuten, mit denen er nur ein paar Worte sprach. Sie hatten Vertrauen, und er — er zweifelte an sich selbst!
Er kleidete sich um. Heute also, so wühlte und bohrte i
es in seinem Gehirn, heute fand die erste Operation je^ Charlottes Tode statt. Die letzte war kein Erfolg gewesen. War das nun eine Einzelerscheinung oder wiederholte es sich? Fehlte ihm die Ruhe, war irgend etwas mit ihm nicht in Ordnung?
Nebenan im Narkojeraum war ein junges Leben, das von ihm abhing. Und unten warteten die Eltern und empfanden es als selbstverständlich, daß er ihr Kind rettete; und sie freuten sich sogar, daß gerade er die Operation vornahm.
Ja, er mußte stark sein, er mußte die Stimme in seinem Innern zum Schweigen bringen und nichts mehr sein als der sichere, kaltblütige Chirurg und Menschenfreund.
Er ging in den Operationssaal, in den Raum, der ganz in Weiß gehalten war und das Schlachtfeld darstellte, auf dem er dem Tode schon unzählige Opfer abgerungen hatte. Auf dem er so viele Siege errang, aber auch die größte Niederlage seines Lebens erlitt. Erst wenige Wochen war es her, seit Charlotte dort aus dem Tisch gelegen hatte, es schien eine Ewigkeit her zu sein.
Bewegung ging durch den Saal, während Krustus hereinkam, und jeder nahm seinen Platz ein. Er sah sich kurz nach allen Seiten um, und es war ihm, als ob ihm jedes Augenpaar etwas anderes sagen würde.
Woran dachten sie? War er ihrer Ansicht nach noch der berühmte Chirurg? Oder nur ein Mann, der verzweifelt um seine Selbstbeherrschung kämpfte?
Krustus ließ den schon halb erhobenen Arm finken.
„Wir warten noch," sagte er leise.
Er sprach die Worte mehr zu sich selbst als zu den anderen, und tatsächlich hatte sie von allen nur Thea verstanden. Die übrigen bemerkten nur, daß etwas nicht stimmte, und ein kaum merkliches Murmeln machte die Runde.
Thea zögerte nicht.
Sie machte einige Schritte und sah ihm fest in die Augen.
Fortsetzung folgt.