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S. «eite - Nr. 7
Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter-
Montag. de« 9. Januar 1939
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Lltensteiq (Spiral), b. Vetter, 55. I., Her - ister, 82 I., Herren- s a u / Charlotte Krauß > / Elisabeth Frcy geb.
G. W. Zaiser, Inhaber eiter: spritz Schlang, atliche in Nagold.
' gültig.
!50.
rtzt L Seiten.
Nagold.
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ie in der Zeit vom ri 1933 geboren sind. Zeugnis mitzubrin- ! Kinder, die in der :bensjahr vollenden.
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Japaner und Chinese
Eise volkskundliche Gegenüberstellung Von Dr. FriedrichOtte,
Professor a. d. Reichsuniversität Peking.
Oft hört man: Warum der lange Streit zwischen zwei so ena verwandten Völkern wie Japanern und Chinesen? Mit gröberem Rechte könnte man fragen: Weshalb konnten sich Europas Völker nicht vertragen? Denn beispielsweise sind Deutsche und Engländer durch Sprache, Abstammung, geschichtliche und dynastische Bande enger verbunden als Japaner und Chinesen. Zum Teil ist der Gegensatz Schicksal; im Lause eines Jahrhunderts waren sich Chinese und Japaner fremder geworden, als sie es von jeher waren.
Seit dem Jahre 1842 beginnt für China der zur Fugung gewordene Zusammenprall mit den Machtausläufern der westlichen Zivilisation, 1853 für Japan; damals wurden in Ostasien die ersten Häfen unter englischem beziehuWS- weise amerikanischem Zwange für den Handel geöffnet. Damit setzte die neue Entwicklung ein, die heute in eine äußerliche Anpassung ausmündet, ohne das; jedoch bislang der völkische Kern zerfetzt wurde. Ja,, man kann kulturell heute für beide Länder im Innern eine starke Ablehnung'aller seit Ende des 18. Jahrhunderts entstandenen geistigen Strömungen des Westens feststellen, ein Zurückgreifen aus alte Eedankengebilde, was in China auf eine Erneuerung der konfuzianischen Richtung hinausläuft, in Japan auf eine Wiederbelebung des Kaifergedankens in alter Form, des Wang-Tao.
Die Ilebernahme der zivilisatorischen Errungenschaften des Westens ging in Japan schnell vor sich; ab 1870 industrialisiert e^ sich. Der Japaner ist wendiger als der Chinese. Das Ergebnis ist der heutige Industriestaat Japan, allerdings unter Beibehaltung einer starken bäuerlichen Unterschicht. China hingegen blieb fast ganz agrar. Der Chinese ist schwerfälliger als der Japaner, und in der dünnen, aber führenden Oberschicht war er überdies verkommen. Warum?
In Japan galten Offiziere, Soldaten und Seeleute als hochwertige Menschen, in China waren sie verachtet. In Japan beherrschte noch der Samurai, ein Kriegerstand, die Gesellschaft, in China ein überfeinerter, nur klassisch geschulter Eelehrtentyp. In Japan durfte also ein gebildeter Mensch auch seine Hände gebrauchen, ohne sich lächerlich zu machen. Daher konnte Japan schrittweise ein schlagkräftiges Heer und eine hervorragende Flotte aufbauen. Die Chinesen strebten noch bis zur Jahrhundertwende in die Mandarinenlaufbahn und, wenn Las nicht ging, in den Handelsstand hinein, das heißt sie schulten sich vorzugsweise im alten Staate als Literaten und Verwaltungsbeamte und verachteten im Grunde alles, was praktisch anmutete, also Offiziere, Schiffsmaate, Ingenieure, Chemiker.
Ein vornehmer Japaner durfte harte Arbeitshände haben. Ein vornehmer Chinese hätte sich deren geschämt; er liebte frauenhaft weiche, gepflegte Hände. Der alte seßhafte Handwerkerstand genoß zwar in beiden Ländern Ächtung, aher er führte nicht im Staat. Infolgedessen konnte sich auch nach 1800 das Opiumlaster, aus Indien durch Juden eingeführt, in China ausbreiten, in Japan nicht, weil der im Offiziers- und Seemannsstande hochstrebende Japaner körperlich stark bleiben mußte. Der Bauernstand blieb auch in China gesund; was da dem Laster verfiel, wird schnell ausgsstoßen oder erdrückt, sobald die körperliche Leistungsfähigkeit sinkt. Auch die schärfere polizeiliche Ueberwachung in Japan wirkte hierbei, bremsend; die Beamten dienten dem Staate, also der größeren Gemeinschaft, treuer als die chinesischen Mandarinen alten Stils und deren Anhang; der Chinese diente der Sippe, auch auf Kosten des Staates. Dabei stehen sich beide Völker in bezug auf körperliches Gewicht, Ausdauer usw. nach Messungen ziemlich nahe; die Schätzungen ergeben allerdings, daß die Leistungsfähigkeit beider ziemlich sicher für den Industriearbeiter um mindestens 25 v. H. unter der des Nordländers liegt. Der Unterschied in der Leistung beider Völker ist mehr das Ergebnis der besseren Ausbildung und Organisation der heutigen Japaner. Der chinesische Bauerntyp gilt aber als der genügsamere, wie man bei der Besiedlung der Mandschurei entdecken mußte. Immerhin stehen sich beide Völker als Menschen, etwa im Gegensatz zum Europäer, sehr nahe. Sie standen sich aber um 1800 noch viel näher, als es heute der Fall ist.
Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts wuchsen China und Japan dann, trotz gemeinsamer Schriftkultur ab etwa 400 n. Chr., und ähnlicher, wenn auch nicht gleicher völkischer und religiöser Grundlage sozusagen mehr und mehr auseinander. Japan stieg aufwärts, China sackte weiterhin ab im Sumpfe des jüdischen Opiumjahrhunderts (der Ausdruck „Opiumkrieg" wird von den Chinesen selbst gebraucht), wobei die wohlhabendsten Schichten in China mit schlechtem Beispiele vorangingen, die japanischen zum mindesten in körperlicher Hinsicht mit gutem. Eine Umkehr läßt sich erst ab 1900 in China beobachten, aber es ging sehr langsam, viel zu langsam für ein vorwärts stürmendes Zeitalter; vier Generationen Opiumraucher in der Oberschicht hatten zu viel verdorben. Erst ab 1928 wurde die zuerst rein geistige, langsame llmschaltung in China nach außen hin an der neuen Jugend, am Offizier und am Soldaten allen Europäern sichtbar, wenngleich man außerhalb Chinas nicht so recht daran glaubte. Der Chinese gesundete langsam auch körperlich wieder in der Oberschicht. Die praktischen Folgen blieben nicht aus.
Der erste chinesisch-japanische Krieg war 1891,95 zum Erstaunen der Weltvölker nach einigen Niederlagen der Chinesen zur See und zu Lande in Zeit von sieben Monaten entschieden. Die gegenwärtigen Auseinandersetzungen dauern Nach vielen, schweren Kämpfen seit Juli 1938 immer noch an, obgleich Japan heute mindestens das Vierfache an Material und Streitkräften eingesetzt hat wie 1894/95.
Die Erklärung für diesen eigenartigen Umschwung liegt in der vorstehend ski^erten Entw'^"ng. Dabei haben sich die Chinesen auf nahezu allen Gebieten am japanischen Beispiele geschult, wie früher die Japaner am europäischen, nicht nur in der Industrie, sondern auch als Schüler an der japanischen Militärakademie, und das seit drei Jahrzehnten. Diese Einstellung der beiden großen Ostvölker ist besonders seit dem japanisch-russischen Kriege 1905 sichtbar geworden; der japanische Sieg war auch in China als erste erfolgreiche Auflehnung der Gelben Nasse gegen das Ueber- gewicht dtzr weißen Rasse im Fernen Osten begrüßt worden. Die Japaner wurden die Lehrmeister oer Chinesen. In früheren Jahrhunderten war es umgekehrt gewesen.
Man tut gut daran, den Chinesen von heute nicht mehr mit dem von 1894/95 auf eine Stufe zu stellen. Der Japaner selbst erkennt das an und spricht heute oft mit Hochachtung von seinem Verwandten.
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EillheMche Iustizansbildung
Berlin, 6. Jan Reichsjustizministcr Dr. Eürtner hat im Einvernehmen mit dem Reichsminister des Innern am 4. Januar eine Verordnung überdie Befähigung zum Richte r a m t, zur Staatsanwaltschaft, zum Notariat und zur Nechts- anwaltschat erlaßen, die die Ausbildung des Rechtswahrernachwuchses im ganze» Reich einheitlich regelt und am 1. April in Kraft tritt.
Für das Altreich bringt die Neuregelung in mehrfacher Hinsicht bedeutungsvolle Veränderungen des bisherigen Nechts- zustandes: Die Ausbildung der Eerichtsreferendare bei der Verwaltung ist nicht mehr zwingend vorgeschrieben, sondern in das Ermessen des Referendars gestellt. So ist es möglich, die Referendare, die nicht zur Verwaltung gehen, ohne Verlängerung des Vorbereitungsdienstes gründlicher mit den Aufgaben des Richters, Staatsanwaltes, Notars und Rechtsanwalts vertraut zu machen. Weiter sind, entsprechend einem mehrfach geäußerten Wunsch der jungen Rcchtswahrer, in die Neufassung der Justizausbildungsordnung Richtlinien für die Ausbildung in den einzelnen Abschnitten ausgenommen worden. Sie tragen dem verständlichen Streben der Referendare nach selbständiger Tätigkeit in dem Maße Rechnung, das mit der Rücksicht aus die Rechtssuchenden vereinbar ist.
Das traurige Los der Kollektivbauern
Warschau, 6. Jan. In der letzten Zeit macht sich in der Sowjet- presse die zunehmende Sorge um die Entwicklung im sowjetrussischen Dorf bemerkbar. Bekanntlich ist die Landwirtschaft nach einem Wort Lenins noch immer „die wichtigste Industrie des Landes", und Stalin hat die 120 Millionen Menschen, die in dieser „Industrie" tätig sind, dem Sowjetregime unterworfen, indem er Len Bauern unter die Kcllektivknute zwang. Der sich immer wiederholende elementare Durchbruch des bäuerlichen Wunsches, den Boden wieder in Eigenbesitz bearbeiten zu dürfen, hat nun im Kollektivdorf trotz aller Prozesse gegen die Bauern solche Fortschritte gemacht, daß die Sowjetpresse Alarm schlägt und ein noch schärferes Durchgreifen verlangt.
In einem Aufsatz befaßt sich die Leningrader „Prawda" mit diesem Problem und weist daram hin, daß das Besitzgesühl des russischen Bauern in einem das Sowjetregime gesährdcndcn Maße um sich greife. Entgegen den Bestimmungen gingen die Bauern immer mehr dazu über, sich auf Kosten des Kollektivbodens Grund und Boden zuzulegen, den sie dann privat bestellen und absrnten. Sie hielten sich Vieh und ließen damit deutlich durchblicken, daß sie Gegner des Kollektivsystems seien. Das Blatt erwähnt zahlreiche Fälle, um zu zeigen, wie die individuelle Landbewirtschaftung auf diese Weise immer mehr zunehme und das Kollektivsystem diskreditiert werde und praktisch Schaden leide. Denn während die Bauern mit ihren privaten Landbewirtschaftung beschäftigt seien, die doch ursprünglich verboten sei, sei das staatliche Getreide auf den Kollektivfeldern zugrunde gegangen. Nebenbei betrieben die Kollektivbauern auch noch Handel auf private Rechnung. Dies ist ein Eingeständnis des Blattes, das zeigt, daß zehn Jahre Kollektivsystem aus dem russischen Bauern noch nicht einen Kollektivmenschen zu machen vermocht haben.
! Wells muLt aus!
Aussehen erregte kürzlich in England ein „Aussatz", den der ! bekannte englische Schriftsteller H. E. Wells im „Sunday Ehren ! nicle" schrieb. Wells stellte eine wachsende Erregung im englischen Volk fest wegen der Tatsache, daß die Engländer ihr Blut zu Markte tragen müssen für die Errichtung eines jüdischen Staates. Tag für Tag werden Engländer und Araber getötet, I um die zionistische Doktrin aufrechtzuerhaltcn, — eine Doktrin^ i die in der Praxis den schlagenden Beweis der Unmöglichkeit ! geliefert hat, die Juden zu assimilieren. Die große Masse des enaOsck'm so «'hrs- W'"s syhlt. daö die Zionistische
! Sache sie nichts angeht. Den Engländern zumuten, Opfer uns j Schwierigkeiten aller Art- auf sich zu nehmen, um den zionisti»
> schen Staat von vor zweitausend Jahren wieder aufzurichtea, ! sei ebenso absurd, als wenn man die Engländer auffordern ! würde, den Staat von Kanada oder den Staat der Philister wir-
derherzustellen, welche die Herren des Landes waren, früher als die Hebräer.
Wells schließt mit der Prophezeiung: Die Juden, die in ihrem Rassenegoismus mitten in der dynamischen Welt des 20. Jahrhunderts verharren, werden noch viel schwerer getroffen werde« ; als in der Vergangenheit. Es ist nicht ausgeschlossen, daß die ! jüdische Rasse jetzt überhaupt zum Erlöschen verurteilt ist.
Wir wagen in diesem Fall nickt. Herrn Wells ru widorlorecke«.
j Not macht erfinderisch
j Londoner Arbeitslose an die Hansgitter des Arieitsmint- i sters gekettet
. London, 6. Jan. Londoner Arbeitslose versuchten am Freitag
> erneut, durch eine drastische Demonstration auf ihre Notlage ! aufmerksam zu machen. Nachdem sie bekanntlich vor kurzem mit ! einem Sarg vor der Wohnung Lhamberlains erschienen waren, ! versammelte sich heute eine Gruppe von Arbeitslose» vor de« ; Haus der Arbeitsministers Brown, wo sich einige von ihnen au s die Eartengitter ankctten ließen. Andere Arbeitslose demon- ! strierten inzwischen mit großen Plakaten, „Arbeit oder Brot"
fordernd, in den benachbarten Straßen. Als die Polizei vor der i Wohnung des Arbeitsministers eintraf, hatte sich dort bereits eine große Menschenmenge angesammelt. Einer der Arbeits- losen überreichte gerade einen Brief an der Haustüre, in dem i der Minister aufgefordert wurde, eine Abordnung zu empfan- ! gen. Polizeibeamte stellten sich zunächst vor den Angeketteten i auf, um fotografische Aufnahmen zu verhindern. Da die Schlüs- ^ sel zur Oefsnung der Ketten nicht aufzufinden waren, mußte» die Arbeitslosen schließlich durch die Polizei mit Eiseusägeu oo»
, ihren Fesseln befreit werde», j
! Achtjähriger Prozetz um Pfennige
! Paris, 6. Jan. Eine Kleinigkeit, die mit geldlichen Maßstäben ! kaum gemessen werden kann — so klein ist sie —, wurde in Lha» § teaulin in der Bretagne der Anlaß eines jetzt bereits acht Lahre § dauernden Prozesses. Zwei Nachbarn dieses Ortes hatten jahre- ! lang friedlich nebeneinander hecgelebt. Eines Tages zeigte die . Dachrinne am Hause ein Loch. Das Wasser tropfte heraus und das ärgerte einen der Nachbarn. Die Reparatur sollte neun Een- ^ times kosten. Aber es war die Frage, wer die Reparatur zu veranlassen und zu bezahlen hatte. Da sich keiner für das Loch ! in der Dachrinne verantwortlich fühlte, wollte auch keiner die ! Kosten für die Reparatur übernehmen. Es ging ja nicht um , die neun Centimes. Es ging dan m, wer recht behielt. Darum ! mußte also wegen sin paar Pfennigen ein Prozetz gemacht werden. ! Die Richter schienen in dieser Angelegenheit sehr vorsichtig zu i Werke gehen zu wollen. Denn sie zögerten eine Entscheidung von Monat zu Monat und schließlich von Jahr zu Jahr hinaus. Wurde doch einmal ein Urteil gefällt, so strengte der Verurteilte ^ eine Revision des Prozesses an und der Streit ging weiter. Vor kurzem hat sich der Tag, an dem die Dachrinne zu tropfen begann, zum achten Male geführt. Acht Jahre haben die streitbaren Rachbarn im Gerichlssaal, auf ihr „Recht" pochend, sich gegen- übergestanden. Ihre Gesichter sind faltenreicher geworden, ihr Kopfhaar ist ergraut — das alles wegen neun Centimes, die jeder von ihnen mühelos aus der Westentasche hätte bezahlen ! können. Die Gerichts- und Anwaltskosten sind aber in diesen Jahren um ein Vieltausendfaches des Streitobjektes gestiegen.
^ Sie betragen augenblicklich bereits 20 000 Franc. Kürzlich fand i wieder einmal eine Verhandlung statt. Eine Einigung unter den i streitbaren Nachbarn war nicht zu erzielen. Die beiden Rechts- ^ anwälte verfochten mit Eifer die Standpunkte ihrer Klienten ! wegen der schadhaften Dachrinne. D:e Leiden Prozeßgegner zeig- ^ ten sich hartnäckiger als zuvor. Ein Urteil konnte abermals nach achtjähriger Verhandlung noch nicht gefällt werden. Also geht der Rechtskampf weiter. Er wird vermutlich erst ein Ende nehmen, wenn die beiden Nachbarn wirtschaftlich völlig ruiniert sind oder wenn einer von ihnen das Zeitliche segnet.
Vom Lob der Apotheke
Sind 8000 Apotheken zu viel?
Vor etwa 25 Jahrhunderten gab es die erste Apotheke. In Deutschland entstand sie vor etwa 1Ü00 Jahren. Heute gibt es in der Reichshauptstadt 563 Apotheken. In ganz Deutschland waren es 1933 6700, Ende 1936 7100, Anfang 1938 7500 und heute nach der Eindeutschung der Ostmark und des Sudetenlandes über 8000. Der Gesamtumsatz der Apotheken ist auch gestiegen. 1932 haben die Apotheker 280 Mill. NM. und ein Jahr fpäter beinahe 100 Milk. RM. s mehr umgesetzt. !
Es ist nun kein Zweifel, daß man die Statistik wie einen ! Narrenfpiegel handhaben würde, wenn man auf Grund der > Zunahme der Apotheken auf eine Verschlechterung unseres s völkischen Gesundheitszustandes schließen möchte. Es gibt ! mehr Äpotheken. Die Apotheker verdienen auch mehr. Wa- s rum soll man es ihnen nicht gönnen, wenn der Gesundheits- s zustand unseres Volkes besser geworden ist. Durch den Wirtschaftsaufstieg ist mehr Geld unter die Leute gekommen. Sie konnten mehr für ihre Gesundheit anlegen. Int Interesse der Vorbeugung sind mehr Heilmittel gekauft worden. Durch den Aufbau der „Deutschen Apothekerschaft" ! und durch die von ihr betriebene Volksaufklärung ist das ^ Vertrauen zu den Apotheken gestiegen. Alles dies trug dazu bei, daß man zur Apotheke ging bevor man krank war und bevor man es vor Schmerzen nicht mehr aushalten konnte.
Die Meister der Arznei
Es ist sehr schade, daß die meisten, die in die Apotheke gehen, in dem Apotheker nur den Verkäufer, den Händler ' mit Äpothekerwaren sehen. Diese Ansicht ist grundfalsch. ! Auch heute noch sind die Apotheker Hersteller von Arzneien ^ und in jeder Hinsicht für ihre Güte verantwortlich. Sie ha- ! ben eine große Tradition zu wahren — die Apotheker. Denn aus ihren Laboratorien hat sich doch zum großen Teil die Pharmazeutische Industrie entwickelt. Der Apotheker Ser- ^ türner entdeckte im Anfang des 19. Jahrhunderts das für
die heutige Medizin so unentbehrliche Morphium. Es waren Äpotheker, die das Chinin, das Narkotin, das Codein, das Santonin, das Atropin, das Papaverin, das Kokain, das Adrenalin und viele andere Heilmittel herstellten. Auch heute noch sind die Apotheker auf diesem Gebiete forscherisch und schöpferisch tätig. In vielen Fällen muß sich eben der Arzt darauf verlassen, daß fein Apotheker die Kunst, eine Arznei zu bereiten, trefflich versteht.
Der einzelne Apotheker kann die Verantwortung, die von ihm gelieferten Heilmittel zu überprüfen und zu kontrollieren, allein nicht übernehmen. Das kann nur die Gemeinschaft tun. Und deshalb hat sich die „Deutsche Apotheker- fchaft" das Institut für Arzneimittelforschung und Arznei- mittelprüfung in München geschaffen. Dort werden die geistigen Waffen geschmiedet zum Kampf gegen den Arzneimittelschwindel. Hin und wieder berichten ja die deutschen Zeitungen über die Ausnützung armer kranker Volksgenossen durch einen wucherischen und spekulativen »Heikmittel"- Hersteller.
Arzneischätze aus Wald und Feld
Trotz aller Chemie — und das ist nicht im geringsten eine Kritik an den Künsten der modernen Wissenschaft und Technik — spielen die Heilkräuter auch in der modernen medizinischen Wissenschaft eine große Nolle. Die Aerzte haben geradezu den Wert der Heilpflanze wieder neu entdeckt. So kommt es, daß auch seitens der Apothekerschaft der Anbau von Heilpflanzen in Deutschland gefördert wird. Nach einer gewissenhaften Statistik wurden bisher für über 30 Mill. RM. Heilpflanzen eingeführt. Es sind so gute Gründe vorhanden, daß, wo immer auch es geht, die Erzeugnisse des deutschen Waldes und Feldes für den deutschen Ärznetsthatz ausgenützt und der Anbau von Heilpflanzen gefördert wird. Denn auf diesem Wege ist es möglich, die Rohstoffe für unsere Gesundheit mehr als bisher aus dem Inland zu beziehen. ^ H. Sch—r.