10. Seite — Nr. SOI
Nszoider Taztlitt „Der Gesellschafter"
Samstag, de» 23. Dezember 1939
oamrr, vag auch Veit Winter hindurch der See bestehen bleiben und so eine ideale Eislaufsläche für den Wintersport abgeben wird.
Lörrach, 22. Dez. (Junge Diebin.) Nach dem Polizeibericht wurde dieser Tage eine Person wegen einer Reihe von Diebstählen festgenommen. Es handelt sich hierbei um ein erst 20 Jahre altes Mädchen, das in Lörrach beschäftigt war und bei seinen fortlaufenden Eelddiev- stählen insgesamt etwa 1600 NM. erbeutete.
Lahr-Dmglingen. 22. Dez. (Bahnschranke durchfahren.) Mittwochabend ereignete sich am Bahnübergang nach Hugsweier ein Verkehrsunfall. Ein aus Lahr-Ding- lingen kommender Kraftwagen durchfuhr aus bis jetzt nicht geklärter Ursache die Bahnschranke und geriet in dem Augenblick auf das Geleise als der Schnellzug die Stelle pafsterte. Das Auto wurde erfaßt und eine Strecke weit geschleift, bis der Zug zum Halten gebracht werden konnte. Dre beiden Autofahrer hatten nur geringfügige Verletzungen im Gesicht davongetragen.
Hammerstem bei Lörrach, 22. Dez. (Vermißter tot aufgefunden.) Der seit etwa acht Tagen vermißte Jakob Trefzer wurde in der Kander liegend tot aufgefun- den. Wahr,cheinlich hat der 75 Jahre alte Mann sich in der Dunkelheit verirrt und ist in die Kander gestürzt.
Offenburg. 22. Dez. (Opfer eigener Unvorsichtigkeit.) der Nacht auf Donnerstag ereignete sich gegen 2.30 Uhr auf dem Bahnsteig I des Offenburger Per- wnenbahnhoses ein schwerer Unfall mit tödlichem Ausgang Em Ichahriger Junge aus Veckingen (Saar), der in Jchen- hewi bei Lahr als Landhelfer beschäftigt war. befand sich aus der Weihnachtsurlaubsfahrt nach Helmstedt bei Braun- schweig. Beimllmsteigen sprang er auf den bereits in Fahrt befindlichen «chnellzug. wobei er unter die Näder geriet. Es wurden ihm beide Beine abgefahren, so daß der Bedauernswerte bald nach seiner Einlieferung ins Offenbur- ger Krankenhaus den schweren Verletzungen erlag
Drei Feiertage, wie nutzt man sie?
Fröhliche Stunden daheim — Denkt an die Front!
Die Weihnachtsfeiertage fallen diesesmal unerhört günstig. Der Kalender hat uns eine Freiheit geschenkt, wie sie nur nach einer Reihe von Lahren wiederkehren wird. Der Heilige Abend fällt auf einen Sonntag, der Montag und der Dienstag sind ebenfalls Feiertage. Wer freute sich nicht schon seit Wochen darauf, wer freute sich nicht auf das dreimal Ausschlafen-Können, auf die 72 Stunden» die dem Zuhause, der Familie und der Erholung gehören? Wer vielleicht die Befürchtung hatte, daß uns die Feiertage verkürzt werden könnten, ist schon längst von autoritativer Stelle darüber beruhigt worden. Nichts wird uns weggeknappst, alle drei Feiertage gehören uns und damit dem ganzen Volke. !
Wir brauchen hier keine Anleitung zu geben, wie man drei ! freie Tage, also fast eine halbe Woche schön und sinnvoll verbringt. Wer nichts weiter tut, als der Ruhe pflegen und sein > Dasein genießen, darf deswegen nicht gescholten werden. Es > gibt ja daneben Zerstreuungen und schöne Unterhaltung genug. - Der deutsche Rundfunk hat ein reichhaltiges und interessantes j Programm vorbereitet. Theater und Kinos warten ebenfalls ^ mit wertvollen Darbietungen auf und schließlich will ja auch ! die Familie zu ihrem Rechte kommen. j
Jawohl, die Familie. Dein Weihnachten ist ja in erster Linie > das deutsche Familienfest. Was sich am Heiligen Abend um den Lichterbaum versammelt, das kann sich auch noch am nächsten und übernächsten Tag darunter treffen. Frei- , lich, Bescherung ist nur einmal, und das ist ganz gut so. Aber ! ein Weihnachtsbaum im Schmuck der brennenden Kerzen ist ? immer ein Anblick, an dem man sich gar nicht sattsehen kann. ! Demi so etwas gibt es eben nur einmal im Jahre. !
Unsichtbar stehen an diesen Tagen und Abenden mit am Weih- i nachtsbaum zuhause all die Lieben und Angehörigen, die das ^ Vaterland verteidigen und die Heimat schüt- ! zen. Ihnen gehören zu jeder Stunde alle Gedanken, alle i Wünsche. Millionen von heißen und innigen Grüßen fliegen ! von der Heimat an die Front und von der Front zur Heimat. ! Denn während wir in der Heimat unsere Freizeit genießen können, steht der Soldat zu jeder Strttide auf seinem Posten. >
Die Augen sind scharf und unentwegt nach vorn, dem Feinde zu, gerichtet. Auch wenn in der Heimat von Tausenden von Türmen die Weihnachtsglocken klingen, können nur die Soldaten Weihnachten feiern, die sich in einer Ruhestellung befinden.
In diesem harten Ernste, in diesem jeden Monat gegenwärtigen Verantwortungsbewußtsein müssen auch für uns zuhause die Feiertage stehen. Wir sollen und wir dürfen feiern, aber wir müssen stets daran denken, wem wir das zu verdanken haben. Deswegen brauchen wir keineswegs mit todernsten Gesichtern herumzulaufen und uns jedes Lachen zu verbeißen. Ganz im Gegenteil. Ueberall dort, wo Urlauber die Weihnachtslage zuhause verleben dürfen, wird es mit Recht fröhlich zugehen. Eines aber gibt es, was man an diesen drei Tagen bestimmt nicht versäumen darf, alle Anverwandten, Freunde und Bekannten, die den feldgrauen Rock tragen, mit einem Gruß von daheim zu bedenken. Ueber nichts freut sich der Soldat so, wie über einen netten Gruß aus der Heimat. Die Postausgabe ist der festlichste Moment im Alltag des Soldaten. Das dürfen wir nicht vergessen, und auch der Schreibfaulste sollte jetzt dessen eingedenk sein und in den drei Tagen, die ihn von jeder Berufsarbeit freistellen, zu Tinte und Feder greifen.
Neue Anrechnurrgsfiitze sür Schalenwild
Wildpret von Schalenwild (Rot-, Dam-, Reh-, Gams- und Schwarzwild) ist bekanntlich auf die rechten Abschnitte der Reichs- fleischkarte oder die entsprechenden Abschnitte der Reise- und Eaststättenkarte zu beziehen.
Nach einer kürzlich ergangenen Anordnung der Hauptvereinigung der deutschen Viehwirtschaft ist Wildpret von Schalenwild statt bisher in zweifacher nunmehrin dreifacher Menge auf die für die einzelnen Abschnitte festgesetzten Eewichtsmengen abzugeben. Ferner ist der Bezug von Wildpret gegen die rechten Abschnitte der Reichsfleischkarte dadurch erleichtert worden, daß diese Abschnitte ohne Rücksicht auf die aufgedruckte Geltungsdauer während der ganzen Laukreit des Stammabschnittes lZuteilungsperiode) gelten.
Den Jagdausübungsberechtigten, die das von ihnen erlegte Schalenwild ganz oder teilweise zur Selbstversorgung verwenden, ist bei den ganzen Stücken statt 30 v. H. nunmehr nur 15 v. H. des Gesamtgewichts anzurechnen. Bei Teilstücken werden statt bisher 50 v. H. nur noch 30 v. H. des Gewichtes der Teilstücke angerechnet. Gewerbliche Betriebe (Wildprethändler, Gastwirtschaften usw.) haben die nach der Zerwirkung tatsächlich verbleibende Menge, mindestens jedoch 50 v. H. (bisher 60 v. H.) des Gesamtgewichtes (Gewicht in aufgebrochenem Zustand) gegen Abschnitte der rechten Seite der Reichsfleischkarte oder gegen Abschnitte der Reise- und Gaststättenkarte abzugeben. Die Abgabe hat in dreifacher Menge auf für die einzelnen Abschnitte festgestellten Eewichtsmengen zu erfolgen. Mildragout ist wie bisher ohne Abschnitte abzugeben.
— Stand der wichtigeren Tierseuchen in Württemberg. Nach den Berichten der beamteten Tierärzte war am 15. Dezember 1939 verbreitet: Maul- und Klauenseuche in 6 Kreisen mit 9 Gemeinden und 14 Gehöften; Kopfkrankheit der Pferde in 1 Kreis mit 1 Gemeinde und 1 Gehöft; Ansteckende Blutarmut der Pferde in 25 Kreisen mit 79 Gemeinden und 93 Gehöften; Eeflügel- cholera in 1 Kreis mit 1 Gemeinde und 1 Gehöft; Faulbrut der Bienen in 1 Kreis mit 1 Gemeinde und 1 Gehöft. ,
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— Ländliche Hanswirtschaftsprüsuug im nächsten Frühjahr. Die nächste Prüfung der ländlichen Hauswivtschaftslehrlinge findet, einer Bekanntmachung im Wochenblatt der Landesbauern- schast Württemberg zufolge, im Frühjahr 1940 statt. Zur Prüfung kann jeder ländliche Hauswirtschaftslehrling nach Beendigung der vorgeschriebenen Lehrzeit zugelassen werden, sofern er das 18. Lebensjahr zurückgelegt hat. Anmeldungen bis spätestens 1. Februar 1940 durch die Lehrfrau bei der Landesbauernschaft Württemberg.
— Kein Kriegsznschlag für Dauerwelle«. Wie die Bezirksstelle Wiirttemberg-Hohenzollern des Reichsinnungsverbandes des Friseurhandwerks mitteilt, ist entgegen anderslautenden Behauptungen sür die Anfertigung von Dauerwellen kein Kriegszuschlag geplant. Ferner wird darauf hingewiesen, daß die Reichsseifenkarten in sämtlichen Geschäften eingelöst werden, die für den Handel in Seifen und Parfümerien zugelassen sind. Die Kundschaft ist hierbei weder an eine Kundenlifte noch an eine Porausbestellung gebunden.
Fünf Minuten vor Weihnachten
Wenn sich in diesem Jahre der Goldene Sonntag seinem Ende zuneigt, ist schon der Heilige Abend da. Und wer an ihm noch seine letzten Weihnachtseinkäufe erledigen will, der kauft sozusagen fünf Minuten vor Weihnachten. Für gewöhnlich bringt der Goldene Sonntag den letzten Höhepunkt des Weihnachtsgeschäftes. In diesem Jahre dürfte es anders sein. Denn fast durchweg ist diesmal mit den Festvorbereitungen sehr zeitig begonnen worden. Die Notwendigkeit, schon Mitte des Monats die Weihnachtspakete abzusenden, hat auch einen allgemeinen zeitigeren Einkauf aller Geschenke mit sich gebracht. So werden diesmal an den Verkaufsstunden des „Goldenen", die auch kurz befristet sind, nur noch die Nachzügler hastig durch die Geschäfte eilen oder es werden noch kleine Ergänzungskäufe ausgeführt — irgend welche kleinen Gaben gekauft, die man vergessen hatte.
Der Goldene Sonntag bietet die letzte Kaufmöglichkeit vor dem Fest. Es ist nicht so wie in anderen Jahren, daß auf ihn noch ein paar Wochentage folgen, an denen man die letzten notwendigen Besorgungen vornehmen kann. Diesmal ist der Goldene wirkich der allerletzte Augenblick Um so wichtiger ist es, noch einmal gründlich alles zu überprüfen, was gekauft worden ist und was noch angeschafft werden soll. Dazu gehören ja nicht nur die Geschenke allein. Auch nicht nur der Weihnachtsbaum und der Baumschmuck und allerlei kleines weihnachtliches Beiwerk, das wir für die Feiertage brauchen. Es heißt auch, für die Feiertage Vorsorgen und die notwendigen Lebensmittel im Hause haben. Kluge Hausfrauen werden mit diesen hauswirtschaftliche« Vorbereitungen gewiß nicht bis zur allerletzten Stunde gewartet haben, aber vielleicht wird sich doch Herausstellen, daß man das eine oder andere vergessen hat zu besorgen und daß es nun rasch noch geholt werden muß.
Am glücklichsten sind ohne Zweifel diejenigen, die den Goldenen Sonntag und vor allem die Stunden, die dem Heiligen Abend vorangchen, nicht zu einer Hetzjagd durch dre Geschäfte benutzen und danach noch zu Hause alle Hände voll zu tun haben, sondern die nun dank ihrer rechtzeitigen Vorbereitungen Mutze haben, schon den Beginn des Feiertages voll zu genießen und in einer stillen Stunde die Gedanken auf die Wanderschaft zu schicken, hinaus zur Front, wo heute in jedem Bunker, in jedem Unterstand unsere Soldaten um den Weihnachtsbaum sitzen und nach der Heimat denken, in die weite Ferne, zu manchen Lieben, die ganz bestimmt mit ihren Gedanken bei. uns sind.
Goldener Sonntag — und zugleich vierter Advent. Heute zünden wir in den Nachmittagsstunden, wenn es zu dämmern beginnt, die vierte Kerze unseres Adventskranzes an, und wenn es Abend wird, erstrahlt der Weihnachtsbaum im Schimmer seiner Kerzen. So gleiten wir vom Goldenen Sonntag, dem vierten Advent, in die Weihnacht hinein, das deutscheste Fest, diesmal erfüllt vom Ernst der Stunde und doch auch von aller Tiefe des deutscheu Wesens.
SvkeMan der WLrtt. StUlttsthertter
Großes Haus. Montag, 25. Dez.: (Außer Miete) Die Meistersinger von Nürnberg, 16—21 Uhr; Dienstag, 26. Dez.: (Außer Miete) Die Fledermaus, 18—21.15 Uhr; Mittwoch, 27. Dez.: (Außer Miete) Hänsel und Eretel, 15.30—17.30 Uhr; (A 6) Häusel und Gretel, 19—21 Uhr; Donnerstag, 28. Dez.: (I 8) Der Rosenkavalier, 19 bis nach 22.30 Uhr; Freitag, 29. Dez.: Cavalleria rusticana. Der Bajazzo, 19 bis nach 21.45 Uhr; Samstag, 30. Dez.: (Außer Miete) Die Zauberflöte, 19—22.15 Uhr; Sonntag, 31. Dez.: (Außer Miete) Die Fledermaus, 19—22.15 Uhr.
Kleines Haus. Sonntag, 24. Dez.: (KdF.-Kulturgemeinde) Der kleine Muck. 14-16.30 Uhr; Montag, 25. Dez.: (Außer Miste) Der kleine Muck. 14—16.30 Uhr; (Außer Miete) Das kleine Hofkonzert, 19—22 Uhr; Dienstag, 26. Dez.: (Außer Miete) Der kleine Muck, 14—16.30 Uhr; (Außer Miete) Das kleine Hofkonzert, 19—22 Uhr; Mittwoch, 27. Dez.: (Außer Miete) Der kleine Muck, 14.30—17 Uhr; (KdF.-Kulturgemeinde 18) Minna von Varnhelm, 19—21.45 Uhr; Donnerstag, 28. Dez.: (B 5) Der schwarze Reiter, 19—22 Uhr; Freitag, 29 Dez.: (D 5) Das kleine Hofkonzert, 19—22 Uhr; Samstag, 30. Dez.: (H 7) Minna von Barnhelm, 19—21.45 Uhr; Sonntag, 31. Dez.: (Außer Miete) Der kleine Muck, 14—16.30 Uhr; (Außer Miete) Der Talisman, 19—21.30 Uhr.
Der 3. Rang ist zum Verkauf ab 25. Dezember 1939 sreigegeben. Die Mieter nehmen ihre gemieteten Plätze im 3. Bang wie».
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Offen sah Klaus dem Sprecher ins Auge In ihm würgte es. Er hätte am liebsten die Hände des Mannes genommen und sie herzlich gedrückt.
„Ich bin mit Hanna gekommen, nicht, weil sich Hanna fürchtet, allein zu kommen, londern weil ich Sie sehen wollte. Wir hängen an unserem Kind und glauben an Hanna. Und darum wollte ich Sie bitten, geben Sie mir. ehe Sie mit Hanna sprechen. Ihre Hand darauf, daß Ihre Hände frei von leder Schuld sind Meine Augen, die viele Menschen sahen und prüften, glauben es von vornherein. Versprechen Sie es Mir in die Hand "
Klaus atmete tief auf, dann streckte er dem edlen Manne feine Rechte entgegen.
„Meine Hände sind rein. Ich habe keine Schuld. Beim Andenken an meinen geliebten Vater verspreche ich es Ihnen."
Hanna trat ins Zimmer. Das Herz schlug ihr stürmisch.
An der Tür blieb sie stehen. Mit strahlenden Augen sah sie auf den Geliebten Der letzte Schatten siel von ihrer Seele. „Kein Mensch, der dich ansieht. Geliebter, kann dich verurteilen," sagte eine Stimme in ihr.
Klaus war langsam zu ihr getreten.
„Willst du nicht näher kommen, Liebste?" sagte er herzlich
Da schritt sie ungestüm auf ihn zu. Mit ihrer Selbstbeherrschung war es vorbei. Weinend und lachend vor Glückseligkeit hing sie an seinem Halse.
„Du Lieber. Armer," flüsterte sie und küßte ihn.
Klaus stand und rührte sich nicht. Wie ein Wunder war es in seine Seele gezogen. Alles Harte, Herbe wich aus seinen Zügen.
„Du bist so gut. Hanna " -
„Ich weiß nicht. Liebster. Nur eins fühle ich Daß ich dich nie lassen könnte, so — egoistisch bin ich, Klaus, daß ich dich keinem anderen Menschen gönne. Ich bin vielleicht gar nicht so gut. aber lieb habe ich dich."
Nach einer halben Stunde mußten sich die Liebenden trennen.
Als am Abend Herr Eichler-Hochhenn teurer Frau gegenübersaß. fragte sie ihn: „Warst du bei ihm. Ernst?"
„Ja."
„Und?"
„Es ist der rechte Mann, dem ich Hanna gern gebe. Er ist bestimmt unschuldig."
Die alte Frau war glücklich.
* * *
Staatsanwalt Dr Wälfung stand mit dem Untersuchungsrichter auf gespanntem Fuße, denn der Untersuchungsrichter hatte sich allmählich zu der Meinung durchgerungen, daß die Brüder unschuldig wären Es gab. als er diese Anschauung dem Staatsanwalt gegenüber vertrat, einen harten Auftritt zwischen beiden.
„Haben Sie den Fall der Ilona Klengler vergessen, die mit ihrem unschuldigen Puppengesicht das Gericht samt allen Geschworenen hineinlegte, oder den Fall des Bahn- asfistenten Schöffer? Das waren doch wahrlich Kerle — wenn man diese ansah, dann schüttelte man den Kopf, und ich selbst hätte am liebsten iür Freispruch plädiert. Nein. Herr Untersuchungsrichter, wir wollen uns alle miteinander
nicht noch einmal düpieren lassen. Die Brüder sind schuldig, das ist meine Ueberzeugung, und wenn sie beide Eisendraht statt Nerven in sich haben."
Ärgerlich und wieder halb schwankend geworden schwieg
der Untersuchungsrichter.
* *
Am kommenden Tage begehrte Klaus den Untersuchungsrichter zu sprechen. Dr Wehle war begierig zu hören, was Klaus von ihm wollte, und machte sich unverzüglich auf den Weg.
„Herr Doktor," begann Klaus, „ich muß heute eine Bitte aussprechen."
„Und?"
„Sie wissen, daß mein Bruder und ich zur Olympiade aufgestellt werden sollen. Ich glaube. Ihnen bestimmt versprechen zu können, daß wir beide zumindesten eine gute Figur abgeben werden."
„Sie werden alles schlagen, davon bin ich fest überzeugt."
„Ihr Vertrauen freut mich Um nun daraus zurückzukommen: Wir wollen alles schlagen und werden bestimmt zur Olympiade antreten, denn ich bin fest davon überzeugt, daß das Gericht bald das Unhaltbare der lächerlichen Anschuldigung einsehen wird. Wir sind beide an dem feigen Meuchelmord unbeteiligt"
„Sie machen es uns schwer, Herr Michael."
„Nein, die Schuld liegt beim Gericht. Sie haben sich einen Indizienbeweis ausgedacht und wollen uns nun mit aller Gewalt schuldig haben, um die Richtigkeit Ihrer Theorie zu beweisen Das ist das Unmenschliche. Sie suchen nach unserer Schuld und nicht nach unserer Schuldlosigkeit. Tausenderlei Kleinigkeiten sind es, die aus Grund des gesunden Menschenverstandes für unsere unbedingte Schuldlosigkeit sprechen. Sie aber sagen — nein, diese Punkte sind raffinierte Täuschungsmanöver."
Der Untersuchungsrichter sah ärgerlich durch das Fenster, die ruhigen, klaren Worte kränkten ihn, und doch konnte er sich ihnen nicht verschließen Er brach das Thema ab.
„Was wünschen Sie, Herr Michael?"
„Wir wollen unser tägliches Training wieder aufnehmen."
Ueberrascht lachte Dr Wehle auf.
„Mein Bester, das wird schwerlich gehen"
„Warum nicht, Herr Doktor? Es ist doch ein durchaus begreiflicher Wunsch. Bedenken Sie. daß wir nach .unserer Freisprechung infolge des Verlustes unseres Vermögens vielleicht gezwungen sind, unser Können als Läufer ausnützer zu müssen, um Geld zu verdienen.", (Forts soigt.j