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Ansprache des Neichsministers an die Deutschen aus dem Baltikum und aus Wolhynien und an die Rückgeführten aus dem Saargebiet _

Berlin, 22. Dez. Auch kn diesem Jahre hatte Neichsminister Dr. Goebbels eine Anzahl von Volksgenossen mit ihren Kin­dern zu einer Weihnachtsfeier diesmal in den Räumen seines Ministeriums am Wilhelmsplatz eingeladen. Männer, Frauen und Kinder von Rückgeführten aus dem Saargebiet und Deutsche aus dem Baltikum und Wolhynien fanden sich am Freitag nach­mittag im Theatersaal des Neichsministeriums für Volksausklä­rung und Propaganda zusammen.

Von dieser Weihnachtsstunde, die Neichsminister Dr. Goebbels den Erwachsenen und Kindern bereitet hatte, wurde eine An­sprache des Ministers über den Rundfunk zu den zahllosen Pa­rallelfeiern übertragen, in denen sich ebenfalls die aus der Fremde zurückgekehrten Volksgenossen und die von der Saar mit ihren Brüdern und Schwestern im Reich versammelt waren.

Kurz vor 3 Uhr füllte sich der Theatersaal im Reichspropa­gandaministerium. Unter dem Schein des Lichterbaumes leuch­teten bald die Augen der großen und kleinen Gäste. Insbeson­dere dort, wo die Kinder Platz genommen hatten, herrschte nach kurzer Zeit fröhliche, unbekümmerte und kindliche Weihnachts­freude. Auch die Erwachsenen, deren Heimat oft viele Hunderte von Kilometern voneinander entfernt liegt, hatten bald kamerad­schaftliche Fühlung miteinander ausgenommen. Gemeinsames Schicksal und die gemeinsame Freude über diese weihnachtliche Stunde schlossen an diesem Nachmittag ein inniges Band um Gastgeber und Gäste.

Dr. Goebbels, der zusammen mit seiner Frau und seinen Kin­dern in Begleitung des stell». Gauleiters von Berlin, Staatsrat Görlitzer, und des Beauftragten für das WHW., Reichshaupt­amtsleiter Hilgenfeldt, erschien, wurde bei seinem Eintreten freu­dig begrüßt. Es folgten dann mancherlei lleberraschungen, die Dr. Goebbels für seine großen und kleinen Gäste vorbereitet hatte.

Ein Pastorale aus dem Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Vach leitete die Stunde ein. Dann sang der Kinder­chor von Emmy Eoerdel-Dreysing weihnachtliche Lieder, die mit stürmischem Beifall ausgenommen wurden. Der Jubel der Kinder steigerte sich noch, als sich der Vorhang hob und die Hohnstsiner Puppenspieler austraten und ein lustiges Kasperle-Theater auf­führten. Musik aus HumperdincksHänsel und Gretel" schlossen diesen Teil der Feier ab. Dann erschien der Weihnachtsmann in höchsteigener Person und lud die Kinder und Erwachsenen zur Bescherung in den Kursürstensaal des Ministeriums. Wohl selten hat hier solch ein Jubel und so fröhliche Begeisterung geherrscht wie jetzt, als die Kinder aus der Hand von Dr. Goebbels ihre Weihnachtsgeschenke erhielten. Der Gabentisch enthielt alles, was ein Kinderherz erfreut: Soldaten, Puppen, Baukästen, Spiele, dazu Lebkuchen und Nüsse und allerlei Süßigkeiten.

2m Mittelpunkt dieser Weihnachtsfeier stand die Ansprache van Reichsminister Dr. Goebbels, in der er sich vornehmlich an alle deutschen Volksgenossen wandte, die in diesem Jahre zum - .sten- mal das Weihnachtsfest in den Grenzen des großen-deutschen Vaterlandes feiern können.

Welhnachisansprache von Dr. Goebbels

Meine deutschen Volksgenossen und Volksgenossinnen! In die­sem Jahre feiern wir ein ernsteres Weihnachten als in allen vor­angegangenen Jahren des nationalsozialistischen Regimes. Es ist ein Kriegsweihnachten, ein Weihnachten der ge­schlossenen und entschlossenen Bereitschaft eines ganzen Volkes.

Trotzdem haben wir, traditionellem Brauch entsprechend, Männer, Frauen und Kinder zu einer gemeinsam vorweih­nachtlichen Stunde zusammenberufen und haben sie dieses Mal aus den Kreisen der ins Reich umgesiedelten Valtendeut- schen gewählt. Sie sind die Träger der großartigsten und modernsten Volkswanderung der neueren Geschichte. Ihre Um­siedlung ins Reich verfolgt ein wahrhaft historisches Ziel, und es ist deshalb nicht zu vermeiden gewesen, daß sie vor allem für Sie persönlich auch mit Sorgen und Schwierigkeiten ver­bunden ist. Aber vor Sorgen und Schwierigkeiten stehen wir Deutschen ja.alle. Es gibt niemand mehr in unserem Volke, der nicht daran mitzutragen hätte. Keiner kann sich der Last, die ein Krieg nun einmal mit sich zu bringen pflegt, ent­ziehen, und man kann wohl auch sagen: Keiner will das mehr. Das deutsche Volk ist erst recht in diesen wenigen Kriegsmonaten eine Gemeinschaft der Brüderlichkeit und der Zusammengehörigkeit geworden. Vielfach wird das im Ausland gar nicht richtig erkannt und eingeschätzt. Denn wie sollte man es sich sonst erklären, daß in den feindlichen Ländern immer wieder Versuche gemacht werden, das deutsche Volk vom Führer zu trennen?

Demgegenüber können wir zu unserer Freude und zu unserem Stolz feststellen, daß die nationale Solidarität noch niemals so stark und so für jedermann verpflichtend gewesen ist wie gerade in dieser Zeit» in der alles darauf ankommt, daß die deutsche Nation in Einigkeit und Entschlossenheit den kommenden Ereig­nissen gegenübertritt.

Daß diese Ereignisse von uns den Einsatz der ganzen Nation erfordern werden, ist für jeden klar, der offenen Auges die Lage überprüft. Vielfach allerdings wird das bei den Unbelehr­baren noch gar nicht richtig erkannt. Sie wollen nicht einsehen, daß Krieg Krieg ist, wo und mit welchen Mitteln er auch immer geführt wird. Es wäre für unser ganzes Volk verhängnisvoll, wenn wir uns darüber irgend einer Täuschung hingeben woll­ten. Es ist in der Vergangenheit bei uns alles so reibungslos und glatt vor sich gegangen, daß man vielleicht auf den Gedan­ken kommen könnte, der Krieg wäre gar nichts Absonderliches, dem man mit starkem Herzen entgegentreten muß. Vor allem in der Heimat gibt es Menschen, die da zu glauben scheinen, daß das Leben an der Front heute jenseits jeder Gefahr sei und im wesentlichen ausgesüllt werde mit militärischen Hebun­gen und Warten. So ist das denn doch nicht, davon kann in Wirklichkeit gar keine Rede sein. Der Soldat tut seine harte Pflicht, selbst in dieser Zeit, in der der Krieg noch nicht in voller Schärfe entbrannt ist, fordert sein Leben ungleich viel größere Opfer von ihm als das Leben in der Heimat. Der Dienst ist schwer. Der Soldat lebt fern von zuhause und Familie. Er muß sich in täglichem Einsatz anseinandsrsetzen Mit den Unbilden der Witterung, mit Frost, Regen, Schlamm und Kälte und oft auch mit der schwersten Gefahr für Leben und Gesundheit. Dazu fehlt es ihm meistens an jeder Möglich­keit, neben dem Dienst Erholung und Entspannung zu suchen. Er muß schon glücklich sein, irgendwo einen Rundfunkapparat aufzutreibsn, der ihm dann wenigstens eine gewisse Verbindung mit der Heimat gibt. Dazu muß er Verzicht leisten auf einen ibm lieb gewordenen Beruf, dessen Sorgen und Kümmernisse ihn trotzdem vielfach begleiten. Gewiß tun wir in der Heimat

Rigolder Tagblatt »Der Gesellschafter*

alles, um ihm seine Last zu erleichtern, aber es oleibt davon noch so viel übrig, daß er genug und übergenug zu tragen hat. Daß wir für ihn nach besten Kräften einzutre­ten versuchen, ist unsere elementarste Pflicht und gar nichts Besonderes oder Rühmenswertes.

Deutschland führt heute einen totalen Krieg, der Front und Heimat wenn nicht mit denselben Opfern, so doch mit denselben nationale« Verpflichtungen umfaßt.

Es geht in diesem Krieg um unsere nackte Existenz. Immer klarer wird das aus den Zeugnissen, die aus London und Paris zu uns herüberdringen, sichtbar. Wenn in diesen ersten Wochen dieses Krieges die maßgebenden englischen Politiker noch ver­sucht haben, dem deutschen Volk einzureden, sie führten nur Krieg gegen den Hitlerismus, ohne dem deutschen Volk Schaden zufügen zu wollen, so machen sie heute kein Hehl mehr daraus, daß es ihr Ziel ist, Deutschland niederzuschlagen, es als Nation zu zerstückeln und aufzuteilen und damit in politische und wirt­schaftliche Ohnmacht zurückzuwerse«. Es handelt sich also nicht etwa um eine Art Kartoffelkrieg, den Deutschland heute führt und es geht auch nicht um Prestigefragen von mehr oder min­der großer Bedeutung. Im Gegenteil, in diesem Krieg wird die geschichtliche Entscheidung über unser zukünf­tiges nationales Schicksal gefällt. Wir müßten ent­weder als Großmacht abdanken und als Volk zugrunde gehen, oder wir gewinnen diese« Krieg.

Es ist dabei auch für unsere nationale Zukunft ziemlich uner­heblich, wer im einzelnen auf der Gegenseite diesen Krieg gewollt hat und ob das englische oder das französische Volk ihn gern und mit Freuden führen. Sie führen ihn; das ist aus­schlaggebend. Es ist auch ein Irrtum anzunehmen, die Kriegs­hetzerclique etwa in Paris wollte uns mehr schonen als die in London. Die eine ist in ihren offen verlautbarten Zielen genau so brutal und zynisch wie die andere. Das heißt also, daß die plutokratische Welt sich in ihrer Gesamtheit gegen das deutsche Volk in seiner sozialen Gemeinschaft erhoben hat und es Nieder­schlagen und vernichten will.

Wir aber setzen «ns dagegen zur Wehr, und zwar als geeintes Volk, den» wir wissen, worum es geht. Bei uns hat der Krieg nichts mit einer kapitalistischen Führungsschicht zu tu«. Er ist ein Volkskrieg in des Wortes wahrster Bedeutung. Das deutsche Volk setzt sich in seiner Gesamtheit gegen diese internatio­nale Bedrohung zur Mehr, und zwar verteidigt es nicht nur seine Ehre, seine geistige Welt, seine sozialen Vorstellungen und Er­rungenschaften oder seine soziale Gemeinschaft nein: es vii- teidigt sein Leben!

Die Mächte und Kräfte, die uns heute gegcnübertreten, haben uns seit je her in unserem Kampf gegenübergestanden. Es sind die des Rückschritts, der plutokratischen Ausplünderung des arbeitenden Volkes, der Anhäufung riesiger Vermögen, gepreßt aus dem Elend der unterdrückten Nationen. Wir unterschätzen die Träger dieses Kampfes auf der Gegenseite nicht. Wir kennen auf das genaueste ihre Hilfsmittel und Methoden. Sie kommen zu uns mit verlogenen Phrasen, aber sie sind reißende Wolfe. Weil wir sie kennen, deshalb überschätzen wir sie jedoch auch nicht. Sie werden fallen, wen wir ihnen mit der geballten Kraft unseres 90-Millionenoolkes gegenübertreten. Wir haben sie vor sieben Jahren zusammengeschlagen, als sie uns in unserem innerpolitischen Kampf von der Macht zurückstoßen wollten. Auch da wiegten sie sich in billigem Triumph, die Juden, Pluto- und Demokraten, auch da erklärten sie den Führer in ihren feilen Gazetten für eine gefallene Größe; aber auch da konnte ein aufmerksames Ohr aus ihrem Geschrei schon die Angst heraus­hören, und wenig später lagen sie zerschmettert am Boden.

Und wie sie damals ihre letzte Hoffnung darauf setzten, die nationalsozialistische Bewegung vom Führer zu trennen, oder sie doch wenigstens zu zerspalten, so setzen sie heute ihre letzte Hoffnung darauf, das nationalsozialistische deutsche Volk vom Führer zu trennen oder es doch wenigstens zu zerspalten. Es wird ihnen diesmal so wenig gelingen, wie es ihnen damals gelungen ist. Wir kennen sie, und das deutsche Volk kennt sie auch. Ihr Lügengestammel prallt wirkungslos an der Geschlossenheit der deutschen Nation-ab. Sie werden nicht noch einmal, wie 1918, einen Sieg der Täuschung erleben.

In dieser inneren Verfassung begehen wir das Weih­nachtsfest 1939. Wir feiern es in einer ernsten Entschlos­senheit. Der Sieg wird unser sein. Das hoffen wir nicht nur, das wissen wir auch. Dieses Weihnachten be­gehen wir mit jener tiefen inneren Gläubigkeit, die immer noch die Voraussetzung des Sieges war. Wir lassen es trotz allem nicht an jenem Optimismus fehlen, der nötig ist zum Leben und zum Kämpfen. Nicht Schmerz und Trauer bewegen uns in diesen Tagen, sondern Stolz und Zuversicht. Wir fühlen uns als Volk wie eine große brüderliche Familie und werden entschlossen die notwendigen Lasten und Opfer, des Kampfes und der Arbeit auf uns nehmen. Mit jedem Soldaten sind wir in diesen Tagen auf das innigste verbun­den. Wir versprechen der kämpfenden Front, gewissenhaft darüber zu wachen, daß die Heimat genau so ihre Pflicht erfüllt wie sie. Wo Lasten und Opfer gemildert werden können, haben wir das getan und werden es auch in Zukunft tun. Wo sie unvermeidlich sind, werden wir sie gemeinsam tragen, damit sie leichter werden und jeder im Nebenmann ein Beispiel und ein Vorbild erkenne. Vom Frieden aber, der immer noch der Inhalt des W e i h n a ch t s f e s t e s war, wollen wir erst nach dem Siege reden.

So wende ich mich an Sie, meine Volksgenossen aus dem Baltendeutschtum. Auch Sie haben in den letzten Wochen und Monaten Opfer bringen müssen. Sie verließen Ihre Wohnstät­ten, Häuser und Höfe, mit denen Sie eine lange Geschichte und Tradition verband. Sie folgten dem Ruf des Reiches, und das Reich nimmt Sie nun in seine Arme auf. Sie kommen, weil Ihnen in Wahrheit Deutschland über alles geht. Ihnen wollten wir in diesem Jahr ein bescheidenes Weihnachtsfest richten. Mitten in Ihrem Vaterlande, das Sie sich wieder eroberten oder das wir Ihnen bereiteten, sind Sie mit uns versammelt. Seien Sie uns willkommen mit Ihren Kindern, die nun zu der Millionenkinderschar unseres Volkes hinzutreten, für die und für deren Leben in aller Zukunst unsere Soldaten die Waffen tragen und führen.

Stelle» wir «ns bei dieser Kriegsweihnacht alle fest und geschlossen hinter den Führer und zeugen wir mit ihm in Deutschlands großer und schwerer Zeit für unseres Reiches Zukunft und unseres Volles Ewigkeit!

Sin Erfolg der Hitlerjugend

383 423 83 NM. Sammelergebnis

In der 3. Reichsstratzensammlung des Kriegs-WHW. am 16. und 17. Dezember sammelte die Hitlerjugend im Gau Württem- berg-Hohenzollern 383123.83 NM. für das Kriegswinterhilfs­werk. Dieses ausgezeichnete Sammelergsbnis ist in diesem Kriegs-WHW. bis jetzt nur von dem Ergebnis der Reichs­straßensammlung übertroffen worden, bei der die Deutsche Ar­beitsfront sammelte. In zwölf Kreisen unseres Gaues aber ist es der Hitlerjugend gelungen, ein besseres Ergebnis als selbst die DAF. für das Kriegs-WHW. zu erzielen.

Samstag, den 23. Dezember 1989

Gerithtssaal

.Abgeurteilter Gewohnheitsverbrecher

Ravensburg, 22. Dez. Ein gemeingefährlicher Gewohnheits­verbrecher stand in der Person des 31 Jahre alten ledigen Vin­zenz R. aus Schussenried, wohnhaft in Kirchdorf, (Kr. Viberach) vor den Schranken der Strafkammer Ravensburg, wo ihm 16 Verbrechen des Betrugs zur Last gelegt wurden. Im Herbst 1938 und im Frühjahr 1939 reiste N. alsSchneider" durch das Oberland, nahm Bestellungen auf konkurrenzlos billige Maß­anzüge entgegen und ließ sich natürlich Vorauszahlungen machen. Die meisten Kunden aber wurden nie beliefert, andere erhielten den bestellten Stoff, um dann von neuem hereingelegt zu werden. Als demtüchtigen" Schneider das Wasser bis an den Hals ging, kaufte er auf einen Dreimonatswechsel, von dem er von vornherein wußte, daß er ihn niemals einlösen konnte, in einem Konfektionshaus fünf Anzüge, die er seiner Kundschaft als von ihm hergestellte Maßanzüge lieferte. Das Gericht verurteilte den mehrfach vorbestraften Betrüger zu drei Jahren Zuchthaus und fünf Jahren Aberkennung der Ehrenrechte. Nach Verbüßung der Strafe wird der Verurteilte in Sicherungsvere Währung genommen.

Zuchthaus für unverbesserlichen Einbrecher

Nottweil, 22. Dez. Der 24 Jahre alte Hermann Haberer aus Alpirsbach hatte sich am Donnerstag vor der Strafkammer Nottweil wegen zahlreicher, teils vollendeter, teils versuchter schwerer Diebstähle im Rückfall zu verantworten. Haberer war schon früh auf die schiefe Bahn geraten. Die neuen Straftaten verübte er im Sommer in Schramberg in Geschäftshäusern und Wohnungen. Wertgegenstände, Bargeld, Lebens- und Genuß­mittel fielen ihm auf seinen Beutezügen in die Hände. Das Gericht erkannte auf drei Jahre sechs Monate Zuchthaus.

Volksschädlinge vor der Karlsruher Strafkammer

Karlsruhe, 22. Dez. Als Volksschädling verurteilte die Karls­ruher Strafkammer den 23jährigen Halbjuden Paul Markus aus Karlsruhe wegen Rückfalldiebstahls, begangen unter Aus­nutzung der durch den Kriegszustand verursachten außergewöhn­lichen Verhältnisse zu zwei Jahren Zuchthaus. Der Angeklagte hatte Anfang September in Karlsruhe aus einem Hofe ein Fahrrad entwendet, welches von einer rückgeführten Familie dort zurückgelassen worden war. - Der 16jährige Adolf Ripp von hier hatte in der Nacht zum 23. Oktober 'das Verkaufs­häuschen Ecke Kriegs- und Lessingstraße erbrochen und für 17 RM. Zigaretten entwendet, die er mit dem 17jährigen Alfred Gräber aus Karlsruhe, der Schmiere stand, teilte. Ripp hatte außerdem Anfang Oktober während der Verdunkelung einen Verkaufswagen in der Kaiserallee aufgebrochen, um Ziga­retten zu stehlen. Ripp erhielt ein Jahr sechs Monate Gefäng­nis, der Mitangeklagte sechs Monate Gefängnis.

Der 17jährige Josef Behm aus Mörsch hatte aus einer ge­räumten Wohnung in Daxlanden während der Abwesenheit des Ibjährigen H., dessen Vater eingezogen und dessen Mutter und Geschwister als Rückaeführte fort waren, einen Geldbeutel mit 36 RM. entwendet. Ferner hatte er einen Vermieter betrüge­risch um 21 RM. geschädigt und einen Geldbeutel mit 12 RM. unterschlagen. Das Urteil lautete auf ein Jahr zwei Moyate Gefängnis.

Gefängnis für einen Judenschmuggler

Freiburg, 22. Dez. Wegen eines Paß- und Devisenvergehens hatten sich vor der Zweiten Großen Strafkammer der 38jährige staatenlose Alfred Israel Reichmann aus Berlin-Charlotten- burg und der 28jährige staatenlose Mordko Schaffer aus Wierz- bowieo (Polen) zu verantworten. Der Jude Reichmann, der selbst auf illegalem Wege auswandern wollte, hat sich als ein gewerbsmäßiger Judenschmuggler entpuppt, der mehreren Juden von Berlin aus behilflich war, unerlaubt ins Ausland zu kommen und auch im Sommer dieses Jahres noch versuchte, anderen behilflich zu sein. Der Angeklagte Schaffer gehörte zu den Leuten, denen Reichmann Hilfe zugesagt hatte. Der in Lör­rach-Stetten wohnende Mittelsmann, der den eigentlichen Schlepperdienst ausführte, erhielt dafür Beträge von 260 bis 866 RM. Das übrige Geld sollte über die Grenze geschmuggelt werden. Die beiden Angeklagten wurden an der Grenze gefaßt, als sie, da der Mittelsmann nicht erschienen war, auf eigene Faust über die Grenze durchzuschlupfen versuchten. Reichmann wurde zu einer Gefängnisstrafe von fünf Monaten und zu 400 RM. Geldstrafe oder weiteren 40 Tagen Gefängnis verur­teilt. Schaffer kam in den Genuß der Amnestie.

Vaden

Gegen die kriegswirtschaftlichen Bestimmungen verstoßen

In Pforzheim wurde am 18. 12. ein Lebensmittelgroßhändler wegen schweren kriegswirtschaftlichen Verstößen festgenommen. Derselbe hatte größere Mengen Fleisch- und Wurstkonserven, welche für das Heer bestimmt waren, zu Unrecht bezogen, außer­dem nahm er für Waren, welche aus dem Räumungsgebiet stammten, Preistreibereien vor. Er sieht einer empfindlichen Strafe entgegen.

Am 11. 12. wurde ein Wirt in Karlsruhe wegen Urkunden­fälschung und Vergehens gegen die kriegswirtschaftlichen Bestim­mungen festgenommen. Er hatte sich eine vom Ernährungsamt genehmigte.Vedarssmeldung von Fleisch- und Wurstwaren für seine Wirtschaft abgeändert und gelangte dadurch unberechtigt in den Besitz von größeren Mengen Fleisch- und Wurstwaren, welche er ohne Karten an Verbraucher abgab.

Am 8. 12. wurde ein Lebensmittelgroßhändler in Karlsruhe dem Polizeipräsidium vorgeführt, weil er bei Heeresliefsrungen teilweise große Preistreibereien vornahm. So hat er in einem Fall Teigwaren mit einer Großhandelsverdienstspanne von rund S6 Prozent der Heeresverwaltung geliefert. Auch er sieht einer schweren Strafe entgegen.

Pforzheim, 22. Dez. (Hosenknopf verschluckt und erstickt.) Im benachbarten Singen verschlackte der siebenjährige Sohn des Ratsschreibers einen Hosenknopf, der ihm in der Kehle stecken blieb. Der Junge ist erstickt.

Heidelberg, 22. Dez. (Lastkraftwagen gegen Straßenbahn.) Am Donnerstagmorgen stießen auf der Schlierbacher Landstraße ein Motorwagen der Heidelberger Straßenbahn und ein aus der Pfalz kommender Lastkraft­wagen zusammen, wobei der Führerstand des Straßen­bahnwagens erheblich beschädigt wurde. Einige Personen wurden verletzt, davon eine Frau, die neben dem Wagen­führer stand, schwer.

Weinheim, 22. Dez. (Ueb ergäbe der Wachen­burg.) Am Mittwoch fand im großen Saal des Rathauses in feierlicher Form die notarielle Uebergabe der WSC- Wachenburg in das Eigentum der Stadt Weinheim statt.

Schopfheim, 22. Dez. (Vom Eichener See) Der Eichener See, der bekanntlich periodisch austritt und wieder verschwindet, hat zur Zeit einen ansehnlichen Umfang. Man