6. Seite — Nr. 298
Nagold« Tagblatt »Der Gesellschafter-
Donnerstag, den 21. Dezember 1939
Gute AllMegSMöglWeiten
in der Landwirtschaft
ZdR. Es ist das Verdienst des Reichsbauernführers, für die landwillige Jugend die Voraussetzung geschaffen zu haben, daß diese jungen Menschen zuversichtlich den Weg in die landwirtschaftlichen Berufe gehen können. Die Landarbeitslehre bezw. Hausarbeitslehre für die Mädel schafft für alle in die landwirtschaftlichen Berufe strömenden Jungen und Mädel gleich günstige Startbedingungen. Die zweijährige Landarbeitslehre gilt als Grundausbildung für alle Berufe des Nährstandes. Schon während seiner Ausbildungszeit ist der junge Lehrling wirtschaftlich ganz auf sich selbst gestellt. Neben freier Verpflegung, Unterkunft und Kleidung erhält er ein Taschengeld, das ihm erlaubt, kleinere Ersparnisse zu machen. Bisher find die Verschiedenartigkeit und Vielseitigkeit der landwirtschaftlichen Berufe noch viel zu wenig bekannt geworden. Ziel einer planmäßigen Aufklärung mutz es daher sein, die Erkenntnis der vielen Zukunftsmöglichkeiten, die gerade in den landwirtschaftlichen Berufen liegen, zum Allgemeingut werden zu lassen. Die Sonderberufe der Landwirtschaft kommen den verschiedensten Interessen der jungen Menschen entgegen. So sind für die Jungen neben dem Beruf des geprüften Landarbeiters oder Bauern die verschiedensten Verufsarten in der Tierzucht und -pflege, im Gartenbau und in der Führung und Pflege von Maschinen und Geräten geschaffen worden. Alle diese Sonderberufe bieten bei entsprechender Befähigung schon nach kurzer Zeit die Möglichkeit einer Existenzgründung.
In einer Zeit der höchsten Kraftkonzentration auf allen Gebieten des täglichen Lebens kommt der Frage der Berufswahl der Jugend von heute als der arbeitenden Generation von morgen ganz besondere Bedeutung zu. Die bisher in Deutschland so erfolgreich durchgeführte Erzeugungsschlacht hat gezeigt, datz die Produktionsfähigkeit unserer Landwirtschaft neben einem verstärkten Maschineneinsatz in erhöhtem Matze von den Leistungen und Fähigkeiten der in den landwirtschaftlichen Berufen stehenden Menschen abhängig ist. Nur der hohe Ausbildungsstand unserer Bauern und Landarbeiter, verbunden mit einem durch nichts zu übertreffenden Verantwortungsgefühl, haben die Sicherstellung der deutschen Ernährung, dieses von der ganzen Welt bewunderte Werk, geschaffen. Heute und immer ist die Produktionsfähigkeit der deutschen Landwirtschaft von der Arbeitsfreude, der Arbeitsmoral und dem Arbeitsgeschick unserer Bauern und Landarbeiter abhängig. Ausgabe der Jugend mutz es sein, den Ausbildungsstand und das fachliche Können zu erreichen, die Deutschlands Nahrungsfrsiheit für alle Zeiten garantieren.
Neben der finanziellen Sicherstellung in seiner Ausbildungszeit genießt der junge Landarbeitslehrling eine sorgfältige Betreuung, die ihn während seines ganzen Berufs- weges nicht verläßt, ihn lenkt und ihm in schwierigen Lagen vorwärts hilft. Als besondere Betreuungsmatznahmen während der Ausbildung sind Zu nennen: die zusätzliche Berufsschulung, die Arbeitsabende der jungen Dorfgemeinschaft, bäuerliche Lehrfahrten und nicht zu vergessen dis ständige Betreuung durch den Gefolgschaft^ und den Jugendwart, der Kreisbauernschaft. Alle" diese Maßnahmen sorgen für eine planmäßig geleitete Ausbildung. Wie in allen anderen Berufen legt die Jugend in der Landwirtschaft alljährlich im Reichsberufswettkampf der Gruppe Nährstand Zeugnis von ihrem Leistungswillen ab. Die jährlich steigende Teilnehmerzahl am Reichsberufswettkampf beweist uns, datz.die Landjugend den Sinn dieses friedlichen Wettstreites begriffen hat. Wenn man sämtliche zusätzlichen Förderungsmatznahmen, wie Ausbildungsbeihilfen, Fachbüchergaoen, freien Besuch von landwirtschaftlichen Fach- und Hochschulen usw. von der erfolgreichen Teilnahme am Reichsberufswettkampf abhängig macht, so geschieht das, um auch hier das Leistungsprinzip immer wieder in Anwendung zu bringen. Der Reichsberufswettkampf der Gruppe Nährstand stellt damit einen Ausleseprozetz dar, aus dem sich für die Besten und > Tüchtigsten auch ohne eigene oder väterliche Mittel der Weg rum Ausstiea eröffnet. — Heute können wir unserer Land- .s
jugend voller Zuversicht den Weg rn die tanowtrlscyasiucyen Berufe aufzeigen. Landarbeitslehre. Ausbildungsbestimmungen, Betreuung und Förderung der Tüchtigsten haben die Voraussetzungen geschaffen, datz dieser Weg unter Ausschaltung materieller Zufälle erfolgreich beschritten werden rann. Doch neben all diesen materiellen Vorteilen dürfen wir die ideellen Vorzüge des Landlebens nicht vergessen. Gesund an Leib und Seele wächst hier draußen in den Dörfern im Schutze der Hofgemeinschaft eine stärkere Jugend heran, die die gesunde, natürliche Lebensweise bestimmt allen in der Stadt arbeitenden Menschen voraus hat! In den Gemeinschaftsveranstaltungen der jungen Dorfgemsin- schaft finden die Jungen und Mädel genügend Abwechslung und Erholung. Diese Jugend hat zwar fragwürdige städtische Vergnügungen aus ihren Dörfern verbannt. Was könnte ein großstädtisches Kabarett oder Tingeltangel auch einem Menschen geben, der Tag für Tag im harten Kamf mit der Natur dem Boden die Frucht abringt. Die Jugend hat sich die ursprüngliche und arteigene Fest- und Feiergestaltung des Dorfes zurückerobert. ,
Neben den vielgestaltigen Aufgaben, die die deutsche landarbeitende Jugend in Krieg und Frieden zur Sicherung der deutschen Ernährung zu lösen hat, hat der Führer gerade der Landjugend heute ganz besondere Aufgaben gestellt. Der wiedergewonnene Raum im Osten, mit den Bajonetten abgesteckt, muß durch ein starkes deutsches Bauerntum besiedelt werden. Den tüchtigsten und fähigsten deutschen Neubauern und Landarbeitern wird hier ein Weg gezeigt, der über die Landarbeitslehre, Landwirtschaftslehre und Neubauernschein zum eigenen Hof im Osten führt.
Es ist nicht weit zur Herberge...
Erlebnis von Franz Mahlke
Es war um die ersten Kriegsweihnachten. Fritz von llhde, der geniale Meister, begegnete mir in seiner Stadt. Das Schicksal wollte es, datz ich, ein Genesender, in der Jsar- residenz war. Zwar hatte der Ritter Tod, an dessen Seite er einst als sächsischer Reiteroffizier 1870 sporenklirrend so verwegen über den Rhein setzte, die farbenbunte Palette und den lichtseligen Pinsel ihm vor einigen Jahren über Nacht genommen. Gleichviel: Ich begegnete dem Meister in der Neuen Pinakothek. Gottbegnadete sind nicht tot, wenn sie gestorben sind.
Ich saß weltvergessen im Polster gegenüber seinem Bilde „Schwerer Gang", oder, wie er es auch nennt: „Es ist nicht weit zur Herberge". Der Schneewind fegt durch die weiße Wüste, zerrt an dem dürftigen Gewände jener Frau, die eine Heilige war. Werdende Mütter sind immer Heilige. Starke Arme legen sich schützend um sie. Wie eine tröstende Musik fallen Worte in ihr Ohr, durchsingen ihr Herz: „Es ist nicht weit zur Herberge". Dunkel wächst an fremdem Wege die Hütte aus weißem Winterland, die so voll warmen Weihnachtsscheins werden sollte.
Ich schloß die Augen, und da sah ich ihn, den gottseligen Meister llhde. Fritz von llhde, deine adelige Kunst hat uns die deutsche Maria', die deutsche Weihnacht geschenkt. Als ich die Wimpern hob, stand neben mir gestrafft, die Hände wie zum Gebet um die Feldmütze gelegt, ein junger Offizier. Ich weiß nicht mehr, wie wir ins Gespräch kamen, weiß nur, datz seine Augen wie Kerzen leuchteten, und llhde, der tote Meister, war bei uns.
„Sie lieben ihn, Kamerad?" fragte er mich.
„Weil er wie kaum einer Licht zu tragen weiß in jeden Winkel." — „Maltechnisch gesehen?"
„Nicht das allein, er ist der geborene Lichtkünder. Selbst das Eedankendunkel weiß er zu durchleuchten, zu durchwärmen. Ein Hymnus auf das Licht ist sein ganzes Schaffen. Sagt das nicht auch der „Schwere Gang"?"
Ich reichte ihm die Hand; ein kurzer herzlicher Druck war's. Schweigend schritten wir dem Ausgang zu. Fritz von llhde hatte eine Weihnachtskerze in uns angezündet.
Die silberne Sternensaat tanzte um Giebel und Erker. Vom Turm am Marienplatz stieg ein Elockenlied. Jeder Ton war wie das Fittichwehen eines Weihnachtsengels. Die Freude huschte auf allen Straßen und in allen Gestalten an uns vorüber.
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(42. Fortsetzung.)
..Gut- Die Angaben stimmen. Zur Hauptsache nun Sie ließen am Treptower Park halten und verließen das Auto Etwa zwanzig Minuten weilten Sie im Park, kamen ärgerlich zurück und fuhren nach Hause. Stimmt das?"
„Ja."
„Warum ließen Sie dort halten?"
„Erich Michael bat mich brieflich zu einer Besprechung im Treplower Park. Als Treffpunkt bezeichnte er das große Rondell."
„Besitzen Sie den Brief noch?"
„Es wäre möglich daß er sich noch unter meinen Sachen in Lichterfelde befindet."
„Unter Ihren Briefschaften und Papieren hat sich nichts gefunden."
„Das ist wohl möglich. Anscheinend ist er dann in den Papierkorb gewandert."
„Bedauerlich für Sie. Wußten Sie, was der Ermordete von Ihnen wollte?"
„Nein."
„Warum sind Sie dann der Aufforderung gefolgt? Auf Grund des Vorhergegangensn mußten Sie doch den Brief, ohne an eine Erledigung zu denken, in den Papierkorb werfen."
Klaus schwieg eine Weile Dann sagte er zwar zögernd, aber doch völlig ruhig.
„Das — war auch meines Bruders Meinung Aber ich bin doch gegangen. Ich nahm an, daß er sich vielleicht entschuldigen wollte."
„Hm. — Nun weiter. Sie verließen also das Auto und suchten Erich Michael?"
„Ganz recht. Ich betrat den Park. Es war gegen zehn Uhr und reichlich dunkel. Es war am Abend sehr bewölkt. Der Park war an dem Abend wie ausgestorben."
„Sie trafen Erich Michael?"
„Nein. — Am verabredeten Platze wartete ich eine Viertelstunde, dann ging ich zurück, ohne ihn getroffen zu haben."
„So. — Und dann fuhren Sie nach Hause und sind am nächsten Tage nach Thüringen gereist?"
„Sie wissen es so gut wie ick."
„Ganz recht. Ich würde aber an Ihrer Stelle offener sein. Ihre Kaltblütigkeit an sich ist sa bewundernswürdig."
„Sie irren. Herr Untersuchungsrichter. — Ich bin lediglich ruhig, weil ich keine Schuld trage."
Dr. Wehle empfand fast Sympathie für Klaus, aber er bezwang sie.
„Wie war das Verhältnis zu Ihrem Stiefbruder, dem Kommerzienrat Michael?"
„Wir waren völlig auseinander."
„Was veranlaßte das Zerwürfnis?"
„Mein sehr vermögender Stiefbruder zwang mich, unseres Vaters Gut. den Michaelshof. zu verkaufen Ich habe lehr an dem Hof gehangen, und darum hat jedes persönliche Verhältnis zwischen dem Kommerzienrat und uns Brüdern aus meines Vaters zweiter Ehe aufgehört."
„Ganz recht. — Der Kommerzienrat steht fetzt kinderlo; da. Wenn er einmal stirbt, dann erben Sie und Ihr Bruder bestimmt mit "
„Darüber haben wir uns nie den Kopf zerbrochen "
wenn Sie miterben, dann würden Sie leicht in die Lage versetzt, den Michaelshcf zurllckkaufen zu können Sie haben seinerzeit den Verkauf nur mit einer Rückkaufsklausel getätigt Stimmt das?"
„Durchaus. Und weiter?"
„Auf den Kopf sage ich es Ihnen zu' „Sie haben Erick Michael niedergeschossen. um auf diese Weise Ihren Stiefbruder mitzubeerben. Nur auf diese Weise konnten Sie jemals daran denken, den Michaelshof zurückzukaufen, denn bei dem Krach der Bankfirma Salvey u. Schlosser haben Sie Ihr Vermögen eingebüßt."
Da stand Klaus aus.
„Unsinn, Herr Dr. Wehle!"
„Gestehen Sie es ein. Herr Michael. Sie haben bei der Tat im Affekt gehandelt."
„Ich bin an der Tat gänzlich unbeteiligt Das ist mein letztes Wort. Herr Untersuchungsrichter Schuldig pressen lasse ich mich nicht, denn meine Hände — sind rein."
Enttäuscht ließ ihn der Untersuchungsrichter in die Zelle führen
Die Vernehmung Werners endigte mit dem gleichen negativen Ergebnis.
* » *
Am Abend wunderte sich Oberlandesgerichtsrat Dr Wehle sehr, als ihm Herr Eschler-Hochheim gemeldet wurde.
Als sich die Herren gegenübersaßen, ging der Industrielle sofort auf den Zweck seines Besuches ein s „Sie leiten die Untersuchung im Falle Michael, Herr ! Doktor?" >
Mein Begleiter machte eine knappe Viertelwendung und legte kurz die Hand an die Mütze Abschied!
„Darf ich Sie nicht bitten, den Heiligen Abend bei uns zu verleben?"
Er zog die llhr: „6.30 llhr geht der Transport; aber ich darf von mir hören lassen. Will's Gott, sehen wir uns vielleicht einmal wieder nach diesem „Schweren Gang"."
Ich gab ihm meine Karte. Ein Dank. Ein stummer Gruß. Dann verschluckte ihn das Gewühl der Straße.-
Wir standen singend um den Christbaum. Die Stimmen der Schwestern schwebten über unseren Bässen. Nach dem Gesang löste sich einer der Kameraden aus dem Ring, trat vor den reichen Gabentisch, und seine Stimme ging dunkel- tönig durch den lichten Raum: „Es ist nicht weit — zur Herberge —"
Eine Vlutwelle schoß mir durchs Herz. Der Redner richtete sich hoch und fuhr fort: „Datz wir das deutscheste der Feste hier feiern,, das ahnenalte Lichtfest der Sonnenwende, — wer wollte sagen, daß er es unter dem vorjährigen Christbaum geahnt hätte! Straßen laufen durchs Land, dunkel und windverweht, Straßen, ferne, fremde, mörserzerrissene, blutverwaschene. Wir gingen sie, wir gehen sie wieder, ein jeder die seine. Wohin sie führt? — Ist es nicht immer der gleiche Pol, um den alles Leben kreist: die Liebe? In einer Hütte wurde sie geboren, und war es nicht ein schwerer Weg: durch kalte Schneenächte bis zu jener Herberge, über der das Sternlein glänzte? — Sterne stehen funkelnd auch über den Trichterlöchern und segnen jene, die dort Herberge fanden, deren schwerer Weg ein Opfergang wurde."
Die Weihnachtskerzen im Festraum waren lange erloschen. In meiner stillen Stube stand ein winziger Baum in Flittergold zwischen duftendem Gebäck, zwischen kleinen Schachteln und Päckchen aller Art. Und ein kleines Bild war unter dem Tannenwunder. Zwei Kerzen standen daneben. Daheim, so weit — ach, gar so weit — saß eine und lauschte in die Nacht, lauschte auf die donnernden Züge und hegte den Glauben: vielleicht kommt er... und strich wohl
über eine Sessellehne mit lieber Hand-und wagte
die Chrrstbaumlichter nicht anzuzünden, weil sie wartete, hoffte...
Wachen und Warten ist ein leibhaftes Geschenk. Die Kerzen vor dem Bilde zuckten aus. Ich hielt ein Tannenreislein in ihren flammenden Atem. In einer kleinen W ilke verknisterte es. In meine Fenster lugte das Sternenangesicht der Nacht.
Es war ein froskklingender Wintertag kurz nach dem Jahreswechsel, als eine Melodie vom Marienplatz'mir nachging. Ich wandte mich vor dem breiten Portal des Hauptbahnhofs noch einmal abschiednehmend der schönen Stadt zu. Ein paar Flocken tanzten hernieder. Durch einen summenden Menschenknäuel gelangte ich zum Warteraum. Ich kauerte kaum in einer Ecke, da trat eine Schwester, meine Pflegerin, auf mich zu und gab mir einen Feldpostbrief. Ich las:
Ile d'Aix, den 1.1.15.
„Herr Kamerad, es war der letzte Tag des Jahres und sein letzter Tag. Im Unterstand Christbaumglanz. Ein Lied. Heimatseligkeit im Herzen. Wir stiegen auf — Schrapnellwölkchen, feindliche Vögel — wildes Geknatter, Moror- defekt. Gleitfluglandung beim Feind. Der Freund saß entseelt. Halsschuß. Unter den hinterlassenen Anschriften die Ihre mit der Bemerkung: „Es ist nicht weit zur Herberge. — N. Pin Mchn." — Ich weiß nicht, welche Bewandtnis es damit hat, weiß nur, daß eme Hoheit des Denkens seine Seele adelte. Das sprach sich rührend schlicht noch unter dem Christbaum aus, eine Stunde vor dem Sprung ins Dunkle, — für mich rn die Unfreiheit. Er ruht unter einem Tannenbaum beim Hof l'Esperance. — Zehn Zeilen sind nur erlaubt.
Kameradschaftlichen Grus ^' r ergebener v. Heyden."
>^Wenn es weihnachtet, muß ich an jenen Heiligen Abend denken, an dem der geniale Meister des Lichts, Fritz von llhde, wie ein Auferstandener zu uns trat und in der Stille der Neuen Pinakothek ein Deuter dunklen Ahnens wurde.
„Ja. Der größte Krimmaiiail m dunem Jahre Ein >ehr schwerer Fall. Haben Sie ein besonderes Interesse daran?"
Der Industrielle nickte Verwundert ichaute der Land» gercchtsrat aus ihn und meinte dann: „Es ist merkwürdig, wie viele der Fall Michael interessiert "
„Ich persönlich bin weniger interessiert, obwohl ich be- daure. daß unsere phänomenalen Kurzstreckenläufer durch den Fall vielleicht außer Gefecht gesetzt werden Es handelt sich, ganz osten gesprochen. Herr Doktor, um meine Nichte, die — Klaus Michael liebt"
Dr. Wehle ließ einen Ausruf des Bedauerns hören und schüttelte dann den Kopf
„Das bedauere ich lebhaft -denn es muß mit der Schuld und damit mit der Verurteilung der Brüder gerechnet werden. Der Indizienbeweis ist ein leiten geschlossener."
Der Industrielle war aufs höchste betroffen.
„Und die Brüder Michael?"
„Leugnen jede Schuld Entweder handelt es sich um den ungeheuerlichsten Justizirrtum oder — es sind zwei ganz geriebene Verbrecher mit Nerven aus Stahl."
„Und Ihre Meinung, Herr Doktor — wenn ich fragen darf?"
Der Oberlandesgerichtsrat spielte mit seinen Fingern aus der Tischplatte. Er zögerte mit der Antwort, denn er war sich selbst noch nicht völlig klar
„Es ist sehr schwer, Herr Eschler-Hochheim. eine feste Meinung zu bilden. Der Indizienbeweis ist, wie gesagt, lückenlos, und doch erklären beide Michaels, völlig unschuldig zu sein, und ihr Wesen ist so sicher, daß man. wenn man sie sieht und hört, sich sagen muß: Die Männer können nicht schuldig sein Ihre Aussagen sind völlig gleich, weichen nie. auch nicht im kleinsten, voneinander ab Glauben Sie mir. der Fall wird den Juristen manche unruhige Stunde machen. Kennen Sie die Brüder Michael persönlich?"
„Leider nein "
„Zwei schöne, schlanke Menschen, deren Auftreten besticht, obwohl sie sich natürlich geben und bestimmt nicht darauf eingebildet sind. Ich kann es verstehen, daß sich ihnen die Mädchenherzen zuwenden. Bedauerlich ist natürlich, daß Ihre Nichte gerade an Klaus Michael Gefallen gefunden hat. Denn, wenn nicht Zeichen und Wunder eintreren. wird ei bestimmt verurteilt, muß auf Grund des Indizienbeweises verurteilt werden."
„Wann wird voraussichtlich die Hauptverhandlung sein?'
„Nicht vor Oktober,"
„Willen Sie. wer die Verteidigung der Brüder führt?"
„Iustizrat Leverkom."
(Fortsetzung folgls