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R'igold?» Hetzblatt »Der Gesellschafter'
Donnerstag» de« 21. Dezember 1939
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Belgische Vierteljahres-Bilanz der britische« Blockade« Wirkungen
Eine gähnende Langeweile empfängt den Antwerpsner Bürger, wenn er einen Spaziergang an den Hafenkais und Brückenanlagen entlang unternimmt. Dampfer und Schleppkähne liegen still und verlassen im Hafen. Sie scheinen einen Winterschlaf zu halten. Das dumpfe Brüllen der Schiffs- strenen, das in Friedsnszeiten über das Wasser hindröhnte, ist nahezu verstummt. Nachgerade ist es zu einer kleinen Sensation geworden, wenn noch ein Schiff in den Hafen einfährt. Es ist die Stimmung der Grabesruhe, die sich hier ausbreitet. Antwerpen bietet das typische Bild eines neutralen europäischen Hafens. „Die englische Blockade trifft in erster Linie die Neutralen", so wurde von deutscher Seite schon in den ersten Kriegswochen erklärt. Die Bürger von Antwerpen sehen täglich mit eigenen Augen, wie richtig diese Behauptung gewesen ist.
In Friedenszeiten kamen jährlich über 10 000 Schiffe im Hafen an. Am Maste wehten amerikanische, englische, norwegische und andere Flaggen. Groß war die Prozentzahl der englischen Dampfer. Rund 5000 britische Schiffe liefen lne belgische Stadt an der Schelde, die einen der ersten Seehä'm und Handesplätze der ganzen Welt darstellt, all- jährlu u Englische Schiffe sind jetzt im Hafen nicht mehr zu sel ^ -?e'" die amerikanische Regierung die von Bergen bis reichende Sperrzone für die USA.-Schiff-
f, zr. -r^.ärt hat, ist auch die amerikanische Flagge an keinem Schiffsmast im Hafen mehr zu finden.
Borr offizieller belgischer Seite wurden in diesen Tagen Zabirn bekannt,,-geben, die diesen Niedergang des Schiffs- ve ,rs auf c n statistischen Nenner bringen. In den Mv.aten September, Oktober und November des Jahres 1938 liefen 3024 Schiffe im Hafen ein. In der gleichen Zeit des Jahres 1839 kamen nur 981 Schiffe an. Tonnage- mäßig ist ein Schwund von fast 70 Prozent eingetrsten. Hinzu kommt, daß der Durchgangsverkehr, der Transit, sich um mehr als 58 v. H. vermindert hat. Diese Zahlen beleuchten die Situation, wie sie sich in den ersten drei Kriegsmonaten entwickelt hat. Man rechnet aber in Antwerpen mit einem noch weiteren Niedergang des Schiffahrtsverkehrs. Die verschärfte britische Exportblockade, die England kürzlich einleitete, trifft abermals in erster Linie die Neutralen und besonders den Antwerpener Hafen, der in Friedenszeiten einen starken Transitverkehr aufzuweisen hatte.
Die belgische Regierung hat aus der Notlage heraus selbst noch dazu beitragen müssen, sie Ausfuhr aus Antwerpen einzuschränken. Um die Lebensmittelversorgung der belgischen Bevölkerung sicherzustellen, wurde die Ausfuhr von verschiedenen Waren verboten. Mit der Schiffahrt sank der Handel in steiler Kurve bergab. Aber nicht nur dies. Antwerpen war d.as Ausfuhrzentrum des belgischen Industriegebietes. Auch die Industrien bekommen mehr und mehr zu spüren, daß der englische Krieg geradezu eine lähmende Wirkung für die neutralen Länder hat. So werden durch das Schicksal des größten belgischen Hafens fast alle Wirtschaftszweige Belgiens mit erfaßt von der ständig zunehmenden Lähmung, die die Neutralen den Engländern verdanken. .
Steuerliche Begünstigung her Mehrarbeit
Berlin, 20. Dez. Der Krieg, der dem deutschen Volk aufgezwungen worden ist, verlangt von der deutschen Volkswirtschaft gewaltige Anstrengungen. Es muß auf allen Gebieten so viel wie möglich gearbeitet werden.
Die Leistung von Mehrarbeit, Sonntags-, Feiertags- und Nachtarbeit führt bei den Eefolgschaftsmitgliedern zu Mehrarbeitslohn. Der Reichsminister der Finanzen hat durch Erlaß vom 18. Dezember 1939 Seite 2228—21 HI angeordnet, daß dieser Mehrarbeitslohn nicht dem Kriegszuschlag zur Einkommensteuer unterliegt und auch für die Frage außer Betracht bleibt, ob die Freigrenzen beim Kriegs- zuschlag zur Einkommensteuer überschritten werden.
Beispiele:
kl.. Ein Arbeitnehmer der Steuergruppe II erhält einen Wochenlohn von 55 RM. Durch Mehrarbeitslehn, z. V. für UeSer- stunden, erhöht sich der Wochenlohn um 5 RM. auf 60 RM. Bisher betrug der Kriegszuschlag zur Einkommensteuer nach einem Wochenlohn von 60 RM. gleich 2.55 RM. Nunmehr unterliegt der Mehrarbeitslohn von 5 RM. nicht mehr dem Krisgs- zuschlag. Der Wochenlohn ohne den Mehrarbeitslohn beträgt 55 NM. Der Kriegszuschlag von diesem Wochenlohn beträgt 1 NM.
L. Ein Arbeitnehmer der Steuergruppe I erhält einen Wochcn- lohn von 60 RM. Durch Mehrarbeitslohn. z. B. für Ueberstun- den, erhöht sich der Wochsnlohn um 6 NM. auf 56 RM. Bisher betrug der Kriegszrllchlag zur Einkommensteuer nach einem Wochenlohn von 56 NM. gleich 2 NM. Nunmehr unterliegt der Mehrarbeitslobn von 6 RM. nicht mehr dem Kriegszuschlag. Ter Wochenlohn ohne den Mehrarbeitslöhn beträgt 50 NM. Er überschreitet nicht die für den Kriegszuschlag vorgesehene Freigrenze von 54 RM. wöchentlich. Der Arbeitnehmer hat keinen Krisgszuschlag zu enirichtcn.
Die Lohnsteuer berechnet sich der Lohnsteuertabelle gemäß nach Lohnstusen. Durch den Mehrarbeitslohn kommt das Gefolg- schastsmitglied oft in eine höhere Lohnstufe. Dadurch wird oft eine unverhältnismäßig hohe Lohnsteuer ausgelöst. Der Reichsminister der Finanzen hat durch den bezeichneten Erlaß vom 18. Dezember 1939 diese Härte beseitigt. Er hat angeordnet, daß der Arbeitslohn (E rundlohn und Zuschläge), der für Mehrarbeit, intags-, Feiertags- und Nachtarbeit gezahlt wird, nach den fc Zuu^-rtsätzen des Paragraph 35 der Lohnstcuerdurch- fühn sttcm,. .ngen besteuert werden kann (z. V. 10 v. H. bei Steuergruppe III, 3 v. H. bei Steuergruppe IV und Kinderermäßigung für drei Perionen), wenn das für das Gefolgschafts- Mitglied günstiger ist als beim Uebergang in eine neue Lohn- stufe der Lohnsteuer.abelle.
Beispiele:
e. Ein Arbeitnehmer der Steuergruppe I erhält einen Wochenlohn von 50 RM. Durch Mehrarbeitslohn, z. V. für Ueberstun- den, erhöht sich der Wochenlohn um 8 NM. auf 58 RM. Bisher betrug die Lohnsteuer bei einem Wochenlohn von 58 RM. nach der Lohnstcuertabelle 6.90 RM. Nunmehr ist die Lohnsteuer in der folgenden Weise zu berechnen: Wochenlohn von 50 RM, Lohnsteuer nach Lohnstcuertabelle 4.86 RM., Mehrarbeitslohn 8 RM., Lohnsteuer 18 v. H. gleich 1.44 RM., zusammen 6.30 RM. Der Arbeitnehmer hat keinen Kriegszuschlag zu entrichten (Hinweis auf Beispiel L).
D. Ein Arbeitnehmer der Steuergruppe IV imt Kinderermäßigung für zwei Personen erhält einen Monatslohn von 180 RM.
Durch Mehrarbeitslohn, z. B. für Ueberstunden, erhöht sich der Monatslohn um 5 RM. auf 185 RM. Bisher betrug die Lohnsteuer bei einem Monatslohn von 185 RM. nach der Lohnsteuertabelle 2.86 NM. Nunmehr ist die Lohnsteuer in der folgenden Weise zu verrechnen: Monatslohn 180 NM., Lohnsteuer nach der Lohnsteuertabelle 1.82 RM.., Mehrarbeitslohn 5 NM., Lohnsteuer 6 v. H. gleich 30 Pfg., zusammen 2 12 NM.
Die Regelung tritt mit Wirkung vom 18. Dezember in Kraft.
AentsrunLen ln der gessWchrn Kmnksn- vrrsichsrung
Anpassung an die veränderten Verhältnisse
Berlin, 20. Dez. Eine Verordnung des Neichsarbeitsministers vom 12. Dezember 1939 ändert wichtige Vorschriften der gesetzlichen Krankenversicherung. Da in den letzten Monaten in größerem Umfange Nuhestandsbeamte sowie Bezieher von Ruhegeld, Wartegeld oder ähnlichen Versorgungsbczügen, von Behörden, öffentlichen Betrieben sowie in der Privatwirtschaft eingestellt morden sind, paßt die Verordnung die Vorschriften über die Versicherungsfreiheit in der Krankenversicherung an diese Verhältnisse an. Ruhe- und Wartegeldempfänger des öffentlichen Dienstes in Betrieben oder im Dienste des Reiches, eines Landes, eines Gemeindeverbandes, einer Gemeinde, eines Versicherungsträgers anderer öffentlicher Verbände oder öffentlicher Körperschaften werden in der Krankenversicherung nunmehr aktiven Beamten gleichgestellt. Sie sind daher auch unter den gleichen Voraussetzungen versicherungsfrei wie die aktiven Beamten. Ruhegeld- und Wartegeldempfänger, die außerhalb des öffentlichen Betriebes, also zum Beispiel in der Privatwirtschaft, beschäftigt werden, sind berechtigt, beim zuständigen Versicherungsamt Befreiung von der Krankenversicherungspflicht zu beantragen. Wer also Ruhe- oder Wartegcld oder ähnliche Versorgungsbezüge erhält oder wer Ruhegeld aus der Angestelltenversichcrung oder eine Invalidenrente aus der Invalidenversicherung bezieht, muß, wenn er von der gesetzlichen Krankenversicherung befreit sein will, einen Antrag beim Versicherungsamt stellen. Er hat somit nach den bei ihm vorliegenden Verhältnissen zunächst selbst zu prüfen, ob er dem Schutz der gesetzlichen Krankenversicherung Unterstellt sein will oder nicht.
Eine weitere wichtige Vorschrift enthält die Verordnung über Anrechnung der bei privaten Krankenversicherungsunternehmen zurückgelegten Versicherungszeiten auf Warte- und Vorversicherungszeiten der gesetzlichen Krankenversicherung. Der Reichsarbeitsminister wird durch die Verordnung ermächtigt, eine derartige Anrechnung anzuordnen. Hierdurch soll die Möglichkeit geschaffen werden, die Härten zu beseitigen, die sich gerade bei dem heutigen Arbeitseinsatz, durch den häufig zwangsweise eintretendcn Wechsel aus der privaten in die gesetzliche Krankenversicherung insbesondere bei der Famüienkranken- hilfe und der Wochenhilfe ergeben. Es ist beabsichtigt, auch für einen Wechsel aus der gesetzlichen in die private Kranlenversiche- rung eine entsprechende Regelung vorzunehmen.
Ferner bringt die Verordnung neue Vorschriften zum Ruhen von Krankengeld. Nach bisherigem Recht ruht das Krankengeld, solange die Arbeitsunfähigkeit der Kranken- Us» nicht gemeldet wird, es sei denn, daß die Meldung vor
einer Woche nach Beginn der Arbeitsunfähigkeit vorgenommen wird. Diese Vorschrift wird grundsätzlich auch weiterhin auf- cechterhalten, da nur so die Versicherungsgemeinschaft vor Schädigungen durch einzelne Versicherte geschützt werden kann. Um aber sich hieraus ergebende Härten zu beseitigen, gibt die Ver- ! ordnung dem einzelnen Kassenleiter die Befugnis, bei nicht recht- ! zeitiger Meldung in besonderen Ausnahmefällen Krankengeld für die zurückliegende Zerr für längstens eine Woche vor der Meldung zuzubilligen. Wer also kein Krankengeld verlieren will, mutz auch noch in Zukunft bald nach Beginn seiner Arbeits- ! Unfähigkeit, spätestens aber innerhalb einer Woche, seiner Krankenkasse Anzeige machen. Es genügt nicht, daß der Arzt dem Versicherten die Arbeitsunfähigkeit bescheinigt, sie muß auch gemeldet werden.
Die übrigen Vorschriften der Verordnung enthalten zweckmäßige Vereinfachungen und Erleichterungen.
! Kleine Nachrichten ans aller Wett
i Wieder 34 Opfer der britischen Kriegspolitik gefunden.
; In der Posener Zentrale für die Gräber ermordeter Volks- ! deutscher laufen unablässig weiter Meldungen über die Auf- f deckung neuer Schreckensfunde ein. In den letzten Tagen i konnten wiederum 34 Leichen in den Kreisen Hohensalza i und Mogilno geborgen werden. Nach den bisherigen Ermittlungen handelt es sich allem Anschein nach um Volks- , deutsche aus der Gegend von Vromberg, die von durch- ! ziehendem polnischem Militär zum Treiben des reguirier- ! ten Viehs gezwungen und unterwegs ermordet wurden, j Die Leichen wiesen derart grausame Verstümmelungen auf, i daß ihre Identifizierung bisher nicht möglich war.
f Reiche Goldader in Westsibirien entdeckt. In der Gegend i von Tscheljabinsk in Westsibirien wurde eine äußerst reiche ! Goldader entdeckt. Innerhalb von drei Tagen haben einige ' Bergarbeiter 12 Kilogramm Gold zum Vorschein gebracht. ^ Besonders interessant ist der Umstand, daß der Feingehalt des Goldes sich mit zunehmender Tiefe der Goldader erhöht.
Anschläge auf die Weihnachtspoft in England. Wie eine ! Reutermeldung besagt, haben Postbeamte in Andover in der Grafschaft Hampshire, zahlreiche Umschläge gefunden, ! die einen leicht entzündlichen Explosivstoff enthielten. Die ^ britischen Behörden haben den Verdacht, daß die Weihnachtspost auf diese Art möglicherweise von Anhängern der f - Irischen Republikanischen Armee vernichtet werden sollte.
! In Jerusalem sind neue Unruhen zwischen der arabischen und jüdischen Bevölkerung ausgebrochen. Ein Jude ist tot, zwei Araber sind schwer verwundet. Die englische Polizei hat zahlreiche Verhaftungen vorgenommen, , deren Zahl noch nicht bekannt ist.
Vetternwirtschaft in London'. „Es gibt so viele Söhne und Töchter, Neffen und Nichten in Whitehall." Mit diesen Worten leitet der „Daily Expreß" eine scharfe Kritik an ^ der Vetternwirtschaft in den englischen Ministerien ein. Das Blatt erklärt, daß es in Zukunft die Namen all derer veröffentlichen werde, die heute auf Posten säßen, für die ! sie nicht die genügende Vorbildung hätten und die sie nur durch die Vetternwirtschaft bekommen konnten.
Weihnachtliche Einkehr j
Aus Briefen eines Flugmeldepostens !
PK. (Sonderbericht Eugen Preß.) Nun bin ich schon seit , drei Wochen hier vorne. Nur ein Tal trennt uns von den i Stellungen der Franzosen. Wenn nicht, fast mit Regelmaß, tag- ^ täglich am Nachmittag die Granaten über uns Hinwegorgeln würden, weiß Gott, man könnte nicht-das Gefühl haben, im Kriege zu leben. »
Es ist ein liebliches Tal da vor uns, wenn ich über die Kan- ! zel hinunterschaue. Ein Bach fließt durch Wiesen hindurch, manch- s mal funkelt die Sonne hinein und dann glitzert und gleißt es auf wie tausend blanke Dukaten. Mitten darin steht ein freundliches Bauernhaus. Dunkel ragt der erloschene Kamin aus dem Dach und die offenen Stalltüren künden von einem eiligen Ausbruch, von der Räumung dieses Gebietes.
Als ob sich die Fronten dieses Idylls erhalten möchten, hier ist alles noch unversehrt. Keine Granate pflügte hier den Boden. Rostig und schwer liegt der Pflug des Bauern in der schwarzen Erde. Er liegt noch da, wo nach wenigen Furchen Pflugarbeit der Bauer ausspannen mußte. Hoffentlich bleibt uns. dieses Bild des Friedens erhalten. Es zeigt uns den ganzen Irrsinn auf, der im Angriff der westlichen Demokratien auf unsere Grenze liegt. Die Menschen dort drüben fühlen das auch. Sie haben gemerkt, daß wir von ihnen nichts wollen, daß wir der Landschaft den endlichen Frieden gönnen.-'—
Heute haben wir in unserem Bunker einen Adventskranz gebunden. Da haben alle mitgewirkt, um mit mehr oder weniger geschickten Händen die Tannen- und Kiefernzweige mit Draht und Bindfaden zusammenzubinden. Einer hat stillschweigend von seiner Klampfe die Bänder heruntergenommen. Nun sind sie fein bunt um den grünen Reif herumgeschungen und geben allem ein festliches Gepräge. Er ist genau gesehen nicht schön, längst mcht so schön wie der Kranz, den wir immer zu Hause haben. Doch sind wir alle dis großen Kinder geblieben, die sich gerne am Abend oder nach der Ablösung um den großen Tisch setzen. Da brüllt der Ofen in der Ecke, leicht schaukelt unser Adventskranz an der Decke. Da sitzen wir so gemütlich zusammen und schreiben unsere Briefe. —
Der Wilhelm hätte nach Hause gehen können. Er ist vom Jahrgang 1892. Aber er hat sich sofort freiwillig gemeldet und wir freuen uns alle so darüber. —
Es ist hier bei uns ganz ruhig geworden. Kaum daß wir einmal den Einflug einer Feindmaschine melden können. Aber tagtäglich erleben wir den Einflug unserer Aufklärer nach Frankreich, hören drüben das Bellen der Flakabwehr. Da schicken wir jedesmal unsere guten Wünsche zu den Kameraden und erhoffen ihnen gute, erfolgreiche Rückkehr. —
Durch den Regen hatte der Erdaufwurf um unsere Lugkanzel etwas gelitten. Wir hoben am Morgen die Erde tiefer aus. Wir wurden bei dieser Arbeit nicht gestört. Der Spaten stieß plötzlich auf etwas Hartes und schließlich brachten wir eine eiserne Speerspitze heraus, ein Zeuge vergangener kriegerischer Zeiten. Hat das Land um uns überhaupt schon einmal Ruhe bekommen? Stritten hier nicht schon Kelten, Römer und Germanen, war hier nicht seit Jahrhunderten der Kricasschauvlatz. ainaen über diese Schollen nicht die Fackelbrände westlicher Einfälle in deutsches Land? Die Schuld derer, die uns gcgenüberliegen, ist riesengroß und doch hat der Führer für unser Volk den Frieden angeboten, streckte die Hand aus. Eine hörige Führung in Parrs aber wies die Friedenshand zurück, weil der Jude und die internationale Freimaurerei es so wollten. So wissen die drüben nicht, warum und wofür sie kämpfen sollen. Der kleine französische Soldat kämpft für die Geißel der Welt, ohne es zu wissen. Wir aber wollen mit all unserer Kraft verhindern und verhüten, daß der westliche Angriff Erfolg wird. —
Nun sind es noch wenige Tage bis Weihnachten. Zum erstenmal werde ich nun nicht heimkommen können. Die Pflicht hält uns hier. Aber wir werden deutsche Weihnachten feiern können. Unter dem Adventskranz hat ein kleines Lichterbäumlein Aufstellung gefunden. Das hat unser Essenholer unten im rückwärtigen Tal aufgefunden, wo es eine Granate dem Erdreich entriß. Wir haben es fein sauber geputzt, die abgeschlagenen Aest- lein ergänzt und nun soll es uns rauhen Kriegern einen festlichen Abend schenken. Ich bin gerade abgelöst worden. Es ist draußen eine klare Nacht. Tausend Sterne stehen droben. Es ist ganz still ringsum, nur manchmal dringt aus der Ferne das Rollen von Artilleriefeuer.
Der Glircksgefrette
Die ganze Batterie frent sich mit ihm
(P. K.) Die ganze schwere Flakbatterie kennt ihn unter diesem Namen und nennt ihn auch nur den Elücksgefreiten, den frischen munteren Kerl vom ersten Zug, den guten Kameraden Willi, der jedermanns Freund ist. Ein Geschütz fuhr ihm einmal über die Beine. Mit leichten Quetschungen kam er davon. In Polen schlugen zwei schwere Granaten dicht neben ihm ein. Sie krepierten nicht. Er geriet in versprengte polnische Truppen und kehrte heil wieder zurück. Beim Bauen eines Deckungsgrabens verlor er seine Armbanduhr und fand sie tags darauf wieder.
So ließen sich tausend Dinge vom Elücksgefreiten erzählen, die seinen Namen rechtfertigen. Und jeder Mann in der Batterie kennt jeden einzelnen Fall genau. Am tollsten aber ist wohl der letzte, den mir sein Wachtmeister erzählt hat. der mit dabei war, als die Sache mit dem Braunen Gliicksmann geschah.
Vier Wochen lang hatten sie alle wie die Pferde geschuftet, um einen neuen Gefechtsstand zu bauen. Ein Faß Bier stiftete ihnen der Hauptmann als Anerkennung für diese Leistung. Das Fest fand an zwei Abenden in dem benach-, barten Dorfe statt. Willi war an dem zweiten Abend erschienen, hatte seine fünf Biermarken schon verzehrt, die sechs Zigarren aufgeraucht und drehte den letzten Fünfziger im Brustbeutel hin und her. Aber er gab ihn doch nicht aus, so sehr ihn die Kameraden auch neckten. Der Elücks- gefreite hatte schon den richtigen Riecher gehabt.
Als der Losverkäufer in das Lokal kam, war es schon svät. Der Hauptmann hatte bereits Feierabend geboten, und alle rüsteten sich zum Aufbruch. Auch Willi war bereits angezogen. Na, wie ist es mit einem Los? Willi krabbelte schon in dem länglichen Kasten. Versuchen kann man es ja.
„Ich habe so das Gefühl", sagte er, „daß heute noch etwas Gutes eintrifft. Er hatte ein Freilos gezogen. Die Kameraden umstanden ihn, gaben ihm Ratschläge. Einer meinte, er solle sich die fünfzig Pfennige zurückzahlen lasten. Willi schüttelte nur den Kopf. Er gewann zwei Mark. „Hurra!" schrieen alle um ihn.
Er ließ sich nicht abhalten von dem Spiel. Nichts stand auf dem ersten Los. Nichts stand auf dem zweiten Los. Gleichmütig griff Willi nach dem dritten. „Na also!" Alle drängten heran, rissen das Los ihm aus den Händen. Hundert Mark! Der Hauptmann kam, gratulierte lachend dem Elücksgefreiten und genehmigte mit einem Augenzwinkern, daß Willi noch eine Runde gab. Der Wirt löste den Schein ihm ein, denn der war ihm so gut wie Bargeld. Und auch der Gliicksmann schmunzelte vergnügt, als der Elücks- gesreite ihm die Hand drückte. So großzügig war bisher noch kein Gewinner gewesen. Lehmann,^
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