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Nr. 299
ÄrrrtSvlatt
des MrretteS Salto kürr Llasold mrd Llmgebuug
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Donnerstag, äen 21. Dezember 1939
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113. Jahrgang
L1erre Gefolge dee deutschen Luftwaffe Das Signal von Trafalgar
Britische Dorpostenboote versenkt — Deutsches Bombenflugzeug gegen 6 englische Minensuchboote
Borstoß nördlich der Shetland-Inseln
DNB. Amsterdam, 2V. Dez. Die holländische Morgenpresse am Mittwoch berichtet wieder von einer ganzen Anzahl von Schiffsversenkungen, zu den bereits bekannten Verlusten erfährt «an die Namen weiterer durch deutsche Flugzeuge versenkten Borpostenboote: „Active" (185 Tonnen), „Occan" (244 Tonnen) und „Astros" (275 Tonnen).
DNB. Amsterdam, 2V. Dez. Ei« deutsches Bombenflugzeug, das Über der Nordküste der Shetland-Inseln gesehen wurde» griff sechs Minensuchboote an. Eins der Boote erreichte die Inseln mit zwei Toten an Bord. Die Mannschaft berichtete, sie hätte Rauch von einem anderen brennenden Minensuchboot aufsteigen sehen.
Kapitän zur See Hans Langsdorfs gestorben
DNB. Berlin, 21. Dez. Das Oberkommando der Kriegsmarine teilt mit: Der Kommandant des Panzerschiffes „Admiral Graf Spee", Kapitän zur See Hans Langsdorfs, wollte den Untergang seines Schiffes nicht überleben. Getreu aus hergebrachter lleberlieferung und im Sinne der Erziehung des Osfi- zierkorps, dem er fast drei Jahrzehnte angehört hatte, faßte er diesen Entschluß. Nachdem er seine ihm anvertraute Besatzung in Sicherheit gebracht hat, sah er seine ihm gestellte Aufgabe als gelöst an und folgte seinem Schiff.
Die Kriegsmarine versteht und würdigt diesen Schritt. Der Kapitän zur See Langsdorfs hat damit als Kämpfer und Held die Erwartungen erfüllt, die sein Führer, das deutsche Volk und feine Marine auf ihn setzte».
Der LKW.-Vericht
Deutsche Spähtrupps in feindliche Stellungen eingedrungen — Große Angriffserfolge unserer Luftwaffe in der Nordsee — Verluste der Briten im großen Luftkampf erhöhen sich
DNB. Berlin. 2V. Dez. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
An mehreren Stellen derWestfront gelang es eigenen Spähtrupps, in die feindlichen Stellungen einzudringen und dabei eine Anzahl Gefangene zu machen.
Die deutsche Luftwaffe führte unter schwierigsten Wetterosrhältnissen Erkundungen und Angriffe gegen Seeziele in der Nordsee durch. Nach den bisherigen Feststellungen wurden dabei vierSchiffebritischerleichter Eeestreitkräfte durch Bombentreffer zer-
st ort. Ein deutsches Aufklärungsflugzeug griff ei« großes britisches Flugboot an und brachte es zum Absturz.
In den letzten drei Tagen hat die deutsche Luftwaffe 23 Schiffe der britischen Vorposten st reit- kriifte vernichtet, u. a. „Pearl", „Serenity", „New Choice", „Eilead Wray", „Evelina", „Sedgefly", „Trinity".
Die Verluste der Briten in der Luftschlacht vom 18. Dezember haben sich um zwei weitere Flugzeuge erhöht, so -aß als feindliche Gesamtverluste dieses Tages nunmehr 38 Kampfflugzeuge vom Typ Bickers-Wellington festzustellen sind.
Noch kein Bericht über den Lustkampf
London hat sich noch immer nicht von dem Schlag erholt
Berlin, 2g. Dez. In England hat man sich noch immer nicht von dem schweren Schlag erholt, den die britische Luftwaffe am Montag einstecken mußte. Der Londoner Rundfunk kommt auch am Dienstag noch einmal auf die Luftschlacht zurück und erklärt wiederum, daß „ein endgültiger und erschöpfender Bericht noch «licht vorliege". Vier britische Flieger sind, wie der Londoner Rundfunk ergänzend mitteilt, in einem Gummiboot treibend in der Nordsee gesichtet und gerettet worden. Man nimmt an, daß es lleberlebende aus dem großen Luftkampf vom Montag sind.
Retiung abgeschoffener englischer Flieger
Die Ritterlichkeit der deutschen Soldaten erneut bewiese«
Berlin, 20. Dez. Am 19. Dezember geriet, wie schon der Bericht des Oberkommandos der Wehrmacht bekannigab, ein Leut- ches Aufklärungsflugzeug mit einem großen englischen Flugboot in einen Luftkampf, in dessen Verlauf das englische Flugboot in Brand geschossen wurde und in Fammen auf )«e See herunterstürzte. Darauf sandte der deutsche Flieger SOS- Kufe, um die englischen Kameraden, die sich sehr tapfer geschlagen hatten, zu retten, und erreichte, daß drei Rettungsboote zur suche nach dem englischen Flugboot ausliefen.
Damit ist die ritterliche Kampfesweise deutscher Soldaten wie- -er einmal unter Beweis gestellt. Aehnlich wurde auch während »es großen Luftkampfes über Helgoland verfahren, wo noch vährend des Gefechtes deutsche Flugsicherungsschiffe und Flug» jeuge unterwegs waren, um abgeschossene englische Flugzeug-' Satzungen in Borkum an Land zu bringen.
Mene Mmruhen in Malüffina und Indien
Rom, 2V. Dez. Die römische Zeitung „Tevere" schreibt zu den Ancuhen in Haifa: „Wir sind im vierten Kriegsmonat, und die Araber sind von neuem im Aufstand. Schuld daran hat die Haltung der Juden. Ein großer Teil der palästinensischen Hochsinanz steht unter jüdischer Kontrolle, die die blühenden arabischen Firmen zur Liquidierung zwingt. Die arabischen Kreise protestieren heftig und drohen mit neuen Aufständen. Da die Mandatsregierung keine Schritte unternimmt, wollen sich die Araber mit Gewalt Gerechtigkeit erzwingen." „Tevere" fährt fort: „Die Arbeitslosigkeit ist in den letzten Zeiten stark angewachsen, und die Arbeitslosen gesellen sich zu den nomadisierenden Gruppen. Die britischen Behörden greifen ein, indem sie die Häupter der Freiheitsbewegung verhaften. Aber diese Verhaftungen reizen den Unwillen des arabischen Volkes noch mehr. Die Militärbehörden von Haifa und Jerusalem bereiten die Verschickung von Truppen und Polizeiabieilungen ins Innere, besonders in die Gegend von Nablus, Tiberias und Samaria und längs des Jordans vor."
Nordwestirrdien in Aufruhr
Blutige Kämpfe im Gebiet von Wazmak Simla, 2V. Dez. An der nordwestlichen Grenze Indiens, in Waziristan, ist der Aufstand der Waziris in Mahsud in ver- stärktem Maße aufgeflammt. Die Aufständischen haben einen veberfall auf die britischen Vortrupps im Norden von Wazmak gemacht, wobei es zu blutigen Kämpfen kam. Alle Stämme i» der bergigen Grenzzone sind in Aufruhr»
Englische Seeräuber in ASA.-Hohettsgervafferk
Deutscher Frachter konnte aber wieder neutrale» Hafer» anlaufen
Fort Landerdale (Florida), 20. Dez. Der deutsche Frachtdampfer „A rauca" (4354 Tonnen) entkam am Dienstag nachmittag vor einem britischen Kriegsschiff in einen neutralen Hasen. Die deutsche Besatzung teilte mit, daß das britische Kriegsschiff innerhalb der Dreimeilen-Zone der nord- amerikanischen Hoheitsgewässer einen Schuh vor den Bug der „Arauca" gefeuert habe. Der Kapitän des Schiffes, Friedrich Etengler, erklärte, er sei nach Port Everglades gefahren, nach
dem der britische Kreuzer „Orion" einen Warnungsschuß vor den Bug seines Schiffes gefeuert und ihn aufgefordert habe, auf die offene See zu fahren.
Duff Cooper macht scharf
Neuyork, 20. Dez. Der immer noch auf Propagandareffs befindliche Duff Cooper erklärte in einem Vortrag in Bridgepott (Connecticut), England tue alles, um Finnland zu helfen. Falls Finnland aber unterliegen und Rußland die Kontrolle Skandinaviens erlangen sollte, werde England den Krieggegendi« Sowjetunion erklären. Duff Cooper vermerkte bitter die erfolglosen britischen Versuche, Rußland in die Einkreisung»« front gegen Deutschland einzureihen. Leider hätten die Verhandlungen viel zu spät angefangen und seinen „zu schwach" geführt worden.
Versailler Niedertracht soll übertrumpft werden
Mailand, 20. Dez. Wie „Popolo d'Jtalia" feststellt, sei nach französischer Ansicht die Ursache aller llebel der Vertrag von Versailles, weil der niederträchtige Vertrag von 1919... nicht niederträchtig genug gewesen sei. Frankreich wiederhole nur immer wieder, daß seine Friedensbedingungen — wenn es siege — besser, d. h. schlechter und noch mehr von Jrrtümer« erfüllt sein müßten als beim letztenmal. Wenn es siegen würdet
Todesfahrle« nach England
Amsterdam, 20. Dez. 18 Vesatzungsmitglieder des britischen 4373-Vrnttoregistertonnen-Dampfers „City of Kobe" aus Liverpool, der, wie Reuter jetzt erst meldet, kürzlich in der Nordsee versenkt worden ist, sind in einem Hafen der englischen Ostkiiste an Land gebracht worden.
.. Kopenhagen, 20. Dez. Die dänische Schiffahrtsgesellschaft Baltic teilt mit. daß ihr Trawler „Vogö" vor der schottischen Küste auf eine Mine lief und sank. Von den 17 Mann der Besatzung konnten nur wenige gerettet werden.
^ Amsterdam, 20. Dez. Die lleberlebende« des dänischen 1377- Druttoregistertonnen-Dampfers „Pytte" wurde am Dienstag von einem anderen dänische« Dampfer in einem Hafen der englischen Nordostküste an Land gebracht. Man nimmt an, daß ihr Schiff in der Nordsee gesunken ist.
Die englisch? Presse hat viel Wesens davon gemacht, daß der Kommandant der Seestreitkräfte vor dem Gefecht an der La-Plata-Mündung das Signal Nelsons von Trafalgar gegeben hat. Das Signal lautet: England erwartet, daß jeder Mann seine Pflicht tut. Mehr auf Grund dieses! historischen Signals als auf Grund der tatsächlichen Ereignisse feierte die Presse dann das Gefecht als einen großen Eeefieg. So schreiben die „Leipziger Neuesten Nachrichten":
Wie bescheiden man im Vaterlande Nelsons doch geworden ist. Drei englische Schiffe gegen ein deutsches, und am Ende des Gefechts: ein englischer schwerer Kreuzer gefechts- unfähig geschossen und zwei leichte Kreuzer schwer beschädigt. Das feiert man dann als Gegenstück zum Seefieg von Trafalgar. Zustande gekommen ist der Sieg nach der gleichen Methode, wie aus der Seeschlacht vom Skagerrak zwanzig Jahre vorher auf dem Papier des „Daily Telegraph" ein englischer „Sieg" gemacht wurde. Üngefähr zur selben Zeit, als in den Vereinigten Staaten die erschöpfende Kritik eines Fachmannes erschien, der auf Grund einer 20jährigen Arbeit zu dem Schluß kam: Skagerrak sei in jeder Beziehung von einem englischen Sieg das genaue Gegenteil gewesen. Man sieht, diese amerikanische Kritik hat ihre Wirkung nicht verfehlt. Churchills Mannen haben sich gesagt: Wir muffen die Ansprüche an einen englischen Seesieg schon ganz bedeutend herabsetzen, wenn wir unseren Gläubigen überhaupt noch mit etwas Derartigem aufwar- len wollen.
Nach älteren Berichten hat das Signal von Trafalgar übrigens nicht gelautet: „England erwartet. . sondern: „Nelson erwartet, daß jeder Mann seine Pflicht tut." Da Nelson in der Schlacht gefallen war, hat man es höheren Orts für zulässig gehalten, den Wortlaut für die Nachwelt ein wenig abzuändern. Nelson oder England, England oder Nelson, das kam ja auf eins heraus. Kann man das von den englischen Kriegsmachern der Gegenwart auch sagen? Kann man sich vorstellen, der englische Kommandant hätte vor Montevideo das Signal gegeben: „W. C. erwartet, daß jeder Mann seine Pflicht tut?" Das hätte doch ein Gelächter auf seinem Schiff gegeben, das womöglich das Eeschützseuer übertönt hätte. Kann man sich vorstellen, daß, wenn die Tommies zum Sturm auf den Westwall antreten — allerdings „wenn..." — von London das Signal kommt: ,Soreb Elisha erwartet, daß jeder Mann seine Pflicht tut?" Auch da könnte die Wirkung doch recht unerwünscht sein.
Damit ein Signal, wie das von Trafalgar, seine Wirkung tue, mutz der Mann, der es gibt, auch danach fein? Es muß schon ein Mann sein von der Art, wie — sagen wir — der Commodore Ahrens von der „Bremen", der auf die Frage, was er getan hätte, wenn ihm aus seiner Heimfahrt englische Kriegsschiffe begegnet wären, nur die trok- kene Antwort hatte: „Bekommen hätten sie die „Bremen" nicht!" Es muß ein Mann sein vom Schlage des Kapitän des Lloyddampfers „Erlange n", der mit seiner Mannschaft einen ganzen abenteuerlichen Südseefilm nicht gedreht, sondern gelebt hat. Es muß ein Mann sein, wie der Kapitän des Panzerschiffes „Admiral Graf Spee", den der Umstand, daß er sich vor der La-Plata-Mündung drei Gegnern zugleich gegenüber sah. keinen Augenblick gehindert hat, den Kampf zu eröffnen und erfolgreich durchzuführen. Leider hat die „neutrale" Regierung, in deren Gewässern sich das Schiff nach dem Kampf aufhielt, nicht den Mut gehabt, englischem Druck Widerstand zu leisten und dem tapferen Schiff die nötige Zeit zur Ausbesserung seiner Schäden zu bewilligen. Das Vergnügen, mit einem noch nicht wieder seetüchtigen Schiff, auszulaufen, hat der Kapitän den Engländern dann freilich nicht gemacht. Er hat gedacht, wie der Commodore der „Bremen", und hat es vorgezogen, ermächtigt vom Obersten Befehlshaber, das Schiff durch Sprengung zu vernichten.
Diese Männer und ihre Gefolgschaften, einerlei, ob von der Handelsmarine oder von der Kriegsmarine, sie alle, die das schwimmende Deutschland ausmachen, haben bei Ausbruch des Krieges ein Signal vernommen, das etwa gelautet haben mag: Adolf Hitler erwartet, daß jeder Mann seine Pflicht tut. Es kann auch gelautet haben: Deutschland erwartet, daß jeder Mann seine Pflicht tut. Denn zwischen Adolf Hitler und Deutschland, da ist keim Unterschied, während zwischen Nelson und England immerhin noch ein kleiner Unterschied herauszuhören war. Sonst hätten die Neunmalweisen in London dem toten Nelson ja nicht das Konzept zu korrigieren brauchen. Die Männe« des schwimmenden Deutschlands, sie tun ihre Pflicht, Harb und schweigsam, und sie tun sie so, daß ihre Taten um! so lauter für sie zeugen. Denn diese Taten sprechen für sich! selbst und sind beweiskräftig genug, daß sie nicht erst hinterher dialektisch zu den Erfolgen aufgepumpt werden müssen, die man sehen möchte. Ueber eine Million Tonnen Schiffsraum, der England zur Verfügung stand, seit Kriegsbeginn vernichtet — das ist eine Zahl, die keiner künstlichen Ausschmückung durch Worte mehr bedarf.
Amsterdam, 20. Dez. Nach einer Reutermeldung aus Genua habe der Kapitän des italienischen Frachtschiffes „Laterina Eero- timieh" nach seiner Ankunft im dortigen Hafen mitgeteilt, er habe in Dover elf britische Seeleute gelandet, die er auf Verlangen eines deutschen ll-Bootes, das den britischen Dampfer „Darino" (1350 Tonnen) torpediert habe, auf sein Schifsi genommen hatte.
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