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N.igolder Tagblatt .Der Gesellschafter'
Mittwoch» den 20. Dezember 1838
Die Gesser Groteske
Was in den letzten Tagen unter englisch-französischer Regie in Genf auigeführt wurde, hat zu dem erwarteten Ergebnis geführt. Die Souffleure haben den Schauspielern der Liga ihre Stichworte zugefliisiert. Ein sogenannter Drei- zehner-Sonderausfchuk hat „feierlich" einen Verdammungsspruch gegen Sowjetrußland geschleudert und den Bundesmitgliedern dringend geraten, nach Maßgabe ihrer i Kräfte Finnland „materielle und humane" Hilfe zu leisten. j Zugleich wurde die Sowjetunion der Verletzung der Ver- ! pflichtungen des Völkerbundspaktes schuldig erklärt und i festgestellt, daß sie sich dadurch „außerhalb der Satzung ! gestellt" habe, mit anderen Worten, der hochwohllöblichen s Genfer Liga nicht mehr angehöre. Dieser Spruch wurde s dann in einer Vollversammlung dieser politischen Schein- > institution noch einmal wiederholt, obwohl eine ganze ! Reihe von Staaten, darunter die Schweiz, Griechenland, I Jugoslawien, China, Iran. Peru, Schweden, Dänemark, Norwegen, Estland, Lettland, Litauen und Holland aller- .nachdriicklichfte Bedenken und Vorbehalte geltend machten und sich sogar, sofern sie vertreten waren, in einer anschlie- j ßenden Ratssitzung der Stimme enthielten. Es genügte den j englischen und französischen Provokateuren, daß durch ! Argentinien ein Antrag auf Ausschluß der Sowjetunion ^ vorgebracht und von England, Frankreich, Belgien, Aegyp- : ten, Südafrika, Bolivien und der dominikanischen Republik j unterstützt wurde, um den „Sieg der Liga" über den oder ! die bösen Unruhestifter zu proklamieren und damit einem s Aktschluß zuzusteuern, für den nicht einmal die unmittelbar Beteiligten die Hände zum Beifall — klatschen hoben. !
Man braucht dieser Genfer Groteske kaum mehr Worte ! zu widmen, denn daß ihr irgendein praktischer Wert zu- ^ kommt, glaubt doch kein Mensch in der Welt. Als Stirn- > mungssymptom war sie trotzdem aufschlußreich. Denn was ! auf der Genfer Tribüne besonders die Vertreter Englands und Frankreichs vorbrachten, war eine Hetzaktion ! allerübelsten Stils, allerdings kaum eine Aktion s gegen Moskau, das sozusagen auch jetzt nur sanft gezaust j wurde, sondern ausschließlich gegen Deutschland. Da faktisch l das Nichtssagende und völlig Bedeutungslose der Liga nicht § verschwiegen werden konnte, suchte man wenigstens die Propagandamöglichkeiten dieses seltsamen Instituts auszunützen. In der Hoffnung auf einen Nachdruck der Berichte , in der mehr oder weniger käuflichen oder bereits gekauften j „Weltpresse" schimpfte man nach Noten und Herr Cham- l berlain tat im fernen London noch ein übriges, um die feisten Gemeinheiten seiner Clique durch das Tremolo seiner Prophetenstimme zu verstärken.
Wie weit die Genfer Liga noch in der politischen Wirklichkeit wurzelt, ist am besten daraus zu ersehen, daß von . dem englischen und französischen Delegierten nicht nur dis unversehrte Wiederherstellung Finnlands und Polens, sondern darüber hinaus auch der Tschechoslowakei und Oesterreichs gefordert wurde. Es fehlt nur noch, daß man hinzugefügt hätte, auch das Versailler Diktat sei noch einmal im vollen Umfang des Jahres 1919 in Kraft zu setzen. Aber wahrscheinlich ging dieses „Kriegsziel" den anwesenden Temokratlern noch nicht weit genug. Sie wollen ja Deutschland überhaupt zerstückeln und ausrotten und die 80 Millionen Deutsche im Abgrund ihres Haffes versinken lassen. Das dünkt ihnen das Sicherste und „Humanste" zu sein. Da man vorläufig dieses Ziel noch nicht erreicht hat, winselt und kläfft man umso frecher. Auch in diesem Falle schoß Chamberlain den Vogel ab und assistierte Genf damit auf Las trefflichste. Er nannte die Kriegsfahrten des Panzerschiffes „Admiral Graf Spee" im Slldatlantik die „Räube- i reien eines Plünderers". So ehrt man in London Helden und so achtet man die Blutopfer der eigenen Marine, ^ indem man mit verlogener Feigheit deren eigenen Ein- ^ satz in den Dreck britischer Regierungsheuchelei zieht!
Abgesehen von diesen übelsten Pöbeleien hat das Genfer Spektakelstück jedoch auch eine politische Folgerung her- vorgebracht, die in der ganzen Welt mit Aufmerksamkeit registriert wird. London bat ücb wobl oder übel enUi-bliek-ev
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„Unglaublich! — Man sollte es nicht für möglich halten Ausgerechnet in den Fall muß Hanna verwickelt sein. Arme Hanna, es tut mir leid um sie."
„Warum? — O, nicht io vorschnell mein Lieber, und versuche bitte nicht. Hanna zu einem stillschweigenden Zurückziehen zu veranlassen du würdest eine recht unangenehme Abfuhr erleben"
„Ja. aber Hanna wird sich doch keinem Eklat aussetzen!"
„Hanna wird nur das tun. was deine Frau vor dreißig Jahren auch getan hätte und auch noch tun würde: Zu dem Mann der Liebe halten "
In des Mannes Augen trat ein Leuchten. Er trat zu seiner Frau und küßte ihr die Hand
„Wir Männer wissen gar nicht, was wir an euch Frauen haben."
Die alte Frau errötete, und in ihrem Herzen war ein stolzes Freuen darüber, daß das Band der Liebe geknüpft vor mehr als dreißig Jahren, noch genau so ihre Herzen vereinte
Es ist das köstlichste Gefühl im Alter.
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Die Zeitungsnachricht über die Verhaftung der Brüder Michael wirkte mit der Wucht einer Sensation.
Nicht nur Berlin, sondern das ganze deutsche Volk nahm den regsten Anteil an dem Fall.
Das gesamte Sportlooer war in hellster Aufregung.
Als die Brüder mit dem Auto in Berlin eintrafen, wurden ihnen im Untersuchungsgefängnis zwei getrennte Zimmer. keine Zellen, angewiesen
Die Brüder legten sich unverzüglich schlafen Eine gewisse Erregung machte sich natürlich auch bei ihnen bemerkbar, aber sie waren sich ihrer Unschuld bewußt und schliefen daher gut und lange, iodaß der Beamte den Kovf schüttelte, als er früh um halb neun Uhr durch die Oesfnung in der Tür Klaus immer noch ichlafen sah
Um halb zehn Uhr bat Werner, eine Viertelstunde später Klaus um das Frühstück, und sie aßen mit sichtlich gutem Apvetit.
Vormittags elf Uhr stand Klaus Michael vor dem Unler-
müffen, seine Maske gegenüber der Sowjetunion fallen zu lassen. Es ist sicher, daß dieses Farbebekennen dem Foreign Office sehr schwer gefallen ist. Denn bis zum letzten Augenblick war sozusagen das Leitmotiv der Londoner Ostpolitik die Hoffnung aus eine Zukunftshilfe der Sowjetunion. Dieser Zukunftstraum wurde jetzt endgültig begraben. Als Beweis dafür wurde auch die Veröffentlichung eines englischen Weißbuches über die „britisch-russischen Allianzverhandlungen" in Aussicht gestellt. Da man auf geradem Wege nicht zum Ziele kam, will man jetzt auf krummen Pfaden im Trüben fischen. Man will durch diese Veröffentlichung ganz zweifellos Zwietracht zwischen Berlin und Moskau säen, um wenigstens auf diesem Umwege profitlos zu profitieren. Aber wenn überhaupt eine Antwort auf dieses durchsichtige Manöver notwendig war, so ist sie eigentlich schon durch die Ratifizierung des deutsch-sowjetrussischen Freundschaftsvertrages in Berlin gegeben worden. Ist schon der Genfer Speck ranzig, so der Londoner noch viel mehr. Und wenn bereits die besten englischen Langstreckenbomber abgeschoffen werden, bevor sie ihr Ziel erreichen, so kann auch die englische Politik gewiß sein, daß ihre Bomben gleichfalls ins Meer gehen. Mit Mätzchen verändert man die Weltpolitik nicht.
Erhallet die Asmrlschasi in der ZnvMestMßcherung!
Leider kommt es häufig vor, daß Renten- und Heilverfahrensanträge, sowie Anträge von weiblichen Versicherten auf Beitragserstattung (im Falle der Verheiratung) abgelehnt werden müssen, weil nicht genügend Beiträge entrichtet worden sind. Diese bedauerliche Tatsache beweist, daß viele Volksgenossen ihrer Invalidenversicherung nicht die erforderliche Beachtung schenken. Seit 1. Januar 1838 sind zur Erhaltung der Anwartschaft sowohl bei der Pflichtversicherung als auch bei der freiwilligen Versicherung (Weiterversicherung und Selbstversicherung) in jedem Kalenderjahre mindestens 26 Wochenbeiträge zu entrichten. Für die Erahltung der Anwartschaft werden jedoch in gewissen Fällen, ohne daß Beiträge zu entrichten sind, Ersatzzeiten angerechnet (z. B. bei Wehrpflicht, Reichsarbeitsdienstpflicht, Krankheit).
Während des jetzigen besonderen Einsatzes der Wehrmacht sind, auch wenn Bezüge in irgendeiner Form gewährt werden, keine Beiträge zu entrichten. Die Dauer der Einberufung gilt als Ersatzzeit für die Erhaltung der Anwartschaft und die Erfüllung der Wartezeit. Es wird jedoch den Versicherten empfohlen, über diese Zeit nach Möglichkeit freiwillig Beiträge zu entrichten, da hierfür besondere Steigsrungsbeträge gewährt werden. Pflichtversicherten, die für das Jahr 1938 nicht mindestens 26 Beiträge einschließlich etwaiger Ersatzzeiten Nachweisen können, wird dringend empfohlen, die noch fehlenden Beiträge freiwillig nachzuentrichten, da andernfalls die Anwartschaft erlischt. Dies gilt auch für freiwillig Versicherte, wenn sie im Kalenderjahr 1938 unter Anrechnung von Ersatzzeiten noch keine 26 Beiträge geleistet haben.
Weihnachten bitte ohne Brandschaden
In dieser schweren Kriegszeit ist es mehr als je unsere Pflicht, Weihnachtsbaumbrände, die sich sonst in jedem Jahre dutzendweise ereigneten, unbedingt zu vermeiden. Das ist nicht schwer, wenn man schon bei der Aufstellung des Weihnachtsbaums die notwendige Vorsicht walten läßt. Die wichtigste Voraussetzung ist, daß der Baum in einem genügend großen Fuß fest und sicher steht und nicht Umfallen kann. Wenn diese Möglichkeit nur im geringsten besteht, so sollte man den Baum lieber noch anbinden. Das läßt sich leicht machen, indem eine Schnur um den Stamm gelegt und möglichst nach zwei Seiten hin an feststehenden schwereren Möbelstücken befestigt wird.
Weiter ist darauf zu achten, daß die Kerzen gut befestigt sind. Sind sie zu schwer, so besteht leicht die Möglichkeit, daß sie auf den dünnen Zweigen des Baumes umkippen und danebenliegende Zweige in Brand setzen, ganz besonders nach ein paar Tagen, wenn die Nadeln schon trocken sind. Und schließlich sollten wir alle, wenn der Baum bereits im Schmuck seiner Kerzen dasteht, mit einer Schere bewaffnet um den Baum herumgehen und unnachsichtig jedes vorwitzige Aestlein abschneiden, das in die unmittelbare Aähe einer Kerzenflamme ragt. Selbst wenn sich
ein Zweig 'ein Stück über dem Licht befindet, besteht Brandgefahr. Denn durch die Wärme der Flamme trocknet der Zweig rasch aus und fängt schließlich um so leichter Feuer. Wer i» jeder gewissenhaft vorgeht, darf schließlich den Baum nichr zu nahe an die Gardine rücken, weil auch hier durch Zugluft das leichte Gewebe Feuer fangen kann.
Buntes SlUevler
Warum leuchten Leuchtplaketten?
Die in den verschiedensten Farben auf den Mantelauffchlagen getragenen Leuchtplaketten lasten bekanntlich in ihrer Leuchtkraft zumeist bald nach, wenn sie nicht regelmäßig Leuchteinwirkungen zum „Ausladen" ausgesetzt werden. Woher kommt diese Leuchtkraft? In der Regel handelt es sich um Leuchtfarben, die aus mit Kupfer aktivierten Zinksulfit-Kristallen bestehen, denen eine sehr hohe innere Spannung eigen ist. Durch die Belichtung — gleichgültig, ob durch Sonnenstrahlen oder künstliche Lichtquelle — treten diese Kristallteilchen in Bewe»' gung, wodurch die schimmernde Leuchtwirkung entsteht. Diese hält jedoch nur mehrere Stunden an, weshalb die Plaketten von Zeit zu Zeit erneut belichtet werden müssen. Solange die Leuchtfarbenschicht unversehrt ist, haben derartige Leuchtartikel auch eine sehr lange Lebensdauer. Es ist ein Zeichen für die Leistungsfähigkeit unserer Leuchtfarbenindustrie, daß sie den sprunghaft einsetzenden Bedarf größtenteils befriedigen konnte, obgleich sich diese Erzeugniste nicht großtechnisch Herstellen lasten. Fast alle Hersteller berichten übereinstimmend, daß ihre Produktion schon auf Monate hinaus vorausbestellt ist. Auch die Bedeutung für den Export ist ständig im Wachsen.
Das Denkmal der Seemöwen
Vor rund 9V Jahren siedelten sich in der Gegend von Utah, USA., zahlreiche Mormonenfamilien als Farmer an. Schon in den ersten Jahren ihres Farmerlebens wurden sie durch gewaltige Heuschreckenschwärme in ihrer Existenz bedroht. In dieser Bedrängnis kam ihnen eine unerwartete Hilfe. Große Schwärme von Seemöwen erschienen über ihren Feldern und räumten derartig unter den Insekten auf, daß die Ernte gerettet wurde. Zum Gedächtnis an die Hilfe dieser gefiederten Freunde errichteten sie in Salt Lake City das Seemöwen-Denkmal, eine Säule aus Marmor, die eine Kugel trägt, auf der zwei Seemöwen sitzen. Noch heute genießt die Seemöwe in dieser Gegend allgemeine Achtung.
Vögel wert zahlreicher als Menschen
Nach der neuesten Schätzung gibt es auf der ganzen Welt mehr als zwei Milliarden Menschen. Die Zahl der Vögel dürfte weitaus höher liegen. Man hat sie neuerdings auf rund 75 Milliarden geschätzt. Natürlich ist eine solche Schätzung immer sehr ungenau. Nur die Einwohner eines kleinen Waldgebietes zu zählen, dürfte ja schon erhebliche Schwierigkeiten machen. Fest steht aber, daß in dichtbesiedelten Weltgegenden die Zahl der Vögel am geringsten ist. Im Urwald ist ihre eigentliche Heimatstätte. Man hat sogar das Gesetz aufgestellt, daß die Zahl der Vögel in einem bestimmten Gebiet in dem Maße abnimmt, als die Z° ' Menschen anwächst.
Sauberkeit mutz sein!
Für den heutigen Soldaten ist Sauberkeit der Uniform eins Selbstverständlichkeit. Zur Zeit Friedrichs des Großen gab es aber noch Landesverteidiger, die sich nach alter, lieber Zivil- gewohnheit — die Nase am Rockärmel abwischten. Und das war übel. Der König ließ deshalb drei Knöpfe auf die Aufschläge nähen, und wenn jetzt noch ein biederer Jünger des Mars in den verpönten Atavismus zurückfallen wollte, dann schrammte er üch das Riechorgan derart, daß er sich ein für allemal merkte und einen zweiten schmerzhaften Versuch nicht mehr unternahm. Aehnlich liegt es mit den abknöpfbaren weißen Matrosenkragen der Marine. Früher trugen die Seeleute genau so wie alle Männer noch Zöpfe. Und diese Zöpfe waren mit einer Art Pech in die richtige Form gebracht. Das beschmutzte die blauen Kragen, und das wiederum war dumm, weil sie oft gereinigt werden mußten, was bei dem Wolltuch nicht so ganz leicht war. Also führte man die abknöpfbaren, waschbaren weißen Leinenkragen ein — und sie blieben, obwohl der Zopf längst ver- kbwunden ist.
suchungsrichter. Oberlandesgerichtsrat Dr. Wehle, einem temperamentvollen Herrn in den Fünfzigern.
Das sichere Auftreten, sowie die männliche Schönheit verfehlten auch auf den Juristen ihre Wirkung nicht.
„Bitte, wollen Sie Platz nehmen. Herr Klaus Michael," sagte er so außergewöhnlich höflich, daß der Protokollant staunte.
Ehe er begann, trat Staatsanwalt Dr. Wälfung ein. Ein hämisches Lächeln lag auf seinen Zügen. kaumPierklich zwar, aber Klaus sah es doch.
Der Staatsanwalt nahm Platz, um der Vernehmung des Angeklagten beizuwohnen
„Herr Klaus Michael, geboren am 11 April 19 . . , als Sohn des Dr med Michael in Erfurt — die Personalien stimmen doch? — Sie sind angeklagt den Sohn des Kommerzienrats Michael, Erich Michael, in der Nacht vom 29. zum 30 Juni erschossen zu haben."
„Einen Augenblick. Herr Untersuchungsrichter. Ehe Sie weitere Worte in der Angelegenheit sprechen, möchte ich bitten, daß sich Herr Dr. Wälfung entfernt."
„Der Herr Staatsanwalt ist befugt, der Vernehmung beizuwohnen."
Klaus zuckte die Achseln. „Das ist mir sehr gleich. Ich will Ihnen restlos Rede und Antwort stehen, aber nur Ihnen Solange dieser Herr anwesend ist. verweigere ich jede Aussage."
Der Staatsanwalt war wütend. Zu seinem Kollegen sich wendend, sagte er erregt- „Machen Sie den Angeklagten auf das Ungesetzliche seiner Forderung aufmerksam."
Ganz ruhig sagte Klaus: „Ist es nicht zehnmal ungesetzlicher. einen unschuldigen Menschen seiner Freiheit zu berauben?"
„Es wird Ihnen verdammt schwer werden. Ihre Unschuld zu beweisen "
Klaus ichwieg beharrlich. ?o daß sich nach einer längeren Pause der Untersuchungsrichter gezwungen sah. den Staatsanwalt zu bitten, sich zurückzu,ziehen.
Der Staatsanwalt bebte vor Wut. aber er sah ein. daß der Untersuchungsrichter nicht anders konnte, und ging.
Krachend schlug er die Tür zu. ,
Die Vernehmung begann
Dr Wehle war natürlich verärgert und leitete die Untersuchung ziemlich heftig ein
„Herr Michael. Sie sind angeklagt des vorsätzlichen Mordes an Erich Michael, dem Sohne des Kommerzienrats Andreas Michael Ich ersuche Sie. alle Fragen klar und ohne Umschweife zu beantworten Die Indizienbeweise für Ihre Schuld sind für Sie erdrückend. Ich empfehle Ihnen
von vornherein, ein offenes Geständnis abzulegen und die Milde des Gerichtshofes anzurufen."
„Ich habe nichts zu gestehen, Herr Untersuchungsrichter."
Dr. Wehle machte eine kurze Pause, dann stellte er feine Fragen
„Seit wann kannten Sie den Ermordeten?"
„Seit Mitte März. Ich sah ihn anläßlich eines Gesellschaftsabends bei Frau von Syrtinghall. ohne mit ihm zu- sammenzukvmmen. Wir haben bis zu jenem Abend, an dem ich ihm eine Ohrfeige gab. nicht die allergeringsten Beziehungen zueinander gehabt"
„Die Angabe bestätigt sich durch die Aussage zweier Zeugen. Wollen Sie angeben, aus welchem Grunde es zwischen Ihnen und dem Ermordeten zu jener tätlichen Auseinandersetzung kam?"
„Sehr gern. Erich Michael ließ in meiner Gegenwart beleidigende, ehrabschneiderische Aeußerungen über Fräulein Hanna Eschler fallen Ich war darüber so empört, daß ich ihm daraufhin eine Ohrfeige gab."
„Bestehen zwischen Ihnen und Fräulein Eschler engere Beziehungen?"
Kurz erwiderte Klaus: „Das gehört nicht hierher. Meine Handlungsweise war in dem Augenblick lediglich die eines anständigen Menschen."
Die Worte verfehlten ihre Wirkung nicht. Dr. Wehles Ton wurde achtungsvoller.
„Sie werden nicht bestreiten, daß von dem Augenblick an zwischen Ihnen und dem Sohn Ihres Stiefbruders eine offene Feindschaft bestand."
Klaus merkte, daß die Frage verfänglich war-
„Sie irren. Der Tote war mir so gleichgültig wie irgendein Fremder, und ich Hube noch nie einen Ehrabschneider — ich vermag es nicht, dem Toten diesen Vorwurf zu ersparen — meiner Feindschaft für wert gehalten."
„Seien Sie offener Es ist ja verständlich, daß Sie den Toten aus Grund dieses Vorganges haßten "
„O nein, ich haßte ihn nicht, ich verabscheute ihn nur. Im übrigen war er mir gleichgültig."
Der Untersuchungsrichter lenkte ab.
„Sie leugnen also, daß von dem Augenblick der Tätlichkeiten an eine Feindschaft zwischen Ihnen und dem Toten bestand. — Wollen Sie mir mitteilen. wo Sie am Sonntag, den 29 Juni, waren?"
„Gein Von halb vier bis abends neun Uhr bei Frau Eschler-Hochheim. Berlin-Grunewald. beziehungsweise bei Fräulein Hanna Eschler Frau Eschler-Hochheim stellte uns ihren Kraftwagen zur Verfügung, und wir fuhren über Treptow nach Hause Um halb els Uhr langten wir an."
(Fortsetzung fol-t).