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Nr. 291
Amtsblatt
des Mrrettes Gattv füv Nagold und Umgebung
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Dienstag, äen 12. Dezember 1939
113. Jahrgang
122000 ?o. in äer ersten vezemberwoche
Verlustziffern, die England zu verschleiern versucht
«Ray of Hope" gesunken
DNB. Berlin, 12. Dez. Nachdem die Verluste der englischen Handelsschiffahrt ein Ausmaß erreicht haben, das in der Welt das größte Aufsehen hervorruft, so daß das Ansehen Großbritanniens als Seemacht auf das schwerste erschüttert ist, fühlen sich die Londoner Amtsstellen bemüßigt, mit der Dementierspritze zu kommen. Sie schlagen dabei aber nicht den direkten Weg ein, weil sie wohl wissen, daß ein bloßes Abstreiten wenig Zweck hätte, sondern „melden" von selbst einen Teil ihrer Verluste und klammern sich dabei an die Hoffnung, daß ihre „schöne Offenheit" Glauben finden werde.
Der Zweck ihrer Meldung besteht nur darin, die Hälfte der Verluste zu bestreiten, indem man die ander« Hälfte zugibt. So erklärt London, daß in den ersten sieben Tagen des Dezember sieben englische Schiffe mit einer Gesamttonnage von 33 51s Tonnen und 8 neutrale Schisse von insgesamt 26 812 Tonnen, zusammen also 6ll 13V Tonnen, verloren gingen. In diese Berechnung hat London aber noch drei Schiffe eingerechnet, deren Untergang in Deutschland nicht bekannt war. Es handelt sich um folgende britische Dampfer: „Ashlea,, (4222 Tonnen), „Newton Beesh" (4851 Tonnen) und „Treevanion" (52SS Tonne«), zusammen also um 14 172 Tonnen.
Demgegenüber ist festzustellen, daß auf Grund übereinstimmender Berichte aus englischen Teilgeständnissen und Meldungen der uninterressierten neutralen Presse die Schisfsverluste rund um die englischen Küste« in den erste« sieben Tage« des Dezember 27 Dampfer betragen haben. Darunter gab es 14 britische, 1 französisches und 12 neutrale Schiffe mit insgesamt 1V7 575 Tonnen. Die Verluste britischer Schiffe in diesen sieben Tagen machen 6V 916, der neutralen 39 629 und der französischen Schifffahrt 7030 Tonnen aus. Dazu kommen jetzt noch die von den Engländern neuerdings gemeldeten 14172 Tonnen, so daß sich -ic Gesamtverluste in der ersten Dezemberwoche auf 121742 Tonnen belaufen. Die Engländer haben also mit ihrem „Geständnis" mindestens die Hälfte der gesunkenen Schiffe glatt unterschlagen. Wieviel sie aber sonst noch verschwiegen haben, weil die betreffenden Nachrichten auch nicht in die neutrale Presse durchgesickert sind, wissen nur sie allein.
Es muß in diesem Zusammenhang auch daraus hingewiesen werden, daß die Engländer zur Verschleierung ihrer Verluste mit neuen Methoden arbeiten. Bei vielen Schiffen, deren Untergang sie nicht leugnen können, bestreiten sie die gegnerische Einwirkung und setzen diese Schiffe auch nicht auf die Verlustliste des Handelskrieges. Was sich in den letzten beiden Wochen an „Schisfszusammenstößen" ereignet hat, ist einfach unübersehbar. Dabei gingen natürlich regelmäßig das eine oder andere oder beide Schiffe unter. Auch wimmelt es in den Gewässern um die englische Küste von Sandbänken, von deren Vorhandensein die Schiffahrt bisher keine Ahnung hatte, so daß selbst Lot- sendampser „stranden". Ferner tauchen überseeische Riffe auf. an denen die ahnungslosen britischen Schiffe in den eigenen Gewässern scheitern. Schließlich hat die englische Handelsflotte einen gefährlichen Hang zu „Feuersbrünsten" aller Art bekommen, die Schiffe auf hoher See befallen und zerstören. Alle diese Schiffe, die auf so eigenartige Weise umkommen, tauchen natürlich nicht in den englischen Verlustlisten auf. Dadurch wird das Gesamtbild sehr „verschönert", und der Welt erscheint die britische Lage nur halb so trostlos wie sie in Wirklichkeit ist.
Das grotze Wunder an der Maginotlinie
Tommies habe« eine« Neklamefektor besetzt!
Berlin, 11. Dez. Die britischen Truppen haben nunmehr, wie der Londoner Rundfunk sich rühmt, einen Sektor an der Maginotlinie besetzt. Bei einem Vorstoß ins Niemandsland sollen sie sogar schon auf eine deutsche Patrouille gestoßen sein, wobei sie natürlich, wie es sich für so glorreichen Truppen geziemt, die deutsche Patrouille zurückgewiesen haben. Verluste habe« sie- nicht erlitten. Damit sind einige britische Regimenter, wie der Londoner Rundfunk sagt, jetzt an der Maginotlinie in dauernden Kontakt mit dem Feind getreten. Ehe sie diese Aufgabe übernahmen, wurde ein Armeebefehl erlaffen, in dem es u. a. heißt: Man hat Euch ausgesucht, um Euch der Ehre des Kampfes teilhaftig zu machen. Der Feind wartet auf Eure Ankunft. Bewahrt Ruhe und Würde und seid auf der Hut. Das Empire sieht auf Euch. Der König hatte zuvor diesen Regimentern einen Besuch abgestattet. „Es kann jetzt außerdem gesagt werden", so eröffnete der Londoner Rundfunk voll Stolz, „datz der König auch die vorderste Front besucht und das Niemandsland beobachtet hat. Der König hat den Generalen Gamelin und George hohe Orden verliehen."
Der britische Treibminenskandal
Allein 88 englische Minen von der Station Esbjerg unschädlich gemacht
Esbjerg, 11. Dez. Die starken Westwinde der letzten Zeit haben die Zahl der Treibminen an der jütländischen Westküste erheblich vermehrt. Wie der Esbjerger Kommandeurkapitän Lembcke mit- leilt, hat man allein von der Station Esbjerg aus 66 treibende Minen, die natürlich alle von dem großen englischen Minenfeld vor Esbjerg stammen, unschädlich gemacht.
London, 11. Dez. Die Admiralität teilt mit: Das Sekretariat der Admiralität bedauert Mitteilen zu muffen, daß S. M. Schiff „Ray os Hope" gestern auf eine Mine gelaufen und gesunken ist.
Esu weiterer britischer Dampfer uutergegangeu
Amsterdam, 11. Dez. Der englische Passagierdampfer „Duke of Lancaster" ist am Sonntagfrüh in der irischen See mit dem Frachtdampfer „Fire King" zusammengestoßen. Die Besatzung der „Fire King" wurde an Bord der „Duke of Lancaster" genommen. Die „Duke of Lancaster" (3814 Tonnen) ist am Bug schwer beschädigt.
Die Batterien von Gibraltar schaffen
Madrid, 11. Dez. Die amtliche Nachrichtenagentur Efe verdeutlicht folgende Meldung aus Gibraltar: Die Batterien von Gibraltar haben auf ein angebliches U-Boot das Feuer eröffnet. 8s ist jedoch festgestellt worden, daß es sich dabei um einen Ärrtum handelte. Das Geschützfeuer hat die Häuser der Stadt stark erschüttert
Japanische Warnung an England
Schanghai, 11. Dez. „Für jede Tonne deutscher Ausfuhrware, die die Engländer von einem japanischen Dampfer herunternehmen, wird die gleiche Menge englischer Waren von englischen Schiffen seitens der Japaner in den fernöstlichen Gewässern beschlagnahmt werden", so charakterisieren hiesigen japanischen Amtsstellen nahestehende Kreise die Haltung Japans für den Fall, daß England sich an der „Sanjo Maru" nach ihrer Abfahrt aus Holland, die für Dienstag voraeieben
ist, oder später folgenden japanischen Schiffen vergreifen sollte. Denn Japan betrachte die englischen Anschläge gegen die Ausfuhr deutscher Waren als durchaus unvereinbar mit dem internationalen Recht und werde seinen Standpunkt nicht nur mit Worten, sondern auch mit prompten Taten vertreten. Die Haltung der Engländer im Falle „Sanjo Maru" wird daher in Ostafien mit allergrößtem Interesse beobackchtet.
Australien vom englischen Krieg wenig begeistert
Knappe Mehrheit für Menzies
Amsterdam, 11. Dez. Wie der „Economist" enthüllt, ist die australische Regierung nicht nur in der Frage der Löhnung für die australische Miliz in Konflikt mit dem Parlament geraten, sondern sie hat auch bei einer sehr viel wichtigeren Frage nur die knappe Mehrheit von fünf Stimmen erhalten. Als Ministerpräsident Menzies am 29. November im Parlament mitteilte, daß die erste Division eines australischen Expeditionskorps Anfang nächsten Jahres zur Verschiffung bereit sein würde, brachte der Vorsitzende der Arbeiterpartei Curtin einen Gegenantrag ein. Australien, so hieß es hierin, brauche seine Soldaten zur eigenen Verteidigung und solle daher keine Truppen auf den Kontinent entsenden. Mit ganzen fünf Stimmen Mehrheit nur vermochte Menzies seine» eigenen Antrag durchzusetzen.
Der Wehrmachlsbericht
Zwei britische Tanker mit zusammenl 8 888 Tonnen versenkt
Berlin, 11. Dez. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
Zwischen Mosel und Pfälzer Wald an einzelnen Stellen der Front geringes Artillerie-Störungsseuer. Im übrigen verlief der Tag an der ganzen Westfront ruhig.
Am We stausgang des englischen Kanals wurden zwei britische Tanker von zusammen 18 8S8 Tonnen versenkt. »
Heftiger Kampf an allen Fronten Finnlands
DNV. Riga, 12. Dez. Mit unverminderter Kraft wurden die Kämpfe in Finnland am Montag an alle» Fronte« fortgesetzt. Der heftigste Kampf scheint sich an der nördlichsten Front in Lappland abzuspielen. Hier haben die Russen in den letzten Tagen große Truppenverstärkungen erhalten, die mit aller Macht daran arbeiten, die Verbindungen zwischen Schweden und Finnland abzuschneiden. Die Hauptkämpfe spielen sich bei Salmi- järoi und Petsoma ab, das bis zum Montag morgen noch von den Finne« gehalten wurde. Weitere Kampfhandlungen größerer Natur werden aus Sulla gemeldet. Der Vormarsch der russischen Truppen wird von der Luftwaffe unterstützt.
Hangö stand am Sonntag wieder im Zeichen russischer Flugangriffe. Ueber der Stadt Hangö erschien ein russisches Geschwader großer Bombenmaschinen, die innerhalb weniger Minuten etwa 50 Bombe» abwarsen. Schäden wurden insbesondere an der Hcrfenmole sowie an den Befestigungsanlagen Hangös angerichtet. Einer Meldung aus Stockholm zufolge sollen die Russen die finnische Verteidigungslinie in der Umgebung von Kexholm durchbrochen haben.
Keine fremden Waffenllefernngen an RnnlanL
Stockholm, 11. Dez. Die hiesige finnische Gesandtschaft dementiert entschieden die von verschiedenen Nachrichtenbüros und Zeitungen verbreiteten Meldungen über Waffenlieferungen aus --iiehreren Ländern an Finnland. Gleichzeitig veröffentlicht die diesige Presse das deutsche Dementi über angebliche deutsche Waffenlieferungen an Finnland.
Der finnische Reichstag tagte
Appell um aktive Hilfe an das Ausland
Berlin, 11. Dez. Die finnische Regierung hat unter dem 7. Dezember dem Sekretariat der Genfer Liga die angekündigte Darstellung des Konfliktes mit der Sowjetunion zugehen lassen.
Am Sonntag hielt der finnische Reichstag eine Sitzung ab, in der einstimmig eine Proklamation an das finnische Volk und die finnische Wehrmacht sowie ein Appell um aktive Hilfe an das Ausland „in dem Finnland aufgezwungenen Kampf" beschlossen wurde.
Der russische Vormarsch
Moskau, 11. Dez. Der Heeresbericht des Eensralstabes des Militärkreises Leningrad lautet: Am 10. Dezember sind die russischen Truppen in allen Richtungen um 5 bis 7 Kilometer vorgedrungen. Im Gebiet von llchta haben die Sowjettruppen die Ortschaft Kuolojärvi besetzt. In Richtung auf Poro- sosero haben sie das Dorf Johosala genommen. Auf der karelischen Landenge sind die Ortschaften Vobeschina und Kirka in russische Hände gefallen. Infolge schlechter Witterung wurden nur Erkundungsflüge durchgeführt.
Der finnische Heeresbericht Helsinki, 11. Dez. Vom finnischen
Hauptquartier wurde am
vonntag folgender Heeresbericht ausgegeben, der die Lage bis zum 10. Dezember mittags behandelt:
Armee: Der Feind setzte am 9. Dezember seine Angriffe a» Taipaleenjoki fort. Die Angriffe wurden abgeschlagen. Mit Ausnahme von Petsamo fanden au der ganze» Ostfront heftige Kämpfe statt.
See: Feindliche Flottenabteilunaen beschossen strategisch wichtige Punkte an der finnischen Schärenküste. Die eigene Küstenartillerie hat mehrere Male unsere Truppen wirksam unterstütze» können.
Luft: Feindliche Luftstreitkräfte bombardierten Hangö erfolglos, ebenso am späten Abend Forts auf den Inseln in der Nähe von Bjökö. Unsere eigenen Luftstreitkräfte führten im Laufe des Tages Erkundungsflüge durch und bombardierten mfi Unterstützung unserer Artillerie feindliche Marschkolonnen ein- schließlich einer Tank und Kraftwagen umfassenden Abteilung.
Inflationsgefahr in Dänemark?
Die drückenden Sorge« der Neutrale»
Kopenhagen, 11. Dez. Das neutrale Dänemark hat schon in den ersten drei Monaten die Auswirkungen des von England verursachten Krieges auf den verschiedensten Gebieten bitter fühlen müssen. Die Zahl der Arbeitslosen zum Beispiel ist um rund 27 500 auf 118 000 gestiegen, bei einer Bevölkerungszahl von nicht einmal 4 Millionen. Die landwirtschaftliche Ausfuhr nach England — die Haupteinnahmequelle des Landes — arbeitet mit Verlusten, so daß der Staat mit Subventionen eingreifen mußte. Die Einfuhr nach Dänemark aus England und zum Teil auch aus den Vereinigten Staaten stockt. Die Preise steigen im Klein- und im Großhandel ohne Unterbrechung. Die Devisenbestände der dänischen Nationalbank sind auf einen Bruchteil ihrer Friedenshöhe zusammengeschrumpft, und jetzt zeigt sich, daß auch der Notenumlauf in der ersten Woche des Monats Dezember wieder gestiegen ist, und zwar von 518 auf 542 Millionen Kronen. Dies plötzliche Steigen des Umlaufs an Banknoten hat zu ernsten Besorgnissen in dänischen Finanzkreisen Anlaß gegeben und zum erstenmal bringt ein dänisches Blatt seine Befürchtungen von einer Inflation zum Ausdruck. „Nationaltidende" schreibt nämlich, man könne wohl glauben, daß man von seiten der dänischen Nationalbank wenig Neigung für eine Inflation verspüre; anf der anderen Seite wiesen die außergewöhnlichen Steigungen im Notenumlauf und die wachsende Devisenschuld Dänemarks darauf hin, daß die Inflation tatsächlich im Anmarsch sei.
Die USA. haben in diesem Krieg nichts z« suchen
Es gibt keine Gründe, die einen KriegseintrM rechtfertige«
würden
Neuyork, 11. Dez. In Boston erklärte der Londoner USA.-Botschafter Kennedy in einer Ansprache, die Amerikaner sollten, wenn sie Amerika lieb hätten, keinerlei fremde Einflüsterungen erhören, denn ein eventueller Kriegseintritt der USA. würde die Laae nickt im aerinalten bessern.